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Einleitung.
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_Der Nibelungenhort._
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I.
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Es war einmal ein König,
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Ein König wars am Rhein,
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Der liebte nichts so wenig
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Als Hader, Gram und Pein.
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Es grollten seine Degen
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Um einen Schatz im Land
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Und wären fast erlegen
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Vor ihrer eignen Hand.
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Da sprach er zu den Edeln:
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"Was frommt euch alles Gold,
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Wenn ihr mit euern Schedeln
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Den Hort erkaufen sollt?
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Ein Ende sei der Plage,
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Versenkt es in den Rhein:
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Bis zu dem jüngsten Tage
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Mags da verborgen sein."
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Da senkten es die Stolzen
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Hinunter in die Flut;
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Es ist wohl gar geschmolzen,
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Seitdem es da geruht.
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Zerronnen in den Wellen
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Des Stroms, der drüber rollt,
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Läßt es die Trauben schwellen
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Und glänzen gleich dem Gold.
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Daß doch ein Jeder dächte
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Wie dieser König gut,
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Auf daß kein Leid ihn brächte
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Um seinen hohen Muth.
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So senkten wir hinunter
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Den Kummer in den Rhein
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Und tränken froh und munter
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Von seinem goldnen Wein.
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II.
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Einem Ritter wohlgeboren im schönen Schwabenland
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War von dem weisen Könige die Märe wohlbekannt,
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Der den Hort versenken ließ in des Rheines Flut:
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Wie er ihm nachspüre erwog er lang in seinem Muth.
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"Darunter lag von Golde ein Wunschrüthelein;
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Wenn ich den Hort erwürbe, mein eigen müst es sein:
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Wer Meister wär der Gerte, das ist mir wohl bekannt,
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Dem wär sie nicht zu Kaufe um alles kaiserliche Land."
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Auf seinem Streitrosse mit Harnisch, Schild und Schwert
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Verließ der Heimat Gauen der stolze Degen werth:
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Nach _Lochheim_ wollt er reiten bei Worms an dem Rhein,
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Wo die Schätze sollten in der Flut begraben sein.
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Der werthe Held vertauschte sein ritterlich Gewand
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Mit eines Fischers Kleide, den er am Ufer fand,
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Den Helm mit dem Barete, sein getreues Ross
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Mit einem guten Schifflein, das lustig auf den Wellen floß.
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Seine Waffe war das Ruder, die Stange war sein Sper:
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So kreuzt er auf den Wellen manch lieben Tag umher
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Und fischte nach dem Horte; die Zeit war ihm nicht lang;
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Er erholte von der Arbeit sich bei Zechgelag und Gesang.
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Um das alte Wormes und tiefer um den Rhein
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Bis sich die Berge senken, da wächst ein guter Wein:
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Er gleicht so recht an Farbe dem Nibelungengold,
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Das in der Flut zerronnen in der Reben Adern rollt.
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Den trank er alle Tage, beides, spät und früh,
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Wenn er Rast sich gönnte von der Arbeit Müh.
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Er war so rein und lauter, er war so hell und gut,
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Er stärkte seine Sinne und erhöht' ihm Kraft und Muth.
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Auch hört er Märe singen, die sang der Degen nach,
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Von Alberich dem Zwerge, der des Hortes pflag,
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Von hohem Liebeswerben, von Siegfriedens Tod,
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Von Kriemhilds grauser Rache und der Nibelungen Noth.
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Da nahm der Degen wieder das Ruder an die Hand
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Und forschte nach dem Horte am weingrünen Strand.
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Mit Hacken und mit Schaufeln drang er auf den Grund,
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Mit Netzen und mit Stangen: ihm wurden Mühsale kund.
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Von des Weines Güte empfieng er Kraft genug,
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Daß er des Tags Beschwerde wohlgemuth ertrug.
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Sein Lied mit stolzer Fülle aus der Kehle drang,
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Daß es nachgesungen von allen Bergen wiederklang.
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So schifft' er immer weiter zu Thal den grünen Rhein,
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Nach dem Horte forschend bei Hochgesang und Wein.
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Am großen Loch bei Bingen erst seine Stimme schwoll,
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Hei! wie ein starkes Singen an der Lurlei widerscholl!
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Doch fand er in der Tiefe vom Golde keine Spur,
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Nicht in des Stromes Bette, im Becher blinkt' es nur.
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Da sprach der biedre Degen: "Nun leuchtet erst mir ein:
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Ich gieng den Hort zu suchen: der große Hort, das ist der Wein.
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"Der hat aus alten Zeiten noch bewahrt die Kraft,
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Daß er zu großen Thaten erregt die Ritterschaft.
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Aus der Berge Schachten stammt sein Feuergeist,
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Der den blöden Sänger in hohen Thaten unterweist.
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"Er hat aus alten Zeiten mir ein Lied vertraut,
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Wie er zuerst der Wogen verborgnen Grund geschaut;
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Wie Siegfried ward erschlagen um schnöden Golds Gewinn
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Und wie ihr Leid gerochen Kriemhild, die edle Königin.
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"Mein Schifflein laß ich fahren, die Gier des Goldes flieht,
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Der Hort ward zu Weine, der Wein ward mir zum Lied,
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Zum Liede, das man gerne nach tausend Jahren singt
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Und das in diesen Tagen von allen Zungen wiederklingt.
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"Ich gieng den Hort zu suchen, mein Sang, das ist der Hort,
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Es begrub ihn nicht die Welle, er lebt unsterblich fort."
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Sein Schifflein ließ er fahren und sang sein Lied im Land:
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Das ward vor allen Königen, vor allen Kaisern bekannt.
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Laut ward es gesungen im Lande weit und breit,
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Hat neu sich aufgeschwungen in dieser späten Zeit.
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Nun mögt ihr erst verstehen, ein altgesprochen Wort:
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"Das Lied der Nibelungen, das ist der Nibelungenhort."
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K. S.
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* * * * *
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Das Nibelungenlied.
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Erstes Abenteuer.
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Wie Kriemhilden träumte.
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Viel Wunderdinge melden die Mären alter Zeit 1
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Von preiswerthen Helden, von großer Kühnheit,
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Von Freud und Festlichkeiten, von Weinen und von Klagen,
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Von kühner Recken Streiten mögt ihr nun Wunder hören sagen.
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Es wuchs in Burgunden solch edel Mägdelein, 2
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Daß in allen Landen nichts Schönres mochte sein.
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Kriemhild war sie geheißen, und ward ein schönes Weib,
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Um die viel Degen musten verlieren Leben und Leib.
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Die Minnigliche lieben brachte Keinem Scham; 3
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Um die viel Recken warben, Niemand war ihr gram.
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Schön war ohne Maßen die edle Maid zu schaun;
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Der Jungfrau höfsche Sitte wär eine Zier allen Fraun.
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Es pflegten sie drei Könige edel und reich, 4
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Gunther und Gernot, die Recken ohne Gleich,
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Und Geiselher der junge, ein auserwählter Degen;
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Sie war ihre Schwester, die Fürsten hatten sie zu pflegen.
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Die Herren waren milde, dazu von hohem Stamm, 5
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Unmaßen kühn nach Kräften, die Recken lobesam.
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Nach den Burgunden war ihr Land genannt;
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Sie schufen starke Wunder noch seitdem in Etzels Land.
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In Worms am Rheine wohnten die Herrn in ihrer Kraft. 6
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Von ihren Landen diente viel stolze Ritterschaft
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Mit rühmlichen Ehren all ihres Lebens Zeit,
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Bis jämmerlich sie starben durch zweier edeln Frauen Streit.
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Ute hieß ihre Mutter, die reiche Königin, 7
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Und Dankrat ihr Vater, der ihnen zum Gewinn
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Das Erbe ließ im Tode, vordem ein starker Mann,
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Der auch in seiner Jugend großer Ehren viel gewann.
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Die drei Könge waren, wie ich kund gethan, 8
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Stark und hohen Muthes; ihnen waren unterthan
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Auch die besten Recken, davon man hat gesagt,
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Von großer Kraft und Kühnheit, in allen Streiten unverzagt.
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Das war von Tronje Hagen, und der Bruder sein, 9
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Dankwart der Schnelle, von Metz Herr Ortewein,
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Die beiden Markgrafen Gere und Eckewart,
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Volker von Alzei, an allen Kräften wohlbewahrt,
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Rumold der Küchenmeister, ein theuerlicher Degen, 10
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Sindold und Hunold: die Herren musten pflegen
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Des Hofes und der Ehren, den Köngen unterthan.
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Noch hatten sie viel Recken, die ich nicht alle nennen kann.
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Dankwart war Marschall; so war der Neffe sein 11
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Truchseß des Königs, von Metz Herr Ortewein.
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Sindold war Schenke, ein waidlicher Degen,
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Und Kämmerer Hunold: sie konnten hoher Ehren pflegen.
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Von des Hofes Ehre von ihrer weiten Kraft, 12
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Von ihrer hohen Würdigkeit und von der Ritterschaft,
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Wie sie die Herren übten mit Freuden all ihr Leben,
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Davon weiß wahrlich Niemand euch volle Kunde zu geben.
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In ihren hohen Ehren träumte Kriemhilden, 13
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Sie zög einen Falken, stark-, schön- und wilden;
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Den griffen ihr zwei Aare, daß sie es mochte sehn:
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Ihr konnt auf dieser Erde größer Leid nicht geschehn.
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Sie sagt' ihrer Mutter den Traum, Frau Uten: 14
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Die wust ihn nicht zu deuten als so der guten:
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"Der Falke, den du ziehest, das ist ein edler Mann:
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Ihn wolle Gott behüten, sonst ist es bald um ihn gethan."
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"Was sagt ihr mir vom Manne, vielliebe Mutter mein? 15
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Ohne Reckenminne will ich immer sein;
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So schön will ich verbleiben bis an meinen Tod,
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Daß ich von Mannesminne nie gewinnen möge Noth."
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"Verred es nicht so völlig," die Mutter sprach da so, 16
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"Sollst du je auf Erden von Herzen werden froh,
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Das geschieht von Mannesminne: du wirst ein schönes Weib,
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Will Gott dir noch vergönnen eines guten Ritters Leib."
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"Die Rede laßt bleiben, vielliebe Mutter mein. 17
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Es hat an manchen Weiben gelehrt der Augenschein,
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Wie Liebe mit Leide am Ende gerne lohnt;
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Ich will sie meiden beide, so bleib ich sicher verschont!"
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Kriemhild in ihrem Muthe hielt sich von Minne frei. 18
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So lief noch der guten manch lieber Tag vorbei,
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Daß sie Niemand wuste, der ihr gefiel zum Mann,
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Bis sie doch mit Ehren einen werthen Recken gewann.
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Das war derselbe Falke, den jener Traum ihr bot, 19
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Den ihr beschied die Mutter. Ob seinem frühen Tod
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Den nächsten Anverwandten wie gab sie blutgen Lohn!
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Durch dieses Einen Sterben starb noch mancher Mutter Sohn.
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* * * * *
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Zweites Abenteuer.
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Von Siegfrieden.
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Da wuchs im Niederlande eines edeln Königs Kind, 20
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Siegmund hieß sein Vater, die Mutter Siegelind,
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In einer mächtgen Veste, weithin wohlbekannt,
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Unten am Rheine, Xanten war sie genannt.
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Ich sag euch von dem Degen, wie so schön er ward. 21
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Er war vor allen Schanden immer wohl bewahrt.
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Stark und hohes Namens ward bald der kühne Mann:
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Hei! was er großer Ehren auf dieser Erde gewann!
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Siegfried ward geheißen der edle Degen gut. 22
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Er erprobte viel der Recken in hochbeherztem Muth.
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Seine Stärke führt' ihn in manches fremde Land:
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Hei! was er schneller Degen bei den Burgunden fand!
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Bevor der kühne Degen voll erwuchs zum Mann, 23
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Da hatt er solche Wunder mit seiner Hand gethan,
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Davon man immer wieder singen mag und sagen;
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Wir müßen viel verschweigen von ihm in heutigen Tagen.
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In seinen besten Zeiten, bei seinen jungen Tagen 24
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Mochte man viel Wunder von Siegfrieden sagen,
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Wie Ehr an ihm erblühte und wie schön er war zu schaun:
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Drum dachten sein in Minne viel der waidlichen Fraun.
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Man erzog ihn mit dem Fleiße, wie ihm geziemend war; 25
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Was ihm Zucht und Sitte der eigne Sinn gebar!
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Das ward noch eine Zierde für seines Vaters Land,
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Daß man zu allen Dingen ihn so recht herrlich fand.
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Er war nun so erwachsen, mit an den Hof zu gehn. 26
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Die Leute sahn ihn gerne; viel Fraun und Mädchen schön
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Wünschten wohl, er käme dahin doch immerdar;
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Hold waren ihm gar viele, des ward der Degen wohl gewahr.
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Selten ohne Hüter man reiten ließ das Kind. 27
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Mit Kleidern hieß ihn zieren seine Mutter Siegelind;
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Auch pflegten sein die Weisen, denen Ehre war bekannt:
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Drum möcht er wohl gewinnen so die Leute wie das Land,
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Nun war er in der Stärke, daß er wohl Waffen trug: 28
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Wes er dazu bedurfte, des gab man ihm genug.
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Schon sann er zu werben um manches schöne Kind;
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Die hätten wohl mit Ehren den schönen Siegfried geminnt.
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Da ließ sein Vater Siegmund kund thun seinem Lehn, 29
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Mit lieben Freunden woll er ein Hofgelag begehn.
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Da brachte man die Märe in andrer Könge Land.
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Den Heimischen und Gästen gab er Ross und Gewand.
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Wen man finden mochte, der nach der Eltern Art 30
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Ritter werden sollte, die edeln Knappen zart
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Lud man nach dem Lande zu der Lustbarkeit,
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Wo sie das Schwert empfiengen mit Siegfried zu gleicher Zeit.
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Man mochte Wunder sagen von dem Hofgelag. 31
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Siegmund und Siegelind gewannen an dem Tag
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Viel Ehre durch die Gaben, die spendet' ihre Hand:
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Drum sah man viel der Fremden zu ihnen reiten in das Land.
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Vierhundert Schwertdegen sollten gekleidet sein 32
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Mit dem jungen Könige. Manch schönes Mägdelein
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Sah man am Werk geschäftig: ihm waren alle hold.
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Viel edle Steine legten die Frauen da in das Gold,
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Die sie mit Borten wollten auf die Kleider nähn 33
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Den jungen stolzen Recken; das muste so ergehn.
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Der Wirth ließ Sitze bauen für manchen kühnen Mann
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Zu der Sonnenwende, wo Siegfried Ritters Stand gewann.
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Da gieng zu einem Münster mancher reiche Knecht 34
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Und viel der edeln Ritter. Die Alten thaten recht,
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Daß sie den Jungen dienten, wie ihnen war geschehn,
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Sie hatten Kurzweile und freuten sich es zu sehn.
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Als man da Gott zu Ehren eine Messe sang, 35
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Da hub sich von den Leuten ein gewaltiger Drang,
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Da sie zu Rittern wurden dem Ritterbrauch gemäß
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Mit also hohen Ehren, so leicht nicht wieder geschähs.
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Sie eilten, wo sie fanden geschirrter Rosse viel. 36
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Da ward in Siegmunds Hofe so laut das Ritterspiel,
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Daß man ertosen hörte Pallas und Saal.
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Die hochbeherzten Degen begannen fröhlichen Schall.
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Von Alten und von Jungen mancher Stoß erklang, 37
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Daß der Schäfte Brechen in die Lüfte drang.
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Die Splitter sah man fliegen bis zum Saal hinan.
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Die Kurzweile sahen die Fraun und Männer mit an.
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Der Wirth bat es zu laßen. Man zog die Rosse fort; 38
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Wohl sah man auch zerbrochen viel starke Schilde dort
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Und viel der edeln Steine auf das Gras gefällt
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Von des lichten Schildes Spangen: die hatten Stöße zerschellt.
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Da setzten sich die Gäste, wohin man ihnen rieth, 39
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zu Tisch, wo von Ermüdung viel edle Kost sie schied
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Und Wein der allerbeste, des man die Fülle trug.
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Den Heimischen und Fremden bot man Ehren da genug.
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So viel sie Kurzweile gefunden all den Tag, 40
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Das fahrende Gesinde doch keiner Ruhe pflag:
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Sie dienten um die Gabe, die man da reichlich fand;
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Ihr Lob ward zur Zierde König Siegmunds ganzem Land.
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Da ließ der Fürst verleihen Siegfried, dem jungen Mann, 41
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Das Land und die Burgen, wie sonst er selbst gethan.
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Seinen Schwertgenoßen gab er mit milder Hand:
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So freute sie die Reise, die sie geführt in das Land.
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Das Hofgelage währte bis an den siebten Tag. 42
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Sieglind die reiche der alten Sitte pflag,
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Daß sie dem Sohn zu Liebe vertheilte rothes Gold:
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Sie könnt es wohl verdienen, daß ihm die Leute waren hold.
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Da war zuletzt kein armer Fahrender mehr im Land. 43
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Ihnen stoben Kleider und Rosse von der Hand,
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Als hätten sie zu leben nicht mehr denn einen Tag.
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Man sah nie Ingesinde, das so großer Milde pflag.
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Mit preiswerthen Ehren zergieng die Lustbarkeit. 44
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Man hörte wohl die Reichen sagen nach der Zeit,
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Daß sie dem Jungen gerne wären unterthan;
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Das begehrte nicht Siegfried, dieser waidliche Mann.
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So lange sie noch lebten, Siegmund und Siegelind, 45
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Wollte nicht Krone tragen der beiden liebes Kind;
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Doch wollt er herrlich wenden alle die Gewalt,
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Die in den Landen fürchtete der Degen kühn und wohlgestalt.
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Ihn durfte Niemand schelten: seit er die Waffen nahm, 46
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Pflag er der Ruh nur selten, der Recke lobesam.
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Er suchte nur zu streiten und seine starke Hand
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Macht' ihn zu allen Zeiten in fremden Reichen wohlbekannt.
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* * * * *
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Drittes Abenteuer.
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Wie Siegfried nach Worms kam.
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Den Herrn beschwerte selten irgend ein Herzeleid. 47
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Er hörte Kunde sagen, wie eine schöne Maid
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Bei den Burgunden wäre, nach Wünschen wohlgethan,
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Von der er bald viel Freuden und auch viel Leides gewann.
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Von ihrer hohen Schöne vernahm man weit und breit, 48
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Und auch ihr Hochgemüthe ward zur selben Zeit
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Bei der Jungfrauen den Helden oft bekannt:
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Das ladete der Gäste viel in König Gunthers Land.
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So viel um ihre Minne man Werbende sah, 49
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Kriemhild in ihrem Sinne sprach dazu nicht Ja,
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Daß sie einen wollte zum geliebten Mann:
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Er war ihr noch gar fremde, dem sie bald ward unterthan.
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Dann sann auf hohe Minne Sieglindens Kind: 50
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All der Andern Werben war wider ihn ein Wind.
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Er mochte wohl verdienen ein Weib so auserwählt:
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Bald ward die edle Kriemhild dem kühnen Siegfried vermählt.
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Ihm riethen seine Freunde und Die in seinem Lehn, 51
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Hab er stäte Minne sich zum Ziel ersehn,
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So soll er werben, daß er sich der Wahl nicht dürfe schämen.
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Da sprach der edle Siegfried: "So will ich Kriemhilden nehmen,
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"Die edle Königstochter von Burgundenland, 52
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Um ihre große Schöne. Das ist mir wohl bekannt,
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Kein Kaiser sei so mächtig, hätt er zu frein im Sinn,
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Dem nicht zum minnen ziemte diese reiche Königin."
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Solche Märe hörte der König Siegmund. 53
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Es sprachen seine Leute: also ward ihm kund
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Seines Kindes Wille. Es war ihm höchlich leid,
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Daß er werben wolle um diese herrliche Maid.
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Es erfuhr es auch die Königin, die edle Siegelind: 54
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Die muste große Sorge tragen um ihr Kind,
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Weil sie wohl Gunthern kannte und Die in seinem Heer
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Die Werbung dem Degen zu verleiden fliß man sich sehr.
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Da sprach der kühne Siegfried: "Viel lieber Vater mein, 55
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|
Ohn edler Frauen Minne wollt ich immer sein,
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Wenn ich nicht werben dürfte nach Herzensliebe frei."
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Was Jemand reden mochte, so blieb er immer dabei.
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"Ist dir nicht abzurathen," der König sprach da so, 56
|
|
"So bin ich deines Willens von ganzem Herzen froh
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Und will dirs fügen helfen, so gut ich immer kann;
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Doch hat der König Gunther manchen hochfährtgen Mann.
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"Und wär es anders Niemand als Hagen der Degen, 57
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Der kann im Uebermuthe wohl der Hochfahrt pflegen,
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So daß ich sehr befürchte, es mög uns werden leid,
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Wenn wir werben wollen um diese herrliche Maid."
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"Wie mag uns das gefährden!" hub da Siegfried an: 58
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"Was ich mir im Guten da nicht erbitten kann,
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Will ich schon sonst erwerben mit meiner starken Hand,
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Ich will von ihm erzwingen so die Leute wie das Land."
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"Leid ist mir deine Rede," sprach König Siegmund, 59
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"Denn würde diese Märe dort am Rheine kund,
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Du dürftest nimmer reiten in König Gunthers Land.
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Gunther und Gernot die sind mir lange bekannt.
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"Mit Gewalt erwerben kann Niemand die Magd," 60
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Sprach der König Siegmund, "das ist mir wohl gesagt;
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Willst du jedoch mit Recken reiten in das Land,
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|
Die Freunde, die wir haben, die werden eilends besandt."
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"So ist mir nicht zu Muthe," fiel ihm Siegfried ein, 61
|
|
"Daß mir Recken sollten folgen an den Rhein
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Einer Heerfahrt willen: das wäre mir wohl leid,
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Sollt ich damit erzwingen diese herrliche Maid.
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"Ich will sie schon erwerben allein mit meiner Hand. 62
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Ich will mit zwölf Gesellen in König Gunthers Land;
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Dazu sollt ihr mir helfen, Vater Siegmund."
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Da gab man seinen Degen zu Kleidern grau und auch bunt.
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Da vernahm auch diese Märe seine Mutter Siegelind; 63
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Sie begann zu trauern um ihr liebes Kind:,
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Sie bangt' es zu verlieren durch Die in Gunthers Heer.
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Die edle Königstochter weinte darüber sehr.
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Siegfried der Degen gieng hin, wo er sie sah. 64
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Wider seine Mutter gütlich sprach er da:
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"Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein:
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Wohl will ich ohne Sorgen vor allen Weiganden sein.
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"Nun helft mir zu der Reise nach Burgundenland, 65
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Daß mich und meine Recken ziere solch Gewand,
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Wie so stolze Degen mit Ehren mögen tragen:
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Dafür will ich immer den Dank von Herzen euch sagen."
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"Ist dir nicht abzurathen," sprach Frau Siegelind, 66
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So helf ich dir zur Reise, mein einziges Kind,
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Mit den besten Kleidern, die je ein Ritter trug,
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Dir und deinen Degen: ihr sollt der haben genug."
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Da neigte sich ihr dankend Siegfried der junge Mann. 67
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Er sprach: "Nicht mehr Gesellen nehm ich zur Fahrt mir an
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Als der Recken zwölfe: verseht die mit Gewand.
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Ich möchte gern erfahren, wie's um Kriemhild sei bewandt."
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Da saßen schöne Frauen über Nacht und Tag, 68
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Daß ihrer selten Eine der Muße eher pflag,
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Bis sie gefertigt hatten Siegfriedens Staat.
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Er wollte seiner Reise nun mit nichten haben Rath.
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Sein Vater hieß ihm zieren sein ritterlich Gewand, 69
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Womit er räumen wollte König Siegmunds Land.
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Ihre lichten Panzer die wurden auch bereit
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Und ihre festen Helme, ihre Schilde schön und breit.
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Nun sahen sie die Reise zu den Burgunden nahn. 70
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Um sie begann zu sorgen beides, Weib und Mann,
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Ob sie je wiederkommen sollten in das Land.
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Sie geboten aufzusäumen die Waffen und das Gewand.
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Schön waren ihre Rosse, ihr Reitzeug goldesroth; 71
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Wenn wer sich höher dauchte, so war es ohne Noth,
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Als der Degen Siegfried und Die ihm unterthan.
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Nun hielt er um Urlaub zu den Burgunden an.
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Den gaben ihm mit Trauern König und Königin. 72
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Er tröstete sie beide mit minniglichem Sinn
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Und sprach: "Ihr sollt nicht weinen um den Willen mein:
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Immer ohne Sorgen mögt ihr um mein Leben sein."
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Es war leid den Recken, auch weinte manche Maid; 73
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Sie ahnten wohl im Herzen, daß sie es nach der Zeit
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Noch schwer entgelten müsten durch lieber Freunde Tod.
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Sie hatten Grund zu klagen, es that ihnen wahrlich Noth.
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Am siebenten Morgen zu Worms an den Strand 74
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Ritten schon die Kühnen; all ihr Gewand
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War von rothem Golde, ihr Reitzeug wohlbestellt;
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Ihnen giengen sanft die Rosse, die sich da Siegfried gesellt.
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Neu waren ihre Schilde, licht dazu und breit, 75
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Und schön ihre Helme, als mit dem Geleit
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Siegfried der kühne ritt in Gunthers Land.
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Man ersah an Helden nie mehr so herrlich Gewand.
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Der Schwerter Enden giengen nieder auf die Sporen; 76
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Scharfe Spere führten die Ritter auserkoren.
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Von zweier Spannen Breite war, welchen Siegfried trug;
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Der hatt an seinen Schneiden grimmer Schärfe genug.
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Goldfarbne Zäume führten sie an der Hand; 77
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Der Brustriem war von Seide: so kamen sie ins Land.
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Da gafften sie die Leute allenthalben an:
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Gunthers Mannen liefen sie zu empfangen heran.
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Die hochbeherzten Recken, Ritter so wie Knecht, 78
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Liefen den Herrn entgegen, so war es Fug und Recht,
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Und begrüßten diese Gäste in ihrer Herren Land;
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Die Pferde nahm man ihnen und die Schilde von der Hand.
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Da wollten sie die Rosse ziehn zu ihrer Rast; 79
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Da sprach aber Siegfried alsbald, der kühne Gast:
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"Laßt uns noch die Pferde stehen kurze Zeit:
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Wir reiten bald von hinnen; dazu bin ich ganz bereit.
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"Man soll uns auch die Schilde nicht von dannen tragen; 80
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Wo ich den König finde, kann mir das Jemand sagen,
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Gunther den reichen aus Burgundenland?"
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Da sagt' es ihm Einer, dem es wohl war bekannt.
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"Wollt ihr den König finden, das mag gar leicht geschehn: 81
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In jenem weiten Saale hab ich ihn gesehn
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Unter seinen Helden; da geht zu ihm hinan,
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So mögt ihr bei ihm finden manchen herrlichen Mann."
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Nun waren auch die Mären dem König schon gesagt, 82
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Daß auf dem Hofe wären Ritter unverzagt:
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Sie führten lichte Panzer und herrlich Gewand;
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Sie erkenne Niemand in der Burgunden Land.
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Den König nahm es Wunder, woher gekommen sei'n 83
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Die herrlichen Recken im Kleid von lichtem Schein
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Und mit so guten Schilden, so neu und so breit;
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Das ihm das Niemand sagte, das war König Gunthern leid.
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Zur Antwort gab dem König von Metz Herr Ortewein; 84
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Stark und kühnes Muthes mocht er wohl sein:
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"Da wir sie nicht erkennen, so heißt Jemand gehn
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Nach meinem Oheim Hagen: dem sollt ihr sie laßen sehn.
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"Ihm sind wohl kund die Reiche und alles fremde Land; 85
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Erkennt er die Herren, das macht er uns bekannt."
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Der König ließ ihn holen und Die in seinem Lehn:
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Da sah man ihn herrlich mit Recken hin zu Hofe gehn.
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Warum nach ihm der König, frug Hagen da, geschickt? 86
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"Es werden fremde Degen in meinem Haus erblickt,
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Die Niemand mag erkennen: habt ihr in fremdem Land
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Sie wohl schon gesehen? das macht mir, Hagen bekannt."
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"Das will ich," sprach Hagen. Zum Fenster schritt er drauf, 87
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Da ließ er nach den Gästen den Augen freien Lauf.
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Wohl gefiel ihm ihr Geräthe und all ihr Gewand;
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Doch waren sie ihm fremde in der Burgunden Land.
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Er sprach, woher die Recken auch kämen an den Rhein, 88
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Es möchten selber Fürsten oder Fürstenboten sein.
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"Schön sind ihre Rosse und ihr Gewand ist gut;
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Von wannen sie auch ritten, es sind Helden hochgemuth."
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Also sprach da Hagen: "Soviel ich mag verstehn, 89
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Hab ich gleich im Leben Siegfrieden nie gesehn,
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So will ich doch wohl glauben, wie es damit auch steht,
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Daß er es sei, der Degen, der so herrlich dorten geht.
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"Er bringt neue Mären her in dieses Land: 90
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Die kühnen Nibelungen schlug des Helden Hand,
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Die reichen Königssöhne Schilbung und Nibelung;
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Er wirkte große Wunder mit des starken Armes Schwung.
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"Als der Held alleine ritt aller Hülfe bar, 91
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Fand er an einem Berge, so hört ich immerdar,
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Bei König Niblungs Horte manchen kühnen Mann;
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Sie waren ihm gar fremde, bis er hier die Kunde gewann.
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"Der Hort König Nibelungs ward hervorgetragen 92
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Aus einem hohlen Berge: nun hört Wunder sagen,
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Wie ihn theilen wollten Die Niblung unterthan.
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Das sah der Degen Siegfried, den es zu wundern begann.
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"So nah kam er ihnen, daß er die Helden sah 93
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Und ihn die Degen wieder. Der Eine sagte da:
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"Hier kommt der starke Siegfried, der Held aus Niederland."
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Seltsame Abenteuer er bei den Nibelungen fand.
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"Den Recken wohl empfiengen Schilbung und Nibelung. 94
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Einhellig baten die edeln Fürsten jung,
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Daß ihnen theilen möchte den Schatz der kühne Mann:
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Das begehrten sie, bis endlich ers zu geloben begann.
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"Er sah so viel Gesteines, wie wir hören sagen, 95
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Hundert Leiterwagen die möchten es nicht tragen,
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Noch mehr des rothen Goldes von Nibelungenland:
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Das Alles sollte theilen des kühnen Siegfriedes Hand.
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"Sie gaben ihm zum Lohne König Niblungs Schwert: 96
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Da wurden sie des Dienstes gar übel gewährt,
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Den ihnen leisten sollte Siegfried der Degen gut.
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Er könnt es nicht vollbringen: sie hatten zornigen Muth.
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"So must er ungetheilet die Schätze laßen stehn. 97
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Da bestanden ihn die Degen in der zwei Könge Lehn:
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Mit ihres Vaters Schwerte, das Balmung war genannt,
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Stritt ihnen ab der Kühne den Hort und Nibelungenland
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"Da hatten sie zu Freunden kühne zwölf Mann, 98
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Die starke Riesen waren: was konnt es sie verfahn?
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Die erschlug im Zorne Siegfriedens Hand
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Und siebenhundert Recken zwang er vom Nibelungenland.
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"Mit dem guten Schwerte, geheißen Balmung. 99
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Vom Schrecken überwältigt war mancher Degen jung
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Zumal vor dem Schwerte und vor dem kühnen Mann:
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Das Land mit den Burgen machten sie ihm unterthan.
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"Dazu die reichen Könige die schlug er beide todt. 100
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Er kam durch Albrichen darauf in große Noth:
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Der wollte seine Herren rächen allzuhand,
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Eh er die große Stärke noch an Siegfrieden fand.
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"Mit Streit bestehen konnt ihn da nicht der starke Zwerg. 101
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Wie die wilden Leuen liefen sie an den Berg,
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Wo er die Tarnkappe Albrichen abgewann:
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Da war des Hortes Meister Siegfried der schreckliche Mann.
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"Die sich getraut zu fechten, die lagen all erschlagen. 102
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Den Schatz ließ er wieder nach dem Berge tragen,
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Dem ihn entnommen hatten Die Niblung unterthan.
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Alberich der starke das Amt des Kämmrers gewann.
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"Er must ihm Eide schwören, er dien ihm als sein Knecht, 103
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Zu aller Art Diensten ward er ihm gerecht."
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So sprach von Tronje Hagen: "Das hat der Held gethan;
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Also große Kräfte nie mehr ein Recke gewann.
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"Noch ein Abenteuer ist mir von ihm bekannt: 104
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Einen Linddrachen schlug des Helden Hand;
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Als er im Blut sich badete, ward hörnern seine Haut.
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So versehrt ihn keine Waffe: das hat man oft an ihm geschaut.
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"Man soll ihn wohl empfangen, der beste Rath ist das, 105
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Damit wir nicht verdienen des schnellen Recken Haß.
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Er ist so kühnes Sinnes, man seh ihn freundlich an:
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Er hat mit seinen Kräften so manche Wunder gethan."
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Da sprach der mächtge König: "Gewiss, du redest wahr: 106
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Nun sieh, wie stolz er dasteht vor des Streits Gefahr,
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Dieser kühne Degen und Die in seinem Lehn!
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Wir wollen ihm entgegen hinab zu dem Recken gehn."
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"Das mögt ihr," sprach da Hagen, "mit allen Ehren schon: 107
|
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Er ist von edelm Stamme eines reichen Königs Sohn;
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Auch hat er die Gebäre, mich dünkt, beim Herren Christ,
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Es sei nicht kleine Märe, um die er hergeritten ist."
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Da sprach der Herr des Landes: "Nun sei er uns willkommen. 108
|
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Er ist kühn und edel, das hab ich wohl vernommen;
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Des soll er auch genießen im Burgundenland."
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Da gieng der König Gunther hin, wo er Siegfrieden fand.
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Der Wirth und seine Recken empfiengen so den Mann, 109
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Daß wenig an dem Gruße gebrach, den er gewann;
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Des neigte sich vor ihnen der Degen ausersehn
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In großen Züchten sah man ihn mit seinen Recken stehn.
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"Mich wundert diese Märe," sprach der Wirth zuhand, 110
|
|
"Von wannen, edler Siegfried, ihr kamt in dieses Land
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Oder was ihr wollet suchen zu Worms an dem Rhein?"
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Da sprach der Gast zum König: "Das soll euch unverhohlen sein.
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"Ich habe sagen hören in meines Vaters Land, 111
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An euerm Hofe wären, das hätt ich gern erkannt,
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Die allerkühnsten Recken, so hab ich oft vernommen,
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Die je gewann ein König: darum bin ich hieher gekommen.
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"So hör ich auch euch selber viel Mannheit zugestehn, 112
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Man habe keinen König noch je so kühn gesehn.
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Das rühmen viel der Leute in all diesem Land;
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Nun kann ichs nicht verwinden, bis ich die Wahrheit befand.
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"Ich bin auch ein Recke und soll die Krone tragen: 113
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Ich möcht es gerne fügen, daß sie von mir sagen,
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Daß ich mit Recht besäße die Leute wie das Land.
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Mein Haupt und meine Ehre setz ich dawider zu Pfand.
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Wenn ihr denn so kühn seid, wie euch die Sage zeiht, 114
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|
So frag ich nicht, ists Jemand lieb oder leid:
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Ich will von euch erzwingen, was euch angehört,
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Das Land und die Burgen unterwerf ich meinem Schwert."
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Der König war verwundert und all sein Volk umher, 115
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Als sie vernahmen sein seltsam Begehr,
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Daß er ihm zu nehmen gedächte Leut und Land.
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Das hörten seine Degen, die wurden zornig zuhand.
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"Wie sollt ich das verdienen," sprach Gunther der Degen, 116
|
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Wes mein Vater lange mit Ehren durfte pflegen,
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Daß wir das verlören durch Jemands Ueberkraft?
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Das wäre schlecht bewiesen, daß wir auch pflegen Ritterschaft!"
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"Ich will davon nicht laßen," fiel ihm der Kühne drein, 117
|
|
"Von deinen Kräften möge dein Land befriedet sein,
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Ich will es nun verwalten; doch auch das Erbe mein,
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Erwirbst du es durch Stärke, es soll dir unterthänig sein.
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"Dein Erbe wie das meine wir schlagen gleich sie an, 118
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Und wer von uns den Andern überwinden kann,
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Dem soll es alles dienen, die Leute wie das Land."
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Dem widersprach da Hagen und mit ihm Gernot zuhand.
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"So stehn uns nicht die Sinne," sprach da Gernot, 119
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"Nach neuen Lands Gewinne, daß Jemand sollte todt
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Vor Heldeshänden liegen: reich ist unser Land,
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Das uns mit Recht gehorsamt, zu Niemand beßer bewandt."
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In grimmigem Muthe standen da die Freunde sein. 120
|
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Da war auch darunter von Metz Herr Ortewein.
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Der Sprach: "Die Sühne ist mir von Herzen leid:
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Euch ruft der starke Siegfried ohn allen Grund in den Streit.
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"Wenn ihr und eure Brüder ihm auch nicht steht zur Wehr, 121
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Und ob er bei sich führte ein ganzes Königsheer,
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So wollt ichs doch erstreiten, daß der starke Held
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Also hohen Uebermuth, wohl mit Recht bei Seite stellt."
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Darüber zürnte mächtig der Held von Niederland: 122
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"Nicht wider mich vermeßen darf sich deine Hand:
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Ich bin ein reicher König, du bist in Königs Lehn;
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Deiner zwölfe dürften mich nicht im Streite bestehn."
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Nach Schwertern rief da heftig von Metz Herr Ortewein: 123
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Er durfte Hagens Schwestersohn von Tronje wahrlich sein;
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Daß er so lang geschwiegen, das war dem König leid.
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Da sprach zum Frieden Gernot, ein Ritter kühn und allbereit.
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"Laßt euer Zürnen bleiben," hub er zu Ortwein an, 124
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"Uns hat der edle Siegfried noch solches nicht gethan;
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Wir scheiden es in Güte wohl noch, das rath ich sehr,
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Und haben ihn zum Freunde; es geziemt uns wahrlich mehr."
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Da sprach der starke Hagen "Uns ist billig leid 125
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und all euern Degen, daß er je zum Streit
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an den Rhein geritten: was ließ er das nicht sein?
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So übel nie begegnet wären ihm die Herren mein."
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Da sprach wieder Siegfried, der kraftvolle Held: 126
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"Wenn euch, was ich gesprochen, Herr Hagen, missfällt,
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So will ich schauen laßen, wie noch die Hände mein
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Gedenken so gewaltig bei den Burgunden zu sein."
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"Das hoff ich noch zu wenden," sprach da Gernot. 127
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Allen seinen Degen zu reden er verbot
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In ihrem Uebermuthe, was ihm wäre leid.
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Da gedacht auch Siegfried an die viel herrliche Maid.
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"Wie geziemt' uns mit euch zu streiten?" sprach wieder Gernot 128
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"Wie viel dabei der Helden auch fielen in den Tod,
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Wenig Ehre brächt uns so ungleicher Streit."
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Die Antwort hielt da Siegfried, König Siegmunds Sohn, bereit:
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Warum zögert Hagen und auch Ortewein, 129
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Daß er nicht zum Streite eilt mit den Freunden sein,
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Deren er so manchen bei den Burgunden hat?"
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Sie blieben Antwort schuldig, das war Gernotens Rath.
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"Ihr sollt uns willkommen sein," sprach Geiselher das Kind, 130
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"Und eure Heergesellen, die hier bei euch find:
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Wir wollen gern euch dienen, ich und die Freunde mein."
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Da hieß man den Gästen schenken König Gunthers Wein.
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Da sprach der Wirth des Landes: "Alles, was uns gehört, 131
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Verlangt ihr es in Ehren, das sei euch unverwehrt;
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Wir wollen mit euch theilen unser Gut und Blut."
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Da ward dem Degen Siegfried ein wenig sanfter zu Muth.
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Da ließ man ihnen wahren all ihr Wehrgewand; 132
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Man suchte Herbergen, die besten, die man fand:
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Siegfriedens Knappen schuf man gut Gemach.
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Man sah den Fremdling gerne in Burgundenland hernach.
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Man bot ihm große Ehre darauf in manchen Tagen, 133
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Mehr zu tausend Malen, als ich euch könnte sagen;
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Das hatte seine Kühnheit verdient, das glaubt fürwahr.
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Ihn sah wohl selten Jemand, der ihm nicht gewogen war.
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Flißen sich der Kurzweil die Könge und ihr Lehn, 134
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So war er stäts der Beste, was man auch ließ geschehn.
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Es konnt ihm Niemand folgen, so groß war seine Kraft,
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Ob sie den Stein warfen oder schoßen den Schaft.
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Nach höfscher Sitte ließen sich auch vor den Fraun 135
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Der Kurzweile pflegend die kühnen Ritter schaun:
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Da sah man stäts den Helden gern von Niederland;
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Er hatt auf hohe Minne seine Sinne gewandt.
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Die schönen Fraun am Hofe erfragten Märe, 136
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Wer der stolze fremde Recke wäre.
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"Er ist so schön gewachsen, so reich ist sein Gewand!"
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Da sprachen ihrer Viele: "Das ist der Held von Niederland."
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Was man beginnen wollte, er war dazu bereit; 137
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Er trug in seinem Sinne eine minnigliche Maid,
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Und auch nur ihn die Schöne, die er noch nie gesehn,
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Und die sich doch viel Gutes von ihm schon heimlich versehn.
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Wenn man auf dem Hofe das Waffenspiel begann, 138
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Ritter so wie Knappen, immer sah es an
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Kriemhild aus den Fenstern, die Königstochter hehr;
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Keiner andern Kurzweil hinfort bedurfte sie mehr.
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Und wüst er, daß ihn sähe, die er im Herzen trug, 139
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Davon hätt er Kurzweil immerdar genug.
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Ersähn sie seine Augen, ich glaube sicherlich,
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Keine andre Freude hier auf Erden wünscht' er sich.
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Wenn er bei den Recken auf dem Hofe stand, 140
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|
Wie man noch zur Kurzweil pflegt in allem Land,
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Wie stand dann so minniglich das Sieglindenkind,
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Daß manche Frau ihm heimlich war von Herzen hold gesinnt.
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Er gedacht auch manchmal: "Wie soll das geschehn, 141
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Daß ich das edle Mägdlein mit Augen möge sehn,
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Die ich von Herzen minne, wie ich schon längst gethan?
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Die ist mir noch gar fremde; mit Trauern denk ich daran."
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So oft die reichen Könige ritten in ihr Land, 142
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So musten auch die Recken mit ihnen all zur Hand.
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Auch Siegfried ritt mit ihnen: das war der Frauen leid;
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Er litt von ihrer Minne auch Beschwer zu mancher Zeit.
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So wohnt' er bei den Herren, das ist alles wahr, 143
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In König Gunthers Lande völliglich ein Jahr,
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Daß er die Minnigliche in all der Zeit nicht sah,
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Durch die ihm bald viel Liebes und auch viel Leides geschah.
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* * * * *
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Viertes Abenteuer.
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Wie Siegfried mit den Sachsen stritt.
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Da kamen fremde Mären in König Gunthers Land 144
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Durch Boten aus der Ferne ihnen zugesandt
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Von unbekannten Recken, die ihnen trugen Haß
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Als sie die Rede hörten, gar sehr betrübte sie das.
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Die will ich euch nennen: es war Lüdeger 145
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Aus der Sachsen Lande, ein mächtger König hehr;
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Dazu vom Dänenlande der König Lüdegast:
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Die gewannen zu dem Kriege gar manchen herrlichen Gast.
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Ihre Boten kamen in König Gunthers Land, 146
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Die seine Widersacher hatten hingesandt.
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Da frug man um die Märe die Unbekannten gleich
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Und führte bald die Boten zu Hofe vor den König reich.
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Schön grüßte sie der König und sprach: "Seid willkommen! 147
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Wer euch hieher gesendet, hab ich noch nicht vernommen:
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Das sollt ihr hören laßen," sprach der König gut.
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Da bangten sie gewaltig vor des grimmen Gunther Muth.
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"Wollt ihr uns, Herr, erlauben, daß wir euch Bericht 148
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Von unsrer Märe sagen, wir hehlen sie euch nicht.
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Wir nennen euch die Herren, die uns hieher gesandt:
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Lüdegast und Lüdeger die suchen heim euer Land.
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Ihren Zorn habt ihr verdienet: wir vernahmen das 149
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Gar wohl, die Herren tragen euch beide großen Haß.
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Sie wollen heerfahrten gen Worms an den Rhein;
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Ihnen helfen viel der Degen: laßt euch das zur Warnung sein.
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"Binnen zwölf Wochen muß ihre Fahrt geschehn; 150
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Habt ihr nun guter Freunde, so laßt es bald ersehn,
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Die euch befrieden helfen die Burgen und das Land:
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Hier werden sie verhauen manchen Helm und Schildesrand.
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"Oder wollt ihr unterhandeln, so macht es offenbar; 151
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So reitet euch so nahe nicht gar manche Schar
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Eurer starken Feinde zu bitterm Herzeleid,
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Davon verderben müßen viel der Ritter kühn im Streit."
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"Nun harrt eine Weile (ich künd euch meinen Muth), 152
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Bis ich mich recht bedachte," sprach der König gut.
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"Hab ich noch Getreue, denen will ichs sagen,
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Diese schwere Botschaft muß ich meinen Freunden klagen."
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Dem mächtigen Gunther war es leid genug; 153
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Den Botenspruch er heimlich in seinem Herzen trug.
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Er hieß berufen Hagen und Andr' in seinem Lehn
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Und hieß auch gar geschwinde zu Hof nach Gernoten gehn.
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Da kamen ihm die Besten, so viel man deren fand. 154
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Er sprach: "Die Feinde wollen heimsuchen unser Land
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Mit starken Heerfahrten; das sei euch geklagt.
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Es ist gar unverschuldet, daß sie uns haben widersagt."
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"Dem wehren wir mit Schwertern," sprach da Gernot, 155
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"Da sterben nur, die müßen: die laßet liegen todt.
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Ich werde nicht vergeßen darum der Ehre mein:
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Unsre Widersacher sollen uns willkommen sein."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Das dünkt mich nicht gut; 156
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Lüdegast und Lüdeger sind voll Uebermuth.
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Wir können uns nicht sammeln in so kurzen Tagen,"
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So sprach der kühne Recke: "ihr sollt es Siegfrieden sagen."
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Da gab man den Boten Herbergen in der Stadt. 157
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Wie feind sie ihnen waren, sie gut zu pflegen bat
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Gunther der reiche, das war wohlgethan,
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Bis er erprobt an Freunden, wer ihm zu Hülfe zög heran.
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Der König trug im Herzen Sorge doch und Leid. 158
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Da sah ihn also trauern ein Ritter allbereit,
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Der nicht wißen konnte, was ihm war geschehn:
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Da bat er König Gunthern, ihm den Grund zu gestehn.
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"Mich nimmt höchlich Wunder," sprach da Siegfried, 159
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"Wie die frohe Weise so völlig von euch schied,
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Deren ihr so lange mit uns mochtet pflegen."
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Zur Antwort gab ihm Gunther, dieser zierliche Degen:
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"Wohl mag ich allen Leuten nicht von dem Leide sagen, 160
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Das ich muß verborgen in meinem Herzen tragen:
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Stäten Freunden klagen soll man des Herzens Noth."
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Siegfriedens Farbe ward da bleich und wieder roth.
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Er sprach zu dem Könige: "Was blieb euch je versagt? 161
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Ich will euch wenden helfen das Leid, das ihr klagt.
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Wollt ihr Freunde suchen, so will ich einer sein
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Und getrau es zu vollbringen mit Ehren bis ans Ende mein."
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"Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried, die Rede dünkt mich gut; 162
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Und kann mir auch nicht helfen eure Kraft und hoher Muth,
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So freut mich doch die Märe, daß ihr so hold mir seid:
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Leb ich noch eine Weile, ich vergelt es mit der Zeit.
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Ich will euch hören laßen, was mich traurig macht. 163
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Von Boten meiner Feinde ward mir hinterbracht,
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Mit Heerfahrten kämen sie mich zu suchen hie:
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Das geschah uns von Degen in diesen Landen noch nie."
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"Das laßt euch nicht betrüben," sprach da Siegfried, 164
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"Sänftet eur Gemüthe und thut, wie ich euch rieth:
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Laßt mich euch erwerben Ehre so wie Frommen,
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Bevor eure Feinde her zu diesen Landen kommen.
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"Und hätten dreißigtausend Helfer sich ersehn 165
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Eure starken Feinde, doch wollt ich sie bestehn,
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Hätt ich auch selbst nur tausend: verlaßt euch auf mich."
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Da sprach der König Gunther: "Das verdien ich stäts um dich."
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"So heißt mir eurer Leute gewinnen tausend Mann, 166
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Da ich von den Meinen nicht mehr hier stellen kann
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Als der Recken zwölfe; so wehr ich euer Land.
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Immer soll getreulich euch dienen Siegfriedens Hand.
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"Dazu soll Hagen helfen und auch Ortewein, 167
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Dankwart und Sindold, die lieben Recken dein.
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Auch soll da mit uns reiten Volker der kühne Mann:
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Der soll die Fahne führen: keinen Beßern trefft ihr an.
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"Und laßt die Boten reiten heim in ihrer Herren Land; 168
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Daß sie uns bald da sehen, macht ihnen das bekannt,
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So daß unsre Burgen befriedet mögen sein."
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Der König hieß besenden Freund und Mannen insgemein.
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Zu Hofe giengen wieder Die Lüdeger gesandt; 169
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Sie freuten sich der Reise zurück ins Heimatland.
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Ihnen bot da reiche Gabe Gunther der König gut
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Und sicheres Geleite: des waren sie wohlgemuth.
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"Nun sagt," sprach da Gunther, "meinen starken Feinden an, 170
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Ihre Reise bliebe beßer ungethan;
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Doch wollten sie mich suchen hier in meinem Land,
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Wir zerrännen denn die Freunde, ihnen werde Noth bekannt."
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Den Boten reiche Gaben man da zur Stelle trug: 171
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Deren hatte Gunther zu geben genug.
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Das durften nicht verschmähen Die Lüdeger gesandt.
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Sie baten um Urlaub und räumten fröhlich das Land.
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Als die Boten waren gen Dänemark gekommen, 172
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Und der König Lüdegast den Bericht vernommen,
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Was sie am Rhein geredet, als das ihm ward gesagt,
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Seine übermüthge Botschaft ward da bereut und beklagt.
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Sie sagten ihm, sie hätten manch kühnen Mann im Lehn: 173
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"Darunter sah man Einen vor König Gunthern stehn,
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Der war geheißen Siegfried, ein Held aus Niederland."
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Leid wars Lüdegasten, als er die Dinge so befand.
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Als Die vom Dänenlande hörten diese Mär, 174
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Da eilten sie, der Helfer zu gewinnen desto mehr,
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Bis der König Lüdegast zwanzigtausend Mann
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Seiner kühnen Degen zu seiner Heerfahrt gewann.
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Da besandte sich von Sachsen auch König Lüdeger, 175
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Bis sie vierzigtausend hatten und wohl mehr,
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Die mit ihnen ritten gen Burgundenland.
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Da hatt auch schon zu Hause der König Gunther gesandt
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Zu seinen nächsten Freunden und seiner Brüder Heer, 176
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Womit sie fahren wollten im Kriegszug einher,
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Und auch mit Hagens Recken: das that den Helden Noth.
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Darum musten Degen bald erschauen den Tod.
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Sie schickten sich zur Reise; sie wollten nun hindann. 177
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Die Fahne muste führen Volker der kühne Mann,
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Da sie reiten wollten von Worms über Rhein;
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Hagen von Tronje der muste Scharmeister sein.
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Mit ihnen ritt auch Sindold und der kühne Hunold, 178
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Die wohl verdienen konnten reicher Könge Gold.
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Dankwart, Hagens Bruder, und auch Ortewein
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Die mochten wohl mit Ehren bei dem Heerzuge sein.
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"Herr König," sprach da Siegfried, "bleibet ihr zu Haus: 179
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Da mir eure Degen folgen zu dem Strauß,
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So weilt bei den Frauen und tragt hohen Muth:
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Ich will euch wohl behüten die Ehre so wie das Gut.
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"Die euch heimsuchen wollten zu Worms an dem Rhein, 180
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Will euch davor bewahren, daß sie euch schädlich sei'n:
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Wir wollen ihnen reiten so nah ins eigne Land,
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Daß ihnen bald in Sorge der Uebermuth wird gewandt."
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Vom Rheine sie durch Hessen mit ihren Helden ritten 181
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Nach dem Sachsenlande: da wurde bald gestritten.
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Mit Raub und mit Brande verheerten sie das Land,
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Daß bald den Fürsten beiden ward Noth und Sorge bekannt.
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Sie kamen an die Marke; die Knechte rückten an. 182
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Siegfried der starke zu fragen da begann:
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"Wer soll nun der Hüter des Gesindes sein?"
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Wohl konnte nie den Sachsen ein Heerzug übler gedeihn.
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Sie sprachen: "Laßt der Knappen hüten auf den Wegen 183
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Dankwart den kühnen, das ist ein schneller Degen:
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Wir verlieren desto minder durch Die in Lüdgers Lehn;
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Laßt ihn mit Ortweinen hie die Nachhut versehn."
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"So will ich selber reiten," sprach Siegfried der Degen, 184
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"Den Feinden gegenüber der Warte zu pflegen,
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Bis ich recht erkunde, wo die Recken sind."
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Da stand bald in den Waffen der schönen Siegelinde Kind.
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Das Volk befahl er Hagen, als er zog hindann, 185
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Ihm und Gernoten, diesem kühnen Mann.
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So ritt er hin alleine in der Sachsen Land,
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Wo er die rechte Märe wohl bald mit Ehren befand.
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Er sah ein groß Geschwader, das auf dem Felde zog, 186
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Und die Kraft der Seinen gewaltig überwog:
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Es waren vierzigtausend oder wohl noch mehr.
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Siegfried in hohem Muthe sah gar fröhlich das Heer.
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Da hatte sich ein Recke auch aus der Feinde Schar 187
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Erhoben auf die Warte, der wohl gewappnet war:
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Den sah der Degen Siegfried und ihn der kühne Mann;
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Jedweder auf den andern mit Zorn zu blicken begann.
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Ich sag euch, wer der wäre, der hier der Warte pflag; 188
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Ein lichter Schild von Golde ihm vor der Linken lag.
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Es war der König Lüdegast, der hütete sein Heer.
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Der edle Fremdling sprengte herrlich wider ihn einher.
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Nun hatt auch ihn Herr Lüdegast sich feindlich erkoren: 189
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Ihre Rosse reizten Beide zur Seite mit den Sporen;
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Sie neigten auf die Schilde mit aller Macht den Schaft:
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Da kam der hehre König darob in großer Sorgen Haft.
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Dem Stich gehorsam trugen die Rosse pfeilgeschwind 190
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Die Könige zusammen, als wehte sie der Wind;
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Dann mit den Zäumen wandten sie ritterlich zurück:
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Die grimmen Zwei versuchten da mit dem Schwerte das Glück.
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Da schlug der Degen Siegfried, das Feld erscholl umher. 191
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Aus dem Helme stoben, als obs von Bränden wär,
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Die feuerrothen Funken von des Helden Hand;
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Da stritt mit großen Kräften der kühne Vogt von Niederland.
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Auch ihm schlug Herr Lüdegast manch grimmen Schlag; 192
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Jedweder auf dem Schilde mit ganzer Stärke lag.
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Da hatten es wohl dreißig erspäht aus seiner Schar:
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Eh die ihm Hülfe brachten, der Sieg doch Siegfrieden war
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Mit drei starken Wunden, die er dem König schlug 193
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Durch einen lichten Harnisch; der war doch fest genug.
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Das Schwert mit seiner Schärfe entlockte Wunden Blut;
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Da gewann König Lüdegast einen traurigen Muth.
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Er bat ihn um sein Leben und bot ihm all sein Land 194
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Und sagt' ihm, er wäre Lüdegast genannt.
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Da kamen seine Recken: die hatten wohl gesehn,
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Was da von ihnen beiden auf der Warte war geschehn.
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Er führt' ihn gern von dannen: da ward er angerannt 195
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Von dreißig seiner Mannen; doch wehrte seine Hand
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Seinen edeln Geisel mit ungestümen Schlägen.
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Bald that noch größern Schaden dieser zierliche Degen.
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Die Dreißig zu Tode wehrlich er schlug; 196
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Ihrer Einen ließ er leben: der ritt da schnell genug
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Und brachte hin die Märe von dem, was hier geschehn;
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Auch konnte man die Wahrheit an seinem rothen Helme sehn.
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Gar leid wars den Recken aus dem Dänenland, 197
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Als ihres Herrn Gefängniss ihnen ward bekannt.
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Man sagt' es seinem Bruder: der fieng zu toben an
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In ungestümem Zorne: ihm war gar wehe gethan.
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Lüdegast der König war hinweggebracht 198
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Zu Gunthers Ingesinde von Siegfrieds Uebermacht.
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Er befahl ihn Hagen: der kühne Recke gut,
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Als er vernahm die Märe, da gewann er fröhlichen Muth.
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Man gebot den Burgunden: "Die Fahne bindet an." 199
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"Wohlauf," sprach da Siegfried, "hier wird noch mehr gethan
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Vor Abendzeit, verlier ich Leben nicht und Leib:
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Das betrübt im Sachsenlande noch manches waidliche Weib.
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"Ihr Helden vom Rheine, ihr sollt mein nehmen wahr: 200
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Ich kann euch wohl geleiten zu Lüdegers Schar.
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Da seht ihr Helme hauen von guter Helden Hand:
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Eh wir uns wieder wenden, wird ihnen Sorge bekannt."
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Zu den Rossen sprangen Gernot und Die ihm unterthan. 201
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Die Heerfahne faßte der kühne Spielmann,
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Volker der Degen, und ritt der Schar vorauf.
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Da war auch das Gesinde zum Streite muthig und wohlauf.
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Sie führten doch der Degen nicht mehr denn tausend Mann, 202
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Darüber zwölf Recken. Zu stieben da begann
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Der Staub von den Straßen: sie ritten über Land;
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Man sah von ihnen scheinen manchen schönen Schildesrand.
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Nun waren auch die Sachsen gekommen und ihr Heer 203
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Mit Schwertern wohlgewachsen; die Klingen schnitten sehr,
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Das hab ich wohl vernommen, den Helden an der Hand:
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Da wollten sie die Gäste von Burgen wehren und Land.
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Der Herren Scharmeister führten das Volk heran. 204
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Da war auch Siegfried kommen mit den zwölf Mann,
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Die er mit sich führte aus dem Niederland.
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Des Tags sah man im Sturme manche blutige Hand.
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Sindold und Hunold und auch Gernot 205
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Die schlugen in dem Streite viel der Helden todt,
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Eh sie ihrer Kühnheit noch selber mochten traun:
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Das musten bald beweinen viel der waidlichen Fraun.
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Volker und Hagen und auch Ortwein 206
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Leschten in dem Streite manches Helmes Schein
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Mit fließendem Blute, die Kühnen in der Schlacht.
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Von Dankwarten wurden viel große Wunder vollbracht.
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Da versuchten auch die Dänen waidlich ihre Hand; 207
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Von Stößen laut erschallte mancher Schildesrand
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Und von den scharfen Schwertern, womit man Wunden schlug.
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Die streitkühnen Sachsen thaten Schadens auch genug.
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Als die Burgunden drangen in den Streit, 208
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Von ihnen ward gehauen manche Wunde weit:
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Ueber die Sättel fließen sah man das Blut;
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So warben um die Ehre diese Ritter kühn und gut.
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Man hörte laut erhallen den Helden an der Hand 209
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Ihre scharfen Waffen, als Die von Niederland
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Ihrem Herrn nachdrangen in die dichten Reihn;
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Die zwölfe kamen ritterlich zugleich mit Siegfried hinein.
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Deren vom Rheine kam ihnen Niemand nach. 210
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Man konnte fließen sehen den blutrothen Bach
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Durch die lichten Helme von Siegfriedens Hand,
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Eh er Lüdegeren vor seinen Heergesellen fand.
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Dreimal die Kehre hat er nun genommen 211
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Bis an des Heeres Ende; da war auch Hagen kommen:
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Der half ihm wohl vollbringen im Kampfe seinen Muth.
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Da muste bald ersterben vor ihnen mancher Ritter gut.
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Als der starke Lüdeger Siegfrieden fand, 212
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Wie er so erhaben trug in seiner Hand
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Balmung den guten und da so Manchen schlug,
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Darüber ward der Kühne vor Zorn ingrimmig genug.
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Da gab es stark Gedränge und lauten Schwerterklang, 213
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Wo ihr Ingesinde auf einander drang.
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Da versuchten desto heftiger die beiden Recken sich;
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Die Scharen wichen beide: der Kämpen Haß ward fürchterlich.
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Dem Vogt vom Sachsenlande war es wohl bekannt, 214
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Sein Bruder sei gefangen: drum war er zornentbrannt;
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Nicht wust er, ders vollbrachte, sei der Sieglindensohn.
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Man zeihte des Gernoten; hernach befand er es schon.
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Da schlug so starke Schläge Lüdegers Schwert, 215
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Siegfrieden unterm Sattel niedersank das Pferd;
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Doch bald erhob sichs wieder: der kühne Siegfried auch
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Gewann jetzt im Sturme einen furchtbaren Brauch.
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Dabei half ihm Hagen wohl und Gernot, 216
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Dankwart und Volker: da lagen Viele todt.
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Sindold und Hunold und Ortwein der Degen
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Die konnten in dem Streite zum Tode Manchen niederlegen.
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Untrennbar im Kampfe waren die Fürsten hehr. 217
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Ueber die Helme fliegen sah man manchen Sper
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Durch die lichten Schilde von der Helden Hand;
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Auch ward von Blut geröthet mancher herrliche Rand.
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In dem starken Sturme sank da mancher Mann 218
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Von den Rossen nieder. Einander rannten an
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Siegfried der kühne und König Lüdeger;
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Man sah da Schäfte fliegen und manchen schneidigen Sper.
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Der Schildbeschlag des Königs zerstob vor Siegfrieds Hand. 219
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Sieg zu erwerben dachte der Held von Niederland
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An den kühnen Sachsen; die litten Ungemach.
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Hei! was da lichte Panzer der kühne Dankwart zerbrach!
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Da hatte König Lüdeger auf einem Schild erkannt 220
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Eine gemalte Krone vor Siegfriedens Hand:
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Da sah er wohl, es wäre der kraftreiche Mann.
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Laut auf zu seinen Freunden der Held zu rufen begann:
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"Begebt euch des Streites, ihr all mir unterthan! 221
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Den Sohn König Siegmunds traf ich hier an,
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Siegfried den starken hab ich hier erkannt;
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Den hat der üble Teufel her zu den Sachsen gefandt."
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Er gebot die Fahnen zu senken in dem Streit. 222
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Friedens er begehrte: der ward ihm nach der Zeit;
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Doch must er Geisel werden in König Gunthers Land:
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Das hatt an ihm erzwungen des kühnen Siegfriedes Hand.
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Nach allgemeinem Rathe ließ man ab vom Streit. 223
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Viel zerschlagner Helme und der Schilde weit
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Legten sie aus Händen; so viel man deren fand,
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Die waren blutgeröthet von der Burgunden Hand.
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Sie fiengen, wen sie wollten: sie hatten volle Macht. 224
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Gernot und Hagen, die schnellen, hatten Acht,
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Daß man die Wunden bahrte; da führten sie hindann
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Gefangen nach dem Rheine der Kühnen fünfhundert Mann.
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Die sieglosen Recken zum Dänenlande ritten. 225
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Da hatten auch die Sachsen so tapfer nicht gestritten,
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Daß man sie loben sollte: das war den Helden leid.
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Da beklagten ihre Freunde die Gefallnen in dem Streit.
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Sie ließen ihre Waffen aufsäumen nach dem Rhein. 226
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Es hatte wohl geworben mit den Gefährten sein
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Siegfried der starke und hatt es gut vollbracht:
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Das must ihm zugestehen König Gunthers ganze Macht.
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Gen Worms sandte Boten der König Gernot: 227
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Daheim in seinem Lande den Freunden er entbot,
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Wie ihm gelungen wäre und all seinem Lehn:
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Es war da von den Kühnen nach allen Ehren geschehn.
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Die Botenknaben liefen; so ward es angesagt. 228
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Da freuten sich in Liebe, die eben Leid geklagt,
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Dieser frohen Märe, die ihnen war gekommen.
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Da ward von edlen Frauen großes Fragen vernommen,
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Wie es den Herrn gelungen wär in des Königs Heer. 229
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Man rief der Boten Einen zu Kriemhilden her.
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Das geschah verstohlen, sie durfte es wohl nicht laut:
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Denn Einer war darunter, dem sie längst ihr Herz vertraut.
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Als sie in ihre Kammer den Boten kommen sah, 230
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Kriemhild die schöne gar gütlich sprach sie da:
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"Nun sag mir liebe Märe, so geb ich dir mein Gold,
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Und thust dus ohne Trügen, will ich dir immer bleiben hold.
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"Wie schied aus dem Streite mein Bruder Gernot 231
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Und meine andern Freunde? Blieb uns nicht Mancher todt?
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Wer that da das Beste? das sollst du mir sagen"
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Da sprach der biedre Bote: "Wir hatten nirgend einen Zagen.
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"Zuvorderst in dem Streite ritt Niemand so wohl, 232
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Hehre Königstochter, wenn ich es sagen soll,
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Als der edle Fremdling aus dem Niederland:
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Da wirkte große Wunder des kühnen Siegfriedes Hand.
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"Was von den Recken allen im Streit da geschehn, 233
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Dankwart und Hagen und des Königs ganzem Lehn,
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Wie wehrlich sie auch stritten, das war doch wie ein Wind
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Nur gegen Siegfrieden, König Siegmundens Kind.
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"Sie haben in dem Sturme der Helden viel erschlagen; 234
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Doch möcht euch dieser Wunder ein Ende Niemand sagen,
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Die da Siegfried wirkte, ritt er in den Streit.
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Den Fraun an ihren Freunden that er mächtiges Leid.
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"Auch muste vor ihm fallen der Friedel mancher Braut. 235
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Seine Schläge schollen auf Helmen also laut,
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Daß sie aus Wunden brachten das fließende Blut:
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Er ist in allen Dingen ein Ritter kühn und auch gut.
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"Da hat auch viel begangen von Metz Herr Ortewein: 236
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Was er nur mocht erlangen mit dem Schwerte sein,
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Das fiel vor ihm verwundet oder meistens todt.
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Da schuf euer Bruder die allergrößeste Noth,
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"Die jemals in Stürmen mochte sein geschehn; 237
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Man muß dem Auserwählten die Wahrheit zugestehn.
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Die stolzen Burgunden bestanden so die Fahrt,
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Daß sie vor allen Schanden die Ehre haben bewahrt.
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"Man sah von ihren Händen der Sättel viel geleert, 238
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Als so laut das Feld erhallte von manchem lichten Schwert.
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Die Recken vom Rheine die ritten allezeit,
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Daß ihre Feinde beßer vermieden hätten den Streit.
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"Auch die kühnen Tronjer schufen großes Leid, 239
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Als mit Volkskräften das Heer sich traf im Streit.
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Da schlug so Manchen nieder des kühnen Hagen Hand,
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Es wäre viel zu sagen davon in der Burgunden Land.
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"Sindold und Hunold in Gernotens Heer 240
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Und Rumold der kühne schufen so viel Beschwer,
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König Lüdger mag es beklagen allezeit,
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Daß er meine Herren am Rhein berief in den Streit.
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"Kampf, den allerhöchsten, der irgend da geschah, 241
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Vom Ersten bis zum Letzten, den Jemand nur sah,
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Hat Siegfried gefochten mit wehrlicher Hand:
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Er bringt reiche Geisel her in König Gunthers Land.
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"Die zwang mit seinen Kräften der streitbare Held, 242
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Wovon der König Lüdegast den Schaden nun behält
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Und vom Sachsenlande sein Bruder Lüdeger.
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Nun hört meine Märe, viel edle Königin hehr!
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"Gefangen hat sie beide Siegfriedens Hand: 243
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Nie so mancher Geisel kam in dieses Land,
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Als nun seine Kühnheit bringt an den Rhein."
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Ihr konnten diese Mären nicht willkommener sein.
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"Man führt der Gesunden fünfhundert oder mehr 244
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Und der zum Sterben Wunden, wißt, Königin hehr,
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Wohl achtzig blutge Bahren her in unser Land:
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Die hat zumeist verhauen des kühnen Siegfriedes Hand.
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"Die uns im Uebermuthe widersagten hier am Rhein, 245
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Die müßen nun Gefangene König Gunthers sein;
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Die bringt man mit Freuden her in dieses Land."
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Ihre lichte Farb erblühte, als ihr die Märe ward bekannt.
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Ihr schönes Antlitz wurde vor Freuden rosenroth, 246
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Da lebend war geschieden aus so großer Noth
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Der waidliche Recke, Siegfried der junge Mann.
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Sie war auch froh der Freunde und that wohl weislich daran.
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Die Schöne sprach: "Du machtest mir frohe Mär bekannt: 247
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Ich laße dir zum Lohne geben reich Gewand,
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Und zehn Mark von Golde heiß ich dir tragen."
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Drum mag man solche Botschaft reichen Frauen gerne sagen.
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Man gab ihm zum Lohne das Gold und auch das Kleid. 248
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Da trat an die Fenster manche schöne Maid
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Und schaute nach der Straße, wo man reiten fand
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Viel hochherzge Degen in der Burgunden Land.
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Da kamen die Gesunden, der Wunden Schar auch kam: 249
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Die mochten grüßen hören von Freunden ohne Scham.
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Der Wirth ritt seinen Gästen entgegen hocherfreut:
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Mit Freuden war beendet all sein mächtiges Leid.
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Da empfieng er wohl die Seinen, die Fremden auch zugleich, 250
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Wie es nicht anders ziemte dem Könige reich,
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Als denen gütlich danken, die da waren kommen,
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Daß sie den Sieg mit Ehren im Sturme hatten genommen.
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Herr Gunther ließ sich Kunde von seinen Freunden sagen, 251
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Wer ihm auf der Reise zu Tode wär erschlagen,
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Da hatt er nicht verloren mehr als sechzig Mann;
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Die muste man verschmerzen, wie man noch Manchen gethan.
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Da brachten die Gesunden zerhauen manchen Rand 252
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Und viel zerschlagener Helme in König Gunthers Land.
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Das Volk sprang von den Rossen vor des Königs Saal;
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Zu liebem Empfange vernahm man fröhlichen Schall.
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Da gab man Herbergen den Recken in der Stadt. 253
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Der König seine Gäste wohl zu verpflegen bat;
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Die Wunden ließ er hüten und warten fleißiglich.
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Wohl zeigte seine Milde auch an seinen Feinden sich.
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Er sprach zu Lüdegeren: "Nun seid mir willkommen! 254
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Ich bin zu großem Schaden durch eure Schuld gekommen:
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Der wird mir nun vergolten, wenn ich das schaffen kann.
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Gott lohne meinen Freunden: sie haben wohl an mir gethan."
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"Wohl mögt ihr ihnen danken," sprach da Lüdeger, 255
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"Solche hohe Geisel gewann kein König mehr.
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Um ritterlich Gewahrsam bieten wir großes Gut
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Und bitten, daß ihr gnädiglich an euern Widersachern thut."
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"Ich will euch," sprach er, "Beide ledig laßen gehn; 256
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Nur daß meine Feinde hier bei mir bestehn,
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Dafür verlang ich Bürgschaft, damit sie nicht mein Land
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Räumen ohne Frieden." Darauf boten sie die Hand.
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Man brachte sie zur Ruhe, wo man sie wohl verpflag. 257
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Und bald auf guten Betten mancher Wunde lag.
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Man schenkte den Gesunden Meth und guten Wein;
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Da konnte das Gesinde nicht wohl fröhlicher sein.
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Die zerhaunen Schilde man zum Verschluße trug; 258
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Blutgefärbter Sättel sah man da genug.
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Die ließ man verbergen, so weinten nicht die Fraun.
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Da waren reisemüde viel gute Ritter zu schaun.
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Seiner Gäste pflegen hieß der König wohl; 259
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Von Heimischen und Fremden lag das Land ihm voll;
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Er ließ die Fährlichwunden gütlich verpflegen:
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Wie hart war darnieder nun ihr Uebermuth gelegen!
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Die Arzneikunst wusten, denen bot man reichen Sold, 260
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Silber ungewogen, dazu das lichte Gold,
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Wenn sie die Helden heilten nach des Streites Noth.
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Dazu viel große Gaben der König seinen Gästen bot.
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Wer wieder heimzureisen sann in seinem Muth, 261
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Den bat man noch zu bleiben, wie man mit Freunden thut.
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Der König gieng zu Rathe, wie er lohne seinem Lehn:
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Durch sie war sein Wille nach allen Ehren geschehn.
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Da sprach der König Gernot: "Laßt sie jetzt hindann; 262
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Ueber sechs Wochen, das kündigt ihnen an,
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Sollten sie wiederkehren zu einem Hofgelag:
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Heil ist dann wohl Mancher, der jetzt schwer verwundet lag."
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Da bat auch um Urlaub Siegfried von Niederland. 263
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Als dem König Gunther sein Wille ward bekannt,
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Bat er ihn gar minniglich, noch bei ihm zu bestehn;
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Wenn nicht um seine Schwester, so wär es nimmer geschehn.
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Dazu war er zu mächtig, daß man ihm böte Sold, 264
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So sehr er es verdiente. Der König war ihm hold
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Und all seine Freunde, die das mit angesehn,
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Was da von seinen Händen war im Streite geschehn.
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Er dachte noch zu bleiben um die schöne Maid; 265
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Vielleicht, daß er sie sähe. Das geschah auch nach der Zeit:
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Wohl nach seinem Wunsche ward sie ihm bekannt.
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Dann ritt er reich an Freuden heim in seines Vaters Land.
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Der Wirth bat alle Tage des Ritterspiels zu pflegen; 266
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Das that mit gutem Willen mancher junge Degen.
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Auch ließ er Sitz' errichten vor Worms an dem Strand
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Für Die da kommen sollten in der Burgunden Land.
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Nun hatt auch in den Tagen, als sie sollten kommen, 267
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Kriemhild die schöne die Märe wohl vernommen,
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Er stell ein Hofgelage mit lieben Freunden an.
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Da dachten schöne Frauen mit großem Fleiße daran,
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Gewand und Band zu suchen, das sie wollten tragen. 268
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Ute die reiche vernahm die Märe sagen
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Von den stolzen Recken, die da sollten kommen:
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Da wurden aus dem Einschlag viele reiche Kleider genommen.
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Ihrer Kinder halb bereiten ließ sie Rock und Kleid, 269
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Womit sich da zierten viel Fraun und manche Maid
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Und viel der jungen Recken aus Burgundenland.
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Sie ließ auch manchem Fremden bereiten herrlich Gewand.
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* * * * *
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Fünftes Abenteuer.
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Wie Siegfried Kriemhilden zuerst ersah.
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Man sah die Helden täglich nun reiten an den Rhein, 270
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Die bei dem Hofgelage gerne wollten sein
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Und den Königen zu Liebe kamen in das Land.
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Man gab ihrer Vielen beides, Ross und Gewand.
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Es war auch das Gestühle allen schon bereit, 271
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Den Höchsten und den Besten, so hörten wir Bescheid,
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Zweiunddreißig Fürsten zu dem Hofgelag:
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Da zierten um die Wette sich die Frauen für den Tag.
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Gar geschäftig sah man Geiselher das Kind. 272
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Die Heimischen und Fremden empfieng er holdgesinnt
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Mit Gernot seinem Bruder und beider Mannen da.
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Wohl grüßten sie die Degen, wie es nach Ehren geschah.
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Viel goldrother Sättel führten sie ins Land, 273
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Zierliche Schilde und herrlich Gewand
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Brachten sie zu Rheine bei dem Hofgelag.
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Mancher Ungesunde hieng der Freude wieder nach.
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Die wund zu Bette liegend vordem gelitten Noth, 274
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Die durften nun vergeßen, wie bitter sei der Tod;
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Die Siechen und die Kranken vergaß man zu beklagen.
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Es freute sich ein Jeder entgegen festlichen Tagen:
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Wie sie da leben wollten in gastlichem Genuß! 275
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Wonnen ohne Maßen, der Freuden Ueberfluß
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Hatten alle Leute, so viel man immer fand:
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Da hub sich große Wonne über Gunthers ganzes Land.
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An einem Pfingstmorgen sah man sie alle gehn 276
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Wonniglich gekleidet, viel Degen ausersehn,
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Fünftausend oder drüber, dem Hofgelag entgegen.
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Da hub um die Wette sich viel Kurzweil allerwegen.
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Der Wirth hatt im Sinne, was er schon längst erkannt, 277
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Wie von ganzem Herzen der Held von Niederland
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Seine Schwester liebe, sah er sie gleich noch nie,
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Der man das Lob der Schönheit vor allen Jungfrauen lieh.
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Er sprach: "Nun rathet Alle, Freund oder Unterthan, 278
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Wie wir das Hofgelage am besten stellen an,
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Daß man uns nicht schelte darum nach dieser Zeit;
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Zuletzt doch an den Werken liegt das Lob, das man uns beut."
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Da sprach zu dem Könige von Metz Herr Ortewein: 279
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"Soll dieß Hofgelage mit vollen Ehren sein,
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So laßt eure Gäste die schönen Kinder sehn,
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Denen so viel Ehren in Burgundenland geschehn.
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"Was wäre Mannes Wonne, was freut' er sich zu schaun, 280
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Wenn nicht schöne Mägdelein und herrliche Fraun?
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Drum laßt eure Schwester vor die Gäste gehn."
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Der Rath war manchem Helden zu hoher Freude geschehn.
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"Dem will ich gerne folgen," der König sprach da so. 281
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Alle, die's erfuhren, waren darüber froh.
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Er entbot es Frauen Uten und ihrer Tochter schön,
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Daß sie mit ihren Maiden hin zu Hofe sollten gehn.
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Da ward aus den Schreinen gesucht gut Gewand, 282
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So viel man eingeschlagen der lichten Kleider fand,
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Der Borten und der Spangen; des lag genug bereit.
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Da zierte sich gar minniglich manche waidliche Maid.
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Mancher junge Recke wünschte heut so sehr, 283
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Daß er wohlgefallen möchte den Frauen hehr,
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Das er dafür nicht nähme ein reiches Königsland:
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Sie sahen die gar gerne, die sie nie zuvor gekannt.
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Da ließ der reiche König mit seiner Schwester gehn 284
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Hundert seiner Recken, zu ihrem Dienst ersehn
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Und dem ihrer Mutter, die Schwerter in der Hand:
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Das war das Hofgesinde in der Burgunden Land.
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Ute die reiche sah man mit ihr kommen, 285
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Die hatte schöner Frauen sich zum Geleit genommen
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Hundert oder drüber, geschmückt mit reichem Kleid.
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Auch folgte Kriemhilden manche waidliche Maid.
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Aus einer Kemenate sah man sie alle gehn: 286
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Da muste heftig Drängen von Helden bald geschehn,
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Die alle harrend standen, ob es möchte sein,
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Daß sie da fröhlich sähen dieses edle Mägdelein.
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Da kam die Minnigliche, wie das Morgenroth 287
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Tritt aus trüben Wolken. Da schied von mancher Noth,
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Der sie im Herzen hegte, was lange war geschehn.
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Er sah die Minnigliche nun gar herrlich vor sich stehn.
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Von ihrem Kleide leuchtete mancher edle Stein; 288
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Ihre rosenrothe Farbe gab wonniglichen Schein.
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Was Jemand wünschen mochte, er muste doch gestehn,
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Daß er hier auf Erden noch nicht so Schönes gesehn.
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Wie der lichte Vollmond vor den Sternen schwebt, 289
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Des Schein so hell und lauter sich aus den Wolken hebt,
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So glänzte sie in Wahrheit vor andern Frauen gut:
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Das mochte wohl erhöhen den zieren Helden den Muth.
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Die reichen Kämmerlinge schritten vor ihr her; 290
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Die hochgemuthen Degen ließen es nicht mehr:
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Sie drängten, daß sie sähen die minnigliche Maid.
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Siegfried dem Degen war es lieb und wieder leid.
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Er sann in seinem Sinne: "Wie dacht ich je daran, 291
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Daß ich dich minnen sollte? das ist ein eitler Wahn;
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Soll ich dich aber meiden, so wär ich sanfter todt."
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Er ward von Gedanken oft bleich und oft wieder roth.
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Da sah man den Sigelindensohn so minniglich da stehn, 292
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Als wär er entworfen auf einem Pergamen
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Von guten Meisters Händen: gern man ihm zugestand,
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Daß man nie im Leben so schönen Helden noch fand.
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Die mit Kriemhilden giengen, die hießen aus den Wegen 293
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Allenthalben weichen: dem folgte mancher Degen.
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Die hochgetragnen Herzen freute man sich zu schaun:
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Man sah in hohen Züchten viel der herrlichen Fraun.
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Da sprach von Burgunden der König Gernot: 294
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"Dem Helden, der so gütlich euch seine Dienste bot,
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Gunther, lieber Bruder, dem bietet hier den Lohn
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Vor allen diesen Recken: des Rathes spricht man mir nicht Hohn.
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"Heißet Siegfrieden zu meiner Schwester kommen, 295
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Daß ihn das Mägdlein grüße: das bringt uns immer Frommen:
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Die niemals Recken grüßte, soll sein mit Grüßen pflegen,
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Daß wir uns so gewinnen diesen zierlichen Degen."
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Des Wirthes Freunde giengen dahin, wo man ihn fand; 296
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Sie sprachen zu dem Recken aus dem Niederland:
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"Der König will erlauben, ihr sollt zu Hofe gehn,
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Seine Schwester soll euch grüßen: die Ehre soll euch geschehn."
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Der Rede ward der Degen in seinem Muth erfreut: 297
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Er trug in seinem Herzen Freude sonder Leid,
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Daß er der schönen Ute Tochter sollte sehn.
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In minniglichen Züchten empfieng sie Siegfrieden schön.
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Als sie den Hochgemuthen vor sich stehen sah, 298
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Ihre Farbe ward entzündet; die Schöne sagte da:
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"Willkommen, Herr Siegfried, ein edler Ritter gut."
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Da ward ihm von dem Gruße gar wohl erhoben der Muth.
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Er neigte sich ihr minniglich, als er den Dank ihr bot. 299
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Da zwang sie zu einander sehnender Minne Noth;
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Mit liebem Blick der Augen sahn einander an
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Der Held und auch das Mägdelein; das ward verstohlen gethan.
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Ward da mit sanftem Drucke geliebkost weiße Hand 300
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In herzlicher Minne, das ist mir unbekannt.
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Doch kann ich auch nicht glauben, sie hättens nicht gethan.
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Liebebedürftige Herzen thäten Unrecht daran.
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Zu des Sommers Zeiten und in des Maien Tagen 301
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Durft er in seinem Herzen nimmer wieder tragen
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So viel hoher Wonne, als er da gewann,
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Da die ihm an der Hand gieng, die der Held zu minnen sann.
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Da gedachte mancher Recke: "Hei! wär mir so geschehn, 302
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Daß ich so bei ihr gienge, wie ich ihn gesehn,
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Oder bei ihr läge! das nähm ich willig hin."
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Es diente nie ein Recke so gut noch einer Königin.
