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NATHAN DER WEISE
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Gotthold Ephraim Lessing
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Ein Dramatisches Gedicht, in fünf Aufzügen
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Introite, nam et heic Dii funt!--Apud Gellium
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Personen:
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Sultan Saladin
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Sittah, dessen Schwester
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Nathan, ein reicher Jude in Jerusalem
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Recha, dessen angenommene Tochter
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Daja, eine Christin, aber in dem Hause des Juden,
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als Gesellschafterin der Recha
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Ein junger Tempelherr
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Ein Derwisch
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Der Patriarch von Jerusalem
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Ein Klosterbruder
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Ein Emir
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nebst verschiednen Mamelucken des Saladin
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Die Szene ist in Jerusalem
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Erster Aufzug
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Erster Auftritt
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(Szene: Flur in Nathans Hause.)
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Nathan von der Reise kommend. Daja ihm entgegen.
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Daja.
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Er ist es! Nathan!--Gott sei ewig Dank,
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Daß Ihr doch endlich einmal wiederkommt.
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Nathan.
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Ja, Daja; Gott sei Dank! Doch warum endlich?
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Hab ich denn eher wiederkommen wollen?
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Und wiederkommen können? Babylon
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Ist von Jerusalem, wie ich den Weg,
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Seitab bald rechts, bald links, zu nehmen bin
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Genötigt worden, gut zweihundert Meilen;
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Und Schulden einkassieren, ist gewiß
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Auch kein Geschäft, das merklich födert, das
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So von der Hand sich schlagen läßt.
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Daja. O Nathan,
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Wie elend, elend hättet Ihr indes
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Hier werden können! Euer Haus...
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Nathan. Das brannte.
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So hab ich schon vernommen.--Gebe Gott,
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Daß ich nur alles schon vernommen habe!
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Daja.
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Und wäre leicht von Grund aus abgebrannt.
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Nathan.
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Dann, Daja, hätten wir ein neues uns
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Gebaut; und ein bequemeres.
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Daja. Schon wahr!--
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Doch Recha wär' bei einem Haare mit
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Verbrannt.
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Nathan. Verbrannt? Wer? meine Recha? sie?--
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Das hab ich nicht gehört.--Nun dann! So hätte
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Ich keines Hauses mehr bedurft.--Verbrannt
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Bei einem Haare!--Ha! sie ist es wohl!
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Ist wirklich wohl verbrannt!--Sag nur heraus!
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Heraus nur!--Töte mich: und martre mich
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Nicht länger.--ja, sie ist verbrannt.
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Daja. Wenn sie
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Es wäre, würdet Ihr von mir es hören?
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Nathan.
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Warum erschreckest du mich denn?--O Recha!
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O meine Recha!
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Daja. Eure? Eure Recha?
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Nathan.
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Wenn ich mich wieder je entwöhnen müßte,
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Dies Kind mein Kind zu nennen!
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Daja. Nennt Ihr alles,
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Was Ihr besitzt, mit ebensoviel Rechte
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Das Eure?
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Nathan. Nichts mit größerm! Alles, was
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Ich sonst besitze, hat Natur und Glück
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Mir zugeteilt. Dies Eigentum allein
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Dank ich der Tugend.
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Daja. O wie teuer laßt
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Ihr Eure Güte, Nathan, mich bezahlen!
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Wenn Güt', in solcher Absicht ausgeübt,
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Noch Güte heißen kann!
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Nathan. In solcher Absicht?
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In welcher?
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Daja. Mein Gewissen...
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Nathan. Daja, laß
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Vor allen Dingen dir erzählen...
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Daja. Mein
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Gewissen, sag ich...
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Nathan. Was in Babylon
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Für einen schönen Stoff ich dir gekauft.
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So reich, und mit Geschmack so reich! Ich bringe
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Für Recha selbst kaum einen schönern mit.
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Daja.
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Was hilft's? Denn mein Gewissen, muß ich Euch
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Nur sagen, läßt sich länger nicht betäuben.