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Aus welchen Königs Landen ein Gast gekommen war, 303
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Er nahm im ganzen Saale nur dieser beiden wahr.
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Ihr ward erlaubt zu küssen den waidlichen Mann:
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Ihm ward in seinem Leben nie so Liebes gethan.
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Von Dänemark der König hub an und sprach zur Stund: 304
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"Des hohen Grußes willen liegt gar Mancher wund,
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Wie ich wohl hier gewahre, von Siegfriedens Hand:
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Gott laß ihn nimmer wieder kommen in der Dänen Land."
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Da hieß man allenthalben weichen aus den Wegen 305
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Kriemhild der Schönen; manchen kühnen Degen
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Sah man wohlgezogen mit ihr zur Kirche gehn.
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Bald ward von ihr geschieden dieser Degen ausersehn.
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Da gieng sie zu dem Münster und mit ihr viel der Fraun. 306
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Da war in solcher Zierde die Königin zu schaun,
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|
Daß da hoher Wünsche mancher ward verloren;
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Sie war zur Augenweide viel der Recken auserkoren.
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Kaum erharrte Siegfried, bis schloß der Messgesang; 307
|
|
Er mochte seinem Heile des immer sagen Dank,
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Daß ihm so gewogen war, die er im Herzen trug:
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|
Auch war er der Schönen nach Verdiensten hold genug.
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Als sie aus dem Münster nach der Messe kam, 308
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|
Lud man wieder zu ihr den Helden lobesam.
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|
Da begann ihm erst zu danken die minnigliche Maid,
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|
Daß er vor allen Recken so kühn gefochten im Streit.
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|
"Nun lohn euch Gott, Herr Siegfried," sprach das schöne Kind, 309
|
|
"Daß ihr das verdientet, daß euch die Recken sind
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|
So hold mit ganzer Treue, wie sie zumal gestehn."
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|
Da begann er Frau Kriemhilden minniglich anzusehn.
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|
"Stäts will ich ihnen dienen," sprach Stegfried der Degen, 310
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|
"Und will mein Haupt nicht eher zur Ruhe niederlegen,
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Bis ihr Wunsch geschehen, so lang mein Leben währt:
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|
Das thu ich, Frau Kriemhild, daß ihr mir Minne gewährt."
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|
Innerhalb zwölf Tagen, so oft es neu getagt, 311
|
|
Sah man bei dem Degen die wonnigliche Magd,
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|
So sie zu Hofe durfte vor ihren Freunden gehn.
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|
Der Dienst war dem Recken aus großer Liebe geschehn.
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Freude und Wonne und lauten Schwerterschall 312
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Vernahm man alle Tage vor König Gunthers Saal,
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|
Davor und darinnen von manchem kühnen Mann.
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Von Ortwein und Hagen wurden Wunder viel gethan.
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Was man zu üben wünschte, dazu sah man bereit 313
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|
In völligem Maße die Degen kühn im Streit.
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|
Da machten vor den Gästen die Recken sich bekannt;
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Es war eine Zierde König Gunthers ganzem Land.
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Die lange wund gelegen, wagten sich an den Wind: 314
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Sie wollten kurzweilen mit des Königs Ingesind,
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Schirmen mit den Schilden und schießen manchen Schaft.
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Des halfen ihnen Viele; sie hatten größliche Kraft.
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Bei dem Hofgelage ließ sie der Wirth verpflegen 315
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Mit der besten Speise; es durfte sich nicht regen
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Nur der kleinste Tadel, der Fürsten mag entstehn;
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Man sah ihn jetzo freundlich hin zu seinen Gästen gehn.
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Er sprach: "Ihr guten Recken, bevor ihr reitet hin, 316
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|
So nehmt meine Gaben: also fleht mein Sinn,
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Ich will euch immer danken; verschmäht nicht mein Gut:
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|
Es unter euch zu theilen hab ich willigen Muth."
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Die vom Dänenlande sprachen gleich zur Hand: 317
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|
"Bevor wir wieder reiten heim in unser Land,
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|
Gewährt uns stäten Frieden: das ist uns Recken noth;
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Uns sind von euern Degen viel der lieben Freunde todt."
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Genesen von den Wunden war Lüdegast derweil; 318
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Der Vogt des Sachsenlandes war bald vom Kampfe heil.
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Etliche Todte ließen sie im Land.
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Da gieng der König Gunther hin, wo er Siegfrieden fand.
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Er sprach zu dem Recken: "Nun rath mir, wie ich thu. 319
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|
Unsre Gäste wollen reiten morgen fruh
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|
Und gehn um stäte Sühne mich und die Meinen an:
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Nun rath, kühner Degen, was dich dünke wohlgethan.
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|
"Was mir die Herrn bieten, das will ich dir sagen: 320
|
|
Was fünfhundert Mähren an Gold mögen tragen,
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|
Das bieten sie mir gerne für ihre Freiheit an."
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Da sprach aber Siegfried: "Das wär übel gethan.
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"Ihr sollt sie beide ledig von hinnen laßen ziehn; 321
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Nur daß die edeln Recken sich hüten fürderhin
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Vor feindlichem Reiten her in euer Land,
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|
Laßt euch zu Pfande geben der beiden Könige Hand."
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"Dem Rathe will ich folgen." So giengen sie hindann. 322
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|
Seinen Widersachern ward es kundgethan,
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Des Golds begehre Niemand, das sie geboten eh.
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Daheim den lieben Freunden war nach den heermüden weh.
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Viel Schilde schatzbeladen trug man da herbei: 323
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Das theilt' er ungewogen seinen Freunden frei,
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|
An fünfhundert Marken und Manchem wohl noch mehr;
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Gernot rieth es Gunthern, dieser Degen kühn und hehr.
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Um Urlaub baten alle, sie wollten nun hindann. 324
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|
Da kamen die Gäste vor Kriemhild heran
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Und dahin auch, wo Frau Ute saß, die Königin.
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Es zogen nie mehr Degen so wohl beurlaubt dahin.
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Die Herbergen leerten sich, als sie von dannen ritten. 325
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Doch verblieb im Lande mit herrlichen Sitten
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Der König mit den Seinen und mancher edle Mann:
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Die giengen alle Tage zu Frau Kriemhild heran.
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Da wollt auch Urlaub nehmen Siegfried der gute Held, 326
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Verzweifelnd zu erwerben, worauf sein Sinn gestellt.
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Der König hörte sagen, er wolle nun hindann:
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Geiselher der junge ihn von der Reise gewann.
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"Wohin, edler Siegfried, wohin reitet ihr? 327
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Hört meine Bitte, bleibt bei den Recken hier,
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Bei Gunther dem König und bei seinem Lehn:
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Hier sind viel schöne Frauen, die läßt man euch gerne sehn."
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Da sprach der starke Siegfried: "So laßt die Rosse stehn. 328
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Von hinnen wollt ich reiten, das laß ich mir vergehn.
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Tragt auch hinweg die Schilde: wohl wollt ich in mein Land:
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Davon hat mich Herr Geiselher mit großen Treuen gewandt."
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So verblieb der Kühne dem Freund zu Liebe dort. 329
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Auch wär ihm in den Landen an keinem andern Ort
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So wohl als hier geworden: daher es nun geschah,
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Daß er alle Tage die schöne Kriemhild ersah.
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Ihrer hohen Schönheit willen der Degen da verblieb. 330
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Mit mancher Kurzweile man nun die Zeit vertrieb;
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Nur zwang ihn ihre Minne, die schuf ihm oftmals Noth;
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Darum hernach der Kühne lag zu großem Jammer todt.
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* * * * *
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Sechstes Abenteuer.
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Wie Gunther um Brunhild gen Isenland fuhr.
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Wieder neue Märe erhob sich über Rhein: 331
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Man sagte sich, da wäre manch schönes Mägdelein.
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Sich eins davon zu werben sann König Gunthers Muth.
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Das dauchte seine Recken und die Herren alle gut.
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Es war eine Königin geseßen über Meer, 332
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Ihr zu vergleichen war keine andre mehr.
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Schön war sie aus der Maßen, gar groß war ihre Kraft;
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Sie schoß mit schnellen Degen um ihre Minne den Schaft.
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Den Stein warf sie ferne, nach dem sie weithin sprang; 333
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Wer ihrer Minne gehrte, der muste sonder Wank
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Drei Spiel' ihr abgewinnen, der Frauen wohlgeboren;
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Gebrach es ihm an Einem, so war das Haupt ihm verloren.
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Die Königstochter hatte das manchesmal gethan. 334
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Das erfuhr am Rheine ein Ritter wohlgethan.
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Der seine Sinne wandte auf das schöne Weib.
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Drum musten bald viel Degen verlieren Leben und Leib.
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Als einst mit seinen Leuten saß der König hehr, 335
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Ward es von allen Seiten berathen hin und her,
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Welche ihr Herr sich sollte zum Gemahl erschaun,
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Die er zum Weibe wollte und dem Land geziemte zur Fraun.
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Da sprach der Vogt vom Rheine: "Ich will an die See 336
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Hin zu Brunhilden, wie es mir ergeh.
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Um ihre Minne wag ich Leben und Leib,
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Die will ich verlieren, gewinn ich nicht sie zum Weib."
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"Das möcht ich widerrathen," sprach Siegfried wider ihn: 337
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"So grimmiger Sitte pflegt die Königin,
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Um ihre Minne werben, das kommt hoch zu stehn:
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Drum mögt ihrs wohl entrathen, auf diese Reise zu gehn."
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Da sprach der König Gunther: "Ein Weib ward noch nie 338
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So stark und kühn geboren, im Streit wollt ich sie
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Leichtlich überwinden allein mit meiner Hand."
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"Schweigt," sprach da Siegfried, "sie ist euch noch unbekannt.
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"Und wären eurer viere, die könnten nicht gedeihn 339
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Vor ihrem grimmen Zorne: drum laßt den Willen sein,
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Das rath ich euch in Treuen: entgeht ihr gern dem Tod,
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So macht um ihre Minne euch nicht vergebliche Noth."
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"Sei sie so stark sie wolle, die Reise muß ergehn 340
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Hin zu Brunhilden, mag mir was will geschehn.
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Ihrer hohen Schönheit willen gewagt muß es sein:
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Vielleicht daß Gott mir füget, daß sie uns folgt an den Rhein."
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"So will ich euch rathen," begann da Hagen, 341
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"Bittet Siegfrieden, mit euch zu tragen
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Die Last dieser Sorge; das ist der beste Rath,
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Weil er von Brunhilden so gute Kunde doch hat."
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Er sprach: "Viel edler Siegfried, willst du mir Helfer sein 342
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Zu werben um die Schöne? Thu nach der Bitte mein;
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Und gewinn ich mir zur Trauten das herrliche Weib,
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So verwag ich deinetwillen Ehre, Leben und Leib."
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Zur Antwort gab ihm Siegfried, König Siegmunds Sohn: 343
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"Ich will es thun, versprichst du die Schwester mir zum Lohn,
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Kriemhild die schöne, eine Königin hehr:
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So begehr ich keines Dankes nach meinen Arbeiten mehr."
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"Das gelob ich," sprach Gunther, "Siegfried, dir an die Hand. 344
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Und kommt die schöne Brunhild hieher in dieses Land,
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So will ich dir zum Weibe meine Schwester geben:
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So magst du mit der Schönen immer in Freuden leben."
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Des schwuren sich Eide diese Recken hehr. 345
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Da schuf es ihnen beiden viel Müh und Beschwer,
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Eh sie die Wohlgethane brachten an den Rhein.
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Es musten die Kühnen darum in großen Sorgen sein.
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Von wilden Gezwergen hab ich hören sagen, 346
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Daß sie in hohlen Bergen wohnen und Schirme tragen,
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Die heißen Tarnkappen, von wunderbarer Art;
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Wer sie am Leibe trage, der sei gar wohl darin bewahrt
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Vor Schlägen und vor Stichen; ihn mög auch Niemand sehn, 347
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So lang er drin verweile; hören doch und spähn
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Mag er nach feinem Willen, daß Niemand ihn erschaut;
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Ihm wachsen auch die Kräfte, wie uns die Märe vertraut.
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Die Tarnkappe führte Siegfried mit hindann, 348
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Die der kühne Degen mit Sorgen einst gewann
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Von einem Gezwerge mit Namen Alberich.
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Da schickten sich zur Reise Recken kühn und ritterlich.
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Wenn der starke Siegfried die Tarnkappe trug, 349
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So gewann er drinnen der Kräfte genug,
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Zwölf Männer Stärke, so wird uns gesagt.
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Er erwarb mit großen Listen diese herrliche Magd.
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Auch war so beschaffen die Nebelkappe gut, 350
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Ein Jeder mochte drinnen thun nach seinem Muth,
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Was er immer wollte, daß ihn doch Niemand sah.
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Damit gewann er Brunhild, durch die ihm bald viel Leid geschah.
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"Nun sage mir, Siegfried, eh unsre Fahrt gescheh, 351
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Wie wir mit vollen Ehren kommen über See?
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Sollen wir Ritter führen in Brunhildens Land?
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Dreißigtausend Degen die werden eilends besandt."
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"Wie viel wir Volkes führten," sprach Siegfried wider ihn, 352
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"So grimmiger Sitte pflegt die Königin,
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Das müste doch ersterben vor ihrem Uebermuth.
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Ich will euch beßer rathen, Degen ihr kühn und gut.
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"In Reckenweise fahren laßt uns zu Thal den Rhein. 353
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Die will ich euch nennen, die das sollen sein:
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Zu uns zwein noch zweie und Niemand anders mehr,
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Daß wir die Frau erwerben, was auch geschehe nachher.
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"Der Gesellen bin ich einer, du sollst der andre sein, 354
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Und Hagen sei der dritte: wir mögen wohl gedeihn;
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Der vierte das sei Dankwart, dieser kühne Mann.
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Es dürfen Andrer tausend zum Streite nimmer uns nahn."
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"Die Märe wüst ich gerne," der König sprach da so, 355
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"Eh wir von hinnen führen, des wär ich herzlich froh,
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Was wir für Kleider sollten vor Brunhilden tragen,
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Die uns geziemen möchten: Siegfried, das sollst du mir sagen."
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"Gewand das allerbeste, das man irgend fand, 356
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Trägt man zu allen Zeiten in Brunhildens Land:
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Drum laß uns reiche Kleider vor der Frauen tragen,
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Daß wirs nicht Schande haben, hört man künftig von uns sagen."
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Da sprach der gute Degen: "So will ich selber gehn 357
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Zu meiner lieben Mutter, ob es nicht mag geschehn,
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Daß ihre schönen Mägde uns schaffen solch Gewand,
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Das wir mit Ehren tragen in der hehren Jungfrau Land."
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Da Sprach von Tronje Hagen mit herrlichen Sitten: 358
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"Was wollt ihr eure Mutter um solche Dienste bitten?
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Laßt eure Schwester hören euern Sinn und Muth:
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Die ist so kunstreich, unsre Kleider werden gut."
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Da entbot er seiner Schwester, er wünsche sie zu sehn 359
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Und auch der Degen Siegfried. Eh sie das ließ geschehn,
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Da hatte sich die Schöne geschmückt mit reichem Kleid.
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Daß die Herren kamen, schuf ihr wenig Herzeleid.
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Da war auch ihr Gesinde geziert nach seinem Stand. 360
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Die Fürsten kamen beide; als sie das befand,
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Erhob sie sich vom Sitze: wie höfisch sie da gieng,
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Als sie den edeln Fremdling und ihren Bruder empfieng!
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"Willkommen sei mein Bruder und der Geselle sein. 361
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Nun möcht ich gerne wissen," Sprach das Mägdelein,
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"Was euch Herrn geliebe, daß ihr zu Hofe kommt:
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Laßt mich doch hören, was euch edeln Recken frommt."
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Da sprach König Gunther: "Frau, ich wills euch sagen. 362
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Wir müßen große Sorge bei hohem Muthe tragen:
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Wir wollen werben reiten fern in fremdes Land
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Und hätten zu der Reise gerne zierlich Gewand."
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"Nun sitzt, lieber Bruder," sprach das Königskind, 363
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"Und laßt mich erst erfahren, Wer die Frauen sind,
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Die ihr begehrt zu minnen in fremder Könge Land."
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Die Auserwählten beide nahm das Mägdlein bei der Hand:
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Hin gieng sie mit den Beiden, wo sie geseßen war 364
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Auf prächtgen Ruhebetten, das glaubt mir fürwahr,
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Mit eingewirkten Bildern, in Gold wohl erhaben.
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Sie mochten bei der Frauen gute Kurzweile haben.
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Freundliche Blicke und gütliches Sehn, 365
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Des mochte von den Beiden da wohl viel geschehn.
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Er trug sie in dem Herzen, sie war ihm wie sein Leben.
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Er erwarb mit großem Dienste, daß sie ihm ward zu Weib gegeben.
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Da sprach der edle König: "Viel liebe Schwester mein, 366
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Ohne deine Hülfe kann es nimmer sein.
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Wir wollen abenteuern in Brunhildens Land;
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Da müßen wir vor Frauen tragen herrlich Gewand."
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Da sprach die Königstochter: "Viel lieber Bruder mein, 367
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Kann euch an meiner Hülfe dabei gelegen sein,
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So sollt ihr inne werden, ich bin dazu bereit;
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Versagte sie ein Andrer euch, das wäre Kriemhilden leid.
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"Ihr sollt mich, edler Ritter, nicht in Sorgen bitten, 368
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Ihr sollt nur gebieten mit herrlichen Sitten:
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Was euch gefallen möge, dazu bin ich bereit
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Und thus mit gutem Willen," sprach die wonnigliche Maid.
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"Wir wollen, liebe Schwester, tragen gut Gewand: 369
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Das soll bereiten helfen eure weiße Hand.
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Laßt eure Mägdlein sorgen, daß es uns herrlich steht,
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Da man uns diese Reise doch vergebens widerräth."
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Da begann die Jungfrau: "Nun hört, was ich sage, 370
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Wir haben selber Seide: befehlt, daß man uns trage
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Gestein auf den Schilden, so schaffen wir das Kleid,
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Das ihr mit Ehren traget vor der herrlichen Maid."
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"Wer sind die Gesellen," sprach die Königin, 371
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"Die mit euch gekleidet zu Hofe sollen ziehn?"
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"Das bin ich selbvierter; noch Zwei aus meinem Lehn,
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Dankwart und Hagen, sollen mit uns zu Hofe gehn.
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"Nun merkt, liebe Schwester, wohl, was wir euch sagen: 372
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Sorgt, daß wir vier Gesellen zu vier Tagen tragen
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Je der Kleider dreierlei und also gut Gewand,
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Daß wir ohne Schande räumen Brunhildens Land."
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Das gelobte sie den Recken; die Herren schieden hin. 373
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Da berief der Jungfraun Kriemhild die Königin
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Aus ihrer Kemenate dreißig Mägdelein,
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Die gar sinnreich mochten zu solcher Kunstübung sein.
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In arabische Seide, so weiß als der Schnee, 374
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Und gute Zazamanker, so grün als der Klee,
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Legten sie Gesteine: das gab ein gut Gewand;
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Kriemhild die schöne schnitts mit eigener Hand.
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Von seltner Fische Häuten Bezüge wohlgethan, 375
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Zu schauen fremd den Leuten, so viel man nur gewann,
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Bedeckten sie mit Seide: darein ward Gold getragen:
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Man mochte große Wunder von den lichten Kleidern sagen.
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Aus dem Land Marocco und auch von Libya 376
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Der allerbesten Seide, die man jemals sah
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Königskinder tragen, der hatten sie genug.
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Wohl ließ sie Kriemhild schauen, wie sie Liebe für sie trug.
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Da sie so theure Kleider begehrt zu ihrer Fahrt, 377
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Hermelinfelle wurden nicht gespart,
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Darauf von Kohlenschwärze mancher Flecken lag:
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Das trügen schnelle Helden noch gern bei einem Hofgelag.
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Aus arabischem Golde glänzte mancher Stein; 378
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Der Frauen Unmuße war nicht zu klein.
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Sie schufen die Gewände in sieben Wochen Zeit;
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Da war auch ihr Gewaffen den guten Degen bereit.
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Als sie gerüstet standen, sah man auf dem Rhein 379
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Fleißiglich gezimmert ein starkes Schiffelein,
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Das sie da tragen sollte hernieder an die See.
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Den edeln Jungfrauen war von Arbeiten weh.
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Da sagte man den Recken, es sei für sie zur Hand, 380
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Das sie tragen sollten, das zierliche Gewand.
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Was sie erbeten hatten, das war nun geschehn;
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Da wollten sie nicht länger mehr am Rheine bestehn.
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Zu den Heergesellen ein Bote ward gesandt, 381
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Ob sie schauen wollten ihr neues Gewand,
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Ob es den Helden wäre zu kurz oder lang.
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Es war von rechtem Maße; des sagten sie den Frauen Dank.
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Vor wen sie immer kamen, die musten all gestehn, 382
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Sie hätten nie auf Erden schöner Gewand gesehn.
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Drum mochten sie es gerne da zu Hofe tragen;
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Von beßerm Ritterstaate wuste Niemand mehr zu sagen.
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Den edeln Maiden wurde höchlich Dank gesagt. 383
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Da baten um Urlaub die Recken unverzagt;
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In ritterlichen Züchten thaten die Herren das.
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Da wurden lichte Augen getrübt von Weinen und naß.
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Sie sprach: "Viel lieber Bruder, ihr bliebet beßer hier 384
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Und würbt andre Frauen: klüger schien' es mir,
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Wo ihr nicht wagen müstet Leben und Leib.
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Ihr fändet in der Nähe wohl ein so hochgeboren Weib."
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Sie ahnten wohl im Herzen ihr künftig Ungemach. 385
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Sie musten alle weinen, was da auch Einer sprach.
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Das Gold vor ihren Brüsten ward von Thränen fahl;
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Die fielen ihnen dichte von den Augen zuthal.
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Da sprach sie: "Herr Siegfried, laßt euch befohlen sein 386
|
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Auf Treu und auf Gnade den lieben Bruder mein,
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Daß ihn nichts gefährde in Brunhildens Land."
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Das versprach der Kühne Frau Kriemhilden in die Hand.
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Da sprach der edle Degen: "So lang mein Leben währt, 387
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So bleibt von allen Sorgen, Herrin, unbeschwert;
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Ich bring ihn euch geborgen wieder an den Rhein.
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Das glaubt bei Leib und Leben." Da dankt' ihm schön das Mägdelein.
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Die goldrothen Schilde trug man an den Strand 388
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Und schaffte zu dem Schiffe all ihr Rüstgewand;
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Ihre Rosse ließ man bringen: sie wollten nun hindann.
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Wie da von schönen Frauen so großes Weinen begann!
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Da stellte sich ins Fenster manch minnigliches Kind. 389
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Das Schiff mit seinem Segel ergriff ein hoher Wind.
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Die stolzen Heergesellen saßen auf dem Rhein;
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Da sprach der König Gunther: "Wer soll nun Schiffmeister sein?"
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"Das will ich," sprach Siegfried: "ich kann euch auf der Flut 390
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Wohl von hinnen führen, das wißt, Helden gut;
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Die rechten Wasserstraßen sind mir wohl bekannt."
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So schieden sie mit Freuden aus der Burgunden Land.
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Eine Ruderstange Siegfried ergriff; 391
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Vom Gestade schob er kräftig das Schiff.
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Gunther der kühne ein Ruder selber nahm.
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Da huben sich vom Lande die schnellen Ritter lobesam.
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Sie führten reichlich Speise, dazu guten Wein, 392
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Den besten, den sie finden mochten um den Rhein.
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Ihre Rosse standen still in guter Ruh;
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Das Schiff gieng so eben, kein Ungemach stieß ihnen zu.
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Ihre starken Segelseile streckte die Luft mit Macht; 393
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Sie fuhren zwanzig Meilen, eh niedersank die Nacht,
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Mit günstigem Winde nieder nach der See;
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Ihr starkes Arbeiten that noch schönen Frauen weh.
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An dem zwölften Morgen, wie wir hören sagen, 394
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Da hatten sie die Winde weit hinweggetragen
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Nach Isenstein der Veste in Brunhildens Land,
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Das ihrer Keinem außer Siegfried bekannt.
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Als der König Gunther so viel der Burgen sah 395
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Und auch der weiten Marken, wie bald sprach er da:
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"Nun sagt mir, Freund Siegfried, ist euch das bekannt?
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Wem sind diese Burgen und wem das herrliche Land?
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"Ich hab all mein Leben, das muß ich wohl gestehn, 396
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|
So wohlgebauter Burgen nie so viel gesehn
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Irgend in den Landen, als wir hier ersahn;
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Der sie erbauen konnte, war wohl ein mächtiger Mann."
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Zur Antwort gab ihm Siegfried: "Das ist mir wohlbekannt; 397
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Brunhilden sind sie, die Burgen wie das Land
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Und Isenstein die Veste, glaubt mir fürwahr:
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Da mögt ihr heute schauen schöner Frauen große Schar.
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"Ich will euch Helden rathen: seid all von einem Muth 398
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Und sprecht in gleichem Sinne, so dünkt es mich gut.
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|
Denn wenn wir heute vor Brunhilden gehn,
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|
So müßen wir in Sorgen vor der Königstochter stehn.
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"Wenn wir die Minnigliche bei ihren Leuten sehn, 399
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Sollt ihr erlauchte Helden nur Einer Rede stehn:
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Gunther sei mein Lehnsherr und ich ihm unterthan;
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So wird ihm sein Verlangen nach seinem Wunsche gethan."
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Sie waren all willfährig zu thun, wie er sie hieß: 400
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In seinem Uebermuthe es auch nicht Einer ließ.
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Sie sprachen, wie er wollte; wohl frommt' es ihnen da,
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Als der König Gunther die schöne Brunhild ersah.
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"Wohl thu ichs nicht so gerne dir zu lieb allein, 401
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Als um deine Schwester, das schöne Mägdelein.
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Die ist mir wie die Seele und wie mein eigner Leib;
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Ich will es gern verdienen, daß sie werde mein Weib."
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* * * * *
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Siebentes Abenteuer.
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Wie Gunther Brunhilden gewann.
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Ihr Schifflein unterdessen war auf dem Meer 402
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Zur Burg heran gefloßen: da sah der König hehr
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Oben in den Fenstern manche schöne Maid.
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Daß er sie nicht erkannte, das war in Wahrheit ihm leid.
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Er fragte Siegfrieden, den Gesellen sein: 403
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"Hättet ihr wohl Kunde um diese Mägdelein,
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Die dort hernieder schauen nach uns auf die Flut?
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Wie ihr Herr auch heiße, so tragen sie hohen Muth."
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Da sprach der kühne Siegfried: "Nun sollt ihr heimlich spähn 404
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Nach den Jungfrauen und sollt mir dann gestehn,
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Welche ihr nehmen wolltet, wär euch die Wahl verliehn."
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|
"Das will ich," sprach Gunther, dieser Ritter schnell und kühn.
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"So schau ich ihrer Eine in jenem Fenster an, 405
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Im schneeweißen Kleide, die ist so wohlgethan:
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Die wählen meine Augen, so schön ist sie von Leib.
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Wenn ich gebieten dürfte, sie müste werden mein Weib."
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"Dir hat recht erkoren deiner Augen Schein: 406
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Es ist die edle Brunhild, das schöne Mägdelein,
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Nach der das Herz dir ringet, der Sinn und auch der Muth."
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All ihr Gebaren dauchte König Gunthern gut.
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Da hieß die Königstochter von den Fenstern gehn 407
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Die minniglichen Maide: sie sollten da nicht stehn
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Zum Anblick für die Fremden; sie folgten unverwandt.
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Was da die Frauen thaten, das ist uns auch wohl bekannt.
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Sie zierten sich entgegen den unkunden Herrn, 408
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Wie es immer thaten schöne Frauen gern.
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Dann an die engen Fenster traten sie heran,
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Wo sie die Helden sahen: das ward aus Neugier gethan.
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Nur ihrer Viere waren, die kamen in das Land. 409
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Siegfried der kühne ein Ross zog auf den Strand.
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Das sahen durch die Fenster die schönen Frauen an:
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Große Ehre dauchte sich König Gunther gethan.
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Er hielt ihm bei dem Zaume das zierliche Ross, 410
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|
Das war gut und stattlich, stark dazu und groß,
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Bis der König Gunther fest im Sattel saß.
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Also dient' ihm Siegfried, was er hernach doch ganz vergaß.
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Dann zog er auch das seine aus dem Schiff heran: 411
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Er hatte solche Dienste gar selten sonst gethan,
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Daß er am Steigreif Helden gestanden wär.
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Das sahen durch die Fenster die schönen Frauen hehr.
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Es war in gleicher Weise den Helden allbereit 412
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Von schneeblanker Farbe das Ross und auch das Kleid,
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Dem einen wie dem andern, und schön der Schilde Rand:
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Die warfen hellen Schimmer an der edeln Recken Hand.
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Ihre Sättel wohlgesteinet, die Brustriemen schmal: 413
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So ritten sie herrlich vor Brunhildens Saal;
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Daran hiengen Schellen von lichtem Golde roth.
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Sie kamen zu dem Lande, wie ihr Hochsinn gebot,
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Mit Speren neu geschliffen, mit wohlgeschaffnem Schwert, 414
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Das bis auf die Sporen gieng den Helden werth.
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Die Wohlgemuthen führten es scharf genug und breit.
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Das alles sah Brunhild, diese herrliche Maid.
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Mit ihnen kam auch Dankwart und sein Bruder Hagen: 415
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Diese beide trugen, wie wir hören sagen,
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Von rabenschwarzer Farbe reichgewirktes Kleid;
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Neu waren ihre Schilde, gut, dazu auch lang und breit.
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Von India dem Lande trugen sie Gestein, 416
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Das warf an ihrem Kleide auf und ab den Schein.
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Sie ließen unbehütet das Schifflein bei der Flut;
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So ritten nach der Veste diese Helden kühn und gut.
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Sechsundachtzig Thürme sahn sie darin zumal, 417
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Drei weite Pfalzen und einen schönen Saal
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Von edelm Marmelsteine, so grün wie das Gras,
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Darin die Königstochter mit ihrem Ingefinde saß.
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Die Burg war erschloßen und weithin aufgethan, 418
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Brunhildes Mannen liefen alsbald heran
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Und empfiengen die Gäste in ihrer Herrin Land.
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Die Rosse nahm man ihnen und die Schilde von der Hand.
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Da sprach der Kämmrer Einer: "Gebt uns euer Schwert 419
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Und die lichten Panzer." "Das wird euch nicht gewährt,"
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Sprach Hagen von Tronje, "wir wollens selber tragen."
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Da begann ihm Siegfried von des Hofs Gebrauch zu sagen:
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"In dieser Burg ist Sitte, das will ich euch sagen, 420
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Keine Waffen dürfen da die Gäste tragen:
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Laßt sie von hinnen bringen, das ist wohlgethan."
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Ihm folgte wider Willen Hagen, König Gunthers Mann.
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Man ließ den Gästen schenken und schaffen gute Ruh. 421
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Manchen schnellen Recken sah man dem Hofe zu
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Allenthalben eilen in fürstlichem Gewand;
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Doch wurden nach den Kühnen ringsher die Blicke gesandt.
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Nun wurden auch Brunhilden gesagt die Mären, 422
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Daß unbekannte Recken gekommen wären
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In herrlichem Gewande gefloßen auf der Flut.
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Da begann zu fragen diese Jungfrau schön und gut:
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"Ihr sollt mich hören laßen," sprach das Mägdelein, 423
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"Wer die unbekannten Recken mögen sein,
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Die ich dort stehen sehe in meiner Burg so hehr,
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Und wem zu Lieb die Helden wohl gefahren sind hieher."
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Des Gesindes sprach da Einer: "Frau, ich muß gestehn, 424
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Daß ich ihrer Keinen je zuvor gesehn;
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Doch Einer steht darunter, der Siegfrieds Weise hat:
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Den sollt ihr wohl empfangen, das ist in Treuen mein Rath.
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"Der andre der Gesellen, gar löblich dünkt er mich; 425
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Wenn er die Macht besäße, zum König ziemt' er sich
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Ob weiten Fürstenlanden, sollt er die versehn.
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Man sieht ihn bei den Andern so recht herrlich da stehn.
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"Der dritte der Gesellen, der hat gar herben Sinn, 426
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Doch schönen Wuchs nicht minder, reiche Königin.
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Die Blicke sind gewaltig, deren so viel er thut:
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Er trägt in seinem Sinne, wähn ich, grimmigen Muth.
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"Der jüngste darunter, gar löblich dünkt er mich: 427
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Man sieht den reichen Degen so recht minniglich
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In jungfräulicher Sitte und edler Haltung stehn:
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Wir müstens alle fürchten, wär ihm ein Leid hier geschehn.
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"So freundlich er gebahre, so wohlgethan sein Leib, 428
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Er brächte doch zum Weinen manch waidliches Weib,
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Wenn er zürnen sollte; sein Wuchs ist wohl so gut,
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Er ist an allen Tugenden ein Degen kühn und wohlgemuth."
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Da sprach die Königstochter: "Nun bringt mir mein Gewand: 429
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Und ist der starke Siegfried gekommen in mein Land
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Um meiner Minne willen, es geht ihm an den Leib:
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Ich fürcht ihn nicht so heftig, daß ich würde sein Weib."
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Brunhild die schöne trug bald erlesen Kleid. 430
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Auch gab ihr Geleite manche schöne Maid,
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Wohl hundert oder drüber, sie all in reicher Zier.
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Die Gäste kam zu schauen manches edle Weib mit ihr.
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Mit ihnen giengen Degen aus Isenland, 431
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Brunhildens Recken, die Schwerter in der Hand,
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Fünfhundert oder drüber; das war den Gästen leid.
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Aufstanden von den Sitzen die kühnen Helden allbereit.
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Als die Königstochter Siegfrieden sah, 432
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Wohlgezogen sprach sie zu dem Gaste da:
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"Seid willkommen, Siegfried, hier in diesem Land.
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Was meint eure Reise? das macht mir, bitt ich, bekannt."
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"Viel Dank muß ich euch sagen, Frau Brunhild, 433
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Daß ihr mich geruht zu grüßen, Fürstentochter mild,
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|
Vor diesem edeln Recken, der hier vor mir steht:
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Denn der ist mein Lehnsherr; der Ehre Siegfried wohl enträth.
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"Er ist am Rheine König: was soll ich sagen mehr? 434
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Dir nur zu Liebe fuhren wir hierher.
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Er will dich gerne minnen, was ihm geschehen mag.
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Nun bedenke dich bei Zeiten: mein Herr läßt nimmermehr nach.
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"Er ist geheißen Gunther, ein König reich und hehr. 435
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|
Erwirbt er deine Minne, nicht mehr ist sein Begehr.
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Deinthalb mit ihm that ich diese Fahrt;
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Wenn er mein Herr nicht wäre, ich hätt es sicher gespart."
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Sie sprach: "Wenn er dein Herr ist und du in seinem Lehn, 436
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|
Will er, die ich ertheile, meine Spiele dann bestehn
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|
Und bleibt darin der Meister, so werd ich sein Weib;
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|
Doch ists, daß ich gewinne, es geht euch allen an den Leib."
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|
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Da sprach von Tronje Hagen: "So zeig uns, Königin, 437
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|
Was ihr für Spiel' ertheilet. Eh euch den Gewinn
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|
Mein Herr Gunther ließe, so müst es übel sein:
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Er mag wohl noch erwerben ein so schönes Mägdelein."
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"Den Stein soll er werfen und springen darnach, 438
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|
Den Sper mit mir schießen: drum sei euch nicht zu jach.
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Ihr verliert hier mit der Ehre Leben leicht und Leib:
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Drum mögt ihr euch bedenken," sprach das minnigliche Weib.
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Siegfried der schnelle gieng zu dem König hin 439
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Und bat ihn, frei zu reden mit der Königin
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Ganz nach seinem Willen; angstlos soll er sein:
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"Ich will dich wohl behüten vor ihr mit den Listen mein."
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Da sprach der König Gunther: "Königstochter hehr, 440
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Ertheilt mir, was ihr wollet, und wär es auch noch mehr,
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Eurer Schönheit willen bestünd ich Alles gern.
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Mein Haupt will ich verlieren, gewinnt ihr mich nicht zum Herrn."
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Als da seine Rede vernahm die Königin, 441
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Bat sie, wie ihr ziemte, das Spiel nicht zu verziehn.
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Sie ließ sich zum Streite bringen ihr Gewand,
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Einen goldnen Panzer und einen guten Schildesrand.
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Ein seiden Waffenhemde zog sich an die Maid, 442
|
|
Das ihr keine Waffe verletzen konnt im Streit,
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Von Zeugen wohlgeschaffen aus Libya dem Land:
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Lichtgewirkte Borten erglänzten rings an dem Rand.
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Derweil hatt ihr Uebermuth den Gästen schwer gedräut. 443
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|
Dankwart und Hagen die standen unerfreut.
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Wie es dem Herrn ergienge, sorgte sehr ihr Muth.
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Sie dachten: "Unsre Reise bekommt uns Recken nicht gut."
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Derweilen gieng Siegfried, der listige Mann, 444
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|
Eh es wer bemerkte, an das Schiff heran,
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|
Wo er die Tarnkappe verborgen liegen fand,
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|
In die er hurtig schlüpfte: da war er Niemand bekannt.
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Er eilte bald zurücke und fand hier Recken viel: 445
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Die Königin ertheilte da ihr hohes Spiel.
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Da gieng er hin verstohlen und daß ihn Niemand sah
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Von Allen, die da waren, was durch Zauber geschah.
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Es war ein Kreis gezogen, wo das Spiel geschehn 446
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Vor kühnen Recken sollte, die es wollten sehn.
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Wohl siebenhundert sah man Waffen tragen:
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Wer das Spiel gewänne, das sollten sie nach Wahrheit sagen.
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Da war gekommen Brunhild, die man gewaffnet fand, 447
|
|
Als ob sie streiten wolle um aller Könge Land.
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Wohl trug sie auf der Seide viel Golddrähte fein;
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Ihre minnigliche Farbe gab darunter holden Schein.
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|
Nun kam ihr Gesinde, das trug herbei zuhand 448
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Aus allrothem Golde einen Schildesrand
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Mit hartem Stahlbeschlage, mächtig groß und breit,
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|
Worunter spielen wollte diese minnigliche Maid.
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An einer edeln Borte ward der Schild getragen, 449
|
|
Auf der Edelsteine, grasgrüne, lagen;
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|
Die tauschten mannigfaltig Gefunkel mit dem Gold.
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Er bedurfte großer Kühnheit, dem die Jungfrau wurde hold.
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|
Der Schild war untern Buckeln, so ward uns gesagt, 450
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Von dreier Spannen Dicke; den trug hernach die Magd.
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An Stahl und auch an Golde war er reich genug,
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|
Den ihrer Kämmrer Einer mit Mühe selbvierter trug.
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|
Als der starke Hagen den Schild hertragen sah, 451
|
|
In großem Unmuthe sprach der Tronjer da:
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"Wie nun, König Gunther? An Leben gehts und Leib:
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Die ihr begehrt zu minnen, die ist ein teuflisches Weib."
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Hört noch von ihren Kleidern: deren hatte sie genug. 452
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Von Azagauger Seide einen Wappenrock sie trug,
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|
Der kostbar war und edel: daran warf hellen Schein
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Von der Königstochter gar mancher herrliche Stein.
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Da brachten sie der Frauen mächtig und breit 453
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Einen scharfen Wurfspieß; den verschoß sie allezeit,
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|
Stark und ungefüge, groß dazu und schwer.
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An seinen beiden Seiten schnitt gar grimmig der Sper.
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|
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Von des Spießes Schwere höret Wunder sagen: 454
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|
Wohl hundert Pfund Eisen war dazu verschlagen.
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Ihn trugen mühsam Dreie von Brunhildens Heer:
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Gunther der edle rang mit Sorgen da schwer.
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Er dacht in seinem Sinne: "Was soll das sein hier? 455
|
|
Der Teufel aus der Hölle, wie schützt' er sich vor ihr?
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War ich mit meinem Leben wieder an dem Rhein,
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Sie dürfte hier wohl lange meiner Minne ledig sein."
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Er trug in seinen Sorgen, das wißet, Leid genug. 456
|
|
All seine Rüstung man ihm zur Stelle trug.
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|
Gewappnet Stand der reiche König bald darin.
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Vor Leid hätte Hagen schier gar verwandelt den Sinn.
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Da sprach Hagens Bruder, der kühne Dankwart: 457
|
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"Mich reut in der Seele her zu Hof die Fahrt.
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Nun hießen wir einst Recken! wie verlieren wir den Leib!
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Soll uns in diesem Lande nun verderben ein Weib?
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"Des muß mich sehr verdrießen, daß ich kam in dieses Land. 458
|
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Hätte mein Bruder Hagen sein Schwert an der Hand
|
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Und auch ich das meine, so sollten sachte gehn
|
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Mit ihrem Uebermuthe Die in Brunhildens Lehn.
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Sie sollten sich bescheiden, das glaubet mir nur. 459
|
|
Hätt ich den Frieden tausendmal bestärkt mit einem Schwur,
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Bevor ich sterben sähe den lieben Herren mein,
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|
Das Leben müste laßen dieses schöne Mägdelein."
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"Wir möchten ungefangen wohl räumen dieses Land," 460
|
|
Sprach sein Bruder Hagen, "hätten wir das Gewand,
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|
Des wir zum Streit bedürfen, und die Schwerter gut,
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|
So sollte sich wohl sänften der schönen Fraue Uebermuth."
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|
Wohl hörte, was er sagte, die Fraue wohlgethan; 461
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|
Ueber die Achsel sah sie ihn lächelnd an.
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|
"Nun er so kühn sich dünket, so bringt doch ihr Gewand,
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|
Ihre scharfen Waffen gebt den Helden an die Hand.
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|
"Es kümmert mich so wenig, ob sie gewaffnet sind, 462
|
|
Als ob sie bloß da stünden," so sprach das Königskind.
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|
"Ich fürchte Niemands Stärke, den ich noch je gekannt:
|
|
Ich mag auch wohl genesen im Streit vor des Königs Hand."
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|
Als man die Waffen brachte, wie die Maid gebot, 463
|
|
Dankwart der kühne ward vor Freuden roth.
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|
"Nun spielt, was ihr wollet," sprach der Degen werth,
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|
"Gunther ist unbezwungen: wir haben wieder unser Schwert."
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|
Brunhildens Stärke zeigte sich nicht klein: 464
|
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Man trug ihr zu dem Kreise einen schweren Stein,
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|
Groß und ungefüge, rund dabei und breit.
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|
Ihn trugen kaum zwölfe dieser Degen kühn im Streit.
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Den warf sie allerwegen, wie sie den Sper verschoß. 465
|
|
Darüber war die Sorge der Burgunden groß.
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|
"Wen will der König werben?" sprach da Hagen laut:
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"Wär sie in der Hölle doch des übeln Teufels Braut!"
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An ihre weißen Arme sie die Ärmel wand, 466
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|
Sie schickte sich und faßte den Schild an die Hand,
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|
Sie schwang den Spieß zur Höhe: das war des Kampfe Beginn.
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|
Gunther und Siegfried bangten vor Brunhildens grimmem Sinn.
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|
Und wär ihm da Siegfried zu Hülfe nicht gekommen, 467
|
|
So hätte sie dem König das Leben wohl benommen.
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|
Er trat hinzu verstohlen und rührte seine Hand;
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|
Gunther seine Künste mit großen Sorgen befand.
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|
|
"Wer wars, der mich berührte?" dachte der kühne Mann, 468
|
|
Und wie er um sich blickte, da traf er Niemand an.
|
|
Er sprach: "Ich bin es, Siegfried, der Geselle dein:
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|
Du sollst ganz ohne Sorge vor der Königin sein."
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(Er sprach:) "Gieb aus den Händen den Schild, laß mich ihn tragen 469
|
|
Und behalt im Sinne, was du mich hörest sagen:
|
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Du habe die Gebärde, ich will das Werk begehn."
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|
Als er ihn erkannte, da war ihm Liebes geschehn.
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|
"Verhehl auch meine Künste, das ist uns beiden gut: 470
|
|
So mag die Königstochter den hohen Uebermuth
|
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Nicht an dir vollbringen, wie sie gesonnen ist:
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|
Nun sieh doch, welcher Kühnheit sie wider dich sich vermißt."
|
|
|
|
Da schoß mit ganzen Kräften die herrliche Maid 471
|
|
Den Sper nach einem neuen Schild, mächtig und breit;
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|
Den trug an der Linken Sieglindens Kind.
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|
Das Feuer sprang vom Stahle, als ob es wehte der Wind.
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|
Des starken Spießes Schneide den Schild ganz durchdrang, 472
|
|
Daß das Feuer lohend aus den Ringen sprang.
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|
Von dem Schuße fielen die kraftvollen Degen:
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|
War nicht die Tarnkappe, sie wären beide da erlegen.
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|
Siegfried dem kühnen vom Munde brach das Blut. 473
|
|
Bald sprang er auf die Füße: da nahm der Degen gut
|
|
Den Sper, den sie geschoßen ihm hatte durch den Rand:
|
|
Den warf ihr jetzt zurücke Siegfried mit kraftvoller Hand.
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|
|
|
Er dacht: "Ich will nicht schießen das Mägdlein wonniglich." 474
|
|
Des Spießes Schneide kehrt' er hinter den Rücken sich;
|
|
Mit der Sperstange schoß er auf ihr Gewand,
|
|
Daß es laut erhallte von seiner kraftreichen Hand.
|
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|
|
Das Feuer stob vom Panzer, als trieb' es der Wind. 475
|
|
Es hatte wohl geschoßen der Sieglinde Kind:
|
|
Sie vermochte mit den Kräften dem Schuße nicht zu stehn;
|
|
Das war von König Gunthern in Wahrheit nimmer geschehn.
|
|
|
|
Brunhild die schöne bald auf die Füße sprang: 476
|
|
"Gunther, edler Ritter, des Schußes habe Dank!"
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|
Sie wähnt', er hätt es selber mit seiner Kraft gethan
|
|
Nein, zu Boden warf sie ein viel stärkerer Mann.
|
|
|
|
Da gieng sie hin geschwinde, zornig war ihr Muth, 477
|
|
Den Stein hoch erhub sie, die edle Jungfrau gut;
|
|
Sie schwang ihn mit Kräften weithin von der Hand,
|
|
Dann sprang sie nach dem Wurfe, daß laut erklang ihr Gewand.
|
|
|
|
Der Stein fiel zu Boden von ihr zwölf Klafter weit: 478
|
|
Den Wurf überholte im Sprung die edle Maid.
|
|
Hin gieng der schnelle Siegfried, wo der Stein nun lag:
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|
Gunther must ihn wägen, des Wurfs der Verholne pflag.
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|
|
|
Siegfried war kräftig, kühn und auch lang; 479
|
|
Den Stein warf er ferner, dazu er weiter sprang.
|
|
Ein großes Wunder war es und künstlich genug,
|
|
Daß er in dem Sprunge den König Gunther noch trug.
|
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|
|
Der Sprung war ergangen, am Boden lag der Stein: 480
|
|
Gunther wars, der Degen, den man sah allein.
|
|
Brunhild die schöne ward vor Zorne roth;
|
|
Gewendet hatte Siegfried dem König Gunther den Tod.
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|
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|
Zu ihrem Ingesinde sprach die Königin da, 481
|
|
Als sie gesund den Helden an des Kreises Ende sah:
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|
"Ihr, meine Freund und Mannen, tretet gleich heran:
|
|
Ihr sollt dem König Gunther alle werden unterthan."
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|
|
Da legten die Kühnen die Waffen von der Hand 482
|
|
Und boten sich zu Füßen von Burgundenland
|
|
Gunther dem reichen, so mancher kühne Mann:
|
|
Sie wähnten, die Spiele hätt er mit eigner Kraft gethan.
|
|
|
|
Er grüßte sie gar minniglich; wohl trug er höfschen Sinn. 483
|
|
Da nahm ihn bei der Rechten die schöne Königin:
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|
Sie erlaubt' ihm, zu gebieten in ihrem ganzen Land.
|
|
Des freute sich da Hagen, der Degen kühn und gewandt.
|
|
|
|
Sie bat den edeln Ritter mit ihr zurück zu gehn 484
|
|
Zu dem weiten Saale, wo mancher Mann zu sehn,
|
|
Und mans aus Furcht dem Degen nun desto beßer bot.
|
|
Siegfrieds Kräfte hatten sie erledigt aller Noth.
|
|
|
|
Siegfried der schnelle war wohl schlau genug, 485
|
|
Daß er die Tarnkappe aufzubewahren trug.
|
|
Dann gieng er zu dem Saale, wo manche Fraue saß:
|
|
Er sprach zu dem König, gar listiglich that er das:
|
|
|
|
"Was säumt ihr, Herr König, und beginnt die Spiele nicht, 486
|
|
Die euch aufzugeben die Königin verspricht?
|
|
Laßt uns doch bald erschauen, wie es damit bestellt."
|
|
Als wüst er nichts von allem, so that der listige Held.
|
|
|
|
Da sprach die Königstochter: "Wie konnte das geschehn, 487
|
|
Daß ihr nicht die Spiele, Herr Siegfried, habt gesehn,
|
|
Worin hier Sieg errungen hat König Gunthers Hand?"
|
|
Zur Antwort gab ihr Hagen aus der Burgunden Land:
|
|
|
|
Er sprach: "Da habt ihr, Königin, uns betrübt den Muth: 488
|
|
Da war bei dem Schiffe Siegfried der Degen gut,
|
|
Als der Vogt vom Rheine das Spiel euch abgewann;
|
|
Drum ist es ihm unkundig," sprach da Gunthers Unterthan,
|
|
|
|
"Nun wohl mir dieser Märe," sprach Siegfried der Held, 489
|
|
"Daß hier eure Hochfahrt also ward gefällt,
|
|
Und Jemand lebt, der euer Meister möge sein.
|
|
Nun sollt ihr, edle Jungfrau, uns hinnen folgen an den Rhein."
|
|
|
|
Da sprach die Wohlgethane: "Das mag noch nicht geschehn. 490
|
|
Erst frag ich meine Vettern und Die in meinem Lehn.
|
|
Ich darf ja nicht so leichthin räumen dieß mein Land:
|
|
Meine höchsten Freunde die werden erst noch besandt."
|
|
|
|
Da ließ sie ihre Boten nach allen Seiten gehn: 491
|
|
Sie besandte ihre Freunde und Die in ihrem Lehn,
|
|
Daß sie zum Isensteine kämen unverwandt;
|
|
Einem jeden ließ sie geben reiches, herrliches Gewand.
|
|
|
|
Da ritten alle Tage Beides, spat und fruh, 492
|
|
Der Veste Brunhildens die Recken scharweis zu.
|
|
"Nun ja doch," sprach da Hagen, "was haben wir gethan!
|
|
Wir erwarten uns zum Schaden hier Die Brunhild unterthan."
|
|
|
|
"Wenn sie mit ihren Kräften kommen in dieß Land, 493
|
|
Der Königin Gedanken die sind uns unbekannt:
|
|
Wie, wenn sie uns zürnte? so wären wir verloren,
|
|
Und wär das edle Mägdlein uns zu großen Sorgen geboren!"
|
|
|
|
Da sprach der starke Siegfried: "Dem will ich widerstehn. 494
|
|
Was euch da Sorge schaffet, das laß ich nicht geschehn.
|
|
Ich will euch Hülfe bringen her in dieses Land
|
|
Durch auserwählte Degen: die sind euch noch unbekannt.
|
|
|
|
"Ihr sollt nach mir nicht fragen, ich will von hinnen fahren; 495
|
|
Gott möge eure Ehre derweil wohl bewahren.
|
|
Ich komme bald zurücke und bring euch tausend Mann
|
|
Der allerbesten Degen, deren Jemand Kunde gewann."
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|
|
|
"So bleibt nur nicht zu lange," der König sprach da so, 496
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|
"Wir sind eurer Hülfe nicht unbillig froh."
|
|
Er sprach: "Ich komme wieder gewiss in wenig Tagen.
|
|
Ihr hättet mich versendet, sollt ihr der Königin sagen."
|
|
|
|
* * * * *
|
|
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|
|
|
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|
Achtes Abenteuer.
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|
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|
Wie Siegfried nach den Nibelungen fuhr.
|
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|
|
Von dannen gieng da Siegfried zum Hafen an den Strand 497
|
|
In seiner Tarnkappe, wo er ein Schifflein fand.
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|
Darin stand verborgen König Siegmunds Kind:
|
|
Er führt' es bald von dannen, als ob es wehte der Wind.
|
|
|
|
Den Steuermann sah Niemand, wie schnell das Schifflein floß 498
|
|
Von Siegfriedens Kräften, die waren also groß.
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|
Da wähnten sie, es trieb es ein eigner starker Wind:
|
|
Nein, es führt' es Siegfried, der schönen Sieglinde Kind.
|
|
|
|
Nach des Tags Verlaufe und in der einen Nacht 499
|
|
Kam er zu einem Lande von gewaltger Macht:
|
|
Es war wohl hundert Rasten und noch darüber lang,
|
|
Das Land der Nibelungen, wo er den großen Schatz errang.
|
|
|
|
Der Held fuhr alleine nach einem Werder breit: 500
|
|
Sein Schiff band er feste, der Ritter allbereit.
|
|
Er fand auf einem Berge eine Burg gelegen
|
|
Und suchte Herberge, wie die Wegemüden pflegen.
|
|
|
|
Da kam er vor die Pforte, die ihm verschloßen stand: 501
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|
Sie bewachten ihre Ehre, wie Sitte noch im Land.
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|
Ans Thor begann zu klopfen der unbekannte Mann:
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|
Das wurde wohl behütet; da traf er innerhalben an
|
|
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|
Einen Ungefügen, der da der Wache pflag, 502
|
|
Bei dem zu allen Zeiten sein Gewaffen lag.
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|
Der sprach: "Wer pocht so heftig da draußen an das Thor?"
|
|
Da wandelte die Stimme der kühne Siegfried davor
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Und sprach: "Ich bin ein Recke: thut mir auf alsbald, 503
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|
Sonst erzürn ich Etlichen hier außen mit Gewalt,
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Der gern in Ruhe läge und hätte sein Gemach."
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Das verdroß den Pförtner, als da Siegfried also sprach.
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Der kühne Riese hatte die Rüstung angethan, 504
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|
Den Helm aufs Haupt gehoben, der gewaltge Mann:
|
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Den Schild alsbald ergriffen und schwang nun auf das Thor.
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Wie lief er Siegfrieden da so grimmig an davor!
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Wie er zu wecken wage so manchen kühnen Mann? 505
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Da wurden schnelle Schläge von seiner Hand gethan.
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Der edle Fremdling schirmte sich vor manchem Schlag;
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Da hieb ihm der Pförtner in Stücke seines Schilds Beschlag
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Mit einer Eisenstange: so litt der Degen Noth. 506
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Schier begann zu fürchten der Held den grimmen Tod,
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Als der Thürhüter so mächtig auf ihn schlug.
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Dafür war ihm gewogen sein Herre Siegfried genug.
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Sie stritten so gewaltig, die Burg gab Widerhall: 507
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Man hörte fern das Tosen in König Niblungs Saal.
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Doch zwang er den Pförtner zuletzt, daß er ihn band;
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Kund ward diese Märe in allem Nibelungenland.
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Das Streiten hatte ferne gehört durch den Berg 508
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Alberich der kühne, ein wildes Gezwerg.
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Er waffnete sich balde und lief hin, wo er fand
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Diesen edeln Fremdling, als er den Riesen eben band.
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Alberich war muthig, dazu auch stark genug. 509
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Helm und Panzerringe er am Leibe trug
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Und eine schwere Geisel von Gold an seiner Hand.
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Da lief er hin geschwinde, wo er Siegfrieden fand.
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Sieben schwere Knöpfe hiengen vorn daran, 510
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Womit er vor der Linken den Schild dem kühnen Mann
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So bitterlich zergerbte, in Splitter gieng er fast.
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In Sorgen um sein Leben gerieth der herrliche Gast.
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Den Schild er ganz zerbrochen seiner Hand entschwang: 511
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Da stieß er in die Scheide eine Waffe, die war lang.
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Seinen Kammerwärter wollt er nicht schlagen todt:
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Er schonte seiner Leute, wie ihm die Treue gebot.
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Mit den starken Händen Albrichen lief er an, 512
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Und erfaßte bei dem Barte den altgreisen Mann.
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Den zuckt' er ungefüge: der Zwerg schrie auf vor Schmerz.
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Des jungen Helden Züchtigung gieng Alberichen ans Herz.
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Laut rief der Kühne: "Nun laßt mir das Leben: 513
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Und hätt ich einem Helden mich nicht schon ergeben,
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Dem ich schwören muste, ich war ihm unterthan,
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Ich dient euch, bis ich stürbe," so sprach der listige Mann.
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Er band auch Alberichen wie den Riesen eh: 514
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Siegfriedens Kräfte thaten ihm gar weh.
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Der Zwerg begann zu fragen: "Wie seid ihr genannt?"
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Er sprach: "Ich heiße Siegfried: ich wähnt, ich wär euch bekannt."
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"So wohl mir diese Kunde," sprach da Alberich, 515
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"An euern Heldenwerken spürt ich nun sicherlich,
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Daß ihrs wohl verdientet, des Landes Herr zu sein.
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Ich thu, was ihr gebietet, laßt ihr nur mich gedeihn."
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Da sprach der Degen Siegfried: "So macht euch auf geschwind 516
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Und bringt mir her der Besten, die in der Veste sind,
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Tausend Nibelungen; die will ich vor mir sehn.
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So laß ich euch kein Leides an euerm Leben geschehn."
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Albrichen und den Riesen löst' er von dem Band. 517
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Hin lief der Zwerg geschwinde, wo er die Recken fand.
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Sorglich erweckt' er Die in Niblungs Lehn
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Und sprach: "Wohlauf, ihr Helden, ihr sollt zu Siegfrieden gehn."
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Sie sprangen von den Betten und waren gleich bereit: 518
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Tausend schnelle Ritter standen im Eisenkleid.
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Er brachte sie zur Stelle, wo er Siegfried fand:
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Der grüßte schön die Degen und gab Manchem die Hand.
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Viel Kerzen ließ man zünden; man schenkt' ihm lautern Trank. 519
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Daß sie so bald gekommen, des sagt' er Allen Dank.
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Er sprach: "Ihr sollt von hinnen mir folgen über Flut."
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Dazu fand er willig diese Helden kühn und gut.
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Wohl dreißig hundert Recken kamen ungezählt: 520
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Von denen wurden tausend der besten auserwählt,
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Man brachte ihre Helme und ander Rüstgewand,
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Da er sie führen wollte hin zu Brunhildens Land.
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Er sprach: "Ihr guten Ritter, Eins laßt euch sagen: 521
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Ihr sollt reiche Kleider dort am Hofe tragen,
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Denn uns wird da schauen manch minnigliches Weib:
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Darum sollt ihr zieren mit guten Kleidern den Leib."
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Nun möchten mich die Thoren vielleicht der Lüge zeihn: 522
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Wie konnten so viel Ritter wohl beisammen sein?
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Wo nähmen sie die Speise? Wo nähmen sie Gewand?
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Und besäß er dreißig Lande, er brächt es nimmer zu Stand.
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Ihr habt doch wol vernommen, Siegfried war gar reich. 523
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Sein war der Nibelungenhort, dazu das Königreich.
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Drum gab er seinen Degen völliglich genug;
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Es ward ja doch nicht minder, wie viel man von dem Schatze trug.
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Eines frühen Morgens begannen sie die Fahrt: 524
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Was schneller Mannen hatte da Siegfried sich geschart!
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Sie führten gute Rosse und herrlich Gewand:
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Sie kamen stolz gezogen hin zu Brunhildens Land.
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Da stand in den Zinnen manch minnigliches Kind. 525
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Da sprach die Königstochter: "Weiß Jemand, wer die sind,
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Die ich dort fließen sehe so fern auf der See?
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Sie führen reiche Segel, die sind noch weißer als der Schnee."
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Da sprach der Vogt vom Rheine: "Es ist mein Heergeleit, 526
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Das ich auf der Reise verließ von hier nicht weit:
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Ich habe sie besendet: nun sind sie, Frau, gekommen."
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Der herrlichen Gäste ward mit Züchten wahrgenommen.
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Da sah man Siegfrieden im Schiffe stehn voran 527
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In herrlichem Gewande mit manchem andern Mann.
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Da sprach die Königstochter: "Herr König, wollt mir sagen:
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Soll ich die Gäste grüßen oder ihnen Gruß versagen?"
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Er sprach: "Ihr sollt entgegen ihnen vor den Pallas gehn, 528
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Ob ihr sie gerne sehet, daß sie das wohl verstehn."
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Da that die Königstochter, wie ihr der König rieth;
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Siegfrieden mit dem Gruße sie von den Andern unterschied.
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Herberge gab man ihnen und wahrt' ihr Gewand. 529
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Da waren so viel Gäste gekommen in das Land,
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Daß sie sich allenthalben drängten mit den Scharen:
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Da wollten heim die Kühnen zu den Burgunden fahren.
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Da sprach die Königstochter: "Dem blieb ich immer hold, 530
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Der zu vertheilen wüste mein Silber und mein Gold
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Meinen Gästen und des Königs, des ich so viel gewann."
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Zur Antwort gab ihr Dankwart, des kühnen Geiselher Mann:
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"Viel edle Königstochter, laßt mich der Schlüßel pflegen; 531
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Ich will es so vertheilen," sprach der kühne Degen,
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"Wenn ich mir Schand erwerbe, die treffe mich allein."
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Daß er milde wäre, das leuchtete da wohl ein.
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Als sich Hagens Bruder der Schlüßel unterwand, 532
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So manche reiche Gabe bot des Helden Hand:
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Wer Einer Mark begehrte, dem ward so viel gegeben,
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Daß die Armen alle da in Freuden mochten leben.
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Wohl mit hundert Pfunden gab er ohne Wahl. 533
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Da gieng in reichem Kleide Mancher aus dem Saal,
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Der nie zuvor im Leben so hehr Gewand noch trug.
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Die Königin erfuhr es: da war es ihr leid genug.
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Sie sprach zu dem König: "Des hätt ich gerne Rath, 534
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Daß nichts mir soll verbleiben von meinem Kleiderstaat
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Vor euerm Kämmerlinge: er verschwendet all mein Gold.
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Wer dem noch widerstände, dem wollt ich immer bleiben hold.
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"Er giebt so reiche Gaben: der Degen wähnet eben, 535
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Ich habe nach dem Tode gesandt: ich will noch leben
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Und kann wol selbst verschwenden meines Vaters Gut."
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Nie hatt einer Königin Kämmerer so milden Muth.
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Da sprach von Tronje Hagen: "Frau, euch sei bekannt: 536
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Der König vom Rheine hat Gold und Gewand
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Zu geben solche Fülle, daß es nicht Noth ihm thut,
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Von hier hinweg zu führen einen Theil von Brunhilds Gut."
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"Nein, wenn ihr mich liebet," sprach sie zu den Herrn, 537
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"Zwanzig Reiseschreine füllt ich mir gern
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Mit Gold und mit Seide: das soll meine Hand
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Vertheilen, so wir kommen heim in der Burgunden Land."
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Da lud man ihr die Kisten mit edelm Gestein. 538
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Der Frauen Kämmerlinge musten zugegen sein:
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Sie wollt es nicht vertrauen Geiselhers Unterthan.
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Gunther und Hagen darob zu lachen begann.
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Da sprach die Königstochter: "Wem laß ich nun mein Land? 539
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Das soll hier erst bestimmen mein und eure Hand."
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Da sprach der edle König: "So rufet wen herbei,
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Der euch dazu gefalle, daß er zum Vogt geordnet sei."
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Ihrer nächsten Freunde Einen die Jungfrau bei sich sah; 540
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Es war ihr Mutterbruder, zu dem begann sie da:
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"Nun laßt euch sein befohlen die Burgen und das Land,
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Bis seine Amtleute der König Gunther gesandt."
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Aus dem Gesinde wählte sie zweitausend Mann, 541
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Die mit ihr fahren sollten gen Burgund hindann
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Mit jenen tausend Recken aus Nibelungenland.
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Sie schickten sich zur Reise: man sah sie reiten nach dem Strand.
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Sie führte mit von dannen sechsundachtzig Fraun, 542
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Dazu wol hundert Mägdelein, die waren schön zu schaun.
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Sie säumten sich nicht länger, sie eilten nun hindann:
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Die sie zu Hause ließen, wie Manche hub zu weinen an!
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In höfischen Züchten räumte die Frau ihr Land, 543
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Die nächsten Freunde küssend, die sie bei sich fand.
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Mit gutem Urlaube kamen sie aufs Meer;
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Ihres Vaters Lande sah die Jungfrau nimmermehr.
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Auf ihrer Fahrt ertönte vielfaches Freudenspiel; 544
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Aller Kurzweile hatten sie da viel.
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Auch hob sich zu der Reise der rechte Wasserwind.
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Sie fuhren ab vom Lande: das beweinte mancher Mutter Kind.
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Doch wollte sie den König nicht minnen auf der Fahrt: 545
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Ihre Kurzweil wurde bis in sein Haus gespart
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|
Zu Worms in der Veste zu einem Hofgelag,
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Dahin mit ihren Helden sie fröhlich kamen hernach.
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* * * * *
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Neuntes Abenteuer.
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Wie Siegfried nach Worms gesandt wird.
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Da sie gefahren waren voll neun Tage, 546
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|
Da sprach von Tronje Hagen: "Nun hört, was ich sage.
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|
Wir säumen mit der Kunde nach Worms an den Rhein:
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Nun sollten eure Boten schon bei den Burgunden sein."
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Da sprach König Gunther: "Ihr redet recht daran; 547
|
|
Auch hätt uns wohl Niemand die Fahrt so gern gethan
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|
Als ihr selbst, Freund Hagen: nun reitet in mein Land,
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|
Unsre Hofreise macht Niemand beßer da bekannt."
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|
"Nun wißt, lieber Herre, ich bin kein Bote gut: 548
|
|
Laßt mich der Kammer pflegen und bleiben auf der Flut.
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Ich will hier bei den Frauen behüten ihr Gewand,
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|
Bis daß wir sie bringen in der Burgunden Land.
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|
"Nein, bittet Siegfrieden um die Botschaft dahin: 549
|
|
Der mag sie wohl verrichten mit zuchtreichem Sinn.
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|
Versagt er euch die Reise, ihr sollt mit guten Sitten
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|
Bei eurer Schwester Liebe um die Fahrt ihn freundlich bitten."
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Er sandte nach dem Recken: der kam, als man ihn fand. 550
|
|
Er sprach zu ihm: "Wir nahen uns schon meinem Land;
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|
Da sollt ich Boten senden der lieben Schwester mein
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Und auch meiner Mutter, daß wir kommen an den Rhein.
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|
"So bitt ich euch, Herr Siegfried, daß ihr die Reise thut, 551
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Ich wills euch immer danken," so sprach der Degen gut.
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Da weigerte sich Siegfried, dieser kühne Mann,
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|
Bis ihn König Gunther sehr zu flehen begann.
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Er sprach: "Ihr sollt reiten um den Willen mein, 552
|
|
Dazu auch um Kriemhild, das schöne Mägdelein,
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|
Daß es mit mir vergelte die herrliche Maid."
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|
Als Siegfried das hörte, da war der Recke bald bereit.
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|
"Entbietet, was ihr wollet, es soll gemeldet sein: 553
|
|
Ich will es gern bestellen um das schöne Mägdelein.
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|
Die ich im Herzen trage, verzichtet' ich auf die?
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Leisten will ich Alles, was ihr gebietet, um sie."
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|
"So sagt meiner Mutter, Ute der Königin, 554
|
|
Daß ich auf dieser Reise hohes Muthes bin.
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|
Wie wir geworben haben, sagt meinen Brüdern an;
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|
Auch unsern Freunden werde diese Märe kund gethan.
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Ihr sollt auch nichts verschweigen der schönen Schwester mein, 555
|
|
Ich woll ihr mit Brunhild stäts zu Diensten sein;
|
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So sagt auch dem Gesinde und wer mir unterthan,
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Was je mein Herz sich wünschte, daß ich das Alles gewann.
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"Und saget Ortweinen, dem lieben Neffen mein, 556
|
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Daß er Gestühl errichten laße bei dem Rhein;
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Den Mannen auch und Freunden sei es kund gethan,
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Ich stelle mit Brunhilden eine große Hochzeit an.
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"Und bittet meine Schwester, werd ihr das bekannt, 557
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|
Daß ich mit meinen Gästen gekommen sei ins Land,
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Daß sie dann wohl empfange die liebe Traute mein:
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|
So woll ich Kriemhilden stäts zu Dienst erbötig sein."
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Da bat bei Brunhilden und ihrem Ingesind 558
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Alsbald um den Urlaub Siegfried, Sigmunds Kind,
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|
Wie es ihm geziemte: da ritt er an den Rhein.
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Es könnt in allen Landen ein beßrer Bote nicht sein.
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Mit vierundzwanzig Recken zu Worms kam er an; 559
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Ohne den König kam er, das wurde kund gethan.
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Da mühten all die Degen in Jammer sich und Noth,
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Besorgt, daß dort der König gefunden habe den Tod.
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Sie stiegen von den Rossen und trugen hohen Muth; 560
|
|
Da kam alsbald Herr Geiselher, der junge König gut,
|
|
Und Gernot, sein Bruder, wie hurtig sprach er da,
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|
Als er den König Gunther nicht bei Siegfrieden sah:
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"Willkommen, Herr Siegfried, ich bitte, sagt mir an: 561
|
|
Wo habt ihr meinen Bruder, den König, hingethan?
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Brunhildens Stärke hat ihn uns wol benommen;
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So wär uns sehr zu Schaden ihre hohe Minne gekommen."
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"Die Sorge laßt fahren: euch und den Freunden sein 562
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Entbietet seine Dienste der Heergeselle mein.
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Ich verließ ihn wohlgeborgen: er hat mich euch gesandt,
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Daß ich sein Bote würde, mit Mären her in euer Land.
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"Nun helft mir es fügen, wie es auch gescheh, 563
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Daß ich die Königin Ute und eure Schwester seh;
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Die soll ich hören laßen, was ihr zu wißen thut
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Gunther und Frau Brunhild; um sie beide steht es gut."
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Da sprach der junge Geiselher: "So sprecht bei ihnen an; 564
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Da habt ihr meiner Schwester einen Liebesdienst gethan.
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Sie trägt noch große Sorge um den Bruder mein:
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Die Maid sieht euch gerne: dafür will ich euch Bürge sein."
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Da sprach der Degen Siegfried: "Wo ich ihr dienen kann, 565
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Das soll immer treulich und willig sein gethan.
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|
Wer sagt nun, daß ich komme, den beiden Frauen an?"
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Da warb die Botschaft Geiselher, dieser waidliche Mann.
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Geiselher der junge sprach zu der Mutter da 566
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Und auch zu seiner Schwester, als er die beiden sah:
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"Uns ist gekommen Siegfried, der Held aus Niederland;
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Ihn hat mein Bruder Gunther her zum Rheine gesandt.
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"Er bringt uns die Kunde, wie's um den König steht; 567
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Nun sollt ihr ihm erlauben, daß er zu Hofe geht:
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Er bringt die rechten Mären uns her von Isenland."
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Noch war den edeln Frauen große Sorge nicht gewandt.
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Sie sprangen nach dem Staate und kleideten sich drein 568
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Und luden Siegfrieden nach Hof zu kommen ein.
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Das that der Degen williglich, weil er sie gerne sah.
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Kriemhild die edle sprach zu ihm in Güte da:
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"Willkommen, Herr Siegfried, ein Ritter ohne Gleich. 569
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Wo blieb mein Bruder Gunther, der edle König reich?
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Durch Brunhilds Stärke, fürcht' ich, gieng er uns verloren:
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O weh mir armen Mägdelein, daß ich je ward geboren!"
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Da sprach der kühne Ritter: "Nun gebt mir Botenbrot, 570
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Ihr zwei schönen Frauen weinet ohne Noth.
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Ich verließ ihn wohlgeborgen, das thu ich euch bekannt:
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Sie haben mich euch beiden mit der Märe hergesandt.
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|
"Mit freundlicher Liebe, viel edle Herrin mein, 571
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Entbeut euch seine Dienste er und die Traute sein.
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Nun laßt euer Weinen: sie wollen balde kommen."
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|
Sie hatte lange Tage so liebe Märe nicht vernommen.
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Mit schneeweißem Kleide aus Augen wohlgethan 572
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Wischte sie die Thränen; zu danken hub sie an
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|
Dem Boten dieser Märe, die ihr war gekommen.
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Ihr war die große Trauer und auch ihr Weinen benommen.
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Sie hieß den Boten sitzen: des war er gern bereit. 573
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|
Da sprach die Minnigliche: "Es wäre mir nicht leid,
|
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Wenn ich euch geben dürfte zum Botenlohn mein Gold.
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Dazu seid ihr zu vornehm: so bleib ich sonst denn euch hold.
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"Und würden dreißig Lande," sprach er, "mein genannt, 574
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|
So empfieng' ich Gabe doch gern aus eurer Hand."
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Da sprach die Wohlgezogne: "Wohlan, es soll geschehn."
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Da hieß sie ihren Kämmerer nach dem Botenlohne gehn.
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Vierundzwanzig Spangen mit Edelsteinen gut 575
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Gab sie ihm zum Lohne. So stund des Helden Muth:
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Er wollt es nicht behalten: er gab es unverwandt
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Ihren schönen Maiden, die er in der Kammer fand.
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Ihre Dienste bot ihm die Mutter gütlich an. 576
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"Ich soll euch ferner sagen," sprach der kühne Mann,
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"Um was der König bittet, gelangt er an den Rhein:
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Wenn ihr das, Fraue, leistet, er will euch stäts gewogen sein.
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"Seine reichen Gäste, das ist sein Begehr, 577
|
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Sollt ihr wohl empfangen; auch bittet er euch sehr,
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Entgegen ihm zu reiten vor Worms ans Gestad.
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Das ists, warum der König euch in Treun gebeten hat."
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"Das will ich gern vollbringen," sprach die schöne Magd: 578
|
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"Worin ich ihm kann dienen, das ist ihm unversagt.
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Mit freundlicher Treue wird all sein Wunsch gethan."
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Da mehrte sich die Farbe, die sie vor Freude gewann.
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Nie sah man Fürstenboten beßer wohl empfahn: 579
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Wenn sie ihn küssen durfte, sie hätt es gern gethan;
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Minniglich er anders doch von der Frauen schied.
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Da thaten die Burgunden, wie da Siegfried ihnen rieth.
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Sindold und Hunold und Rumold der Degen 580
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Großer Unmuße musten sie da pflegen,
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Als sie die Sitze richteten vor Worms an dem Strand:
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Die Schaffner des Königs man sehr beflißen da fand.
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Ortwein und Gere säumten auch nicht mehr, 581
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Sie sandten nach den Freunden allwärts umher,
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Die Hochzeit anzusagen, die da sollte sein;
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Der zierten sich entgegen viel der schönen Mägdelein.
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Der Pallas und die Wände waren allzumal 582
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Verziert der Gäste wegen; König Gunthers Saal
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Ward herrlich ausgerüstet für manchen fremden Mann;
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Das große Hofgelage mit hohen Freuden begann.
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Da ritten allenthalben die Wege durch das Land 583
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Der drei Könge Freunde; die hatte man besandt,
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Die Gäste zu empfangen, die da sollten kommen.
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Da wurden aus dem Einschlag viel reicher Kleider genommen.
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Bald brachte man die Kunde, daß man schon reiten sah 584
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Brunhilds Gefolge: Gedränge gab es da
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Von des Volkes Menge in Burgundenland.
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Hei! was man kühner Degen da zu beiden Seiten fand!
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Da sprach die schöne Kriemhild: "Ihr, meine Mägdelein, 585
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Die bei dem Empfange mit mir wollen sein,
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Die suchen aus den Kisten ihr allerbest Gewand:
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So wird uns Lob und Ehre von den Gästen zuerkannt."
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Da kamen auch die Recken und ließen vor sich her 586
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Schöne Sättel tragen von rothem Golde schwer,
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Daß drauf die Frauen ritten von Worms an den Rhein.
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Beßer Pferdgeräthe konnte wohl nimmer sein.
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Wie warf da von den Mähren den Schein das lichte Gold! 587
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Viel Edelsteine glänzten von den Zäumen hold;
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Die goldenen Schemel auf lichtem Teppich gut
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Brachte man den Frauen: sie hatten fröhlichen Muth.
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Die Frauenpferde standen auf dem Hof bereit, 588
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Wie gemeldet wurde, für manche edle Maid.
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Die schmalen Brustriemen sah man die Mähren tragen
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Von der besten Seide, davon man je hörte sagen.
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Sechsundachtzig Frauen traten da heraus, 589
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Die Kopfgebinde trugen; zu Kriemhild vor das Haus
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Zogen die Schönen jetzt in reichem Kleid;
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Da kam in vollem Schmucke auch manche waidliche Maid,
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Fünfzig und viere aus Burgundenland: 590
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Es waren auch die besten, die man irgend fand.
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Man sah sie gelblockig unter lichten Borten gehn.
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Was sich bedingt der König, das sah er fleißig geschehn.
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Von kostbaren Zeugen, den besten, die man fand, 591
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Trugen sie vor den Gästen manch herrlich Gewand.
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Zu ihrer schönen Farbe stand es ihnen gut:
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Wer Einer abhold wäre, litte wohl an schwachem Muth.
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Von Hermelin und Zobel viel Kleider man da fand. 592
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Da schmückte sich gar Manche den Arm und auch die Hand
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Mit Spangen auf der Seide, die sie sollten tragen.
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Es könnt euch dieß Befleißen Niemand wohl zu Ende sagen.
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Viel Gürtel kunstgeschaffen, kostbar und lang, 593
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Ueber lichte Kleider die Hand der Frauen schwang
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Um edle Ferransröcke von Zeug aus Arabia,
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Wie man sie besser in aller Welt nicht ersah.
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Man sah in Brustgeschmeide manch schöne Maid 594
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Minniglich sich schnüren. Die mochte tragen Leid,
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Deren lichte Farbe das Kleid nicht überschien.
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So schönes Ingesinde hat nun keine Königin.
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Als die Minniglichen nun trugen ihr Gewand, 595
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Die sie da führen sollten, die kamen unverwandt,
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Die hochgemuthen Recken in großer Zahl daher;
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Man bracht auch hin viel Schilde und manchen eschenen Sper.
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* * * * *
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Zehntes Abenteuer.
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Wie Gunther mit Brunhild Hochzeit hielt.
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Jenseits des Rheins sah man dem Gestad 596
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Mit allen seinen Gästen den König schon genaht.
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Da sah man auch am Zaume leiten manche Maid:
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Die sie empfangen sollten, die waren alle bereit.
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Als bei den Schiffen ankam von Isenland die Schar 597
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Und die der Nibelungen, die Siegfried eigen war,
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Sie eilten an das Ufer; wohl fliß sich ihre Hand,
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Als man des Königs Freunde jenseits am Gestade fand.
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Nun hört auch die Märe von der Königin, 598
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Ute der reichen, wie sie die Mägdlein hin
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Brachte von der Veste und selber ritt zum Strand.
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Da wurden mit einander viel Maid' und Ritter bekannt.
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Der Markgraf Gere führte am Zaum Kriemhildens Pferd 599
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Bis vor das Thor der Veste; Siegfried der Degen werth
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Durft ihr weiter dienen; sie war so schön und hehr.
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Das ward ihm wohl vergolten von der Jungfrau nachher.
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Ortwein der kühne führte Ute die Königin, 600
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Und so ritt mancher Ritter neben den Frauen hin.
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Zu festlichem Empfange, das mag man wohl gestehn,
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Wurden nie der Frauen so viel beisammen gesehn.
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Viel hohe Ritterspiele wurden da getrieben 601
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Von preiswerthen Helden (wie wär es unterblieben?)
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Vor Kriemhild der schönen, die zu den Schiffen kam.
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Da hub man von den Mähren viel der Frauen lobesam.
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Der König war gelandet mit fremder Ritterschaft. 602
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Wie brach da vor den Frauen mancher starke Schaft!
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Man hört' auf den Schilden erklingen Stoß auf Stoß.
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Hei! reicher Buckeln Schallen ward im Gedränge da groß!
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Vor dem Hafen standen die Frauen minniglich; 603
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Gunther mit seinen Gästen hub von den Schiffen sich:
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Er führte Brunhilden selber an der Hand.
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Wider einander leuchtete schön Gestein und licht Gewand.
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In höfischen Züchten hin Frau Kriemhild gieng, 604
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Wo sie Frau Brunhilden und ihr Gesind empfieng.
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Man konnte lichte Hände am Kränzlein rücken sehn,
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Da sich die Beiden küssten: das war aus Liebe geschehn.
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Da sprach wohlgezogen Kriemhild das Mägdelein: 605
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"Ihr sollt uns willkommen in diesem Lande sein,
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Mir und meiner Mutter, und Allen, die uns treu
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Von Mannen und von Freunden." Da verneigten sich die Zwei.
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Oftmals mit den Armen umfiengen sich die Fraun. 606
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So minniglich Empfangen war nimmer noch zu schaun,
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Als die Frauen beide der Braut da thaten kund,
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Frau Ute mit der Tochter: sie küssten oft den süßen Mund.
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Da Brunhilds Frauen alle nun standen auf dem Strand, 607
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Von waidlichen Recken wurden bei der Hand
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Freundlich genommen viel Frauen ausersehn.
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Man sah die edeln Maide vor Frau Brunhilden stehn.
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Bis der Empfang vorüber war, das währte lange Zeit, 608
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Manch rosigem Munde war da ein Kuß bereit.
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Noch standen bei einander die Königinnen reich:
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Das freuten sich zu schauen viel der Recken ohne Gleich.
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Da spähten mit den Augen, die oft gehört vorher, 609
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Man hab also Schönes gesehen nimmermehr
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Als die Frauen beide: das fand man ohne Lug.
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Man sah an ihrer Schöne auch nicht den mindesten Trug.
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Wer Frauen schätzen konnte und minniglichen Leib, 610
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Der pries um ihre Schöne König Gunthers Weib;
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Doch sprachen da die Kenner, die es recht besehn,
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Man müße vor Brunhilden den Preis Kriemhilden zugestehn.
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Nun giengen zu einander Mägdelein und Fraun; 611
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Es war in hoher Zierde manch schönes Weib zu schaun.
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Da standen seidne Hütten und manches reiche Zelt,
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Womit man erfüllt sah hier vor Worms das ganze Feld.
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Des Könige Freunde drängten sich, um sie zu sehn. 612
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Da hieß man Brunhilden und Kriemhilden gehn
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Und all die Fraun mit ihnen hin, wo sich Schatten fand;
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Es führten sie die Degen aus der Burgunden Land.
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Nun waren auch die Gäste zu Ross geseßen all; 613
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Da gabs beim Lanzenbrechen durch Schilde lauten Schall.
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Das Feld begann zu stäuben, als ob das ganze Land
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Entbrannt wär in der Lohe: da machten Helden sich bekannt.
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Was da die Recken thaten, sah manche Maid mit an. 614
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Wohl ritt mit seinen Degen Siegfried der kühne Mann
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In mancher Wiederkehre vorbei an dem Gezelt;
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Der Nibelungen führte tausend Degen der Held.
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Da kam von Tronje Hagen, wie ihm der König rieth; 615
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Der Held mit guter Sitte die Ritterspiele schied,
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Daß sie nicht bestaubten die schönen Mägdelein:
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Da mochten ihm die Gäste gerne wohl gehorsam sein.
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Da sprach der edle Gernot: "Die Rosse laßt stehn, 616
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Bis es beginnt zu kühlen, daß wir die Frauen schön
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Mit unserm Dank geleiten bis vor den weiten Saal;
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Will dann der König reiten, find er euch bereit zumal."
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Das Kampfspiel war vergangen über all dem Feld: 617
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Da giengen kurzweilen in manches hohe Zelt
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Die Ritter zu den Frauen um hoher Lust Gewinn:
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Da vertrieben sie die Stunden, bis sie weiter sollten ziehn.
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Vor des Abends Nahen, als sank der Sonne Licht 618
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Und es begann zu kühlen, ließ man es länger nicht:
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Zu der Veste huben Fraun und Ritter sich;
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Mit Augen ward geliebkost mancher Schönen minniglich.
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Von guten Knechten wurden viel Pferde müd geritten 619
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Vor den Hochgemuthen nach des Landes Sitten,
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Bis vor dem Saale abstieg der König werth.
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Da diente man den Frauen und hob sie nieder vom Pferd.
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Da wurden auch geschieden die Königinnen reich. 620
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Hin gieng Frau Ute und Kriemhild zugleich
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Mit ihrem Ingesinde in ein weites Haus:
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Da vernahm man allenthalben der Freude rauschenden Braus.
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Man richtete die Stühle: der König wollte gehn 621
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Zu Tisch mit den Gästen. Da sah man bei ihm stehn
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Brunhild die schöne, die da die Krone trug
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In des Königs Lande: sie erschien wohl reich genug.
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Da sah man schöne Sitze und gute Tafeln breit 622
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Mit Speisen beladen, so hörten wir Bescheid.
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Was sie da haben sollten, wie wenig fehlte dran!
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Da sah man bei dem König gar manchen herrlichen Mann.
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Des Wirthes Kämmerlinge im Becken goldesroth 623
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Reichten ihnen Wasser. Das wär vergebne Noth,
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Sagte wer, man hätte je fleißgern Dienst gethan
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Bei eines Fürsten Hochzeit: ich glaubte schwerlich daran.
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Eh der Vogt am Rheine hier das Wasser nahm, 624
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Zu Gunthern trat da Siegfried, er durft es ohne Scham,
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Und mahnt' ihn seiner Treue, die er ihm gab zu Pfand,
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Bevor er Brunhilden daheim gesehn in Isenland.
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Er sprach zu ihm: "Gedenket, mir schwur eure Hand, 625
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Wenn wir Frau Brunhild brächten in dieß Land,
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Ihr gäbt mir eure Schwester: wo blieb nun der Eid?
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Ihr wißt, bei eurer Reise war keine Mühe mir leid."
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Da sprach der Wirth zum Gaste: "Recht, daß ihr mich mahnt. 626
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Ich will den Eid nicht brechen, den ich schwur mit Mund und Hand,
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Ich helf es euch fügen, so gut es mag geschehn."
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Da hieß man Kriemhilden zu Hof vor den König gehn.
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Mit ihren schönen Maiden kam sie vor den Saal. 627
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Da sprang von einer Stiege Geiselher zu Thal:
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"Nun heißt wiederkehren diese Mägdelein:
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Meine Schwester soll alleine hier bei dem Könige sein."
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Hin brachten sie Kriemhilden, wo man den König fand: 628
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Da standen edle Ritter von mancher Fürsten Land.
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In dem weiten Saale hieß man sie stille stehn;
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Frau Brunhilden sah man eben auch zu Tische gehn.
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Sie hatte keine Kunde, was da im Werke war. 629
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Da sprach König Dankrats Sohn zu seiner Mannen Schar:
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"Helft mir, daß meine Schwester Siegfrieden nimmt zum Mann."
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Sie sprachen einhellig: "Das wäre gar wohl gethan."
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Da sprach der König Gunther: "Schwester, edle Maid, 630
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Bei deiner Zucht und Güte löse meinen Eid.
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Ich schwur dich einem Recken, und nimmst du ihn zum Mann,
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So hast du meinen Willen mit großen Treuen gethan."
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Die edle Maid versetzte: "Lieber Bruder mein, 631
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Ihr sollt mich nicht flehen, ich will gehorsam sein.
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Wie ihr mir gebietet, so soll es sein gethan:
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Dem will ich mich verloben, den ihr, Herr, mir gebt zum Mann."
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Von lieber Augenweide Ward Siegfrieds Farbe roth: 632
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Zu Diensten sich der Recke Frau Kriemhilden bot.
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Man ließ sie mit einander in einem Kreise stehn,
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Und frug sie, ob sie wolle diesen Recken ausersehn?
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Scheu, wie Mädchen pflegen, schämte sie sich ein Theil; 633
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Jedoch war Siegfrieden so günstig Glück und Heil,
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Daß sie nicht verschmähen wollte seine Hand.
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Auch versprach sich ihr zum Manne der edle Held von Niederland.
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Da er sich ihr verlobte und sich ihm die Maid, 634
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|
Ein gütlich Umfangen war da alsbald bereit
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|
Von Siegfriedens Armen dem schönen Mägdlein zart:
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Die edle Königin küsst' er in der Helden Gegenwart.
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Sich schied das Gesinde. Als das geschah, 635
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Auf dem Ehrenplatze man Siegfrieden sah,
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Mit Kriemhilden sitzen; da dient' ihm mancher Mann.
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Man sah die Nibelungen mit ihm den Sitzen sich nahm.
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Der König saß zu Tische bei Brunhild der Maid. 636
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Da sah sie Kriemhilden (nichts war ihr je so leid)
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Bei Siegfrieden sitzen: zu weinen hub sie an,
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Daß ihr manch heiße Thräne über lichte Wangen rann.
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Da sprach der Wirth des Landes: "Was ist euch, Fraue mein, 637
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Daß ihr so trüben laßet lichter Augen Schein?
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Ihr solltet recht euch freuen: euch ist unterthan
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Mein Land und reiche Burgen und mancher waidliche Mann."
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"Recht weinen sollt ich eher," sprach die schöne Maid. 638
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"Deiner Schwester wegen trag ich Herzeleid.
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Ich seh sie sitzen neben dem Eigenholden dein:
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Wohl muß ich immer weinen, soll sie so erniedrigt sein."
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Da sprach der König Gunther: "Schweigt davon jetzt still, 639
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Da ich euch ein andermal die Kunde sagen will,
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Warum meine Schwester Siegfrieden ward gegeben.
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Wohl mag sie mit dem Recken allezeit in Freuden leben."
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Sie sprach: "Mich jammern immer ihre Schönheit, ihre Zucht; 640
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Wüst ich, wohin ich sollte, ich nähme gern die Flucht
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Und wollt euch nimmer eher nahe liegen bei,
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Bis ich wüste, weshalb Kriemhild die Braut von Siegfrieden sei."
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Da sprach König Gunther: "Ich mach es euch bekannt: 641
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Er hat selber Burgen wie ich und weites Land.
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Das dürft ihr sicher glauben, er ist ein König reich:
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Drum gönn ich ihm zum Weibe die schöne Magd ohne Gleich."
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Was ihr der König sagte, traurig blieb ihr Muth. 642
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Da eilte von den Tischen mancher Ritter gut:
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Das Kampfspiel ward so heftig, daß rings die Burg erklang.
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Dem Wirth bei seinen Gästen ward die Weile viel zu lang.
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Er dacht: "Ich läge sanfter der schönen Frauen bei." 643
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Er wurde des Gedankens nicht mehr im Herzen frei,
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Von ihrer Minne müße ihm Liebes viel geschehn.
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Da begann er freundlich Frau Brunhilden anzusehn.
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Vom Ritterspiel die Gäste bat man abzustehn: 644
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Mit seinem Weibe wollte zu Bett der König gehn.
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Vor des Saales Stiege begegneten da
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Sich Kriemhild und Brunhild; noch in Güte das geschah.
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Da kam ihr Ingesinde; sie säumten länger nicht: 645
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Ihre reichen Kämmerlinge brachten ihnen Licht.
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Es theilten sich die Recken in beider Könge Lehn.
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Da sah man viel der Degen hinweg mit Siegfrieden gehn.
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Die Helden kamen beide hin, wo sie sollten liegen. 646
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Da dachte Jedweder mit Minnen obzusiegen
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Den minniglichen Frauen: des freute sich ihr Muth.
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Siegfriedens Kurzweil die wurde herrlich und gut.
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Als Siegfried der Degen bei Kriemhilden lag 647
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Und er da der Jungfrau so minniglich pflag
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Mit seinem edeln Minnen, sie ward ihm wie sein Leben:
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Er hätte nicht die eine für tausend andre gegeben.
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Ich sag euch nicht weiter, wie er der Frauen pflag. 648
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Nun hört diese Märe, wie König Gunther lag
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Bei Brunhild der Frauen; der zierliche Degen
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Hätte leichtlich sanfter bei andern Frauen gelegen.
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Das Volk hatt ihn verlaßen zumal, so Frau als Mann: 649
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Da ward die Kemenate balde zugethan.
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Er wähnt', er solle kosen ihren minniglichen Leib:
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Da währt' es noch gar lange, bevor sie wurde sein Weib.
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Im weißen Linnenhemde gieng sie ins Bett hinein. 650
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Der edle Ritter dachte: "Nun ist das alles mein,
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Wes mich je verlangte in allen meinen Tagen."
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Sie must ob ihrer Schöne mit großem Recht ihm behagen.
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Das Licht begann zu bergen des edeln Königs Hand. 651
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Hin gieng der kühne Degen, wo er die Jungfrau fand.
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Er legte sich ihr nahe: seine Freude die war groß,
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Als die Minnigliche der Held mit Armen umschloß.
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Minnigliches Kosen möcht er da viel begehn, 652
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Ließe das willig die edle Frau geschehn.
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Doch zürnte sie gewaltig: den Herrn betrübte das.
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Er wähnt, er fände Freude, da fand er feindlichen Haß.
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Sie sprach: "Edler Ritter, laßt euch das vergehn: 653
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Was ihr da habt im Sinne, das kann nicht geschehn.
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Ich will noch Jungfrau bleiben, Herr König, merkt euch das,
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Bis ich die Mär erfahre." Da faßte Gunther ihr Haß.
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Er rang nach ihrer Minne und zerrauft' ihr Kleid. 654
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Da griff nach einem Gürtel die herrliche Maid,
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Einer starken Borte, die sie um sich trug:
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Da that sie dem König großen Leides genug.
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Die Füß und die Hände sie ihm zusammenband, 655
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Zu einem Nagel trug sie ihn und hieng ihn an die Wand.
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Als er im Schlaf sie störte, sein Minnen sie verbot.
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Von ihrer Stärke hätt er beinah gewonnen den Tod.
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Da begann zu flehen, der Meister sollte sein: 656
|
|
"Nun löst mir die Bande, viel edle Fraue mein.
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Ich getrau euch, schöne Herrin, doch nimmer obzusiegen
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Und will auch wahrlich selten mehr so nahe bei euch liegen."
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Sie frug nicht, wie ihm wäre, da sie in Ruhe lag. 657
|
|
Dort must er hangen bleiben die Nacht bis an den Tag,
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Bis der lichte Morgen durchs Fenster warf den Schein:
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Hatt er je Kraft beseßen, die ward an seinem Leibe klein.
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"Nun sagt mir, Herr Gunther, ist euch das etwa leid, 658
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|
Wenn euch gebunden finden," sprach die schöne Maid,
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|
"Eure Kämmerlinge von einer Frauen Hand?"
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Da sprach der edle Ritter: "Das würd euch übel gewandt.
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"Auch wär mirs wenig Ehre," sprach der edle Mann: 659
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"Bei eurer Zucht und Güte nehmt mich nun bei euch an.
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Und ist euch meine Minne denn so mächtig leid,
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So will ich nie berühren mit meiner Hand euer Kleid."
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Da löste sie den König, daß er nicht länger hieng; 660
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Wieder an das Bette er zu der Frauen gieng.
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Er legte sich so ferne, daß er ihr Hemde fein
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Nicht oft darnach berührte: auch wollte sie des ledig sein.
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Da kam auch ihr Gesinde, das brachte neu Gewand: 661
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Des war heute Morgen genug für sie zur Hand.
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Wie froh man da gebahrte, traurig war genug
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Der edle Wirth des Landes, wie er des Tags die Krone trug.
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Nach des Landes Sitte, die zu begehen Pflicht, 662
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Unterließ es Gunther mit Brunhild länger nicht:
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Sie giengen nach dem Münster, wo man die Messe sang.
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Dahin auch kam Herr Siegfried; da hob sich mächtiger Drang.
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Nach königlichen Ehren war da für sie bereit, 663
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Was sie haben sollten, die Krone wie das Kleid.
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Da ließen sie sich weihen: als das war geschehn,
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Da sah man unter Krone alle Viere herrlich stehn.
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Das Schwert empfiengen Knappen, sechshundert oder mehr, 664
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Den Königen zu Ehren auf meines Worts Gewähr.
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Da hob sich große Freude in Burgundenland:
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Man hörte Schäfte brechen an der Schwertdegen Hand.
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Da saßen in den Fenstern die schönen Mägdelein. 665
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Sie sahen vor sich leuchten manches Schildes Schein.
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Nun hatte sich der König getrennt von seinem Lehn:
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Was man beginnen mochte, er ließ es trauernd geschehn.
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Ihm und Siegfrieden ungleich stand der Muth: 666
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Wohl wuste, was ihm fehlte, der edle Ritter gut.
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Da gieng er zu dem König, zu fragen er begann:
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"Wie ists euch gelungen die Nacht, das saget mir an."
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Da sprach der Wirth zum Gaste: "Den Schimpf und den Schaden 667
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Hab ich an meiner Frauen in mein Haus geladen.
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Ich wähnte sie zu minnen, wie schnell sie mich da band!
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Zu einem Nagel trug sie mich und hieng mich hoch an die Wand.
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"Da hieng ich sehr in Aengsten die Nacht bis an den Tag. 668
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Eh sie mich wieder löste, wie sanft sie da lag!
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Das sei dir in der Stille geklagt in Freundlichkeit."
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Da sprach der starke Siegfried: "Das ist in Wahrheit mir leid.
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"Das will ich euch beweisen, verschmerzt ihr den Verdruß. 669
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Ich schaffe, daß sie heute Nacht so nah euch liegen muß,
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|
Daß sie euch ihre Minne nicht länger vorenthält."
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Die Rede hörte gerne nach seinem Leide der Held.
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"Nun schau meine Hände, wie die geschwollen sind: 670
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|
Die drückte sie so mächtig, als wär ich ein Kind,
|
|
Daß Blut mir allenthalben aus den Nägeln drang.
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Ich hegte keinen Zweifel, mein Leben währe nicht lang."
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Da sprach der starke Siegfried: "Es wird noch Alles gut. 671
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Uns Beiden war wohl ungleich heute Nacht zu Muth.
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|
Mir ist deine Schwester wie Leben lieb und Leib!
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So muß nun auch Frau Brunhild noch heute werden dein Weib.
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"Ich komme heut Abend zu deinem Kämmerlein 672
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Also wohl verborgen in der Tarnkappe mein,
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Daß sich meiner Künste Niemand mag versehn.
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Laß dann die Kämmerlinge zu ihren Herbergen gehn:
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"So lesch ich den Knappen die Lichter an der Hand: 673
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Bei diesem Wahrzeichen sei dir bekannt,
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Daß ich hereingetreten. Wohl zwing ich dir dein Weib,
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Daß du sie heute minnest, ich verlör' denn Leben und Leib."
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"Wenn du sie nicht minnest," der König sprach da so, 674
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"Meine liebe Fraue: des Andern bin ich froh;
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Was du auch thust und nähmst du Leben ihr und Leib,
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Das wollt ich wohl verschmerzen: sie ist ein schreckliches Weib."
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"Das nehm ich," sprach da Siegfried, "auf die Treue mein, 675
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Daß ich sie nicht berühre; die liebe Schwester dein
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Geht mir über alle, die ich jemals sah."
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Wohl glaubte König Gunther der Rede Siegfriedens da.
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Da gabs von Ritterspielen Freude so wie Noth. 676
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Den Buhurd und das Lärmen man allzumal verbot.
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Als die Frauen sollten nach dem Saale gehn,
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Geboten Kämmerlinge den Leuten, nicht im Weg zu stehn.
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Von Rossen und von Leuten räumte man den Hof. 677
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Der Frauen Jedwede führt' ein Bischof,
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Als sie vor den Königen zu Tische sollten gehn.
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Ihnen folgten zu den Stühlen viel der Degen ausersehn.
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Bei seinem Weib der König in froher Hoffnung saß: 678
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Was Siegfried ihm verheißen, im Sinne lag ihm das.
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Der eine Tag ihn dauchte wohl dreißig Tage lang:
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Nach Brunhildens Minne all sein Denken ihm rang.
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Er konnt es kaum erwarten, bis vorbei das Mahl. 679
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Brunhild die schöne rief man aus dem Saal
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Und auch Kriemhilden: sie sollten schlafen gehn:
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Hei! was man kühner Degen sah vor den Königinnen stehn!
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Siegfried der Herre gar minniglich saß 680
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Bei seinem schönen Weibe mit Freuden ohne Haß.
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Sie kos'te seine Hände mit ihrer weißen Hand,
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Bis er ihr vor den Augen, sie wuste nicht wie, verschwand.
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Da sie mit ihm spielte und sie ihn nicht mehr sah, 681
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Zu seinem Ingesinde sprach die Königin da:
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"Mich wundert sehr, wo ist doch der König hingekommen?
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Wer hat seine Hände mir aus den meinen genommen?"
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Sie ließ die Rede bleiben. Da eilt' er hinzugehn, 682
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Wo er die Kämmerlinge fand mit Lichtern stehn:
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Die lescht' er unversehens den Knappen an der Hand:
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Daß es Siegfried wäre, das war da Gunthern bekannt.
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Wohl wust er, was er wolle: er ließ von dannen gehn 683
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Mägdelein und Frauen. Als das war geschehn,
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Der edle König selber verschloß der Kammer Thür:
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Starker Riegel zweie die warf er eilends dafür.
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Hinterm Bettvorhange barg er der Kerzen Licht. 684
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Ein Spiel sogleich begannen, vermeiden ließ sichs nicht,
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Siegfried der starke und die schöne Maid:
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Das war dem König Gunther beides lieb und auch leid.
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Da legte sich Siegfried der Königin bei. 685
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Sie sprach: "Nun laßt es, Gunther, wie lieb es euch auch sei,
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Daß ihr nicht Noth erleidet heute so wie eh:
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Oder euch geschieht hier von meinen Händen wieder Weh."
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Er hehlte seine Stimme, kein Wörtlein sprach er da. 686
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Wohl hörte König Gunther, obgleich er sie nicht sah,
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Daß Heimliches von Beiden wenig geschehen sei;
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Nicht viel bequeme Ruhe im Bette fanden die Zwei.
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Er stellte sich, als wär er Gunther der König reich; 687
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Er umschloß mit Armen das Mägdlein ohne Gleich.
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Sie warf ihn aus dem Bette dabei auf eine Bank,
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Daß laut an einem Schemel ihm das Haupt davon erklang.
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Wieder auf mit Kräften sprang der kühne Mann, 688
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Es beßer zu versuchen: wie er das begann,
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Daß er sie zwingen wollte, da widerfuhr ihm Weh.
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Ich glaube nicht, daß solche Wehr von Frauen je wieder gescheh.
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Da ers nicht laßen wollte, das Mägdlein aufsprang: 689
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"Euch ziemt nicht zu zerraufen mein Hemd also blank.
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Ihr seid ungezogen: das wird euch noch leid.
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Des bring ich euch wohl inne," sprach die waidliche Maid.
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Sie umschloß mit den Armen den theuerlichen Degen 690
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Und wollt ihn auch in Bande wie den König legen,
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Daß sie im Bette läge mit Gemächlichkeit.
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Wie grimmig sie das rächte, daß er zerzerret ihr Kleid!
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Was half ihm da die Stärke, was seine große Kraft? 691
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Sie erwies dem Degen ihres Leibes Meisterschaft.
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Sie trug ihn übermächtig, das muste nur so sein,
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Und drückt ihn ungefüge bei dem Bett an einen Schrein.
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"O weh," gedacht er, "soll ich Leben nun und Leib 692
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Von einer Maid verlieren, so mag jedes Weib
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In allen künftgen Zeiten tragen Frevelmuth
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Dem Mann gegenüber, die es sonst wohl nimmer thut."
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Der König hörte Alles; er bangte für den Mann. 693
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Da schämte sich Siegfried, zu zürnen fieng er an.
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Mit ungefügen Kräften ihr widersetzt' er sich
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Und versuchte seine Stärke an Brunhilden ängstiglich.
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Wie sie ihn niederdrückte, sein Zorn erzwang es noch 694
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Und seine starken Kräfte, daß ihr zum Trotz er doch
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Sich aufrichten konnte; seine Angst war groß.
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Sie gaben in der Kammer sich her und hin manchen Stoß.
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Auch litt König Gunther Sorgen und Beschwer: 695
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Er muste manchmal flüchten vor ihnen hin und her.
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Sie rangen so gewaltig, daß es Wunder nahm,
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Wie Eins vor dem Andern mit dem Leben noch entkam.
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Den König Gunther ängstigte beiderseits die Noth; 696
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Doch fürchtet' er am meisten Siegfriedens Tod.
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Wohl hätte sie dem Degen das Leben schier benommen:
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Dürft er nur, er wär ihm gern zu Hülfe gekommen.
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Gar lange zwischen Beiden dauerte der Streit; 697
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Da bracht er an das Bette zuletzt zurück die Maid:
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Wie sehr sie sich auch wehrte, die Wehr ward endlich schwach.
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Gunther in seinen Sorgen hieng mancherlei Gedanken nach.
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Es währte lang dem König, bis Siegfried sie bezwang. 698
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Sie drückte seine Hände, daß aus den Nägeln sprung
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Das Blut von ihren Kräften; das war dem Helden leid.
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Da zwang er zu verläugnen diese herrliche Maid
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Den ungestümen Willen, den sie erst dargethan. 699
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Alles vernahm der König, doch hört ers schweigend an.
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Er drückte sie ans Bette, daß sie aufschrie laut:
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Des starken Siegfrieds Kräfte schmerzten übel die Braut.
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Da griff sie nach der Hüfte, wo sie die Borte fand, 700
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Und dacht' ihn zu binden: doch wehrt' es seine Hand,
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Daß ihr die Glieder krachten, dazu der ganze Leib.
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Da war der Streit zu Ende: da wurde sie Gunthers Weib.
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Sie sprach: "Edler König, nimm mir das Leben nicht: 701
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Was ich dir that zu Leide, vergüt ich dir nach Pflicht.
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Ich wehre mich nicht wieder der edeln Minne dein:
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Ich hab es wohl erfahren, daß du magst Frauen Meister sein."
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Aufstand da Siegfried, liegen blieb die Maid, 702
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Als dächt er abzuwerfen eben nur das Kleid.
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Er zog ihr vom Finger ein Ringlein von Gold,
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Daß es nicht gewahrte die edle Königin hold,
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Auch nahm er ihren Gürtel, eine Borte gut. 703
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Ich weiß nicht, geschah es aus hohem Uebermuth.
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Er gab ihn seinem Weibe: das ward ihm später leid.
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Da lagen bei einander der König und die schöne Maid.
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Er pflag der Frauen minniglich, wie es geziemend war: 704
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Scham und Zorn verschmerzen muste sie da gar.
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Von seinen Heimlichkeiten ihre lichte Farb erblich.
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Hei! wie von der Minne die große Kraft ihr entwich!
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Da war auch sie nicht stärker als ein ander Weib. 705
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Minniglich umfieng er ihren schönen Leib;
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Wenn sie noch widerstände, was könnt es sie verfahn?
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Das hatt ihr Alles Gunther mit seinem Minnen gethan.
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Wie minniglich der Degen da bei der Frauen lag 706
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In freundlicher Liebe bis an den lichten Tag!
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Inzwischen war Herr Siegfried längst schon hindann:
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Da ward er wohl empfangen von einer Frauen wohlgethan.
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Er wich allen Fragen aus, die sie erdacht, 707
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Und hehlt' ihr noch lang, was er mitgebracht,
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Bis er daheim das Kleinod ihr doch am Ende gab:
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Das brachte viel der Degen mit ihm selber ins Grab.
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Dem Wirth am andern Morgen viel höher stand der Muth, 708
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Als am ersten Tage: da ward die Freude gut
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In allen seinen Landen bei manchem edeln Mann.
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Die er zu Hof geladen, denen ward viel Dienst gethan.
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Vierzehn Tage währte diese Lustbarkeit, 709
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Daß sich der Schall nicht legte in so langer Zeit
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Von aller Lust und Kurzweil, die man erdenken mag.
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Wohl verwandte hohe Kosten der König bei dem Hofgelag.
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Des edeln Wirthes Freunde, wie es der Herr gewollt, 710
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Verschenkten ihm zu Ehren Kleider und rothes Gold,
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Silber auch und Rosse an manchen fremden Mann.
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Die gerne Gaben nahmen, die schieden fröhlich hindann.
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Auch der kühne Siegfried aus dem Niederland 711
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Mit seinen tausend Mannen --all das Gewand,
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Das sie gebracht zum Rheine, ward ganz dahin gegeben,
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Schöne Ross' und Sättel: sie wusten herrlich zu leben.
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Bevor die reiche Gabe noch alle war verwandt, 712
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Schon daucht es die zu lange, die wollten in ihr Land.
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Nie sah man ein Gesinde mehr so wohl verpflegen.
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So endete die Hochzeit: da schied von dannen mancher Degen.
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* * * * *
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Eilftes Abenteuer.
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Wie Siegfried mit seinem Weibe heimkehrte.
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Als die Gäste waren gefahren all davon, 713
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Da sprach zu dem Gesinde König Siegmunds Sohn:
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"Wir wollen auch uns rüsten zur Fahrt in unser Land."
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Lieb ward es seinem Weibe, als ihr die Märe ward bekannt.
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Sie sprach zu ihrem Manne: "Wann sollen wir nun fahren? 714
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So sehr damit zu eilen will ich mich bewahren:
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Erst sollen mit mir theilen meine Brüder dieses Land."
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Leid war es Siegfrieden, als ers an Kriemhilden fand.
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Die Fürsten giengen zu ihm und sprachen alle drei: 715
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|
"Wißt nun, Herr Siegfried, daß euch immer sei
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Unser Dienst mit Treue bereit bis in den Tod."
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Er neigte sich den Herren, da mans so wohl ihm erbot.
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"Wir wolln auch mit euch theilen," sprach Geiselher das Kind, 716
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"Das Land und die Burgen, die unser eigen sind,
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Und was der weiten Reiche uns ist unterthan;
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Ihr empfangt mit Kriemhild euer volles Theil daran."
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Der Sohn König Siegmunds sprach zu den Fürsten da, 717
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|
Als er den guten Willen der Herren hört und sah:
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"Gott laß euch euer Erbe gesegnet immer sein
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Und auch die Leute drinnen: es mag die liebe Fraue mein
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"Des Theils wohl entrathen, den ihr ihr wolltet geben: 718
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Wo sie soll Krone tragen, mögen wirs erleben,
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Da muß sie reicher werden, als wer ist auf der Welt.
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|
Was ihr sonst gebietet, ich bin euch dienstlich gesellt."
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Da sprach aber Kriemhild: "Wenn ihr mein Land verschmäht, 719
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Um die Burgundendegen es so gering nicht fleht;
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Die mag ein König gerne führen in sein Land:
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Wohl soll sie mit mir theilen meiner lieben Brüder Hand."
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Da sprach König Gernot: "Nimm, die du willst, mit dir. 720
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Die gerne mit dir reiten, du findest Viele hier.
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|
Von dreißighundert Recken nimm dir tausend Mann
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Zu deinem Hausgesinde." Kriemhild zu senden begann
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Nach Hagen von Tronje und nach Ortwein, 721
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|
Ob sie und ihre Freunde Kriemhildens wollten sein.
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Da gewann darüber Hagen ein zorniges Leben:
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Er sprach: "Uns kann Gunther in der Welt an Niemand vergeben.
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"Ander Ingesinde nehmt zu eurer Fahrt; 722
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|
Ihr werdet ja wohl kennen der Tronejer Art.
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|
Wir müßen bei den Königen bleiben so fortan
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Und denen ferner dienen, deren Dienst wir stäts versahn."
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Sie ließen es bewenden und machten sich bereit. 723
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|
Ihres edeln Ingesindes nahm Kriemhild zum Geleit
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|
Zweiunddreißig Mägdelein und fünfhundert Mann;
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|
Eckewart der Markgraf zog mit Kriemhild hindann.
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Da nahmen alle Urlaub, Ritter so wie Knecht, 724
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|
Mägdelein und Frauen: so war es Fug und Recht.
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|
Unter Küssen scheiden sah man sie unverwandt,
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|
Und jene räumten fröhlich dem König Gunther das Land.
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Da geleiteten die Freunde sie fern auf ihren Wegen. 725
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|
Allenthalben ließ man ihnen Nachtherberge legen,
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|
Wo sie die nehmen wollten in der Könge Land.
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|
Da wurden bald auch Boten dem König Siegmund gesandt,
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Damit er wißen sollte und auch Frau Siegelind, 726
|
|
Sein Sohn solle kommen mit Frau Utens Kind,
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|
Kriemhild der schönen, von Worms über Rhein.
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Diese Mären konnten ihnen nimmer lieber sein.
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"Wohl mir," sprach da Siegmund, "daß ich den Tag soll sehn, 727
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|
Da hier die schöne Kriemhild soll unter Krone gehn!
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Das erhöht im Werthe mir all das Erbe mein:
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|
Mein Sohn Siegfried soll nun selbst hier König sein."
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Da gab ihnen Siegelind zu Kleidern Sammet roth 728
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|
Und schweres Gold und Silber: das war ihr Botenbrot.
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Sie freute sich der Märe, die sie da vernahm.
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|
All ihr Ingesinde sich mit Fleiß zu kleiden begann.
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|
Man sagt' ihr, wer da käme mit Siegfried in das Land. 729
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|
Da hieß sie Gestühle errichten gleich zur Hand,
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|
Wo er vor den Freunden sollt unter Krone gehn.
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|
Entgegen ritten ihnen Die in König Siegmunds Lehn.
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|
Wer beßer wäre empfangen, mir ist es unbekannt, 730
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|
Als die Helden wurden in Siegmundens Land.
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|
Kriemhilden seine Mutter Sieglind entgegenritt
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Mit viel der schönen Frauen; kühne Ritter zogen mit
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|
|
|
Wohl eine Tagereise, bis man die Gäste sah. 731
|
|
Die Heimischen und Fremden litten Beschwerde da,
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|
Bis sie endlich kamen zu einer Veste weit,
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|
Die Santen war geheißen, wo sie Krone trugen nach der Zeit.
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Mit lachendem Munde Siegmund und Siegelind 732
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Manche liebe Weile küssten sie Utens Kind
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|
Und Siegfried den Degen; ihnen war ihr Leid benommen.
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|
All ihr Ingesinde hieß man fröhlich willkommen.
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|
Da brachten sie die Gäste vor König Siegmunds Saal. 733
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|
Die schönen Jungfrauen hub man allzumal
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|
Von den Mähren nieder; da war mancher Mann,
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|
Der den schönen Frauen mit Fleiß zu dienen begann.
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|
So prächtig ihre Hochzeit am Rhein war bekannt, 734
|
|
Doch gab man hier den Helden köstlicher Gewand,
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|
Als sie all ihr Leben je zuvor getragen.
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Man mochte große Wunder von ihrem Reichthume sagen.
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So saßen sie in Ehren und hatten genug. 735
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|
Was goldrothe Kleider ihr Ingesinde trug!
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|
Edel Gestein und Borten sah man gewirkt darin.
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|
So verpflag sie fleißig Sieglind die edle Königin.
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|
Da sprach vor seinen Freunden der König Siegmund: 736
|
|
"Allen meinen Freunden thu ichs heute kund,
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|
Daß Siegfried meine Krone hier hinfort soll tragen."
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|
Die Märe hörten gerne Die von Niederlanden sagen.
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|
Er befahl ihm seine Krone mit Gericht und Land: 737
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|
Da war er Herr und König. Wem er den Rechtsspruch fand
|
|
Und wen er strafen sollte, das wurde so gethan,
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|
Daß man wohl fürchten durfte der schönen Kriemhilde Mann.
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|
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|
In diesen hohen Ehren lebt' er, das ist wahr, 738
|
|
Und richtet' unter Krone bis an das zehnte Jahr,
|
|
Da die schöne Königin einen Sohn gewann,
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|
An dem des Königs Freunde ihren Wunsch und Willen sahn.
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|
Alsbald ließ man ihn taufen und einen Namen nehmen: 739
|
|
Gunther, nach seinem Oheim, des dürft er sich nicht schämen.
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|
Gerieth' er nach den Freunden, er würd ein kühner Mann.
|
|
Man erzog ihn sorgsam: sie thaten auch recht daran.
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|
In denselben Zeiten starb Frau Siegelind: 740
|
|
Da nahm die volle Herrschaft der edeln Ute Kind,
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|
Wie so reicher Frauen geziemte wohl im Land.
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Es ward genug betrauert, daß der Tod sie hatt entwandt.
|
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|
Nun hatt auch dort am Rheine, wie wir hören sagen, 741
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|
Gunther dem reichen einen Sohn getragen
|
|
Brunhild die schöne in Burgundenland.
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|
Dem Helden zu Liebe ward er Siegfried genannt.
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|
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|
Mit welchen Sorgen immer man sein hüten hieß! 742
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|
Von Hofmeistern Gunther ihn Alles lehren ließ,
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|
Was er bedürfen möchte, erwüchs' er einst zum Mann.
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|
Hei, was ihm bald das Unglück der Verwandten abgewann!
|
|
|
|
Zu allen Zeiten Märe war so viel gesagt, 743
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|
Wie doch so herrlich die Degen unverzagt
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|
Zu allen Stunden lebten in Siegmundens Land:
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|
So lebt' auch König Gunther mit seinen Freunden auserkannt.
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|
Das Land der Nibelungen war Siegfried unterthan 744
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|
(Keiner seiner Freunde je größern Schatz gewann)
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|
Mit Schilbungens Recken und der Beiden Gut.
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Darüber trug der Kühne desto höher den Muth.
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Hort den allermeisten, den je ein Held gewann, 745
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|
Nach den ersten Herren, besaß der kühne Mann,
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|
Den vor einem Berge seine Hand erwarb im Streit:
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|
Er schlug darum zu Tode manchen Ritter allbereit.
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|
Vollauf besaß er Ehre, und hätt ers halb entbehrt, 746
|
|
Doch müste man gestehen dem edeln Recken werth,
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|
Daß er der Beste wäre, der je auf Rossen saß.
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|
Man scheute seine Stärke, mit allem Grunde that man das.
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* * * * *
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|
Zwölftes Abenteuer.
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|
Wie Gunther Siegfrieden zum Hofgelage lud.
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|
Da dacht auch alle Tage Brunhild die Königin: 747
|
|
"Wie trägt nur Frau Kriemhild so übermüthgen Sinn!
|
|
Nun ist doch unser Eigen Siegfried ihr Mann:
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|
Der hat uns nun schon lange wenig Dienste gethan."
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|
Das trug sie im Herzen in großer Heimlichkeit; 748
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|
Daß sie ihr fremde blieben, das war der Frauen leid.
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|
Daß man ihr nicht zinste von des Fürsten Land,
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|
Woher das wohl käme, das hätte sie gern erkannt.
|
|
|
|
Sie versucht' es bei dem König, ob es nicht geschehn 749
|
|
Möchte, daß sie Kriemhild noch sollte wiedersehn.
|
|
Sie vertraut' ihm heimlich, worauf ihr sann der Muth;
|
|
Da dauchte den König der Frauen Rede nicht gut.
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|
|
|
"Wie könnten wir sie bringen," sprach der König hehr, 750
|
|
"Her zu diesem Lande? das fügt sich nimmermehr.
|
|
Sie wohnen uns zu ferne: ich darf sie nicht drum bitten."
|
|
Da gab ihm Brunhild Antwort mit gar hochfährtgen Sitten:
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|
|
"Und wäre noch so mächtig eines Königs Mann, 751
|
|
Was ihm sein Herr gebietet, das muß doch sein gethan."
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|
Lächeln muste Gunther ihrer Rede da:
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|
Er nahm es nicht als Dienst an, wenn er Siegfrieden sah.
|
|
|
|
Sie sprach: "Lieber Herre, bei der Liebe mein, 752
|
|
Hilf mir, daß Siegfried und die Schwester dein
|
|
Zu diesem Lande kommen und wir sie hier ersehn:
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|
So könnte mir auf Erden nimmer lieber geschehn.
|
|
|
|
"Deiner Schwester Güte, ihr wohlgezogner Muth, 753
|
|
Wenn ich daran gedenke, wie wohl mirs immer thut;
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|
Wie wir beisammen saßen, als ich dir ward vermählt!
|
|
Sie hat sich mit Ehren den kühnen Siegfried erwählt."
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|
|
|
Da bat sie ihn so lange, bis der König sprach: 754
|
|
"Nun wißt, daß ich Gäste nicht lieber sehen mag.
|
|
Ihr mögt mich leicht erbitten: ich will die Boten mein
|
|
Zu ihnen beiden senden, daß sie kommen an den Rhein."
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|
Da sprach die Königstochter: "So sollt ihr mir sagen, 755
|
|
Wann ihr sie wollt besenden, oder zu welchen Tagen
|
|
Die lieben Freunde sollen kommen in dieß Land;
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|
Die ihr dahin wollt senden, die macht zuvor mir bekannt."
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|
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|
"Das will ich," sprach der König: "dreißig aus meinem Lehn 756
|
|
Laß ich zu ihnen reiten." Die hieß er vor sich gehn:
|
|
Durch sie entbot er Märe in Siegfriedens Land.
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|
Da beschenkte sie Frau Brunhild mit manchem reichen Gewand.
|
|
|
|
Der König sprach: "Ihr Recken sollt von mir sagen 757
|
|
Und nichts von dem verschweigen, was ich euch aufgetragen,
|
|
Siegfried dem starken und der Schwester mein,
|
|
Ihnen dürf auf Erden nimmer Jemand holder sein.
|
|
|
|
"Und bittet, daß sie beide uns kommen an den Rhein: 758
|
|
Dafür will ich und Brunhild ihnen stäts gewogen sein.
|
|
Vor dieser Sonnenwende soll er hier Manchen sehn,
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|
Er und seine Mannen, die ihm Ehre laßen geschehn.
|
|
|
|
"Vermeldet auch dem König Siegmund die Dienste mein, 759
|
|
Daß ich und meine Freunde ihm stäts gewogen sei'n.
|
|
Und bittet meine Schwester, daß sie's nicht unterläßt
|
|
Und zu den Freunden reitet: nie ziemt' ihr so ein Freudenfest."
|
|
|
|
Brunhild und Ute und was man Frauen fand, 760
|
|
Die entboten ihre Dienste in Siegfriedens Land
|
|
Den minniglichen Frauen und manchem kühnen Mann.
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|
Nach Wunsch des Königs hoben sich bald die Boten hindann.
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|
|
|
Sie standen reisefertig; ihr Ross und ihr Gewand 761
|
|
War ihnen angekommen: da räumten sie das Land.
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|
Sie eilten zu dem Ziele, dahin sie wollten fahren.
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|
Der König hieß die Boten durch Geleite wohl bewahren.
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|
|
|
Innerhalb zwölf Tagen kamen sie in das Land, 762
|
|
Zu Nibelungens Veste, wohin man sie gesandt,
|
|
In der Mark zu Norweg fanden sie den Degen:
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Ross und Leute waren müde von den langen Wegen.
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|
|
Siegfried und Kriemhilden war eilends hinterbracht, 763
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|
Daß Ritter kommen waren, die trügen solche Tracht,
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|
Wie bei den Burgunden man trug der Sitte nach.
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Sie sprang von einem Bette, darauf die Ruhende lag.
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|
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|
Zu einem Fenster ließ sie eins ihrer Mägdlein gehn; 764
|
|
Die sah den kühnen Gere auf dem Hofe stehn,
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|
Ihn und die Gefährten, die man dahin gesandt.
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Ihr Herzeleid zu stillen, wie liebe Kunde sie fand!
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Sie sprach zu dem Könige: "Seht ihr, wie sie stehn, 765
|
|
Die mit dem starken Gere auf dem Hofe gehn,
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Die uns mein Bruder Gunther nieder schickt den Rhein."
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Da sprach der starke Siegfried: "Die sollen uns willkommen sein."
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|
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|
All ihr Ingesinde lief hin, wo man sie sah. 766
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Jeder an seinem Theile gütlich sprach er da
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Das Beste, was er konnte, zu den Boten hehr.
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Ihres Kommens freute der König Siegmund sich sehr.
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Herbergen ließ man Geren und Die ihm unterthan 767
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Und ihrer Rosse warten. Die Boten brachte man
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Dahin, wo Herr Siegfried bei Kriemhilden saß.
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Sie sahn den Boten gerne sicherlich ohne allen Haß.
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Der Wirth mit seinem Weibe erhob sich gleich zur Hand. 768
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Wohl ward empfangen Gere aus Burgundenland
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Mit seinen Fahrtgenossen in König Gunthers Lehn.
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Den Markgrafen Gere bat man nicht länger zu stehn.
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"Erlaubt uns die Botschaft, eh wir uns setzen gehn; 769
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Uns wegemüde Gäste, laßt uns so lange stehn,
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So melden wir die Märe, die euch zu wißen thut
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Gunther mit Brunhilden: es geht ihnen beiden gut.
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"Und was euch Frau Ute, eure Mutter, her entbot, 770
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Geiselher der junge und auch Herr Gernot
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Und eure nächsten Freunde: die haben uns gesandt
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Und entbieten euch viele Dienste aus der Burgunden Land."
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"Lohn ihnen Gott," sprach Siegfried; "ich versah zu ihnen wohl 771
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Mich aller Lieb und Treue, wie man zu Freunden soll.
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So thut auch ihre Schwester; ihr sollt uns ferner sagen,
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Ob unsre lieben Freunde hohen Muth daheim noch tragen.
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"Hat ihnen, seit wir schieden, Jemand ein Leid gethan 772
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Meiner Fraue Brüdern? Das saget mir an.
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Ich wollt es ihnen immer mit Treue helfen tragen,
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Bis ihre Widersacher meine Dienste müsten beklagen."
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Antwort gab der Markgraf Gere, ein Ritter gut: 773
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"Sie sind in allen Züchten mit Freuden wohlgemuth.
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Sie laden euch zum Rheine zu einer Lustbarkeit
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Sie sähn euch gar gerne, daß ihr des außer Zweifel seid.
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"Sie bitten meine Fraue auch mit euch zu kommen. 774
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Wenn nun der Winter ein Ende hat genommen,
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Vor dieser Sonnenwende da möchten sie euch sehn."
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Da sprach der starke Siegfried: "Das könnte schwerlich geschehn."
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Da sprach wieder Gere von Burgundenland: 775
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"Eure Mutter Ute hat euch sehr gemahnt
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Mit Gernot und Geiselher, ihr sollt es nicht versagen.
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Daß ihr so ferne wohnet, hör ich sie täglich beklagen.
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"Brunhild meine Herrin und ihre Mägdelein 776
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Freuen sich der Kunde, und könnt es jemals sein,
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Daß sie euch wiedersähen, ihnen schuf es hohen Muth."
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Da dauchten diese Mären die schöne Kriemhilde gut.
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Gere war ihr Vetter: der Wirth ihn sitzen hieß; 777
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Den Gästen hieß er schenken, nicht länger man das ließ.
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Da kam dazu auch Siegmund: als der die Boten sah,
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Freundlich sprach der König zu den Burgunden da:
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"Willkommen uns, ihr Recken in König Gunthers Lehn. 778
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Da sich Kriemhilden zum Weibe hat ersehn
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Mein Sohn Siegfried, man sollt euch öfter schaun
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In diesem Lande, dürften wir bei euch auf Freundschaft vertraun.
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Sie sprachen: Wenn er wolle, sie würden gerne kommen. 779
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Ihnen ward mit Freuden die Müdigkeit benommen.
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Man hieß die Boten sitzen; Speise man ihnen trug:
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Deren schuf da Siegfried den lieben Gästen genug.
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Sie musten da verweilen volle neun Tage. 780
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Darob erhoben endlich die schnellen Ritter Klage,
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Daß sie nicht wieder reiten durften in ihr Land.
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Da hatt auch König Siegfried zu seinen Freunden gesandt:
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Er fragte, was sie riethen: er solle nach dem Rhein. 781
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"Es ließ mich entbieten Gunther der Schwager mein,
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Er und seine Brüder, zu einer Lustbarkeit:
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Ich möcht ihm gerne kommen, liegt gleich sein Land mir so weit.
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"Sie bitten Kriemhilden, mit mir zu ziehn. 782
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Nun rathet, liebe Freunde, wie kommen wir dahin?
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Und sollt ich Heerfahrten durch dreißig Herren Land,
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Gern dienstbereit erwiese sich ihnen Siegfriedens Hand."
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Da sprachen seine Recken: "Steht euch zur Fahrt der Muth 783
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Nach dem Hofgelage, wir rathen, was ihr thut:
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Ihr sollt mit tausend Recken reiten an den Rhein:
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So mögt ihr wohl mit Ehren bei den Burgunden sein."
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Da sprach von Niederlanden der König Siegmund: 784
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"Wollt ihr zum Hofgelage, was thut ihr mirs nicht kund?
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Ich will mit euch reiten, wenn ihrs zufrieden seid;
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Hundert Degen führ ich, damit mehr ich eur Geleit."
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"Wollt ihr mit uns reiten, lieber Vater mein," 785
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Sprach der kühne Siegfried, "des will ich fröhlich sein.
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Binnen zwölf Tagen räum ich unser Land."
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Die sie begleiten sollten, denen gab man Ross' und Gewand.
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Als dem edeln König zur Reise stand der Muth, 786
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Da ließ man wieder reiten die schnellen Degen gut.
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Seiner Frauen Brüdern entbot er an den Rhein,
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Daß er gerne wolle bei ihrem Hofgelage sein.
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Siegfried und Kriemhild, so hörten wir sagen, 787
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Beschenkten so die Boten, es mochten es nicht tragen
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Die Pferde nach der Heimat: er war ein reicher Mann.
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Ihre starken Säumer trieb man zur Reise fröhlich an.
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Da schuf dem Volke Kleider Siegfried und Siegemund. 788
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Eckewart der Markgraf ließ da gleich zur Stund
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Frauenkleider suchen, die besten, die man fand
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Und irgend mocht erwerben in Siegfriedens ganzem Land.
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Die Sättel und die Schilde man da bereiten ließ. 789
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Den Rittern und den Frauen, die er sich folgen hieß,
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Gab man, was sie wollten; nichts gebrach daran.
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Er brachte seinen Freunden manchen herrlichen Mann.
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Nun wandten sich die Boten zurück und eilten sehr. 790
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Da kam zu den Burgunden Gere, der Degen hehr,
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Und wurde schön empfangen: sie schwangen sich zu Thal
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Von Rossen und von Mähren dort vor König Gunthers Saal.
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Die Jungen und die Alten kamen, wie man thut, 791
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Und fragten nach der Märe. Da sprach der Ritter gut:
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"Wenn ichs dem König sage, wird es auch euch bekannt."
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Er gieng mit den Gesellen dahin, wo er Gunthern fand.
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Der König vor Freude von dem Seßel sprang; 792
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Daß sie so bald gekommen, sagt' ihnen Dank
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Brunhild die Schöne. Zu den Boten sprach er da:
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"Wie gehabt sich Siegfried, von dem mir Liebe viel geschah?"
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Da sprach der kühne Gere: "Er ward vor Freuden roth, 793
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Er und eure Schwester. So holde Mär entbot
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Seinen Freunden nimmer noch zuvor ein Mann,
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Als euch der edle Siegfried und sein Vater hat gethan."
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Da sprach zum Markgrafen des reichen Königs Weib: 794
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"Nun sagt mir, kommt uns Kriemhild? Hat noch ihr schöner Leib
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Die hohe Zier behalten, deren sie mochte pflegen?"
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Er sprach: "Sie kommen beide; mit ihnen mancher kühne Degen."
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Ute ließ die Boten alsbald vor sich gehn. 795
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Da wars an ihrem Fragen leichtlich zu verstehn,
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Was sie zu wißen wünsche: "War Kriemhild noch wohlauf?"
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Er gab Bescheid, sie kam auch nach kurzer Tage Verlauf.
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Da blieb auch nicht verhohlen am Hof der Botensold, 796
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Den ihnen Siegfried schenkte, die Kleider und das Gold:
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Die ließ man alle schaun in der drei Fürsten Lehn.
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Da musten sie ihm Ehre wohl für Milde zugestehn.
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"Er mag," sprach da Hagen, "mit vollen Händen geben: 797
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Er könnt es nicht verschwenden, und sollt er ewig leben.
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Den Hort der Nibelungen beschließt des Königs Hand;
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Hei! daß er jemals käme her in der Burgunden Land!"
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Da freuten sich die Degen am Hof im Voraus, 798
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Daß sie kommen sollten. Beflißen überaus
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Sah man spät und frühe Die in der Könge Lehn.
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Welch herrlich Gestühle ließ man vor der Burg erstehn!
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Hunold der kühne und Sindold der Degen 799
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Hatten wenig Muße: des Amtes muste pflegen
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Truchseß auch und Schenke und richten manche Bank;
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Auch Ortwein war behülflich: des sagt' ihnen Gunther Dank.
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Rumold der Küchenmeister, wie herrscht' er in der Zeit 800
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Ob seinen Unterthanen, gar manchem Keßel weit,
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Häfen und Pfannen; hei! was man deren fand!
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Denen ward da Kost bereitet, die da kamen in das Land.
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Der Frauen Arbeiten waren auch nicht klein: 801
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Sie bereiteten die Kleider, darauf manch edler Stein,
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Des Stralen ferne glänzten, gewirkt war in das Gold;
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Wenn sie die anlegten, ward ihnen Männiglich hold.
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* * * * *
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Dreizehntes Abenteuer.
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Wie sie zum Hofgelage fuhren.
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All ihr Bemühen laßen wir nun sein 802
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Und sagen, wie Frau Kriemhild und ihre Mägdelein
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Hin zum Rheine fuhren von Nibelungenland.
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Niemals trugen Rosse so viel herrlich Gewand.
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Viel Saumschreine wurden versendet auf den Wegen. 803
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Da ritt mit seinen Freunden Siegfried der Degen
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Und die Königstochter in hoher Freuden Wahn;
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Da war es ihnen Allen zu großem Leide gethan.
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Sie ließen in der Heimat Siegfrieds Kindelein 804
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Und Kriemhildens bleiben; das muste wohl so sein.
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Aus ihrer Hofreise erwuchs ihm viel Beschwer:
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Seinen Vater, seine Mutter ersah das Kindlein nimmermehr.
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Mit ihnen ritt von dannen Siegmund der König hehr. 805
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Hätt er ahnen können, wie es ihm nachher
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Beim Hofgelag ergienge, er hätt es nicht gesehn:
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Ihm konnt an lieben Freunden größer Leid nicht geschehn.
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Vorausgesandte Boten verhießen sie bei Zeit. 806
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Entgegen ritten ihnen in herrlichem Geleit
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Von Utens Freunden viele und König Gunthers Lehn.
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Der Wirth ließ großen Eifer für die lieben Gäste sehn.
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Er gieng zu Brunhilden, wo er sie sitzen fand: 807
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"Wie empfieng euch meine Schwester, da ihr kamet in dieß Land?
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So will ich, daß ihr Siegfrieds Gemahl empfangen sollt."
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"Das thu ich", sprach sie, "gerne: ich bin ihr billiglich hold."
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Da sprach der mächtige König: "Sie kommen morgen fruh; 808
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Wollt ihr sie empfangen, so greift nur bald dazu,
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Daß sie uns in der Veste nicht überraschen hie:
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Mir sind so liebe Gäste nicht oft gekommen wie sie."
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Ihre Mägdelein und Frauen ließ sie da zur Hand 809
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Gute Kleider suchen, die besten, die man fand,
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Die ihr Ingesinde vor Gästen mochte tragen.
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Das thaten sie doch gerne: das mag man für Wahrheit sagen.
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Sie zu empfangen eilten auch Die in Gunthers Lehn; 810
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All seine Recken hieß er mit sich gehn.
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Da ritt die Königstochter hinweg in stolzem Zug.
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Die lieben Gäste grüßte sie alle freudig genug.
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Mit wie hohen Ehren da empfieng man sie! 811
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Sie dauchte, daß Frau Kriemhild Brunhilden nie
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So wohl empfangen habe in Burgundenland.
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Allen, die es sahen, war hohe Wonne bekannt.
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Nun war auch Siegfried kommen mit seiner Leute Heer. 812
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Da sah man die Helden sich wenden hin und her
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Im Feld allenthalben mit ungezählten Scharen.
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Vor Staub und Drängen konnte sich da Niemand bewahren.
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Als der Wirth des Landes Siegfrieden sah 813
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Und Siegmund den König, wie gütlich sprach er da:
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"Nun seid mir hochwillkommen und all den Freunden mein;
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Wir wollen hohen Muthes ob eurer Hofreise sein."
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"Nun lohn euch Gott," sprach Siegmund, der ehrbegierge Mann. 814
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"Seit mein Sohn Siegfried euch zum Freund gewann,
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Rieth mir all mein Sinnen, wie ich euch möchte sehn."
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Da sprach König Gunther: "Nun freut mich, daß es geschehn."
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Siegfried ward empfangen, wie man das wohl gesollt, 815
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Mit viel großen Ehren; ein Jeder ward ihm hold.
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Des half mit Rittersitten Gernot und Geiselher;
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Man bot es lieben Gästen so gütlich wohl nimmermehr.
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Nun konnten sich einander die Königinnen schaun. 816
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Da sah man Sättel leeren und viel der schönen Fraun
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Von der Helden Händen gehoben auf das Gras:
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Wer gerne Frauen diente, wie selten der da müßig saß!
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Da giengen zu einander die Frauen minniglich. 817
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Darüber höchlich freuten viel der Ritter sich,
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Daß der Beiden Grüßen so minniglich ergieng.
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Man sah da manchen Recken, der Frauendienste begieng.
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Das herrliche Gesinde nahm sich bei der Hand; 818
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Züchtiglich sich neigen man allerorten fand
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Und minniglich sich küssen viel Frauen wohlgethan.
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Das sahen gerne Gunthers und Siegfrieds Mannen mit an.
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Sie säumten da nicht länger und ritten nach der Stadt. 819
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Der Wirth seinen Gästen zu erweisen hat,
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Daß man sie gerne sähe in der Burgunden Land.
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Manches schöne Kampfspiel man vor den Jungfrauen fand.
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Da ließ von Tronje Hagen und auch Ortewein, 820
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Wie sie gewaltig waren, wohl offenkundig sein.
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Was sie gebieten mochten, das ward alsbald gethan.
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Man sah die lieben Gäste viel Dienst von ihnen empfahn.
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Man hörte Schilde hallen vor der Veste Thor 821
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Von Stichen und von Stößen. Lange hielt davor
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Der Wirth mit seinen Gästen, bis alle waren drin,
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In mancher Kurzweil giengen ihnen schnell die Stunden hin.
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Vor den weiten Gästesaal sie nun in Freuden ritten. 822
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Viel kunstvolle Decken, reich und wohlgeschnitten,
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Sah man von den Sätteln den Frauen wohlgethan
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Allenthalben hangen; da kamen Diener heran.
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Zu Gemache wiesen sie die Gäste da. 823
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Hin und wieder blicken man Brunhilden sah
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Nach Kriemhild der Frauen; schön war sie genug:
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Den Glanz noch vor dem Golde ihre hehre Farbe trug.
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Da vernahm man allenthalben zu Worms in der Stadt 824
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Den Jubel des Gesindes. König Gunther bat
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Dankwart, seinen Marschall, es wohl zu verpflegen:
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Da ließ er die Gäste in gute Herbergen legen.
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Draußen und darinnen beköstigte man sie: 825
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So wohl gewartet wurde fremder Gäste nie.
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Was Einer wünschen mochte, das war ihm gern gewährt:
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So reich war der König, es blieb Keinem was verwehrt.
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Man dient' ihnen freundlich und ohn allen Haß. 826
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Der König zu Tische mit seinen Gästen saß;
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Siegfrieden ließ man sitzen, wie er sonst gethan.
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Mit ihm gieng zu Tische gar mancher waidliche Mann.
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Zwölfhundert Recken setzten sich dahin 827
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Mit ihm an der Tafel. Brunhild die Königin
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Gedachte, wie ein Dienstmann nicht reicher möge sein.
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Noch war sie ihm günstig, sie ließ ihn gerne gedeihn.
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Es war an einem Abend, da so der König saß, 828
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Viel reiche Kleider wurden da vom Weine naß,
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Als die Schenken sollten zu den Tischen gehn:
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Da sah man volle Dienste mit großem Fleiße geschehn.
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Wie bei Hofgelagen Sitte mochte sein, 829
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Ließ man zur Ruh geleiten Fraun und Mägdelein.
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Von wannen wer gekommen, der Wirth ihm Sorge trug;
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In gütlichen Ehren gab man Allen genug.
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Die Nacht war zu Ende, sich hob des Tages Schein, 830
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Aus den Saumschreinen mancher Edelstein
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Erglänzt' auf gutem Kleide; das schuf der Frauen Hand.
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Aus der Lade suchten sie manches herrliche Gewand.
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Eh es noch völlig tagte, kamen vor den Saal 831
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Ritter viel und Knechte: da hob sich wieder Schall
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Vor einer Frühmesse, die man dem König sang.
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So ritten junge Helden, der König sagt' ihnen Dank.
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Da klangen die Posaunen von manchem kräftgen Stoß; 832
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Von Flöten und Drommeten ward der Schall so groß,
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Worms die weite Veste gab lauten Widerhall.
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Auf die Rosse sprangen die kühnen Helden überall.
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Da hob sich in dem Lande ein hohes Ritterspiel 833
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Von manchem guten Recken: man fand ihrer viel,
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Deren junge Herzen füllte froher Muth.
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Unter Schilden sah man manchen zieren Ritter gut.
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Da ließen in den Fenstern die herrlichen Fraun 834
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Und viel der schönen Maide sich im Schmucke schaun.
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Sie sahen kurzweilen manchen kühnen Mann:
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Der Wirth mit seinen Freunden zu reiten selber begann.
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So vertrieben sie die Weile, die dauchte sie nicht lang. 835
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Da lud zu dem Dome mancher Glocke Klang:
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Den Frauen kamen Rosse, da ritten sie hindann;
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Den edeln Königinnen folgte mancher kühne Mann.
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Sie stiegen vor dem Münster nieder auf das Gras. 836
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Noch hegte zu den Gästen Brunhild keinen Haß.
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Sie giengen unter Krone in das Münster weit.
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Bald schied sich diese Liebe: das wirkte grimmiger Neid.
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Als die Messe war gesungen, sah man sie weiter ziehn 837
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Unter hohen Ehren. Sie giengen heiter hin
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Zu des Königs Tischen. Ihre Freude nicht erlag
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Bei diesen Lustbarkeiten bis gegen den eilften Tag.
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Die Königin gedachte: "Ich wills nicht länger tragen. 838
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Wie ich es fügen möge, Kriemhild muß mir sagen,
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Warum uns so lange den Zins versaß ihr Mann:
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Der ist doch unser Eigen: der Frag ich nicht entrathen kann."
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So harrte sie der Stunde, bis es der Teufel rieth, 839
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Daß sie das Hofgelage und die Lust mit Leide schied.
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Was ihr lag am Herzen, zu Lichte must es kommen:
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Drum ward in manchen Landen durch sie viel Jammer vernommen.
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* * * * *
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Vierzehntes Abenteuer.
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Wie die Königinnen sich schalten.
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Es war vor einer Vesper, als man den Schall vernahm, 840
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Der von manchem Recken auf dem Hofe kam:
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Sie stellten Ritterspiele der Kurzweil willen an.
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Da eilten es zu schauen Frauen viel und mancher Mann.
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Da saßen beisammen die Königinnen reich 841
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Und gedachten zweier Recken, die waren ohne Gleich.
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Da sprach die schöne Kriemhild: "Ich hab einen Mann,
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Dem wären diese Reiche alle billig unterthan."
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Da sprach zu ihr Frau Brunhild: "Wie könnte das wohl sein? 842
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Wenn Anders Niemand lebte als du und er allein,
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So möchten ihm die Reiche wohl zu Gebote stehn:
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So lange Gunther lebte, so könnt es nimmer geschehn."
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Da sprach Kriemhild wieder: "Siehst du, wie er steht, 843
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Wie er da so herrlich vor allen Recken geht,
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Wie der lichte Vollmond vor den Sternen thut!
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Darob mag ich wohl immer tragen fröhlichen Muth."
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Da sprach wieder Brunhild: "Wie waidlich sei dein Mann, 844
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Wie schön und wie bieder, so steht ihm doch voran
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Gunther der Recke, der edle Bruder dein:
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muß vor allen Königen, das wiße du wahrlich, sein."
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Da sprach Kriemhild wieder: "So werth ist mein Mann, 845
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Daß er ohne Grund nicht solch Lob von mir gewann.
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An gar manchen Dingen ist seine Ehre groß.
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Glaubst du das, Brunhild? er ist wohl Gunthers Genoß!"
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"Das sollst du mir, Kriemhild, im Argen nicht verstehn; 846
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Es ist auch meine Rede nicht ohne Grund geschehn.
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Ich hört' es Beide sagen, als ich zuerst sie sah,
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Und als des Königs Willen in meinen Spielen geschah.
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"Und da er meine Minne so ritterlich gewann, 847
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Da sagt' es Siegfried selber, er sei des Königs Mann:
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Drum halt ich ihn für eigen: ich hört' es ihn gestehn."
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Da sprach die schöne Kriemhild: "So wär mir übel geschehn.
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"Wie hätten so geworben die edeln Brüder mein, 848
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Daß ich des Eigenmannes Gemahl sollte sein?
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Darum will ich, Brunhild, gar freundlich dich bitten,
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Laß mir zu Lieb die Rede hinfort mit gütlichen Sitten."
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Die Königin versetzte: "Sie laßen mag ich nicht: 849
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Wie thät ich auf so manchen Ritter wohl Verzicht,
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Der uns mit dem Degen zu Dienst ist unterthan?"
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Kriemhild die Schöne hub da sehr zu zürnen an.
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"Dem must du wohl entsagen, daß er in der Welt 850
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Dir irgend Dienste leiste. Werther ist der Held
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Als mein Bruder Gunther, der Degen unverzagt.
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Erlaß mich der Dinge, die du mir jetzo gesagt.
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"Auch muß mich immer wundern, wenn er dein Dienstmann ist 851
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Und du ob uns Beiden So gewaltig bist,
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Warum er dir so lange den Zins verseßen hat;
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Deines Uebermuthes wär ich billig nun satt."
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"Du willst dich überheben," sprach da die Königin. 852
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"Wohlan, ich will doch schauen, ob man dich fürderhin
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So hoch in Ehren halte, als man mich selber thut."
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Die Frauen waren beide in sehr zornigem Muth.
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Da sprach wieder Kriemhild: "Das wird dir wohl bekannt: 853
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Da du meinen Siegfried dein eigen hast genannt,
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So sollen heut die Degen der beiden Könge sehen,
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Ob ich vor der Königin wohl zur Kirche dürfe gehn.
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"Ich laße dich wohl schauen, daß ich edel bin und frei, 854
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Und daß mein Mann viel werther als der deine sei.
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Ich will damit auch selber nicht bescholten sein:
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Du sollst noch heute sehen, wie die Eigenholde dein
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"Zu Hof geht vor den Helden in Burgundenland. 855
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Ich will höher gelten, als man je gekannt
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Eine Königstochter, die noch die Krone trug."
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Unter den Frauen hob sich der Haß da grimm genug.
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Da sprach Brunhild wieder: "Willst du nicht eigen sein, 856
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So must du dich scheiden mit den Frauen dein
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Von meinem Ingesinde, wenn wir zum Münster gehn."
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"In Treuen," sprach da Kriemhild, "also soll es geschehn."
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"Nun kleidet euch, ihr Maide," hub da Kriemhild an: 857
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"Ob ich frei von Schande hier nicht verbleiben kann,
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Laßt es heute schauen, besitzt ihr reichen Staat;
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Sie soll es noch verläugnen, was ihr Mund gesprochen hat."
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Ihnen war das leicht zu rathen; sie suchten reich Gewand. 858
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Wie bald man da im Schmucke viel Fraun und Maide fand!
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Da gieng mit dem Gesinde des edeln Wirths Gemahl;
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Zu Wunsch gekleidet ward auch die schöne Kriemhild zumal
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Mit dreiundvierzig Maiden, die sie zum Rhein gebracht; 859
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Die trugen lichte Zeuge, in Arabien gemacht.
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So kamen zu dem Münster die Mägdlein wohlgethan.
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Ihrer harrten vor dem Hause Die Siegfrieden unterthan.
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Die Leute nahm es Wunder, warum das geschah, 860
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Daß man die Königinnen so geschieden sah,
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Und daß sie bei einander nicht giengen so wie eh.
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Das gerieth noch manchem Degen zu Sorgen und großem Weh.
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Nun stand vor dem Münster König Gunthers Weib. 861
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Da fanden viel der Ritter genehmen Zeitvertreib
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Bei den schönen Frauen, die sie da nahmen wahr.
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Da kam die edle Kriemhild mit mancher herrlichen Schar.
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Was Kleider je getragen eines edeln Ritters Kind, 862
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Gegen ihr Gesinde war alles nur wie Wind.
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Sie war so reich an Gute, dreißig Königsfraun
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Mochten die Pracht nicht zeigen, die da an ihr war zu schaun.
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Was man auch wünschen mochte, Niemand konnte sagen, 863
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Daß er so reiche Kleider je gesehen tragen,
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Als da zur Stunde trugen ihre Mägdlein wohlgethan.
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Brunhilden wars zu Leide, sonst hätt es Kriemhild nicht gethan.
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Nun kamen sie zusammen vor dem Münster weit. 864
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Die Hausfrau des Königs aus ingrimmem Neid
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Hieß da Kriemhilden unwirsch stille stehn:
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"Es soll vor Königsweibe die Eigenholde nicht gehn."
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Da sprach die schöne Kriemhild, zornig war ihr Muth: 865
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"Hättest du noch geschwiegen, das wär dir wohl gut.
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Du hast geschändet selber deinen schönen Leib:
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Mocht eines Mannes Kebse je werden Königesweib?"
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"Wen willst du hier verkebsen?" sprach des Königs Weib. 866
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"Das thu ich dich," sprach Kriemhild: "deinen schönen Leib
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Hat Siegfried erst geminnet, mein geliebter Mann:
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Wohl war es nicht mein Bruder, der dein Magdthum gewann.
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"Wo blieben deine Sinne? Es war doch arge List: 867
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Was ließest du ihn minnen, wenn er dein Dienstmann ist?
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Ich höre dich," sprach Kriemhild, "ohn alle Ursach klagen."
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"In Wahrheit," sprach da Brunhild, "das will ich doch Gunthern sagen."
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"Wie mag mich das gefährden? Dein Uebermuth hat dich betrogen: 868
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Du hast mich mit Reden in deine Dienste gezogen,
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Daß wiße du in Treuen, es ist mir immer leid:
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Zu trauter Freundschaft bin ich dir nimmer wieder bereit."
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Brunhild begann zu weinen; Kriemhild es nicht verhieng, 869
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Vor des Königs Weibe sie in das Münster gieng
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Mit ihrem Ingesinde. Da hub sich großer Haß;
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Es wurden lichte Augen sehr getrübt davon und naß.
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Wie man da Gott auch diente oder Jemand sang, 870
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Brunhilden währte die Weile viel zu lang.
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War allzutrübe der Sinn und auch der Muth:
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Des muste bald entgelten mancher Degen kühn und gut.
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Brunhild mit ihren Frauen gieng vor das Münster stehn. 871
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Sie gedachte: "Ich muß von Kriemhild mehr zu hören sehn,
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Wes mich so laut hier zeihte das wortscharfe Weib:
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Und wenn er sichs gerühmt hat, gehts ihm an Leben und Leib!"
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Nun kam die edle Kriemhild mit manchem kühnen Mann. 872
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Da begann Frau Brunhild: "Haltet hier noch an.
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Ihr wolltet mich verkebsen: laßt uns Beweise sehn,
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Mir ist von euern Reden, das wißet, übel geschehn."
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Da sprach die schöne Kriemhild: "Was laßt ihr mich nicht gehn? 873
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Ich bezeug es mit dem Golde, an meiner Hand zu sehn.
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Das brachte mir Siegfried, nachdem er bei euch lag."
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Nie erlebte Brunhild wohl einen leidigen Tag.
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Sie sprach: "Dieß Gold das edle, das ward mir gestohlen 874
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Und blieb mir lange Jahre übel verhohlen:
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Ich komme nun dahinter, wer mir es hat genommen."
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Die Frauen waren beide in großen Unmuth gekommen.
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Da sprach wieder Kriemhild: "Ich will nicht sein der Dieb. 875
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Du hättest schweigen sollen, wär dir Ehre lieb.
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Ich bezeug es mit dem Gürtel, den ich umgethan,
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Ich habe nicht gelogen: wohl wurde Siegfried dein Mann."
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Von Niniveer Seide sie eine Borte trug 876
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Mit edelm Gesteine, die war wohl schön genug.
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Als Brunhild sie erblickte, zu weinen hub sie an.
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Das muste Gunther wißen und alle Die ihm unterthan.
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Da sprach des Landes Königin: "Sendet her zu mir 877
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Den König vom Rheine: hören soll er hier,
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Wie sehr seine Schwester schändet meinen Leib:
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Sie sagt vor allen Leuten, ich sei Siegfriedens Weib."
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Der König kam mit Recken: als er weinen sah 878
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Brunhild seine Traute, gütlich sprach er da:
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"Von wem, liebe Fraue, ist euch ein Leid geschehn?"
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Sie sprach zu dem König: "Unfröhlich muß ich hier stehn.
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Aller meiner Ehren hat die Schwester dein 879
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Mich berauben wollen. Geklagt soll dir sein,
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Sie sagt: ich sei die Kebse von Siegfried ihrem Mann."
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Da sprach König Gunther: "So hat sie übel gethan."
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"Sie trägt hier meinen Gürtel, den ich längst verloren, 880
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Und mein Gold das rothe. Daß ich je ward geboren,
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Des muß mich sehr gereuen: befreist du, Herr, mich nicht
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Solcher großen Schande, ich minne nie wieder dich."
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Da sprach König Gunther: "So ruft ihn herbei: 881
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Hat er sichs gerühmet, das gesteh er frei,
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Er woll es denn läugnen, der Held von Niederland."
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Da ward der kühne Siegfried bald hin zu ihnen gesandt.
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Als Siegfried der Degen die Unmuthvollen sah 882
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Und den Grund nicht wuste, balde sprach er da:
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"Was weinen diese Frauen? das macht mir bekannt:
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Oder wessentwegen wurde hier nach mir gesandt"
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Da sprach König Gunther: "Groß Herzleid fand ich hier. 883
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Eine Märe sagte mein Weib Frau Brunhild mir:
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Du habest dich gerühmet, du wärst ihr erster Mann.
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So spricht dein Weib Frau Kriemhild: hast du, Degen, das gethan?"
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"Niemals," sprach da Siegfried; "und hat sie das gesagt, 884
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Nicht eher will ich ruhen, bis sie es beklagt,
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Und will davon mich reinigen vor deinem ganzen Heer
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Mit meinen hohen Eiden, ich sagte Solches nimmermehr."
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Da sprach der Fürst vom Rheine: "Wohlan, das zeige mir. 885
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Der Eid, den du geboten, geschieht der allhier,
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Aller falschen Dinge laß ich dich ledig gehn."
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Man ließ in einem Ringe die stolzen Burgunden stehn.
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Da bot der kühne Siegfried zum Eide hin die Hand. 886
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Da sprach der reiche König: "Jetzt hab ich wohl erkannt,
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Ihr seid hieran unschuldig und sollt des ledig gehn:
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Des euch Kriemhild zeihte, das ist nicht von euch geschehn."
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Da sprach wieder Siegfried: "Und kommt es ihr zu Gut, 887
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Daß deinem schönen Weibe sie so betrübt den Muth,
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Das wäre mir wahrlich aus der Maßen leid."
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Da blickten zu einander die Ritter kühn und allbereit.
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"Man soll so Frauen ziehen," sprach Siegfried der Degen, 888
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"Daß sie üppge Reden laßen unterwegen;
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Verbiet es deinem Weibe, ich will es meinem thun.
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Solchen Uebermuthes in Wahrheit schäm ich mich nun."
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Viel schöne Frauen wurden durch Reden schon entzweit. 889
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Da erzeigte Brunhild solche Traurigkeit,
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Daß es erbarmen muste Die in Gunthers Lehn.
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Von Tronje Hagen sah man zu der Königin gehn.
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Er fragte, was ihr wäre, da er sie weinend fand. 890
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Sie sagt' ihm die Märe. Er gelobt' ihr gleich zur Hand,
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Daß es büßen sollte der Kriemhilde Mann,
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Oder man treff ihn nimmer unter Fröhlichen an.
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Ueber die Rede kamen Ortwein und Gernot, 891
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Allda die Helden riethen zu Siegfriedens Tod.
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Dazu kam auch Geiselher, der schönen Ute Kind;
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Als er die Rede hörte, sprach der Getreue geschwind:
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"O weh, ihr guten Knechte, warum thut ihr das? 892
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Siegfried verdiente ja niemals solchen Haß,
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Daß er darum verlieren Leben sollt und Leib:
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Auch sind es viel Dinge, um die wohl zürnet ein Weib."
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"Sollen wir Gäuche ziehen?" sprach Hagen entgegen: 893
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"Das brächte wenig Ehre solchen guten Degen.
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Daß er sich rühmen durfte der lieben Frauen mein,
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Ich will des Todes sterben oder es muß gerochen sein."
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Da sprach der König selber: "Er hat uns nichts gethan 894
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Als Liebes und Gutes: leb er denn fortan.
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Was sollt ich dem Recken hegen solchen Haß?
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Er bewies uns immer Treue, gar williglich that er das."
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Da begann der Degen von Metz Herr Ortewein: 895
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"Wohl kann ihm nicht mehr helfen die große Stärke sein.
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Will es mein Herr erlauben, ich thu ihm alles Leid."
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Da waren ihm die Helden ohne Grund zu schaden bereit.
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Dem folgte doch Niemand, außer daß Hagen 896
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Alle Tage pflegte zu Gunthern zu sagen:
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Wenn Siegfried nicht mehr lebte, ihm würden unterthan
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Manches Königs Lande. Da hub der Held zu trauern an.
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Man ließ es bewenden und gieng dem Kampfspiel nach. 897
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Hei! was man starker Schäfte vor dem Münster brach
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Vor Siegfriedens Weibe bis hinan zum Saal!
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Mit Unmuth sah es Mancher, dem König Gunther befahl.
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Der König sprach: "Laßt fahren den mordlichen Zorn. 898
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Er ist uns zu Ehren und zum Heil geborn;
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Auch ist so grimmer Stärke der wunderkühne Mann,
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Wenn ers inne würde, so dürfte Niemand ihm nahn."
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"Nicht doch," sprach da Hagen, "da dürft ihr ruhig sein: 899
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Wir leiten in der Stille alles sorglich ein.
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Brunhildens Weinen soll ihm werden leid.
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Immer sei ihm Hagen zu Haß und Schaden bereit."
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Da sprach der König Gunther: "Wie möcht es geschehn?" 900
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Zur Antwort gab ihm Hagen: "Das sollt ihr bald verstehn:
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Wir laßen Boten reiten her in dieses Land,
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Uns offnen Krieg zu künden, die hier Niemand sind bekannt.
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"Dann sagt ihr vor den Gästen, ihr wollt mit euerm Lehn 901
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Euch zur Heerfahrt rüsten. Sieht er das geschehn,
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So verspricht er euch zu helfen; dann gehts ihm an den Leib,
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Erfahr ich nur die Märe von des kühnen Recken Weib."
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Der König folgte leider seines Dienstmanns Rath. 902
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So huben an zu sinnen auf Untreu und Verrath,
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Eh es wer erkannte, die Ritter auserkoren:
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Durch zweier Frauen Zanken gieng da mancher Held verloren.
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* * * * *
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Fünfzehntes Abenteuer.
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Wie Siegfried verrathen ward.
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Man sah am vierten Morgen zweiunddreißig Mann 903
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Hin zu Hofe reiten: da ward es kund gethan
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Gunther dem reichen, es droh ihm neuer Streit.
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Die Lüge schuf den Frauen das allergrößeste Leid.
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Sie gewannen Urlaub, an den Hof zu gehn. 904
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Da sagten sie, sie ständen in Lüdegers Lehn,
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Den einst bezwungen hatte Siegfriedens Hand
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Und ihn als Geisel brachte König Gunthern in das Land.
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Die Boten grüßte Gunther und hieß sie sitzen gehn. 905
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Einer sprach darunter: "Herr König, laßt uns stehn,
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Daß wir die Mären sagen, die euch entboten sind.
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Wohl habt ihr zu Feinden, das wißt, mancher Mutter Kind.
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"Euch wiedersagen Lüdegast und König Lüdeger: 906
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Denen schuft ihr weiland grimmige Beschwer;
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Nun wollen sie mit Heereskraft reiten in dieß Land."
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Gunther begann zu zürnen, als wär es ihm unbekannt.
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Man ließ die falschen Boten zu den Herbergen gehn. 907
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Wie mochte da Siegfried der Tücke sich versehn,
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Er oder anders Jemand, die man so listig spann?
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Doch war es ihnen selber zu großem Leide gethan.
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Der König mit den Freunden gieng raunend ab und zu: 908
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Hagen von Tronje ließ ihm keine Ruh,
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Noch wollt es Mancher wenden in des Königs Lehn;
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Doch nicht vermocht er Hagen von seinen Räthen abzustehn.
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Eines Tages Siegfried die Degen raunend fand. 909
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Da begann zu fragen der Held der Niederland:
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"Wie traurig geht der König und Die ihm unterthan?
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Das helf ich immer rächen, hat ihnen wer ein Leid gethan."
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Da sprach König Gunther: "Wohl hab ich Herzeleid: 910
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Lüdegast und Lüdeger drohn mir wieder Streit.
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Mit Heerfahrten wollen sie reiten in mein Land."
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Da sprach der kühne Degen: "Dem soll Siegfriedens Hand
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"Nach allen euern Ehren mit Kräften widerstehn; 911
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Von mir geschieht den Degen, was ihnen einst geschehn.
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Ihre Burgen leg ich wüste und dazu ihr Land,
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Eh ich ablaße: des sei mein Haupt euer Pfand.
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"Ihr mit euern Mannen nehmt der Heimat wahr; 912
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Laßt mich zu ihnen reiten mit meiner Leute Schar.
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Daß ich euch gerne diene, laß ich euch wohl sehn:
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Von mir soll euern Feinden, das wißet, übel geschehn."
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"Nun wohl mir dieser Märe," der König sprach da so, 913
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Als wär er seiner Hülfe alles Ernstes froh.
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Tief neigte sich in Falschheit der ungetreue Mann.
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Da sprach der edle Siegfried: "Laßt euch keine Sorge nahn."
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Sie schickten mit den Knechten zu der Fahrt sich an: 914
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Siegfrieden und den Seinen ward es zum Schein gethan.
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Da hieß er sich rüsten Die von Niederland:
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Siegfriedens Recken suchten ihr Streitgewand.
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Da sprach der starke Siegfried: "Mein Vater Siegmund, 915
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Bleibt ihr hier im Lande: wir kehren bald gesund,
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Will Gott uns Glück verleihen, wieder an den Rhein.
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Ihr sollt bei dem König unterdessen fröhlich sein."
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Da wollten sie von dannen: die Fähnlein band man an. 916
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Umher standen Viele, die Gunthern unterthan
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Und hatten nicht erfahren, wie es damit bewandt.
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Groß Heergesinde war es, das da bei Siegfrieden stand.
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Die Panzer und die Helme man auf die Rosse lud; 917
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Aus dem Lande wollten viel starke Recken gut.
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Da gieng von Tronje Hagen hin, wo er Kriemhild fand;
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Er bat sie um Urlaub: sie wollten räumen das Land.
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|
"Nun wohl mir," sprach Kriemhild, "daß ich den Mann gewann." 918
|
|
Der meine lieben Freunde so wohl beschützen kann,
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Wie hier mein Herr Siegfried an meinen Brüdern thut:
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Darum trag ich," sprach die Königin, "immer fröhlichen Muth.
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|
"Lieber Freund Hagen, nun hoff ich, ihr gedenkt, 919
|
|
Daß ich euch gerne diene; ich hab euch nie gekränkt.
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|
Das komme mir zu Gute an meinem lieben Mann:
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|
Laßt es ihn nicht entgelten, was ich Brunhilden gethan.
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|
"Des hat mich schon gereuet," sprach das edle Weib, 920
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|
"Auch hat er so zerbleuet zur Strafe mir den Leib,
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|
Daß ich je beschwerte mit Reden ihr den Muth,
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|
Er hat es wohl gerochen, dieser Degen kühn und gut."
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|
Da sprach er: "Ihr versöhnt euch wohl nach wenig Tagen. 921
|
|
Kriemhild, liebe Herrin, nun sollt ihr mir sagen,
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|
Wie ich euch dienen möge an Siegfried euerm Herrn.
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Ich gönn es niemand beßer und thu es, Königin, gern."
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"Ich wär ohn alle Sorge," sprach da das edle Weib, 922
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|
"Daß man ihm im Kampfe Leben nähm und Leib,
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|
Wenn er nicht folgen wollte seinem Uebermuth;
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|
So wär immer sicher dieser Degen kühn und gut."
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"Fürchtet ihr, Herrin," Hagen da begann, 923
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|
"Daß er verwundet werde, so vertraut mir an,
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Wie soll ichs beginnen, dem zu widerstehn?
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|
Ihn zu schirmen will ich immer bei ihm reiten und gehn."
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Sie sprach: "Du bist mir Sippe, so will ich dir es sein: 924
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Ich befehle dir auf Treue den holden Gatten mein.
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Daß du mir behütest den geliebten Mann."
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Was beßer wär verschwiegen, vertraute da sie ihm an.
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Sie sprach: "Mein Mann ist tapfer, dazu auch stark genug. 925
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|
Als er den Linddrachen an dem Berge schlug,
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Da badet' in dem Blute der Degen allbereit,
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|
Daher ihn keine Waffe je versehren mocht im Streit.
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"Jedoch bin ich in Sorgen, wenn er im Kampfe steht 926
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|
Und aus der Helden Hände mancher Sperwurf geht,
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|
Daß ich da verliere meinen lieben Mann.
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Hei! was ich Sorgen oft um Siegfried gewann!
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|
"Mein lieber Freund, ich meld es nun auf Gnade dir, 927
|
|
Daß du deine Treue bewähren mögst an mir,
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|
Wo man mag verwunden meinen lieben Mann.
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Das sollst du nun vernehmen: es ist auf Gnade gethan.
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"Als von des Drachen Wunden floß das heiße Blut, 928
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Und sich darinne badete der kühne Recke gut,
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|
Da fiel ihm auf die Achseln ein Lindenblatt so breit:
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Da kann man ihn verwunden; das schafft mir Sorgen und Leid."