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Nathan.
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Und wie die Spangen, wie die Ohrgehenke,
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Wie Ring und Kette dir gefallen werden,
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Die in Damaskus ich dir ausgesucht:
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Verlanget mich zu sehn.
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Daja. So seid Ihr nun!
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Wenn Ihr nur schenken könnt! nur schenken könnt!
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Nathan.
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Nimm du so gern, als ich dir geb:--und schweig!
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Daja.
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Und schweig! Wer zweifelt, Nathan, daß Ihr nicht
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Die Ehrlichkeit, die Großmut selber seid?
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Und doch...
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Nathan. Doch bin ich nur ein Jude.--Gelt,
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Das willst du sagen?
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Daja. Was ich sagen will,
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Das wißt Ihr besser.
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Nathan. Nun so schweig!
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Daja. Ich schweige.
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Was Sträfliches vor Gott hierbei geschieht,
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Und ich nicht hindern kann, nicht ändern kann,--
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Nicht kann,--komm' über Euch!
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Nathan. Komm' über mich!--
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Wo aber ist sie denn? wo bleibt sie?--Daja,
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Wenn du mich hintergehst!--Weiß sie es denn,
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Daß ich gekommen bin?
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Daja. Das frag ich Euch!
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Noch zittert ihr der Schreck durch jede Nerve.
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Noch malet Feuer ihre Phantasie
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Zu allem, was sie malt. Im Schlafe wacht,
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Im Wachen schläft ihr Geist: bald weniger
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Als Tier, bald mehr als Engel.
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Nathan. Armes Kind!
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Was sind wir Menschen!
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Daja. Diesen Morgen lag
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Sie lange mit verschloßnem Aug', und war
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Wie tot. Schnell fuhr sie auf, und rief: "Horch! horch!
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Da kommen die Kamele meines Vaters!
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Horch! seine sanfte Stimme selbst!"--Indem
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Brach sich ihr Auge wieder: und ihr Haupt,
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Dem seines Armes Stütze sich entzog,
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Stürzt auf das Kissen.--Ich, zur Pfort' hinaus!
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Und sieh: da kommt Ihr wahrlich! kommt Ihr wahrlich!--
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Was Wunder! ihre ganze Seele war
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Die Zeit her nur bei Euch--und ihm.--
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Nathan. Bei ihm?
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Bei welchem Ihm?
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Daja. Bei ihm, der aus dem Feuer
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Sie rettete.
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Nathan. Wer war das? wer?--Wo ist er?
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Wer rettete mir meine Recha? wer?
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Daja.
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Ein junger Tempelherr, den, wenig Tage
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Zuvor, man hier gefangen eingebracht,
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Und Saladin begnadigt hatte.
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Nathan. Wie?
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Ein Tempelherr, dem Sultan Saladin
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Das Leben ließ? Durch ein geringres Wunder
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War Recha nicht zu retten? Gott!
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Daja. Ohn' ihn,
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Der seinen unvermuteten Gewinst
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Frisch wieder wagte, war es aus mit ihr.
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Nathan.
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Wo ist er, Daja, dieser edle Mann?--
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Wo ist er? Führe mich zu seinen Füßen.
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Ihr gabt ihm doch vors erste, was an Schätzen
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Ich euch gelassen hatte? gabt ihm alles?
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Verspracht ihm mehr? weit mehr?
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Daja. Wie konnten wir?
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Nathan.
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Nicht? nicht?
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Daja. Er kam, und niemand weiß woher.
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Er ging, und niemand weiß wohin.--Ohn' alle
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Des Hauses Kundschaft, nur von seinem Ohr
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Geleitet, drang, mit vorgespreiztem Mantel,
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Er kühn durch Flamm' und Rauch der Stimme nach,
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Die uns um Hilfe rief. Schon hielten wir
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Ihn für verloren, als aus Rauch und Flamme
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Mit eins er vor uns stand, im starken Arm
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Empor sie tragend. Kalt und ungerührt
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Vom Jauchzen unsers Danks, setzt seine Beute
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Er nieder, drängt sich unters Volk und ist
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Verschwunden!