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Da sprach von Tronje Hagen: "So näht auf sein Gewand 929
|
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Mir ein kleines Zeichen mit eigener Hand,
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Wo ich ihn schirmen müße, mag ich daran verstehn."
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Sie wähnt' ihn so zu fristen; auf seinen Tod wars abgesehn.
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Sie sprach: "Mit feiner Seide näh ich auf sein Gewand 930
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|
Insgeheim ein Kreuzchen: da soll, Held, deine Hand
|
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Mir den Mann behüten, wenns ins Gedränge geht,
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Und er vor seinen Feinden in den starken Stürmen steht."
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"Das thu ich," sprach da Hagen, "viel liebe Herrin mein." 931
|
|
Wohl wähnte da die Gute, sein Frommen sollt es sein:
|
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Da war hiemit verrathen der Kriemhilde Mann.
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|
Urtaub nahm da Hagen: da gieng er fröhlich hindann.
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|
Was er erfahren hatte, bat ihn sein Herr zu sagen. 932
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|
"Mögt ihr die Reise wenden, so laßt uns reiten jagen.
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Ich weiß nun wohl die Kunde, wie ich ihn tödten soll.
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|
Wollt ihr die Jagd bestellen?" "Das thu ich," sprach der König, "wohl."
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Der Dienstmann des Königs war froh und wohlgemuth. 933
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|
Gewiss, daß solche Bosheit kein Recke wieder thut
|
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Bis zum jüngsten Tage, als da von ihm geschah,
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|
Da sich seiner Treue die schöne Königin versah.
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|
Früh des andern Morgens mit wohl tausend Mann 934
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Ritt Siegfried der Degen mit frohem Muth hindann:
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Er wähnt', er solle rächen seiner Freunde Leid.
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So nah ritt ihm Hagen, daß er beschaute sein Kleid.
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Als er ersah das Zeichen, da schickt' er ungesehn, 935
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|
Andre Mär zu bringen, zwei aus seinem Lehn:
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In Frieden sollte bleiben König Gunthers Land;
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Es habe sie Herr Lüdeger zu dem König gesandt.
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Wie ungerne Siegfried abließ vom Streit, 936
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|
Eh er gerochen hatte seiner Freunde Leid!
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Kaum hielten ihn zurücke Die Gunthern unterthan.
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Da ritt er zu dem König, der ihm zu danken begann:
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|
"Nun lohn euch Gott, Freund Siegfried, den willigen Sinn, 937
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Daß ihr so gerne thatet, was mir vonnöthen schien:
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Das will ich euch vergelten, wie ich billig soll.
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Vor allen meinen Freunden vertrau ich euch immer wohl.
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"Da wir uns der Heerfahrt so entledigt sehn, 938
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So laßt uns nun Bären und Schweine jagen gehn
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Nach dem Odenwalde, wie ich oft gethan."
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Gerathen hatte Hagen das, dieser ungetreue Mann.
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"Allen meinen Gästen soll man das nun sagen, 939
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Ich denke früh zu reiten: die mit mir wollen jagen,
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Die laßt sich fertig halten; die aber hier bestehn,
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Kurzweilen mit den Frauen: so sei mir Liebes geschehn."
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Mit herrlichen Sitten sprach da Siegfried: 940
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"Wenn ihr jagen reitet, da will ich gerne mit.
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So sollt ihr mir leihen einen Jägersmann
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Mit etlichen Bracken: So reit ich mit euch in den Tann."
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"Wollt ihr nur Einen?" frug Gunther zuhand; 941
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"Ich leih euch, wollt ihr, viere, denen wohl bekannt
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Der Wald ist und die Steige, wo viel Wildes ist,
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Daß ihr des Wegs unkundig nicht ledig wieder heimwärts müßt."
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Da ritt zu seinem Weibe der Degen unverzagt. 942
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Derweil hatte Hagen dem König gesagt,
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Wie er verderben wolle den herrlichen Degen.
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So großer Untreue sollt ein Mann nimmer pflegen.
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Als die Ungetreuen beschloßen seinen Tod, 943
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Da wusten sie es Alle. Geiselher und Gernot
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Wollten nicht mit jagen. Weiß nicht, aus welchem Groll
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Sie ihn nicht verwarnten; doch des entgalten sie voll.
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* * * * *
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Sechzehntes Abenteuer.
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Wie Siegfried erschlagen ward.
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Gunther und Hagen, die Recken wohlgethan 944
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Gelobten mit Untreuen ein Birschen in den Tann.
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Mit ihren scharfen Spießen wollten sie jagen Schwein'
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Und Bären und Wisende: was mochte Kühneres sein?
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Da ritt auch mit ihnen Siegfried mit stolzem Sinn. 945
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Man bracht ihnen Speise aller Art dahin.
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An einem kühlen Brunnen ließ er da das Leben:
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Den Rath hatte Brunhild, König Gunthers Weib, gegeben.
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Da gieng der kühne Degen hin, wo er Kriemhild fand. 946
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Schon war aufgeladen das edle Birschgewand
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Ihm und den Gefährten: sie wollten über Rhein.
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Da konnte Kriemhilden nicht leider zu Muthe sein.
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Seine liebe Traute küsst' er auf den Mund: 947
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"Gott laße mich dich, Liebe, noch wiedersehn gesund
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Und deine Augen mich auch; mit holden Freunden dein
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Kürze dir die Stunden: ich kann nun nicht bei dir sein."
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Da gedachte sie der Märe, sie durft es ihm nicht sagen, 948
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Nach der sie Hagen fragte: da begann zu klagen
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Die edle Königstochter, daß ihr das Leben ward:
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Ohne Maßen weinte die wunderschöne Fraue zart.
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Sie sprach zu dem Recken: "Laßt euer Jagen sein: 949
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Mir träumte heunt von Leide, wie euch zwei wilde Schwein
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Ueber die Haide jagten: da wurden Blumen roth.
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Daß ich so bitter weine, das thut mir armem Weibe Noth.
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"Wohl muß ich fürchten Etlicher Verrath, 950
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Wenn man den und jenen vielleicht beleidigt hat,
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Die uns verfolgen könnten mit feindlichem Haß.
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Bleibt hier, lieber Herre, mit Treuen rath ich euch das."
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Er sprach: "Liebe Traute, ich kehr in kurzer Zeit; 951
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Ich weiß nicht, daß hier Jemand mir Haß trüg oder Neid.
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Alle deine Freunde sind insgemein mir hold;
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Auch verdient' ich von den Degen wohl nicht anderlei Sold."
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"Ach nein, lieber Siegfried: wohl fürcht ich deinen Fall. 952
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Mir träumte heunt von Leide, wie über dir zu Thal
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Fielen zwei Berge, daß ich dich nie mehr sah:
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Und willst du von mir scheiden, das geht mir inniglich nah."
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Er umfieng mit Armen das zuchtreiche Weib, 953
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Mit holden Küssen herzt' er ihr den schönen Leib.
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Da nahm er Urlaub und schied in kurzer Stund:
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Sie ersah ihn leider darnach nicht wieder gesund.
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Da ritten sie von dannen in einen tiefen Tann 954
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Der Kurzweile willen; manch kühner Rittersmann
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Ritt mit dem König; hinaus gesendet ward
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Auch viel der edeln Speise, die sie brauchten zu der Fahrt.
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Manch Saumross zog beladen vor ihnen überrhein, 955
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Das den Jagdgesellen das Brot trug und den Wein,
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Das Fleisch mit den Fischen und Vorrath aller Art,
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Wie sie ein reicher König wohl haben mag auf der Fahrt.
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Da ließ man herbergen bei dem Walde grün 956
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Vor des Wildes Wechsel die stolzen Jäger kühn,
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Wo sie da jagen wollten, auf breitem Angergrund.
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Auch Siegfried war gekommen: das ward dem Könige kund.
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Von den Jagdgesellen ward umhergestellt 957
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Die Wart an allen Enden: da sprach der kühne Held,
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Siegfried der starke: "Wer soll uns in den Wald
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Nach dem Wilde weisen, ihr Degen kühn und wohlgestalt?"
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"Wollen wir uns scheiden," hub da Hagen an, 958
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"Eh wir beginnen zu jagen hier im Tann:
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So mögen wir erkennen, ich und der Herre mein,
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Wer die besten Jäger bei dieser Waldreise sei'n.
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"Leute so wie Hunde, wir theilen uns darein: 959
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Dann fährt, wohin ihm lüstet, Jeglicher allein"
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Und wer das Beste jagte, dem sagen wir den Dank."
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Da weilten die Jäger bei einander nicht mehr lang.
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Da sprach der edle Siegfried: "Der Hunde hab ich Rath 960
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Bis auf einen Bracken, der so genoßen hat,
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Daß er die Fährte spüre der Thiere durch den Tann.
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Wir kommen wohl zum Jagen!" sprach der Kriemhilde Mann.
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Da nahm ein alter Jäger einen Spürhund hinter sich 961
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Und brachte den Herren, eh lange Zeit verstrich,
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Wo sie viel Wildes fanden: was des erstöbert ward,
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Das erjagten die Gesellen, wie heut noch guter Jäger Art.
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Was da der Brack ersprengte, das schlug mit seiner Hand 962
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Siegfried der kühne, der Held von Niederland.
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Sein Ross lief so geschwinde, daß ihm nicht viel entrann:
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Das Lob er bei dem Jagen vor ihnen allen gewann.
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Er war in allen Dingen mannhaft genug. 963
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Das erste der Thiere, die er zu Tode schlug,
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War ein starker Büffel, den traf des Helden Hand:
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Nicht lang darauf der Degen einen grimmen Leuen fand.
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Als den der Hund ersprengte, schoß er ihn mit dem Bogen 964
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Und dem scharfen Pfeile, den er darauf gezogen;
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Der Leu lief nach dem Schuße nur dreier Sprünge lang.
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Seine Jagdgesellen, die sagten Siegfrieden Dank.
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Einen Wisend schlug er wieder darnach und einen Elk, 965
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Vier starker Auer nieder und einen grimmen Schelk,
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So schnell trug ihn die Mähre, daß ihm nichts entsprang:
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Hinden und Hirsche wurden viele sein Fang.
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Einen großen Eber trieb der Spürhund auf. 966
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Als der flüchtig wurde, da kam in schnellem Lauf
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Alles Jagens Meister und nahm zum Ziel ihn gleich.
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Anlief das Schwein im Zorne diesen Helden tugendreich.
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Da schlug es mit dem Schwerte der Kriemhilde Mann: 967
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Das hätt ein andrer Jäger nicht so leicht gethan.
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Als er nun gefällt lag, fieng man den Spürhund.
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Seine reiche Beute wurde den Burgunden allen kund.
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Da sprachen seine Jäger: "Kann es füglich sein, 968
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So laßt uns, Herr Siegfried, des Wilds ein Theil gedeihn:
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Ihr wollt uns heute leeren den Berg und auch den Tann."
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Darob begann zu lächeln der Degen kühn und wohlgethan.
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Da vernahm man allenthalben Lärmen und Getos. 969
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Von Leuten und von Hunden ward der Schall so groß,
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Man hörte widerhallen den Berg und auch den Tann.
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Vierundzwanzig Meuten hatten die Jäger losgethan.
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Da wurde viel des Wildes vom grimmen Tod ereilt. 970
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Sie wähnten es zu fügen, daß ihnen zugetheilt
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Der Preis des Jagens würde: das konnte nicht geschehn,
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Als bei der Feuerstätte der starke Siegfried ward gesehn.
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Die Jagd war zu Ende, doch nicht so ganz und gar, 971
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Zu der Feuerstelle brachte der Jäger Schar
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Häute mancher Thiere und des Wilds genug.
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Hei! was des zur Küche des Königs Ingesinde trug!
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Da ließ der König künden den Jägern wohlgeborn, 972
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Daß er zum Imbiß wolle; da wurde laut ins Horn
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Einmal gestoßen: so machten sie bekannt,
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Daß man den edeln Fürsten nun bei den Herbergen fand.
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Da sprach ein Jäger Siegfrieds: "Mit eines Hornes Schall 973
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Ward uns kund gegeben, Herr, daß wir nun all
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Zur Herberge sollen: erwiedre ichs, das behagt."
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Da ward nach den Gesellen mit Blasen lange gefragt.
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Da sprach der edle Siegfried: "Nun räumen wir den Wald." 974
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Sein Ross trug ihn eben; die Andern folgten bald.
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Sie ersprengten mit dem Schalle ein Waldthier fürchterlich,
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Einen wilden Bären; da sprach der Degen hinter sich:
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"Ich schaff uns Jagdgesellen eine Kurzweil. 975
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Da seh ich einen Bären: den Bracken löst vom Seil.
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Zu den Herbergen soll mit uns der Bär:
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Er kann uns nicht entrinnen, und flöh er auch noch so sehr."
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Da lös'ten sie den Bracken: der Bär sprang hindann. 976
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Da wollt ihn erreiten der Kriemhilde Mann.
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Er kam in eine Bergschlucht: da konnt er ihm nicht bei:
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Das starke Thier wähnte von den Jägern schon sich frei.
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Da sprang von seinem Rosse der stolze Ritter gut 977
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Und begann ihm nachzulaufen. Das Thier war ohne Hut,
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ES konnt ihm nicht entrinnen: er fieng es allzuhand;
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Ohn es zu verwunden, der Degen eilig es band.
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Kratzen oder beißen konnt es nicht den Mann. 978
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Er band es an den Sattel; auf saß der Schnelle dann
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Und bracht es an die Feuerstatt in seinem hohen Muth
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Zu einer Kurzweile, dieser Degen kühn und gut.
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Er ritt zur Herberge in welcher Herrlichkeit! 979
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Sein Sper war gewaltig, stark dazu und breit;
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Eine schmucke Waffe hieng ihm herab bis auf den Sporn;
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Von rothem Golde führte der Held ein herrliches Horn.
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Von beßerm Birschgewande hört ich niemals sagen. 980
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Einen Rock von schwarzem Zeuge sah man ihn tragen
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Und einen Hut von Zobel, der reich war genug.
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Hei! was edler Borten an seinem Köcher er trug!
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Ein Vlies von einem Panther war darauf gezogen 981
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Des Wohlgeruches wegen. Auch trug er einen Bogen:
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Mit einer Winde must ihn ziehen an,
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Wer ihn spannen wollte, er hätt es selbst denn gethan.
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Von fremden Tierhäuten war all sein Gewand, 982
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Das man von Kopf zu Füßen bunt überhangen fand.
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Aus dem lichten Rauchwerk zu beiden Seiten hold
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An dem kühnen Jägermeister schien manche Flitter von Gold.
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Auch führt' er Balmungen, das breite schmucke Schwert: 983
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Das war solcher Schärfe, nichts blieb unversehrt,
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Wenn man es schlug auf Helme: seine Schneiden waren gut.
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Der herrliche Jäger trug gar hoch seinen Muth.
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Wenn ich euch der Märe ganz bescheiden soll, 984
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So war sein edler Köcher guter Pfeile voll,
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Mit goldenen Röhren, die Eisen händebreit.
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Was er traf mit Schießen, dem war das Ende nicht weit.
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Da ritt der edle Ritter stattlich aus dem Tann. 985
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Gunthers Leute sahen, wie er ritt heran.
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Sie liefen ihm entgegen und hielten ihm das Ross:
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Da trug er an dem Sattel einen Bären stark und groß.
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Als er vom Ross gestiegen, löst' er ihm das Band 986
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Vom Mund und von den Füßen: die Hunde gleich zur Hand
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Begannen laut zu heulen, als sie den Bären sahn.
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Das Thier zu Walde wollte: das erschreckte manchen Mann.
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Der Bär durch die Küche von dem Lärm gerieth: 987
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Hei! was er Küchenknechte da vom Feuer schied!
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Gestürzt ward mancher Keßel, verschleudert mancher Brand;
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Hei! was man guter Speisen in der Asche liegen fand!
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Da sprang von den Sitzen Herr und Knecht zumal. 988
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Der Bär begann zu zürnen; der König gleich befahl
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Der Hunde Schar zu lösen, die an den Seilen lag;
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Und war es Wohl geendet, sie hätten fröhlichen Tag.
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Mit Bogen und mit Spießen, man säumte sich nicht mehr, 989
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Liefen hin die Schnellen, wo da gieng der Bär;
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Doch wollte Niemand schießen, von Hunden wars zu voll.
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So laut war das Getöse, daß rings der Bergwald erscholl.
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Der Bär begann zu fliehen vor der Hunde Zahl; 990
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Ihm konnte Niemand folgen als Kriemhilds Gemahl.
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Er erlief ihn mit dem Schwerte, zu Tod er ihn da schlug.
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Wieder zu dem Feuer das Gesind den Bären trug.
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Da sprachen, die es sahen, er wär ein starker Mann. 991
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Die stolzen Jagdgesellen rief man zu Tisch heran.
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Auf schönem Anger saßen der Helden da genug.
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Hei! was man Ritterspeise vor die stolzen Jäger trug!
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Die Schenken waren säumig, sie brachten nicht den Wein; 992
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So gut bewirthet mochten sonst Helden nimmer sein.
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Wären manche drunter nicht so falsch dabei,
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So wären wohl die Degen aller Schanden los und frei.
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Des wurde da nicht inne der verrathne kühne Mann, 993
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Daß man solche Tücke wider sein Leben spann.
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Er war in höfschen Züchten alles Truges bar;
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Seines Todes must entgelten, dem es nie ein Frommen war.
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Da sprach der edle Siegfried: "Mich verwundert sehr, 994
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Man trägt uns aus der Küche doch so viel daher,
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Was bringen uns die Schenken nicht dazu den Wein?
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Pflegt man so der Jäger, will ich nicht Jagdgeselle sein.
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"Ich möcht es doch verdienen, bedächte man mich gut." 995
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Von seinem Tisch der König sprach mit falschem Muth:
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"Wir büßen euch ein andermal, was heut uns muß entgehn;
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Die Schuld liegt an Hagen, der will uns verdursten sehn."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Lieber Herre mein, 996
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Ich wähnte, das Birschen sollte heute sein
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Fern im Spechtsharte: den Wein hin sandt ich dort.
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Heute giebt es nichts zu trinken, doch vermeid ich es hinfort."
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Da sprach der edle Siegfried: "Dem weiß ich wenig Dank: 997
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Man sollte sieben Lasten mit Meth und Lautertrank
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Mir hergesendet haben; konnte das nicht sein,
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So sollte man uns näher gesiedelt haben dem Rhein."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Ihr edeln Ritter schnell, 998
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Ich weiß hier in der Nähe einen kühlen Quell:
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Daß ihr mir nicht zürnet, da rath, ich hinzugehn."
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Der Rath war manchem Degen zu großem Leide geschehn.
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Siegfried den Recken zwang des Durstes Noth; 999
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Den Tisch hinwegzurücken der Held alsbald gebot:
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Er wollte vor die Berge zu dem Brunnen gehn.
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Da war der Rath aus Arglist von den Degen geschehn.
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Man hieß das Wild auf Wagen führen in das Land, 1000
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Das da verhauen hatte Siegfriedens Hand.
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Wer es auch sehen mochte, sprach großen Ruhm ihm nach.
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Hagen seine Treue sehr an Siegfrieden brach.
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Als sie von dannen wollten zu der Linde breit, 1001
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Da sprach von Tronje Hagen: "Ich hörte jederzeit,
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Es könne Niemand folgen Kriemhilds Gemahl,
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Wenn er rennen wolle; hei! schauten wir das einmal!"
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Da sprach von Niederlanden der Degen kühn und gut: 1002
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"Das mögt ihr wohl versuchen: wenn ihr mit mir thut
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Einen Wettlauf nach dem Brunnen? Soll das geschehn,
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So habe der gewonnen, den wir den vordersten sehn."
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"Wohl, laßt es uns versuchen," sprach Hagen der Degen. 1003
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Da sprach der starke Siegfried: "So will ich mich legen,
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Verlier ich, euch zu Füßen nieder in das Gras."
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Als er das erhörte, wie lieb war König Gunthern das!
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Da sprach der kühne Degen: "Noch mehr will ich euch sagen: 1004
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Gewand und Gewaffen will ich bei mir tragen,
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Den Wurfspieß samt dem Schilde und all mein Birschgewand."
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Das Schwert und den Köcher um die Glieder schnell er band.
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Die Kleider vom Leibe zogen die Andern da: 1005
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In zwei weißen Hemden man beide stehen sah.
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Wie zwei wilde Panther liefen sie durch den Klee;
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Man sah bei dem Brunnen den schnellen Siegfried doch eh.
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Den Preis in allen Dingen vor Manchem man ihm gab. 1006
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Da löst' er schnell die Waffe, den Köcher legt' er ab,
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Den starken Spieß lehnt' er an den Lindenast.
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Bei des Brunnens Fluße stand der herrliche Gast.
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Die höfsche Zucht erwies da Siegfried daran; 1007
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Den Schild legt' er nieder, wo der Brunnen rann;
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Wie sehr ihn auch dürstete, der Held nicht eher trank
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Bis der König getrunken; dafür gewann er übeln Dank.
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Der Brunnen war lauter, kühl und auch gut; 1008
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|
Da neigte sich Gunther hernieder zu der Flut.
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Als er getrunken hatte, erhob er sich hindann:
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Also hätt auch gerne der kühne Siegfried gethan.
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Da entgalt er seiner höfschen Zucht; den Bogen und das Schwert 1009
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Trug beiseite Hagen von dem Degen werth.
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Dann sprang er zurücke, wo er den Wurfspieß fand,
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Und sah nach einem Zeichen an des Kühnen Gewand.
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Als der edle Siegfried aus dem Brunnen trank, 1010
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|
Er schoß ihn durch das Kreuze, daß aus der Wunde sprang
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Das Blut von seinem Herzen an Hagens Gewand.
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Kein Held begeht wohl wieder solche Unthat nach der Hand.
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Den Gerschaft im Herzen ließ er ihm stecken tief. 1011
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Wie im Fliehen Hagen da so grimmig lief,
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So lief er wohl auf Erden nie vor einem Mann!
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Als da Siegfried Kunde der schweren Wunde gewann,
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Der Degen mit Toben von dem Brunnen sprang; 1012
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Ihm ragte von der Achsel eine Gerstange lang.
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Nun wähnt' er da zu finden Bogen oder Schwert,
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Gewiß, so hätt er Hagnen den verdienten Lohn gewährt.
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Als der Todwunde da sein Schwert nicht fand, 1013
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Da blieb ihm nichts weiter als der Schildesrand.
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Den rafft' er von dem Brunnen und rannte Hagen an:
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Da konnt ihm nicht entrinnen König Gunthers Unterthan.
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Wie wund er war zum Tode, so kräftig doch er schlug, 1014
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|
Daß von dem Schilde nieder wirbelte genug
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Des edeln Gesteines; der Schild zerbrach auch fast:
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So gern gerochen hätte sich der herrliche Gast.
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Da muste Hagen fallen von seiner Hand zu Thal; 1015
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Der Anger von den Schlägen erscholl im Wiederhall.
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Hätt er sein Schwert in Händen, so wär er Hagens Tod.
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Sehr zürnte der Wunde, es zwang ihn wahrhafte Noth.
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Seine Farbe war erblichen; er konnte nicht mehr stehn. 1016
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Seines Leibes Stärke muste ganz zergehn,
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Da er des Todes Zeichen in lichter Farbe trug.
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Er ward hernach betrauert von schönen Frauen genug.
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Da fiel in die Blumen der Kriemhilde Mann. 1017
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Das Blut von seiner Wunde stromweis nieder rann.
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Da begann er die zu schelten, ihn zwang die große Noth
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Die da gerathen hatten mit Untreue seinen Tod.
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Da sprach der Todwunde: "Weh, ihr bösen Zagen, 1018
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Was helfen meine Dienste, da ihr mich habt erschlagen?
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Ich war euch stäts gewogen und sterbe nun daran.
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Ihr habt an euern Freunden leider übel gethan.
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"Die sind davon bescholten, so viele noch geborn 1019
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Werden nach diesem Tage: ihr habt euern Zorn
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Allzusehr gerochen an dem Leben mein.
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Mit Schanden geschieden sollt ihr von guten Recken sein."
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Hinliefen all die Ritter, wo er erschlagen lag. 1020
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Es war ihrer Vielen ein freudeloser Tag.
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Wer Treue kannt und Ehre, der hat ihn beklagt:
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Das verdient' auch wohl um Alle dieser Degen unverzagt.
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Der König der Burgunden klagt' auch seinen Tod. 1021
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Da sprach der Todwunde: "Das thut nimmer Noth,
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Daß der um Schaden weine, von dem man ihn gewann:
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Er verdient groß Schelten, er hätt es beßer nicht gethan."
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Da sprach der grimme Hagen: "Ich weiß nicht, was euch reut: 1022
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Nun hat doch gar ein Ende, was uns je gedräut.
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Es gibt nun nicht manchen, der uns darf bestehn;
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Wohl mir, daß seiner Herrschaft durch mich ein End ist geschehn."
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"Ihr mögt euch leichtlich rühmen," sprach Der von Niederland. 1023
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"Hätt ich die mörderische Weis an euch erkannt,
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Vor euch behütet hätt ich Leben wohl und Leib.
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Mich dauert nichts auf Erden als Frau Kriemhild mein Weib.
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"Nun mög es Gott erbarmen, daß ich gewann den Sohn, 1024
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Der jetzt auf alle Zeiten den Vorwurf hat davon,
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Daß seine Freunde Jemand meuchlerisch erschlagen:
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Hätt ich Zeit und Weile, das müst ich billig beklagen.
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"Wohl nimmer hat begangen so großen Mord ein Mann," 1025
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Sprach er zu dem König, "als ihr an mir gethan.
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Ich erhielt euch unbescholten in großer Angst und Noth;
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Ihr habt mir schlimm vergolten, daß ich so wohl es euch bot."
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Da sprach im Jammer weiter der todwunde Held: 1026
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"Wollt ihr, edler König, noch auf dieser Welt
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An Jemand Treue pflegen, so laßt befohlen sein
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Doch auf eure Gnade euch die liebe Traute mein.
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"Es komm ihr zu Gute, daß sie eure Schwester ist: 1027
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Sei aller Fürsten Tugend helft ihr zu jeder Frist.
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Mein mögen lange harren mein Vater und mein Lehn:
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Nie ist an liebem Freunde einem Weibe so leid geschehn."
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Er krümmte sich in Schmerzen, wie ihm die Noth gebot, 1028
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Und sprach aus jammerndem Herzen: "Mein mordlicher Tod
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Mag euch noch gereuen in der Zukunft Tagen:
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Glaubt mir in rechten Treuen, daß ihr euch selber habt erschlagen.
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Die Blumen allenthalben waren vom Blute naß. 1029
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Da rang er mit dem Tode, nicht lange that er das,
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Denn des Todes Waffe schnitt ihn allzusehr.
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Da konnte nicht mehr reden dieser Degen kühn und hehr.
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Als die Herren sahen den edlen Helden todt, 1030
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Sie legten ihn auf einen Schild, der war von Golde roth.
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Da giengen sie zu Rathe, wie sie es stellten an,
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Daß es verhohlen bliebe, Hagen hab es gethan.
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Da sprachen ihrer Viele: "Ein Unfall ist geschehn; 1031
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Ihr sollt es alle hehlen und Einer Rede stehn:
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Als er allein ritt jagen, der Kriemhilde Mann,
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Erschlugen ihn Schächer, als er fuhr durch den Tann."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Ich bring ihn in das Land. 1032
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Mich soll es nicht kümmern, wird es ihr auch bekannt,
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Die so betrüben konnte der Königin hohen Muth;
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Ich werde wenig fragen, wie sie nun weinet und thut."
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Von denselben Brunnen, wo Siegfried ward erschlagen, 1033
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Sollt ihr die rechte Wahrheit von mir hören sagen.
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Vor dem Odenwalde ein Dorf liegt Odenheim.
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Da fließt noch der Brunnen, kein Zweifel kann daran sein.
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* * * * *
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Siebzehntes Abenteuer.
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Wie Siegfried beklagt und begraben ward.
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Da harrten sie des Abends und fuhren über Rhein; 1034
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Es mochte nie von Helden ein schlimmer Jagen sein.
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Ihr Beutewild beweinte noch manches edle Weib:
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Sein muste bald entgelten viel guter Weigande Leib.
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Von großem Uebermuthe mögt ihr nun hören sagen 1035
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Und schrecklicher Rache. Bringen ließ Hagen
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Den erschlagen Siegfried von Nibelungenland
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Vor eine Kemenate, darin sich Kriemhild befand.
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Er ließ ihn ihr verstohlen legen vor die Thür, 1036
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Daß sie ihn finden müße, wenn morgen sie herfür
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Zu der Mette gienge frühe vor dem Tag,
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Deren Frau Kriemhild wohl selten eine verlag.
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Da hörte man wie immer zum Münster das Geläut: 1037
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Kriemhild die schöne weckte manche Maid.
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Ein Licht ließ sie sich bringen, dazu auch ihr Gewand;
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Da kam der Kämmrer Einer hin, wo er Siegfrieden fand.
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Er sah ihn roth von Blute, all sein Gewand war naß: 1038
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Daß sein Herr es wäre, mit Nichten wust er das.
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Da trug er in die Kammer das Licht in seiner Hand,
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Bei dem da Frau Kriemhild viel leide Märe befand.
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Als sie mit den Frauen zum Münster wollte gehn, 1039
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"Frau," sprach der Kämmerer, "wollt noch stille stehn:
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Es liegt vor dem Gemache ein Ritter todtgeschlagen."
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"O weh," sprach da Kriemhild, "was willst du solche Botschaft sagen?"
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Eh sie noch selbst gesehen, es sei ihr lieber Mann, 1040
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An die Frage Hagens hub sie zu denken an,
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Wie er ihn schützen möchte: da ahnte sie ihr Leid.
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Mit seinem Tod entsagte sie nun aller Fröhlichkeit.
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Da sank sie zur Erden, kein Wort mehr sprach sie da; 1041
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Die schöne Freudenlose man da liegen sah.
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Kriemhildens Jammer wurde groß und voll;
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Sie schrie nach der Ohnmacht, daß all die Kammer erscholl.
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Da sprach ihr Gesinde: "Es kann ein Fremder sein." 1042
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Das Blut ihr aus dem Munde brach vor Herzenspein.
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"Nein, es ist Siegfried, mein geliebter Mann:
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Brunhild hats gerathen und Hagen hat es gethan."
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Sie ließ sich hingeleiten, wo sie den Helden fand; 1043
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Sein schönes Haupt erhob sie mit ihrer weißen Hand.
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So roth er war von Blute, sie hat ihn gleich erkannt:
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Da lag zu großem Jammer der Held von Nibelungenland.
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Da rief in Jammerlauten die Königin mild: 1044
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"O weh mir dieses Leides! Nun ist dir doch dein Schild
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Mit Schwertern nicht verhauen! dich fällte Meuchelmord.
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Und wüst ich, wer der Thäter wär, ich wollt es rächen immerfort."
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All ihr Ingesinde klagte laut und schrie 1045
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Mit seiner lieben Frauen; heftig schmerzte sie
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Ihr edler Herr und König, den sie da sahn verlorn.
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Gar übel hatte Hagen gerochen Brunhildens Zorn.
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Da sprach die Jammerhafte: "Nun soll Einer gehn 1046
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Und mir in Eile wecken Die in Siegfrieds Lehn
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Und soll auch Siegmunden meinen Jammer sagen,
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Ob er mir helfen wolle den kühnen Siegfried beklagen."
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Da lief dahin ein Bote, wo er sie liegen fand, 1047
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Siegfriedens Helden von Nibelungenland.
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Mit den leiden Mären die Freud er ihnen nahm;
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Sie wollten es nicht glauben, bis man das Weinen vernahm.
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Auch kam dahin der Bote, wo der König lag. 1048
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Siegmund der Herre keines Schlafes pflag,
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Als ob das Herz ihm sagte, was ihm wär geschehn,
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Er sollte seinen lieben Sohn lebend nimmer wiedersehn.
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"Wacht auf, König Siegmund, mich hieß nach euch gehn 1049
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Kriemhild, meine Herrin; der ist ein Leid geschehn,
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Das ihr vor allem Leide wohl das Herz versehrt;
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Das sollt ihr klagen helfen, da es auch euch widerfährt."
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Auf richtete sich Siegmund und sprach: "Was beklagt 1050
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Denn die schöne Kriemhild, wie du mir hast gesagt?"
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Der Bote sprach mit Weinen: "Sie hat wohl Grund zu klagen
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Es liegt von Niederlanden der kühne Siegfried erschlagen."
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Da sprach König Siegmund: "Laßt das Scherzen sein 1051
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Mit so böser Märe von dem Sohne mein
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Und sagt es Niemand wieder, daß er sei erschlagen,
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Denn ich könnt ihn nie genug bis an mein Ende beklagen."
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"Und wollt ihr nicht glauben, was ihr mich höret sagen, 1052
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So vernehmet selber Kriemhilden klagen
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Und all ihr Ingesinde um Siegfriedens Tod."
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Wie erschrak da Siegmund: es schuf ihm wahrhafte Noth.
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Mit hundert seiner Mannen er von dem Bette sprang. 1053
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Sie zuckten zu den Händen die scharfen Waffen lang
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Und liefen zu dem Wehruf jammersvoll heran.
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Da kamen tausend Recken, dem kühnen Siegfried unterthan.
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Als sie so jämmerlich die Frauen hörten klagen, 1054
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Da kam Vielen erst in Sinn, sie müsten Kleider tragen.
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Wohl mochten sie vor Schmerzen des Sinnes Macht nicht haben:
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Es lag in ihrem Herzen große Schwere begraben.
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Da kam der König Siegmund hin, wo er Kriemhild fand. 1055
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Er sprach: "O weh der Reise hierher in dieses Land!
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Wer hat euch euern Gatten, wer hat mir mein Kind
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So mordlich entrißen, da wir bei guten Freunden sind?"
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"Ja, kennt ich Den," versetzte die edle Königin, 1056
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"Hold würd ihm nimmer mein Herz noch mein Sinn:
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Ich rieth' ihm so zum Leide, daß all die Freunde sein
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Mit Jammer weinen müsten, glaubt mir, von wegen mein."
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Siegmund mit Armen den Fürsten umschloß; 1057
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Da ward von seinen Freunden der Jammer also groß,
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Daß von dem lauten Wehruf Palas und Saal
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Und Worms die weite Veste rings erscholl im Widerhall.
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Da konnte Niemand trösten Siegfriedens Weib, 1058
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Man zog aus den Kleidern seinen schönen Leib,
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Wusch ihm seine Wunde und legt' ihn auf die Bahr;
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Allen seinen Leuten wie weh vor Jammer da war!
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Es sprachen seine Recken aus Nibelungenland: 1059
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"Immer ihn zu rächen bereit ist unsre Hand.
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Er ist in diesem Hause, von dem es ist geschehn."
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Da eilten sich zu waffnen die Degen in Siegfrieds Lehn.
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Die Auserwählten kamen in ihrer Schilde Wehr, 1060
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Elfhundert Recken; die hatt in seinem Heer
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Siegmund der König: seines Sohnes Tod
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Hätt er gern gerochen, wie ihm die Treue gebot.
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Sie wusten nicht, wen sollten sie im Streit bestehn, 1061
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Wenn es nicht Gunther wäre und Die in seinem Lehn,
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Die zur Jagd mit Siegfried geritten jenen Tag.
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Kriemhild sah sie gewaffnet: das schuf ihr großes Ungemach.
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Wie stark auch ihr Jammer, wie groß war ihre Noth, 1062
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Sie besorgte doch so heftig der Nibelungen Tod
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Von ihrer Brüder Mannen, daß sie dawider sprach:
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Sie warnte sie in Liebe, wie immer Freund mit Freunden pflag.
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Da sprach die Jammerreiche: "Herr König Siegmund, 1063
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Was wollt ihr beginnen? Euch ist wohl nicht kund,
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Es hat der König Gunther so manchen kühnen Mann:
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Ihr wollt euch all verderben, greift ihr solche Recken an."
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Mit auferhobnen Schilden that ihnen Streiten Noth. 1064
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Die edle Königstochter bat und gebot,
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Daß es meiden sollten die Recken allbereit.
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Daß sie's nicht laßen wollten, das war ein grimmiges Leid.
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Sie sprach: "Herr König Siegmund, steht damit noch an, 1065
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Bis es sich beßer fügte: so will ich meinen Mann
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Euch immer rächen helfen. Der mir ihn hat benommen,
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Wird es mir bewiesen, es muß ihm noch zu Schaden kommen.
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"Es sind der Uebermüthigen hier am Rhein so viel, 1066
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Daß ich euch zum Streite jetzt nicht rathen will:
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Sie haben wider Einen immer dreißig Mann;
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Laß ihnen Gott gelingen, wie sie uns haben gethan.
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"Bleibt hier im Hause und tragt mit mir das Leid, 1067
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Bis es beginnt zu tagen, ihr Helden allbereit:
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Dann helft ihr mir besargen meinen lieben Mann."
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Da sprachen die Degen: "Liebe Frau, das sei gethan."
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Es könnt euch des Wunders ein Ende Niemand sagen, 1068
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Die Ritter und die Frauen, wie man sie hörte klagen,
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Bis man des Wehrufs ward in der Stadt gewahr.
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Die edeln Bürger kamen daher in eilender Schar.
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Sie klagten mit den Gästen: sie schmerzte der Verlust. 1069
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Was Siegfried verschulde, war ihnen unbewust,
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Weshalb der edle Recke Leben ließ und Leib.
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Da weinte mit den Frauen manchen guten Bürgers Weib.
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Schmiede hieß man eilen und würken einen Sarg 1070
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Von Silber und von Golde, mächtig und stark,
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Und ließ ihn wohl beschlagen mit Stahl, der war gut.
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Da war allen Leuten das Herz beschwert und der Muth.
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Die Nacht war vergangen: man sagt', es wolle tagen. 1071
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Da ließ die edle Königin hin zum Münster tragen
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Diesen edeln Todten, ihren lieben Mann.
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Mit ihr giengen weinend, was sie der Freunde gewann.
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Da sie zum Münster kamen, wie manche Glocke klang! 1072
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Allenthalben hörte man der Pfaffen Sang.
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Da kam der König Gunther hinzu mit seinem Lehn
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Und auch der grimme Hagen; es wäre klüger nicht geschehn.
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Er sprach: "Liebe Schwester, o weh des Leides dein; 1073
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Daß wir nicht ledig mochten so großen Schadens sein!
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Wir müßen immer klagen um Siegfriedens Tod."
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"Daran thut ihr Unrecht," sprach die Frau in Jammersnoth.
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"Wenn euch das betrübte, so wär es nicht geschehn. 1074
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Ihr hattet mein vergeßen, das muß ich wohl gestehn,
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Als ich so geschieden ward von meinem lieben Mann.
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Wollte Gott vom Himmel, mir selber war es gethan."
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Sie hielten sich am Läugnen. Da hub Kriemhild an: 1075
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"Wer unschuldig sein will, leicht ist es dargethan,
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Er darf nur zu der Bahre hier vor dem Volke gehn:
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Da mag man gleich zur Stelle sich der Wahrheit versehn."
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Das ist ein großes Wunder, wie es noch oft geschieht, 1076
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|
Wenn man den Mordbefleckten bei dem Todten sieht,
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So bluten ihm die Wunden, wie es auch hier geschah;
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Daher man nun der Unthat sich zu Hagen versah.
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Die Wunden floßen wieder so stark als je vorher. 1077
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Die erst schon heftig klagten, die weinten nun noch mehr.
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Da sprach König Gunther: "Nun hört die Wahrheit an:
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Ihn erschlugen Schächer; Hagen hat es nicht gethan."
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Sie sprach: "Diese Schächer sind mir wohl bekannt: 1078
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Nun laß es Gott noch rächen von seiner Freunde Hand!
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Gunther und Hagen, ja ihr habt es gethan."
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Da wollten wieder streiten Die Siegfrieden unterthan.
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Da sprach aber Kriemhild: "Ertragt mit mir die Noth." 1079
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Da kamen auch die Beiden, wo sie ihn fanden todt,
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Gernot ihr Bruder und Geiselher das Kind.
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Sie beklagten ihn in Treuen; ihre Augen wurden thränenblind.
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Sie weinten von Herzen um Kriemhildens Mann. 1080
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Man wollte Messe singen: zum Münster heran
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Sah man allenthalben Frauen und Männer ziehn,
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Die ihn doch leicht verschmerzten, weinten alle jetzt um ihn.
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Geiselher und Gernot sprachen: "Schwester mein, 1081
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Nun tröste dich des Todes, es muß wohl also sein.
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Wir wollen dirs ersetzen, so lange wir leben."
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Da wust ihr auf Erden Niemand doch Trost zu geben.
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Sein Sarg war geschmiedet wohl um den hohen Tag; 1082
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Man hob ihn von der Bahre, darauf der Todte lag.
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Da wollt ihn noch die Königin nicht laßen begraben:
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Es musten alle Leute große Mühsal erst haben.
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In kostbare Zeuge man den Todten wand. 1083
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Gewiss daß man da Niemand ohne Weinen fand.
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Aus ganzem Herzen klagte Ute das edle Weib
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Und all ihr Ingesinde um Siegfrieds herrlichen Leib.
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Als die Leute hörten, daß man im Münster sang 1084
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Und ihn besargt hatte, da hob sich großer Drang:
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Um seiner Seele willen was man da Opfer trug!
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Er hatte bei den Feinden doch guter Freunde genug.
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Kriemhild die arme zu den Kämmerlingen sprach: 1085
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"Ihr sollt mir zu Liebe leiden Ungemach:
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Die ihm Gutes gönnen und mir blieben hold,
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Um Siegfriedens Seele verteilt an diese sein Gold."
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Da war kein Kind so kleine, mocht es Verstand nur haben, 1086
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Das nicht zum Opfer gienge, eh er ward begraben.
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Wohl an hundert Messen man des Tages sang.
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Von Siegfriedens Freunden hob sich da mächtiger Drang.
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Als die gesungen waren, verlief die Menge sich. 1087
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Da sprach wieder Kriemhild: "Nicht einsam sollt ihr mich
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Heunt bewachen laßen den auserwählten Degen:
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Es ist an seinem Leibe all meine Freude gelegen.
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"Drei Tag und drei Nächte will ich verwachen dran, 1088
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Bis ich mich ersättige an meinem lieben Mann.
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Vielleicht daß Gott gebietet, daß mich auch nimmt der Tod:
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So wäre wohl beendet der armen Kriemhilde Noth."
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Zur Herberge giengen die Leute von der Stadt. 1089
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Die Pfaffen und die Mönche sie zu verweilen bat
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Und all sein Ingesinde, das sein billig pflag.
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Sie hatten üble Nächte und gar mühselgen Tag.
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Ohne Trank und Speise verblieb da mancher Mann. 1090
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|
Wers nicht gern entbehrte, dem ward kund gethan,
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Man gab ihm gern die Fülle: das schuf Herr Siegmund.
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|
Da ward den Nibelungen viel Noth und Beschwerde kund.
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In diesen dreien Tagen, so hörten wir sagen, 1091
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|
Muste mit Kriemhilden viel Mühsal ertragen,
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|
Wer da singen konnte. Was man auch Opfer trug!
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|
Die eben arm gewesen, die wurden nun reich genug.
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|
Was man fand der Armen, die es nicht mochten haben, 1092
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|
Die ließ sie mit dem Golde bringen Opfergaben
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|
Aus seiner eignen Kammer: er durfte nicht mehr leben,
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|
Da ward um seine Seele manches Tausend Mark gegeben.
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Güter und Gefälle vertheilte sie im Land, 1093
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|
So viel man der Klöster und guter Leute fand.
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|
Silber gab man und Gewand den Armen auch genug.
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|
Sie ließ es wohl erkennen, wie holde Liebe sie ihm trug.
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|
An dem dritten Morgen zur rechten Messezeit 1094
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|
Sah man bei dem Münster den ganzen Kirchhof weit
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Von der Landleute Weinen also voll:
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Sie dienten ihm im Tode, wie man lieben Freunden soll.
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In diesen vier Tagen, so hört ich immerdar, 1095
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|
Wol an dreißigtausend Mark oder mehr noch gar
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|
Ward um seine Seele den Armen hingegeben,
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Indes war gar zerronnen seine große Schöne wie sein Leben.
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|
Als vom Gottesdienste verhallt war der Gesang, 1096
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|
Mit ungefügem Leide des Volkes Menge rang.
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|
Man ließ ihn aus dem Münster zu dem Grabe tragen.
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|
Da hörte man auch anders nichts als Weinen und Klagen.
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|
Das Volk mit lautem Wehruf schloß im Zug sich an: 1097
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|
Froh war da Niemand, weder Weib noch Mann.
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|
Eh er bestattet wurde, las und sang man da:
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|
Hei! was man guter Pfaffen bei seiner Bestattung sah!
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Bevor da zu dem Grabe kam das getreue Weib, 1098
|
|
Rang sie mit solchem Jammer um Siegfriedens Leib,
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|
Daß man sie mit Wasser vom Brunnen oft begoß:
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|
Ihres Herzens Kummer war über die Maßen groß.
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Es war ein großes Wunder, daß sie zu Kräften kam. 1099
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|
Es halfen ihr mit Klagen viel Frauen lobesam.
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|
"Ihr, meines Siegfrieds Mannen," sprach die Königin,
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|
"Erweist mir eine Gnade aus erbarmendem Sinn.
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"Laßt mir nach meinem Leide die kleinste Gunst geschehn", 1100
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Daß ich sein schönes Angesicht noch einmal dürfe sehn,"
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|
Da bat sie im Jammer so lang und so stark,
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Daß man zerbrechen muste den schön geschmiedeten Sarg.
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|
Hin brachte man die Königin, wo sie ihn liegen fand. 1101
|
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Sein schönes Haupt erhob sie mit ihrer weißen Hand
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Und küsste so den Todten, den edeln Ritter gut:
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Ihre lichten Augen vor Leide weinten sie Blut.
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Ein jammervolles Scheiden sah man da geschehn. 1102
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|
Man trug sie von dannen, sie vermochte nicht zu gehn.
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Da lag ohne Sinne das herrliche Weib:
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Vor Leid wollt ersterben ihr viel wonniglicher Leib.
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Als der edle Degen also begraben war, 1103
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Sah man in großem Leide die Helden immerdar,
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Die ihn begleitet hatten aus Nibelungenland:
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Fröhlich gar selten man da Siegmunden fand.
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Wohl Mancher war darunter, der drei Tage lang 1104
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Vor dem großen Leide weder aß noch trank;
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Da konnten sie's nicht länger dem Leib entziehen mehr:
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Sie genasen von den Schmerzen, wie noch Mancher wohl seither.
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Kriemhild der Sinne ledig in Ohnmächten lag 1105
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Den Tag und den Abend bis an den andern Tag.
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Was Jemand sprechen mochte, es ward ihr gar nicht kund.
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Es lag in gleichen Nöthen auch der König Siegmund.
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Kaum daß ihn zur Besinnung zu bringen noch gelang. 1106
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Seine Kräfte waren von starkem Leide krank:
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Das war wohl kein Wunder. Die in seiner Pflicht
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sprachen: "Laßt uns heimziehn: es duldet uns hier länger nicht."
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* * * * *
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Achtzehntes Abenteuer.
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Wie Siegmund heimkehrte und Kriemhild daheim blieb.
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Der Schwäher Kriemhildens gieng hin, wo er sie fand. 1107
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Er sprach zu der Königin: "Laßt uns in unser Land:
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Wir sind unliebe Gäste, wähn ich, hier am Rhein.
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Kriemhild, liebe Fraue, nun folgt uns zu dem Lande mein.
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"Daß man in diesen Landen uns so verwaiset hat 1108
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Eures edeln Mannes durch böslichen Verrath,
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Ihr sollt es nicht entgelten: hold will ich euch sein
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Aus Liebe meines Sohnes und des edeln Kindes sein.
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"Ihr sollt auch, Frau, gebieten mit all der Gewalt, 1109
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Die Siegfried euch verstattete, der Degen wohlgestalt.
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Das Land und auch die Krone soll euch zu Diensten stehn.
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Euch sollen gern gehorchen Die in Siegfriedens Lehn."
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Da sagte man den Knechten: "Wir reiten heim vor Nacht." 1110
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Da sah man nach den Rossen eine schnelle Jagd:
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Bei den verhaßten Feinden zu leben war ein Leid.
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Den Frauen und den Maiden suchte man ihr Reisekleid.
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Als König Siegmund gerne weggeritten wär, 1111
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Da bat ihre Mutter Kriemhilden sehr,
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Sie sollte bei den Freunden im Lande doch bestehn.
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Da sprach die Freudenarme: "Das könnte schwerlich geschehn.
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"Wie vermocht ichs, mit den Augen den immer anzusehn, 1112
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Von dem mir armen Weibe so leid ist geschehn?"
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Da sprach der junge Geiselher: "Liebe Schwester mein,
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Du sollst bei deiner Treue hier mit deiner Mutter sein.
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"Die dir das Herz beschwerten und trübten dir den Muth, 1113
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Du bedarfst nicht ihrer Dienste, du zehrst von meinem Gut."
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Sie sprach zu dem Recken: "Wie könnte das geschehn?
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Vor Leide müst ich sterben, wenn ich Hagen sollte sehn."
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"Dessen überheb ich dich, viel liebe Schwester mein. 1114
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Du sollst bei deinem Bruder Geiselher hier sein;
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Ich will dir wohl vergüten deines Mannes Tod."
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Da sprach die Freudenlose: "Das wäre Kriemhilden Noth."
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Als es ihr der Junge so gütlich erbot, 1115
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Da begannen auch zu flehen Ute und Gernot
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Und ihre treuen Freunde, sie möchte da bestehn:
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Sie hätte wenig Sippen unter Siegfriedens Lehn.
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"Sie sind euch alle fremde," sprach da Gernot. 1116
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"Wie stark auch einer gelte, so rafft ihn doch der Tod.
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Bedenkt das, liebe Schwester, und tröstet euern Muth:
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Bleibt hier bei euern Freunden, es geräth euch wahrlich gut."
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Da gelobte sie dem Bruder, im Lande zu bestehn. 1117
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Man zog herbei die Rosse Denen in Siegmunds Lehn,
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Als sie reiten wollten gen Nibelungenland;
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Da war auch aufgeladen der Recken Zeug und Gewand.
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Da gieng König Siegmund vor Kriemhilden stehn 1118
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Und sprach zu der Frauen: "Die in Siegfrieds Lehn
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Warten bei den Rossen: reiten wir denn hin,
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Da ich gar so ungern hier bei den Burgunden bin."
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Frau Kriemhild sprach: "Mir rathen hier die Freunde mein, 1119
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Die besten, die ich habe, bei ihnen soll' ich sein.
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Ich habe keinen Blutsfreund in Nibelungenland."
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Leid war es Siegmunden, da er dieß an Kriemhild fand.
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Da sprach König Siegmund: "Das laßt euch Niemand sagen: 1120
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Vor allen meinen Freunden sollt ihr die Krone tragen
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Nach rechter Königswürde, wie ihr vordem gethan:
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Ihr sollt es nicht entgelten, daß ihr verloren habt den Mann.
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"Fahrt auch mit uns zur Heimat um euer Kindelein: 1121
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Das sollt ihr eine Waise, Frau, nicht laßen sein.
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Ist euer Sohn erwachen, er tröstet euch den Muth.
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Derweil soll euch dienen mancher Degen kühn und gut."
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Sie sprach: "Mein Herr Siegmund, ich kann nicht mit euch gehn. 1122
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Ich muß hier verbleiben, was halt mir mag geschehn,
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Bei meinen Anverwandten, die mir helfen klagen."
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Da wollten diese Mären den guten Recken nicht behagen.
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Sie sprachen einhellig: "So möchten wir gestehn, 1123
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Es sei in dieser Stunde uns erst ein Leid geschehn.
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Wollt ihr hier im Lande bei unsern Feinden sein,
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So könnte Helden niemals eine Hoffahrt übler gedeihn."
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"Ihr sollt ohne Sorge Gott befohlen fahren: 1124
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Ich schaff euch gut Geleite und heiß euch wohl bewahren
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Bis zu euerm Lande; mein liebes Kindelein
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Das soll euch guten Recken auf Gnade befohlen sein."
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Als sie das recht vernahmen, sie wolle nicht hindann, 1125
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Da huben Siegfrieds Mannen all zu weinen an.
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Mit welchem Herzensjammer nahm da Siegmund
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Urlaub von Kriemhilden! Da ward ihm Unfreude kund.
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"Weh dieses Hofgelages!" sprach der König hehr. 1126
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"Einem König und den Seinen geschieht wohl nimmermehr
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Einer Kurzweil willen, was uns hier ist geschehn:
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Man soll uns nimmer wieder hier bei den Burgunden sehn."
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Da sprachen laut die Degen in Siegfriedens Heer: 1127
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"Wohl möchte noch die Reise geschehen hieher,
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Wenn wir den nur fanden, der uns den Herrn erschlug.
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Sie haben Todfeinde bei seinen Freunden genug."
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Er küsste Kriemhilden: kläglich sprach er da, 1128
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Als er daheim zu bleiben sie so entschloßen sah:
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"Wir reiten arm an Freuden nun heim in unser Land!
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All mein Kummer ist mir erst jetzo bekannt."
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Sie ritten ungeleitet von Worms an den Rhein: 1129
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Sie mochten wohl des Muthes in ihrem Sinne sein,
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Wenn sie in Feindschaft würden angerannt,
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Daß sich schon wehren solle der kühnen Niblungen Hand.
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Sie erbaten Urlaub von Niemanden sich. 1130
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Da sah man Geiselheren und Gernot minniglich
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Zu dem König kommen; ihnen war sein Schade leid:
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Das ließen ihn wohl schauen die kühnen Helden allbereit.
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Da sprach wohlgezogen der kühne Gernot: 1131
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"Wohl weiß es Gott im Himmel, an Siegfriedens Tod
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Bin ich ganz unschuldig: ich hört auch niemals sagen,
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Wer ihm Feind hier wäre: ich muß ihn billig beklagen."
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Da gab ihm gut Geleite Geiselher das Kind. 1132
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Er bracht ohne Sorgen, die sonst bei Leide sind,
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Den König und die Recken heim nach Niederland.
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Wie wenig der Verwandten man dort fröhlich wiederfand!
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Wie's ihnen nun ergangen ist, weiß ich nicht zu sagen. 1133
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Man hörte hier Kriemhilden zu allen Zeiten klagen,
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Daß ihr Niemand tröstete das Herz noch den Muth
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Als ihr Bruder Geiselher: der war getreu und auch gut.
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Brunhild die schöne des Uebermuthes pflag: 1134
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Wie viel Kriemhild weinte, was fragte sie darnach!
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Sie war zu Lieb und Treue ihr nimmermehr bereit;
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Bald schuf auch ihr Frau Kriemhild wohl so ungefüges Leid.
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* * * * *
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Neunzehntes Abenteuer.
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Wie der Nibelungenhort nach Worms kam.
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Als die edle Kriemhild so verwitwet ward, 1135
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Blieb bei ihr im Lande der Markgraf Eckewart
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Zurück mit seinen Mannen, wie ihm die Treu gebot.
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Er diente seiner Frauen willig bis an seinen Tod.
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Zu Worms am Münster wies man ihr ein Gezimmer an, 1136
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Weit und geräumig, reich und wohlgethan,
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Wo mit dem Gesinde die Freudenlose saß.
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Sie gieng zur Kirche gerne, mit großer Andacht that sie das.
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Wo ihr Freund begraben lag, wie fleißig gieng sie 1137
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Sie that es alle Tage mit trauerndem Sinn
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Und bat seiner Seele Gott den Herrn zu pflegen:
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Gar oft bejammert wurde mit großer Treue der Degen.
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Ute und ihr Gesinde sprachen ihr immer zu, 1138
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Und doch im wunden Herzen fand sie so wenig Ruh,
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Es konnte nicht verfangen der Trost, den man ihr bot.
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Sie hatte nach dem Freunde die allergrößeste Noth,
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Die nach liebem Manne je ein Weib gewann: 1139
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Ihre große Treue ersah man wohl daran.
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Sie klagt' ihn bis zu Ende, da sie zu sterben kam.
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Bald rächte sie gewaltig mit großer Treue den Gram.
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Sie saß in ihrem Leide, das ist alles wahr, 1140
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Nach ihres Mannes Tode bis in das vierte Jahr
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Und hatte nie zu Gunthern gesprochen einen Laut
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Und auch Hagen ihren Feind in all der Zeit nicht erschaut.
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Da sprach von Tronje Hagen: "Könnte das geschehn, 1141
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Daß ihr euch die Schwester gewogen möchtet sehn,
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So käm zu diesem Lande der Nibelungen Gold:
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Des mögt ihr viel gewinnen, wird uns die Königin hold."
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"Wir wollen es versuchen," sprach der König hehr. 1142
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"Es sollen für uns bitten Gernot und Geiselher,
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Bis sie es erlangen, daß sie das gerne sieht."
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"Ich glaube nicht," sprach Hagen, "daß es jemals geschieht."
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Da befahl er Ortweinen hin an Hof zu gehn 1143
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Und dem Markgrafen Gere: als das war geschehn,
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Brachte man auch Gernot und Geiselhern das Kind:
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Da versuchten bei Kriemhilden sie es freundlich und gelind.
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Da sprach von Burgunden der kühne Gernot: 1144
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"Frau, ihr klagt zu lange um Siegfriedens Tod.
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Der König will euch zeigen, er hab ihn nicht erschlagen:
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Man hört zu allen Zeiten euch so heftig um ihn klagen."
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Sie sprach: "Des zeiht ihn Niemand, ihn schlug Hagens Hand. 1145
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Wo er verwundbar wäre, macht ich ihm bekannt.
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Wie konnt ich michs versehen, er trüg ihm Haß im Sinn!
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Sonst hätt ichs wohl vermieden," sprach die edle Königin,
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"Daß ich verraten hätte seinen schönen Leib: 1146
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So ließ' ich nun mein Weinen, ich unselig Weib!
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Hold werd ich ihnen nimmer, die das an ihm gethan!"
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Zu flehn begann da Geiselher, dieser waidliche Mann.
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Sie sprach: "Ich muß ihn grüßen, ihr liegt zu sehr mir an. 1147
|
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Von euch ist's große Sünde: Gunther hat mir gethan
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So viel Herzeleides ganz ohne meine Schuld:
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Mein Mund schenkt ihm Verzeihung, mein Herz ihm nimmer die Huld."
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|
"Hernach wird es beßer," ihre Freunde sprachen so. 1148
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|
"Wenn ers zu Wege brächte, daß wir sie sähen froh!"
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"Er mags ihr wohl vergüten," sprach da Gernot.
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|
Da sprach die Jammersreiche: "Seht, nun leist ich eur Gebot:
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"Ich will den König grüßen." Als er das vernahm, 1149
|
|
Mit seinen besten Freunden der König zu ihr kam.
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|
Da getraute Hagen sich nicht, zu ihr zu gehn:
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Er kannte seine Schuld wohl: ihr war Leid von ihm geschehn.
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|
Als sie verschmerzen wollte auf Gunther den Haß, 1150
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|
Daß er sie küssen sollte, wohl ziemte sich ihm das.
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Wär ihr mit seinem Willen so leid nicht geschehn,
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|
So dürft er dreisten Muthes immer zu Kriemhilden gehn.
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Es ward mit so viel Thränen nie eine Sühne mehr 1151
|
|
Gestiftet unter Freunden. Sie schmerzt' ihr Schade sehr.
|
|
Doch verzieh sie allen bis auf den Einen Mann:
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|
Niemand hätt ihn erschlagen, hätt es Hagen nicht gethan.
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|
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|
Nun währt' es nicht mehr lange, so stellten sie es an, 1152
|
|
Daß die Königstochter den großen Hort gewann
|
|
Vom Nibelungenlande und bracht ihn an den Rhein:
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|
Ihre Morgengabe war es und must ihr billig eigen sein.
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|
Nach diesem fuhr da Geiselher und auch Gernot. 1153
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|
Achtzighundert Mannen Frau Kriemhild gebot,
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|
Daß sie ihn holen sollten, wo er verborgen lag
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Und sein der Degen Alberich mit seinen besten Freunden pflag.
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Als man des Schatzes willen vom Rhein sie kommen sah, 1154
|
|
Alberich der kühne sprach zu den Freunden da:
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|
"Wir dürfen ihr wohl billig den Hort nicht entziehn,
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Da sein als Morgengabe heischt die edle Künigin.
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|
"Dennoch sollt es nimmer," sprach Alberich, "geschehn, 1155
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|
Müsten wir nicht leider uns verloren sehn
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Die gute Tarnkappe mit Siegfried zumal,
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|
Die immer hat getragen der schönen Kriemhild Gemahl.
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|
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"Nun ist es Siegfrieden leider schlimm bekommen, 1156
|
|
Daß die Tarnkappe der Held uns hat genommen,
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|
Und daß ihm dienen muste all dieses Land."
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|
Da gieng dahin der Kämmerer, wo er die Schlüßel liegen fand.
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Da standen vor dem Berge, die Kriemhild gesandt, 1157
|
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Und mancher ihrer Freunde: man ließ den Schatz zur Hand
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|
Zu dem Meere bringen an die Schiffelein
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Und führt' ihn auf den Wellen bis zu Berg in den Rhein.
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Nun mögt ihr von dem Horte Wunder hören sagen: 1158
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Zwölf Leiterwagen konnten ihn kaum von dannen tragen
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In vier Tag und Nächten aus des Berges Schacht,
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Hätten sie des Tages den Weg auch dreimal gemacht.
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Es war auch nichts anders als Gestein und Gold. 1159
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|
Und hätte man die ganze Welt erkauft mit diesem Gold,
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Um keine Mark vermindern möcht es seinen Werth.
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Wahrlich Hagen hatte nicht ohne Grund sein begehrt.
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Der Wunsch lag darunter, ein golden Rüthelein: 1160
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Wer es hätt erkundet, der möchte Meister sein
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Auf der weiten Erde wohl über jeden Mann.
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Von Albrichs Freunden zogen mit Gernot Viele hinan.
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Als Gernot der Degen und der junge Geiselher 1161
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Des Horts sich unterwanden, da wurden sie auch Herr
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|
Des Landes und der Burgen und der Recken wohlgestalt:
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Die musten ihnen dienen zumal durch Furcht und Gewalt.
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Als sie den Hort gewannen in König Gunthers Land, 1162
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Und sich darob die Königin der Herrschaft unterwand,
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Kammern und Thürme die wurden voll getragen;
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Man hörte nie von Schätzen so große Wunder wieder sagen.
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|
Und wären auch die Schätze noch größer tausendmal, 1163
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|
Und wär der edle Siegfried erstanden von dem Fall,
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Gern wäre bei ihm Kriemhild geblieben hemdebloß.
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|
Nie war zu einem Helden eines Weibes Treue so groß.
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Als sie den Hort nun hatte, da brachte sie ins Land 1164
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Viel der fremden Recken; wohl gab der Frauen Hand,
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Daß man so große Milde nie zuvor gesehn.
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Sie übte hohe Güte: das muste man ihr zugestehn.
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Den Armen und den Reichen zu geben sie begann. 1165
|
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Hagen sprach zum König: "Läßt man sie so fortan
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Noch eine Weile schalten, so wird sie in ihr Lehn
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|
So manchen Degen bringen, daß es uns übel muß ergehn."
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|
Da sprach König Gunther: "Ihr gehört das Gut: 1166
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|
Wie darf ich mich drum kümmern, was sie mit ihm thut?
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Ich konnt es kaum erlangen, daß sie mir wurde hold;
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Nicht frag ich, wie sie theilet ihr Gestein und rohes Gold."
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Hagen sprach zum König: "Es vertraut ein kluger Mann 1167
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Doch solche Schätze billig keiner Frauen an:
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Sie bringt es mit Gaben wohl noch an den Tag,
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|
Da es sehr gereuen die kühnen Burgunden mag."
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Da sprach König Gunther: "Ich schwur ihr einen Eid, 1168
|
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Daß ich ihr nie wieder fügen wollt ein Leid,
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Und will es künftig meiden: sie ist die Schwester mein."
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Da sprach wieder Hagen: "Laßt mich den Schuldigen sein."
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Sie nahmen ihre Eide meistens schlecht in Hut: 1169
|
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Da raubten sie der Witwe das mächtige Gut.
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Hagen aller Schlüßel dazu sich unterwand.
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Ihr Bruder Gernot zürnte, als ihm das wurde bekannt.
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Da sprach der junge Geiselher: "Viel Leides ist geschehn 1170
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Von Hagen meiner Schwester: dem sollt ich widerstehn:
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Wär er nicht mein Blutsfreund, es gieng' ihm an den Leib."
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Wieder neues Weinen begann da Siegfriedens Weib.
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Da sprach König Gernot: "Eh wir solche Pein 1171
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Um dieses Gold erlitten, wir solltens in den Rhein
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All versenken laßen: so gehört' es Niemand an."
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Sie kam mit Klaggebärde da zu Geiselher heran.
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Sie sprach: "Lieber Bruder, du sollst gedenken mein, 1172
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Lebens und Gutes sollst du ein Vogt mir sein."
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Da sprach er zu der Schwester: "Gewiss, es soll geschehn,
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Wenn wir wiederkommen: eine Fahrt ist zu bestehn."
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Gunther und seine Freunde räumten das Land, 1173
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Die allerbesten drunter, die man irgend fand;
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Hagen nur alleine verblieb um seinen Haß,
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Den er Kriemhilden hegte: ihr zum Schaden that er das.
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Eh der reiche König wieder war gekommen, 1174
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Derweil hatte Hagen den ganzen Schatz genommen:
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Er ließ ihn bei dem Loche versenken in den Rhein.
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Er wähnt', er sollt ihn nutzen; das aber konnte nicht sein.
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Bevor von Tronje Hagen den Schatz also verbarg, 1175
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|
Da hatten sie's beschworen mit Eiden hoch und stark,
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|
Daß er verhohlen bliebe, so lang sie möchten leben:
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So konnten sie's sich selber noch auch Jemand anders geben.
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Die Fürsten kamen wieder, mit ihnen mancher Mann. 1176
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|
Kriemhild den großen Schaden zu klagen da begann
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Mit Mägdlein und Frauen; sie hatten Herzensnoth.
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|
Da stellten sich die Degen, als sännen sie auf seinen Tod.
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Sie sprachen einhellig: "Er hat nicht wohlgethan." 1177
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|
Bis er zu Freunden wieder die Fürsten sich gewann,
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Entwich er ihrem Zorne: sie ließen ihn genesen;
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|
Aber Kriemhild konnt ihm wohl nicht feinder sein gewesen.
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Mit neuem Leide wieder belastet war ihr Muth, 1178
|
|
Erst um des Mannes Leben und nun, da sie das Gut
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Ihr so gar benahmen: da ruht' auch ihre Klage,
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So lang sie lebte, nimmer bis zu ihrem jüngsten Tage.
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Nach Siegfriedens Tode, das ist alles wahr, 1179
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|
Lebte sie im Leide noch dreizehen Jahr,
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Daß ihr der Tod des Recken stäts im Sinne lag:
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Sie wahrt' ihm immer Treue; das rühmen ihr die Meisten nach.
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Eine reiche Fürstenabtei hatte Frau Ute 1180
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Nach Dankrats Tod gestiftet von ihrem Gute
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Mit großen Einkünften, die es noch heute zieht:
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|
Dort zu Lorsch das Kloster, das man in hohen Ehren sieht.
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Dazu gab auch Kriemhild hernach ein großes Theil 1181
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Um Siegfriedens Seele und aller Seelen Heil
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Gold und Edelsteine mit williger Hand;
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Getreuer Weib auf Erden ward uns selten noch bekannt.
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Seit Kriemhild König Gunthern wieder schenkte Huld 1182
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Und dann doch den großen Hort verlor durch seine Schuld,
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Ihres Herzeleides ward da noch viel mehr:
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|
Da zöge gern von dannen die Fraue edel und hehr.
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Nun war Frau Uten ein Sedelhof bereit 1183
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Zu Lorsch bei ihrem Kloster, reich, groß und weit,
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|
Dahin von ihren Kindern sie zog und sich verbarg,
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|
Wo noch die hehre Königin begraben liegt in einem Sarg.
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Da sprach die Königswitwe: "Liebe Tochter mein, 1184
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Hier magst du nicht verbleiben: bei mir denn sollst du sein,
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|
Zu Lorsch in meinem Hause, und läst dein Weinen dann."
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|
Kriemhild gab zur Antwort: "Wo ließ' ich aber meinen Mann?"
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"Den laß nur hier verbleiben," sprach Frau Ute. 1185
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|
"Nicht woll es Gott vom Himmel," sprach da die Gute.
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"Nein, liebe Mutter, davor will ich mich wahren:
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|
"ein Mann muß von hinnen in Wahrheit auch mit mir fahren."
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Da schuf die Jammersreiche, daß man ihn erhub 1186
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Und sein Gebein, das edle, wiederum begrub
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Zu Lorsch bei dem Münster mit Ehren mannigfalt:
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Da liegt im langen Sarge noch der Degen wohlgestalt.
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Zu denselben Zeiten, da Kriemhild gesollt 1187
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Zu ihrer Mutter ziehen, wohin sie auch gewollt,
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Da muste sie verbleiben, weil es nicht sollte sein:
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Das schufen neue Mären, die da kamen über Rhein.
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* * * * *
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Zwanzigste Abenteuer.
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Wie König Etzel um Kriemhilden sandte.
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Das war in jenen Zeiten, als Frau Helke starb 1188
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Und der König Etzel um andre Frauen warb,
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Da riethen seine Freunde in Burgundenland
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Zu einer stolzen Witwe, die war Frau Kriemhild genannt.
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Seit ihm die schöne Helke erstarb, die Königin, 1189
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Sie sprachen: "Sinnt ihr wieder auf edler Frau Gewinn,
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Der höchsten und der besten, die je ein Fürst gewann,
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So nehmet Kriemhilden; der starke Siegfried war ihr Mann."
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Da sprach der reiche König: "Wie gienge das wohl an? 1190
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Ich bin ein Heide, ein ungetaufter Mann,
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Sie jedoch ist Christin sie thut es nimmermehr.
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Ein Wunder müst es heißen, käm sie jemals hieher."
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Die Schnellen sprachen wieder: "Vielleicht, daß sie es thut 1191
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Um euern hohen Namen und euer großes Gut.
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Man soll es doch versuchen bei dem edeln Weib:
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Euch ziemte wohl zu minnen ihren wonniglichen Leib."
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Da sprach der edle König: "Wem ist nun bekannt 1192
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Unter euch am Rheine das Volk und auch das Land?"
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Da sprach von Bechlaren der gute Rüdiger:
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"Kund von Kindesbeinen sind mir die edeln Könige hehr,
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"Gunther und Gernot, die edeln Ritter gut; 1193
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Der dritte heißt Geiselher: ein Jeglicher thut,
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Was er nach Zucht und Ehren am besten mag begehn:
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Auch ist von ihren Ahnen noch stäts dasselbe geschehn."
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Da sprach wieder Etzel: "Freund, nun sage mir, 1194
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Ob ihr wohl die Krone ziemt zu tragen hier;
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Und hat sie solche Schöne, wie man sie zeiht,
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Meinen besten Freunden sollt es nimmer werden leid."
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"Sie vergleicht sich an Schöne wohl der Frauen mein, 1195
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Helke der reichen: nicht schöner könnte sein
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Auf der weiten Erde eine Königin:
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Wen sie erwählt zum Freunde, der mag wohl trösten den Sinn."
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Er sprach: "So wirb sie, Rüdiger, so lieb als ich dir sei. 1196
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Und darf ich Kriemhilden jemals liegen bei,
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Das will ich dir lohnen, so gut ich immer kann;
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Auch hast du meinen Willen mit großer Treue gethan.
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"Von meinem Kammergute laß ich so viel dir geben, 1197
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Daß du mit den Gefährten in Freude mögest leben;
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Von Rossen und von Kleidern, was ihr nur begehrt,
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Des wird zu der Botschaft euch die Genüge gewährt."
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Zur Antwort gab der Markgraf, der reiche Rüdiger: 1198
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"Begehrt' ich deines Gutes, das ziemte mir nicht sehr.
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Ich will dein Bote gerne werden an den Rhein
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Mit meinem eignen Gute; ich hab es aus den Händen dein."
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Da sprach der reiche König: "Wann denkt ihr zu fahren 1199
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Nach der Minniglichen? So soll euch Gott bewahren
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Dabei an allen Ehren und auch die Fraue mein;
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Und möge Glück mir helfen, daß sie uns gnädig möge sein."
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Da sprach wieder Rüdiger: "Eh wir räumen dieses Land, 1200
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Müßen wir uns rüsten mit Waffen und Gewand,
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Daß wir vor den Königen mit Ehren dürfen stehn:
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Ich will zum Rheine führen fünfhundert Degen ausersehn.
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"Wenn man bei den Burgunden mich und die Meinen seh, 1201
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Daß dann einstimmig das Volk im Land gesteh,
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Es habe nie ein König noch so manchen Mann
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So fern daher gesendet, als du zum Rheine gethan.
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"Und wiß, edler König, stehst du darob nicht an, 1202
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Sie war dem besten Manne, Siegfrieden unterthan,
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Siegmundens Sohne; du hast ihn hier gesehn:
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Man mocht ihm große Ehre wohl in Wahrheit zugestehn."
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Da sprach der König Etzel: "War sie dem Herrn vermählt, 1203
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Sie war so hohes Namens der edle Fürst erwählt,
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Daß ich nicht verschmähen darf die Königin.
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Ob ihrer großen Schönheit gefällt sie wohl meinem Sinn."
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Da sprach der Markgraf wieder: "Wohlan, ich will euch sagen, 1204
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Wir heben uns von hinnen in vierundzwanzig Tagen.
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Ich entbiet es Gotelinden, der lieben Fraue mein,
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Daß ich zu Kriemhilden selber wolle Bote sein."
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Hin gen Bechelaren sandte Rüdiger 1205
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Boten seinem Weibe, der Markgräfin hehr,
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Er werbe für den König um eine Königin:
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Der guten Helke dachte sie da mit freundlichem Sinn.
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Als die Botenkunde die Markgräfin gewann, 1206
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Leid war es ihr zum Theile, zu sorgen hub sie an,
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Ob sie wohl eine Herrin gewänne so wie eh.
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Gedachte sie an Helke, das that ihr inniglich weh.
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Nach sieben Tagen Rüdiger ritt aus Heunenland, 1207
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Worüber frohgemuthet man König Etzeln fand.
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Man fertigte die Kleider in der Stadt zu Wien;
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Da wollt er mit der Reise auch nicht länger mehr verziehn.
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Zu Bechlaren harrte sein Frau Gotelind 1208
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Und die junge Markgräfin, Rüdigers Kind,
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Sah ihren Vater gerne und Die ihm unterthan;
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Da ward ein liebes Harren von schönen Frauen gethan.
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Eh der edle Rüdiger aus der Stadt zu Wien 1209
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Ritt nach Bechlaren, da waren hier für ihn
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Kleider und Gewaffen auf Säumern angekommen.
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Sie fuhren solcherweise, daß ihnen wenig ward genommen.
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Als sie zu Bechlaren kamen in die Stadt, 1210
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Für seine Heergesellen um Herbergen bat
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Der Wirth mit holden Worten: die gab man ihnen da.
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Gotelind die reiche den Wirth gar gerne kommen sah.
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Auch seine liebe Tochter, die Marfgräfin jung, 1211
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Ob ihres Vaters Kommen war sie froh genung,
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Aus Heunenland die Helden, wie gern sie die sah!
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Mit lachendem Muthe sprach die edle Jungfrau da:
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"Willkommen sei mein Vater und Die ihm unterthan." 1212
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Da ward ein schönes Danken von manchem werthen Mann
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Freundlich geboten der jungen Markgräfin.
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Wohl kannte Frau Gotlind des edeln Rüdiger Sinn.
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Als sie des Nachts nun bei Rüdigern lag, 1213
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Mit holden Worten fragte die Markgräfin nach,
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Wohin ihn denn gesendet der Fürst von Heunenland?
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"Meine Frau Gotlind," sprach er, "ich mach es gern euch bekannt.
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"Meinem Herren werben soll ich ein ander Weib, 1214
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Da ihm ist erstorben der schönen Helke Leib.
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Nun will ich nach Kriemhilden reiten an den Rhein:
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Die soll hier bei den Heunen gewaltge Königin sein."
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"Das wollte Gott!" sprach Gotlind, "möcht uns dies Heil geschehn,1215
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Da wir so hohe Ehren ihr hören zugestehn.
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Sie ersetzt uns Helken vielleicht in alten Tagen;
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Wir mögen bei den Heunen sie gerne sehen Krone tragen."
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Da sprach Markgraf Rüdiger: "Liebe Fraue mein, 1216
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Die mit mir reiten sollen von hinnen an den Rhein,
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Denen sollt ihr freundlich bieten euer Gut:
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Wenn Helden reichlich leben, so tragen sie hohen Muth."
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Sie sprach: "Da ist nicht Einer, wenn er es gerne nähm, 1217
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Ich wollt ihm willig bieten, was Jeglichem genehm,
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Eh ihr von hinnen scheidet und Die euch unterthan."
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Da sprach der Markgraf wieder: "Ihr thut mir Liebe daran."
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Hei! was man reicher Zeuge von ihrer Kammer trug! 1218
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Da ward den edeln Recken Gewand zu Theil genug
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Mit allem Fleiß gefüttert vom Hals bis auf die Sporen;
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Die ihm davon gefielen, hatte Rüdger sich erkoren.
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Am siebenten Morgen von Bechlaren ritt 1219
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Der Wirth mit seinen Degen. Sie führten Waffen mit
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Und Kleider auch die Fülle durch der Baiern Land.
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Sie wurden auf der Straße von Räubern selten angerannt.
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Binnen zwölf Tagen kamen sie an den Rhein. 1220
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Da konnte diese Märe nicht lang verborgen sein:
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Dem König und den Seinen ward es kund gethan,
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Es kämen fremde Gäste. Der Wirth zu fragen begann,
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Ob sie Jemand kennte? das sollte man ihm sagen. 1221
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Man sah die Saumrosse schwere Lasten tragen:
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Wie reich die Helden waren, ward daran erkannt.
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Herberge schuf man ihnen in der weiten Stadt zuhand.
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Als die Gäste waren in die Stadt gekommen, 1222
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Ihres Aufzugs hatte man mit Neugier wahrgenommen.
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Sie wunderte, von wannen sie kämen an den Rhein.
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Der Wirth fragte Hagen, wer die Herren möchten sein?
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Da sprach der Held von Tronje: "Ich sah sie noch nicht; 1223
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Wenn ich sie erschaue, mag ich euch Bericht
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Wohl geben, von wannen sie ritten in dies Land.
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Sie wären denn gar fremde, so sind sie gleich mir bekannt."
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Herbergen hatten die Gäste nun empfahn. 1224
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Der Bote hatte reiche Gewänder angethan
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Mit seinen Heergesellen, als sie zu Hofe ritten.
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Sie trugen gute Kleider, die waren zierlich geschnitten.
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Da sprach der schnelle Hagen: "So viel ich mag verstehn, 1225
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Da ich seit langen Tagen den Herrn nicht hab ersehn,
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So sind sie so zu schauen, als wär es Rüdiger
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Aus der Heunen Lande, dieser Degen kühn und hehr."
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"Wie sollt ich das glauben," der König sprachs zuhand, 1226
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"Daß der von Bechelaren kam in dieses Land?"
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Kaum hatte König Gunther das Wort gesprochen gar,
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So nahm der kühne Hagen den guten Rüdiger wahr.
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Er und seine Freunde liefen ihm entgegen: 1227
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Da sprangen von den Rossen fünfhundert schnelle Degen.
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Wohl empfangen wurden die von Heunenland;
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Niemals trugen Boten wohl so herrlich Gewand.
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Da rief von Tronje Hagen mit lauter Stimme Schall: 1228
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"Nun sei'n uns hochwillkommen diese Degen all,
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Der Vogt von Bechelaren mit seiner ganzen Schar."
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Man empfieng mit Ehren die schnellen Heunen fürwahr.
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Des Königs nächste Freunde drängten sich heran: 1229
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Da hub von Metzen Ortewein zu Rüdigern an:
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"Wir haben lange Tage hier nicht mehr gesehn
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Also liebe Gäste, das muß ich wahrlich gestehn!"
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Sie dankten des Empfanges den Recken allzumal. 1230
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Mit dem Heergesinde giengen sie zum Saal,
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Wo sie den König fanden bei manchem kühnen Mann.
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Der stand empor vom Sitze: das ward aus höfscher Zucht gethan.
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Wie freundlich dem Boten er entgegengieng 1231
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Und allen seinen Degen! Gernot auch empfieng
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Den Gast mit hohen Ehren und Die ihm unterthan.
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Den guten Rüdger führte der König an der Hand heran.
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Er bracht' ihn zu dem Sitze, darauf er selber saß. 1232
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Den Gästen ließ er schenken (gerne that man das)
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Von dem guten Methe und von dem besten Wein,
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Den man mochte finden in den Landen um den Rhein.
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Geiselher und Gere waren auch gekommen, 1233
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Dankwart und Volker, die hatten bald vernommen
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Von den werthen Gästen. Sie waren wohlgemuth:
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Sie empfiengen vor dem König die Ritter edel und gut.
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Da sprach von Tronje Hagen zu Gunthern seinem Herrn: 1234
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"Mit Dienst vergelten sollten stäts eure Degen gern,
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Was uns der Markgraf zu Liebe hat gethan;
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Des sollte Lohn empfangen der schönen Gotlinde Mann."
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Da sprach der König Gunther: "Ich laße nicht das Fragen: 1235
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Wie beide sich gehaben, das sollt ihr mir sagen,
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Etzel und Frau Helke in der Heunen Land?"
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Der Markgraf gab zur Antwort: "Ich mach es gern euch bekannt."
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Da erhob er sich vom Sitze und Die ihm unterthan 1236
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Und sprach zu dem König: "Laßt mich Erlaub empfahn,
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Daß ich die Märe sage, um die mich hat gesandt
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Etzel der König hieher in der Burgunden Land."
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Er sprach: "Was man uns immer durch euch entboten hat, 1237
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Erlaub ich euch zu sagen ohne der Freunde Rath.
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Die Märe laßt vernehmen mich und die Degen mein:
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Euch soll nach allen Ehren zu werben hier gestattet sein."
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Da sprach der biedre Bote: "Euch entbietet an den Rhein 1238
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Seine treuen Dienste der große König mein,
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Dazu den Freunden allen, die euch zugethan;
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Auch wird euch diese Botschaft mit großer Treue gethan.
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"Euch läßt der edle König klagen seine Noth: 1239
|
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Sein Volk ist ohne Freude, meine Frau die ist todt,
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Helke die reiche, meines Herrn Gemahl:
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An der sind schöne Jungfraun nun verwaist in großer Zahl,
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"Edler Fürsten Kinder, die sie erzogen hat; 1240
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Darum hat im Lande nun große Trauer Statt:
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Sie haben leider Niemand mehr, der sie so treulich pflegt,
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Drum wähn ich auch, daß selten des Königs Sorge sich legt."
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"Nun lohn ihm Gott," sprach Gunther, "daß er die Dienste sein 1241
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So williglich entbietet mir und den Freunden mein.
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Ich hörte gern die Grüße, die ihr mir kund gethan;
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Auch wollen sie verdienen Die mir treu und unterthan."
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Da sprach von Burgunden der edle Gernot: 1242
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"Die Welt mag wohl beklagen der schönen Helke Tod
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Um manche höfsche Tugend, der sie gewohnt zu pflegen."