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Nathan. Nicht auf immer, will ich hoffen.
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Daja.
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Nachher die ersten Tage sahen wir
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Ihn untern Palmen auf und nieder wandeln,
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Die dort des Auferstandnen Grab umschatten.
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Ich nahte mich ihm mit Entzücken, dankte,
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Erhob, entbot, beschwor,--nur einmal noch
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Die fromme Kreatur zu sehen, die
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Nicht ruhen könne, bis sie ihren Dank
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Zu seinen Füßen ausgeweinet.
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Nathan. Nun?
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Daja.
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Umsonst! Er war zu unsrer Bitte taub;
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Und goß so bittern Spott auf mich besonders...
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Nathan. Bis dadurch abgeschreckt...
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Daja. Nichts weniger!
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Ich trat ihn je den Tag von neuem an;
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Ließ jeden Tag von neuem mich verhöhnen.
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Was litt ich nicht von ihm! Was hätt' ich nicht
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Noch gern ertragen!--Aber lange schon
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Kommt er nicht mehr, die Palmen zu besuchen,
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Die unsers Auferstandnen Grab umschatten;
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Und niemand weiß, wo er geblieben ist.
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Ihr staunt? Ihr sinnt?
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Nathan. Ich überdenke mir,
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Was das auf einen Geist, wie Rechas, wohl
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Für Eindruck machen muß. Sich so verschmäht
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Von dem zu finden, den man hochzuschätzen
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Sich so gezwungen fühlt; so weggestoßen,
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Und doch so angezogen werden;--Traun,
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Da müssen Herz und Kopf sich lange zanken,
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Ob Menschenhaß, ob Schwermut siegen soll.
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Oft siegt auch keines; und die Phantasie,
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Die in den Streit sich mengt, macht Schwärmer,
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Bei welchen bald der Kopf das Herz, und bald
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Das Herz den Kopf muß spielen.--Schlimmer Tausch!--
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Das letztere, verkenn ich Recha nicht,
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Ist Rechas Fall: sie schwärmt.
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Daja. Allein so fromm,
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So liebenswürdig!
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Nathan. Ist doch auch geschwärmt!
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Daja.
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Vornehmlich eine--Grille, wenn Ihr wollt,
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Ist ihr sehr wert. Es sei ihr Tempelherr
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Kein irdischer und keines irdischen;
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Der Engel einer, deren Schutze sich
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Ihr kleines Herz, von Kindheit auf, so gern
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Vertrauet glaubte, sei aus seiner Wolke,
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In die er sonst verhüllt, auch noch im Feuer,
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Um sie geschwebt, mit eins als Tempelherr
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Hervorgetreten.--Lächelt nicht!--Wer weiß?
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Laßt lächelnd wenigstens ihr einen Wahn,
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In dem sich Jud' und Christ und Muselmann
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Vereinigen;--so einen süßen Wahn!
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Nathan.
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Auch mir so süß!--Geh, wackre Daja, geh;
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Sieh, was sie macht; ob ich sie sprechen kann.--
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Sodann such ich den wilden, launigen
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Schutzengel auf. Und wenn ihm noch beliebt,
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Hienieden unter uns zu wallen; noch
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Beliebt, so ungesittet Ritterschaft
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Zu treiben: find ich ihn gewiß; und bring Ihn her.
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Daja.
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Ihr unternehmet viel.
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Nathan. Macht dann
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Der süße Wahn der süßern Wahrheit Platz:--
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Denn, Daja, glaube mir; dem Menschen ist
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Ein Mensch noch immer lieber, als ein Engel--
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So wirst du doch auf mich, auf mich nicht zürnen,
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Die Engelschwärmerin geheilt zu sehn?
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Daja.