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Das bestätigte Hagen und mancher andre Degen.
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Da sprach wieder Rüdiger, der edle Bote hehr: 1243
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|
"Erlaubt ihr mir, Herr König, so sag ich euch noch mehr,
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Was mein lieber Herre euch hieher entbot:
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Er lebt in großem Kummer seit der Königin Helke Tod.
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|
"Man sagte meinem Herren, Kriemhild sei ohne Mann, 1244
|
|
Da Siegfried gestorben: und sprach man wahr daran,
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Und wollt ihr ihrs vergönnen, so soll sie Krone tragen
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|
Vor König Etzels Recken: das gebot mein Herr ihr zu sagen."
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Da sprach König Gunther mit wohlgezognem Muth: 1245
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"Sie hört meinen Willen, wenn sie es gerne thut.
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Das will ich euch berichten von heut in dreien Tagen:
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Wenn sie es nicht weigert, wie sollt ichs Etzel versagen?"
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Man ließ Gemach bescheiden den Gästen allzuhand. 1246
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Sie fanden solche Pflege, daß Rüdiger gestand,
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|
Er habe gute Freunde in König Gunthers Lehn.
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Gerne dient' ihm Hagen: ihm war einst Gleiches geschehn.
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So verweilte Rüdiger bis an den dritten Tag. 1247
|
|
Der Fürst berief die Räthe, wie er weislich pflag,
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|
Und fragte seine Freunde, ob sie es gut gethan
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|
Däuchte, daß Kriemhild Herrn Etzeln nähme zum Mann.
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Da riethen sie es alle; nur Hagen stands nicht an. 1248
|
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Er sprach zu König Gunther, diesem kühnen Mann:
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"Habt ihr kluge Sinne, so seid wohl auf der Hut,
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|
Wenn sie auch folgen wollte, daß ihr doch nimmer es thut."
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|
"Warum," sprach da Gunther, "ließ' ich es nicht ergehn? 1249
|
|
Was künftig noch der Königin Liebes mag geschehn,
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Will ich ihr gerne gönnen: sie ist die Schwester mein.
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Wir müsten selbst drum werben, sollt es ihr zur Ehre sein."
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Da sprach aber Hagen: "Das sprecht ihr unbedacht. 1250
|
|
Wenn ihr Etzeln kenntet wie ich und seine Macht,
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Und ließt ihr sie ihn minnen, wie ich euch höre sagen,
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|
Das müstet ihr vor Allen mit großem Rechte beklagen."
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"Warum?" sprach da Gunther, "leicht vermeid ich das, 1251
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Ihm je so nah zu kommen, daß ich durch seinen Haß
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|
Leid zu befahren hätte, würd er auch ihr Mann."
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|
Da sprach wieder Hagen: "Mich dünkt es nimmer wohlgethan."
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|
Da lud man Gernoten und Geiselhern heran, 1252
|
|
Ob die Herren beide däuchte wohlgethan,
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|
Wenn Frau Kriemhild nähme den mächtgen König hehr.
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|
Noch widerrieth es Hagen und auch anders Niemand mehr.
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Da sprach von Burgunden Geiselher der Degen: 1253
|
|
"Nun mögt ihr, Freund Hagen, noch der Treue pflegen:
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Entschädigt sie des Leides, das ihr ihr habt gethan.
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|
Was ihr noch mag gelingen, das säht ihr billig neidlos an."
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"Wohl habt ihr meiner Schwester gefügt so großes Leid," 1254
|
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Sprach da wieder Geiselher, der Degen allbereit,
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|
"Ihr hättets wohl verschuldet, wäre sie euch gram:
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Noch Niemand einer Frauen so viel der Freuden benahm."
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"Daß ich das wohl erkenne, das sei euch frei bekannt. 1255
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Und soll sie Etzeln nehmen und kommt sie in sein Land,
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|
Wie sie es fügen möge, viel Leid thut sie uns an.
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|
Wohl kommt in ihre Dienste da mancher waidliche Mann."
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Dawider sprach zu Hagen der kühne Gernot: 1256
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"Es mag dabei verbleiben bis an Beider Tod,
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Daß wir niemals kommen in König Etzels Land.
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Laßt uns ihr Treue leisten: zu Ehren wird uns das gewandt."
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Da sprach Hagen wieder: "Das laß ich mir Niemand sagen; 1257
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Und soll die edle Kriemhild Helkens Krone tragen,
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Viel Leid wird sie uns schaffen, wo sie's nur fügen kann:
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Ihr sollt es bleiben laßen, das ständ euch Recken beßer an."
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Im Zorn sprach da Geiselher, der schönen Ute Kind: 1258
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Wir wollen doch nicht alle meineidig sein gesinnt.
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Was ihr geschieht zu Ehren, laßt uns froh drum sein.
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Was ihr auch redet, Hagen, ich dien ihr nach der Treue mein."
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Als das Hagen hörte, da trübte sich sein Muth. 1259
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Geiselher und Gernot, die stolzen Ritter gut,
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Und Gunther der reiche vereinten endlich sich,
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Wenn es Kriemhild wünsche, sie wolltens dulden williglich.
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Da sprach Markgraf Gere: "So geh ich ihr zu sagen, 1260
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Daß sie den König Etzel sich laße wohlhagen.
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Dem ist so mancher Recke mit Furchten unterthan,
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Er mag ihr wohl vergüten, was sie je Leides gewann."
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|
Hin gieng der schnelle Degen, wo er Kriemhilden sah. 1261
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Sie empfieng ihn gütlich; wie balde sprach er da:
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"Ihr mögt mich gern begrüßen und geben Botenbrot,
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Es will das Glück euch scheiden nun von all eurer Noth.
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"Es hat um eure Minne, Frau, hiehergesandt 1262
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Der Allerbesten einer, der je ein Königsland
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Gewann mit vollen Ehren und Krone durfte tragen:
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Es werben edle Ritter: das läßt euch euer Bruder sagen."
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Da sprach die Jammerreiche: "Verbiete doch euch Gott 1263
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Und allen meinen Freunden, daß sie keinen Spott
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Mit mir Armen treiben: was sollt ich einem Mann,
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Der je Herzensliebe von gutem Weibe gewann?"
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Sie widersprach es heftig. Da traten zu ihr her 1264
|
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Gernot ihr Bruder und der junge Geiselher.
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Sie baten sie in Minne zu trösten ihren Mut.
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Und nehme sie den König, es gerath ihr wahrlich gut.
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Bereden mochte Niemand doch die Königin 1265
|
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Noch einen Mann zu minnen auf Erden fürderhin.
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Da baten sie die Degen: "So laßt es doch geschehn,
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|
Wenn ihr denn nicht anders wollt, daß euch der Bote möge sehn."
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"Das will ich nicht versagen," sprach die Fraue hehr. 1266
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Ich empfange gerne den guten Rüdiger
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Ob seiner höfschen Sitte: wär er nicht hergesandt,
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Jedem andern Boten, dem blieb' ich immer unbekannt."
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Sie sprach: "So schickt den Degen morgen früh heran 1267
|
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Zu meiner Kemenate. Ich bescheid ihn dann:
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Wes ich mich berathen, will ich ihm selber sagen."
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So war ihr jetzt erneuert das große Weinen und Klagen.
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Da wünschte sich auch anders nichts der edle Rüdiger, 1268
|
|
Als daß er schauen dürfte die Königin hehr.
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Er wuste sich so weise: könnt es irgend sein,
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So müst er sie bereden, diesen Recken zu frein.
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Früh des andern Morgens nach dem Messgesang 1269
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Kamen die edeln Boten; da hub sich großer Drang.
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Die mit Rüdigeren zu Hofe sollten gehn,
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Die sah man wohlgekleidet, manchen Degen ausersehn.
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Kriemhilde die arme, in traurigem Muth 1270
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Harrte sie auf Rüdiger, den edeln Boten gut.
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Er fand sie in dem Kleide, das sie für täglich trug:
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Dabei hatt ihr Gesinde reicher Kleider genug.
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Sie gieng ihm entgegen zu der Thüre hin 1271
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Und empfieng Etzels Recken mit gütlichem Sinn.
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Nur selbzwölfter trat er herein zu der Fraun;
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Man bot ihm große Ehre; wer möcht auch beßre Boten schaun?
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Man hieß den Herren sitzen und Die in seinem Lehn. 1272
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|
Die beiden Markgrafen sah man vor ihr stehn,
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Eckewart und Gere, die edeln Ritter gut.
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Um der Hausfrau willen sahn sie Niemand wohlgemuth.
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Sie sahen vor ihr sitzen manche schöne Maid. 1273
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Da hatte Frau Kriemhild Jammer nur und Leid.
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Ihr Kleid war vor den Brüsten von heißen Thränen naß.
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Das sah der edle Markgraf, der nicht länger vor ihr saß.
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Er sprach in großen Züchten: "Viel edles Königskind, 1274
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Mir und den Gefährten, die mit mir kommen sind,
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Sollt ihr, Frau, erlauben, daß wir vor euch stehn
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Und euch melden, weshalb unsre Reise sei geschehn."
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"Ich will euch gern erlauben," sprach die Königin, 1275
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|
"Was ihr wollt, zu reden; also steht mein Sinn,
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daß ich es gerne höre: ihr seid ein Bote gut."
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Da merkten wohl die Andern ihren abgeneigten Muth.
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Da sprach von Bechelaren der Markgraf Rüdiger: 1276
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"Euch läßt entbieten, Herrin, Etzel der König hehr
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Große Lieb und Treue hierher in dieses Land;
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Er hat um eure Minne viel gute Recken gesandt.
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"Er entbeut euch freundlich Liebe sonder Leid; 1277
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Er sei stäter Freundschaft nun euch hinfort bereit
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Wie Helken einst, der Königin, die ihm am Herzen lag:
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Ihr sollt die Krone tragen, deren sie vor Zeiten pflag."
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Da sprach zu ihm die Königin: "Markgraf Rüdiger, 1278
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Wenn meines Herzeleides Jemand kundig war,
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Der würde mir nicht rathen zu einem zweiten Mann:
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Ich verlor der Besten Einen, die je ein Weib noch gewann."
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"Was tröstet mehr im Leide", sprach der kühne Mann, 1279
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"Als freundliche Liebe? Wer die gewähren kann
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Und hat sich den erkoren, der ihm zu Herzen kommt,
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Der erfährt wohl, daß im Leide nichts so sehr als Liebe frommt.
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"Und geruht ihr zu minnen den edeln Herren mein, 1280
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Zwölf reicher Kronen sollt ihr gewaltig sein.
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|
Dazu von dreißig Fürsten giebt euch mein Herr das Land,
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Die alle hat bezwungen seine vielgewaltge Hand.
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"Ihr sollt auch Herrin werden über manchen werthen Mann, 1281
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Die meiner Frauen Helke waren unterthan,
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Und viel der schönen Maide, einst ihrem Dienst gesellt,
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Von hoher Fürsten Stamme," sprach der hochbeherzte Held.
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"Dazu giebt euch der König, gebot er euch zu sagen, 1282
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Wenn ihr geruht die Krone bei meinem Herrn zu tragen,
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Gewalt die allerhöchste, die Helke je gewann:
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Alle Mannen Etzels werden euch da unterthan."
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"Wie möchte jemals wieder," sprach die Königin, 1283
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"Eines Helden Weib zu werden gelüsten meinem Sinn?
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Mir hat der Tod an Einem so bittres Leid gethan,
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Daß ichs bis an mein Ende nimmermehr verschmerzen kann."
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Die Heunen sprachen wieder: Viel reiche Königin, 1284
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Das Leben geht bei Etzeln so herrlich euch dahin,
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Daß ihr in Wonnen schwebet, weigert ihr es nicht;
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Mancher ziere Degen steht in des reichen Königs Pflicht.
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"Helkens Jungfrauen und eure Mägdelein, 1285
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Sollten die beisammen je Ein Gesinde sein,
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Dabei möchten Recken wohl werden wohlgemuth.
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Laßt es euch rathen, Fraue, es bekommt euch wahrlich gut."
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Sie sprach mit edler Sitte: "Nun laßt die Rede sein 1286
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Bis morgen in der Frühe, dann tretet zu mir ein,
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Daß ich auf die Werbung euch gebe den Bescheid."
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Da musten Folge leisten die kühnen Degen allbereit.
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Als zu den Herbergen sie kamen allzumal, 1287
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Nach Geiselhern zu senden die edle Frau befahl
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Und nach ihrer Mutter: den Beiden sagte sie,
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Ihr gezieme nur zu weinen und alles Andere nie.
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Da sprach ihr Bruder Geiselher: "Mir ahnt, Schwester mein, 1288
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Und gerne mag ichs glauben, dein Leid und deine Pein
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Wird König Etzel wenden; und nimmst du ihn zum Mann,
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Was Jemand anders rathe, so dünkt es mich wohlgethan."
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"Er mag dirs wohl ersetzen," sprach wieder Geiselher. 1289
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"Vom Rotten bis zum Rheine, von der Elbe bis ans Meer
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Weiß man keinen König gewaltiger als ihn.
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Du magst dich höchlich freuen, heischt er dich zur Königin."
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Sie sprach: "Lieber Bruder, wie räthst du mir dazu? 1290
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Weinen und Klagen das käm mir eher zu.
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Wie sollt ich vor den Recken da zu Hofe gehn?
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Hatt ich jemals Schönheit, um die ists lange geschehn."
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Da redete Frau Ute der lieben Tochter zu: 1291
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"Was deine Brüder rathen, liebes Kind, das thu.
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Folge deinen Freunden, so mag dirs wohlergehn.
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Hab ich dich doch so lange in großem Jammer gesehn."
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Da bat sie, daß vom Himmel ihr würde Rath gesandt: 1292
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Denn hätte sie zu geben Gold, Silber und Gewand
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Wie einst, da er noch lebte, ihr Mann der Degen hehr,
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Sie erlebe doch nicht wieder so frohe Stunden nachher.
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Sie dacht in ihrem Sinne: "Und sollt ich meinen Leib 1293
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Einem Heiden geben? Ich bin ein Christenweib;
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Des müst ich billig Schelte von aller Welt empfahn;
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Gäb er mir alle Reiche, es bliebe doch ungethan."
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Da ließ sie es bewenden. Die Nacht bis an den Tag 1294
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Die Frau in ihrem Bette voll Gedanken lag.
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Ihre lichten Augen trockneten ihr nicht,
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Bis sie hin zur Mette wieder gieng beim Morgenlicht.
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Nun waren auch die Könige zur Messezeit gekommen. 1295
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Sie hatten ihre Schwester an die Hand genommen
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Und riethen ihr zu minnen den von Heunenland.
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Niemand doch die Fraue ein wenig fröhlicher fand.
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Da ließ man zu ihr bringen, die Etzel hingesandt, 1296
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Die nun mit Urlaub wollten räumen Gunthers Land,
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Wie es gerathen möge, mit Nein oder Ja!
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Da kam zu Hofe Rüdiger: die Gefährten mahnten ihn da,
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Recht zu erforschen des edeln Fürsten Muth 1297
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Und zeitig das zu leisten; das dauchte Jeden gut;
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Ihre Wege wären ferne wieder in ihr Land.
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Man brachte Rüdigeren hin, wo er Kriemhilden fand.
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Da bat alsbald der Recke die edle Königin 1298
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Mit minniglichen Worten, zu künden ihren Sinn,
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Was sie entbieten wolle in König Etzels Land.
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Der Held mit seinem Werben bei ihr nur Weigerung fand.
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"Sie wolle nimmer wieder minnen einen Mann." 1299
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Dawider sprach der Markgraf: "Das wär nicht recht gethan:
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Was wolltet ihr verderben so minniglichen Leib?
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Ihr werdet noch mit Ehren eines werthen Recken Weib."
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Nichts half es, was sie baten, bis daß Rüdiger 1300
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Insgeheim gesprochen mit der Königin hehr,
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Er hoff ihr zu vergüten all ihr Ungemach.
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Da ließ zuletzt ein wenig ihre hohe Trauer nach.
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Er sprach zu der Königin: "Laßt euer Weinen sein; 1301
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Hättet ihr bei den Heunen Niemand als mich allein,
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Meine getreuen Freunde und Die mir unterthan,
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Er sollt es schwer entgelten, hätt euch Jemand Leid gethan."
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Davon ward erleichtert der Frauen wohl der Muth. 1302
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Sie sprach: "So schwört mir, Rüdiger, was mir Jemand thut,
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Ihr wollt der Erste werden, der rächen will mein Leid."
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Da sprach zu ihr der Markgraf: "Dazu bin ich, Frau, bereit."
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Mit allen seinen Mannen schwur ihr da Rüdiger, 1303
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Ihr immer treu zu dienen, und daß die Recken hehr
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Ihr nichts versagen wollten in König Etzels Land,
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Was ihre Ehre heische: das gelobt' ihr Rüdigers Hand.
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Da gedachte die Getreue: "Wenn ich gewinnen kann 1304
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So viel stäter Freunde, so seh ichs wenig an,
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Was auch die Leute reden, in meines Jammers Noth.
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Vielleicht wird noch gerochen meines lieben Mannes Tod."
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Sie gedachte: "Da Herr Etzel der Recken hat so viel, 1305
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Denen ich gebiete, so thu ich, was ich will.
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Er hat auch solche Schätze, daß ich verschenken kann;
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Mich hat der leide Hagen meines Gutes ohne gethan."
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Sie sprach zu Rüdigeren: "Hätt ich nicht vernommen, 1306
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Daß er ein Heide wäre, so wollt ich gerne kommen,
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Wohin er geböte, und nähm ihn zum Mann."
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Da sprach der Markgraf wieder: "Steht darauf, Herrin, nicht an.
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"Er ist nicht gar ein Heide, des dürft ihr sicher sein: 1307
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Er ist getauft gewesen, der liebe Herre mein,
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Wenn er auch zu den Heiden wieder übertrat:
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Wollt ihr ihn, Herrin, minnen, so wird darüber noch Rath.
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"Ihm dienen so viel Recken in der Christenheit, 1308
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Daß euch bei dem König nie widerfährt ein Leid.
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Ihr mögt auch leicht erlangen, daß der König gut
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Zu Gott wieder wendet so die Seele wie den Muth."
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Da sprachen ihre Brüder: "Verheißt es, Schwester mein, 1309
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Und all euern Kummer laßt in Zukunft sein."
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Des baten sie so lange, bis sie mit Trauer drein
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Vor den Helden willigte, den König Etzel zu frein.
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Sie sprach: "Ich muß euch folgen, ich arme Königin! 1310
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Ich fahre zu den Heunen, wann es geschehe, hin,
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Wenn ich Freunde finde, die mich führen in sein Land."
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Darauf bot vor den Helden die schöne Kriemhild die Hand.
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Der Markgraf sprach: "Zwei Recken stehn in eurem Lehn, 1311
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Dazu hab ich noch manchen: so kann es wohl geschehn,
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Daß wir euch mit Ehren bringen überrhein,
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Ich laß euch nun nicht länger hier bei den Burgunden sein.
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"Fünfhundert Mannen hab ich und der Freunde mein: 1312
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Die sollen euch zu Diensten hier und bei Etzeln sein,
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Was ihr auch gebietet; ich selber steh euch bei
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Und will michs nimmer schämen, mahnt ihr mich künftig meiner Treu.
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"Eure Pferdedecken haltet euch bereit; 1313
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Was Rüdiger gerathen hat, wird euch nimmer leid.
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Und sagt es euern Mägdlein, die ihr euch gesellt,
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Uns begegnet unterwegs mancher auserwählte Held."
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Sie hatten noch Geschmeide, das sie zu Siegfrieds Zeit 1314
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Beim Reiten getragen, daß sie mit mancher Maid
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Mit Ehren reisen mochte, so sie wollt hindann.
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Hei! was man guter Sättel den schönen Frauen gewann!
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Hatten sie schon immer getragen reich Gewand, 1315
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So wurde des zur Reise die Fülle nun zur Hand,
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Weil ihnen von dem König so viel gepriesen ward;
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Sie schloßen auf die Kisten, so lang versperrt und gespart.
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Sie waren sehr geschäftig wohl fünftehalben Tag 1316
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Und suchten aus dem Einschlag, so viel darinne lag.
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Ihre Kammer zu erschließen hub da Kriemhild an,
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Sie Alle reich zu machen, Die Rüdigern unterthan.
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Sie hatte noch des Goldes von Nibelungenland: 1317
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Das sollte bei den Heunen vertheilen ihre Hand.
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Sechshundert Mäule mochten es nicht von dannen tragen.
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Die Märe hörte Hagen da von Kriemhilden sagen.
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Er sprach: "Mir wird Kriemhild doch nimmer wieder hold: 1318
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So muß auch hier verbleiben Siegfriedens Gold.
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Wie ließ' ich meinen Feinden wohl so großes Gut?
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Ich weiß gar wohl, was Kriemhild noch mit diesem Schatze thut.
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"Brächte sie ihn von hinnen, ich glaube sicherlich, 1319
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Sie würd ihn nur vertheilen, zu werben wider mich.
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Sie hat auch nicht die Rosse, um ihn hinwegzutragen:
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Behalten will ihn Hagen, das soll man Kriemhilden sagen."
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Als sie vernahm die Märe, das schuf ihr grimme Pein. 1320
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Es ward auch den Königen gemeldet allen drein:
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Sie gedachten es zu wenden. Als das nicht geschah,
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Rüdiger der edle sprach mit frohem Muthe da:
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"Reiche Königstochter, was klagt ihr um das Gold? 1321
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Euch ist König Etzel so zugethan und hold,
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Ersehn euch seine Augen, er giebt euch solchen Hort,
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Daß ihr ihn nie verschwendet; das verbürgt euch, Frau, mein Wort."
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Da sprach zu ihm die Königin: "Viel edler Rüdiger, 1322
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Nie gewann der Schätze eine Königstochter mehr
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Als die, deren Hagen mich ohne hat gethan."
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Da kam ihr Bruder Gernot zu ihrer Kammer heran.
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Mit des Königs Macht den Schlüßel stieß er in die Thür. 1323
|
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Kriemhildens Schätze reichte man herfür,
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An dreißigtausend Marken oder wohl noch mehr,
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Daß es die Gäste nähmen: des freute Gunther sich sehr.
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Da sprach von Bechelaren der Gotelinde Mann: 1324
|
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"Und gehörten all die Schätze noch Kriemhilden an,
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Die man jemals brachte von Nibelungenland,
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Nicht berühren sollt es mein noch der Königin Hand.
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"Heißt es aufbewahren, da ichs nicht haben will. 1325
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Ich bracht aus unserm Lande des Meinen her so viel,
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Wir mögens unterweges entrathen wohl mit Fug:
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Wir haben zu der Reise genug und übergenug."
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Zwölf Schreine hatten noch ihre Mägdelein 1326
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Des allerbesten Goldes, das irgend mochte sein,
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Bewahrt aus alten Zeiten: das nun verladen ward
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Und viel der Frauenzierde, die sie brauchten auf der Fahrt.
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Die Macht des grimmen Hagen bedauchte sie zu stark. 1327
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Des Opfergoldes hatte sie wohl noch tausend Mark:
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Das gab sie für die Seele von ihrem lieben Mann.
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Das dauchte Rüdigeren mit großen Treuen gethan.
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Da sprach die arme Königin: "Wo sind die Freunde mein, 1328
|
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Die da mir zu Liebe im Elend wollen sein
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Und mit mir reiten sollen in König Etzels Land?
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Die nehmen meines Goldes und kaufen Ross' und Gewand."
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Alsbald gab ihr Antwort der Markgraf Eckewart: 1329
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"Seit ich als Ingesinde euch zugewiesen ward,
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Hab ich euch stäts getreulich gedient," sprach der Degen,
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"Und will bis an mein Ende des Gleichen immer bei euch pflegen.
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"Ich führ auch mit der Meinen fünfhundert Mann, 1330
|
|
Die biet ich euch zu Dienste mit rechten Treuen an.
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Wir bleiben ungeschieden, es thu es denn der Tod."
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|
Der Rede dankt' ihm Kriemhild, da ers so wohl ihr erbot.
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Da brachte man die Rosse: sie wollten aus dem Land. 1331
|
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Wohl huben an zu weinen die Freunde all zur Hand.
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Ute die reiche und manche schöne Maid
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Bezeigten, wie sie trugen um Kriemhilden Herzeleid.
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Hundert schöner Mägdelein führte sie aus dem Land; 1332
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Die wurden wohl gekleidet, jede nach ihrem Stand.
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Aus lichten Augen fielen, die Thränen ihnen nieder;
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Manche Freud erlebten sie auch bei König Etzel wieder.
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Da kam der junge Geiselher und König Gernot, 1333
|
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Mit ihrem Heergesinde, wie es die Zucht gebot:
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Die liebe Schwester wollten sie begleiten durch das Land;
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Sie hatten im Gefolge wohl tausend Degen auserkannt.
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Da kam der schnelle Gere und auch Ortewein; 1334
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Rumold der Küchenmeister der ließ sie nicht allein.
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Sie schufen Nachtlager der Frauen auf den Wegen:
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Als Marschall sollte Volker ihrer Herberge pflegen.
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Bei Abschiedsküssen hatte man Weinen viel vernommen, 1335
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Eh sie zu Felde waren von der Burg gekommen.
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Ungebeten gaben Viele Geleit ihr durch das Land.
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Vor der Stadt schon hatte sich König Gunther gewandt.
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Eh sie vom Rheine führen, hatten sie vorgesandt 1336
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Ihre schnellen Boten in der Heunen Land,
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Dem Könige zu melden, daß ihm Rüdiger
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Zum Gemahl geworben die edle Königin hehr.
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Die Boten fuhren schnelle: Eil war ihnen Noth 1337
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Um die große Ehre und das reiche Botenbrot.
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Als sie mit ihren Mären waren heimgekommen,
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Da hatte König Etzel so Liebes selten vernommen.
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Der frohen Kunde willen ließ der König geben 1338
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Den Boten solche Gaben, daß sie wohl mochten leben
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Immerdar in Freuden hernach bis an den Tod:
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Mit Wonne war verschwunden des Königs Kummer und Noth.
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* * * * *
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Einundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Kriemhild zu den Heunen fuhr.
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Die Boten laßt reiten, so thun wir euch bekannt, 1339
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Wie die Königstochter fuhr durch das Land,
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Und wo von ihr Geiselher schied mit Gernot;
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Sie hatten ihr gedienet, wie ihre Treue gebot.
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Sie kamen an die Donau gen Bergen nun geritten. 1340
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Da begannen sie um Urlaub die Königin zu bitten,
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Weil sie wieder wollten reiten an den Rhein.
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Da mocht es ohne Weinen von guten Freunden nicht sein.
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Geiselher der schnelle sprach zu der Schwester sein: 1341
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"Schwester, wenn du jemals bedürfen solltest mein,
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Was immer dich gefährde, so mach es mir bekannt,
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Dann reit ich dir zu dienen hin in König Etzels Land."
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Die Verwandten alle küsste sie auf den Mund. 1342
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Minniglich sich scheiden sah man da zur Stund
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Die schnellen Burgunden von Rüdigers Geleit.
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Da zog mit der Königin manche wohlgethane Maid,
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Hundert und viere; sie trugen schön Gewand 1343
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Von buntgewebten Zeugen; manch breiten Schildesrand
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Führte man der Königin nach auf ihren Wegen.
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Da bat auch um Urlaub Volker der zierliche Degen.
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Ueber die Donau kamen sie jetzt gen Baierland: 1344
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Da sagte man die Märe, es kämen angerannt
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Viel unkunder Gäste. Wo noch ein Kloster steht
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Und der Innfluß mündend in die Donau niedergeht,
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In der Stadt zu Paßau saß ein Bischof. 1345
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Herbergen leerten sich und auch des Fürsten Hof:
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Den Gästen entgegen giengs auf durch Baierland,
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Wo der Bischof Pilgerin die schöne Kriemhild fand.
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Den Recken in dem Lande war es nicht zu leid, 1346
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Als sie ihr folgen sahen so manche schöne Maid.
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Da kos'ten sie mit Augen manch edeln Ritters Kind.
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Gute Herberge wies man den Gästen geschwind.
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Dort zu Pledelingen schuf man ihnen Ruh; 1347
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|
Das Volk allenthalben ritt auf sie zu.
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Man gab, was sie bedurften, williglich und froh:
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Sie nahmen es mit Ehren; so that man bald auch anderswo.
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Der Bischof mit der Nichte ritt auf Paßau an. 1348
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Als es da den Bürgern der Stadt ward kund gethan,
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Das Schwesterkind des Fürsten, Kriemhild wolle kommen,
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|
Da ward sie wohl mit Ehren von den Kaufherrn aufgenommen.
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Als der Bischof wähnte, sie blieben nachts ihm da, 1349
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Sprach Eckewart der Markgraf: "Unmöglich ist das ja:
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Wir müßen abwärts reiten in Rüdigers Land:
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Viel Degen harren unser: ihnen allen ist es bekannt."
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Nun wust auch wohl die Märe die schöne Gotelind: 1350
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Sie rüstete sich fleißig und auch ihr edel Kind.
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Ihr hatt entboten Rüdiger, ihn bedünk es gut,
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Wenn sie der Königstochter damit tröstete den Muth
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Und ihr entgegenritte mit seiner Mannen Schar 1351
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|
Hinauf bis zur Ense. Als das im Werke war,
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Da sah man allenthalben erfüllt die Straßen stehn:
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Sie wollten ihren Gästen entgegen reiten und gehn.
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Nun war gen Everdingen die Königin gekommen. 1352
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Man hatt im Baierlande von Schächern wohl vernommen,
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Die auf den Straßen raubten, wie es ihr Gebrauch:
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|
So hätten sie die Gäste mögen schädigen auch.
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Das hatte wohl verhütet der edle Rüdiger: 1353
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Er führte tausend Ritter oder wohl noch mehr.
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Da kam auch Gotelinde, Rüdigers Gemahl,
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Mit ihr in stolzem Zuge kühner Recken große Zahl.
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Ueber die Traune kamen sie bei Ense auf das Feld; 1354
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Da sah man aufgeschlagen Hütten und Gezelt,
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|
Daß gute Ruhe fänden die Gäste bei der Nacht.
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Für ihre Kost zu sorgen war der Markgraf bedacht.
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Von den Herbergen ritt ihrer Frau entgegen 1355
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Gotelind die schöne. Da zogen auf den Wegen
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Mit klingenden Zäumen viel Pferde wohlgethan.
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Sie wurde wohl empfangen; lieb that man Rüdigern daran.
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Die sie zu beiden Seiten begrüßten auf dem Feld 1356
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Mit kunstvollem Reiten, das war mancher Held.
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Sie übten Ritterspiele; das sah manch schöne Maid.
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Auch war der Dienst der Helden den schönen Frauen nicht leid.
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Als zu den Gästen kamen Die in Rüdigers Lehn, 1357
|
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Viel Schaftsplitter sah man in die Lüfte gehn
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Von der Recken Händen nach ritterlichen Sitten.
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Da wurde wohl zu Danke vor den Frauen geritten.
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Sie ließen es bewenden. Da grüßte mancher Mann 1358
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Freundlich den andern. Nun führten sie heran
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|
Die schöne Gotelinde, wo sie Kriemhild sah.
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Die Frauen dienen konnten, hatten selten Muße da.
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Der Vogt von Bechelaren ritt zu Gotlinden hin. 1359
|
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Wenig Kummer schuf es der edeln Markgräfin,
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|
Daß sie wohl geborgen ihn sah vom Rheine kommen.
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Ihr war die meiste Sorge mit großer Freude benommen.
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Als sie ihn hatt empfangen, hieß er sie auf das Feld 1360
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Mit den Frauen steigen, die er ihr sah gestellt.
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Da zeigte sich geschäftig mancher edle Mann:
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Den Frauen wurden Dienste mit großem Fleiße gethan.
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Da ersah Frau Kriemhild die Markgräfin stehn 1361
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Mit ihrem Ingesinde: sie ließ nicht näher gehn:
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Sie zog mit dem Zaume das Ross an, das sie trug,
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Und ließ sich aus dem Sattel heben schleunig genug.
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Den Bischof sah man führen seiner Schwester Kind, 1362
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Ihn und Eckewarten, hin zu Frau Gotelind.
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Es muste vor ihr weichen, wer im Wege stund.
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Da küsste die Fremde die Markgräfin auf den Mund.
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Da sprach mit holden Worten die edle Markgräfin: 1363
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"Nun wohl mir, liebe Herrin, daß ich so glücklich bin,
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Hier in diesem Lande mit Augen euch zu sehn:
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Mir könnt in diesen Zeiten nimmer lieber geschehn."
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"Nun lohn euch Gott," sprach Kriemhild, "viel edle Gotelind. 1364
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So ich gesund verbleibe mit Botlungens Kind,
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Mag euch zu Gute kommen, daß ihr mich habt gesehn."
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Noch ahnten nicht die Beiden, was später muste geschehn.
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Mit Züchten zu einander gieng da manche Maid; 1365
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Zu Diensten waren ihnen die Recken gern bereit.
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Sie setzten nach dem Gruße sich nieder auf den Klee:
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Da lernten sich kennen, die sich fremd gewesen eh.
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Man ließ den Frauen schenken. Es war am hohen Tag; 1366
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Das edle Ingesinde der Ruh nicht länger pflag.
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Sie ritten, bis sie fanden viel breiter Hütten stehn:
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Da konnten große Dienste den edeln Gästen geschehn.
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Ueber Nacht da pflegen sollten sie der Ruh. 1367
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Die von Bechelaren schickten sich dazu,
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Nach Würden zu bewirthen so manchen werthen Mann.
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So hatte Rüdiger gesorgt, es gebrach nicht viel daran.
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Die Fenster an den Mauern sah man offen stehn; 1368
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Man mochte Bechelaren weit erschloßen sehn.
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Da ritten ein die Gäste, die man gerne sah;
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Gut Gemach schuf ihnen der edle Rüdiger da.
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Des Markgrafen Tochter mit dem Gesinde gieng 1369
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Dahin, wo sie die Königin minniglich empfieng.
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Da war auch ihre Mutter, Rüdigers Gemahl:
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Liebreich empfangen wurden die Jungfrauen allzumal.
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Sie fügten ihre Hände in Eins und giengen dann 1370
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Zu einem weiten Saale, der war gar wohlgethan,
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Vor dem die Donau unten die Flut vorübergoß.
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Da saßen sie im Freien und hatten Kurzweile groß.
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Ich kann euch nicht bescheiden, was weiter noch geschah. 1371
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Daß sie so eilen müsten, darüber klagten da
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Die Recken Kriemhildens; wohl war es ihnen leid.
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Was ihnen guter Degen aus Bechlarn gaben Geleit!
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Viel minnigliche Dienste der Markgraf ihnen bot. 1372
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Da gab die Königstochter zwölf Armspangen roth
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Der Tochter Gotlindens und also gut Gewand,
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Daß sie kein beßres brachte hin in König Etzels Land.
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Obwohl ihr war benommen der Nibelungen Gold, 1373
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Alle, die sie sahen, machte sie sich hold
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Noch mit dem kleinen Gute, das ihr verblieben war.
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Dem Ingesind des Wirthes bot sie große Gaben dar.
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Dafür erwies Frau Gotlind den Gästen von dem Rhein 1374
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Auch so hohe Ehre mit Gaben groß und klein,
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Daß man da der Fremden wohl selten einen fand,
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Der nicht von ihr Gesteine trug oder herrlich Gewand.
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Als man nach dem Imbiß fahren sollt hindann, 1375
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Ihre treuen Dienste trug die Hausfrau an
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Mit minniglichen Worten Etzels Gemahl.
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Die liebkos'te scheidend der schönen Jungfrau zumal.
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Da sprach sie zu der Königin: "Dünkt es euch nun gut, 1376
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So weiß ich, wie gern es mein lieber Vater thut,
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Daß er mich zu euch sendet in der Heunen Land."
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Daß sie ihr treu gesinnt war, wie wohl Frau Kriemhild das fand!
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Die Rosse kamen aufgezäumt vor Bechelaren an. 1377
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Als die edle Königin Urlaub hatt empfahn
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Von Rüdigers Weibe und von der Tochter sein,
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Da schieden auch mit Grüßen viel der schönen Mägdelein.
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Sie sahn einander selten mehr nach diesen Tagen. 1378
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Aus Medelick auf Händen brachte man getragen
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Manch schönes Goldgefäße angefüllt mit Wein
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Den Gästen auf die Straße und hieß sie willkommen sein.
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Ein Wirth war da geseßen, Astold genannt, 1379
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Der wies sie die Straße ins Oesterreicherland
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Gegen Mautaren an der Donau nieder:
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Da ward viel Dienst erboten der reichen Königin wieder.
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Der Bischof mit Liebe von seiner Nichte schied. 1380
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Daß sie sich wohl gehabe, wie sehr er ihr das rieth,
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Und sich Ehr erwerbe, wie Helke einst gethan.
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Hei! was sie großer Ehren bald bei den Heunen gewann!
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An die Traisem kamen die Gäst in kurzer Zeit. 1381
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Sie zu pflegen fliß sich Rüdigers Geleit,
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Bis daß man die Heunen sah reiten über Land:
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Da ward der Königstochter erst große Ehre bekannt.
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Bei der Traisem hatte der Fürst von Heunenland 1382
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Eine reiche Veste, im Lande wohl bekannt,
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Mit Namen Traisenmauer: einst wohnte Helke da
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Und pflag so hoher Milde, als wohl nicht wieder geschah,
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Es sei denn von Kriemhilden; die mochte gerne geben. 1383
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Sie durfte wohl die Freude nach ihrem Leid erleben,
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Daß ihre Güte priesen, die Etzeln unterthan.
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Das Lob sie bei den Helden in der Fülle bald gewann.
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König Etzels Herrschaft war so weit erkannt, 1384
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Daß man zu allen Zeiten an seinem Hofe fand
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Die allerkühnsten Recken, davon man je vernommen
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Bei Christen oder Heiden; die waren all mit ihm gekommen.
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Bei ihm war allerwegen, so sieht mans nimmermehr, 1385
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So christlicher Glaube als heidnischer Verkehr.
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Wozu nach seiner Sitte sich auch ein Jeder schlug,
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Das schuf des Königs Milde, man gab doch Allen genug.
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* * * * *
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Zweiundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Kriemhild bei den Heunen empfangen ward.
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Sie blieb zu Traisenmauer bis an den vierten Tag. 1386
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Der Staub in den Straßen derweil nicht stille lag:
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Aufstob er allenthalben wie in hellem Brand.
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Da ritten Etzels Leute durch das Oesterreicherland.
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Es war dem König Etzel gemeldet in der Zeit, 1387
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Daß ihm vor Gedanken schwand sein altes Leid,
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Wie herrlich Frau Kriemhild zöge durch das Land.
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Da eilte hin der König, wo er die Minnigliche fand.
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Von gar manchen Sprachen sah man auf den Wegen 1388
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Vor König Etzeln reiten viel der kühnen Degen,
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Von Christen und von Heiden manches breite Heer.
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Als sie die Herrin fanden, sie zogen fröhlich einher.
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Von Reußen und von Griechen ritt da mancher Mann; 1389
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Die Polen und Walachen zogen geschwind heran
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Auf den guten Rossen, die sie herrlich ritten.
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Da zeigte sich ein Jeder in seinen heimischen Sitten.
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Aus dem Land zu Kiew ritt da mancher Mann 1390
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Und die wilden Peschenegen. Mit Bogen hub man an
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Zu schießen nach den Vögeln, die in den Lüften flogen;
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Mit Kräften sie die Pfeile bis zu des Bogens Ende zogen.
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Eine Stadt liegt an der Donau im Oesterreicherland, 1391
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Die ist geheißen Tulna. Da ward ihr bekannt
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Manche fremde Sitte, die sie noch niemals sah.
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Da empfiengen sie gar Viele, denen noch Leid von ihr geschah.
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Es ritt dem König Etzel ein Ingesind voran, 1392
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Fröhlich und prächtig, höfisch und wohlgethan,
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Wohl vierundzwanzig Fürsten, mächtig und hehr:
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Ihre Königin zu schauen, sie begehrten sonst nichts mehr.
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Ramung, der Herzog aus Walachenland, 1393
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Mit siebenhundert Mannen kam er vor sie gerannt.
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Wie fliegende Vögel sah man sie alle fahren.
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Da kam der Fürst Gibeke mit viel herrlichen Scharen.
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Hornbog der schnelle ritt mit tausend Mann 1394
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Von des Königs Seite zu seiner Fraun heran.
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Sie prangten und stolzierten nach ihres Landes Sitten.
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Von den Heunenfürsten ward auch da herrlich geritten.
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Da kam vom Dänenlande der kühne Hawart 1395
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Und Iring der schnelle, vor allem Falsch bewahrt;
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Von Thüringen Irnfried, ein waidlicher Mann:
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Sie empfiengen Kriemhilden, daß sie viel Ehre gewann,
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Mit zwölfhundert Mannen, die zählte ihre Schar. 1396
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Da kam der Degen Blödel mit dreitausend gar,
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König Etzels Bruder aus dem Heunenland:
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Der ritt in stolzem Zuge, bis er die Königin fand.
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Da kam der König Etzel und Herr Dieterich 1397
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Mit seinen Helden allen. Da sah man ritterlich
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Manchen edeln Ritter bieder und auch gut.
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Davon ward Kriemhilden gar wohl erhoben der Muth.
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Da sprach zu der Königin der edle Rüdiger: 1398
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"Frau, euch will empfangen hier der König hehr.
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Wen ich euch küssen heiße, dem sei der Kuss gegönnt:
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Wißt, daß ihr Etzels Recken nicht alle gleich empfangen könnt."
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Da hob man von der Mähre die Königin hehr. 1399
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Etzel der reiche nicht säumt' er länger mehr:
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Er schwang sich von dem Rosse mit manchem kühnen Mann;
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Voller Freuden kam er zu Frau Kriemhilden heran.
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Zwei mächtige Fürsten, das ist uns wohlbekannt, 1400
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Giengen bei der Frauen und trugen ihr Gewand,
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Als der König Etzel ihr entgegen gieng
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Und sie den edlen Fürsten mit Küssen gütlich empfieng.
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Sie schob hinauf die Binden: ihre Farbe wohlgethan 1401
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Erglänzt' aus dem Golde. Da sagte mancher Mann,
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Frau Helke könne schöner nicht gewesen sein.
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Da stand in der Nähe des Königs Bruder Blödelein.
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Den rieth ihr zu küssen Rüdiger der Markgraf reich 1402
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Und den König Gibeke, Dietrichen auch zugleich:
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Zwölf der Recken küsste Etzels Königin;
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Da blickte sie mit Grüßen noch zu manchem Ritter hin.
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Während König Etzel bei Kriemhilden stand, 1403
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Thaten junge Degen wie Sitte noch im Land:
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Waffenspiele wurden schön vor ihr geritten;
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Das thaten Christenhelden und Heiden nach ihren Sitten.
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Wie ritterlich die Degen in Dietrichens Lehn 1404
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Die splitternden Schäfte in die Lüfte ließen gehn
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Hoch über Schilde aus guter Ritter Hand!
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Vor den deutschen Gästen brach da mancher Schildesrand.
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Von der Schäfte Krachen vernahm man lauten Schall. 1405
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Da waren aus dem Lande die Recken kommen all
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Und auch des Königs Gäste, so mancher edle Mann:
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Da gieng der reiche König mit der Königin hindann.
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Sie fanden in der Nähe ein herrlich Gezelt. 1406
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Erfüllt war von Hütten rings das ganze Feld;
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Da war nach den Beschwerden Rast für sie bereit.
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Da geleiteten die Helden darunter manche schöne Maid
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Zu Kriemhild der Königin, die dort darnieder saß 1407
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Auf reichem Stuhlgewande; der Markgraf hatte das
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So prächtig schaffen laßen, sie fandens schön und gut.
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Da stand dem König Etzel in hohen Freuden der Muth.
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Was sie zusammen redeten, das ist mir unbekannt; 1408
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In seiner Rechten ruhte ihre weiße Hand.
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So saßen sie in Minne, als Rüdiger der Degen
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Dem König nicht gestattete, Kriemhildens heimlich zu pflegen.
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Da ließ man unterbleiben das Kampfspiel überall; 1409
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Mit Ehren ward beendet der laute Freudenschall.
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Da giengen zu den Hütten Die Etzeln unterthan;
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Herberge wies man ihnen ringsum allenthalben an.
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Den Abend und nachtüber fanden sie Ruhe da, 1410
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Bis man den lichten Morgen wieder scheinen sah.
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Da kamen hoch zu Rosse viel Helden ausersehn;
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Hei! was sah man Kurzweil zu des Königs Ehren geschehn!
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Nach Würden es zu schaffen der Fürst die Heunen bat. 1411
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Da ritten sie von Tulna gen Wien in die Stadt.
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In schönem Schmucke fand man da Frauen ohne Zahl.
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Sie empfiengen wohl mit Ehren König Etzels Gemahl.
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In Ueberfluß und Fülle war da für sie bereit, 1412
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Wes sie nur bedurften. Viel Degen allbereit
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Sahn froh dem Fest entgegen. Herbergen wies man an;
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Die Hochzeit des Königs mit hohen Freuden begann.
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Man mochte sie nicht alle herbergen in der Stadt: 1413
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Die nicht Gäste waren, Rüdiger die bat,
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Daß sie Herberge nahmen auf dem Land.
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Wohl weiß ich, daß man immer den König bei Kriemhilden fand.
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Dietrich der Degen und mancher andre Held 1414
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Die hatten ihre Muße mit Arbeit eingestellt,
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Auf daß sie den Gästen trösteten den Muth;
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Rüdger und seine Freunde hatten Kurzweile gut.
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Die Hochzeit war gefallen auf einen Pfingstentag, 1415
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Wo der König Etzel bei Kriemhilden lag
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In der Stadt zu Wiene. Fürwahr so manchen Mann
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Bei ihrem ersten Manne sie nicht zu Diensten gewann.
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Durch Gabe ward sie Manchem, der sie nicht kannte, kund. 1416
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Darüber zu den Gästen hub Mancher an zur Stund:
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"Wir wähnten, Kriemhilden benommen wär ihr Gut,
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Die nun mit ihren Gaben hier so große Wunder thut."
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Diese Hochzeit währte siebzehn Tage lang. 1417
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Von keinem andern König weiß der Heldensang,
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Der solche Hochzeit hielte: es ist uns unbekannt.
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Alle, die da waren, die trugen neues Gewand.
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Sie hatte nie geseßen daheim in Niederland 1418
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Vor so manchem Recken; auch ist mir wohlbekannt,
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War Siegfried reich an Schätzen, so hatte er doch nicht
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So viel der edeln Recken, als sie hier sah in Etzels Pflicht.
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Wohl gab auch nie ein König bei seiner Hochzeit 1419
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So manchen reichen Mantel, lang, tief und weit,
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Noch so gute Kleider, als man hier gewann,
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Die Kriemhildens willen alle wurden vertan.
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Ihre Freunde wie die Gäste hatten Einen Muth: 1420
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Sie dachten nichts zu sparen, und wärs das beste Gut.
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Was Einer wünschen mochte, man war dazu bereit;
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Da Standen viel der Degen vor Milde bloß und ohne Kleid.
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Wenn sie daran gedachte, wie sie am Rheine saß 1421
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Bei ihrem edeln Manne, ihre Augen wurden naß;
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Doch hehlte sie es immer, daß es Niemand sah,
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Da ihr nach manchem Leide so viel der Ehren geschah.
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Was Einer that aus Milde, das war doch gar ein Wind 1422
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Gegen Dietrichen: was Botlungens Kind
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Ihm gegeben hatte, das wurde gar verwandt.
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Da begieng auch große Wunder des milden Rüdiger Hand.
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Auch aus Ungarlande der Degen Blödelein 1423
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Ließ da ledig machen manchen Reiseschrein
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Von Silber und von Golde: das ward dahin gegeben.
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Man sah des Königs Helden so recht fröhlich alle leben.
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Des Königs Spielleute, Werbel und Schwemmelein, 1424
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Wohl an tausend Marken nahm Jedweder ein
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Bei dem Hofgelage (oder mehr als das),
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Als die schöne Kriemhild bei Etzeln unter Krone saß.
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Am achtzehnten Morgen von Wien die Helden ritten. 1425
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In Ritterspielen wurden der Schilde viel verschnitten
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Von Speren, so da führten die Recken an der Hand:
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So kam der König Etzel mit Freuden in der Heunen Land.
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In Heimburg der alten verblieb man über Nacht. 1426
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Da konnte Niemand wißen recht des Volkes Macht,
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Mit welchen Heerkräften sie ritten durch das Land.
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Hei! was schöner Frauen man in seiner Heimat fand!
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In Misenburg der reichen fieng man zu segeln an. 1427
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Verdeckt ward das Wasser von Ross und auch von Mann,
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Als ob es Erde wäre, was man doch fließen sah.
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Die wegemüden Frauen mochten sich wohl ruhen da.
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Zusammen war gebunden manches Schifflein gut, 1428
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Daß ihnen wenig schaden Woge mocht und Flut;
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Darüber ausgebreitet manch köstlich Geleit,
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Als ob sie noch immer beides hatten, Land und Feld.
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Nun ward auch in Etzelnburg die Märe kund gethan: 1429
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Da freute sich darinnen beides, Weib und Mann.
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Etzels Ingesinde, des einst Frau Helke pflag,
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Erlebte bei Kriemhilden noch manchen fröhlichen Tag.
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Da stand ihrer harrend gar manche edle Maid, 1430
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Die seit Helkens Tode getragen Herzeleid.
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Sieben Königstöchter Kriemhild noch da fand;
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Durch die so ward gezieret König Etzels ganzes Land.
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Herrat die Jungfrau noch des Gesindes pflag, 1431
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Helkens Schwestertochter, in der viel Tugend lag,
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Dietrichs Verlobte, eines edeln Königs Sproß,
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Die Tochter Nentweinens, die noch viel Ehren genoß.
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Auf der Gäste Kommen freute sich ihr Muth; 1432
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Auch war dazu verwendet viel kostbares Gut.
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Wer könnt euch des bescheiden, wie der König saß seitdem?
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Den Heunen ward nicht wieder eine Königin so genehm.
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Als der Fürst mit seinem Weibe geritten kam vom Strand, 1433
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Wer eine Jede führte, das ward da wohl benannt
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Kriemhild der edeln: sie grüßte desto mehr.
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Wie saß an Helkens Stelle sie bald gewaltig und hehr!
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Getreulichen Dienstes ward ihr viel bekannt. 1434
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Die Königin vertheilte Gold und Gewand,
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Silber und Gesteine: was sie des überrhein
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Zum Heunenlande brachte, das muste gar vergeben sein.
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Auch wurden ihr mit Diensten ergeben allzumal 1435
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Die Freunde des Königs und denen er befahl,
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Daß Helke nie die Königin so gewaltiglich gebot,
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Als sie ihr dienen musten bis an Kriemhildens Tod.
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Da stand in solchen Ehren der Hof und auch das Land, 1436
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Daß man zu allen Zeiten die Kurzweile fand,
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Wonach einem Jeden verlangte Herz und Muth;
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Das schuf des Königs Liebe, dazu der Königin Gut.
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* * * * *
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Dreiundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Kriemhild ihr Leid zu rächen gedachte.
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In so hohen Ehren, das ist alles wahr, 1437
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Wohnten sie beisammen bis an das siebte Jahr.
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Eines Sohns war genesen derweil die Königin:
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Das schien König Etzel der allergröste Gewinn.
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Bis sie es erlangte, ließ sie nicht ab davon, 1438
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Die Taufe must empfangen König Etzels Sohn
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Nach christlichem Brauche: Ortlieb ward er genannt.
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Darob war große Freude über Etzels ganzem Land.
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Der Zucht, deren jemals zuvor Frau Helke pflag, 1439
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Fliß sich Frau Kriemhild darauf gar manchen Tag.
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Es lehrte sie die Sitte Herrat die fremde Maid;
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Die trug noch in der Stille um Helke schmerzliches Leid.
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Vor Heimischen und Fremden gestanden allesamt 1440
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Beßer und milder hab eines Königs Land
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Nie eine Frau beseßen: das hielten sie für wahr.
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Des rühmten sie die Heunen bis an das dreizehnte Jahr.
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Nun wuste sie, daß Niemand ihr feindlich sei gesinnt, 1441
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Wie oft wohl Königinnen der Fürsten Recken sind,
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Und daß sie täglich mochte zwölf Könge vor sich sehn.
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Sie vergaß auch nicht des Leides, das ihr daheim war geschehn.
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Sie gedacht auch noch der Ehren in Nibelungenland, 1442
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Die ihr geboten worden und die ihr Hagens Hand
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Mit Siegfriedens Tode hatte gar benommen,
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Und ob ihm das nicht jemals noch zu Leide sollte kommen.
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"Es geschäh, wenn ich ihn bringen möcht in dieses Land." 1443
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Ihr träumte wohl, ihr gienge bei Etzel an der Hand
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Geiselher ihr Bruder; sie küsst' ihn allezeit
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In ihrem sanften Schlafe: das ward zu schmerzlichem Leid.
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Der üble Teufel war es wohl, der Kriemhilden rieth, 1444
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Daß sie in Freundschaft von König Gunther schied
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Und ihn zur Sühne küsste in Burgundenland.
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Aufs Neu begann zu triefen von heißen Thränen ihr Gewand.
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Es lag ihr an dem Herzen beides, spat und fruh, 1445
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Wie man mit Widerstreben sie doch gebracht dazu,
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Daß sie minnen muste einen heidnischen Mann:
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Die Noth hatt ihr Hagen und Herr Gunther angethan.
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Wie sie das rächen möchte, dachte sie alle Tage: 1446
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"Ich bin nun wohl so mächtig, wem es auch missbehage,
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Daß ich meinen Feinden mag schaffen Herzeleid:
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Dazu wär ich dem Hagen von Tronje gerne bereit.
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"Nach den Getreuen jammert noch oft die Seele mein; 1447
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Doch die mir Leides thaten, möcht ich bei denen sein,
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So würde noch gerochen meines Friedels Tod.
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Kaum kann ich es erwarten," sprach sie in des Herzens Noth.
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Es liebten sie Alle, die dem König unterthan, 1448
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Die Recken Kriemhildens; das war wohlgethan.
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Ihr Kämmerer war Eckewart: drum ward er gern gesehn:
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Kriemhildens Willen konnte Niemand widerstehn.
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Sie gedacht auch alle Tage: "Ich will den König bitten," 1449
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Er möcht ihr vergönnen mit gütlichen Sitten,
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Daß man ihre Freunde brächt in der Heunen Land.
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Den argen Willen Niemand an der Königin verstand.
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Als eines Nachts Frau Kriemhild bei dem König lag, 1450
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Umfangen mit den Armen hielt er sie, wie er pflag
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Der edeln Frau zu kosen, sie war ihm wie sein Leib,
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Da gedachte ihrer Feinde dieses herrliche Weib.
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Sie sprach zu dem König: "Viel lieber Herre mein, 1451
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Ich wollt euch gerne bitten, möcht es mit Hulden sein,
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Daß ihr mich sehen ließet, ob ich verdient den Sold,
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Daß ihr meinen Freunden wäret inniglich hold."
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Da sprach der mächtge König, arglos war sein Muth: 1452
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"Des sollt ihr inne werden: was man den Helden thut
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Zu Ehren und zu Gute, mir geschieht ein Dienst daran,
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Da ich von Weibesminne nie beßre Freunde gewann."
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Noch sprach zu ihm die Königin: "Ihr wißt so gut wie ich, 1453
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Ich habe hohe Freunde: darum betrübt es mich,
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Daß mich die so selten besuchen hier im Land:
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Ich bin allen Leuten hier nur als freundlos bekannt."
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Da sprach der König Etzel: "Viel liebe Fraue mein, 1454
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Däucht' es sie nicht zu ferne, so lüd ich überrhein,
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Die ihr da gerne sähet, hieher zu meinem Land."
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Sie freute sich der Rede, als ihr sein Wille ward bekannt.
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Sie sprach: "Wollt ihr mir Treue leisten, Herre mein, 1455
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So sollt ihr Boten senden gen Worms überrhein.
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So entbiet ich meinen Freunden meinen Sinn und Muth:
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So kommen uns zu Lande viel Ritter edel und gut."
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Er sprach: "Wenn ihr gebietet, so laß ich es geschehn. 1456
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Ihr könntet eure Freunde nicht so gerne sehn,
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Der edeln Ute Kinder, als ich sie sähe gern:
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Es ist mir ein Kummer, daß sie so fremd uns sind und fern."
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Er sprach: "Wenn dirs gefiele, viel liebe Fraue mein, 1457
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Wollt ich als Boten senden zu den Freunden dein
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Meine Fiedelspieler gen Burgundenland."
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Die guten Spielleute ließ man bringen gleich zur Hand.
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Die Knappen kamen beide, wo sie den König sahn 1458
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Sitzen bei der Königin. Da sagt' er ihnen an,
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Sie sollten Boten werden nach Burgundenland.
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Auch ließ er ihnen schaffen reiches herrliches Gewand.
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Vierundzwanzig Recken schnitt man da das Kleid. 1459
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Ihnen ward auch von dem König gegeben der Bescheid,
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Wie sie Gunthern laden sollten und Die ihm unterthan.
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Frau Kriemhild mit ihnen geheim zu sprechen begann.
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Da sprach der reiche König: "Nun hört, wie ihr thut: 1460
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Ich entbiete meinen Freunden alles, was lieb und gut,
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Daß sie geruhn zu reiten hieher in mein Land.
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Ich habe noch gar selten so liebe Gäste gekannt.
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"Und wenn sie meinen Willen gesonnen sind zu thun, 1461
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Kriemhilds Verwandte, so mögen sie nicht ruhn
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Und mir zu Liebe kommen zu meinem Hofgelag,
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Da meiner Schwäger Freundschaft mich so sehr erfreuen mag."
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Da sprach der Fiedelspieler, der stolze Schwemmelein: 1462
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"Wann soll euer Gastgeber in diesen Landen sein?
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Daß wirs euern Freunden am Rhein mögen sagen."
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Da sprach der König Etzel: "In der nächsten Sonnenwende Tagen."
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"Wir thun, was ihr gebietet," sprach da Werbelein. 1463
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Kriemhild ließ die Boten zu ihrem Kämmerlein
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Führen in der Stille und besprach mit ihnen da,
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Wodurch noch manchem Degen bald wenig Liebes geschah.
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Sie sprach zu den Boten: "Ihr verdient groß Gut, 1464
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Wenn ihr besonnen meinen Willen thut
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Und sagt, was ich entbiete heim in unser Land:
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Ich mach euch reich an Gute und geb euch herrlich Gewand.
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"Wen ihr von meinen Freunden immer möget sehn 1465
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Zu Worms an dem Rheine, dem sollt ihrs nie gestehn,
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Daß ihr mich immer sähet betrübt in meinem Muth;
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Und entbietet meine Grüße diesen Helden kühn und gut.
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"Bittet sie zu leisten, was mein Gemahl entbot, 1466
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Und mich dadurch zu scheiden von all meiner Noth.
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Ich scheine hier den Heunen freundlos zu sein.
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Wenn ich ein Ritter hieße ich käme manchmal an den Rhein.
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"Und sagt auch Gernoten, dem edeln Bruder mein, 1467
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Daß ihm auf Erden Niemand holder möge sein:
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Bittet, daß er mir bringe hierher in dieses Land
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Unsre besten Freunde: so wird uns Ehre bekannt.
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"Sagt auch Geiselheren, ich mahn ihn daran, 1468
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Daß ich mit seinem Willen nie ein Leid gewann:
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Drum sähn ihn hier im Lande gern die Augen mein;
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Auch will ich all mein Leben ihm zu Dienst verpflichtet sein.
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"Sagt auch meiner Mutter, wie mir Ehre hier geschieht; 1469
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Und wenn von Tronje Hagen der Reise sich entzieht,
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Wer ihnen zeigen solle die Straßen durch das Land?
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Die Wege zu den Heunen sind von frühauf ihm bekannt."
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Nun wusten nicht die Boten, warum das möge sein, 1470
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Daß sie diesen Hagen von Tronje nicht am Rhein
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Bleiben laßen sollten. Bald ward es ihnen leid:
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Durch ihn war manchem Degen mit dem grimmen Tode gedräut.
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Botenbrief und Siegel ward ihnen nun gegeben; 1471
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Sie fuhren reich an Gute und mochten herrlich leben.
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Urlaub gab ihnen Etzel und sein schönes Weib;
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Ihnen war auch wohlgezieret mit guten Kleidern der Leib.
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* * * * *
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Vierundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Werbel und Schwemmel die Botschaft brachten.
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Als Etzel seine Fiedler hin zum Rheine sandte, 1472
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Da flogen diese Mären von Lande zu Lande:
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Mit schnellen Abgesandten bat er und entbot
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Zu seinem Hofgelage; da holte Mancher sich den Tod.
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Die Boten ritten hinnen aus der Heunen Land 1473
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Zu den Burgunden, wohin man sie gesandt
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Zu dreien edeln Königen und ihrer Mannen Heer:
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Daß sie zu Etzeln kämen; da beeilten sie sich sehr.
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Zu Bechlaren ritten schon die Boten ein. 1474
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Ihnen diente man da gerne und ließ auch das nicht sein:
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Ihre Grüße sandten Rüdger und Gotelind
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Den Degen an dem Rheine und auch des Markgrafen Kind.
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Sie ließen ohne Gaben die Boten nicht hindann, 1475
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Daß desto sanfter führen Die Etzeln unterthan.
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Uten und ihren Söhnen entbot da Rüdiger,
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Ihnen so gewogen hätten sie keinen Markgrafen mehr.
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Sie entboten auch Brunhilden Alles, was lieb und gut, 1476
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Ihre stäte Treue und dienstbereiten Muth.
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Da wollten nach der Rede die Boten weiter ziehn;
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Gott bat sie zu bewahren Gotlind die edle Markgräfin.
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Eh noch die Boten völlig durchzogen Baierland, 1477
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Werbel der Schnelle den guten Bischof fand.
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Was der da seinen Freunden hin an den Rhein entbot,
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Davon hab ich nicht Kunde; jedoch sein Gold also roth
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Gab er den Boten milde. Als sie wollten ziehn, 1478
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"Sollt ich sie bei mir schauen," sprach Bischof Pilgerin,
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"So wär mir wohl zu Muthe, die Schwestersöhne mein:
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Ich mag leider selten zu ihnen kommen an den Rhein."
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Was sie für Wege fuhren zum Rhein durch das Land, 1479
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Kann ich euch nicht bescheiden. Ihr Gold und ihr Gewand
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Blieb ihnen unbenommen; man scheute Etzels Zorn:
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So gewaltig herrschte der edle König wohlgeborn.
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Binnen zwölf Tagen kamen sie an den Rhein, 1480
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Gen Worms in die Veste, Werbel und Schwemmelein.
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Da sagte mans dem König und seinen Mannen an,
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Es kämen fremde Boten; Gunther zu fragen begann.
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Da sprach der Vogt vom Rheine: "Wer macht uns bekannt, 1481
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Von wannen diese Gäste ritten in das Land?"
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Davon wuste Niemand, bis die Boten sah
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Hagen von Tronje: der begann zu Gunthern da:
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"Wir hören Neues heute, dafür will ich euch stehn: 1482
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Etzels Fiedelspieler die hab ich hier gesehn;
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Die hat eure Schwester gesendet an den Rhein:
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Ihres Herren Willen sollen sie uns willkommen sein."
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Sie ritten ohne Weilen zu dem Saal heran: 1483
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So herrlich fuhr wohl nimmer eines Fürsten Fiedelmann.
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Des Königs Ingesinde empfieng sie gleich zur Hand;
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Herberge gab man ihnen und bewahrte ihr Gewand.
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Ihre Reisekleider waren reich und so wohlgethan, 1484
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Sie mochten wohl mit Ehren sich so dem König nahn;
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Doch wollten sie nicht länger sie dort am Hofe tragen.
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"Ob Jemand sie begehre?" ließen da die Boten fragen.
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Da waren auch bedürftige Leute bei der Hand, 1485
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Die sie gerne nahmen: denen wurden sie gesandt.
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Da schmückten mit Gewanden so reich die Gäste sich,
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Wie es Königsboten herrlich stand und wonniglich.
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Da gieng mit Urlaube hin, wo der König saß 1486
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Etzels Ingesinde: gerne sah man das.
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Herr Hagen gleich den Boten vom Sitz entgegen sprang,
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Sie freundlich zu begrüßen: des sagten ihm die Knappen Dank.
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Da hub er um die Kunde sie zu befragen an, 1487
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Wie Etzel sich gehabe und Die ihm unterthan.
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Da sprach der Fiedelspieler: "Nie beßer stands im Land,
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Das Volk war niemals froher, das sei euch wahrlich bekannt."
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Er führte sie dem Wirthe zu; der Königssaal war voll: 1488
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Da empfieng man die Gäste, wie man immer soll
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Boten freundlich grüßen in andrer Könge Land.
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Werbel der Recken viel bei König Gunthern fand.
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Der König wohlgezogen zu grüßen sie begann: 1489
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"Willkommen, beide Fiedler, die Etzeln unterthan,
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Mit euern Heergesellen: wozu hat euch gesandt
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Etzel der reiche zu der Burgunden Land?"
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Sie neigten sich dem König. Da sprach Werbelein: 1490
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"Euch entbietet seine Dienste der liebe Herre mein
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Und Kriemhild eure Schwester hieher in dieses Land:
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Sie haben uns euch Recken auf gute Treue gesandt."
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Da sprach der reiche König: "Der Märe bin ich froh. 1491
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Wie gehabt sich Etzel," der Degen fragte so,
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"Und Kriemhild meine Schwester in der Heunen Land?"
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Da sprach der Fiedelspieler: "Das mach ich gern euch bekannt.
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"Beßer wohl gehabten sich Könge nirgend mehr 1492
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Und fröhlicher, das wißet, als die Fürsten hehr
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Und ihre Degen alle, Freund und Untertan.
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Sie freuten sich der Reise, da wir schieden hindann,"
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"Nun Dank ihm für die Dienste, die er mir entbeut, 1493
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Ihm und meiner Schwester: gern erfahr ich heut,
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Daß sie in Freuden leben, der König und sein Lehn;
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Meine Frage war nach ihnen in großen Sorgen geschehn."
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Die beiden jungen Könige waren auch gekommen, 1494
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Die hatten diese Märe eben erst vernommen.
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Geiselher der junge die Boten gerne sah
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Aus Liebe zu der Schwester; gar minniglich sprach er da:
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"Ihr Boten sollt uns beide hochwillkommen sein; 1495
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Kämet ihr geritten nur öfter an den Rhein,
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Ihr fändet hier der Freunde, die ihr gerne möchtet sehn.
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Euch sollte hier zu Lande wenig Leides geschehn."
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"Wir versehn uns alles Guten zu euch," sprach Schwemmelein; 1496
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"Ich könnt euch nicht bedeuten mit den Worten mein,
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Wie minnigliche Grüße euch Etzel hat gesandt
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Und eure edle Schwester, die da in hohen Ehren stand.
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"An eure Lieb und Treue mahnt euch die Königin 1497
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Und daß ihr stäts gewogen war euer Herz und Sinn.
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Zuvörderst euch, Herr König, sind wir hieher gesandt,
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Daß ihr geruht zu reiten zu ihnen in der Heunen Land.
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"Es soll auch mit euch reiten euer Bruder Gernot. 1498
|
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Etzel der reiche euch Allen das entbot,
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Wenn ihr nicht kommen wolltet, eure Schwester sehn,
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So möcht er doch wohl wißen, was euch von ihm war geschehn,
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"Daß ihr ihn also meidet und auch sein Reich und Land. 1499
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Wär euch auch die Königin fremd und unbekannt,
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So möcht er selbst verdienen, ihr kämet ihn zu sehn:
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Wenn ihr das leisten wolltet, so wär ihm Liebes geschehn."
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Da sprach der König Gunther: "Nach der siebten Nacht 1500
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Will ich euch bescheiden, wes ich mich bedacht
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Hab im Rath der Freunde; geht derweilen hin
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Zu eurer Herberge und findet gute Ruh darin."
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Da sprach wieder Werbel: "Könnt es nicht geschehn, 1501
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Daß wir unsre Fraue, die reiche Ute, sehn,
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Eh wir müden Degen fragten nach der Ruh?"
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Da sprach wohlgezogen der edle Geiselher dazu:
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"Das soll euch Niemand wehren; wollt ihr vor sie gehn, 1502
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So ist auch meiner Mutter Will und Wunsch geschehn,
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Denn sie sieht euch gerne um die Schwester mein,
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Frau Kriemhilde: ihr sollt ihr willkommen sein."
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Geiselher sie brachte hin, wo er Uten fand. 1503
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Die sah die Boten gerne aus der Heunen Land
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Und empfieng sie freundlich mit wohlgezognem Muth.
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Da sagten ihr die Märe die Boten höfisch und gut.
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"Meine Frau läßt euch entbieten," sprach da Schwemmelein, 1504
|
|
"Dienst und stäte Treue, und wenn es möchte sein,
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|
Daß sie euch öfter sähe, so glaubet sicherlich,
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|
Wohl keine andre Freude auf Erden wünschte sie sich."
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Da sprach die Königin Ute: "Dass kann nun nicht sein. 1505
|
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So gern ich öfter sähe die liebe Tochter mein,
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So wohnt zu fern uns leider die edle Königin:
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Nun geh ihr immer selig die Zeit mit Etzeln dahin.
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"Ihr sollt mich wißen laßen, eh ihr von hinnen müßt, 1506
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Wenn ihr reiten wollet; ich sah in langer Frist
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Boten nicht so gerne, als ich euch gesehn."
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Da gelobten ihr die Knappen, ihr Wille solle geschehn.
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Zu den Herbergen giengen Die von Heunenland. 1507
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Der reiche König hatte die Freunde nun besandt.
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Gunther der edle fragte Mann für Mann,
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Was sie darüber dächten? Wohl Manche huben da an,
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Er möge wohl reiten in König Etzels Land. 1508
|
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Das riethen ihm die Besten, die er darunter fand.
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Hagen nur alleine, dem war es grimmig leid.
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|
Zum König sprach er heimlich: "Mit euch selbst seid ihr im Streit.
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Ihr habt doch nicht vergeßen, was ihr von uns geschehn: 1509
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|
Vor Kriemhilden müßen wir stäts in Sorge stehn.
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Ich schlug ihr zu Tode den Mann mit meiner Hand:
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Wie dürften wir wohl reiten hin in König Etzels Land?"
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Da sprach der reiche König: "Meiner Schwester Zürnen schwand. 1510
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Mit minniglichem Kusse, eh sie verließ dieß Land,
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Hat sie uns verziehen, was wir an ihr gethan,
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Es wäre denn, sie stände bei euch, Herr Hagen, noch an."
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"Nun laßt euch nicht betrügen," sprach Hagen, "was auch sagen 1511
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Diese Heunenboten: wollt ihrs mit Kriemhild wagen,
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Da verliert ihr zu der Ehre Leben leicht und Leib:
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Sie weiß wohl nachzutragen, dem König Etzel sein Weib!"
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Da sprach vor dem Rathe der König Gernot: 1512
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"Ihr mögt aus guten Gründen fürchten dort den Tod
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In heunischen Reichen; ständen wir drum an
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Und mieden unsre Schwester, das wär übel gethan."
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Da sprach zu dem Degen der junge Geiselher: 1513
|
|
"Da ihr euch, Freund Hagen, schuldig wißt so sehr,
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|
So bleibt hier im Lande, euer Heil zu weisen;
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|
Nur laßt, die sichs getrauen, mit uns zu den Heunen fahren."
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Darob begann zu zürnen von Tronje der Held: 1514
|
|
"Ich will nicht, daß euch Jemand sei bei der Fahrt gesellt,
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|
Der an den Hof zu reiten sich mehr getraut als ich:
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|
Wollt ihrs nicht bleiben laßen, ich beweis' es euch sicherlich."
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Da sprach der Küchenmeister Rumold der Degen: 1515
|
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"Der Heimischen und Fremden mögt ihr zu Hause pflegen
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|
Nach euerm Wohlgefallen: da habt ihr vollen Rath;
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Ich glaube nicht, daß Hagen euch noch je vergeiselt hat.
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|
"Wollt ihr nicht Hagen folgen, so räth euch Rumold, 1516
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Der ich euch dienstlich gewogen bin und hold,
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Daß ihr im Lande bleibet nach dem Willen mein
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Und laßt den König Etzel dort bei Kriemhilden sein.
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"Wo könntet ihr auf Erden so gut als hier gedeihn? 1517
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Ihr mögt vor euern Feinden daheim geborgen sein,
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Ihr sollt mit guten Kleidern zieren euern Leib,
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|
Des besten Weines trinken und minnen manches schöne Weib.
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|
"Dazu giebt man euch Speise, so gut sie in der Welt 1518
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|
Ein König mag gewinnen. Euer Land ist wohl bestellt:
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Der Hochzeit Etzels mögt ihr euch mit Ehren wohl begeben
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Und hier mit euern Freunden in guter Kurzweile leben.
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"Und hättet ihr nichts Anderes davon zu zehren hier, 1519
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Ich gab euch Eine Speise die Fülle für und für,
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In Oel gesottne Schnitten. Das ist, was Rumold räth,
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Da es gar so ängstlich, ihr Herrn, dort bei den Heunen steht.
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|
"Hold wird euch Frau Kriemhild doch nimmer, glaubet mir; 1520
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Auch habt ihr und Hagen es nicht verdient an ihr.
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Und wollt ihr nicht verbleiben, wer weiß, wie ihrs beklagt:
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Ihr werdets noch erkennen, ich hab euch Wahrheit gesagt.
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|
"Drum rath ich euch zu bleiben. Reich ist euer Land: 1521
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|
Ihr könnt hier beßer lösen, was ihr gabt zu Pfand,
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|
Als dort bei den Heunen: wer weiß, wie es da steht?
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|
Verbleibt hier, ihr Herren: das ist, was Rumold euch rath."
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"Wir wollen nun nicht bleiben," sprach da Gernot. 1522
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"Da es meine Schwester so freundlich uns entbot
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Und Etzel der reiche, was führen wir nicht hin?
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Die nicht mit uns wollen, mögen bleiben immerhin."
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"In Treuen," sprach da Rumold, "ich will der Eine sein, 1523
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|
Der um Etzels Hofgelag kommt nimmer überrhein.
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Wie setzt' ich wohl das Beßre aufs Spiel, das ich gewann?
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Ich will mich selbst so lange am Leben laßen, als ich kann."
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"So denk ichs auch zu reiten," sprach Ortwein der Degen: 1524
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|
"Ich will der Geschäfte zu Hause mit euch pflegen."
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|
Da sprachen ihrer Viele, sie wollten auch nicht fahren:
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|
"Gott woll euch, liebe Herren, bei den Heunen wohl bewahren."
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|
Der König Gunther zürnte, als er ward gewahr, 1525
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|
Sie wollten dort verbleiben, der Ruhe willen zwar:
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|
"Wir wollens drum nicht laßen, wir müßen an die Fahrt;
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|
Der waltet guter Sinne, der sich allezeit bewahrt."
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|
Zur Antwort gab da Hagen: "Laßt euch zum Verdruß 1526
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|
Meine Rede nicht gereichen: was auch geschehen muß,
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|
Das rath ich euch in Treuen, wenn ihr euch gern bewahrt,
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|
Daß ihr nur wohlgerüstet zu dem Heunenlande fahrt.
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"Wenn ihrs euch unterwindet, so entbietet euer Heer, 1527
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Die Besten, die ihr findet und irgend wißt umher,
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|
Aus ihnen Allen wähl ich dann tausend Ritter gut:
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So mag euch nicht gefährden der argen Kriemhilde Muth."
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"Dem Rathe will ich folgen," sprach der König gleich. 1528
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Da sandt er seine Boten umher in seinem Reich.
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Bald brachte man der Helden dreitausend oder mehr.
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Sie dachten nicht zu finden so großes Leid und Beschwer.
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Sie ritten hohes Muthes durch König Gunthers Land. 1529
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Sie verhießen Allen Ross' und Gewand,
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Die ihnen geben wollten zum Heunenland Geleit.
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Da fand viel gute Ritter der König zu der Fahrt bereit.
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Da ließ von Tronje Hagen Dankwart den Bruder sein 1530
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Achtzig ihrer Recken führen an den Rhein.
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Sie kamen stolz gezogen; Harnisch und Gewand
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Brachten viel die schnellen König Gunthern in das Land.
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Da kam der kühne Volker, ein edler Spielmann, 1531
|
|
Mit dreißig seiner Degen zu der Fahrt heran.
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|
Ihr Gewand war herrlich, ein König mocht es tragen.
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Er wollte zu den Heunen, ließ er dem Könige sagen.
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Wer Volker sei gewesen, das sei euch kund gethan. 1532
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Es war ein edler Herre; ihm waren unterthan
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Viel der guten Recken in Burgundenland;
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Weil er fiedeln konnte, war er der Spielmann genannt.
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Hagen wählte tausend, die waren ihm bekannt; 1533
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Was sie in starken Stürmen gefrommt mit ihrer Hand
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Und sonst begangen hatten, das hatt er oft gesehn:
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Auch alle Andern musten ihnen Ehre zugestehn.
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Die Boten Kriemhildens der Aufenthalt verdroß; 1534
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Die Furcht vor ihrem Herren war gewaltig groß:
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Sie hielten alle Tage um den Urlaub an.
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Den gönnt' ihnen Hagen nicht: das ward aus Vorsicht gethan.
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Er sprach zu seinem Herren: "Wir wollen uns bewahren, 1535
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Daß wir sie reiten laßen, bevor wir selber fahren
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Sieben Tage später in König Etzels Land:
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Trägt man uns argen Willen, das wird so beßer gewandt.
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"So mag sich auch Frau Kriemhild bereiten nicht dazu, 1536
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Daß uns nach ihrem Rathe Jemand Schaden thu.
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Will sie es doch versuchen, so fährt sie übel an:
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Wir führen zu den Herren manchen auserwählten Mann."
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Die Sättel und die Schilde und all ihr Gewand, 1537
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Das sie führen wollten in König Etzels Land,
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War nun bereit und fertig für manchen kühnen Mann.
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Etzels Spielleute rief man zu Gunthern heran.
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Da die Boten kamen, begann Herr Gernot: 1538
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"Der König will leisten, was Etzel uns entbot.
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Wir wollen gerne kommen zu seiner Lustbarkeit
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Und unsre Schwester sehen; daß ihr des außer Zweifel seid."
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Da sprach der König Gunther: "Wißt ihr uns zu sagen, 1539
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Wann das Fest beginnt, oder zu welchen Tagen
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Wir erwartet werden?" Da sprach Schwemmelein:
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"Zur nächsten Sonnenwende da soll es in Wahrheit sein."
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Der König erlaubte das, war noch nicht geschehn, 1540
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Wenn sie Frau Brunhilden wünschten noch zu sehn,
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Daß sie mit seinem Willen sprächen bei ihr an.
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Dem widerstrebte Volker: da war ihr Liebes gethan.
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"Es ist ja Frau Brunhild nun nicht so wohlgemuth, 1541
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Daß ihr sie schauen möchtet," sprach der Ritter gut.
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"Wartet bis morgen, so läßt man sie euch sehn."
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Sie wähnten sie zu schauen, da konnt es doch nicht geschehn.
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Da ließ der reiche König, er war den Boten hold, 1542
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Aus eigner hoher Milde daher von seinem Gold
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Auf breiten Schilden bringen; wohl war er reich daran.
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Ihnen ward auch reiche Schenkung von seinen Freunden gethan.
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Geiselher und Gernot, Gere und Ortewein, 1543
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Wie sie auch milde waren, das leuchtete wohl ein:
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So reiche Gaben boten sie den Boten an,
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Daß sie's vor ihrem Herren nicht getrauten zu empfahn.
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Da sprach zu dem König der Bote Werbelein: 1544
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"Herr König, laßt die Gaben nur hier im Lande sein.
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Wir könnens nicht verführen, weil uns der Herr verbot,
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Daß wir Geschenke nähmen: auch thut es uns wenig Noth."
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Da ward der Vogt vom Rheine darüber ungemuth, 1545
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Daß sie verschmähen wollten so reichen Königs Gut.
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Da musten sie empfahen sein Gold und sein Gewand,
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Daß sie es mit sich führten heim in König Etzels Land.
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Sie wollten Ute schauen vor ihrer Wiederkehr. 1546
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Die Spielleute brachte der junge Geiselher
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Zu Hof vor seine Mutter; sie entbot der Königin,
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Wenn man ihr Ehre biete, so bedünk es sie Gewinn.
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Da ließ die Königswitwe ihre Borten und ihr Gold 1547
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Vertheilen um Kriemhildens, denn der war sie hold,
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Und König Etzels Willen an das Botenpaar.
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Sie mochtens wohl empfahen: getreulich bot sie es dar.
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Urlaub genommen hatten nun von Weib und Mann 1548
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Die Boten Kriemhildens; sie fuhren froh hindann
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Bis zum Schwabenlande: dahin ließ Gernot
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Seine Helden sie begleiten, daß sie nirgend litten Noth.
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Als die von ihnen schieden, die sie sollten pflegen, 1549
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Gab ihnen Etzels Herschaft Frieden auf den Wegen,
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Daß ihnen Niemand raubte ihr Ross noch ihr Gewand.
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Sie ritten sehr in Eile wieder in der Heunen Land.
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Wo sie Freunde wusten, da machten sie es kund, 1550
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In wenig Tagen kämen die Helden von Burgund
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Vom Rhein hergezogen in der Heunen Land.
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Pilgerin, dem Bischof, ward auch die Märe bekannt.
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Als sie vor Bechlaren die Straße niederzogen, 1551
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Da ward um die Märe Rüdger nicht betrogen,
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Noch Frau Gotelinde, die Markgräfin hehr.
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Daß sie sie schauen sollten, des freuten beide sich sehr.
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Die Spielleute spornten die Rosse mächtig an. 1552
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Sie sanden König Etzeln in seiner Stadt zu Gran,
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Gruß über Grüße, die man ihm her entbot,
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Brachten sie dem Könige: vor Liebe ward er freudenroth.
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Als Kriemhild der Königin die Märe ward bekannt, 1553
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Ihre Brüder wollten kommen in ihr Land,
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Da ward ihr wohl zu Muthe: sie gab den Boten Lohn
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Mit reichlichen Geschenken; sie hatte Ehre davon.
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Sie sprach: "Nun sagt mir beide, Werbel und Schwemmelein, 1554
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Wer will von meinen Freunden beim Hofgelage sein,
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Von den höchsten, die wir luden hieher in dieses Land?
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Sagt an, was sprach wohl Hagen, als ihm die Mähre ward bekannt?"
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"Er kam zu ihrem Rathe an einem Morgen fruh; 1555
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Wenig gute Sprüche redet' er dazu,
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Als sie die Fahrt gelobten nach dem Heunenland:
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Die hat der grimme Hagen die Todesreise genannt.
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"Es kommen eure Brüder, die Könge alle drei, 1556
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In herrlichem Muthe. Wer mehr mit ihnen sei,
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Darüber ich des Weitern euch nicht bescheiden kann.
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Es will mit ihnen reiten Volker der kühne Fiedelmann."
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"Des mag ich leicht entbehren," sprach die Königin, 1557
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"Daß ich auch Volkern sähe her zu Hofe ziehn;
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Hagen bin ich gewogen, der ist ein Degen gut:
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Daß wir ihn schauen sollen, des hab ich fröhlichen Muth."
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Hin gieng die Königstochter, wo sie den König sah. 1558
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Wie ininnigliche Worte sprach Frau Kriemhild da:
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"Wie gefallen euch die Mären, viel lieber Herre mein?
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Wes mich je verlangte, das soll nun bald vollendet sein."
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"Dein Will ist meine Freude," der König sprach da so: 1559
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"Ich wär der eignen Freunde nicht so von Herzen froh,
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Wenn sie kommen sollten hieher in unser Land.
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Durch deiner Freunde Liebe viel meiner Sorge verschwand."
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Des Königs Amtleute befahlen überall 1560
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Mit Gestühl zu schmücken Pallas und Saal
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Für die lieben Gäste, die da sollten kommen.
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Durch die ward bald dem König viel hoher Freude benommen.
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* * * * *
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Fünfundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie die Könige zu den Heunen fuhren.
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Wie man dort gebarte, vernahmt ihr nun genug. 1561
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Wohl kamen nie gefahren in solchem stolzen Zug
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So hochgemuthe Degen in eines Königs Land;
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Sie hatten, was sie wollten, beides, Waffen und Gewand.
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Der Vogt vom Rheine kleidete aus seinem Heergeleit 1562
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Der Degen tausend sechzig, so gab man uns Bescheid,
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Und neuntausend Knechte zu dem Hofgelag;
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Die sie zu Hause ließen, beweinten es wohl hernach.
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Da trug man ihr Geräthe zu Worms übern Hof. 1563
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Wohl sprach da von Speier ein alter Bischof
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Zu der schönen Ute: "Unsre Freunde wollen fahren
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Zu dem Gastgebote: möge Gott sie da bewahren."
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Da sprach zu ihren Söhnen Ute, die Fraue gut: 1564
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"Ihr solltet hier verbleiben, Helden hochgemuth.
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Geträumt hat mir heute von ängstlicher Noth,
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Wie all das Gevögel in diesem Lande wäre todt."
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"Wer sich an Träume wendet," sprach dawider Hagen, 1565
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"Der weiß noch die rechte Kunde nicht zu sagen,
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Wie es mög am Besten um seine Ehre stehn:
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Es mag mein Herr nur immer mit Urlaub hin zu Hofe gehn.
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"Wir wollen gerne reiten in König Etzels Land: 1566
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Da mag wohl Köngen dienen guter Helden Hand,
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So wir da schauen sollen Kriemhildens Hochzeit."
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Hagen rieth die Reise; doch ward es später ihm leid.
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Er hätt es widerrathen, nur daß Gernot 1567
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Mit ungefügen Reden ihm Spott entgegenbot.
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Er mahnt' ihn an Siegfried, Frau Kriemhildens Mann:
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Er sprach: "Darum steht Hagen die große Reise nicht an."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Nicht Furcht ist's, daß ich's thu. 1568
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Gebietet ihr es, Helden, so greift immer zu:
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Gern will ich mit euch reiten in König Etzels Land."
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Bald ward von ihm zerhauen mancher Helm und Schildesrand.
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Die Schiffe standen fertig zu fahren überrhein; 1569
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Was sie an Kleidern hatten, trugen sie darein.
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Sie fanden viel zu schaffen bis zur Abendzeit;
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Sie huben sich von Hause zur Reise freudig bereit.
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Sie schlugen auf im Grase sich Hütten und Gezelt 1570
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Jenseits des Rheines, wo das Lager war bestellt.
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Da bat noch zu verweilen Gunthern sein schönes Weib;
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Sie herzte nachts noch einmal des Mannes waidlichen Leib.
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Flöten und Posaunen erschollen morgens fruh 1571
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Den Aufbruch anzukündigen: da griff man bald dazu.
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Wem Liebes lag im Arme, herzte des Freundes Leib;
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Mit Leid trennte Viele des König Etzel Weib.
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Der schönen Ute Söhne die hatten einen Mann, 1572
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Der kühn war und bieder; als man die Fahrt begann,
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Sprach er zu dem Könige geheim nach seinem Muth.
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Er sprach: "Ich muß wohl trauern, daß ihr die Hofreise thut."
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Er war geheißen Rumold, ein Degen auserkannt. 1573
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Er sprach: "Wem wollt ihr laßen Leute nun und Land?
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Daß Niemand doch euch Recken wenden mag den Muth!
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Die Mären Kriemhildens dauchten mich niemals gut."
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"Das Land sei dir befohlen und auch mein Söhnelein; 1574
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Und diene wohl den Frauen: das ist der Wille mein.
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Wen du weinen siehest, dem tröste Herz und Sinn;
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Es wird uns nichts zu Leide Kriemhild thun, die Königin."
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Eh man schied von dannen, berieth der König hehr 1575
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Sich mit den höchsten Mannen; er ließ nicht ohne Wehr
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Das Land und die Burgen: die ihrer sollten pflegen,
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Zum Schutze ließ er denen manchen auserwählten Degen.
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Die Rosse standen aufgezäumt den Mannen wie den Herrn: 1576
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Mit minniglichem Kusse zog da Mancher fern,
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Dem noch in hohem Muthe lebte Seel und Leib;
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Das muste bald beweinen manches waidliche Weib.
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Wehruf und Weinen hörte man genug; 1577
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Auf dem Arm die Königin ihr Kind dem König trug:
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"Wie wollt ihr so verwaisen uns beide auf ein Mal?
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Verbleibet uns zu Liebe," sprach sein jammerreich Gemahl.
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"Frau, ihr sollt nicht weinen um den Willen mein, 1578
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Ihr mögt hier ohne Sorgen in hohem Muthe sein:
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Wir kommen bald euch wieder mit Freuden wohl gesund."
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Sie schieden von den Freunden minniglich zur selben Stund.
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Als man die schnellen Recken sah zu den Rossen gehn, 1579
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Fand man viel der Frauen in hoher Trauer stehn.
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Daß sie auf ewig schieden, sagt' ihnen wohl der Muth:
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Zu großem Schaden kommen, das thut Niemanden gut.
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Die schnellen Burgunden begannen ihren Zug. 1580
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Da ward in dem Lande das Treiben groß genug;
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Beiderseits des Rheines weinte Weib und Mann.
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Wie auch das Volk gebarte, sie fuhren fröhlich hindann.
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Niblungens Helden zogen mit ihnen aus 1581
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In tausend Halsbergen: die hatten dort zu Haus
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Viel schöne Fraun gelaßen und sahn sie nimmermehr.
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Siegfriedens Wunden die schmerzten Kriemhilden sehr.
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Nur schwach in jenen Zeiten war der Glaube noch: 1582
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Es sang ihnen Messe ein Kaplan jedoch:
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Der kam gesund zurücke, obwohl aus großer Noth;
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Die andern blieben alle dort im Heunenlande todt.
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Da lenkten mit der Reise auf den Mainstrom an 1583
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Hinauf durch Ostfranken Die Gunthern unterthan.
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Hagen war ihr Führer, der war da wohlbekannt.
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Ihr Marschall war Dankwart, der Held von Burgundenland.
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Da sie von Ostfranken durch Schwalefelde ritten, 1584
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Da konnte man sie kennen an den herrlichen Sitten,
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Die Fürsten und die Freunde, die Helden lobesam.
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An dem zwölften Morgen der König an die Donau kam.
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Da ritt von Tronje Hagen den andern all zuvor: 1585
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Er hielt den Nibelungen zumal den Muth empor.
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Bald sprang der kühne Degen nieder auf den Strand,
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Wo er sein Ross in Eile fest an einem Baume band.
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Die Flut war ausgetreten, die Schifflein verborgen: 1586
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Die Nibelungen kamen da in große Sorgen,
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Wie sie hinüber sollten: das Wasser war zu breit.
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Da schwang sich zur Erde mancher Ritter allbereit.
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"Uebel," sprach da Hagen, "mag dir wohl hier geschehn, 1587
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König an dem Rheine; du magst es selber sehn:
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Das Wasser ist ergoßen, zu stark ist seine Flut:
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Ich fürchte, wir verlieren noch heute manchen Recken gut."
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"Hagen, was verweist ihr mir?" sprach der König hehr, 1588
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"Um eurer Hofzucht willen erschreckt uns nicht noch mehr.
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Ihr sollt die Furt uns suchen hinüber an das Land,
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|
Daß wir von hinnen bringen beides, Ross' und Gewand."
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"Mir ist ja noch," sprach Hagen, "mein Leben nicht so leid, 1589
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Daß ich mich möcht ertränken in diesen Wellen breit:
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Erst soll von meinen Händen ersterben mancher Mann
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In König Etzels Landen, wozu ich gute Lust gewann.
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"Bleibet bei dem Wasser, ihr stolzen Ritter gut. 1590
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So geh ich und suche die Fergen bei der Flut,
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Die uns hinüber bringen in Gelfratens Land."
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Da nahm der kühne Hagen seinen festen Schildesrand.
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Er war wohl bewaffnet: den Schild er bei sich trug; 1591
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Sein Helm war aufgebunden und glänzte hell genug.
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Ueberm Harnisch führt' er eine breite Waffe mit,
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Die an beiden Schärfen aufs allergrimmigste schnitt.
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Er suchte hin und wieder nach einem Schiffersmann. 1592
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Da hört' er Wasser rauschen; zu lauschen hub er an.
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In einem schönen Brunnen that das manch weises Weib:
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Die gedachten da im Bade sich zu kühlen den Leib.
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Hagen ward ihrer inne, da schlich er leis heran; 1593
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Sie eilten schnell von hinnen, als sie den Helden sahn.
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Daß sie ihm entrannen, des freuten sie sich sehr.
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Da nahm er ihre Kleider und schadet' ihnen nicht mehr.
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Da sprach das eine Meerweib, Hadburg war sie genannt: 1594
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"Hagen, edler Ritter, wir machen euch bekannt,
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Wenn ihr uns dagegen die Kleider wiedergebt,
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Was ihr auf dieser Reise bei den Heunen erlebt."
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Sie schwammen wie die Vögel schwebend auf der Flut. 1595
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Da daucht ihn ihr Wißen von den Dingen gut:
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So glaubt' er um so lieber, was sie ihm wollten sagen.
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Sie beschieden ihn darüber, was er begann sie zu fragen.
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Sie sprach: "Ihr mögt wohl reiten in König Etzels Land: 1596
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Ich setz euch meine Treue dafür zum Unterpfand:
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Niemals fuhren Helden noch in ein fremdes Reich
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Zu so hohen Ehren: in Wahrheit, ich sag es euch."
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Der Rede war da Hagen im Herzen froh und hehr! 1597
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Die Kleider gab man ihnen und säumte sich nicht mehr.
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Als sie umgezogen ihr wunderbar Gewand,
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Vernahm er erst die Wahrheit von der Fahrt in Etzels Land.
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Da sprach das andre Meerweib mit Namen Siegelind: 1598
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"Ich will dich warnen, Hagen, Aldrianens Kind.
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Meine Muhme hat dich der Kleider halb belogen:
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Und kommst du zu den Heunen, so bist du übel betrogen.
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"Wieder umzukehren, wohl wär es an der Zeit, 1599
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Dieweil ihr kühnen Helden also geladen seid,
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Daß ihr müßt ersterben in der Heunen Land:
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Wer da hinreitet, der hat den Tod an der Hand."
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Da sprach aber Hagen: "Ihr trügt mich ohne Noth: 1600
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Wie sollte das sich fügen, daß wir alle todt
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Blieben bei dem Hofgelag durch Jemandes Groll?"
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Da sagten sie dem Degen die Märe deutlich und voll.
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Da sprach die Eine wieder: "Es muß nun so geschehn, 1601
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Keiner wird von euch allen die Heimat wiedersehn
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Als der Kaplan des Königs: das ist uns wohlbekannt,
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Der kommt geborgen wieder heim in König Gunthers Land."
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Ingrimmen Muthes sprach der kühne Hagen: 1602
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"Das ließen meine Herren schwerlich sich sagen,
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Wir verlören bei den Heunen Leben all und Leib;
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Nun zeig uns übers Wasser, allerweisestes Weib."
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Sie sprach: "Willst du nicht anders und soll die Fahrt geschehn, 1603
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So siehst du überm Wasser eine Herberge stehn:
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Darin ist ein Ferge und sonst nicht nah noch fern."
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|
Weiter nachzufragen, des begab er nun sich gern.
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Dem unmuthsvollen Recken rief noch die Eine nach: 1604
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"Nun wartet, Herr Hagen, euch ist auch gar zu jach;
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Vernehmt noch erst die Kunde, wie ihr kommt durchs Land.
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Der Herr dieser Marke der ist Else genannt.
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"Sein Bruder ist geheißen Gelfrat der Held, 1605
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Ein Herr im Baierlande: nicht so leicht es hält,
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Wollt ihr durch seine Marke: ihr mögt euch wohl bewahren
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Und sollt auch mit dem Fergen gar bescheidentlich verfahren.
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"Der ist so grimmes Muthes, er läßt euch nicht gedeihn, 1606
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Wollt ihr nicht verständig bei dem Helden sein.
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Soll er euch überholen, so bietet ihm den Sold;
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Er hütet dieses Landes und ist Gelfraten hold.
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"Und kommt er nicht bei Zeiten, so ruft über Flut 1607
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Und sagt, ihr heißet Amelrich; das war ein Degen gut,
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Der seiner Feinde willen räumte dieses Land:
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So wird der Fährmann kommen, wird ihm der Name genannt."
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Der übermüthge Hagen dankte den Frauen hehr 1608
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Des Raths und der Lehre; kein Wörtlein sprach er mehr.
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Dann gieng er bei dem Wasser hinauf an dem Strand,
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Wo er auf jener Seite eine Herberge fand.
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Laut begann zu rufen der Degen über Flut: 1609
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|
"Nun hol mich über, Ferge," sprach der Degen gut,
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"So geb ich dir zum Lohne eine Spange goldesroth;
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Mir thut das Ueberfahren, das wiße, wahrhaftig Noth."
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Es brauchte nicht zu dienen der reiche Schiffersmann, 1610
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Lohn nahm er selten von Jemandem an;
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Auch waren seine Knechte zumal von stolzem Muth.
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Noch immer stand Hagen dießseits allein bei der Flut.
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Da rief er so gewaltig, der ganze Strom erscholl 1611
|
|
Von des Helden Stärke, die war so groß und voll:
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|
"Mich Amelrich hol über; ich bin es, Elses Mann,
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|
Der vor starker Feindschaft aus diesen Landen entrann."
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Hoch an seinem Schwerte er ihm die Spange bot, 1612
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Die war schön und glänzte von lichtem Golde roth,
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|
Daß er ihn überbrächte in Gelfratens Land.
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|
Der übermüthge Ferge nahm selbst das Ruder an die Hand.
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Auch hatte dieser Ferge habsüchtgen Sinn: 1613
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|
Die Gier nach großem Gute bringt endlich Ungewinn;
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|
Er dachte zu verdienen Hagens Gold so roth,
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Da litt er von dem Degen hier den schwertgrimmen Tod.
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Der Ferge zog gewaltig hinüber an den Strand. 1614
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Welcher ihm genannt war, als er den nicht fand,
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|
Da hub er an zu zürnen: als er Hagen sah,
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|
Mit grimmem Ungestüme zu dem Helden sprach er da:
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"Ihr mögt wohl sein geheißen mit Namen Amelrich; 1615
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|
Doch seht ihr dem nicht ähnlich, des ich versehen mich.
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Von Vater und von Mutter war er der Bruder mein:
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|
Nun ihr mich betrogen habt, so müßt ihr dießhalben sein."
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"Nein! um Gotteswillen," sprach Hagen dagegen. 1616
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"Ich bin ein fremder Recke, besorgt um andre Degen.
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|
So nehmet denn freundlich hin meinen Sold
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Und fahrt uns hinüber: ich bin euch wahrhaftig hold."
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Da sprach der Ferge wieder: "Das kann einmal nicht sein. 1617
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Viel der Feinde haben die lieben Herren mein.
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Drum fahr ich keinen Fremden hinüber in ihr Land:
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Wenn euch das Leben lieb ist, so tretet aus an den Strand."
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"Das thu ich nicht," sprach Hagen, "traurig ist mein Muth. 1618
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Nehmt zum Gedächtniß die goldne Spange gut
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Und fahrt uns über, tausend Ross' und auch so manchen Mann."
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Da sprach der grimme Ferge: "Das wird nimmer gethan."
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Er hob ein starkes Ruder, mächtig und breit, 1619
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Und schlug es auf Hagen (es ward ihm später leid),
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Daß er im Schiffe nieder strauchelt' auf die Knie.
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Solchen grimmen Fergen fand der von Tronje noch nie.
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Noch stärker zu erzürnen den kühnen Fremdling, schwang 1620
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Er seine Ruderstange, daß sie gar zersprang,
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Auf das Haupt dem Hagen; er war ein starker Mann:
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Davon Elses Ferge bald großen Schaden gewann.
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Mit grimmigem Muthe griff Hagen gleich zur Hand 1621
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Zur Seite nach der Scheide, wo er ein Waffen fand:
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Er schlug das Haupt ihm nieder und warf es auf den Grund.
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|
Bald wurden diese Mären den stolzen Burgunden kund.
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Im selben Augenblicke, als er den Fährmann schlug, 1622
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Glitt das Schiff zur Strömung; das war ihm leid genug.
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Eh er es richten konnte, fiel ihn Ermüdung an:
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Da zog am Ruder kräftig König Gunthers Unterthan.
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Er versucht' es umzukehren mit manchem schnellen Schlag, 1623
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Bis ihm das starke Ruder in der Hand zerbrach.
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Er wollte zu den Recken sich wenden an den Strand;
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Da hatt er keines weiter: wie bald er es zusammen band
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Mit seinem Schildriemen, einer Borte schmal. 1624
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|
Hin zu einem Walde wandt er das Schiff zu Thal.
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Da fand er seinen Herren sein harren an dem Strand;
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Es giengen ihm entgegen viel der Degen auserkannt.
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Mit Gruß ihn wohl empfiengen die edeln Ritter gut: 1625
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Sie sahen in dem Schiffe rauchen noch das Blut
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Von einer starken Wunde, die er dem Fergen schlug:
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Darüber muste Hagen fragen hören genug.
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Als der König Gunther das heiße Blut ersah 1626
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In dem Schiffe schweben, wie bald sprach er da:
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"Wo ist denn, Herr Hagen, der Fährmann hingekommen?
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Eure starken Kräfte haben ihm wohl das Leben benommen."
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Da sprach er mit Verläugnen: "Als ich das Schifflein fand 1627
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Bei einer wilden Weide, da löst' es meine Hand.
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Ich habe keinen Fergen heute hier gesehn;
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Leid ist auch Niemand von meinen Händen geschehn."
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Da sprach von Burgunden der König Gernot: 1628
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"Heute muß ich bangen um lieber Freunde Tod,
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Da wir keinen Schiffmann hier am Strome sehn:
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Wie wir hinüber kommen, darob muß ich in Sorgen stehn."
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Laut rief da Hagen: "Legt auf den Boden her, 1629
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Ihr Knechte, das Geräthe: ich gedenke, daß ich mehr
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Der allerbeste Ferge war, den man am Rheine fand:
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Ich bring euch hinüber gar wohl in Gelfratens Land."
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Daß sie desto schneller kämen über Flut, 1630
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Trieb man hinein die Mähren; ihr Schwimmen ward so gut,
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Daß ihnen auch nicht eines der starke Strom benahm.
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Einige trieben ferner, als sie Ermüdung überkam.
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Sie trugen zu dem Schiffe ihr Gut und ihre Wehr, 1631
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Nun einmal ihre Reise nicht zu vermeiden mehr.
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Hagen fuhr sie über; da bracht er an den Strand
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Manchen zieren Recken in das unbekannte Land.
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Zum ersten fuhr er über tausend Ritter hehr 1632
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Und seine sechzig Degen; dann kamen ihrer mehr:
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Neuntausend Knechte, die bracht er an das Land.
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Des Tags war unmüßig des kühnen Tronejers Hand.
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Das Schiff war ungefüge, stark und weit genug: 1633
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Fünfhundert oder drüber es leicht auf einmal trug
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Ihres Volks mit Speise und Waffen über Flut:
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Am Ruder muste ziehen des Tages mancher Ritter gut.
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Da er sie wohlgeborgen über Flut gebracht, 1634
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Da war der fremden Märe der schnelle Held bedacht,
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Die ihm verkündet hatte das wilde Meerweib:
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Dem Kaplan des Königs gieng es da schier an Leben und Leib.
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Bei seinem Weihgeräthe er den Pfaffen fand, 1635
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Auf dem Heiligthume sich stützend mit der Hand:
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Das kam ihm nicht zu Gute, als Hagen ihn ersah;
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Der unglückselge Priester, viel Beschwerde litt er da.
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Er schwang ihn aus dem Schiffe mit jäher Gewalt. 1636
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Da riefen ihrer Viele: "Halt, Hagen, halt!"
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Geiselher der junge hub zu zürnen an;
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Er wollt es doch nicht laßen, bis er ihm Leides gethan.
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Da sprach von Burgunden der König Gernot: 1637
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"Was hilft euch wohl, Herr Hagen, des Kaplanes Tod?
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Thät dieß anders Jemand, es sollt ihm werden leid.
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Was verschuldete der Priester, daß ihr so wider ihn seid?"
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Der Pfaffe schwamm nach Kräften: er hoffte zu entgehn, 1638
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Wenn ihm nur Jemand hülfe: das konnte nicht geschehn,
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Denn der starke Hagen, gar zornig war sein Muth,
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Stieß ihn zu Grunde wieder; das dauchte Niemanden gut.
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Als der arme Pfaffe hier keine Hülfe sah, 1639
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Da wandt er sich ans Ufer; Beschwerde litt er da.
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Ob er nicht schwimmen konnte, doch half ihm Gottes Hand,
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Daß er wohlgeborgen hinwieder kam an den Strand.
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Da stand der arme Priester und schüttelte sein Kleid. 1640
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Daran erkannte Hagen, ihm habe Wahrheit,
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Unmeidliche, verkündet das wilde Meerweib.
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Er dachte: "Diese Degen verlieren Leben und Leib."
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Als sie das Schiff entladen und ans Gestad geschafft, 1641
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Was darauf beseßen der Könge Ritterschaft,
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Schlug Hagen es in Stücke und warf es in die Flut;
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Das wunderte gewaltig die Recken edel und gut.
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"Bruder, warum thut ihr das?" sprach da Dankwart, 1642
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"Wie sollen wir hinüber bei unsrer Wiederfahrt,
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Wenn wir von den Heunen reiten an den Rhein?"
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Hernach sagt' ihm Hagen, das könne nimmermehr sein.
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Da sprach der Held von Tronje: "Ich thats mit Wohlbedacht: 1643
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Haben wir einen Feigen in dieses Land gebracht,
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Der uns entrinnen möchte in seines Herzens Noth,
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Der muß an diesen Wogen leiden schmählichen Tod."
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Sie führten bei sich Einen aus Burgundenland, 1644
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Der ein gar behender Held und Volker ward genannt.
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Der redete da launig nach seinem kühnen Muth:
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Was Hagen je begangen, den Fiedler dauchte das gut.
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Als der Kaplan des Königs das Schiff zerschlagen sah, 1645
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Ueber das Wasser zu Hagen sprach er da:
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"Ihr Mörder ohne Treue, was hatt ich euch gethan,
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Daß mich unschuldgen Pfaffen eur Herz zu ertranken sann?"
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Zur Antwort gab ihm Hagen: "Die Rede laßt beiseit: 1646
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Mich kümmert, meiner Treue, daß ihr entkommen seid
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Hier von meinen Händen, das glaubt ohne Spott."
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Da sprach der arme Priester: "Dafür lob ich ewig Gott.
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"Ich fürcht euch nun wenig, des dürft ihr sicher sein: 1647
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Fahrt ihr zu den Heunen, so will ich über Rhein.
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Gott laß euch nimmer wieder nach dem Rheine kommen,
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Das wünsch ich euch von Herzen: schier das Leben habt ihr mir genommen."
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Da sprach König Gunther zu seinem Kapellan: 1648
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"Ich will euch alles büßen, was Hagen euch gethan
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Hat in seinem Zorne, komm ich an den Rhein
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Mit meinem Leben wieder: des sollt ihr außer Sorge sein.
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"Fahrt wieder heim zu Lande; es muß nun also sein. 1649
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Ich entbiete meine Grüße der lieben Frauen mein
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Und meinen andern Freunden, wie ich billig soll:
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Sagt ihnen liebe Märe, daß wir noch alle fuhren wohl."
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Die Rosse standen harrend, die Säumer wohl geladen; 1650
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Sie hatten auf der Reise bisher noch keinen Schaden
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Genommen, der sie schmerzte, als des Königs Kaplan:
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Der must auf seinen Füßen sich zum Rheine suchen Bahn.
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* * * * *
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Sechsundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Dankwart Gelfraten erschlug.
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Als sie nun alle waren gekommen an den Strand, 1651
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Da fragte König Gunther: "Wer soll uns durch das Land
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Die rechten Wege weisen, daß wir nicht irre gehn?"
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Da sprach der kühne Volker: "Laßt mich das Amt nur versehn."
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"Nun haltet an," sprach Hagen, "sei's Ritter oder Knecht: 1652
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Man soll Freunden folgen, das bedünkt mich recht.
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Eine ungefüge Märe mach ich euch bekannt:
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Wir kommen nimmer wieder heim in der Burgunden Land.
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"Das sagten mir zwei Meerfraun heute morgen fruh, 1653
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Wir kämen nimmer wieder. Nun rat ich, was man thu:
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Waffnet euch, ihr Helden, ihr sollt euch wohl bewahren:
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Wir finden starke Feinde und müßen drum wehrhaft fahren.
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"Ich wähnt auf Lug zu finden die weisen Meerfraun: 1654
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Sie sagten mir, nicht Einer werde wiederschaun
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Die Heimat von uns Allen bis auf den Kapellan;
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Drum hätt ich ihm so gerne heut den Tod angethan."
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Da flogen diese Mären von Schar zu Schar einher. 1655
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Bleich vor Schrecken wurden Degen kühn und hehr,
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Als sie die Sorge faßte vor dem herben Tod
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Auf dieser Hofreise: das schuf ihnen wahrlich Noth.
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Bei Möringen waren sie über Flut gekommen, 1656
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Wo dem Fährmann Elsen das Leben ward benommen.
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Da sprach Hagen wieder: "Da ich mir so gewann
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Unterwegs der Feinde, so greift man ehstens uns an.
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"Ich erschlug den Fährmann heute morgen fruh; 1657
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Sie wißen nun die Kunde. Drum eilt und greifet zu,
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Wenn Gelfrat und Elsen heute hier besteht
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Unser Ingesinde, daß es ihnen übel ergeht.
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"Sie sind gar kühn, ich weiß es, es wird gewiss geschehn. 1658
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Drum laßt nur die Rosse in sanftem Schritte gehn,
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Daß nicht Jemand wähne, wir flöhn vor ihrem Heer."
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"Dem Rathe will ich folgen," sprach der junge Geiselher.
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"Wer zeigt nun dem Gesinde die Wege durch das Land?" 1659
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Sie sprachen: "Das soll Volker: dem sind hie wohlbekannt
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Die Straßen und die Steige, dem stolzen Fiedelmann."
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Eh mans von ihm verlangte, kam er gewaffnet heran.
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Der schnelle Fiedelspieler: den Helm er überband; 1660
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Von herrlicher Farbe war all sein Streitgewand.
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Am Schaft ließ er flattern ein Zeichen, das war roth.
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Bald kam er mit den Königen in eine furchtbare Noth.
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Gewisse Kunde hatte Gelfrat nun bekommen 1661
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Von des Fergen Tode; da hatt es auch vernommen
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Else der starke: beiden war es leid.
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Sie besandten ihre Helden: die traf man balde bereit.
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Darauf in kurzen Zeiten, nun hört mich weiter an, 1662
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Sah man zu ihnen reiten, denen Schade war gethan,
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In starkem Kriegszuge ein ungefüges Heer:
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Wohl siebenhundert stießen zu Gelfrat oder noch mehr.
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Als das den grimmen Feinden nachzuziehn begann, 1663
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Die Herren, die es führten, huben zu jagen an
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Den kühnen Gästen hinterdrein. Sie wollten Rache haben:
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Da musten sie der Freunde hernach noch manchen begraben.
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Hagen von Tronje richtete das ein 1664
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(Wie konnte seiner Freunde ein beßrer Hüter sein?),
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Daß er die Nachhut hatte und Die ihm unterthan
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Mit Dankwart seinem Bruder; das war gar weislich gethan.
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Ihnen war der Tag zerronnen, den hatten sie nicht mehr. 1665
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Er bangte vor Gefahren für seine Freunde sehr.
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Sie ritten unter Schilden durch der Baiern Land:
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Darnach in kurzer Weile die Helden wurden angerannt.
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Beiderseits der Straße und hinter ihnen her 1666
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Vernahm man Hufe schlagen; die Haufen eilten sehr.
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Da sprach der kühne Dankwart: "Gleich fallen sie uns an:
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Bindet auf die Helme, das dünkt mich räthlich gethan."
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Sie hielten ein mit Reiten, als es muste sein. 1667
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Da sahen sie im Dunkel der lichten Schilde Schein.
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Nicht länger stille schweigen mochte da der Hagen:
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"Wer verfolgt uns auf der Straße?" Das muste Gelfrat ihm sagen.
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Da sprach zu ihm der Markgraf aus der Baiern Land: 1668
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"Wir suchen unsre Feinde, denen sind wir nachgerannt.
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Ich weiß nicht, wer mir heute meinen Fergen schlug:
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Das war ein schneller Degen; mir ist leid um ihn genug."
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Da sprach von Tronje Hagen: "War der Ferge dein? 1669
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Er wollt uns nicht fahren; alle Schuld ist mein:
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Ich erschlug den Recken; fürwahr, es that mir Noth:
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Ich hatte von dem Degen schier selbst den grimmigen Tod.
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"Ich bot ihm zum Lohne Gold und Gewand, 1670
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Daß er uns überführe, Held, in euer Land.
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Darüber zürnt' er also, daß er nach mir schlug
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Mit starker Ruderstange: da ward ich grimmig genug.
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"Ich griff nach dem Schwerte und wehrte seinem Zorn 1671
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Mit einer schweren Wunde: da war der Held verlorn.
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Ich steh euch hier zur Sühne, wie es euch dünke gut."
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Da gieng es an ein Streiten: sie hatten zornigen Muth.
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"Ich wuste wohl," sprach Gelfrat, "als hier mit dem Geleit 1672
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Gunther zog vorüber, uns geschäh ein Leid
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Von Hagens Uebermuthe. Nun büßt ers mit dem Leben:
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Für des Fergen Ende soll er selbst hier Bürgschaft geben."
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Ueber die Schilde neigten da zum Stich den Sper 1673
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Gelfrat und Hagen; sich zürnten beide schwer.
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Dankwart und Else zusammen herrlich ritten;
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Sie erprobten, wer sie waren: da wurde grimmig gestritten.
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Wer je versuchte kühner sich und die Gunst des Glücks? 1674
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Von einem starken Stoße sank Hagen hinterrücks
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Von der Mähre nieder durch Gelfratens Hand.
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Der Brustriem war gebrochen: so ward im Fallen bekannt.
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Man hört' auch beim Gesinde krachender Schäfte Schall. 1675
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Da erholte Hagen sich wieder von dem Fall,
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Den er auf das Gras gethan von des Gegners Sper:
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Da zürnte der von Tronje wider Gelfraten sehr.
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Wer ihnen hielt die Rosse, das ist mir unbekannt. 1676
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Sie waren aus den Sätteln gekommen auf den Sand,
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Hagen und Gelfrat: nun liefen sie sich an.
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Ihre Gesellen halfen, daß ihnen Streit ward kund gethan.
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Wie heftig auch Hagen zu Gelfraten sprang, 1677
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Ein Stück von Ellenlänge der edle Markgraf schwang
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Ihm vom Schilde nieder; das Feuer stob hindann.
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Da wäre schier erstorben König Gunthers Unterthan.
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Er rief mit lauter Stimme Dankwarten an: 1678
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"Hilf mir, lieber Bruder, ein schneller starker Mann
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Hat mich hier bestanden: der läßt mich nicht gedeihn."
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Da sprach der kühne Dankwart: "So will ich denn Schiedsmann sein."
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Da sprang der Degen näher und schlug ihm solchen Schlag 1679
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Mit einer scharfen Waffe, daß er todt da lag.
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Else wollte Rache nehmen für den Mann:
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Doch er und sein Gesinde schied mit Schaden hindann.
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Sein Bruder war erschlagen, selber ward er wund. 1680
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Wohl achtzig seiner Degen wurden gleich zur Stund
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Des grimmen Todes Beute: da muste wohl der Held
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Gunthers Mannen räumen in geschwinder Flucht das Feld.
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Als Die vom Baierlande wichen aus dem Wege, 1681
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Man hörte nachhallen die furchtbaren Schläge:
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Da jagten die von Tronje ihren Feinden nach;
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Die es nicht büßen wollten, die hatten wenig Gemach.
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Da sprach beim Verfolgen Dankwart der Degen: 1682
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"Kehren wir nun wieder zurück auf unsern Wegen
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Und laßen wir sie reiten: sie sind vom Blute naß.
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Wir eilen zu den Freunden: in Treuen rath ich euch das."
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Als sie hinwieder kamen, wo der Schade war geschehn, 1683
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Da sprach von Tronje Hagen: "Helden, laßt uns sehn,
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Wen wir hier vermissen, oder wer uns verlorn
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Hier in diesem Streite gieng durch Gelfratens Zorn."
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Sie hatten vier verloren; der Schade ließ sich tragen. 1684
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Sie waren wohl vergolten; dagegen aber lagen
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Deren vom Baierlande mehr als hundert todt.
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Den Tronejern waren von Blut die Schilde trüb und roth.
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Ein wenig brach aus Wolken des hellen Mondes Licht; 1685
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Da sprach wieder Hagen: "Hört, berichtet nicht
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Meinen lieben Herren, was hier von uns geschah:
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Bis zum Morgen komme ihnen keine Sorge nah."
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Als zu ihnen stießen, die da kamen von dem Streit, 1686
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Da klagte das Gesinde über Müdigkeit:
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"Wie lange sollen wir reiten?" fragte mancher Mann.
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Da sprach der kühne Dankwart: "Wir treffen keine Herberg an.
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"Ihr müst alle reiten bis an den hellen Tag." 1687
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Volker der schnelle, der des Gesindes pflag,
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Ließ den Marschall fragen: "Wo kehren wir heut ein?
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Wo rasten unsre Pferde und die lieben Herren mein?"
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Da sprach der kühne Dankwart: "Ich weiß es nicht zu sagen: 1688
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Wir können uns nicht ruhen, bis es beginnt zu tagen;
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Wo wir es dann finden, legen wir uns ins Gras."
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Als sie die Kunde hörten, wie leid war Etlichen das!
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Sie blieben unverrathen vom heißen Blute roth, 1689
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Bis daß die Sonne die lichten Stralen bot
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Dem Morgen über Berge, wo es der König sah,
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Daß sie gestritten hatten: sehr im Zorne sprach er da:
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"Wie nun denn, Freund Hagen? Verschmähtet ihr wohl das, 1690
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Daß ich euch Hülfe brachte, als euch die Ringe naß
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Wurden von dem Blute? Wer hat euch das gethan?"
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Da sprach er: "Else that es: der griff nächten uns an.
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"Seines Fergen wegen wurden wir angerannt. 1691
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Da erschlug Gelfraten meines Bruders Hand.
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Zuletzt entrann uns Else, es zwang ihn große Noth:
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Ihnen hundert, uns nur viere blieben da im Streite todt."
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Wir können euch nicht melden, wo man die Nachtruh fand. 1692
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All den Landleuten ward es bald bekannt,
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Der edeln Ute Söhne zögen zum Hofgelag.
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Sie wurden wohl empfangen dort zu Paßau bald hernach.
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Der werthen Fürsten Oheim, der Bischof Pilgerin, 1693
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Dem wurde wohl zu Muthe, als seine Neffen ihn
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Mit so viel der Recken besuchten da im Land:
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Daß er sie gerne sähe, ward ihnen balde bekannt.
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Sie wurden wohl empfangen von Freunden vor dem Ort. 1694
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Nicht all verpflegen mochte man sie in Paßau dort:
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Sie musten übers Wasser, wo Raum sich fand und Feld:
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|
Da schlugen auf die Knechte Hütten und reich Gezelt.
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Sie musten da verweilen einen vollen Tag 1695
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Und eine Nacht darüber. Wie schön man sie verpflag!
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|
Dann ritten sie von dannen in Rüdigers Land;
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|
Dem kamen auch die Mären: da ward ihm Freude bekannt,
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|
Als die Wegemüden Nachtruh genommen 1696
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|
Und sie dem Lande waren näher gekommen,
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|
Sie fanden auf der Marke schlafen einen Mann,
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|
Dem von Tronje Hagen ein starkes Waffen abgewann.
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Eckewart geheißen war dieser Ritter gut. 1697
|
|
Der gewann darüber gar traurigen Muth,
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|
Daß er verlor das Waffen durch der Helden Fahrt.
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|
Rüdgers Grenzmarke, die fand man übel bewahrt.
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|
|
|
"O weh mir dieser Schande," sprach da Eckewart. 1698
|
|
"Schwer muß ich beklagen der Burgunden Fahrt.
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|
Als ich verlor Siegfrieden, hub all mein Kummer an;
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|
O weh, mein Herr Rüdiger, wie hab ich wider dich gethan!"
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|
Wohl hörte Hagen des edeln Recken Noth: 1699
|
|
Er gab das Schwert ihm wieder, dazu sechs Spangen roth.
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|
"Die nimm dir, Held, zu Lohne, willst du hold mir sein;
|
|
Du bist ein kühner Degen, lägst du hier noch so allein."
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|
"Gott lohn euch eure Spangen," sprach da Eckewart; 1700
|
|
"Doch muß ich sehr beklagen zu den Heunen eure Fahrt.
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|
Ihr erschlugt Siegfrieden; hier trägt man euch noch Haß:
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|
Daß ihr euch wohl behütet, in Treuen rath ich euch das."
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"Nun, mög uns Gott behüten," sprach Hagen entgegen. 1701
|
|
"Keine andre Sorge haben diese Degen
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|
Als um die Herberge, die Fürsten und ihr Lehn,
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|
Wo wir in diesem Lande heute Nachtruh sollen sehn.
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"Vermüdet sind die Rosse uns auf den fernen Wegen, 1702
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|
Die Speise gar zerronnen," sprach Hagen der Degen:
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|
"Wir findens nicht zu Kaufe: es wär ein Wirth uns Noth,
|
|
Der uns heute gäbe in seiner Milde das Brot."
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|
|
Da sprach wieder Eckewart: "Ich zeig euch solchen Wirth, 1703
|
|
Daß Niemand euch im Hause so gut empfangen wird
|
|
Irgend in den Landen, als hier euch mag geschehn,
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|
Wenn ihr schnellen Degen wollt zu Rüdigern gehn.
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"Der Wirth wohnt an der Straße, der beste allerwärts, 1704
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|
Der je ein Haus beseßen. Milde gebiert sein Herz,
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Wie das Gras mit Blumen der lichte Maimond thut,
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|
Und soll er Helden dienen, so ist er froh und wohlgemuth."
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|
Da sprach der König Gunther: "Wollt ihr mein Bote sein, 1705
|
|
Ob uns behalten wolle bis an des Tages Schein
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|
Mein lieber Freund Rüdiger und Die mir unterthan?
|
|
Das will ich stäts verdienen, so gut ich irgend nur kann."
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"Der Bote bin ich gerne," sprach da Eckewart, 1706
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Mit gar gutem Willen erhob er sich zur Fahrt
|
|
Rüdigern zu sagen, was er da vernommen.
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Dem war in langen Zeiten so liebe Kunde nicht gekommen.
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Man sah zu Bechlaren eilen einen Degen, 1707
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|
Den Rüdger wohl erkannte; er sprach: "Auf diesen Wegen
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Kommt Eckewart in Eile, Kriemhildens Unterthan."
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Er wähnte schon, die Feinde hätten ihm ein Leid gethan.
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Da gieng er vor die Pforte, wo er den Boten fand. 1708
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|
Der nahm sein Schwert vom Gurte und legt' es aus der Hand.
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Er sprach zu dem Degen: "Was habt ihr vernommen,
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Daß ihr so eilen müßet? hat uns Jemand was genommen?"
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"Geschadet hat uns Niemand," sprach Eckewart zuhand; 1709
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|
"Mich haben drei Könige her zu euch gesandt,
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|
Gunther von Burgunden, Geiselher und Gernot;
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|
Jeglicher der Recken euch seine Dienste her entbot.
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"Das selbe thut auch Hagen, Volker auch zugleich, 1710
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|
Mit Fleiß und rechter Treue; dazu bericht ich euch,
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|
Was des Königs Marschall euch durch mich entbot,
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|
Es sei den guten Degen eure Herberge Noth."
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Mit lachendem Munde sprach da Rüdiger: 1711
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|
"Nun wohl mir dieser Märe, daß die Könige hehr
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Meinen Dienst verlangen: dazu bin ich bereit.
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Wenn sie ins Haus mir kommen, des bin ich höchlich erfreut."
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"Dankwart der Marschall hat euch kund gethan, 1712
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Wer euch zu Hause noch heute zieht heran:
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Sechzig kühner Recken und tausend Ritter gut
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Mit neuntausend Knechten." Da ward ihm fröhlich zu Muth.
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"Wohl mir dieser Gäste," sprach da Rüdiger, 1713
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"Daß mir zu Hause kommen diese Recken hehr,
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Denen ich noch selten hab einen Dienst gethan.
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Entgegen reitet ihnen, sei's Freund oder Unterthan."
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Da eilte zu den Rossen Ritter so wie Knecht: 1714
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Was sie der Herr geheißen, das dauchte Alle recht.
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Sie brachten ihre Dienste um so schneller dar.
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Noch wust es nicht Frau Gotlind, die in ihrer Kammer war.
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* * * * *
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|
Siebenundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie sie nach Bechlaren kamen.
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Hin gieng der Markgraf, wo er die Frauen fand, 1715
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Sein Weib und seine Tochter. Denen macht' er da bekannt
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Diese liebe Märe, die er jetzt vernommen,
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Daß ihrer Frauen Brüder zu ihrem Hause sollten kommen.
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"Viel liebe Traute," sprach da Rüdiger, 1716
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"Ihr sollt sie wohl empfangen, die edeln Könge hehr,
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Wenn sie und ihr Gesinde vor euch zu Hofe gehn;
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Ihr sollt auch freundlich grüßen Hagen in Gunthers Lehn.
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"Mit ihnen kommt auch Einer mit Namen Dankwart; 1717
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Ein Andrer heißt Volker, an Ehren wohlbewahrt.
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Die Sechse sollt ihr küssen, ihr und die Tochter mein,
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Und sollt in höfschen Züchten diesen Recken freundlich sein."
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Das gelobten ihm die Frauen und warens gern bereit. 1718
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Sie suchten aus den Kisten manch herrliches Kleid,
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Darin sie den Recken entgegen wollten gehn.
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Da mocht ein groß Befleißen von schönen Frauen geschehn.
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Gefälschter Frauenzierde gar wenig man da fand; 1719
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Sie trugen auf dem Haupte lichtes goldnes Band,
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Das waren reiche Kränze, damit ihr schönes Haar
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Die Winde nicht verwehten; sie waren höfisch und klar.
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In solcher Unmuße laßen wir die Fraun. 1720
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Da war ein schnelles Reiten über Feld zu schaun
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Von Rüdigers Freunden, bis man die Fürsten fand.
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Sie wurden wohl empfangen in des Markgrafen Land.
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Als sie der Markgraf zu sich kommen sah, 1721
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Rüdiger der schnelle wie fröhlich sprach er da:
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"Willkommen mir, ihr Herren und Die in euerm Lehn.
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Hier in diesem Lande seid ihr gerne gesehn."
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Da dankten ihm die Recken in Treuen ohne Haß. 1722
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Daß sie willkommen waren, wohl erzeigt' er das.
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Besonders grüßt' er Hagen, der war ihm längst bekannt;
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So that er auch mit Volkern, dem Helden aus Burgundenland.
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Er begrüßt' auch Dankwarten. Da sprach der kühne Degen: 1723
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"Wollt ihr uns hier versorgen, wer soll dann verpflegen
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Unser Ingesinde aus Worms an dem Rhein?"
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Da begann der Markgraf: "Diese Angst laßet sein.
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"All euer Gesinde und was ihr in das Land 1724
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Mit euch geführet habet, Ross, Silber und Gewand,
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Ich schaff ihm solche Hüter, nichts geht davon verloren,
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Das euch zu Schaden brächte nur um einen halben Sporen.
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"Spannet auf, ihr Knechte, die Hütten in dem Feld; 1725
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Was ihr hier verlieret, dafür leist ich Entgelt:
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Zieht die Zäume nieder und laßt die Rosse gehn."
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Das war ihnen selten von einem Wirth noch geschehn.
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Des freuten sich die Gäste. Als das geschehen war 1726
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Und die Herrn von dannen ritten, legte sich die Schar
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Der Knecht im Grase nieder: sie hatten gut Gemach.
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Sie fandens auf der Reise nicht beßer vor oder nach.
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Die Markgräfin eilte vor die Burg zu gehn 1727
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Mit ihrer schönen Tochter. Da sah man bei ihr stehn
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Die minniglichen Frauen und manche schöne Maid:
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Die trugen viel der Spangen und manches herrliche Kleid.
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Das edle Gesteine glänzte fern hindann 1728
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Aus ihrem reichen Schmucke: sie waren wohlgethan.
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Da kamen auch die Gäste und sprangen auf den Sand.
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Hei! was man edle Sitten an den Burgunden fand!
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Sechsunddreißig Mägdelein und viel andre Fraun, 1729
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Die wohl nach Wunsche waren und wonnig anzuschauen,
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Giengen den Herrn entgegen mit manchem kühnen Mann.
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Da ward ein schönes Grüßen von edeln Frauen gethan.
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Die Markgräfin küsste die Könge alle drei; 1730
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So that auch ihre Tochter. Hagen stand dabei.
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Den hieß ihr Vater küssen: da blickte sie ihn an:
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Er dauchte sie so furchtbar, sie hätt es lieber nicht gethan.
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Doch muste sie es leisten, wie ihr der Wirth gebot. 1731
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Gemischt ward ihre Farbe, bleich und auch roth.
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Auch Dankwarten küsste sie, darnach den Fiedelmann:
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Seiner Kraft und Kühnheit wegen ward ihm das Grüßen gethan.
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Die junge Markgräfin nahm bei der Hand 1732
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Geiselher den jungen von Burgundenland;
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So nahm auch ihre Mutter Gunthern den kühnen Mann.
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Sie giengen mit den Helden beide fröhlich hindann.
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Der Wirth gieng mit Gernot in einen weiten Saal. 1733
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Die Ritter und die Frauen setzten sich zumal.
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Man ließ alsdann den Gästen schenken guten Wein:
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Gütlicher bewirthet mochten Helden nimmer sein.
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Mit zärtlichen Augen sah da Mancher an 1734
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Rüdigers Tochter, die war so wohlgethan.
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Wohl kos't' in seinem Sinne sie mancher Ritter gut;
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Das mochte sie verdienen: sie trug gar hoch ihren Muth.
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Sie gedachten, was sie wollten; nur konnt es nicht geschehn. 1735
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Man sah die guten Ritter hin und wieder spähn
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Nach Mägdelein und Frauen: deren saßen da genug.
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Dem Wirth geneigten Willen der edle Fiedeler trug.
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Da wurden sie geschieden, wie Sitte war im Land: 1736
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Zu andern Zimmern giengen Ritter und Fraun zur Hand.
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Man richtete die Tische in dem Saale weit
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Und ward den fremden Gästen zu allen Diensten bereit.
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Den Gästen gieng zu Liebe die edle Markgräfin 1737
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Mit ihnen zu den Tischen: die Tochter ließ sie drin
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Bei den Mägdlein weilen, wo sie nach Sitte blieb.
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Daß sie die nicht mehr sahen, das war den Gästen nicht lieb.
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Als sie getrunken hatten und gegeßen überall, 1738
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Da führte man die Schöne wieder in den Saal.
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Anmuthge Reden wurden nicht gescheut:
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Viel sprach deren Volker, ein Degen kühn und allbereit.
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Da sprach unverhohlen derselbe Fiedelmann: 1739
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"Viel reicher Markgraf, Gott hat an euch gethan
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Nach allen seinen Gnaden: er hat euch gegeben
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Ein Weib, ein so recht schönes, dazu ein wonnigliches Leben.
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"Wenn ich ein König wäre," sprach der Fiedelmann, 1740
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"Und sollte Krone tragen, zum Weibe nähm ich dann
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Eure schöne Tochter: die wünschte sich mein Muth.
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Sie ist minniglich zu schauen, dazu edel und gut."
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Der Markgraf entgegnete: "Wie möchte das Wohl sein, 1741
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Daß ein König je begehrte der lieben Tochter mein?
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Wir sind hier beide heimatlos, ich und mein Weib,
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Und haben nichts zu geben: was hilft ihr dann der schöne Leib?"
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Zur Antwort gab ihm Gernot, der edle Degen gut: 1742
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"Sollt ich ein Weib mir wählen nach meinem Sinn und Muth,
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So wär ich solches Weibes stäts von Herzen froh."
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Darauf versetzte Hagen in höfischen Züchten so:
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"Nun soll sich doch beweiben mein Herr Geiselher: 1743
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Es ist so hohen Stammes die Markgräfin hehr,
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Daß wir ihr gerne dienten, ich und all sein Lehn,
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Wenn sie bei den Burgunden unter Krone sollte gehn."
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Diese Rede dauchte den Markgrafen gut 1744
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Und auch Gotelinde; wohl freute sich ihr Muth.
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Da schufen es die Helden, daß sie zum Weibe nahm
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Geiselher der edle, wie er es mocht ohne Scham.
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Soll ein Ding sich fügen, wer mag ihm widerstehn? 1745
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Man bat die Jungfraue, hin zu Hof zu gehn.
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Da schwur man ihm zu geben das schöne Mägdelein,
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Wogegen er sich erbot, die Wonnigliche zu frein.
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Man beschied der Jungfrau Burgen und auch Land. 1746
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Da sicherte mit Eiden des edeln Königs Hand
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Und Gernot der Degen, es werde so gethan.
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Da sprach der Markgraf: "Da ich Burgen nicht gewann,
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"So kann ich euch in Treuen nur immer bleiben hold. 1747
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Ich gebe meiner Tochter an Silber und an Gold,
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Was hundert Saumrosse nur immer mögen tragen,
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Daß es wohl nach Ehren euch Helden möge behagen."
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Da wurden diese beiden in einen Kreis gestellt 1748
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Nach dem Rechtsgebrauche. Mancher junge Held
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Stand ihr gegenüber in fröhlichem Muth;
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Er gedacht in seinem Sinne, wie noch ein Junger gerne thut.
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Als man begann zu fragen die minnigliche Maid, 1749
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Ob sie den Recken wolle, zum Theil war es ihr leid;
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Doch dachte sie zu nehmen den waidlichen Mann.
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Sie schämte sich der Frage, wie manche Maid hat gethan.
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Ihr rieth ihr Vater Rüdiger, daß sie spräche ja, 1750
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Und daß sie gern ihn nähme: wie schnell war er da
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Mit seinen weißen Händen, womit er sie umschloß,
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Geiselher der junge! Wie wenig sie ihn doch genoß!
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Da begann der Markgraf: "Ihr edeln Könge reich, 1751
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Wenn ihr nun wieder reitet heim in euer Reich,
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So geb ich euch, so ist es am schicklichsten, die Magd,
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Daß ihr sie mit euch führet." Also ward es zugesagt.
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Der Schall, den man hörte, der muste nun vergehn. 1752
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Da ließ man die Jungfrau zu ihrer Kammer gehn
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Und auch die Gäste schlafen und ruhn bis an den Tag.
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Da schuf man ihnen Speise: der Wirth sie gütlich verpflag.
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Als sie gegeßen hatten und nun von dannen fahren 1753
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Wollten zu den Heunen: "Davor will ich euch wahren,"
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Sprach der edle Markgraf, "ihr sollt noch hier bestehn;
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So liebe Gäste hab ich lange nicht bei mir gesehn."
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Dankwart entgegnete: "Das kann ja nicht sein: 1754
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Wo nähmt ihr die Speise, das Brot und auch den Wein,
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|
Das ihr doch haben müstet für solch ein Heergeleit?"
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|
Als das der Wirth erhörte, er sprach: "Die Rede laßt beiseit.
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"Meine lieben Herren, ihr dürft mir nicht versagen. 1755
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Wohl geb ich euch die Speise zu vierzehen Tagen,
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Euch und dem Gesinde, das mit euch hergekommen.
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Mir hat der König Etzel noch gar selten was genommen."
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Wie sehr sie sich wehrten, sie musten da bestehn 1756
|
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Bis an den vierten Morgen. Da sah man geschehn
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Durch des Wirthes Milde, was weithin ward bekannt:
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Er gab seinen Gästen beides, Ross' und Gewand.
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Nicht länger mocht es währen, sie musten an ihr Ziel. 1757
|
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Seines Gutes konnte Rüdiger nicht viel
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Vor seiner Milde sparen: wonach man trug Begehr,
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Das versagt' er Niemand: er gab es gern den Helden hehr.
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Ihr edel Ingesinde brachte vor das Thor 1758
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Gesattelt viel der Rosse; zu ihnen kam davor
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|
Mancher fremde Recke, den Schild an der Hand,
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Da sie reiten wollten mit ihnen in Etzels Land.
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Der Wirth bot seine Gaben den Degen allzumal, 1759
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Eh die edeln Gäste kamen vor den Saal.
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Er konnte wohl mit Ehren in hoher Milde leben.
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Seine schöne Tochter hatt er Geiselhern gegeben;
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Da gab er Gernoten eine Waffe gut genug, 1760
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Die hernach in Stürmen der Degen herrlich trug.
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Ihm gönnte wohl die Gabe des Markgrafen Weib;
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Doch verlor der gute Rüdiger davon noch Leben und Leib.
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Er gab König Gunthern, dem Helden ohne Gleich, 1761
|
|
Was wohl mit Ehren führte der edle König reich,
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Wie selten er auch Gab empfieng, ein gutes Streitgewand,
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Da neigte sich der König vor des milden Rüdger Hand.
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Gotelind bot Hagnen, sie durfte es ohne Scham, 1762
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Ihre freundliche Gabe: da sie der König nahm,
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So sollt auch er nicht fahren zu dem Hofgelag
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Ohn ihre Steuer: der edle Held aber sprach:
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"Alles, was ich je gesehn," entgegnete Hagen, 1763
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"So begehr ich nichts weiter von hinnen zu tragen
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Als den Schild, der dorten hängt an der Wand:
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Den möcht ich gerne führen mit mir in der Heunen Land."
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Als die Rede Hagens die Markgräfin vernahm, 1764
|
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Ihres Leids ermahnt' er sie, daß ihr das Weinen kam.
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Mit Schmerzen gedachte sie an Nudungs Tod,
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Den Wittich hatt erschlagen; das schuf ihr Jammer und Noth.
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Sie sprach zu dem Degen: "Den Schild will ich euch geben. 1765
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Wollte Gott vom Himmel, daß der noch dürfte leben,
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Der einst ihn hat getragen! er fand im Kampf den Tod.
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Ich muß ihn stäts beweinen: das schafft mir armem Weibe Noth!"
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Da erhob sich vom Sitze die Markgräfin mild: 1766
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Mit ihren weißen Händen hob sie herab den Schild
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Und trug ihn hin zu Hagen: der nahm ihn an die Hand.
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Die Gabe war mit Ehren an den Recken gewandt.
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Eine Hülle lichten Zeuges auf seinen Farben lag. 1767
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Beßern Schild als diesen beschien wohl nie der Tag.
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Mit edelm Gesteine War er so besetzt,
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Man hätt ihn im Handel wohl auf tausend Mark geschätzt.
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Den Schild hinwegzutragen befahl der Degen hehr. 1768
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Da kam sein Bruder Dankwart auch zu Hofe her.
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Dem gab reicher Kleider Rüdigers Kind genug,
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Die er bei den Heunen hernach mit Freuden noch trug.
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Wie viel sie der Gaben empfiengen insgemein, 1769
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Nichts würd in ihre Hände davon gekommen sein,
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Wars nicht dem Wirth zu Liebe, der es so gütlich bot.
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Sie wurden ihm so feind hernach, daß sie ihn schlagen musten todt.
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Da hatte mit der Fiedel Volker der schnelle Held 1770
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Sich vor Gotelinde höfisch hingestellt.
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Er geigte süße Töne und sang dazu sein Lied:
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Damit nahm er Urlaub, als er von Bechlaren schied.
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Da ließ die Markgräfin eine Lade näher tragen. 1771
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Von freundlicher Gabe mögt ihr nun hören sagen:
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Zwölf Spangen, die sie aus ihr nahm, schob sie ihm an die Hand:
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"Die sollt ihr führen, Volker, mit euch in der Heunen Land
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"Und sollt sie mir zu Liebe dort am Hofe tragen: 1772
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|
Wenn ihr wiederkehret, daß man mir möge sagen,
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Wie ihr gedient mir habet bei dem Hofgelag."
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Wie sie ihn gebeten, so that der Degen hernach.
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Der Wirth sprach zu den Gästen: "Daß ihr nun sichrer fahrt, 1773
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Will ich euch selbst geleiten: so seid ihr wohl bewahrt,
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Daß ihr auf der Straße nicht werdet angerannt."
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Seine Saumrosse die belud man gleich zur Hand.
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Der Wirth war reisefertig und fünfhundert Mann 1774
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Mit Rossen und mit Kleidern: die führt' er hindann
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Zu dem Hofgelage mit fröhlichem Muth;
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Nach Bechelaren kehrte nicht Einer all der Ritter gut.
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Mit minniglichen Küssen der Wirth von dannen schied; 1775
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Also that auch Geiselher, wie ihm die Liebe rieth.
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Sie herzten schöne Frauen mit zärtlichem Umfahn:
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Das musten bald beweinen viel Jungfrauen wohlgethan.
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Da wurden allenthalben die Fenster aufgethan, 1776
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Als mit seinen Mannen der Markgraf ritt hindann.
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Sie fühlten wohl im Herzen voraus das herbe Leid:
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Drum weinten viel der Frauen und manche waidliche Maid.
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Nach den lieben Freunden trug Manche groß Beschwer, 1777
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Die sie in Bechelaren ersahen nimmermehr.
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Doch ritten sie mit Freuden nieder an dem Strand
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Dort im Donauthale bis in das heunische Land.
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Da sprach zu den Burgunden der milde Markgraf hehr, 1778
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Rüdiger der edle: "Nun darf nicht länger mehr
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Verhohlen sein die Kunde, daß wir nach Heunland kommen.
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Es hat der König Etzel noch nie so Liebes vernommen."
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Da ritt manch schneller Bote ins Oesterreicherland: 1779
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So ward es allenthalben den Leuten bald bekannt,
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Daß die Helden kämen von Worms über Rhein.
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Dem Ingesind des Königs konnt es nicht lieber sein.
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Die Boten vordrangen mit diesen Mären, 1780
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Daß die Nibelungen bei den Heunen wären:
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|
"Du sollst sie wohl empfangen, Kriemhild, Fraue mein:
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Nach großen Ehren kommen dir die lieben Brüder dein."
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Als die Königstochter vernahm die Märe, 1781
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|
Zum Theil wich ihr vom Herzen ihr Leid, das schwere.
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Aus ihres Vaters Lande zog Mancher ihr heran,
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Durch den der König Etzel bald großen Jammer gewann.
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"Nun wohl mir diese Freude," sprach da Kriemhild. 1782
|
|
"Hier bringen meine Freunde gar manchen neuen Schild
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Und Panzer glänzend helle: wer nehmen will mein Gold
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Und meines Leids gedenken, dem will ich immer bleiben hold."
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Sie gedachte heimlich: "Noch wird zu Allem Rath. 1783
|
|
Der mich an meinen Freuden so gar gepfändet hat,
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|
Weiß ich es zu fügen, es soll ihm werden leid
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|
Bei diesem Gastgebote: dazu bin ich gern bereit.
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"Ich will es also Schaffen, daß meine Rach ergeht 1784
|
|
Bei diesem Hofgelage, wie es hernach auch steht,
|
|
An seinem argen Leibe, der mir hat benommen
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|
So viel meiner Wonne: des soll mir nun Entgeltung kommen."
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* * * * *
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|
Achtundzwanzigstes Abenteuer.
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|
Wie Kriemhild Hagen entpfieng.
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Als die Burgunden kamen auf das Feld, 1785
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|
Auf schlug man drei Königen gar herrlich Gezelt.
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Sie stießen ein die Fahnen von eitel Golde roth.
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|
Da wusten nicht die Herren, wie ihnen nah war der Tod.
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Da stieg zu den Zinnen Frau Kriemhild hinan 1786
|
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Und sah auf dem Felde reiten manchen Mann.
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|
Des freute sich heimlich das wunderschöne Weib:
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|
"Nun endlich wird gerochen des kühnen Siegfriedes Leib,
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"Der mir so mörderlich zu Tode ward geschlagen; 1787
|
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Ich kann bis an mein Ende ihn nie genug beklagen.
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|
O weh der großen Ehren, die ich muß verloren schaun:
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|
So tapfrer Mann lag nimmer noch im Arm einer Fraun.
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|
"Seine große Tugend schafft mir Herzeleid: 1788
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|
Wenn ich daran gedenke, wie er zu jener Zeit
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|
Hin ritt mit so gesundem Leib, so mehrt sich meine Klage:
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|
Mir darf Niemand rügen das große Leid, das ich trage.
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"Gott hatt ihn mir zu Manne aus aller Welt erkoren. 1789
|
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Wär Einem Mann die Tugend Tausender angeboren,
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|
Viel größere doch Siegfried ganz alleine trug."
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|
Sehr klagt' um ihn die Königin, zu dem Herzen sie sich schlug.
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|
Alsbald ward dem Berner die Märe kund gethan. 1790
|
|
Da kam er geschwinde über den Hof heran;
|
|
Er hatte Hilbranden der Sitte nach bei sich.
|
|
"Viel edle Königstochter, das ließet ihr billiglich,
|
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|
"Daß man euch weinen sähe bei dieser Lustbarkeit. 1791
|
|
Ihr habt hieher beschieden aus fremden Landen weit
|
|
Viel der werthen Recken und manchen Biedermann:
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|
Daß man euch nun weinen sieht, das steht euch gar übel an."
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"Ich mahne dich der Treue," sprach sie, "Hildebrand, 1792
|
|
Hast du je Gab empfangen aus meiner milden Hand,
|
|
So räche mich an Hagen: ich gebe dir mein Gold
|
|
Und bin mit guten Treuen bis an mein Ende dir hold."
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Da sprach zu ihr der Berner: "Ihr seid ein übel Weib, 1793
|
|
Daß ihr den Freunden rathet an Leben und Leib,
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|
Und habt so manchen Boten hin an den Rhein gesandt,
|
|
Bis sie euch nun kamen zu Haus mit wehrlicher Hand.
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|
"Höret, Meister Hildebrand, so lieb als ich euch sei: 1794
|
|
Empfangt mir vom Rheine die Könige alle drei
|
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Und heißt sie hier zu Felde liegen bis an den Tag,
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|
So warn ich sie mit Treue, so gut ich immer vermag."
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|
Da ritt wohlgezogen Meister Hildebrand, 1795
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|
Bis er die drei Könige von dem Rheine fand.
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|
Er sprang vom Pferde ritterlich und ließ sich auf die Knie:
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|
Die drei Könige vom Rheine so empfing und grüßt' er sie.
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|
"Willkommen seid, Herr Gunther, König an dem Rhein; 1796
|
|
So sei auch Herr Gernot, der liebe Bruder dein,
|
|
Und Geiselher der junge und Hagen, ein starker Mann,
|
|
Und noch manch schneller Recke, die ich nicht alle nennen kann.
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|
"Euch entbeut der Berner, der liebe Herre mein, 1797
|
|
Seine Huld und Freundschaft und will euch hülfreich sein.
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|
Er räth euch, hier im Felde zu liegen bis zum Tag:
|
|
Dann warnt er euch mit Treuen, so gut er immer vermag.
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|
"Mög euch Gott behüten hier vor aller Noth: 1798
|
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Schon vor vierthalb Jahren war euch bereit der Tod.
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|
Geschworen hat Frau Kriemhild, eure Schwester, manchen Eid,
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|
daß sie an euch will rächen all ihr großes Herzeleid.
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|
"Er entbeut euch, daß ihr meidet, so lieb euch sei das Leben, 1799
|
|
Den Neubau an der Donau, wo euch Herberg ist gegeben:
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Das sollt ihr mir glauben, und käm darein ein Heer,
|
|
Ihr müstet All ersterben und Keiner käme zur Wehr.
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"Wißt, in drei schönen Rohren, die hohl von innen sind, 1800
|
|
Schwefel und Kohlen mischten sie falsch gesinnt:
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Das wird angezündet, wenn sie zu Tische gehn.
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|
Davor sollt ihr euch hüten ihr stolzen Degen ausersehn."
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Des erschrak der König, die Rede war ihm leid. 1801
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"Nun lohne Gott dir, Hildebrand, daß du uns gabst Bescheid
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Und daß du hast gewarnet manch heimatlosen Mann.
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Ich seh, wir treffen Treue bei den Heunen wenig an."
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Des erlachten die Jungen und hielten es für Spott. 1802
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Da sprachen die Weisen: "Davor behüt uns Gott.
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Wir sind in großer Treue geritten in das Land;
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Sie hat uns manchen Boten hin nach dem Rheine gesandt."
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Da sprach wohlgezogen der König Gernot: 1803
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"Meine Schwester Kriemhild hat uns geladen in den Tod.
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Zu großer Treue ritten wir her in diese Statt,
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Da meine schöne Schwester uns vom Rhein geladen hat."
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Da sprach der Fiedelspieler, der kühne Volker: 1804
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"Ich kam der Gabe willen vom Rhein geritten her.
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Nun will ich drauf verzichten," so sprach der Fiedelmann:
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"Ich fiedle mit dem Schwerte das allerbeste, das ich kann.
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"Erklingen meine Töne, so weichen sie zurück, 1805
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Und wollen sie's nicht laßen, so fügt es leicht das Glück,
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Ich schlag Einem ritterlich einen schnellen Geigenschlag,
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Hat er einen treuen Freund, daß es der beweinen mag."
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Als Hildebrand der alte von dannen wollte gehn, 1806
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Geiselher der junge hieß ihn noch stille stehn.
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Er gab ihm einen Mantel, den er ihm zu Ehren trug;
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Für dreißig Mark Goldes hatt er Pfands daran genug.
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An sich nahm den Mantel Meister Hildebrand 1807
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Und ritt hin wohlgezogen, wo er den Berner fand.
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"Schaut den reichen Mantel, der hier an mir zu sehn:
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Den gab mir Geiselher das Kind, als ich von ihm wollte gehn."
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Als die Burgunden kamen in das Land, 1808
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Da erfuhr es von Berne der alte Hildebrand.
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Er sagt' es seinem Herren. Dietrichen war es leid;
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Er hieß ihn wohl empfangen der kühnen Ritter Geleit.
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Da ließ der starke Wolfhart die Pferde führen her; 1809
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Dann ritt mit dem Berner mancher Degen hehr,
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Sie zu begrüßen, zu ihnen auf das Feld.
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Sie hatten aufgeschlagen da manches herrliche Zelt.
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Als sie von Tronje Hagen aus der Ferne sah, 1810
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Wohlgezogen sprach er zu seinen Herren da:
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"Nun hebt euch von den Sitzen, ihr Recken wohlgethan,
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Und geht entgegen denen, die euch hier wollen empfahn.
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"Dort kommt ein Heergesinde, das ist mir wohl bekannt; 1811
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Es sind viel schnelle Degen von Amelungenland.
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Sie führt Der von Berne, sie tragen hoch den Muth:
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Laßt euch nicht verschmähen die Dienste, die man euch thut."
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Da sprang von den Rossen wohl nach Fug und Recht 1812
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Mit Dietrichen nieder mancher Herr und Knecht.
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Sie giengen zu den Gästen, wo man die Helden fand,
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Und begrüßten freundlich Die von der Burgunden Land.
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Als sie der edle Dietrich ihm entgegen kommen sah, 1813
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Liebes und Leides zumal ihm dran geschah.
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Er wuste wohl die Märe; leid war ihm ihre Fahrt:
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Er wähnte, Rüdger wüst es und hätt es ihnen offenbart.
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"Willkommen mir, ihr Herren, Gunther und Geiselher, 1814
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Gernot und Hagen, Herr Volker auch so sehr,
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Und Dankwart der schnelle: ist euch das nicht bekannt?
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Schwer beweint noch Kriemhild Den von Nibelungenland."
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"Sie mag noch lange weinen," so sprach da Hagen: 1815
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"Er liegt seit manchem Jahr schon zu Tod erschlagen.
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Den König der Heunen mag sie nun lieber haben:
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Siegfried kommt nicht wieder, er ist nun lange begraben."
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"Siegfriedens Wunden laßen wir nun stehn: 1816
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So lange lebt Frau Kriemhild, mag Schade wohl geschehn."
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So redete von Berne der edle Dieterich:
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"Trost der Nibelungen, davor behüte du dich!"
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"Wie soll ich mich behüten?" sprach der König hehr. 1817
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"Etzel sandt uns Boten, was sollt ich fragen mehr?
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Daß wir zu ihm ritten her in dieses Land.
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Auch hat uns manche Botschaft meine Schwester Kriemhild gesandt."
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"So will ich euch rathen," sprach wieder Hagen, 1818
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"Laßt euch diese Märe doch zu Ende sagen
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Dieterich den Herren und seine Helden gut,
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Daß sie euch wißen laßen der Frau Kriemhilde Muth."
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Da giengen die drei Könige und sprachen unter sich, 1819
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Herr Gunther und Gernot und Herr Dieterich:
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"Nun sag uns, von Berne du edler Ritter gut,
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Was du wißen mögest von der Königin Muth."
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Da sprach der Vogt von Berne: "Was soll ich weiter sagen? 1820
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Als daß ich alle Morgen weinen hör und klagen
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Etzels Weib Frau Kriemhild in jämmerlicher Noth
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Zum reichen Gott vom Himmel um des starken Siegfried Tod."
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"Es ist halt nicht zu wenden," sprach der kühne Mann, 1821
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Volker der Fiedler, "was ihr uns kund gethan.
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Laßt uns zu Hofe reiten und einmal da besehn,
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Was uns schnellen Degen bei den Heunen möge geschehn."
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Die kühnen Burgunden hin zu Hofe ritten: 1822
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Sie kamen stolz gezogen nach ihres Landes Sitten.
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Da wollte bei den Heunen gar mancher kühne Mann
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Von Tronje Hagen schauen, wie der wohl wäre gethan.
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Es war durch die Sage dem Volk bekannt genug, 1823
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Daß er von Niederlanden Siegfrieden schlug,
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Aller Recken stärksten, Frau Kriemhildens Mann:
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Drum ward so großes Fragen bei Hof nach Hagen gethan.
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Der Held war wohlgewachsen, das ist gewisslich wahr. 1824
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Von Schultern breit und Brüsten; gemischt war sein Haar
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Mit einer greisen Farbe; von Beinen war er lang
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Und schrecklich von Antlitz; er hatte herrlichen Gang.
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Da schuf man Herberge den Burgundendegen; 1825
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Gunthers Ingesinde ließ man gesondert legen.
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Das rieth die Königstochter, die ihm viel Haßes trug:
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Daher man bald die Knechte in der Herberg erschlug.
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Dankwart, Hagens Bruder, war da Marschall; 1826
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Der König sein Gesinde ihm fleißig anbefahl,
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Daß er es die Fülle mit Speise sollte pflegen.
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Das that auch gar willig und gern dieser kühne Degen.
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Kriemhild die schöne mit dem Gesinde gieng, 1827
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Wo sie die Nibelungen mit falschem Muth empfieng:
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Sie küsste Geiselheren und nahm ihn bei der Hand.
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Als das Hagen sah von Tronje, den Helm er fester sich band.
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"Nach solchem Empfange," so sprach da Hagen, 1828
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"Mögen wohl Bedenken die schnellen Degen tragen;
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Man grüßt die Fürsten ungleich und den Unterthan:
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Keine gute Reise haben wir zu dieser Hochzeit gethan."
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Sie sprach: "Seid willkommen dem, der euch gerne sieht: 1829
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Eurer Freundschaft willen kein Gruß euch hier geschieht.
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Sagt, was ihr mir bringet von Worms überrhein,
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Daß ihr mir so höchlich solltet willkommen sein?"
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"Was sind das für Sachen," sprach Hagen entgegen, 1830
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"Daß euch Gaben bringen sollten diese Degen?
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So reich wär ich gewesen, hätt ich das gedacht,
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Daß ich euch meine Gabe zu den Heunen hätt gebracht."
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"Nun frag ich um die Märe weiter bei euch an, 1831
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Der Hort der Nibelungen, wohin ward der gethan?
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Der war doch mein eigen, das ist euch wohl bekannt:
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Den solltet ihr mir haben gebracht in König Etzels Land."
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"In Treuen, Frau Kriemhild, schon mancher Tag ist hin, 1832
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Den Hort der Nibelungen, seit ich des ledig bin,
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Ihn ließen meine Herren senken in den Rhein:
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Da muß er auch in Wahrheit bis zum jüngsten Tage sein."
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Die Königin versetzte: "Ich dacht es wohl vorher. 1833
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Ihr habt mir noch wenig davon gebracht hieher,
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Wiewohl er war mein eigen und ich sein weiland pflag;
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Nach ihm und seinem Herren hab ich manchen leiden Tag."
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"Ich bring euch den Teufel!" sprach wieder Hagen, 1834
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"Ich hab an meinem Schilde so viel zu tragen
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Und an meinem Harnisch; mein Helm der ist licht,
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Das Schwert an meiner Seite: drum bring ich ihn euch nicht."
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"Es war auch nicht die Meinung, als verlangte mich nach Gold: 1835
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So viel hab ich zu geben, ich entbehre leicht den Sold.
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Eines Mords und Doppelraubes, die man an mir genommen,
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Dafür möcht ich Arme zu lieber Entgeltung kommen."
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Da sprach die Königstochter zu den Recken allzumal: 1836
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"Man soll keine Waffen tragen hier im Saal;
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Vertraut sie mir, ihr Helden, zur Verwahrung an."
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"In Treuen," sprach da Hagen, "das wird nimmer gethan.
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"Ich begehre nicht der Ehre, Fürstentochter mild, 1837
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Daß ihr zur Herberge tragt meinen Schild
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Und ander Streitgeräthe; ihr seid hier Königin.
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So lehrte mich mein Vater, daß ich selbst ihr Hüter bin."
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"O Weh dieses Leides!" sprach da Kriemhild: 1838
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"Warum will mein Bruder und Hagen seinen Schild
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Nicht verwahren laßen? Gewiss, sie sind gewarnt:
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Und wüst ich, wer es hat gethan, der Tod der hielt' ihn umgarnt."
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Im Zorn gab ihr Antwort Dietrich sogleich: 1839
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"Ich bin es, der gewarnt hat die edeln Fürsten reich
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Und Hagen den kühnen, der Burgunden Mann:
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Nur zu, du Braut des Teufels, du thust kein Leid mir drum an."
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Da schämte sich gewaltig die edle Königin: 1840
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Sie fürchtete sich bitter vor Dietrichs Heldensinn.
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Sie gieng alsdann von dannen, kein Wort mehr sprach sie da,
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Nur daß sie nach den Feinden mit geschwinden Blicken sah.
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Da nahmen bei den Händen zwei der Degen sich, 1841
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Der Eine war Hagen, der Andere Dietrich.
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Da sprach wohlgezogen der Degen allbereit:
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"Eure Reise zu den Heunen die ist in Wahrheit mir leid,
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"Da die Königstochter so gesprochen hat." 1842
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Da sprach von Tronje Hagen: "Zu Allem wird schon Rath."
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So sprachen zu einander die Recken wohlgethan.
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Das sah der König Etzel, der gleich zu fragen begann:
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"Die Märe wust ich gerne," befrug der König sich, 1843
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"Wer der Recke wäre, den dort Herr Dietrich
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So freundlich hat empfangen; er trägt gar hoch den Muth:
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Wie auch sein Vater heiße, er mag wohl sein ein Recke gut."
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Antwort gab dem König ein Kriemhildens-Mann: 1844
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"Von Tronje ist er geboren, sein Vater hieß Aldrian;
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Wie zahm er hier gebare, er ist ein grimmer Mann:
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Ich laß euch das noch schauen, daß ich keine Lüge gethan."
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"Wie soll ich das erkennen, daß er so grimmig ist?" 1845
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Noch hatt er nicht Kunde von mancher argen List,
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Die wider ihre Freunde die Königin spann,
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Daß aus dem Heunenlande ihr auch nicht Einer entrann.
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"Wohl kannt ich Hagen, er war mein Unterthan: 1846
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Lob und große Ehre er hier bei mir gewann.
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Ich macht' ihn zum Ritter und gab ihm mein Gold;
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Weil er sich getreu erwies, war ich immer ihm hold.
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"Daher ist mir von Hagen Alles wohlbekannt. 1847
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Zwei edle Kinder bracht ich als Geisel in dieß Land,
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Ihn und von Spanien Walther: die wuchsen hier heran.
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Hagen sandt ich wieder heim; Walther mit Hildegund entrann."
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So bedacht er alter Zeiten und was vordem geschehn. 1848
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Seinen Freund von Tronje hatt er hier gesehn,
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Der ihm in seiner Jugend oft große Dienste bot;
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Jetzt schlug er ihm im Alter viel lieber Freunde zu Tod.
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* * * * *
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Neunundzwanzigstes Abenteuer.
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Wie Hagen und Volker vor Kriemhildens Saal saßen.
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Da schieden auch die beiden werthen Recken sich, 1849
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Hagen von Tronje und Herr Dieterich.
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Ueber die Achsel blickte Gunthers Unterthan
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Nach einem Heergesellen, den er sich bald gewann.
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Neben Geiselheren sah er Volkern stehn, 1850
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Den kunstreichen Fiedler: den bat er mitzugehn,
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Weil er wohl erkannte seinen grimmen Muth:
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Er war an allen Tugenden ein Ritter kühn und auch gut.
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Noch ließ man die Herren auf dem Hofe stehn. 1851
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Die Beiden ganz alleine sah man von dannen gehn
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Ueber den Hof hin ferne vor einen Pallas weit:
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Die Auserwählten scheuten sich vor Niemandes Streit.
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Sie setzten vor dem Hause sich genüber einem Saal, 1852
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Der war Kriemhilden, auf eine Bank zu Thal.
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An ihrem Leibe glänzte ihr herrlich Gewand;
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Gar Manche, die das sahen, hätten gern sie gekannt.
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Wie die wilden Thiere gaffte sie da an, 1853
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Die übermüthgen Helden, mancher Heuneumann.
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Da sah sie durch ein Fenster Etzels Königin:
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Das betrübte wieder der schönen Kriemhilde Sinn.
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Sie gedacht ihres Leides; zu weinen hub sie an. 1854
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Das wunderte die Degen, die Etzeln unterthan,
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Was ihr bekümmert hätte so sehr den hohen Muth?
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Da sprach sie: "Das that Hagen, ihr Helden kühn und auch gut."
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Sie sprachen zu der Frauen: "Wie ist das geschehn? 1855
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Wir haben euch doch eben noch wohlgemuth gesehn.
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Wie kühn er auch wäre, der es euch hat gethan,
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Befehlt ihr uns die Rache, den Tod müst er empfahn."
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"Dem wollt ich immer danken, der rächte dieses Leid: 1856
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Was er nur begehrte, ich wär dazu bereit.
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"Ich fall euch zu Füßen," so sprach des Königs Weib:
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"Rächt mich an Hagen: er verliere Leben und Leib."
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Da rüsteten die Kühnen sich, sechzig an der Zahl: 1857
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Kriemhild zu Liebe wollten sie vor den Saal
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Und wollten Hagen schlagen, diesen kühnen Mann,
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Dazu den Fiedelspieler; das ward einmüthig gethan.
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Als so gering den Haufen die Königin ersah, 1858
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In grimmem Muthe sprach sie zu den Helden da:
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"Von solchem Unterfangen rath ich abzustehn:
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Ihr dürft in so geringer Zahl nicht mit Hagen streiten gehn.
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"So kühn auch und gewaltig Der von Tronje sei, 1859
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Noch ist bei weitem stärker, der ihm da sitzet bei,
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Volker der Fiedler: das ist ein übler Mann:
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Wohl dürft ihr diesen Helden nicht zu so wenigen nahn."
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Als sie die Rede hörten, rüsteten sich mehr 1860
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Vierhundert Recken. Der Königin hehr
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Lag sehr am Herzen die Rache für ihr Leid.
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Da wurde bald den Degen große Sorge bereit.
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Als sie ihr Gesinde wohlbewaffnet sah, 1861
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Zu den schnellen Recken sprach die Königin da:
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"Nun harrt eine Weile: ihr sollt noch stille stehn.
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Ich will unter Krone hin zu meinen Feinden gehn.
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"Hört mich ihm verweisen, was mir hat gethan 1862
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Hagen von Tronje, Gunthers Unterthan.
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Ich weiß ihn so gemuthet, er läugnets nimmermehr:
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So will ich auch nicht fragen, was ihm geschehe nachher."
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Da sah der Fiedelspieler, ein kühner Spielmann, 1863
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Die edle Königstochter von der Stiege nahn,
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Die aus dem Hause führte. Als er das ersah,
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Zu seinem Heergesellen sprach der kühne Volker da:
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"Nun schauet, Freund Hagen, wie sie dorther naht, 1864
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Die uns ohne Treue ins Land geladen hat.
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Ich sah mit einer Königin nie so manchen Mann
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Die Schwerter in den Händen also streitlustig nahn.
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"Wißt ihr, Freund Hagen, daß sie euch abhold sind? 1865
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So will ich euch rathen, daß ihr zu hüten sinnt
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Des Lebens und der Ehre; führwahr, das dünkt mich gut:
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Soviel ich mag erkennen, ist ihnen zornig zu Muth.
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"Es sind auch Manche drunter von Brüsten stark und breit: 1866
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Wer seines Lebens hüten will, der thu es beizeit.
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Ich seh sie unter Seide die festen Panzer tragen.
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Was sie damit meinen, das hör ich Niemanden sagen."
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Da sprach im Zornmuthe Hagen der kühne Mann: 1867
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"Ich weiß wohl, das wird Alles wider mich gethan,
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Daß sie die lichten Waffen tragen an der Hand;
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Von denen aber reit ich noch in der Burgunden Land.
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|
"Nun sagt mir, Freund Volker, denkt ihr mir beizustehn, 1868
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|
Wenn mit mir streiten wollen Die in Kriemhilds Lehn?
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|
Das laßt mich vernehmen, so lieb als ich euch sei.
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|
Ich steh euch mit Diensten immer wieder treulich bei."
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"Sicherlich, ich helf euch," so sprach da Volker. 1869
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"Und säh ich uns entgegen mit seinem ganzen Heer
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Den König Etzel kommen, all meines Lebens Zeit
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Weich ich von eurer Seite aus Furcht nicht eines Fußes breit."
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|
"Nun lohn euch Gott vom Himmel, viel edler Volker! 1870
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Wenn sie mit mir streiten, wes bedarf ich mehr?
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Da ihr mir helfen wollet, wie ich jetzt vernommen,
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|
So mögen diese Recken fein behutsam näher kommen."
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|
"Stehn wir auf vom Sitze," sprach der Fiedelmann, 1871
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"Vor der Königstochter, so sie nun kommt heran.
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Bieten wir die Ehre der edeln Königin!
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Das bringt uns auch beiden an eignen Ehren Gewinn."
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"Nein! wenn ihr mich lieb habt," sprach dawider Hagen. 1872
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|
"Es möchten diese Degen mit dem Wahn sich tragen,
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Daß ich aus Furcht es thäte und dächte wegzugehn:
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|
Von dem Sitze mein ich vor ihrer Keinem aufzustehn.
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"Daß wir es bleiben laßen, das ziemt uns ganz allein. 1873
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|
Soll ich dem Ehre bieten, der mir feind will sein?
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|
Nein, ich thu es nimmer, so lang ich leben soll:
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In aller Welt, was kümmr ich mich um Kriemhildens Groll?"
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Der vermeßne Hagen legte über die Schenkel hin 1874
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Eine lichte Waffe, aus deren Knaufe schien
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Mit hellem Glanz ein Jaspis, grüner noch als Gras.
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Wohl erkannte Kriemhild, daß Siegfried einst sie besaß.
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Als sie das Schwert erkannte, das schuf ihr große Noth. 1875
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Der Griff war von Golde, der Scheide Borte roth.
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Ermahnt war sie des Leides, zu weinen hub sie an;
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Ich glaube, Hagen hatt es auch eben darum gethan.
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Volker der kühne zog näher an die Bank 1876
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|
Einen starken Fiedelbogen, mächtig und lang,
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Wie ein Schwert geschaffen, scharf dazu und breit.
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|
So saßen unerschrocken diese Recken allbereit.
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Die kühnen Degen beide dauchten sich so hehr, 1877
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Aus Furcht vor Jemandem wollten sie nimmermehr
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|
Vom Sitz sich erheben. Ihnen schritt da vor den Fuß
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Die edle Königstochter und bot unfreundlichen Gruß.
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Sie sprach: "Nun sagt, Herr Hagen, wer hat nach euch gesandt, 1878
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Daß ihr zu reiten wagtet her in dieses Land,
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Da ihr doch wohl wustet, was ihr mir habt gethan?
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Wart ihr bei guten Sinnen, ihr durftets euch nicht unterfahn."
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"Nach mir gesandt hat Niemand," sprach er entgegen, 1879
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|
"Her zu diesem Lande lud man drei Degen,
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Die heißen meine Herren: ich steh in ihrem Lehn;
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Bei keiner Hofreise pfleg ich daheim zu bestehn."
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Sie sprach: "Nun sagt mir ferner, was thatet ihr das, 1880
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Daß ihr es verdientet, wenn ich euch trage Haß?
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|
Ihr erschlugt Siegfrieden, meinen lieben Mann,
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Den ich bis an mein Ende nicht gut beweinen kann."
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"Wozu der Rede weiter?" sprach er, "es ist genug: 1881
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Ich bin halt der Hagen, der Siegfrieden schlug,
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Den behenden Degen: wie schwer er das entgalt,
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Daß die Frau Kriemhild die schöne Brunhilde schalt!
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"Es wird auch nicht geläugnet, reiche Königin, 1882
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|
Daß ich an all dem Schaden, dem schlimmen, schuldig bin.
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Nun räch es, wer da wolle, Weib oder Mann.
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Ich müst es wahrlich lügen, ich hab euch viel zu Leid gethan."
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Sie sprach: "Da hört ihr, Recken, wie er die Schuld gesteht 1883
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An all meinem Leide: wie's ihm deshalb ergeht,
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Darnach will ich nicht fragen, ihr Etzeln unterthan."
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Die übermüthgen Degen blickten all einander an.
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Wär da der Streit erhoben, so hätte man gesehn, 1884
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Wie man den zwei Gesellen müß Ehre zugestehn:
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Das hatten sie in Stürmen oftmals dargethan.
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Was jene sich vermeßen, das gieng aus Furcht nun nicht an.
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Da sprach der Recken Einer: "Was seht ihr mich an? 1885
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Was ich zuvor gelobte, das wird nun nicht gethan.
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Um Niemands Gabe laß ich Leben gern und Leib.
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Uns will hier verleiten dem König Etzel sein Weib."
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Da sprach ein Andrer wieder: "So steht auch mir der Muth. 1886
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Wer mir Thürme gäbe von rothem Golde gut,
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Diesen Fiedelspieler wollt ich nicht bestehn
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Der schnellen Blicke wegen, die ich hab an ihm ersehn.
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"Auch kenn ich diesen Hagen von seiner Jugendzeit: 1887
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Drum weiß ich von dem Recken selber wohl Bescheid.
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In zweiundzwanzig Stürmen hab ich ihn gesehn;
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Da ist mancher Frauen Herzeleid von ihm geschehn.
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"Er und Der von Spanien traten manchen Pfad, 1888
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Da sie hier bei Etzeln thaten manche That
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Dem König zu Liebe. Das ist oft geschehn:
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Drum mag man Hagen billig große Ehre zugestehn.
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"Damals war der Recke an Jahren noch ein Kind, 1889
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Da waren schon die Knaben wie jetzt kaum Greise sind.
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Nun kam er zu Sinnen und ist ein grimmer Mann;
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Auch trägt er Balmungen, den er übel gewann."
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Damit wars entschieden, Niemand suchte Streit. 1890
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Das war der Königstochter im Herzen bitter leid.
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Die Helden giengen wieder; wohl scheuten sie den Tod
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Von den Helden beiden: das that ihnen wahrlich Noth.
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Wie oft man verzagend Manches unterläßt, 1891
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Wo der Freund beim Freunde treulich steht und fest!
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Und hat er kluge Sinne, daß er nicht also thut,
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Vor Schaden nimmt sich Mancher durch Besonnenheit in Hut.
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Da sprach der kühne Volker: "Da wir nun selber sahn, 1892
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Daß wir hie Feinde finden, wie man uns kund gethan,
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So laß uns zu den Königen hin zu Hofe gehn,
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So darf unsre Herren mit Kampfe Niemand bestehn."
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"Gut, ich will euch folgen," sprach Hagen entgegen. 1893
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Da giengen hin die Beiden, wo sie die zieren Degen
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Noch harrend des Empfanges auf dem Hofe sahn.
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Volker der kühne hub da laut zu reden an.
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Er sprach zu seinen Herren: "Wie lange wollt ihr stehn 1894
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Und euch drängen laßen? ihr sollt zu Hofe gehn
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Und von dem König hören, wie der gesonnen sei."
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Da sah man sich gesellen der kühnen Helden je zwei.
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Dietrich von Berne nahm da an die Hand 1895
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Gunther den reichen von Burgundenland;
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Irnfried nahm Gernoten, diesen kühnen Mann;
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Da gieng mit seinem Schwäher Geiselher zu Hof heran.
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Wie bei diesem Zuge gesellt war Jeglicher, 1896
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Volker und Hagen, die schieden sich nicht mehr
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Als noch in Einem Kampfe bis an ihren Tod.
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Das musten bald beweinen edle Fraun in großer Noth.
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Da sah man mit den Königen hin zu Hofe ziehn 1897
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Ihres edeln Ingesindes tausend Degen kühn;
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Darüber sechzig Recken waren mitgekommen:
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Die hatt aus seinem Lande der kühne Hagen genommen.
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Hawart und Iring, zwei Degen auserkannt, 1898
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Die giengen mit den Königen zu Hofe Hand in Hand;
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Dankwart und Wolfhart, ein theuerlicher Degen,
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Die sah man großer Hofzucht vor den übrigen pflegen.
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Als der Vogt vom Rheine in den Pallas gieng, 1899
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Etzel der reiche das länger nicht verhieng:
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Er sprang von seinem Sitze, als er ihn kommen sah.
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Ein Gruß, ein so recht schöner, nie mehr von Köngen geschah.
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"Willkommen mir, Herr Gunther und auch Herr Gernot 1900
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Und euer Bruder Geiselher, die ich hieher entbot
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Mit Gruß und treuem Dienste von Worms überrhein,
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Und eure Degen alle sollen mir willkommen sein.
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"Laßt euch auch Willkommen, ihr beiden Recken, sagen, 1901
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Volker der kühne und dazu Herr Hagen,
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Mir und meiner Frauen hier in diesem Land:
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Sie hat euch manche Botschaft hin zum Rheine gesandt."
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Da sprach von Tronje Hagen: "Das haben wir vernommen. 1902
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Wär ich um meine Herren gen Heunland nicht gekommen,
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So wär ich euch zu Ehren geritten in das Land."
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Da nahm der edle König die lieben Gäste bei der Hand.
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Und führte sie zum Sitze hin, wo er selber saß. 1903
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Da schenkte man den Gästen, fleißig that man das,
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In weiten goldnen Schalen Meth, Moraß und Wein
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Und hieß die fremden Degen höchlich willkommen sein.
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Da sprach König Etzel: "Das muß ich wohl gestehn, 1904
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Mir könnt in diesen Zeiten nichts Lieberes geschehn
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Als durch euch, ihr Recken, daß ihr gekommen seid;
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Damit ist auch der Königin benommen Kummer und Leid.
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"Mich nahm immer Wunder, was ich euch wohl gethan, 1905
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Da ich der edeln Gäste so Manche doch gewann,
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Daß ihr nie zu reiten geruhtet in mein Land;
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Nun ich euch hier ersehen hab, ist mirs zu Freuden gewandt."
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Da versetzte Rüdiger, ein Ritter hochgemuth: 1906
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"Ihr mögt sie gern empfahen, ihre Treue die ist gut:
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Der wißen meiner Frauen Brüder schön zu pflegen.
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Sie bringen euch zu Hause manchen waidlichen Degen."
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Am Sonnewendenabend waren sie gekommen 1907
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An Etzels Hof, des reichen. Noch selten ward vernommen,
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Daß ein König seine Gäste freundlicher empfieng;
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Darnach er zu Tische wohlgemuth mit ihnen gieng.
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Ein Wirth bei seinen Gästen sich holder nie betrug. 1908
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Zu trinken und zu eßen bot man da genug:
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Was sie nur wünschen mochten, das wurde gern gewährt.
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Man hatte von den Helden viel große Wunder gehört.
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Der reiche Etzel hatte an ein Gebäude weit 1909
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Viel Fleiß und Müh gewendet und Kosten nicht gescheut:
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Man sah Pallas und Thürme, Gemächer ohne Zahl
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In einer weiten Veste und einen herrlichen Saal.
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Den hatt er bauen laßen lang, hoch und weit, 1910
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Weil ihn so viel der Recken heimsuchten jederzeit.
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Auch ander Ingesinde, zwölf reiche Könge hehr
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Und viel der werthen Degen hatt er zu allen Zeiten mehr,
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Als je gewann ein König, von dem ich noch vernahm. 1911
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Er lebte so mit Freunden und Mannen wonnesam:
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Gedräng und frohen Zuruf hatte der König gut
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Von manchem schnellen Degen; drum stand wohl hoch ihm der Muth.
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* * * * *
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Dreißigstes Abenteuer.
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Wie Hagen und Volker Schildwacht standen.
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Der Tag war nun zu Ende, es nahte sich die Nacht. 1912
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Den reisemüden Recken war die Sorg erwacht,
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Wann sie ruhen sollten und zu Bette gehn.
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Zur Sprache bracht es Hagen: Bescheid ist ihnen geschehn.
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Zu dem Wirthe sprach da Gunther: "Gott laß euchs wohlgedeihn: 1913
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Wir wollen schlafen gehen, mag es mit Urlaub sein.
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Wenn ihr das gebietet, kommen wir morgen fruh."
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Der Wirth entließ die Gaste wohlgemuth zu ihrer Ruh.
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Von allen Seiten drängen man die Gäste sah. 1914
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Volker der kühne sprach zu den Heunen da:
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"Wie dürft ihr uns Recken so vor die Füße gehn?
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Und wollt ihr das nicht meiden, so wird euch übel geschehn.
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"So schlag ich Dem und Jenem so schweren Geigenschlag, 1915
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Hat er einen Treuen, daß ders beweinen mag.
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Nun weicht vor uns Recken, fürwahr, mich dünkt es gut:
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Es heißen Alle Degen und haben doch nicht gleichen Muth."
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Als in solchem Zorne sprach der Fiedelmann, 1916
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Hagen der kühne sich umzuschaun begann.
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Er sprach: "Euch räth zum Heile der kühne Fiedeler.
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Geht zu den Herbergen, ihr in Kriemhildens Heer.
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"Was ihr habt im Sinne, es fügt sich nicht dazu: 1917
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Wollt ihr was beginnen, so kommt uns morgen fruh
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Und laßt uns Reisemüden heut in Frieden ruhn.
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Ich glaube, niemals werden es Helden williger thun."
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Da brachte man die Gäste in einen weiten Saal, 1918
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Zur Nachtruh eingerichtet den Recken allzumal
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Mit köstlichen Betten, lang zumal und breit.
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Gern schuf ihnen Kriemhild das allergrößeste Leid,
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Schmucker Decken sah man von Arras da genug 1919
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Aus lichthellem Zeuge und manchen Ueberzug
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Aus Arabischer Seide, so gut sie mochten sein,
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Verbrämt mit goldnen Borten, die gaben herrlichen Schein.
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Viel Bettlaken fand man von Hermelin gemacht 1920
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Und von schwarzem Zobel, worunter sie die Nacht
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Sich Ruhe schaffen sollten bis an den lichten Tag.
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Ein König mit dem Volke wohl nimmer herrlicher lag.
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"O weh des Nachtlagers!" sprach Geiselher das Kind, 1921
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"Und weh meiner Freunde, die mit uns kommen sind.
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Wie gut es meine Schwester uns auch hier erbot,
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Wir gewinnen, fürcht ich, alle von ihrem Haße den Tod."
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"Nun laßt euer Sorgen," sprach Hagen der Degen, 1922
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"Ich will heunte selber der Schildwache pflegen
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Und getrau euch zu behüten bis morgen an den Tag:
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Seit des ohne Sorge: so entrinne, wer da mag."
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Da neigten sich ihm Alle und sagten ihm Dank. 1923
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Sie giengen zu den Betten. Da währt' es nicht lang,
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Bis in Ruhe lagen die Helden wohlgethan.
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Hagen der kühne sich da zu waffnen begann.
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Da sprach der Fiedelspieler, Volker der Degen: 1924
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"Verschmäht ihrs nicht, Hagen, so will ich mit euch pflegen
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Heunt der Schildwache bis morgen an den Tag."
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Da dankte Volkeren der Degen gütlich und sprach:
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"Nun lohn euch Gott vom Himmel, viel lieber Volker! 1925
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Zu allen meinen Sorgen wünsch ich mir Niemand mehr
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Als nur euch alleine, befahr ich irgend Noth.
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Ich will es wohl vergelten, es verwehr es denn der Tod."
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Da kleideten die Beiden sich in ihr licht Gewand, 1926
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Jedweder faßte den Schild an seine Hand,
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Sie giengen aus dem Hause vor die Thüre stehn
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Und hüteten der Gäste; das ist mit Treuen geschehn.
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Volker der schnelle lehnte von der Hand 1927
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Seinen Schild den guten an des Saales Wand.
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Dann wandt er sich zurücke, wo seine Geige war,
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Und diente seinen Freunden: es ziemt ihm also fürwahr.
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Unter des Hauses Thüre setzt' er sich auf den Stein. 1928
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Kühnrer Fiedelspieler mochte nimmer sein.
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Als der Saiten Tönen ihm so hold erklang,
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Die stolzen Heimatlosen die sagten Volkern den Dank.
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Da tönten seine Saiten, daß all das Haus erscholl; 1929
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Seine Kraft und sein Geschicke die waren beide voll.
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Süßer und sanfter zu geigen hub er an:
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So spielt' er in den Schlummer gar manchen sorgenden Mann.
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Da sie entschlafen waren und Volker das befand, 1930
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Da nahm der Degen wieder den Schild an die Hand
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Und gieng aus dem Hause vor die Thüre stehn,
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Seine Freunde zu behüten vor Denen in Kriemhilds Lehn.
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Wohl der Nacht inmitten, wenn es erst da geschah, 1931
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Volker der kühne einen Helm erglänzen sah
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Fernher durch das Dunkel: Die Kriemhild unterthan,
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Hätten an den Gästen gerne Schaden gethan.
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Bevor diese Recken Kriemhild hatt entsandt, 1932
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Sie sprach: "Wenn ihr sie findet, so seid um Gott ermahnt,
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Daß ihr Niemand tödtet als den einen Mann,
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Den ungetreuen Hagen; die Andern rühret nicht an."
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Da sprach der Fiedelspieler: "Nun seht, Freund Hagen, 1933
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Uns ziemt, diese Sorge gemeinsam zu tragen.
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Gewaffnet vor dem Hause seh ich Leute stehn:
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So viel ich mag erkennen, kommen sie uns zu bestehn."
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"So schweigt," sprach da Hagen, "laßt sie erst näher her. 1934
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Eh sie uns inne werden, wird ihrer Helme Wehr
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Zerschroten mit den Schwertern von unser Beider Hand:
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Sie werden Kriemhilden übel wieder heimgesandt."
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Der Heunenrecken Einer das gar bald ersah, 1935
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Die Thüre sei behütet: wie schnell sprach er da:
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"Was wir im Sinne hatten, kann nun nicht geschehn:
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Ich seh den Fiedelspieler vor dem Hause Schildwacht stehn.
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"Er trägt auf dem Haupte einen Helm von lichtem Glanz, 1936
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Der ist hart und lauter, stark dazu und ganz.
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Auch loh'n die Panzerringe ihm, wie das Feuer thut.
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Daneben steht auch Hagen: die Gäste sind in guter Hut."
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Da wandten sie sich wieder. Als Volker das ersah, 1937
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Zu seinem Heergesellen in Zorn sprach er da:
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"Nun laßt mich von dem Hause zu den Recken gehn:
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So frag ich um die Märe Die in Kriemhildens Lehn."
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"Nein, wenn ihr mich lieb habt," sprach Hagen entgegen, 1938
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"Kämt ihr aus dem Hause, diese schnellen Degen
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Brächten euch mit Schwertern leicht in solche Noth,
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Daß ich euch helfen müste, wärs aller meiner Freunde Tod.
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"Wenn wir dann Beide kämen in den Streit, 1939
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So möchten ihrer zweie oder vier in kurzer Zeit
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Zu dem Hause springen und schüfen solche Noth
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Drinnen an den Schlafenden, daß wir bereuten bis zum Tod."
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Da sprach wieder Volker: "So laßt es nur geschehn, 1940
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Daß sie inne werden, wir haben sie gesehn:
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So können uns nicht läugnen Die Kriemhild unterthan,
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Daß sie gerne treulos an den Gästen hätten gethan."
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Da rief der Fiedelspieler den Heunen entgegen: 1941
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"Wie geht ihr so bewaffnet, ihr behenden Degen?
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Wollt ihr morden reiten, ihr Kriemhild unterthan?
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So nehmt mich zur Hülfe und meinen Heergesellen an,"
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Niemand gab ihm Antwort; zornig war sein Muth: 1942
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"Pfui, feige Bösewichter," sprach der Degen gut,
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"Im Schlaf uns zu ermorden, schlicht ihr dazu heran?
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Das ward so guten Helden bisher noch selten gethan."
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Bald ward auch die Märe der Königin bekannt 1943
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Vom Abzug ihrer Boten: wie schwer sie das empfand!
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Da fügte sie es anders; gar grimmig war ihr Muth.
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Da musten bald verderben viel der Helden kühn und gut.
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* * * * *
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Einunddreißigstes Abenteuer.
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Wie die Herren zur Kirche giengen.
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"Mir wird so kühl der Harnisch," sprach da Volker: 1944
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"Die Nacht, wähn ich, wolle nun nicht währen mehr.
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Ich fühl es an den Lüften, es ist nicht weit vom Tag."
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Da weckten sie gar Manchen, der da im Schlafe noch lag.
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Da schien der lichte Morgen den Gästen in den Saal. 1945
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Hagen begann zu fragen die Recken allzumal,
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Ob sie zum Münster wollten in die Messe heut.
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Nach christlichen Sitten erscholl der Glocken Geläut.
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Der Gesang war ungleich; kein Wunder möcht es sein, 1946
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Daß Christen mit Heiden nicht stimmten überein.
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Da wollten zu der Kirche Die in Gunthers Lehn:
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Man sah sie von den Betten allzumal da erstehn.
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Da schnürten sich die Recken in also gut Gewand, 1947
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Daß nie Helden wieder in eines Königs Land
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Beßre Kleider brachten. Hagen war es leid;
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Er sprach: "Ihr thätet beßer, ihr trügt hier anderlei Kleid.
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"Nun ist euch doch allen die Märe wohl bekannt: 1948
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Drum statt der Rosenkränze nehmt Waffen an die Hand;
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Statt wohlgesteinter Hüte die lichten Helme gut,
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Da wir so wohl erkennen der argen Kriemhilde Muth.
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"Wir müßen heute streiten, das will ich euch sagen. 1949
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Statt seidner Hemden sollt ihr Halsbergen tragen
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Und statt der reichen Mäntel gute Schilde breit:
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zürnt mit euch Jemand, daß ihr wehrhaftig seid.
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"Meine lieben Herren, Freund und Mannen mein, 1950
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Tretet in die Kirche mit lauterm Herzen ein
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Und klagt Gott dem reichen eure Sorg und Noth:
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Denn wißt unbezweifelt, es naht uns allen der Tod.
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"Ihr sollt auch nicht vergeßen, was je von euch geschah, 1951
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Und fleht vor eurem Gotte andächtig da.
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Laßt euch alle warnen, gute Recken hehr:
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Es wend es Gott im Himmel, so hört ihr keine Messe mehr,"
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So giengen zu dem Münster die Fürsten und ihr Lehn. 1952
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Auf dem heiligen Friedhof, da hieß sie stille stehn
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Hagen der kühne, damit man sie nicht schied.
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Er sprach: "Noch weiß ja Niemand, was von den Heunen geschieht.
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"Setzt, meine Freunde, die Schilde vor den Fuß 1953
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Und lohnt es, beut euch Jemand feindlichen Gruß,
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Mit tiefen Todeswunden: das ist, was euch Hagen räth.
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So werdet ihr befunden, wie's euch am löblichsten steht."
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Volker und Hagen die beiden stellten da 1954
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Sich vor das weite Münster: was darum geschah,
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Sie wolltens dazu bringen, daß sich die Königin
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Mit ihnen drängen müße; wohl war gar grimmig ihr Sinn.
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Da kam der Wirth des Landes und auch sein schönes Weib; 1955
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Mit reichem Gewände war ihr geziert der Leib
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Und manchem schnellen Degen, der im Geleit ihr war.
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Da flog der Staub zur Höhe vor der Königin Schar,
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Als der reiche König so gewaffnet sah 1956
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|
Die Fürsten und ihr Ingesind, wie bald sprach er da:
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"Was seh ich meine Freunde unter Helmen gehn?
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|
Leid war mir meiner Treue, wär ihnen Leid hier geschehn.
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"Das wollt ich ihnen büßen, wie sie es däuchte gut. 1957
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Wenn ihnen wer beschwerte das Herz und den Muth,
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So laß ich sie wohl schauen, es sei mir wahrlich leid:
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|
Was sie gebieten mögen, dazu bin ich gern bereit."
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Zur Antwort gab ihm Hagen: "Uns ist kein Leid geschehn. 1958
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Es ist der Herren Sitte, daß sie gewaffnet gehn
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|
Bei allen Gastgeboten zu dreien vollen Tagen.
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Was uns hier geschähe, wir würden es Etzeln klagen."
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Wohl vernahm die Königin Hagens Rede da. 1959
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Wie feindlich sie dem Degen unter die Augen sah!
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Sie wollte doch nicht melden den Brauch in ihrem Land,
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Wie lang bei den Burgunden sie den auch hatte gekannt.
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Wie grimm und stark die Königin ihnen abhold wäre, 1960
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Hätte Jemand Etzeln gesagt die rechte Märe,
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Er hätt es wohl gewendet, was nun doch geschah:
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In ihrem hohen Uebermuth verschwiegen sie es Alle da.
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Da schritt mit vielem Volke Kriemhild zur Kirchenthür: 1961
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Doch wollten diese Beiden weichen nicht vor ihr
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Zweier Hände Breite: das war den Heunen leid.
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Da muste sie sich drängen mit den Helden allbereit.
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Etzels Kämmerlinge die dauchte das nicht gut: 1962
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Wohl hätten sie den Recken gern erzürnt den Muth,
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Wenn sie es wagen dürften vor dem König hehr.
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Da gab es groß Gedränge und doch nichts anderes mehr.
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Als nach dem Gottesdienste man auf den Heimweg sann, 1963
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Da kam hoch zu Rosse mancher Heunenmann.
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Auch war bei Kriemhilden manche schöne Maid;
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Wohl Siebentausend zählte der Königin Heergeleit.
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Kriemhild mit ihren Frauen in den Fenstern saß 1964
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Bei Etzeln dem reichen; gerne sah er das.
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Sie wollten reiten sehen die Helden auserkannt:
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Hei! was man fremder Recken vor ihnen auf dem Hofe fand!
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Nun war auch mit den Rossen der Marschall gekommen. 1965
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Der kühne Dankwart hatte mit sich genommen
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Der Herren Ingesinde von Burgundenland:
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Die Rosse wohlgesattelt man den kühnen Niblungen fand.
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Als zu Rossen kamen die Fürsten und ihr Herr, 1966
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Da begann zu rathen der kühne Volker,
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Sie sollten buhurdieren nach ihres Landes Sitten.
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Da wurde von den Helden bald gar herrlich geritten.
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Was der Held gerathen, Niemanden wohl verdroß; 1967
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Der Buhurd und der Waffenklang wurden beide groß.
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In dem weiten Hofe kam da mancher Mann;
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|
Etzel mit Kriemhild es selbst zu schauen begann.
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Auf den Buhurd kamen sechshundert Degen. 1968
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|
Dietrichens Recken, den Gästen entgegen.
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Mit den Burgunden wollten sie sich im Spiel ergehn;
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|
Wollt es ihr Herr vergönnen, so wär es gerne geschehn.
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Hei! Was gute Recken ritten da heran! 1969
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Dietrich dem Helden ward es kund gethan.
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Mit Gunthers Ingesinde das Spiel er verbot;
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Er schonte seiner Leute: das that ihm sicherlich Noth.
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Als Dietrichs Gefolge so vermied den Streit, 1970
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Da kamen von Bechlaren Rüdigers Geleit,
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Fünfhundert unter Schilden, vor den Saal geritten.
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Leid wars dem Markgrafen: er hätt es gern nicht gelitten.
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Er kam zu ihnen eilends gedrungen durch die Schar 1971
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Und sagte seinen Mannen: sie würden selbst gewahr,
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Daß im Unmuth wären Die Gunthern unterthan:
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Wenn sie das Kampfspiel ließen, so wär ihm Liebes gethan.
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Als von ihnen schieden die Helden allbereit, 1972
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Da kamen die von Thüringen, hörten wir Bescheid,
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Und vom Dänenlande der Kühnen tausend Mann.
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Von Stichen sah man fliegen viel der Splitter hoch hinan.
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Irnfried und Hawart ritten zum Buhurd hin; 1973
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Ihrer harrten Die vom Rheine mit hochfährtgem Sinn
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Zum Lanzenspiel mit Denen vom Thüringerland:
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Durchbohrt von Stichen wurde mancher schöne Schildesrand.
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Da kam der Degen Blödel, dreitausend in der Schar. 1974
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Etzel und Kriemhild nahmen sein wohl war,
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Da vor ihnen Beiden das Ritterspiel geschah.
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Die Königin es gerne aus Haß der Burgunden sah.
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Sie gedacht in ihrem Sinne, schier wärs auch so geschehn: 1975
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"Und thäten sie wem Leides, so dürft ich mich versehn,
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Daß es zum Ernste käme: an den Feinden mein
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Würd ich dann gerochen; des wollt ich ohne Sorge sein."
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Schrutan und Gibeke ritten zum Buhurd auch, 1976
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Hornbog und Ramung, nach heunischem Gebrauch.
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Sie hielten vor den Helden aus Burgundenland:
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Die Schäfte flogen wirbelnd über des Königssaales Wand.
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Wie sie da Alle ritten, das war doch eitel Schall. 1977
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Von Stößen auf die Schilde das Haus und den Saal
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Hörte man ertosen durch manchen Gunthers-Mann.
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Das Lob sich sein Gesinde mit großen Ehren gewann.
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Da ward ihre Kurzweil so stark und so groß, 1978
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Daß den Satteldecken der blanke Schweiß entfloß
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Von den guten Rossen, so die Helden ritten.
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Sie versuchten an den Heunen sich mit hochfährtgen Sitten.
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Da sprach der kühne Volker, der edle Spielmann: 1979
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"Zu feig sind diese Degen, sie greifen uns nicht an.
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Ich hörte immer sagen, daß sie uns abhold sein:
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Nun könnte die Gelegenheit ihnen doch nicht günstger sein."
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"Zu den Ställen wieder," sprach der König hehr, 1980
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"Ziehe man die Rosse; wir reiten wohl noch mehr
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In den Abendstunden, wenn die Zeit erschien.
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Ob dann den Burgunden den Preis wohl giebt die Königin?"
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Da sahn sie Einen reiten so stattlich daher, 1981
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Es thats von allen Heunen kein Anderer mehr.
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Er hatt in den Fenstern wohl ein Liebchen traut:
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Er ritt so wohl gekleidet als eines werthen Ritters Braut.
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Da sprach wieder Volker: "Wie blieb' es ungethan? 1982
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Jener Weiberliebling muß einen Stoß empfahn.
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Das mag hier Niemand wenden, es geht ihm an den Leib:
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Nicht frag ich, ob drum zürne dem König Etzel sein Weib."
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"Nicht doch," sprach der König, "wenn ichs erbitten kann: 1983
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Es schelten uns die Leute, greifen wir sie an:
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Die Heunen laßt beginnen; es kommt wohl bald dahin."
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Noch saß König Etzel am Fester bei der Königin.
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"Ich will das Kampfspiel mehren," sprach Hagen jedoch: 1984
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"Laßt diese Frauen und die Degen noch
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Sehn, wie wir reiten können: das ist wohlgethan;
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Man läßt des Lobs doch wenig die Recken Gunthers empfahn."
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Volker der schnelle ritt wieder in den Streit. 1985
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Das schuf da viel der Frauen großes Herzeleid.
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Er stach dem reichen Heunen den Sper durch den Leib:
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Das sah man noch beweinen manche Maid und manches Weib.
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Alsbald rückt' auch Hagen mit seinen Helden an: 1986
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Mit sechzig seiner Degen zu reiten er begann
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Dahin, wo von dem Fiedler das Spiel war geschehn.
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Etzel und Kriemhild konnten Alles deutlich sehn.
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Da wollten auch die Könige den kühnen Fiedler gut 1987
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Unter den Feinden nicht laßen ohne Hut.
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Da ward von tausend Helden mit großer Kunst geritten.
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Sie thaten, was sie lüstete, mit gar hochfährtgen Sitten.
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Als der reiche Heune zu Tode war geschlagen, 1988
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Man hörte seiner Freunde Wehruf und Klagen.
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All das Gesinde fragte: "Wer hat das gethan?"
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"Das hat gethan der Fiedler, Volker der kühne Spielmann."
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Nach Schwertern und Schilden riefen gleich zur Hand 1989
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Des Markgrafen Freunde von der Heunen Land:
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Zu Tode schlagen wollten sie den Fiedelmann.
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Der Wirth von seinem Fenster daher zu eilen begann.
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Da hob sich von den Heunen allenthalben Schall. 1990
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Abstiegen mit dem Volke die Könge vor dem Saal;
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Zurück die Rosse stießen Die Gunthern unterthan.
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Da kam der König Etzel den Streit zu schlichten heran.
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Einem Vetter dieses Heunen, den er da bei ihm fand, 1991
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Eine scharfe Waffe brach er ihm aus der Hand
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Und schlug sie all zurücke: er war in großem Zorn.
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"Wie hätt ich meine Dienste an diesen Helden verlorn!
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"Wenn ihr diesen Spielmann hättet drum erschlagen, 1992
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Ich ließ' euch alle hängen! das will ich euch sagen.
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Als er erstach den Heunen, sein Reiten wohl ich sah,
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Daß es wider seinen Willen nur durch Straucheln geschah.
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"Ihr sollt meine Gäste mit Frieden laßen ziehn." 1993
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So ward er ihr Geleite. Die Rosse zog man hin
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Zu den Herbergen. Sie hatten manchen Knecht,
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Der ihnen war zu Diensten mit allem Fleiße gerecht.
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Der Wirth mit seinen Freunden gieng zum Saal zurück: 1994
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Da regte sich kein Zürnen mehr vor seinem Blick.
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Man richtete die Tische, das Wasser man auch trug.
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Da hatten Die vom Rheine der starken Feinde genug.
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Unlieb war es Etzeln, doch folgte manche Schar 1995
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Den Fürsten, die mit Waffen wohl versehen war,
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Im Unmuth auf die Gäste, als man zu Tische gieng,
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Den Freund bedacht zu rächen, wenn es günstge Zeit verhieng.
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"Daß ihr in Waffen lieber zu Tische geht als bloß," 1996
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Sprach der Wirth des Landes, "die Unart ist zu groß;
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Wer aber an den Gästen den kleinsten Frevel wagt,
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Der büßt es mit dem Haupte: das sei euch Heunen gesagt."
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Bevor da niedersaßen die Herren, das währte lang, 1997
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Weil zu sehr mit Sorgen jetzt Frau Kriemhild rang.
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Sie sprach: "Fürst von Berne, heute muß ich flehn
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Zu dir um Rath und Hülfe: meine Sachen ängstlich stehn."
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Zur Antwort gab ihr Hildebrand, eine Recke tugendlich: 1998
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"Wer schlägt die Nibelungen, der thut es ohne mich,
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Wie viel man Schätze böte; es wird ihm wahrlich leid.
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Sie sind noch unbezwungen, die schnellen Ritter allbereit."
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"Es geht mir nur um Hagen, der hat mir Leid gethan, 1999
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Der Siegfrieden mordete, meinen lieben Mann.
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Wer den von ihnen schiede, dem wär mein Gold bereit:
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Entgält es anders Jemand, das wär mir inniglich leid."
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Da sprach Meister Hildebrand: "Wie möchte das geschehn, 2000
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Den ihnen zu erschlagen? Ihr solltet selber sehn:
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Bestünde man den Degen, leicht gäb es eine Noth,
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Daß Arme so wie Reiche dabei erlägen im Tod."
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Da sprach dazu Herr Dietrich mit zuchtreichem Sinn: 2001
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"Die Rede laßt bleiben, reiche Königin;
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Mir ist von euern Freunden kein solches Leid geschehn,
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Daß ich sollt im Streite die kühnen Degen bestehn.
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"Die Bitte ehrt euch wenig, edel Königsweib, 2002
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Daß ihr den Freunden rathet an Leben und an Leib.
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Sie kamen euch auf Gnade hieher in dieses Land;
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Siegfried bleibt ungerochen wohl von Dietrichens Hand."
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Als sie keine Untreu bei dem Berner fand, 2003
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Alsobald gelobte sie Blödeln in die Hand
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Eine weite Landschaft, die Nudung einst besaß;
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Hernach erschlug ihn Dankwart, daß er der Gabe gar vergaß.
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Sie sprach: "Du sollst mir helfen, Bruder Blödelein. 2004
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Hier in diesem Hause sind die Feinde mein,
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Die Siegfrieden schlugen, meinen lieben Mann:
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Wer mir das rächen hülfe, dem war ich immer unterthan."
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Zur Antwort gab ihr Blödel, der ihr zur Seite saß: 2005
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"Ich darf euern Freunden nicht zeigen solchen Haß,
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Weil sie mein Bruder Etzel so gerne leiden mag:
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Wenn ich sie bestünde, der König säh es mir nicht nach."
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"Nicht also, Herr Blödel, ich bin dir immer hold: 2006
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Ich gebe dir zum Lohne mein Silber und mein Gold
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Und eine schöne Witwe, Nudungens Weib:
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So magst du immer kosen ihren minniglichen Leib.
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"Das Land zu den Burgen, Alles geb ich dir, 2007
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So lebst du, theurer Ritter, in Freuden stäts mit ihr,
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Wenn du die Mark gewinnest, die Nudung einst besaß.
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Was ich dir hier gelobe, mit Treuen leist ich dir das."
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Als Blödel bieten hörte des Lohnes also viel 2008
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Und ihrer Schöne willen die Frau ihm wohlgefiel,
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Im Kampf verdienen wollt er das minnigliche Weib.
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Da muste dieser Recke verlieren Leben und Leib.
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Er sprach zu der Königin: "Geht wieder in den Saal. 2009
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Eh man es inne werde, erheb ich großen Schall.
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Hagen muß es büßen, was er euch hat gethan:
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Ich bring euch gebunden König Gunthers Unterthan."
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"Nun waffnet euch," sprach Blödel, "ihr all in meinem Lehn, 2010
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Wir wollen zu den Feinden in die Herberge gehn.
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Mir will es nicht erlaßen König Etzels Weib:
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Wir Helden müßen alle verwagen Leben und Leib."
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Als den Degen Blödel entließ die Königin, 2011
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Daß er den Streit begänne, zu Tische gieng sie hin
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Mit Etzeln dem Könige und manchem Unterthan.
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Sie hatte schlimme Räthe wider die Gäste gethan.
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Wie sie zu Tische giengen, das will ich euch sagen: 2012
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Man sah reiche Könige die Krone vor ihr tragen;
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Manchen hohen Fürsten und viel der werthen Degen
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Sah man großer Demuth vor der Königin pflegen.
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Der König wies den Gästen die Sitze überall, 2013
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Den Höchsten und den Besten neben sich im Saal.
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Den Christen und den Heiden die Kost er unterschied;
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Man gab die Fülle beiden, wie es der weise König rieth.
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In der Herberge aß ihr Ingesind: 2014
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Von Truchsäßen ward es da allein bedient;
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Die hatten es zu speisen großen Fleiß gepflogen.
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Die Bewirtung und die Freude ward bald mit Jammer aufgewogen.
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Da nicht anders konnte erhoben sein der Streit, 2015
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Kriemhilden lag im Herzen begraben altes Leid,
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Da ließ sie zu den Tischen tragen Etzels Sohn:
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Wie könnt ein Weib aus Rache wohl entsetzlicher thun?
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Da kamen vier gegangen aus Etzels Ingesind 2016
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Und brachten Ortlieben, das junge Königskind,
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Den Fürsten an die Tafel, wo auch Hagen saß.
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Das Kind must ersterben durch seinen mordlichen Haß.
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Als der reiche König seinen Sohn ersah, 2017
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Zu seiner Frauen Brüdern gütlich sprach er da:
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"Nun schaut, meine Freunde, das ist mein einzig Kind
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Und das eurer Schwester, von dem ihr Frommen einst gewinnt.
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"Geräth er nach dem Stamme, er wird ein starker Mann, 2018
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Reich dazu und edel, kühn und wohlgethan.
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Erleb ich es, ich geb ihm zwölf reicher Könge Land:
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So thut euch wohl noch Dienste des jungen Ortliebens Hand.
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"Darum bät ich gerne euch, lieben Freunde mein, 2019
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Wenn ihr heimwärts reitet wieder an den Rhein,
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Daß ihr dann mit euch nehmet eurer Schwester Kind;
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Und seid auch dem Knaben immer gnädig gesinnt.
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"Erzieht ihn nach Ehren, bis er geräth zum Mann: 2020
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Hat euch in den Landen Jemand ein Leid gethan,
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So hilft er euch es rächen, erwuchs ihm erst der Leib."
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Die Rede hörte Kriemhild mit an, König Etzels Weib.
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"Ihm sollten wohl vertrauen alle diese Degen, 2021
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Wenn er zum Mann erwüchse," sprach Hagen entgegen;
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"Doch ist der junge König so schwächlich anzusehn:
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Man soll mich selten schauen nach Hof zu Ortlieben gehn."
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Der König blickt' auf Hagen; die Rede war ihm leid. 2022
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Wenn er auch nichts erwiederte, der König allbereit,
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Es betrübt' ihn in der Seele und beschwert' ihm den Muth.
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Da waren Hagens Sinne zu keiner Kurzweile gut.
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Es schmerzte wie den König sein fürstlich Ingesind, 2023
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Was Hagen da gesprochen hatte von dem Kind.
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Daß sie's vertragen sollten, gieng ihnen allen nah;
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Noch konnten sie nicht wißen, was von dem Recken bald geschah.
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Gar Manche, die es hörten und ihm trugen Groll, 2024
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Hätten ihn gern bestanden; der König selber wohl,
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Wenn er mit Ehren dürfte: so käm der Held in Noth.
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Bald that ihm Hagen Aergeres, er schlug ihn ihm vor Augen todt.
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* * * * *
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Zweiunddreißigstes Abenteuer.
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Wie Blödel mit Dankwart in der Herberge Stritt.
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Blödels Recken standen gerüstet allzumal. 2025
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In tausend Halsbergen erreichten sie den Saal,
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Wo Dankwart mit den Knechten an den Tischen saß.
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Da hob sich unter Helden der allergrimmigste Haß.
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Als der Degen Blödel vor die Tische gieng, 2026
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Dankwart der Marschall ihn freundlich empfieng:
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"Willkommen hier im Hause, mein Herr Blödelein:
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Mich wundert euer Kommen: sagt, was soll die Märe sein?"
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"Du brauchst mich nicht zu grüßen," sprach da Blödelein, 2027
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"Denn dieses mein Kommen muß dein Ende sein
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Um Hagen deinen Bruder, der Siegfrieden schlug.
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Des entgiltst du bei den Heunen und andre Helden genug."
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"Nicht doch, mein Herr Blödel," sprach da Dankwart, 2028
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"So möchte sehr uns reuen zu Hofe diese Fahrt.
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Ich war ein Kind, als Siegfried Leben ließ und Leib:
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Nicht weiß ich, was mir wolle dem König Etzel sein Weib."
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"Ich weiß dir von der Märe nicht mehr zu sagen; 2029
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Es thatens deine Freunde, Gunther und Hagen.
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Nun wehrt euch, ihr Armen, ihr könnt nicht länger leben,
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Ihr müßt mit dem Tode hier ein Pfand Kriemhilden geben."
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"Wollt ihrs nicht laßen?" sprach da Dankwart, 2030
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"So gereut mich meines Flehens: hätt ich das gespart!"
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Der schnelle kühne Degen von dem Tische sprang,
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Eine scharfe Waffe zog er, die war gewaltig und lang.
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Damit schlug er Blödeln einen schwinden Schwertesschlag, 2031
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Daß ihm das Haupt im Helme vor den Füßen lag.
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"Das sei die Morgengabe," sprach der schnelle Degen,
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"Zu Nudungens Witwe, die du mit Minne solltest pflegen.
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"Vermähle man sie morgen einem andern Mann: 2032
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Will er den Brautschatz, wird ihm wie dir gethan."
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Ein getreuer Heune hatt ihm das hinterbracht,
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Wie die Königstochter auf ihr Verderben gedacht.
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Da sahen Blödels Mannen, ihr Herr sei erschlagen; 2033
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Das wollten sie den Gästen länger nicht vertragen.
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Mit aufgehobnen Schwertern auf die Knappen ein
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Drangen sie mit Ingrimm: das muste Manchen gereun.
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Laut rief da Dankwart all die Knappen an: 2034
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"Ihr seht wohl, edle Knechte, es ist um uns gethan,
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Nun wehrt euch, ihr Armen, wie euch zwingt die Noth,
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Daß ihr ohen Schanden erliegt in wehrlichem Tod."
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Die nicht Schwerter hatten, die griffen vor die Bank, 2035
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Vom Boden aufzuheben manchen Schemel lang.
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Die Burgundenknechte wollten nichts vertragen:
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Mit schweren Stühlen sah man starker Beulen viel geschlagen.
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Wie grimm die armen Knappen sich wehrten in dem Strauß! 2036
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Sie trieben zu dem Hause die Gewaffneten hinaus:
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Fünfhundert oder drüber erlagen drin dem Tod.
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Da war das Ingesinde vom Blute naß und auch roth.
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Diese schwere Botschaft drang in kurzer Zeit 2037
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Zu König Etzels Recken: ihnen wars grimmig leid,
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Daß mit seinen Mannen Blödel den Tod gewann;
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Das hatte Hagens Bruder mit den Knechten gethan.
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Eh es vernahm der König, stand schon ein Heunenheer 2038
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In hohem Zorn gerüstet, zweitausend oder mehr.
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Sie giengen zu den Knechten, es muste nun so sein,
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Und ließen des Gesindes darin nicht Einen gedeihn.
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Die Ungetreuen brachten vors Haus ein mächtig Heer. 2039
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Die landlosen Knechte standen wohl zu Wehr.
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Was half da Kraft und Kühnheit? sie fanden doch den Tod.
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Darnach in kurzer Weile hob sich noch grimmere Noth.
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Nun mögt ihr Wunder hören und Ungeheures sagen: 2040
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Neuntausend Knechte lagen todt geschlagen,
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|
Darüber zwölf Ritter in Dankwartens Lehn.
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Man sah ihn weltalleine noch bei seinen Feinden stehn.
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Der Lärm war beschwichtigt, das Tosen eingestellt. 2041
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Ueber die Achsel blickte Dankwart der Held:
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Er sprach: "O weh der Freunde, die ich fallen sah!
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Nun steh ich leider einsam unter meinen Feinden da."
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Die Schwerter fielen heftig auf des Einen Leib: 2042
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Das muste bald beweinen manches Helden Weib.
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Den Schild rückt' er höher, der Riemen ward gesenkt:
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Mit rothem Blute sah man noch manchen Harnisch getränkt.
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"O weh mir dieses Leides!" sprach Aldrianens Kind. 2043
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"Nun weicht, Heunenrecken, und laßt mich an den Wind,
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Daß die Lüfte kühlen mich sturmmüden Mann."
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Da drang er auf die Thüre unter Schlägen herrlich an.
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Als der Streitmüde aus dem Hause sprang, 2044
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Wie manches Schwert von Neuem auf seinem Helm erklang!
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Die nicht gesehen hatten die Wunder seiner Hand,
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Die sprangen da entgegen dem aus Burgundenland.
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"Nun wollte Gott," sprach Dankwart, "daß mir ein Bote käm, 2045
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Durch den mein Bruder Hagen Kunde vernähm,
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Daß ich vor diesen Recken steh in solcher Noth.
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Der hülfe mir von hinnen oder fände selbst den Tod."
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Da sprachen Heunenrecken: "Der Bote must Du sein, 2046
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Wenn wir todt dich tragen vor den Bruder dein.
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Dann sieht erst sein Herzeleid Gunthers Unterthan.
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Du hast dem König Etzel hier großen Schaden gethan."
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Er sprach: "Nun laßt das Dräuen und weicht zurück von mir, 2047
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Sonst netz ich noch Manchem mit Blut den Harnisch hier.
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Ich will die Märe selber hin zu Hofe tragen
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Und will meinen Herren meinen großen Kummer klagen."
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Er verleidete so sehr sich dem Volk in Etzels Lehn, 2048
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Daß sie ihn mit Schwertern nicht wagten zu bestehn:
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Da schoßen sie der Spere so viel ihm in den Rand,
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Er must ihn seiner Schwere wegen laßen aus der Hand.
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Sie wähnten ihn zu zwingen, weil er den Schild nicht trug; 2049
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Hei, was er tiefer Wunden durch die Helme schlug!
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Da muste vor ihm Straucheln mancher kühne Mann,
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Daß sich viel Lob und Ehre der kühne Dankwart gewann.
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Von beiden Seiten sprangen die Gegner auf ihn zu. 2050
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Wohl kam ihrer Mancher in den Kampf zu fruh.
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Da gieng er vor den Feinden, wie ein Eberschwein
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Im Walde thut vor Hunden: wie möcht er wohl kühner sein?
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Sein Weg war stäts aufs Neue genetzt mit heißem Blut. 2051
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Wie konnte je ein Recke allein wohl so gut
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Mit so viel Feinden streiten, als hier von ihm geschehn?
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Man sah Hagens Bruder herrlich hin zu Hofe gehn.
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Truchsäßen und Schenken vernahmen Schwerterklang: 2052
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Gar mancher die Getränke aus den Händen schwang
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Oder auch die Speisen, die man zu Hofe trug.
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Da fand er vor der Stiege noch starker Feinde genug.
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"Wie nun, ihr Truchsäßen?" sprach der müde Degen, 2053
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"Nun solltet ihr die Gäste gütlich verpflegen
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Und solltet den Herren die edle Speise tragen
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Und ließet mich die Märe meinen lieben Herren sagen."
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Wer da den Muth gewonnen und vor die Stieg ihm sprang, 2054
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Deren schlug er etlichen so schweren Schwertesschwang,
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Daß ihm aus Schreck die Andern ließen freie Bahn.
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Da hatten seine Kräfte viel große Wunder gethan.
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* * * * *
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Dreiunddreißigstes Abenteuer.
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Wie Dankwart die Märe seinen Herren brachte.
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Als der kühne Dankwart unter die Thüre trat 2055
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Und Etzels Ingesinde zurückzuweichen bat,
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Mit Blut war beronnen all sein Gewand;
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Eine scharfe Waffe trug er bloß an seiner Hand.
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Gerade in der Stunde, als Dankwart trat zur Thür, 2056
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Trug man Ortlieben im Saale für und für
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Von einem Tisch zum andern den Fürsten wohlgeboren:
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Durch seine schlimme Botschaft gieng das Kindlein verloren.
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Hellauf rief da Dankwart einem Degen zu: 2057
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"Ihr sitzt, Bruder Hagen, hier zu lang in Ruh.
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Euch und Gott vom Himmel klag ich unsre Noth:
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Ritter und Knechte sind in der Herberge todt."
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Der rief ihn hin entgegen: "Wer hat das gethan?" 2058
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"Das that der Degen Blödel und Die ihm unterthan.
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Auch hat ers schwer entgolten, das will ich euch sagen:
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Mit diesen Händen hab ich ihm sein Haupt abgeschlagen."
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"Das ist ein kleiner Schade," sprach Hagen unverzagt, 2059
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"Wenn man solche Märe von einem Degen sagt,
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Daß er von Heldenhänden zu Tode sei geschlagen:
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Den sollen desto minder die schönen Frauen beklagen.
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"Nun sagt mir, lieber Bruder, wie seid ihr so roth? 2060
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Ich glaube gar, ihr leidet von Wunden große Noth.
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Ist der wo hier im Lande, von dem das ist geschehn?
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Der üble Teufel helf ihm denn: sonst muß es ihm ans Leben gehn."
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"Ihr seht mich unverwundet: mein Kleid ist naß von Blut. 2061
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Das floß nur aus Wunden andrer Degen gut,
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Deren ich so Manchen heute hab erschlagen,
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Wenn ichs beschwören sollte, ich wüste nicht die Zahl zu sagen."
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Da sprach er: "Bruder Dankwart, so hütet uns die Thür 2062
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Und laßt von den Heunen nicht Einen Mann herfür.
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So red ich mit den Recken, wie uns zwingt die Noth:
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Unser Ingesinde liegt ohne Schuld von ihnen todt."
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"Soll ich Kämmrer werden?" sprach der kühne Mann, 2063
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"Bei so reichen Königen steht mir das Amt wohl an:
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Der Stiege will ich hüten nach allen Ehren mein."
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Kriemhildens Recken konnte das nicht leider sein.
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"Nun nimmt mich doch Wunder," sprach wieder Hagen, 2064
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"Was sich die Heunen hier in die Ohren sagen:
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Sie möchten sein entbehren, der dort die Thür bewacht
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Und der die Hofmären den Burgunden hat gebracht.
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"Ich hörte schon lange von Kriemhilden sagen, 2065
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Daß sie nicht ungerochen ihr Herzleid wolle tragen.
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Nun trinken wir die Minne und zahlen Etzels Wein:
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Der junge Vogt der Heunen muß hier der allererste sein."
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Ortlieb das Kind erschlug da Hagen der Degen gut, 2066
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Daß vom Schwerte nieder zur Hand ihm floß das Blut
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Und das Haupt herabsprang der Köngin in den Schoß.
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Da hob sich unter Degen ein Morden grimmig und groß.
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Darauf dem Hofmeister der des Kindes pflag, 2067
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Mit beiden Händen schlug er einen schnellen Schlag,
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Daß vor des Tisches Füße das Haupt ihm niederflog:
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Es war ein jämmerlicher Lohn, den er dem Hofmeister wog.
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Er sah vor Etzels Tische einen Spielmann: 2068
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Hagen in seinem Zorne lief zu ihm heran.
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Er schlug ihm auf der Geigen herab die rechte Hand.
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"Das habe für die Botschaft in der Burgunden Land."
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"Ach meine Hand," sprach Werbel, Etzels Spielmann: 2069
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"Herr Hagen von Tronje, was hatt ich euch gethan?
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Ich kam in großer Treue in eurer Herren Land:
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Wie kläng ich nun die Töne, da ich verlor meine Hand?"
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Hagen fragte wenig, und geigt' er nimmermehr. 2070
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Da kühlt' er in dem Hause die grimme Mordlust sehr
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An König Etzels Recken, deren er viel erschlug:
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Er bracht in dem Saale zu Tod der Recken genug.
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Volker sein Geselle von dem Tische sprang, 2071
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Daß laut der Fiedelbogen ihm an der Hand erklang.
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Ungefüge siedelte Gunthers Fiedelmann:
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Hei! was er sich zu Feinden der kühnen Heunen gewann!
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Auch sprangen von den Tischen die drei Könge hehr. 2072
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Sie wolltens gerne schlichten, eh Schadens würde mehr.
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Doch strebten ihre Kräfte umsonst dawider an,
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Da Volker mit Hagen so sehr zu wüten begann.
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Nun sah der Vogt vom Rheine, er scheide nicht den Streit: 2073
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Da schlug der König selber manche Wunde weit
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Durch die lichten Panzer den argen Feinden sein.
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Der Held war behende, das zeigte hier der Augenschein.
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Da kam auch zu dem Streite der starke Gernot: 2074
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Wohl schlug er den Heunen manchen Helden todt
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Mit dem scharfen Schwerte, das Rüdeger ihm gab:
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Damit bracht er Manche von Etzels Recken ins Grab.
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Der jüngste Sohn Frau Utens auch zu dem Streite sprang: 2075
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Sein Gewaffen herrlich durch die Helme drang
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König Etzels Recken aus der Heunen Land;
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Da that viel große Wunder des kühnen Geiselher Hand.
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Wie tapfer alle waren, die Könge wie ihr Lehn, 2076
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Jedennoch sah man Volkern voran all Andern stehn
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Bei den starken Feinden; er war ein Degen gut:
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Er förderte mit Wunden Manchen nieder in das Blut.
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Auch wehrten sich gewaltig Die in Etzels Lehn. 2077
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Die Gäste sah man hauend auf und nieder gehn
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Mit den lichten Schwertern durch des Königs Saal.
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Allenthalben hörte man von Wehruf größlichen Schall.
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Da wollten die da draußen zu ihren Freunden drin: 2078
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Sie fanden an der Thüre gar wenig Gewinn;
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Da wollten die da drinnen gerne vor den Saal:
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Dankwart ließ keinen die Stieg empor noch zu Thal.
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So hob sich vor den Thüren ein ungestümer Drang 2079
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Und von den Schwerthieben auf Helme lauter Klang.
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Da kam der kühne Dankwart in eine große Noth:
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Das berieth sein Bruder, wie ihm die Treue gebot.
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Da rief mit lauter Stimme Hagen Volkern an: 2080
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"Seht ihr dort, Geselle, vor manchem Heunenmann
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Meinen Bruder stehen unter starken Schlägen?
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Schützt mir, Freund, den Bruder, eh wir verlieren den Degen."
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Der Spielmann entgegnete: "Das soll alsbald geschehn." 2081
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Dann begann er fiedelnd durch den Saal zu gehn:
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Ein hartes Schwert ihm öfters an der Hand erklang.
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Vom Rhein die Recken sagten dafür ihm größlichen Dank.
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Volker der kühne zu Dankwarten sprach: 2082
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"Ihr habt erlitten heute großes Ungemach.
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Mich bat euer Bruder, ich sollt euch helfen gehn;
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Wollt ihr nun draußen bleiben, so will ich innerhalben stehn."
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Dankwart der schnelle stand außerhalb der Thür: 2083
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So wehrt' er von der Stiege, wer immer trat dafür.
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Man hörte Waffen hallen den Helden an der Hand;
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So that auch innerhalben Volker von Burgundenland.
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Da rief der kühne Fiedelmann über die Menge laut: 2084
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"Das Haus ist wohl verschlossen, ihr, Freund Hagen, schaut
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Verschränkt ist so völlig König Etzels Thür,
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Von zweier Helden Händen gehn ihr wohl tausend Riegel für."
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Als von Tronje Hagen die Thüre sah in Hut, 2085
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Den Schild warf zurücke der schnelle Degen gut:
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Nun begann er erst zu rächen seiner Freunde Leid.
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Seines Zornes must entgelten mancher Ritter kühn im Streit.
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Als der Vogt von Berne das Wunder recht ersah, 2086
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Wie der starke Hagen die Helme brach allda,
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Der Fürst der Amelungen sprang auf eine Bank.
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Er sprach: "Hier schenkt Hagen den allebittersten Trank."
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Der Wirth war sehr in Sorgen, sein Weib in gleicher Noth. 2087
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Was schlug man lieber Freunde ihm vor den Augen todt!
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Er selbst war kaum geborgen vor seiner Feinde Schar.
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Er saß in großen Aengsten: was half ihm, daß er König war?
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Kriemhild die reiche rief Dietrichen an: 2088
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"Hilf mir mit dem Leben, edler Held, hindann,
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Bei aller Fürsten Tugend aus Amelungenland:
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Denn erreicht mich Hagen, hab ich den Tod an der Hand."
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"Wie soll ich euch helfen," sprach da Dietrich, 2089
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"Edle Königstochter? ich sorge selbst um mich.
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Es sind so sehr im Zorne Die Gunthern unterthan,
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Daß ich zu dieser Stunde Niemand Frieden schaffen kann."
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"Nicht also, Herr Dietrich, edler Degen gut: 2090
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Laß uns heut erscheinen deinen tugendreichen Muth
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Und hilf mir von hinnen, oder ich bleibe todt.
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Bring mich und den König aus dieser angstvollen Noth."
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"Ich will es versuchen, ob euch zu helfen ist, 2091
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Jedoch sah ich wahrlich nicht in langer Frist
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In so bitterm Zorne manchen Ritter gut:
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Ich seh ja durch die Helme von Hieben springen das Blut."
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Mit Kraft begann zu rufen der Ritter auserkorn, 2092
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Daß seine Stimme hallte wie ein Büffelhorn
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Und daß die weite Veste von seiner Kraft erscholl.
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Dietrichens Stärke die war gewaltig und voll.
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Da hörte König Gunther rufen diesen Mann 2093
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In dem harten Sturme. Zu horchen hub er an:
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"Dietrichens Stimme ist in mein Ohr gekommen,
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Ihm haben unsre Degen wohl der Seinen wen benommen.
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"Ich seh ihn auf dem Tische winken mit der Hand. 2094
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Ihr Vettern und Freunde von Burgundenland,
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Haltet ein mit Streiten: laßt hören erst und sehn,
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Was hier Dietrichen von meinen Mannen sei geschehn."
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Als so der König Gunther bat und auch gebot, 2095
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Da senkten sie die Schwerter in des Streites Noth.
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Das war Gewalt bewiesen, daß Niemand da mehr schlug.
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Er fragte den von Berne um die Märe schnell genug.
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Er sprach: "Viel edler Dietrich, was ist euch geschehn 2096
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Hier von meinen Freunden? Ihr sollt mich willig sehn:
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Zur Sühne und zur Buße bin ich euch bereit.
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Was euch Jemand thäte, das war mir inniglich leid."
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Da sprach der edle Dietrich: "Mir ist nichts geschehn! 2097
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Laßt mich aus dem Hause mit euerm Frieden gehn
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Von diesem harten Streite mit dem Gesinde mein.
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Dafür will ich euch Degen stäts zu Dienst beflißen sein."
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"Was müßt ihr also flehen?" sprach da Wolfhart, 2098
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"Es hält der Fiedelspieler die Thür nicht so verwahrt,
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Wir erschließen sie so mächtig, daß man ins Freie kann."
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"Nun schweig," sprach da Dietrich, "du hast den Teufel gethan."
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Da sprach der König Gunther: "Das sei euch freigestellt: 2099
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Führt aus dem Hause, so viel euch gefällt,
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Ohne meine Feinde: die sollen hier bestehn.
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Von ihnen ist mir Leides bei den Heunen viel geschehn."
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Als das der Berner hörte, mit einem Arm umschloß 2100
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Er die edle Königin; ihre Angst war groß;
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|
Da führt er an dem andern Etzeln aus dem Haus.
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Auch folgten Dietrichen sechshundert Degen hinaus.
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|
Da begann der Markgraf, der edle Rüdiger: 2101
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|
"Soll aber aus dem Hause noch kommen Jemand mehr,
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|
Der euch doch gerne diente, so macht es mir kund:
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|
So walte stäter Friede in getreuer Freunde Bund."
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Antwort seinem Schwäher gab Geiselher zuhand: 2102
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|
"Frieden und Sühne sei euch von uns bekannt;
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Ihr haltet stäte Treu, ihr und euer Lehn,
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|
Ihr sollt mit euren Freunden ohne Sorgen hinnen gehn."
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Als Rüdiger der Markgraf räumte Etzels Saal, 2103
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|
Fünfhundert oder drüber folgten ihm zumal.
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|
Das ward von den Helden aus Treue gethan,
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|
Wodurch König Gunther bald großen Schaden gewann.
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Da sah ein Heunenrecken König Etzeln gehn 2104
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|
Neben Dietrichen: des wollt er Frommen sehn.
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|
Dem gab der Fiedelspieler einen solchen Schlag,
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|
Daß ihm gleich am Boden das Haupt vor Etzels Füßen lag.
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Als der Wirth des Landes kam vor des Hauses Thor, 2105
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Da wandt er sich und blickte zu Volkern empor:
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"O weh mir dieser Gäste: wie ist das grimme Noth,
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Daß alle meine Recken vor ihnen finden den Tod!"
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"Ach weh des Hofgelages!" sprach der König hehr: 2106
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"Da drinnen ficht Einer, der heißt Volker,
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Wie ein wilder Eber und ist ein Fiedelmann;
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Ich dank es meinem Heile, daß ich dem Teufel entrann.
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"Seine Weisen lauten übel, sein Bogenstrich ist roth; 2107
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|
Mir schlagen seine Töne manchen Helden todt.
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Ich weiß nicht, was uns Schuld giebt derselbe Fiedelmann,
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|
Daß ich in meinem Leben so leiden Gast nicht gewann."
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Zur Herberge giengen die beiden Recken hehr, 2108
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|
Dietrich von Berne und Markgraf Rüdiger.
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Sie selber wollten gerne des Streits entledigt sein
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Und geboten auch den Degen, daß sie den Kampf sollten scheun.
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Und hätten sich die Gäste versehn der Leiden, 2109
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|
Die ihnen werden sollten noch von den Beiden,
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|
Sie wären aus dem Hause so leicht nicht gekommen,
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Eh sie eine Strafe von den Kühnen hätten genommen.
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Sie hatten, die sie wollten, entlaßen aus dem Saal: 2110
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|
Da hob sich innerhalben ein furchtbarer Schall.
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Die Gäste rächten bitter ihr Leid und ihre Schmach.
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Volker der kühne, hei, was der Helme zerbrach!
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Sich kehrte zu dem Schalle Gunther der König hehr: 2111
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|
"Hört ihr die Töne, Hagen, die dorten Volker
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Mit den Heunen fiedelt, wenn wer zur Thüre trat?
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Es ist ein rother Anstrich, den er am Fiedelbogen hat."
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"Es reut mich ohne Maßen," sprach Hagen entgegen, 2112
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|
"Daß ich je mich scheiden mußte von dem Degen.
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Ich war sein Geselle, er der Geselle mein,
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Und kehren wir je wieder heim, wir wollens noch in Treuen sein.
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|
"Nun schau, hehrer König, Volker ist dir hold: 2113
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Wie will er verdienen dein Silber und dein Gold!
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Sein Fiedelbogen schneidet durch den harten Stahl,
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Er wirft von den Helmen die hellen Zierden zu Thal.
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"Ich sah nie Fiedelspieler noch so herrlich stehn, 2114
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|
Als diesen Tag von Volker dem Degen ist geschehn.
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Seine Weisen hallen durch Helm und Schildesrand:
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Gute Rosse soll er reiten und tragen herrlich Gewand."
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|
So viel der Heunendegen auch waren in dem Saal, 2115
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|
Nicht Einer blieb am Leben von ihnen allzumal.
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Da war der Schall beschwichtigt, als Niemand blieb zum Streit.
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Die kühnen Recken legten da ihre Schwerter beiseit.
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* * * * *
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Vierunddreißigstes Abenteuer.
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Wie sie die Todten aus dem Saale warfen.
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Da setzten sich aus Müdigkeit die Herrn und ruhten aus. 2116
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Volker und Hagen die giengen vor das Haus
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Ueber den Schild sich lehnend in ihrem Uebermuth:
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Da pflagen launger Reden diese beiden Helden gut.
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Da sprach von Burgunden Geiselher der Degen: 2117
|
|
"Noch dürft ihr, lieben Freunde, nicht der Ruhe pflegen:
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Ihr sollt erst die Todten aus dem Hause tragen.
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Wir werden noch bestanden, das will ich wahrlich euch sagen.
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"Sie sollen untern Füßen uns hier nicht länger liegen, 2118
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bevor im Sturm die Heunen mögen uns besiegen,
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Wir haun noch manche Wunde, die gar sanft mir thut.
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Des hab ich," sprach da Geiselher, "einen willigen Muth."
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"O wohl mir solches Herren," sprach Hagen entgegen. 2119
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"Der Rath geziemte Niemand als einem solchen Degen,
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Wie unsern jungen Herren wir heute hier gesehn:
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Ihr Burgunden möget all darob in Freuden stehn.
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Da folgten sie dem Rathe und trugen vor die Thür 2120
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Siebentausend Todte, die warfen sie dafür.
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Vor des Saales Stiege fielen sie zu Thal:
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Da erhoben ihre Freunde mit Jammern kläglichen Schall.
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Auch war darunter Mancher nur so mäßig wund, 2121
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Käm ihm sanftre Pflege, er würde noch gesund;
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Doch von dem hohen Falle fand er nun den Tod.
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Das klagten ihre Freunde; es zwang sie wahrhafte Noth.
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Da sprach der Fiedelspieler, der Degen unverzagt: 2122
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"Nun seh ich wohl, sie haben mir Wahrheit gesagt:
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Die Heunen sind feige, sie klagen wie ein Weib,
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Da sie nun pflegen sollten der Schwerverwundeten Leib."
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Da mocht ein Markgraf wähnen, er meint es ernst und gut: 2123
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Ihm war der Vettern Einer gefallen in das Blut;
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Den dacht' er wegzutragen und wollt ihn schon umfahn:
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Da schoß ob ihm zu Tode den der kühne Spielmann.
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Als das die Andern sahen, sie flohen von dem Saal. 2124
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Dem Spielmann zu fluchen begannen sie zumal.
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Einen Sper hob Volker vom Boden, scharf und hart,
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Der von einem Heunen zu ihm hinauf geschoßen ward.
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Den schoß er durch den Burghof zurück kräftiglich 2125
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|
Ueber ihre Häupter. Das Volk Etzels wich
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Erschreckt von dem Wurfe weiter von dem Haus.
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Vor seinen Kräften hatten alle Leute Schreck und Graus,
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Da stand vor dem Hause Etzel mit manchem Mann. 2126
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Volker und Hagen huben zu reden an
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Mit dem Heunenkönig nach ihrem Uebermuth.
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Das schuf bald große Sorge diesen Helden kühn und gut.
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"Wohl wär es," sprach da Hagen, "des Volkes Trost im Leid, 2127
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|
Wenn die Herren föchten allen voran im Streit,
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Wie von meinen Herren hier Jeglicher thut:
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Die hauen durch die Helme, daß von den Schwertern fließt das Blut."
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So kühn war König Etzel, er faßte seinen Schild. 2128
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"Nun hütet eures Lebens," sprach da Kriemhild,
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"Und bietet Gold den Recken auf dem Schildesrand,
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Denn erreicht euch Hagen, ihr habt den Tod an der Hand."
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So kühn war der König, er ließ nicht vom Streit, 2129
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|
Wozu so mächtge Fürsten nun selten sind bereit.
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Man must ihn bei den Riemen des Schildes ziehn hindann.
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Hagen der grimme ihn mehr zu höhnen begann:
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"Eine nahe Sippe war es," sprach Hagen gleich zur Hand, 2130
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"Die Etzeln zusammen und Siegfried verband:
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Er minnte Kriemhilden, eh sie gesehen dich:
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Feiger König Etzel, warum räthst du wider mich?"
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Diese Rede hörte die edle Königin, 2131
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Darüber ward unmuthig Kriemhild in ihrem Sinn,
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Daß er sie schelten durfte vor manchem Etzelsmann.
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|
Wider die Gäste hub sie aufs Neu zu werben an.
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Sie sprach: "Wer von Tronje den Hagen mir schlüge 2132
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Und sein Haupt als Gabe her vor mich trüge,
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Mit rothem Golde füllt' ich ihm Etzels Schildesrand;
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Auch gäb ich ihm zum Lohne viel gute Burgen und Land."
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"Ich weiß nicht, was sie zaudern," sprach der Fiedelmann. 2133
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"Nie sah ich, daß Helden so verzagt gethan,
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Wo man bieten hörte also reichen Sold.
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Wohl sollt ihnen Etzel nimmer wieder werden hold.
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"Die hier mit Schimpf und Schanden eßen des Königs Brot 2134
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Und jetzt im Stich ihn laßen in der größten Noth,
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Deren seh ich Manchen so recht verzagt da stehn
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Und thun doch so verwegen: sie können nie der Schmach entgehn."
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Der mächtige Etzel hatte Jammer und Noth: 2135
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Er beklagte seiner Mannen und Freunde bittern Tod.
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Von manchen Landen standen ihm Recken viel zur Seit
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Und weinten mit dem König sein gewaltiges Leid.
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Darob begann zu spotten der kühne Volker: 2136
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"Ich seh hier übel weinen gar manchen Recken hehr.
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Sie helfen schlecht dem König in seiner großen Noth.
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Wohl eßen sie mit Schanden nun schon lange hier sein Brot."
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Da gedachten wohl die Besten: "Wahr ists, was Volker sagt." 2137
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Von Niemand doch von allen ward es so schwer beklagt
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Als von Markgraf Iring, dem Herrn aus Dänenland,
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Was sich nach kurzer Weite wohl nach der Wahrheit befand.
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* * * * *
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Fünfunddreißigstes Abenteuer.
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Wie Iring erschlagen ward.
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Da rief der Markgraf Iring aus der Dänen Land: 2138
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"Ich habe nun auf Ehre die Sinne lang gewandt;
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Auch ist von mir das Beste in Stürmen oft geschehn:
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Nun bringt mir mein Gewaffen: so will ich Hagen bestehn."
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"Das möcht ich widerrathen," hub da Hagen an, 2139
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"Sonst finden mehr zu klagen Die Etzeln unterthan.
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Springen eurer zweie oder drei in den Saal,
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Die send ich wohlverhauen die Stiege wieder zu Thal."
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"Ich wills darum nicht laßen," sprach wieder Iring: 2140
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"Wohl schon oft versucht ich ein gleich gefährlich Ding.
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Wohl will ich mit dem Schwerte allein dich bestehn,
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Und wär von dir im Streite mehr als von Jemand geschehn."
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Da ward gewaffnet Iring nach ritterlichem Brauch 2141
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Und Irnfried der kühne von Thüringen auch
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Und Hawart der starke wohl mit tausend Mann:
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Sie wollten Iring helfen, was der Held auch begann.
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Da sah der Fiedelspieler ein gewaltig Heer, 2142
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Das mit Iringen gewaffnet zog einher.
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Sie trugen aufgebunden die lichten Helme gut.
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Da ward dem kühnen Volker darüber zornig zu Muth.
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"Seht ihr, Freund Hagen, dort Iringen gehn, 2143
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Der euch im Kampf alleine gelobte zu bestehn?
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Wie ziemt Helden Lüge? Führwahr, ich tadl es sehr.
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Es gehn mit ihm gewaffnet tausend Recken oder mehr."
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"Nun straft mich nicht Lügen," sprach Hawarts Unterthan, 2144
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"Ich will gerne leisten, was ich euch kund gethan.
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Mein Wort soll um Feigheit nicht gebrochen sein:
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Sei Hagen noch so gräulich, ich besteh ihn ganz allein."
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Zu Füßen warf sich Iring den Freunden und dem Lehn, 2145
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Daß sie allein ihn ließen den Recken bestehn.
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Das thaten sie doch ungern, ihnen war zu wohl bekannt
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Der übermütige Hagen aus der Burgunden Land.
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Doch bat er sie so lange, bis es zuletzt geschah. 2146
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Als das Ingesinde seinen Willen sah,
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Und daß er warb nach Ehre, da ließen sie ihn gehn.
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Da ward von den Beiden ein grimmes Streiten gesehn.
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Iring der Däne hielt hoch empor den Sper, 2147
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Sich deckte mit dem Schilde der theure Degen hehr:
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So lief er auf im Sturme zu Hagen vor den Saal.
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Da erhob sich von den Degen ein gewaltiger Schall.
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Die Spere schößen beide kräftig aus der Hand 2148
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Durch die festen Schilde auf ihr licht Gewand,
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Daß die Spersplitter hoch in die Lüfte flogen.
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Da griffen zu den Schwertern die grimmen Degen verwegen.
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Die Kraft des kühnen Hagen war ohne Maßen voll; 2149
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Doch schlug nach ihm Iring, daß all die Burg erscholl.
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Der Saal und die Thürme erhallten von den Schlägen.
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Es konnte seinen Willen doch nicht vollführen der Degen.
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Iring ließ Hagen unverwundet stehn: 2150
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Auf den Fiedelspieler begann er loszugehn.
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Er wähnt', er sollt ihn zwingen mit seinen grimmen Schlägen,
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Doch wuste sich zu schirmen dieser zierliche Degen.
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Da schlug der Fiedelspieler, daß von des Schildes Rand 2151
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Das Gespänge wirbelte von Volkers starker Hand.
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Den ließ er wieder stehen; es war ein übler Mann:
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Jetzt lief er auf Gunther, den Burgundenkönig, an.
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Da war nun Jedweder zum Streite stark genug. 2152
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Wie Gunther auf Iring und der auf Gunther schlug,
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Das brachte nicht aus Wunden das fließende Blut.
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Ihre Rüstung wehrt' es, die war zu fest und zu gut.
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Gunthern ließ er stehen und lief Gernoten an. 2153
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Das Feuer aus den Ringen er ihm zu haun begann.
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Da hätte von Burgunden der starke Gernot
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Iring den kühnen beinah gesandt in den Tod.
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Da sprang er von dem Fürsten; schnell war er genug. 2154
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Der Burgunden viere der Held behend erschlug,
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Des edeln' Heergesindes aus Worms an dem Rhein.
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Darüber mochte Geiselher nicht wohl zorniger sein.
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"Gott weiß, Herr Iring," sprach Geiselher das Kind, 2155
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"Ihr müßt mir entgelten, die hier erlegen sind
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Vor euch in dieser Stunde." Da lief er ihn an
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Und schlug den Danenhelden, daß er zu straucheln begann.
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Er schoß vor seinen Händen nieder in das Blut, 2156
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Daß sie alle wähnten, dieser Degen gut
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Schlug im Streit nicht wieder einen Schlag mit seinem Schwert.
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Doch lag vor Geiselheren Iring da noch unversehrt.
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Von des Helmes Schwirren und von des Schwertes Klang 2157
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Waren seine Sinne so betäubt und krank,
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Daß sich der kühne Degen des Lebens nicht besann.
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Das hatt ihm mit den Kräften der kühne Geiselher gethan.
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Als ihm aus dem Haupte das Schwirren jetzt entwich, 2158
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Von dem mächtgen Schlage war das erst fürchterlich,
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Da gedacht er: "Ich lebe und bin auch nirgend wund:
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Nun ist mir erst die Stärke des kühnen Geiselher kund!"
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Zu beiden Seiten hört' er seine Feinde stehn. 2159
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Sie hättens wißen sollen, so wär ihm mehr geschehn.
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Auch hatt er Geiselheren vernommen nahe bei:
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Er sann, wie mit dem Leben den Feinden zu entkommen sei.
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Wie tobend der Degen aus dem Blute sprang! 2160
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Er mochte seiner Schnelle wohl sagen großen Dank.
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Da lief er aus dem Hause, wo er Hagen fand,
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Und schlug ihm schnelle Schläge mit seiner kraftreichen Hand.
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Da gedachte Hagen: "Du must des Todes sein. 2161
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Befriede dich der Teufel, sonst kannst du nicht gedeihn."
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Doch traf Iring Hagnen durch seines Helmes Hut.
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Das that der Held mit Maske; das war eine Waffe gut.
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Als der grimme Hagen die Wund an sich empfand, 2162
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Da schwenkte sich gewaltig das Schwert in seiner Hand.
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Es muste vor ihm weichen Hawarts Unterthan:
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Hagen ihm die Stiege hinab zu folgen begann.
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Uebers Haupt den Schildrand Iring der kühne schwang. 2163
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Und war dieselbe Stiege drei solcher Stiegen lang,
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Derweil ließ ihn Hagen nicht schlagen einen Schlag.
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Hei, was rother Funken da auf seinem Helme lag!
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Doch kam zu den Freunden Iring noch gesund. 2164
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Da wurde diese Märe Kriemhilden kund,
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Was er dem von Tronje hatt im Streit gethan;
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Dafür die Königstochter ihm sehr zu danken begann.
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"Nun lohne Gott dir, Iring, erlauchter Degen gut, 2165
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Du hast mir wohl getröstet das Herz und auch den Muth:
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Nun seh ich blutgeröthet Hagens Wehrgewand!"
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Kriemhild nahm ihm selber den Schild vor Freud aus der Hand.
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"Ihr mögt ihm mäßig danken," begann da Hagen, 2166
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"Bis jetzt ist viel Großes nicht davon zu sagen;
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Versucht' er es zum andern Mal, er wär ein kühner Mann.
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Die Wunde frommt euch wenig, die ich noch von ihm gewann.
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"Daß ihr von meiner Wunde mir seht den Harnisch roth, 2167
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Das hat mich noch erbittert zu manches Mannes Tod.
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Nun bin ich erst im Zorne auf ihn und manchen Mann;
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Mir hat der Degen Iring noch kleinen Schaden gethan."
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Da stand dem Wind entgegen Iring von Dänenland; 2168
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Er kühlte sich im Harnisch, den Helm er niederband.
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Da priesen ihn die Leute für streitbar und gut:
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Darüber trug der Markgraf nicht wenig hoch seinen Muth.
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Da sprach Iring wieder: "Nun, Freunde, sollt ihr gehn 2169
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Und neue Waffen holen: ich will noch einmal sehn,
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Ob ich bezwingen möge den übermüthgen Mann."
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Sein Schild war verhauen, einen beßern er gewann.
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Gewaffnet war der Recke bald in noch festre Wehr. 2170
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Er griff in seinem Zorne nach einem starken Sper,
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Damit wollt er Hagen zum drittenmal bestehn.
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Es brächt ihm Ehr und Frommen, ließ' er das sich vergehn.
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Da wollte sein nicht harren Hagen der Degen. 2171
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Mit Schüßen und mit Hieben lief er ihm entgegen
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Die Stiege bis zu Ende; zornig war sein Muth.
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Da kam dem Degen Iring seine Stärke nicht zu gut.
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Sie schlugen durch die Schilde, daß es zu lohn begann 2172
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Mit feuerrothem Winde. Hawarts Unterthan
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Ward von Hagens Schwerte da gefährlich wund
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Durch Helm und durch Schildrand; er ward nicht wieder gesund.
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Als Iring der Degen der Wunde sich besann, 2173
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Den Schild rückte näher dem Helm der kühne Mann.
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Ihn dauchte voll der Schaden, der ihm war geschehn;
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Bald that ihm aber größern der in König Gunthers Lehn.
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Hagen vor seinen Füßen einen Wurfspieß liegen fand: 2174
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Auf Iringen schoß er den von Dänenland,
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Daß man ihm aus dem Haupte die Stange ragen sah.
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Ein grimmes Ende ward ihm von dem Uebermüthgen da.
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Iring must entweichen zu seinen Dänen hin. 2175
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Eh man den Helm dem Degen mochte niederziehn,
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Brach man den Sper vom Haupte, da naht' ihm der Tod.
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Das beweinten seine Freunde: es zwang sie wahrhafte Noth.
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Da kam die Königstochter auch zu ihm heran: 2176
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Iring den starken hub sie zu klagen an.
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Sie beweinte seine Wunden: es war ihr grimmig leid.
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Da sprach vor seinen Freunden dieser Recke kühn im Streit:
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"Laßt eure Klage bleiben, viel hehre Königin. 2177
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Was hilft euer Weinen? Mein Leben muß dahin
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Schwinden aus den Wunden, die an mir offen stehn.
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Der Tod will mich nicht länger euch und Etzeln dienen sehn."
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Zu Thüringern und Dänen sprach er hingewandt: 2178
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"Die Gaben, so die Königin euch beut, soll eure Hand
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Nicht zu erwerben trachten, ihr lichtes Gold so roth
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Und besteht ihr Hagen, so müßt ihr schauen den Tod."
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Seine Farbe war erblichen, des Todes Zeichen trug 2179
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Iring der kühne; ihnen war es leid genug.
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Es konnte nicht gesunden der Held in Hawarts Lehn:
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Da must es an ein Streiten von den Dänenhelden gehn.
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Irnfried und Hawart sprangen vor das Haus 2180
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Wohl mit tausend Helden: einen ungestümen Braus
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Vernahm man allenthalben, kräftig und groß.
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Hei! was man scharfer Spere auf die Burgunden schoß!
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Irnfried der kühne lief den Spielmann an, 2181
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Wodurch er großen Schaden von seiner Hand gewann.
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Der edle Fiedelspieler den Landgrafen schlug
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Durch den Helm den festen: wohl war er grimmig genug.
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Da schlug dem grimmen Spielmann Irnfried einen Schlag, 2182
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Daß er den Ringpanzer dem Helden zerbrach
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Und sich sein Harnisch färbte von Funken feuerroth.
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Dennoch fiel der Landgraf vor dem Spielmann in den Tod.
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Zusammen waren Hagen und Hawart gekommen. 2183
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Da mochte Wunder schauen, wer es wahrgenommen.
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Die Schwerter fielen kräftig den Helden an der Hand:
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Da muste Hawart sterben vor dem aus Burgundenland.
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Die Thüringer und Dänen sahn ihre Herren todt. 2184
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Da hub sich vor dem Hause noch grimmere Noth,
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Eh sie die Thür gewannen mit kraftreicher Hand.
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Da ward noch verhauen mancher Helm und Schildesrand.
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"Weichet," sprach da Volker, "laßt sie zum Saal herein: 2185
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Was sie im Sinne haben, kann dennoch nicht sein.
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Sie müßen bald ersterben allzumal darin:
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Sie ernten mit dem Tode, was ihnen beut die Königin,"
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Als die Uebermüthigen drangen in den Saal, 2186
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Das Haupt ward da Manchem so geneigt zu Thal,
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Daß er ersterben muste vor ihren schnellen Schlägen.
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Wohl stritt der kühne Gernot; so that auch Geiselher der Degen.
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Tausend und viere die kamen in das Haus: 2187
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Da hörte man erklingen den hellen Schwertersaus.
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Sie wurden von den Gästen alle drin erschlagen:
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Man mochte große Wunder von den Burgunden sagen.
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Darnach ward eine Stille, als der Lärm verscholl. 2188
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|
Das Blut allenthalben durch die Lücken quoll
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Und zu den Riegelsteinen von den todten Degen:
|
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Das hatten die vom Rheine gethan mit kräftigen Schlägen.
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Da saßen wieder rufend die aus Burgundenland, 2189
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|
Sie legten mit den Schilden die Waffen aus der Hand.
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Da stand noch vor dem Hause der kühne Spielmann,
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Erwartend, ob noch Jemand zum Streite zöge heran.
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Der König klagte heftig, dazu die Königin; 2190
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Mägdelein und Frauen härmten sich den Sinn.
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Der Tod, wähn ich, hatte sich wider sie verschworen:
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Drum giengen durch die Gäste noch viele der Recken verloren.
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* * * * *
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Sechsunddreißigstes Abenteuer.
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Wie die Königin den Saal verbrennen ließ.
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"Nun bindet ab die Helme," sprach Hagen der Degen: 2191
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"Ich und mein Geselle wollen euer pflegen.
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Und versuchten es noch einmal Die Etzeln unterthan,
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|
So warn ich meine Herren, so geschwind ich immer kann."
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Da band den Helm vom Haupte mancher Ritter gut. 2192
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Sie setzten auf die Leichen sich nieder, die ins Blut
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Waren zum Tode von ihrer Hand gekommen.
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Da ward der edeln Gäste mit Erbittrung wahrgenommen.
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Noch vor dem Abend schuf der König hehr 2193
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Und Kriemhild die Königin, daß es der Heunen mehr
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Noch versuchen musten; man sah vor ihnen stehn
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Wohl an zwanzigtausend: die musten da zum Kampfe gehn.
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Da drang zu den Gästen ein harter Sturm heran. 2194
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Dankwart, Hagens Bruder, der kraftvolle Mann,
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Sprang von seinen Herren zu den Feinden vor das Thor.
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Sie versahn sich seines Todes; doch sah man heil ihn davor.
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Das harte Streiten währte, bis es die Nacht benahm. 2195
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Da wehrten sich die Gäste wie Helden lobesam
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Wider Etzels Recken den sommerlangen Tag.
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Hei! was guter Helden im Tod vor ihnen erlag!
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Zu einer Sonnenwende der große Mord geschah: 2196
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Ihres Herzens Jammer rächte Kriemhild da
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An ihren nächsten Freunden und manchem andern Mann,
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Wodurch der König Etzel nie wieder Freude gewann.
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Sie hatte nicht gesonnen auf solche Mörderschlacht. 2197
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Als sie den Streit begonnen, hatte sie gedacht,
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Hagen sollt alleine dabei sein Ende sehn.
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Da schuf der böse Teufel, über Alle must es ergehn.
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Der Tag war zerronnen; ihnen schuf nun Sorge Noth. 2198
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Sie gedachten, wie doch beßer war ein kurzer Tod,
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Als sich so lang zu quälen in ungefügem Leid.
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Da wünschten einen Frieden die großen Ritter allbereit.
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Sie baten, daß man brächte den König vor den Saal. 2199
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Die blutrothen Helden, geschwärzt vom rostgen Stahl,
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Traten aus dem Hause und die drei Könge hehr.
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Sie wusten nicht, wem klagen ihres großen Leids Beschwer.
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Etzel und Kriemhild kamen beide her; 2200
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Das Land war ihnen eigen, drum mehrte sich ihr Heer.
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Er sprach zu den Gästen: "Sagt, was begehrt ihr mein?
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Wollt ihr Frieden haben? das könnte nun schwerlich sein
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"Nach so großem Schaden, als ihr mir habt gethan. 2201
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Es kommt euch nicht zu Statten, so lang ich athmen kann:
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Mein Kind, das ihr erschluget, und viel der Freunde mein,
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|
Fried und Sühne soll euch stäts dafür geweigert sein."
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Antwort gab ihm Gunther: "Uns zwang wohl große Noth. 2202
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|
All mein Gesinde lag vor deinen Helden todt
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In der Herberge: verdient ich solchen Sold?
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Ich kam zu dir auf Treue und wähnte, du warst mir hold."
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Da sprach von Burgunden Geiselher das Kind: 2203
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"Ihr Helden König Etzels, die noch am Leben sind,
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Wes zeiht ihr mich, ihr Degen? was hatt ich euch gethan,
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Der ich die Fahrt so gütlich zu diesem Lande begann?"
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Sie sprachen: "Deiner Güte ist all die Burg hier voll 2204
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Mit Jammer gleich dem Lande; wir gönnten dir es wohl,
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Wärst du nie gekommen von Worms überrhein.
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Das Land ist gar verwaiset durch dich und die Brüder dein."
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Da sprach im Zornmuthe Gunther der Held: 2205
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|
"Wünscht ihr noch dieß Morden im Frieden eingestellt
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|
Mit uns Heimatlosen, das ist uns beiden gut;
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Es ist gar unverschuldet, was uns König Etzel thut."
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Der Wirt sprach zu den Gästen: "mein und euer Leid 2206
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|
Sind einander ungleich: die große Noth im Streit,
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|
Der Schaden und die Schande, die ich von euch gewann,
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Dafür soll euer Keiner mir lebend kommen hindann."
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Da sprach zu dem König der starke Gernot: 2207
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|
"So soll euch Gott gebieten, daß ihr die Lieb uns thut:
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|
Weichet von dem Hause und laßt uns zu euch gehn.
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|
Wir wissen wohl, bald ist es um unser Leben geschehn.
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|
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|
"Was uns geschehen könne, das laßt schnell ergehn: 2208
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|
Ihr habt so viel Gesunde, die dürfen uns bestehn
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|
Und geben uns vom Streite Müden leicht den Tod:
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Wie lange solln wir Recken bleiben in so grimmer Noth?"
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|
Von König Etzels Reden war es fast geschehn, 2209
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|
Daß sie die Helden ließen aus dem Saale gehn.
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Als das Kriemhild hörte, es war ihr grimmig leid.
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|
Da war den Heimathlosen mit Nichten Sühne bereit.
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|
"Nein, edle Recken, worauf euch sinnt der Muth, 2210
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Ich will euch treulich raten, daß ihr das nimmer thut,
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|
Daß ihr die Mordgierigen laßt vor den Saal;
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|
Sonst müßen eure Freunde leiden tödtlichen Fall.
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|
|
"Und lebten nur alleine, die Utens Söhne' sind, 2211
|
|
Und kämen meine edeln Brüder an den Wind.
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|
Daß sie die Panzer kühlten, ihr alle wärt verloren:
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|
Es wurden kühnre Degen noch nie auf Erden geboren."
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|
Da sprach der junge Geiselher: "Viel schöne Schwester mein, 2212
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|
Wie hätt ich dir das zugetraut, daß du mich überrhein
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|
Her zu Lande ladetest in diese große Noth:
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|
Wie möcht ich an den Heunen hier verdienen den Tod?
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|
"Ich hielt dir stäte Treue, that nie ein Leid dir an: 2213
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|
Ich kam auch her zu Hilfe geritten in dem Wahn,
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|
Du wärst mir gewogen, viel liebe Schwester mein,
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|
Nun schenk uns deine Gnade, da es anders nicht mag sein."
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|
"Ich schenk euch keine Gnade, Ungnad ich selbst gewann: 2214
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|
Mir hat von Tronje Hagen so großes Leid gethan
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|
Daheim, und hier zu Lande erschlug er mir mein Kind:
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|
Das müßen schwer entgelten, die mit euch hergekommen sind."
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|
Wollt ihr mir aber Hagen allein zum Geisel geben, 2215
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|
So will ichs nicht verweigern, daß ich euch laße leben.
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|
Denn meine Brüder seid ihr, der gleichen Mutter Kind:
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So red ich um die Sühne mit den Helden, die hier sind."
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"Nicht woll es Gott vom Himmel," sprach da Gernot. 2216
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"Und waren unser tausend, wir wollten alle todt
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|
Vor deinen Freunden liegen eh wir dir Einen Mann
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Hier zu Geisel gäben: das wird nimmer gethan."
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"Wir müsten doch ersterben," sprach da Geiselher, 2217
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|
"So soll uns Niemand scheiden von ritterlicher Wehr.
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|
Wer gerne mit uns stritte, wir sind noch immer hie:
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|
Verrieth ich meine Treue an einem Freunde doch nie."
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Da sprach der kühne Dankwart, es ziemt' ihm wohl zu sagen: 2218
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|
"Noch steht nicht alleine hier mein Bruder Hagen.
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Die uns den Frieden weigern, beklagen es noch schwer,
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|
Des sollt ihr inne werden, ich sags euch wahrlich vorher."
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Da sprach die Königstochter: "Ihr Helden allbereit, 2219
|
|
Nun geht der Stiege näher und rächt unser Leid.
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|
Das will ich stäts verdienen, wie ich billig soll:
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|
Der Uebermuth Hagens, dessen lohn ich ihm wohl.
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"Laßt keinen aus dem Hause der Degen allzumal: 2220
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So laß ich an vier Enden anzünden hier den Saal.
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So wird noch wohl gerochen all mein Herzeleid."
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König Etzels Recken sah man bald dazu bereit.
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Die noch draußen standen, die trieb man in den Saal 2221
|
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Mit Schlägen und mit Schüßen: da gab es lauten Schall.
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Doch wollten sich nicht scheiden die Fürsten und ihr Heer:
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Sie ließen von der Treue zu einander nicht mehr.
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Den Saal in Brand zu stecken gebot da Etzels Weib. 2222
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Da quälte man den Helden mit Feuersglut den Leib.
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Das Haus vom Wind ergriffen gerieth in hohen Brand.
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Nie wurde solcher Schrecken noch einem Volksheer bekannt.
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Da riefen Viele drinnen: "O weh dieser Noth! 2223
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Da möchten wir ja lieber im Sturm liegen todt.
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Das möge Gott erbarmen; wie sind wir all verlorn!
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Wie grimmig rächt die Königin an uns allen ihren Zorn!"
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Da sprach darinnen Einer: "Wir finden hier den Tod 2224
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Vor Rauch und vor Feuer: wie grimm ist diese Noth!
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Mir thut vor starker Hitze der Durst so schrecklich weh,
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Ich fürchte, mein Leben in diesen Nöthen zergeh!"
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Da sprach von Tronje Hagen: "Ihr edlen Ritter gut, 2225
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Wen der Durst will zwingen, der trinke hier das Blut.
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Das ist in solcher Hitze beßer noch als Wein;
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Es mag halt zu trinken hier nichts Beßeres sein."
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Hin gieng der Recken Einer, wo er einen Todten fand: 2226
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Er kniet' ihm zu der Wunde, den Helm er niederband.
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Da begann er zu trinken das fließende Blut.
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So wenig ers gewohnt war, er fand es köstlich und gut.
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"Nun lohn euch Gott, Herr Hagen," sprach der müde Mann, 2227
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"Daß ich von eurer Lehre so guten Trank gewann.
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Man schenkte mir selten noch einen beßern Wein.
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So lang ich leben bleibe will ich euch stäts gewogen sein."
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Als das die Andern hörten, es däuchte ihn so gut, 2228
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Da fanden sich noch Viele, die tranken auch das Blut.
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Davon kam zu Kräften der guten Recken Leib:
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Des entgalt an lieben Freunden bald manches waidliche Weib.
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Das Feuer fiel gewaltig auf sie in den Saal: 2229
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Sie wandten mit den Schilden es von sich ab im Fall.
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Der Rauch und auch die Hitze schmerzten sie gar sehr.
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Also großer Jammer geschieht wohl Helden nimmer mehr.
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Da sprach von Tronje Hagen: "Stellt euch an die Wand; 2230
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Laßt nicht die Brände fallen auf eurer Helme Band
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Und tretet sie mit Füßen tiefer in das Blut.
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Eine üble Hochzeit ist es, zu der die Königin uns lud."
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Unter solchen Nöthen zerrann zuletzt die Nacht. 2231
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Noch hielt vor dem Hause der kühne Spielmann Wacht
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Und Hagen sein Geselle, gelehnt auf Schildesrand,
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Noch größern Leids gewärtig von Denen aus Etzels Land.
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Daß der Saal gewölbt war, half den Gästen sehr; 2232
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Dadurch blieben ihrer am Leben desto mehr,
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Wiewohl sie an den Fenstern von Feuer litten Noth.
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Da wehrten sich die Degen, wie Muth und Ehre gebot.
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Da sprach der Fiedelspieler: "Gehn wir in den Saal: 2233
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Da wähnen wohl die Heunen, wir seien allzumal
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Von der Qual erstorben, die sie uns angethan:
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Dann kommen doch noch Etliche zum Streit mit ihnen heran."
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Da sprach von Burgunden Geiselher das Kind: 2234
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"Ich wähn, es wolle tagen, sich hebt ein kühler Wind.
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Nun laß uns Gott vom Himmel noch liebre Zeit erleben!
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Eine arge Hochzeit hat uns meine Schwester Kriemhild gegeben."
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Da sprach wieder Einer: "Ich spüre schon den Tag. 2235
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Wenn es denn uns Degen nicht beßer werden mag,
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So bereitet euch, ihr Recken, zum Streit, das ist uns Noth:
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Da wir doch nicht entrinnen, daß wir mit Ehren liegen todt."
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Der König mochte wähnen, die Gäste wären todt 2236
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Von den Beschwerden allen und von des Feuers Noth,
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Da lebten doch so Kühner noch drin sechshundert Mann,
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Daß wohl nie ein König beßre Degen gewann.
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Der Heimathlosen Hüter hatten wohl gesehn, 2237
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Daß noch die Gäste lebten, was ihnen auch geschehn
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Zu Schaden war und Leide, den Herrn und ihrem Lehn.
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Man sah sie in dem Hause noch gar wohl geborgen gehn.
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Man sagte Kriemhilden, noch Viele lebten drin. 2238
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"Wie wäre das möglich," sprach die Königin,
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"Daß noch Einer lebte nach solcher Feuersnoth?
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Eher will ich glauben, sie fanden Alle den Tod."
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Noch wünschten zu entkommen die Fürsten und ihr Lehn, 2239
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Wenn an ihnen Gnade noch jemand ließ' ergehn.
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Die konnten sie nicht finden in der Heunen Land:
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Da rächten sie ihr Sterben mit gar williger Hand.
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Schon früh am andern Morgen man ihnen Grüße bot 2240
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Mit heftigem Angriff; wohl schuf das Helden Noth.
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Zu ihnen aufgeschoßen ward mancher scharfe Sper;
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Doch fanden sie darinnen die kühnen Recken wohl zur Wehr.
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Dem Heergesinde Etzels war erregt der Muth, 2241
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Daß sie verdienen wollten Frau Kriemhildens Gut
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Und alles willig leisten, was der Fürst gebot:
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Da muste bald noch Mancher von ihnen schauen den Tod.
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Von Verheißen und von Gaben mochte man Wunder sagen: 2242
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Sie ließ ihr Gold, das rothe, auf Schilden vor sich tragen;
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Sie gab es Jedem willig, Der es wollt empfahn.
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Nie wurden wider Feinde so große Schätze verthan.
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Gewaffnet trat der Recken eine große Macht zur Thür. 2243
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Da sprach der Fiedelspieler. "Wir sind noch immer hier:
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So gern sah ich Helden zum Streiten nimmer kommen,
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Als die das Gold des Königs uns zu verderben genommen."
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Da riefen ihrer Viele: "Nur näher zu dem Streit! 2244
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Da wir doch fallen müßen, so thun wirs gern bei Zeit.
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Hier wird Niemand bleiben, als wer doch sterben soll."
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Da staken ihre Schilde gleich von Sperschüßen voll.
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Was soll ich weiter sagen? Wohl zwölfhundert Degen 2245
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Versuchtens auf und nieder mit starken Schwertesschlägen.
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Da kühlten an den Feinden die Gäste wohl den Muth.
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Kein Friede war zu hoffen, drum sah man fließen das Blut
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Aus tiefen Todeswunden: Deren wurden viel geschlagen. 2246
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Man hörte nach den Freunden Jeglichen klagen.
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Die Biedern starben alle dem reichen König hehr:
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Da hatten liebe Freunde nach ihnen Leid und Beschwer.
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* * * * *
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Siebenunddreißigstes Abenteuer.
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Wie Rüdiger erschlagen ward.
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Die Heimathlosen hatten am Morgen viel gethan. 2247
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Der Gemahl Gotlindens kam zu Hof heran
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Und sah auf beiden Seiten des großen Leids Beschwer:
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Darüber weinte inniglich der getreue Rüdiger.
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"O weh, daß ich das Leben," sprach der Held, "gewann 2248
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Und diesem großen Jammer nun Niemand wehren kann.
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So gern ich Frieden schüfe, der König gehts nicht ein,
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Da ihm das Unheil stärker, immer stärker bricht herein."
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Zu Dietrichen sandte der gute Rüdiger, 2249
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Ob sie's noch könnten wenden von den Köngen hehr?
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Da entbot ihm Der von Berne: "Wer möcht ihm widerstehn?
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Es will der König Etzel keine Sühne mehr sehn."
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Da sah ein Heunenrecke Rüdigern da stehn 2250
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Mit weinenden Augen, wie er ihn oft gesehn.
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Er sprach zu der Königin: "Nun seht, wie er da steht
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Den ihr und König Etzel vor allen Andern habt erhöht
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"Und dem doch alles dienet, die Leute wie das Land. 2251
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Wie sind so viel der Burgen an Rüdigern gewandt,
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Deren er so manche von dem König haben mag!
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Er schlug in diesen Stürmen noch keinen löblichen Schlag.
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"Mich dünkt, ihn kümmert wenig, was hier mit uns geschieht, 2252
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Wenn er nach seinem Willen bei sich die Fülle sieht.
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Man rühmt, er wäre kühner, als Jemand möge sein:
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Das hat uns schlecht bewiesen in dieser Noth der Augenschein."
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Mit traurigem Muthe der vielgetreue Mann, 2253
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Den er so reden hörte, den Heunen sah, er an.
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Er dachte: "Das entgiltst du; du sagst, ich sei verzagt:
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Da hast du deine Mären zu laut bei Hofe gesagt."
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Er zwang die Faust zusammen: da lief er ihn an 2254
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Und schlug mit solchen Kräften den Heunischen Mann,
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Daß er ihm vor die Füße niederstürzte todt.
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Da war gemehrt aufs Neue dem König Etzel die Noth.
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"Fahr hin, verzagter Bösewicht," sprach da Rüdiger, 2255
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"Ich hatte doch des Leides genug und der Beschwer.
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Daß ich hier nicht fechte, was rügst du mir das?
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Wohl trüg auch ich den Gästen mit Grunde feindlichen Hass,
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"Und alles, was ich könnte, thät ich ihnen an, 2256
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Hätt ich nicht hieher geführt Die Gunthern unterthan.
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Ich war ihr Geleite in meines Herren Land:
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Drum darf sie nicht bestreiten meine unselge Hand."
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Da sprach zum Markgrafen Etzel der König hehr: 2257
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"Wie habt ihr uns geholfen, viel edler Rüdiger!
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Wir hatten doch der Todten so viel in diesem Land,
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Daß wir nicht mehr bedurften: mit Unrecht schlug ihn eure Hand."
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Da sprach der edle Ritter: "Er beschwerte mir den Muth 2258
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Und hat mir bescholten die Ehre wie das Gut,
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Des ich aus deinen Händen so große Gaben nahm,
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Was nun dem Lügenbolde übel auch zu Statten kam."
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Da kam die Königstochter, die hatt es auch gesehn, 2259
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Was von des Helden Zorne dem Heunen war geschehn.
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Sie beklagt' es ungefüge, ihre Augen wurden naß.
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Sie sprach zu Rüdigern: Wie verdienten wir das,
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"Daß ihr mir und dem König noch mehrt unser Leid? 2260
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Ihr habt uns, edler Rüdiger, verheißen allezeit,
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Ihr wolltet für uns wagen die Ehre wie das Leben;
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Auch hört ich viel der Recken den Preis des Muthes euch geben."
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"Ich mahn euch nun der Treue, die mir schwur eure Hand, 2261
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Da ihr mir zu Etzeln riethet, Ritter auserkannt,
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Daß ihr mir dienen wolltet bis an unsern Tod.
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Des war mir armen Weibe noch niemals so bitter Noth."
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"Das kann ich nicht läugnen, ich schwur euch, Königin, 2262
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Die Ehre wie das Leben gäb ich für euch dahin:
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Die Seele zu verlieren hab ich nicht geschworen.
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Zu diesem Hofgelage bracht ich die Fürsten wohlgeboren."
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Sie sprach: "Gedenke, Rüdiger, der hohen Eide dein 2263
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Von deiner stäten Treue, wie du den Schaden mein
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Immer wolltest rächen und wenden all mein Leid."
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Der Markgraf entgegnete: "Ich war euch stäts zu Dienst bereit."
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Etzel der reiche hub auch zu flehen an. 2264
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Da warfen sie sich beide zu Füßen vor den Mann.
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Den guten Markgrafen man da in Kummer sah;
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Der vielgetreue Recke jammervoll begann er da:
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"O weh mir Unselgem, muß ich den Tag erleben! 2265
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Aller meiner Ehren soll ich mich nun begeben,
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Aller Zucht und Treue, die Gott mir gebot;
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O weh, Herr des Himmels, daß mirs nicht wenden will der Tod!
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"Welches ich nun laße, das Andre zu begehn, 2266
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So ist doch immer übel und arg von mir geschehn.
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Was ich thu und laße, so schilt mich alle Welt.
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Nun möge mich erleuchten, der mich dem Leben gesellt!"
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Da baten ihn so dringend der König und sein Weib, 2267
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Daß bald viel Degen musten Leben und Leib
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Von Rüdgers Hand verlieren und selbst Der Held erstarb.
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Nun mögt ihr bald vernehmen, welchen Jammer er erwarb.
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Er wuste wohl nur Schaden und Leid sei sein Gewinn. 2268
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Er hätt es auch dem König und der Königin
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Gern versagen wollen: der Held besorgte sehr,
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Erschlug er ihrer Einen, daß er der Welt ein Greuel wär.
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Da sprach zu dem Könige dieser kühne Mann: 2269
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"Herr Etzel, nehmt zurücke, was ich von euch gewann,
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Das Land mit den Burgen; bei mir soll nichts bestehn:
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Ich will auf meinen Füßen hinaus in das Elend gehn.
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"Alles Gutes ledig räum ich euer Land, 2270
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Mein Weib und meine Tochter nehm ich an die Hand,
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Eh ich so ohne Treue entgegen geh dem Tod:
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Das hieß' auf üble Weise verdienen euer Gold so roth."
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Da sprach der König Etzel: "Wer aber hülfe mir? 2271
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Mein Land mit den Leuten, das alles geb ich dir,
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Daß du mich rächest, Rüdiger, an den Feinden mein:
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Du sollst neben Etzeln ein gewaltger König sein."
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Da sprach wieder Rüdiger: "Wie dürft ich ihnen schaden? 2272
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Heim zu meinem Hause hab ich sie geladen;
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Trinken und Speise ich ihnen gütlich bot,
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Dazu meine Gabe; und soll ich sie nun schlagen todt?
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"Die Leute mögen wähnen, ich sei zu verzagt. 2273
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Keiner meiner Dienste war ihnen je versagt:
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Sollt ich sie nun bekämpfen, das wär nicht wohl gethan.
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So reute mich die Freundschaft, die ich an ihnen gewann.
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"Geiselher dem Degen gab ich die Tochter mein: 2274
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Sie konnt auf Erden nimmer beßer verwendet sein,
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Seh ich auf Zucht und Ehre, auf Treu oder Gut.
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Nie ein so junger König trug wohl tugendreichern Muth."
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Da sprach wieder Kriemhild: "Viel edler Rüdiger, 2275
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Nun laß dich erbarmen unsres Leids Beschwer,
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Mein und auch des Königs; gedenke wohl daran,
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Daß nie ein Wirth auf Erden so leide Gäste gewann."
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Da begann der Markgraf zu der Köngin hehr: 2276
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"Heut muß mit dem Leben entgelten Rüdiger,
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Was ihr und der König mir Liebes habt gethan:
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Dafür muß ich sterben, es steht nicht länger mehr an.
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"Ich weiß, daß noch heute meine Burgen und mein Land 2277
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Euch ledig werden müßen von dieser Helden Hand.
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So befehl ich euch auf Gnade mein Weib und mein Kind
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Und all die Heimathlosen, die da zu Bechlaren find."
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"Nun lohne Gott dir, Rüdiger!" der König sprach da so; 2278
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Er und die Königin, sie wurden beide froh.
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"Uns seien wohlbefohlen alle Leute dein;
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Auch trau ich meinem Heile, du selber werdest glücklich sein."
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Da setzt' er auf die Wage die Seele wie den Leib. 2279
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Da begann zu weinen König Etzels Weib.
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Er sprach: "Ich muß euch halten den Eid, den ich gethan.
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O weh meiner Freunde! wie ungern greif ich sie an."
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Man sah ihn von dem König hinweggehn trauriglich. 2280
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Da fand er seine Recken nahe stehn bei sich:
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Er sprach: "Ihr sollt euch waffnen, ihr All in meinem Lehn:
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Die kühnen Burgunden muß ich nun leider bestehn."
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Nach den Gewaffen riefen die Helden allzuhand, 2281
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Ob es Helm wäre oder Schildesrand,
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Von dem Ingesinde ward es herbeigetragen.
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Bald hörten leide Märe die stolzen Fremdlinge sagen.
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Gewaffnet ward da Rüdiger mit fünfhundert Mann; 2282
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Darüber zwölf Recken zu Hülf er sich gewann.
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Sie wollten Preis erwerben in des Sturmes Noth:
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Sie wusten nicht die Märe, wie ihnen nahe der Tod.
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Da sah man unterm Helme den Markgrafen gehn. 2283
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Scharfe Schwerter trugen Die in Rüdgers Lehn,
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Dazu vor den Händen die lichten Schilde breit.
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sah der Fiedelspieler: dem war es ohne Maßen leid.
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Da sah der junge Geiselher seinen Schwäher gehn 2284
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Mit aufgebundnem Helme. Wie mocht er da verstehn,
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Wie er damit es meine, es sei denn treu und gut?
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Da gewann der edle König von Herzen fröhlichen Muth.
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"Nun wohl mir solcher Freunde," sprach da Geiselher, 2285
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"Wie wir gewonnen haben auf der Fahrt hieher.
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Meines Weibes willen ist uns Hülfe nah:
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Lieb ist mir, meiner Treue, daß diese Heirath geschah."
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"Wes ihr euch wohl tröstet" sprach der Fiedelmann: 2286
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"Wann saht ihr noch zur Sühne so viel der Helden nahn
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Mit aufgebundnen Helmen, die Schwerter in der Hand?
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Er will an uns verdienen seine Burgen und sein Land."
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Eh der Fiedelspieler die Rede sprach vollaus, 2287
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Den edeln Markgrafen sah man schon vor dem Haus.
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Seinen Schild den guten setzt' er vor den Fuß:
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Da must er seinen Freunden versagen dienstlichen Gruß.
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Rüdiger der edle rief da in den Saal: 2288
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"Ihr Kühnen Nibelungen, nun wehrt euch allzumal.
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Ihr solltet mein genießen, ihr entgeltet mein:
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Wir waren ehmals Freunde: der Treue will ich ledig sein."
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Da erschraken dieser Märe die Nothbedrängten Schwer. 2289
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Ihnen war der Trost entsunken, den sie gewähnt vorher,
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Da sie bestreiten wollte, dem Jeder Liebe trug.
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Sie hatten von den Feinden schon Leid erfahren genug.
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"Das verhüte Gott vom Himmel!" sprach Gunther der Degen, 2290
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"Daß ihr eurer Freundschaft, trätet so entgegen
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Und der großen Treue, darauf uns sann der Muth:
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Ich will euch wohl vertrauen, daß ihr das nimmermehr tuth.
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"Es ist nicht mehr zu wenden," sprach der kühne Mann: 2291
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"Ich muß mit euch streiten, wie ich den Schwur gethan.
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Nun wehrt euch, kühne Degen, wenn euch das Leben werth,
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Da mir die Königstochter nicht andre Willkür gewährt."
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"Ihr widersagt uns nun zu spät," sprach der König hehr. 2292
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"Nun mög euch Gott vergelten, viel edler Rüdiger,
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|
Die Treu und die Liebe, die ihr uns habt gethan,
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Wenn ihr bis ans Ende auch halten wolltet daran.
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"Wir wollen stäts euch danken, was ihr uns habt gegeben, 2293
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|
Ich und meine Freunde, laßet ihr uns leben,
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Der herrlichen Gaben, als ihr uns brachtet her
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In Etzels Land mit Treue: des gedenket, edler Rüdiger."
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"Wie gern ich euch das gönnte," sprach Rüdiger der Degen, 2294
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"Daß ich euch meiner Gabe die Fülle dürfte wägen
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Nach meinem Wohlgefallen; wie gerne that ich das,
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|
So es mir nicht erwürbe der edeln Königin Haß!"
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"Laßt ab, edler Rüdiger," sprach wieder Gernot, 2295
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|
"Nie ward ein Wirth gefunden, der es den Gästen bot
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|
So freundlich und so gütlich, als uns von euch geschehn.
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|
Des sollt ihr auch genießen, so wir lebendig entgehn."
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"Das wollte Gott," sprach Rüdiger, "viel edler Gernot, 2296
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|
"Daß ihr am Rheine wäret, und ich wäre todt.
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So rettet' ich die Ehre, da ich euch soll bestehn!
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|
Es ist noch nie an Degen von Freunden übler geschehn."
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|
"Nun lohn euch Gott, Herr Rüdiger," sprach wieder Gernot, 2297
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|
"Eurer reichen Gabe. Mich jammert euer Tod,
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Soll an euch verderben so tugendlicher Muth.
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|
Hier trag ich eure Waffe, die ihr mir gabet, Degen gut.
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"Sie hat mir noch nie versagt in all dieser Noth: 2298
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|
Es fiel vor ihrer Schärfe mancher Ritter todt.
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Sie ist stark und lauter, herrlich und gut:
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Gewiss, so reiche Gabe kein Recke je wieder thut.
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"Und wollt ihr es nicht meiden und wollt ihr uns bestehn, 2299
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|
Erschlagt ihr mir die Freunde, die hier noch bei mir stehn,
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|
Mit euerm Schwerte nehm ich Leben euch und Leib.
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|
So reut ihr mich, Rüdiger, und euer herrliches Weib."
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|
"Das wolle Gott, Herr Gernot, und möcht es geschehn, 2300
|
|
Daß hier nach euerm Willen Alles könnt ergehn
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|
Und euern Freunden bleiben Leben möcht und Leib,
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|
Euch sollten wohl vertrauen meine Tochter und mein Weib."
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Da sprach von Burgunden der schönen Ute Kind: 2301
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|
"Wie thut ihr so, Herr Rüdiger? Die mit mir kommen sind,
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|
Die sind euch all gewogen; ihr greift übel zu:
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|
Eure schöne Tochter wollt ihr verwitwen allzufruh.
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"Wenn ihr und eure Recken mich wollt im Streit bestehn, 2302
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Wie wär das unfreundlich, wie wenig ließ' es sehn,
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|
Daß ich euch vertraute vor jedem andern Mann,
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Als ich eure Tochter mir zum Weibe gewann."
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"Gedenkt eurer Treue," sprach da Rüdiger. 2303
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|
Und schickt euch Gott von hinnen, viel edler König hehr,
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|
"So laßt es nicht entgelten die liebe Tochter mein:
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Bei aller Fürsten Tugend geruht ihr gnädig zu sein."
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"So sollt ichs billig halten," sprach Geiselher das Kind; 2304
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|
"Doch meine hohen Freunde, die noch im Saal hier sind,
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Wenn die von euch ersterben, so muß geschieden sein
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|
Diese stäte Freundschaft zu dir und der Tochter dein."
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"Nun möge Gott uns gnaden," sprach der kühne Mann. 2305
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Da hoben sie die Schilde und wollten nun hinan
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|
Zu streiten mit den Gästen in Kriemhildens Saal.
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Laut rief da Hagen von der Stiege her zu Thal:
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"Verzieht noch eine Weile, viel edler Rüdiger," 2306
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|
Also sprach da Hagen: "wir reden erst noch mehr,
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Ich und meine Herren, wie uns zwingt die Noth.
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Was hilft es Etzeln, finden wir in der Fremde den Tod?
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"Ich steh in großen Sorgen," sprach wieder Hagen, 2307
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|
"Der Schild, den Frau Gotlind mir gab zu tragen,
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Den haben mir die Heunen zerhauen vor der Hand;
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Ich bracht ihn doch in Treuen her in König Etzels Land.
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"Daß es Gott vom Himmel vergönnen wollte, 2308
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Daß ich so guten Schildrand noch tragen sollte,
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Als du hast vor den Händen, viel edler Rüdiger:
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So bedürft ich in dem Sturme keiner Halsberge mehr."
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|
"Wie gern wollt ich dir dienen mit meinem Schilde, 2309
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Dürft ich dir ihn bieten vor Kriemhilde.
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Doch nimm ihn hin, Hagen, und trag ihn an der Hand:
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|
Hei! dürftest du ihn führen heim in der Burgunden Land!"
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Als er den Schild so willig zu geben sich erbot, 2310
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Die Augen wurden Vielen von heißen Thränen roth.
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Es war Die letzte Gabe: es dürft hinfort nicht mehr
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Einem Degen Gabe bieten von Bechlaren Rüdiger.
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Wie grimmig auch Hagen, wie hart auch war sein Muth, 2311
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Ihn erbarmte doch die Gabe, die der Degen gut
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So nah seinem Ende noch hatt an ihn gethan.
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|
Mancher edle Ritter mit ihm zu trauern begann.
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"Nun lohn euch Gott im Himmel, viel edler Rüdiger. 2312
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Es wird eures Gleichen auf Erden nimmermehr,
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Der heimathlosen Degen so milde Gabe gebe.
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So möge Gott gebieten, daß eure Milde immer lebe."
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"O weh mir dieser Märe," sprach wieder Hagen. 2313
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"Wir hatten Herzensschwere schon so viel zu tragen:
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Das müße Gott erbarmen, gilts uns mit Freunden Streit!"
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Da sprach der Markgraf wieder: "Das ist mir inniglich leid."
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"Nun lohn ich euch die Gabe, viel edler Rüdiger: 2314
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Was euch auch widerfahre von diesen Recken hehr,
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Es soll euch nicht berühren im Streit meine Hand,
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Ob ihr sie all erschlüget Die von der Burgunden Land."
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Da neigte sich ihm dankend der gute Rüdiger. 2315
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Die Leute weinten alle: Daß nicht zu wenden mehr
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Dieser Herzensjammer, das war zu große Noth.
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Der Vater aller Tugend fand an Rüdiger den Tod.
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Da sprach von der Stiege Volker der Fiedelmann: 2316
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"Da mein Geselle Hagen euch trug den Frieden an,
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So biet ich auch so stäten euch von meiner Hand.
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Das habt ihr wohl verdient an uns, da wir kamen in das Land.
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"Viel edler Markgraf, mein Bote werdet hier: 2317
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Diese rothen Spangen gab Frau Gotlinde mir,
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Daß ich sie tragen sollte bei dieser Lustbarkeit:
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Ich thu es, schauet selber, daß ihr des mein Zeuge seid."
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"Wollt es Gott vom Himmel," sprach da Rüdiger, 2318
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"Daß euch die Markgräfin noch geben dürfte mehr.
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Die Märe sag ich gerne der lieben Trauten mein,
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Seh ich gesund sie wieder: Des sollt ihr außer Zweifel sein."
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Nach diesem Angeloben Den Schild hob Rüdiger, 2319
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Sein Muth begann zu toben: nicht länger säumt' er mehr.
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Auf lief er zu den Gästen wohl einem Recken gleich.
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Viel kraftvolle Schläge schlug da dieser Markgraf reich.
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Volker und Hagen traten beiseit, 2320
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Wie ihm verheißen hatten die Degen allbereit.
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Noch traf er bei den Thüren so manchen Kühnen an,
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Daß Rüdiger die Feindschaft mit großen Sorgen begann.
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Aus Mordbegierde ließen ihn ins Haus hinein 2321
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Gernot und Gunther; das mochten Helden sein.
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Zurück wich da Geiselher: fürwahr, es war ihm leid;
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Er versah sich noch des Lebens, drum mied er Rüdigern im Streit.
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Da sprangen zu den Feinden Die in Rüdgers Lehn. 2322
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Hinter ihrem Herren sah man sie kühnlich gehn.
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Schneidende Waffen trugen sie an der Hand:
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Da zerbrachen viel der Helme und mancher herrliche Rand.
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Da schlugen auch die Müden noch manchen schnellen Schlag 2323
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Auf die von Bechlaren, der tief und eben brach
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Durch die festen Panzer und drang bis auf das Blut.
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Sie frommten in dem Sturme viel Wunder herrlich und gut.
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Das edle Heergesinde war alle nun im Saal. 2324
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Volker und Hagen die sprangen hin zumal:
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Sie gaben Niemand Frieden als dem Einen Mann.
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Das Blut von ihren Hieben von den Helmen niederrann.
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Wie da der Schwerter Tosen so grimmig erklang, 2325
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Daß unter ihren Schlägen das Schildgespänge sprang!
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Die Schildsteine rieselten getroffen in das Blut.
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Da fochten sie so grimmig, wie man es nie wieder thut.
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Der Vogt von Bechlaren schuf hin und her sich Bahn, 2326
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Wie Einer der mit Ungestüm im Sturme werben kann.
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Des Tages ward an Rüdiger herrlich offenbar,
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Daß er ein Recke wäre, kühn und ohne Tadel gar.
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Hier standen diese Recken, Gunther und Gernot, 2327
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Sie schlugen in dem Streite viel der Helden todt.
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Geiselhern und Dankwart am Heile wenig lag:
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Da brachten sie noch Manchen hin zu seinem jüngsten Tag.
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Wohl erwies auch Rüdiger, daß er stark war genug, 2328
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Kühn und wohl gewaffnet: hei, was er Helden schlug!
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Das sah ein Burgunde, da schuf der Zorn ihm Noth:
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Davon begann zu nahen des edeln Rüdiger Tod.
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Gernot der starke rief den Helden an. 2329
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Er sprach zum Markgrafen: "Ihr wollt mir keinen Mann
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Der Meinen leben laßen, viel edler Rüdiger.
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Das schmerzt mich ohne Maßen: ich ertrag es nicht länger mehr.
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"Nun mag euch eure Gabe wohl zu Unstatten kommen, 2330
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Da ihr mir der Freunde habt so viel genommen.
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Nun bietet mir die Stirne, ihr edler kühner Mann:
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So verdien ich eure Gabe, so gut ich immer nur kann."
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Bevor da der Markgraf zu ihm gedrungen war. 2331
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Ward noch getrübt vom Blute manch lichter Harnisch klar.
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Da liefen sich einander die Ehrbegiergen an:
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jedweder sich zu schirmen vor starken Wunden begann.
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Doch schnitten ihre Schwerter, es schützte nichts dagegen. 2332
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Da schlug den König Gernot Rüdiger der Degen
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Durch den steinharten Helm, daß niederfloß das Blut:
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Das vergalt alsbald ihm dieser Ritter kühn und gut.
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Hoch schwang er Rüdgers Gabe, die in der Hand ihm lag; 2333
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Wie wund er war zum Tode, er schlug ihm einen Schlag
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Auf des Helmes Bänder und durch den festen Schild,
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Davon ersterben muste der gute Rüdiger mild.
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So reicher Gabe übler gelohnt ward nimmermehr. 2334
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Da fielen beid erschlagen, Gernot und Rüdiger,
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Im Sturm gleichermaßen von beider Kämpfer Hand.
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Da erst ergrimmte Hagen, als er den großen Schaden fand.
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Da sprach der Held von Tronje: "Es ist uns schlimm bekommen. 2335
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So großen Schaden haben wir an den Zwein genommen,
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Daß wir ihn nie verwinden, ihr Volk noch ihr Land.
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Uns Heimathlosen bleiben nun Rüdgers Helden zu Pfand."
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Da wollte Keiner weiter dem Andern was vertragen: 2336
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Mancher ward darnieder unverletzt geschlagen,
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Der wohl noch wär genesen: ob ihm war solcher Drang,
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Wie heil er sonst gewesen, daß er im Blute doch ertrank.
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"Weh mir um den Bruder! der fiel hier in den Tod. 2337
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Was mir zu allen Stunden für leide Märe droht!
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Auch muß mich immer reuen mein Schwäher Rüdiger:
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Der Schad ist beidenthalben und großen Jammers Beschwer."
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Als der junge Geiselher sah seinen Bruder todt, 2338
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Die noch im Saale waren, die musten leiden Noth.
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Der Tod suchte eifrig, wo sein Gesinde wär:
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Deren von Bechelaren entgieng kein Einziger mehr.
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Gunther und Hagen und auch Geiselher, 2339
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Dankwart und Volker, die guten Degen hehr,
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Die giengen zu der Stelle, wo man sie liegen fand:
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Wie jämmerlich da weinten diese Helden auserkannt!
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"Der Tod beraubt uns übel," sprach Geiselher das Kind. 2340
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"Nun laßt euer Weinen und gehn wir an den Wind,
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Daß sich die Panzer kühlen uns streitmüden Degen:
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Es will nicht Gott vom Himmel, daß wir länger leben mögen."
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Den sitzen, den sich lehnen sah man manchen Mann. 2341
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Sie waren wieder müßig. Die Rüdgern unterthan
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Waren all erlegen; verhaßt war das Getos.
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So lange blieb es stille, daß es Etzeln verdroß.
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"O weh dieses Leides!" sprach die Königin. 2342
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"Sie sprechen allzulange; unsre Feinde drin
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Mögen wohl heil verbleiben vor Rüdigers Hand:
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Er will sie wiederbringen heim in der Burgunden Land.
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"Was hilfts, König Etzel, daß wir an ihn vertan, 2343
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Was er nur begehrte? Er that nicht wohl daran:
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Der uns rächen sollte, der will der Sühne pflegen."
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Da gab ihr Volker Antwort, dieser zierliche Degen:
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"Dem ist nicht also leider, viel edel Königsweib. 2344
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Und dürft ich Lügen strafen ein so hehres Weib,
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So hättet ihr recht teuflisch Rüdigern verlogen.
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Er und seine Degen sind um die Sühne gar betrogen.
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"So williglich vollbracht er, was ihm sein Herr gebot, 2345
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Daß er und sein Gesinde hier fielen in den Tod.
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Nun seht euch um, Frau Kriemhild, wem ihr gebieten wollt:
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Euch war bis an sein Ende Rüdiger getreu und hold.
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"Wollt ihr mir nicht glauben, so schaut es selber an." 2346
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Zu ihrem Herzeleide ward es da gethan:
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Man trug ihn hin erschlagen, wo ihn der König sah.
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König Etzels Mannen wohl nimmer leider geschah.
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Da sie den Markgrafen todt sahn vor sich tragen, 2347
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Da vermöcht euch kein Schreiber zu schildern noch zu sagen
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Die ungebärdge Klage so von Weib als Mann,
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Die sich aus Herzensjammer da zu erzeigen begann.
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König Etzels Jammern war so stark und voll, 2348
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Wie eines Löwen Stimme dem reichen König scholl
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Der Wehruf der Klage; auch ihr schufs große Noth;
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Sie weinten übermäßig um des guten Rüdger Tod.
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* * * * *
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Achtunddreißigstes Abenteuer.
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Wie Dietrichens Recken alle erschlagen wurden.
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Der Jammer allenthalben zu solchem Maße schwoll, 2349
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Daß von der Wehklage Pallas und Thurm erscholl.
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Da vernahm es auch ein Berner, Dietrichs Unterthan:
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Der schweren Botschaft willen wie eilends kam er heran!
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Da sprach er zu dem Fürsten: "Hört mich, Herr Dieterich, 2350
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Was ich noch je erlebte, so herzensjämmerlich
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Hört ich noch niemals klagen, als ich jetzt vernahm.
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Ich glaube, daß der König nun selber zu der Hochzeit kam,
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"Wie wären sonst die Leute all in solcher Noth? 2351
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Der König oder Kriemhild Eins ward dem Tod
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Von den kühnen Gästen in ihrem Zorn gesellt.
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Es weint übermäßig mancher auserwählte Held."
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Da sprach der Vogt von Berne: "Ihr Getreun in meinem Lehn, 2352
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Seid nicht allzu eilig: was hier auch ist geschehn
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Von den Heimathlosen, sie zwang dazu die Noth:
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Nun laßt sie des genießen, daß ich ihnen Frieden bot."
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Da sprach der kühne Wolfhart: "Ich will zum Saale gehn, 2353
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Der Märe nachzufragen, was da sei geschehn,
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Und will euch dann berichten, viel lieber Herre mein,
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Wenn ich es dort erkunde, wie die Sache möge sein."
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Da sprach der edle Dietrich: "Wenn man sich Zorns versieht 2354
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Und ungestümes Fragen zur Unzeit dann geschieht,
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Das betrübt den Recken allzuleicht den Muth:
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Drum will ich nicht, Wolfhart, daß ihr die Frage da thut."
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Da bat er Helfrichen hin zu gehn geschwind, 2355
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Ob er erkundgen möge bei Etzels Ingesind
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Oder bei den Gästen, was da wär geschehn.
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Da wurde nie bei Leuten so großer Jammer gesehn.
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Der Bote kam und fragte: "Was ist hier geschehn?" 2356
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Da ward ihm zum Bescheide: "Nun must uns auch zergehn
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Der Trost, der uns geblieben noch war in Heunenland:
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Hier liegt erschlagen Rüdiger von der Burgunden Hand.
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"Nicht Einer ist entkommen, der mit ihm gieng hinein." 2357
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Das konnte Helfrichen nimmer leider sein.
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Wohl mocht er seine Märe noch nie so ungern sagen:
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Er kam zu Dietrichen zurück mit Weinen und Klagen.
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"Was bringt ihr uns für Kunde?" sprach da Dieterich, 2358
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"Wie weint ihr so heftig, Degen Helferich?"
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Da sprach der edle Recke: "Wohl hab ich Grund zu klagen.
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Den guten Rüdger haben die Burgunden erschlagen."
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Da sprach der Held von Berne: "Das wolle nimmer Gott. 2359
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Eine starke Rache wär es und des Teufels Spott.
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Wie hätt an ihnen Rüdiger verdient solchen Sold?
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Ich weiß wohl die Kunde, er ist den Fremdlingen hold."
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Da sprach der kühne Wolfhart: "Und wär es geschehn, 2360
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So sollt es ihnen Allen an Leib und Leben gehn.
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Wenn wirs ertragen wollten, es brächt uns Spott und Schand,
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Uns bot so große Dienste des guten Rüdiger Hand."
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Der Vogt von Amelungen erfragt' es gern noch mehr. 2361
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In ein Fenster setzt' er sich, ihm war das Herz so schwer.
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Da hieß er Hildebranden zu den Gästen gehn,
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Bei ihnen zu erforschen, was da wäre geschehn.
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Der sturmkühne Recke, Meister Hildebrand, 2362
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|
Weder Schild noch Waffen trug er an der Hand.
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Er wollt in seinen Züchten zu den Gästen gehn;
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Von seiner Schwester Kinde must er sich gescholten sehn.
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Da sprach der grimme Wolfhart: "Geht ihr dahin so bloß, 2363
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So kommt ihr ungescholten nimmer wieder los:
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So müst ihr dann mit Schanden thun die Wiederfahrt;
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Geht ihr dahin in Waffen, so weiß ich, daß es Mancher spart."
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Da rüstete der Alte sich nach des Jungen Rath. 2364
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Eh Hildbrand es gewahrte, standen in ihrem Staat
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Die Recken Dietrichs alle, die Schwerter in der Hand.
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Leid war das dem Helden, er hätt es gern noch abgewandt.
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Er frag, wohin sie wollten. "Wir wollen mit euch hin; 2365
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|
Ob von Tronje Hagen wohl dann noch ist so kühn,
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Mit Spott zu euch zu reden, wie ihm zu thun gefällt?"
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Als er die Rede hörte, erlaubt' es ihnen der Held.
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Da sah der kühne Volker wohlgewaffnet gehn 2366
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Die Recken von Berne in Dietrichens Lehn,
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Die Schwerter umgegürtet, die Schilde vor der Hand:
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|
Er sagt' es seinen Herren aus der Burgunden Land.
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Da sprach der Fiedelspieler: "Dorten seh ich nahn 2367
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Recht in Feindesweise Die Dietrich unterthan,
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Gewaffnet unter Helmen: sie wollen uns bestehn.
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Nun wird es an das Ueble mit uns Fremdlingen gehn."
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Es währte nicht lange, so kam auch Hildebrand: 2368
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Da setzt' er vor die Füße seinen Schildesrand
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Und begann zu fragen Die Gunthern unterthan:
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"O weh, ihr guten Degen, was hatt euch Rüdiger gethan?
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"Mich hat mein Herr Dietrich her zu euch gesandt, 2369
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Ob erschlagen liege, Helden, von eurer Hand
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Dieser edle Markgraf, wie man uns gab Bescheid?
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Wir könnten nicht verwinden also schweres Herzeleid."
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Da sprach der grimme Hagen: "Die Mär ist ungelogen, 2370
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|
Wie gern ichs euch gönnte, wärt ihr damit betrogen,
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|
Rüdigern zu Liebe: so lebt' er uns noch,
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Den nie genug beweinen mögen Fraun und Mannen doch."
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Als sie das recht vernahmen, Rüdiger sei todt, 2371
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|
Da beklagten ihn die Recken, wie ihre Treu gebot.
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Dietrichens Mannen sah man die Thränen gehn
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Uebern Bart zum Kinne: viel Leid war ihnen geschehn.
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Siegstab der Herzog von Bern sprach zuhand: 2372
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|
"O weh, wie all die Güte hier gar ein Ende fand,
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Die uns Rüdiger hier schuf nach unsers Leides Tagen:
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Der Trost der Heimathlosen liegt von euch Degen erschlagen."
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Da sprach von Amelungen der Degen Wolfwein: 2373
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|
"Und wenn ich vor mir liegen hier säh, den Vater mein,
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Mir würde nimmer leider als um Rüdgers Tod.
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|
O weh, wer soll nun trösten die Markgräfin in ihrer Noth?"
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Do sprach im Zornmuthe der kühne Wolfhart: 2374
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|
"Wer leitet nun die Recken auf mancher Heerfahrt,
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|
Wie von dem Markgrafen so oft geschehen ist?
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O weh, viel edler Rüdiger, daß du uns so verloren bist!"
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Wolfbrand und Helferich und auch Helmnot 2375
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|
Mit allen ihren Freunden beweinten seinen Tod.
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Nicht mehr fragen mochte vor Seufzen Hildebrand:
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So thut denn, ihr Degen, warum mein Herr uns gesandt.
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"Gebt uns den todten Rüdiger aus dem Saal, 2376
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|
An dem all unsre Freude erlitt den Jammerfall.
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Laßt uns ihm so vergelten, was er an uns gethan
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|
Hat mit großer Treue und an manchem fremden Mann.
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"Wir sind hier auch Vertriebene wie Rüdiger der Degen. 2377
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|
Wie laßt ihr uns warten? Laßt uns ihn aus den Wegen
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|
Tragen und im Tode lohnen noch dem Mann:
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Wir hätten es wohl billig bei seinem Leben gethan."
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|
Da sprach der König Gunther: "Nie war ein Dienst so gut, 2378
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|
Als den ein Freund dem Freunde nach dem Tode thut.
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Das nenn ich stäte Treue, wenn man das leisten kann:
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|
Ihr lohnt ihm nach Verdienste, er hat euch Liebes gethan."
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"Wie lange solln wir flehen?" sprach Wolfart der Held." 2379
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|
"Da unser Trost der beste liegt von euch gefällt,
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|
Und wir ihn nun leider nicht länger mögen haben,
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|
Laßt uns ihn hinnen tragen, daß wir den Recken begraben."
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|
Zur Antwort gab ihm Volker: "Man bringt ihn euch nicht her, 2380
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|
Holt ihn aus dem Hause, wo der Degen hehr
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|
Mit tiefen Herzenswunden gefallen ist ins Blut:
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So sind es volle Dienste, die ihr hier Rüdigern thut."
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Da sprach der kühne Wolfhart: "Gott weiß, Herr Fiedelmann, 2381
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|
Ihr müßt uns nicht noch reizen; ihr habt uns Leid gethan.
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|
Dürft ichs vor meinem Herren, so kämt ihr drum in Noth;
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|
Doch müßen wir es laßen, weil er den Streit uns verbot."
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|
Da sprach der Fiedelspieler: "Der fürchtet sich zu viel, 2382
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|
Der, was man ihm verbietet, Alles laßen will:
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|
Das kann ich nimmer heißen rechten Heldenmuth."
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|
Die Rede dauchte Hagnen von seinem Heergesellen gut.
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"Wollt ihr den Spott nicht laßen," fiel ihm Wolfhart ein, 2383
|
|
"Ich verstimm euch so die Saiten, daß ihr noch am Rhein,
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|
Wenn je ihr heimreitet, habt davon zu sagen.
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|
Euer Ueberheben mag ich mit Ehren nicht ertragen."
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|
Da sprach der Fiedelspieler: "Wenn ihr den Saiten mein 2384
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|
Die guten Töne raubtet, eures Helmes Schein
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|
Müste trübe werden dabei von meiner Hand,
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|
Wie ich halt auch reite in der Burgunden Land."
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Da wollt er zu ihm springen doch blieb nicht frei die Bahn. 2385
|
|
Hildebrand sein Oheim hielt ihn mit Kräften an.
|
|
"Ich seh, du willst wüthen in deinem dummen Zorn;
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|
Nun hätten wir auf immer meines Herren Huld verlorn."
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"Laßt los den Leuen, Meister, er hat so grimmigen Muth; 2386
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|
Doch kommt er mir zu nahe," sprach Volker der Degen gut,
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|
"Hätt er mit seinen Händen die ganze Welt erlagen,
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|
Ich schlag ihn, daß er nimmermehr ein Widerwort weiß zu sagen."
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Darob ergrimmte heftig den Bernern der Muth. 2387
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|
Den Schild ruckte Wolfhart, ein schneller Recke gut,
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|
Gleich einem wilden Leuen lief er auf ihn an.
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|
Die Schar seiner Freunde ihm rasch zu folgen begann.
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Mit weiten Sprüngen setzt' er bis vor des Saales Wand; 2388
|
|
Doch ereilt' ihn vor der Stiege der alte Hildebrand:
|
|
Er wollt ihn vor ihm selber nicht laßen in den Streit.
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|
Zu ihrem Willen fanden sie gern die Gäste bereit.
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|
Da sprang hin zu Hagen Meister Hildebrand: 2389
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|
Man hörte Waffen klingen an der Helden Hand.
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Sie waren sehr im Zorne, das zeigte sich geschwind:
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|
Von der Beiden Schwertern gieng der feuerrothe Wind.
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Da wurden sie geschieden in des Streites Noth: 2390
|
|
Das thaten die von Berne, wie Kraft und Muth gebot.
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|
Als sich von Hagen wandte Meister Hildebrand,
|
|
Da kam der starke Wolfhart auf den kühnen Volker gerannt.
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Auf den Helm dem Fiedler schlug er solchen Schwang, 2391
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|
Daß des Schwertes Schärfe durch die Spangen drang.
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Das vergalt mit Ungestüm der kühne Fiedelmann:
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|
Da schlug er Wolfharten, daß er zu sprühen begann.
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Feuers aus den Panzern hieben sie genug; 2392
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Grimmen Haß Jedweder zu dem Andern trug.
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Da schied sie von Berne der Degen Wolfwein;
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|
Wär er kein Held gewesen, so konnte das nimmer sein.
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Gunther der kühne mit williger Hand 2393
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|
Empfieng die hehren Helden aus Amelungenland.
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Geiselher der junge die lichten Helme gut
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Macht' er in dem Sturme Manchem naß und roth von Blut.
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Dankwart, Hagens Bruder, war ein grimmer Mann: 2394
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Was er zuvor im Streite Herrliches gethan
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An König Etzels Recken, das schien nun gar ein Wind:
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Nun erst begann zu toben des kühnen Aldrians Kind.
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Ritschart und Gerbart, Helfrich und Wichart 2395
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|
In manchen Stürmen hatten die selten sich gespart:
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Das ließen sie wohl schauen die in Gunthers Lehn.
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Da sah man Wolfbranden in dem Sturme herrlich gehn.
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Da focht, als ob er wüthe, der alte Hildebrand. 2396
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Viel gute Recken musten vor Wolfhartens Hand
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Auf den Tod getroffen sinken in das Blut:
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So rächten Rüdgers Wunden diese Recken kühn und gut.
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Da focht der Herzog Siegstab, wie ihm der Zorn gebot. 2397
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Hei! was harter Helme brach in des Sturmes Noth
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An seinen Feinden Dietrichens Schwestersohn!
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Er konnt in dem Sturme nicht gewaltiger drohn.
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Volker der Starke, als er das ersah, 2398
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Wie Siegstab der kühne aus Panzerringen da
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Bäche Blutes holte, das schuf dem Biedern Zorn:
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Er sprang ihm hin entgegen: da hatte hier bald verlorn
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Von dem Fiedelspieler das Leben Siegstab: 2399
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Volker ihm seiner Künste so vollen Anteil gab,
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|
Er fiel von seinem Schwerte nieder in den Tod.
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Der alte Hilbrand rächte das, wie ihm sein Eifer gebot.
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"O weh des lieben Herren," sprach Meister Hildebrand, 2400
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"Der uns hier erschlagen liegt von Volkers Hand!
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Nun soll der Fiedelspieler auch länger nicht gedeihn."
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Hildebrand der kühne wie könnt er grimmiger sein.
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Da schlug er so auf Volker, daß von des Helmes Band 2401
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Die Splitter allwärts stoben bis zu des Saales Wand,
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Vom Helm und auch vom Schilde dem kühnen Spielmann;
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Davon der starke Volker nun auch sein Ende gewann.
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Da drangen zu dem Streite Die in Dietrichs Lehn: 2402
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Sie schlugen, daß die Splitter sich wirbelnd musten drehn
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Und man der Schwerter Enden in die Höhe fliegen sah.
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Sie holten aus den Helmen heiße Blutbäche da.
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Nun sah von Tronje Hagen Volker den Degen todt: 2403
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Das war ihm bei der Hochzeit die allergröste Noth,
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Die er gewonnen hatte an Freund und Unterthan!
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O weh, wie grimmig Hagen den Freund zu rächen begann!
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"Nun soll es nicht genießen der alte Hildebrand: 2404
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Mein Gehilfe liegt erschlagen von des Helden Hand,
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Der beste Heergeselle, den ich je gewann."
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Den Schild rückt' er höher, so gieng er hauend hindann.
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Helferich der starke Dankwarten schlug: 2405
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Gunthern und Geiselhern war es leid genug,
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Als sie ihn fallen sahen in der starken Noth;
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Doch hatten seine Hände wohl vergolten seinen Tod.
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So viel aus manchen Landen hier Volks versammelt war, 2406
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Viel Fürsten kraftgerüstet gegen die kleine Schar,
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Wären die Christenleute nicht wider sie gewesen,
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Durch ihre Tugend mochten sie vor allen Heiden wohl genesen.
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Derweil schuf sich Wolfhart hin und wieder Bahn, 2407
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Alles niederhauend, was Gunthern unterthan.
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Er machte nun zum dritten Mal die Runde durch den Saal:
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Da fiel von seinen Händen gar mancher Recke zu Thal.
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Da rief der starke Geiselher Wolfharten an: 2408
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"O weh, daß ich so grimmen Feind je gewann!
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Kühner Ritter edel, nun wende dich hieher!
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Ich will es helfen enden, nicht länger trag ich es mehr."
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Zu Geiselheren wandte sich Wolfhart in den Streit. 2409
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Da schlugen sich die Recken manche Wunde weit.
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Mit solchem Ungestüme er zu dem König drang,
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Daß unter seinen Füßen übers Haupt das Blut ihm sprang.
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Mit schnellen grimmen Schlägen der schönen Ute Kind 2410
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Empfieng da Wolfharten, den Helden hochgesinnt.
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Wie stark auch war der Degen, wie sollt er hier gedeihn?
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Es konnte nimmer kühner ein so junger König sein.
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Da schlug er Wolfharten durch einen Harnisch gut, 2411
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Daß ihm aus der Wunde niederschoß das Blut:
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Zum Tode war verwundet Dietrichens Unterthan.
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Wohl must er sein ein Recke, der solche Werke gethan.
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Als der kühne Wolfhart die Wund an sich empfand, 2412
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Den Schild ließ er fallen: höher in der Hand
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Hob er ein starkes Waffen, das war wohl scharf genug:
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Durch Helm und Panzerringe der Degen Geiselhern schlug.
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Den grimmen Tod einander hatten sie angethan. 2413
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Da lebt' auch Niemand weiter, der Dietrich unterthan.
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Hildebrand der alte Wolfharten fallen sah:
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Gewiss vor seinem Tode solch Leid ihm nimmer geschah.
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Erstorben waren Alle Die in Gunthers Lehn 2414
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Und Die in Dietrichens. Hilbranden sah man gehn,
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Wo Wolfhart war gefallen nieder in das Blut.
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Er umschloß mit Armen den Degen bieder und gut.
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Er wollt ihn aus dem Hause tragen mit sich fort; 2415
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Er war zu schwer doch, laßen must ihn der Alte dort.
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Da blickt' aus dem Blute der todwunde Mann:
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Er sah wohl, sein Oheim hülfe gern ihm hindann.
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Da sprach der Todwunde: "Viel lieber Oheim mein, 2416
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Mir kann zu dieser Stunde eure Hülfe nicht gedeihn.
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Nun hütet euch vor Hagen, fürwahr, ich rath euch gut:
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Der tragt in seinem Herzen einen grimmigen Muth.
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"Und wollen meine Freunde im Tode mich beklagen, 2417
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Den nächsten und den besten sollt ihr von mir sagen,
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Daß sie nicht um mich weinen, das thu nimmer Noth:
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Von eines Königs Händen fand ich hier herrlichen Tod.
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"Ich hab auch so vergolten mein Sterben hier im Saal, 2418
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Das schafft noch den Frauen der guten Ritter Qual.
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Wills Jemand von euch wißen, so mögt ihr kühnlich sagen:
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Von meiner Hand alleine liegen hundert wohl erschlagen.
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Da gedacht auch Hagen an den Fiedelmann, 2419
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Dem der alte Hildebrand das Leben abgewann:
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Da sprach er zu dem Kühnen: "Ihr entgeltet nun mein Leid.
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Ihr habt uns hier benommen manchen Recken kühn im Streit."
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Er schlug auf Hildebranden daß man wohl vernahm 2420
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Balmungen dröhnen, den Siegfrieden nahm
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Hagen der kühne, als er den Helden schlug.
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Da wehrte sich ser Alte: er war auch streitbar genug.
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Wolfhartens Oheim ein breites Waffen schwang 2421
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Auf Hagen von Tronje, das scharf den Stahl durchdrang:
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Doch konnt er nicht verwunden Gunthers Unterthan.
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Da schlug ihm Hagen wieder durch einen Harnisch wohlgetan.
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Als da Meister Hildebrand die Wunde recht empfand, 2422
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Besorgt' er größern Schaden noch von Hagens Hand.
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Den Schild warf auf den Rücken Dietrichs Unterthan:
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Mit der starken Wunde der Held vor Hagen entrann.
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Da lebt' auch von allen den Degen Niemand mehr 2423
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Als Gunther und Hagen, die beiden Recken hehr.
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Mit Blut gieng beronnen der alte Hildebrand:
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Er brachte leide Märe, da er Dietrichen fand.
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Schwer bekümmert sitzen sah er da den Mann: 2424
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Noch größern Leides Kunde nun der Fürst gewann.
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Als er Hildebranden im Panzer sah so roth,
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Da fragt' er nach der Ursach, wie ihm die Sorge gebot.
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"Nun sagt mir, Meister Hildebrand, wie seid ihr so naß 2425
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Von dem Lebensblute? oder wer that euch das?
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Ihr habt wohl mit den Gästen gestritten in dem Saal?
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Ihr ließt es billig bleiben, wie ich so dringend befahl."
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Da sagt' er seinem Herren: "Hagen that es mir: 2426
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Der schlug mir in dem Saale diese Wunde hier,
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Als ich von dem Recken zu wenden mich begann.
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Kaum daß ich mit dem Leben noch dem Teufel entrann."
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Da sprach der von Berne: "Gar recht ist euch geschehen, 2427
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Da ihr mich Freundschaft hörtet den Recken zugestehn
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Und doch den Frieden brachet, den ich ihnen bot:
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Wär mirs nicht ewig Schande, ihr solltets büßen mit dem Tod."
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"Nun zürnt mir, Herr Dietrich, darob nicht allzusehr: 2428
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An mir und meinen Freunden ist der Schade gar zu schwer.
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Wir wollten Rüdger gerne tragen aus dem Saal:
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Das wollten uns nicht gönnen die, welchen Gunther befahl."
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"O weh mir dieses Leides! Ist Rüdiger doch todt? 2429
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Das muß mir sein ein Jammer vor all meiner Noth.
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Gotelind die edle ist meiner Base Kind:
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O weh der armen Waisen, die dort zu Bechlaren sind!"
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Herzeleid und Kummer schuf ihm sein Tod: 2430
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Er hub an zu weinen: den Helden zwang die Noth.
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"O weh der treuen Hülfe, die mir an ihm erlag,
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König Etzels Degen, den ich nie verschmerzen mag.
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"Könnt ihr mir, Meister Hildebrand, rechte Kunde sagen, 2431
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Wie der Recke heiße, der ihn hat erschlagen?"
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Er sprach "Das that mit Kräften der starke Gernot;
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Von Rüdigers Händen fand auch der König den Tod."
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Er sprach zu Hilbranden: "So sagt den Meinen an, 2432
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Daß sie alsbald sich waffnen, so geh ich selbst hinan.
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Und befehlt, daß sie mir bringen mein lichtes Streitgewand:
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Ich selber will nun fragen die Helden aus Burgundenland."
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Da sprach Meister Hildebrand: "Wer soll mit euch gehn? 2433
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Die euch am Leben blieben, die seht ihr vor euch stehn:
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Das bin ich ganz alleine; die Andern die sind todt."
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Da erschrak er dieser Märe, es schuf ihm wahrhafte Noth,
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Daß er auf Erden nimmer noch solches Leid gewann. 2434
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Er sprach: "Und sind erstorben all Die mir unterthan,
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So hat mein Gott vergeßen, ich, armer Dietrich!
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Ich herrscht' ein mächtger König einst hehr und gewaltiglich."
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Wieder sprach da Dietrich: "Wie könnt es nur geschehn, 2435
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Daß sie all erstarben, die Helden ausersehn,
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Vor den Streitmüden, die doch gelitten Noth?
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Mein Unglück schufs alleine, sonst verschonte sie der Tod!
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"Wenn dann mein Unheil wollte, es sollte sich begeben, 2436
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So sprecht, blieb von den Gästen Einer noch am Leben?"
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Da sprach Meister Hildebrand: "Das weiß Gott, Niemand mehr
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Als Hagen ganz alleine und Gunther der König hehr."
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"O weh, lieber Wolfhart, und hab ich dich verloren, 2437
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So mag mich bald gereuen, daß ich je ward geboren.
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Siegstab und Wolfwein und auch Wolfbrand:
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Wer soll mir denn helfen in der Amelungen Land?
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"Helferich der kühne, und ist mir der erschlagen, 2438
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Gerbart und Wichard, wann hör ich auf zu klagen?
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Das ist aller Freuden mir der letzte Tag.
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O weh, daß vor Leide Niemand doch ersterben mag!"
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* * * * *
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Neununddreißigstes Abenteuer.
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|
Wie Gunther, Hagen und Kriemhild erschlagen wurden.
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Da suchte sich Herr Dietrich selber sein Gewand; 2439
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Ihm half, daß er sich waffnete, der alte Hildebrand.
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Da klagte so gewaltig der kraftvolle Mann,
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Daß von seiner Stimme das Haus zu schüttern begann.
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Dann gewann er aber wieder rechten Heldenmuth. 2440
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Im Grimm ward gewaffnet da der Degen gut.
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Seinen Schild, den festen, den nahm er an die Hand:
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Sie giengen bald von dannen, er und Meister Hildebrand.
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Da sprach von Tronje Hagen: "Dort seh ich zu uns gehn 2441
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Dietrich den Herren: der will uns bestehn
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Nach dem großen Leide, das wir ihm angethan.
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Nun soll man heute schauen, wen man den Besten nennen kann.
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"Und dünkt sich denn von Berne der Degen Dieterich 2442
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Gar so starkes Leibes und so fürchterlich.
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Und will ers an uns rächen was ihm ist geschehn,"
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Also sprach da Hagen, "ich bin wohl Mann ihn zu bestehn."
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Die Rede hörte Dietrich mit Meister Hildebrand. 2443
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Er kam, wo er die Recken beide stehen fand
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Außen vor dem Hause, gelehnt an den Saal.
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Seinen Schild den guten, den setzte Dietrich zu Thal.
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In leidvollen Sorgen sprach da Dietrich: 2444
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"Wie habt ihr so geworben, Herr Gunther, wider mich,
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Einen Heimathlosen? Was that ich euch wohl je,
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Daß alles meines Trostes ich nun verwaiset mich seh?
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"Ihr fandet nicht Genüge an der großen Noth, 2445
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Als ihr uns Rüdigeren, den Recken, schluget todt:
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Ihr missgönntet sie mir alle, Die mir unterthan.
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Wohl hätt ich solchen Leides euch Degen nimmer gethan.
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"Gedenkt an euch selber und an euer Leid, 2446
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Eurer Freunde Sterben und all die Noth im Streit,
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Ob es euch guten Degen nicht beschwert den Muth.
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O weh, wie so unsanft mir der Tod Rüdigers thut!
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"So leid geschah auf Erden Niemanden je. 2447
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Ihr gedachtet wenig an mein und euer Weh.
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Was ich Freuden hatte, das liegt von euch erschlagen:
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Wohl kann ich meine Freunde nimmer genug beklagen."
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"Wir sind wohl nicht so schuldig," sprach Hagen entgegen. 2448
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"Zu diesem Hause kamen alle eure Degen
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Mit großem Fleiß gewaffnet in einer breiten Schar.
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Man hat euch wohl die Märe nicht gesagt, wie sie war."
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"Was soll ich andere glauben? mir sagt Hildebrand: 2449
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Euch baten meine Recken vom Amelungenland,
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Daß ihr ihnen Rüdigern gäbet aus dem Haus:
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Da botet ihr Gespötte nur meinen Recken heraus."
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Da sprach der Vogt vom Rheine: "Sie wollten Rüdgern tragen, 2450
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Sagten sie, von hinnen: das ließ ich versagen
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Etzeln zum Trotze, nicht aber deinem Heer,
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Bis darob zu schelten Wolfhart begann, der Degen hehr."
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Da sprach der Held von Berne: "Es sollte nun so sein. 2451
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|
Gunther, edler König, bei aller Tugend dein
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Ersetze mir das Herzeleid, das mir von dir geschehn;
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Versühn es, kühner Ritter, so laß ichs ungerochen gehn.
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|
"Ergieb dich mir zum Geisel mit Hagen deinem Mann: 2452
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So will ich euch behüten, so gut ich immer kann,
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Daß euch bei den Heunen hier Niemand Leides thut.
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Ihr sollt an mir erfahren, daß ich getreu bin und gut."
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"Das verhüte Gott vom Himmel," sprach Hagen entgegen, 2453
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"Daß sich dir ergeben sollten zwei Degen,
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Die noch in voller Wehre dir gegenüber stehn,
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Das wär uns Unehre: die Feigheit soll nicht geschehn."
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"Ihr solltets nicht verweigern," sprach wieder Dietrich. 2454
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|
"Gunther und Hagen, ihr habt so bitterlich
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Beide mir bekümmert das Herz und auch den Muth,
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Wollt ihr mir das vergüten, daß ihr es billiglich thut.
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"Ich geb euch meine Treue, und reich euch drauf die Hand, 2455
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Daß ich mit euch reite heim in euer Land.
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Ich geleit euch wohl nach Ehren, ich stürbe denn den Tod,
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Und will um euch vergeßen all meiner schmerzhaften Noth."
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"Begehrt es nicht weiter," sprach wieder Hagen: 2456
|
|
"Wie ziemt es, wenn die Märe wär von uns zu sagen,
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Daß zwei so kühne Degen sich ergäben eurer Hand?
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Sieht man bei euch doch Niemand als alleine Hildebrand."
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Da sprach Meister Hildebrand: "Gott weiß, Herr Hagen, 2457
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Den Frieden, den Herr Dietrich euch hat angetragen,
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Es kommt noch an die Stunde vielleicht in kurzer Frist,
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Daß ihr ihn gerne nähmet, und er nicht mehr zu haben ist."
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"Auch nähm ich eh den Frieden," sprach Hagen entgegen, 2458
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"Eh ich mit Schimpf und Schande so vor einem Degen
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Flöhe, Meister Hildebrand, als ihr hier habt gethan:
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Ich wähnt auf meine Treue, ihr stündet beßer euerm Mann."
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Da sprach Meister Hildebrand: "Was verweiset ihr mir das? 2459
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Nun wer wars, der auf dem Schilde vor dem Wasgensteine saß,
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Als ihm von Spanien Walther so viel der Freunde schlug?
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Wohl habt ihr an euch selber noch zu rügen genug."
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Da sprach der edle Dietrich: "Wie ziemt solchen Degen 2460
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Sich mit Worten schelten wie alte Weiber pflegen?
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Ich verbiet es, Meister Hildebrand sprecht hier nicht mehr.
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Mich heimathlosen Recken zwingt so große Beschwer.
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"Laßt hören, Freund Hagen," sprach da Dieterich, 2461
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"Was spracht ihr zusammen, ihr Helden tugendlich,
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Als ihr mich gewaffnet sahet zu euch gehn?
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Ihr sagtet, ihr alleine wolltet mich im Streit bestehn."
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"Das wird euch Niemand läugnen," sprach Hagen entgegen, 2462
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"Wohl will ichs hier versuchen mit kräftigen Schlägen,
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Es sei denn, mir zerbreche das Nibelungenschwert:
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Mich entrüstet, daß zu Geiseln unser beider ward begehrt."
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Als Dietrich erhörte Hagens grimmen Muth, 2463
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Den Schild behende zuckte der schnelle Degen gut.
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Wie rasch ihm von der Stiege entgegen Hagen sprang!
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Niblungs Schwert das gute auf Dietrichen laut erklang.
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Da wuste wohl Herr Dietrich, daß der kühne Mann 2464
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Grimmen Muthes fechte; zu schirmen sich begann
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Der edle Vogt von Berne vor ängstlichen Schlägen.
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Wohl erkannt er Hagen, er war ein auserwählter Degen.
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Auch scheut' er Balmungen, eine Waffe stark genug. 2465
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|
Nur unterweilen Dietrich mit Kunst entgegenschlug
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Bis daß er Hagen im Streite doch bezwang.
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Er schlug ihm eine Wunde die gar tief war und lang.
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Der edle Dietrich dachte: "Dich schwächte lange Noth; 2466
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|
Mir brächt es wenig Ehre, gäb ich dir den Tod.
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So will ich nur versuchen, ob ich dich zwingen kann,
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Als Geisel mir zu folgen." Das ward mit Sorgen gethan.
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Den Schild ließ er fallen: seine Stärke, die war groß; 2467
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|
Hagnen von Tronje mit den Armen er umschloß.
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|
So ward von ihm bezwungen dieser kühne Mann.
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Gunther der edle darob zu trauern begann.
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|
Hagnen band da Dietrich und führt' ihn, wo er fand 2468
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|
Kriemhild die edle, und gab in ihre Hand
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Den allerkühnsten Recken, der je Gewaffen trug.
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|
Nach ihrem großen Leide ward sie da fröhlich genug.
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Da neigte sich dem Degen vor Freuden Etzels Weib: 2469
|
|
"Nun sei dir immer selig das Herz und auch der Leib.
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Du hast mich wol entschädigt aller meiner Noth:
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Ich will dirs immer danken, es verwehr es denn der Tod."
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Da sprach der edle Dietrich: "Nun laßt ihn am Leben, 2470
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Edle Königstochter: es mag sich wohl begeben,
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|
Daß euch sein Dienst vergütet das Leid, das er euch that:
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Er soll es nicht entgelten, daß ihr ihn gebunden saht."
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Da ließ sie Hagnen führen in ein Haftgemach, 2471
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|
Wo Niemand ihn erschaute und er verschloßen lag.
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Gunther der Edle hub da zu rufen an:
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"Wo blieb der Held von Berne? Er hat mir Leides gethan."
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Da gieng ihm hin entgegen von Bern Herr Dieterich. 2472
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|
Gunthers Kräfte waren stark und ritterlich;
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|
Da säumt' er sich nicht länger, er rannte vor den Saal.
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|
Von ihrer Beider Schwertern erhob sich mächtiger Schall.
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|
So großen Ruhm erstritten Dietrich seit alter Zeit, 2473
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In seinem Zorne tobte Gunther zu sehr im Streit:
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Er war nach seinem Leide von Herzen feind dem Mann.
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Ein Wunder must es heißen, daß da Herr Dietrich entrann.
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Sie waren alle Beide so stark und muthesvoll, 2474
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Daß von ihren Schlägen Pallas und Thurm erscholl,
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|
So hieben sie mit Schwertern auf die Helme gut.
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Da zeigte König Gunther einen herrlichen Muth.
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|
Doch zwang ihn Der von Berne, wie Hagnen war geschehn. 2475
|
|
Man mochte durch den Panzer das Blut ihm fließen sehn
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|
Von einem scharfen Schwerte: das trug Herr Dieterich
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Doch hatte sich Herr Gunther gewehrt, der müde, ritterlich.
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|
Der König ward gebunden von Dietrichens Hand, 2476
|
|
Wie nimmer Könige sollten leiden solch ein Band.
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Er dachte, ließ' er ledig Gunthern und seinen Mann,
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Wem sie begegnen möchten, die müsten all den Tod empfahn.
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Dietrich von Berne nahm ihn bei der Hand, 2477
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Er führt' ihn hin gebunden, wo er Kriemhilden fand.
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Ihr war mit seinem Leide des Kummers viel benommen.
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Sie sprach: "König Gunther, nun seid mir höchlich willkommen."
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Er sprach: "Ich müst euch danken, viel edle Schwester mein, 2478
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|
Wenn euer Gruß in Gnaden geschehen könnte sein.
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Ich weiß euch aber, Königin, so zornig von Muth,
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Daß ihr mir und Hagen solchen Gruß im Spotte thut."
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Da sprach der Held von Berne: "Königstochter hehr, 2479
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So gute Helden sah, man als Geisel nimmermehr
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Als ich, edle Königin, bracht in eure Hut.
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Nun komme meine Freundschaft den Heimathlosen zu Gut."
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Sie sprach, sie thät es gerne. Da gieng Herr Dieterich 2480
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Mit weinenden Augen von den Helden tugendlich.
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Da rächte sich entsetzlich König Etzels Weib:
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Den auserwählten Recken nahm sie Leben und Leib.
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Sie ließ sie gesondert in Gefängniss legen, 2481
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Daß sich nie im Leben wiedersahn die Degen,
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Bis sie ihres Bruders Haupt hin vor Hagen trug.
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Kriemhildens Rache ward an Beiden grimm genug.
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Hin gieng die Königstochter, wo sie Hagen sah; 2482
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Wie feindselig sprach sie zu dem Recken da:
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"Wollt ihr mir wiedergeben, was ihr mir habt genommen,
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So mögt ihr wohl noch lebend heim zu den Burgunden kommen."
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Da sprach der grimme Hagen: "Die Red ist gar verloren, 2483
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Viel edle Königstochter. Den Eid hab ich geschworen,
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Daß ich den Hort nicht zeige: so lange noch am Leben
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Blieb Einer meiner Herren, so wird er Niemand gegeben."
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"Ich bring es zu Ende," sprach das edle Weib. 2484
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Dem Bruder nehmen ließ sie Leben da und Leib.
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Man schlug das Haupt ihm nieder: bei den Haaren sie es trug
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Vor den Held von Tronje: da gewann er Leids genug.
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Als der Unmuthvolle seines Herren Haupt ersah, 2485
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Wider Kriemhilden sprach der Recke da:
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"Du hasts nach deinem Willen zu Ende nun gebracht;
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Es ist auch so ergangen, wie ich mir hatte gedacht.
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"Nun ist von Burgunden der edle König todt, 2486
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Geiselher der junge dazu Herr Gernot.
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Den Hort weiß nun Niemand als Gott und ich allein:
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Der soll dir Teufelsweibe immer wohl verhohlen sein."
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Sie sprach: "So habt ihr üble Vergeltung mir gewährt; 2487
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So will ich doch behalten Siegfriedens Schwert.
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Das trug mein holder Friedel, als ich zuletzt ihn sah,
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An dem mir Herzensjammer vor allem Leide geschah."
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Sie zog es aus der Scheide, er konnt es nicht wehren. 2488
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Da dachte sie dem Recken das Leben zu versehren.
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Sie schwang es mit den Händen, das Haupt schlug sie ihm ab.
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Das sah der König Etzel, dem es großen Kummer gab.
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"Weh!" rief der König, "wie ist hier gefällt 2489
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Von eines Weibes Händen der allerbeste Held,
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Der je im Kampf gefochten und seinen Schildrand trug!
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So feind ich ihm gewesen bin, mir ist leid um ihn genug."
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Da sprach Meister Hildebrand: "Es kommt ihr nicht zu gut, 2490
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Daß sie ihn schlagen durfte; was man halt mir thut,
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Ob er mich selber brachte in Angst und große Noth,
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Jedennoch will ich rächen dieses kühnen Tronjers Tod."
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Hildebrand im Zorne zu Kriemhilden sprang: 2491
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Er schlug der Königstochter einen Schwertesschwang.
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Wohl schmerzten solche Dienste von dem Degen sie;
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Was könnt es aber helfen, daß sie so ängstlich schrie?
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Die da sterben sollen, die lagen all umher: 2492
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Zu Stücken lag verhauen die Königin hehr.
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Dietrich und Etzel huben zu weinen an
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Und jämmerlich zu klagen manchen Freund und Unterthan.
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Da war der Helden Herrlichkeit hingelegt im Tod: 2493
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Die Leute hatten alle Jammer und Noth.
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Mit Leide war beendet des Königs Lustbarkeit,
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Wie immer Leid die Freude am lezten Ende verleiht.
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Ich kann euch nicht bescheiden, was seither geschah, 2494
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Als daß man immer weinen Christen und Heiden sah,
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Die Ritter und die Frauen und manche schöne Maid:
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Sie hatten um die Freunde das allergrößeste Leid.
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Ich sag euch nun nicht weiter von der großen Noth: 2495
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Die da erschlagen waren, die laßt liegen todt.
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Wie es im Heunenlande dem Volk hernach gerieth,
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Hie hat die Mär ein Ende: das ist _das Nibelungenlied_.
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