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Ihr seid so gut, und seid zugleich so schlimm!
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Ich geh!--Doch hört! doch seht!--Da kommt sie selbst.
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Zweiter Auftritt
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Recha und die Vorigen.
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Recha.
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So seid Ihr es doch ganz und gar, mein Vater?
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Ich glaubt', Ihr hättet Eure Stimme nur
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Vorausgeschickt. Wo bleibt Ihr? Was für Berge,
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Für Wüsten, was für Ströme trennen uns
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Denn noch? Ihr atmet Wand an Wand mit ihr,
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Und eilt nicht, Eure Recha zu umarmen?
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Die arme Recha, die indes verbrannte!
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Fast, fast verbrannte! Fast nur. Schaudert nicht!
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Es ist ein garstiger Tod, verbrennen. Oh!
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Nathan.
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Mein Kind! mein liebes Kind!
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Recha. Ihr mußtet über
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Den Euphrat, Tigris, Jordan; über--wer
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Weiß was für Wasser all?--Wie oft hab ich
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Um Euch gezittert, eh' das Feuer mir
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So nahe kam! Denn seit das Feuer mir
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So nahe kam: dünkt mich im Wasser sterben
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Erquickung, Labsal, Rettung,--Doch Ihr seid
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Ja nicht ertrunken: ich, ich bin ja nicht
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Verbrannt. Wie wollen wir uns freun, und Gott,
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Gott loben! Er, er trug Euch und den Nachen
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Auf Flügeln seiner unsichtbaren Engel
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Die ungetreuen Ström' hinüber. Er,
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Er winkte meinem Engel, daß er sichtbar
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Auf seinem weißen Fittiche, mich durch
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Das Feuer trüge--
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Nathan. (Weißem Fittiche!
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Ja, ja! der weiße vorgespreizte Mantel
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Des Tempelherrn.)
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Recha. Er sichtbar, sichtbar mich
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Durchs Feuer trüg', von seinem Fittiche
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Verweht.--Ich also, ich hab einen Engel
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Von Angesicht zu Angesicht gesehn;
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Und meinen Engel.
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Nathan. Recha wär' es wert;
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Und würd' an ihm nichts Schönres sehn, als er
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An ihr.
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Recha (lächelnd).
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Wem schmeichelt Ihr, mein Vater? wem?
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Dem Engel, oder Euch?
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Nathan. Doch hätt' auch nur
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Ein Mensch--ein Mensch, wie die Natur sie täglich
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Gewährt, dir diesen Dienst erzeigt: er müßte
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Für dich ein Engel sein. Er müßt' und würde.
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Recha.
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Nicht so ein Engel; nein! ein wirklicher;
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Es war gewiß ein wirklicher!--Habt Ihr,
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Ihr selbst die Möglichkeit, daß Engel sind,
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Daß Gott zum Besten derer, die ihn lieben,
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Auch Wunder könne tun, mich nicht gelehrt?
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Ich lieb ihn ja.
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Nathan. Und er liebt dich; und tut
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Für dich, und deinesgleichen, stündlich Wunder;
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Ja, hat sie schon von aller Ewigkeit
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Für euch getan.
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Recha. Das hör ich gern.
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Nathan. Wie? weil
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Es ganz natürlich, ganz alltäglich klänge,
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Wenn dich ein eigentlicher Tempelherr
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Gerettet hätte: sollt' es darum weniger
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Ein Wunder sein?--Der Wunder höchstes ist,
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Daß uns die wahren, echten Wunder so
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Alltäglich werden können, werden sollen.
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Ohn' dieses allgemeine Wunder, hätte
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Ein Denkender wohl schwerlich Wunder je
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Genannt, was Kindern bloß so heißen mußte,
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Die gaffend nur das Ungewöhnlichste,
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Das Neuste nur verfolgen.
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Daja (zu Nathan). Wollt Ihr denn
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Ihr ohnedem schon überspanntes Hirn
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Durch solcherlei Subtilitäten ganz
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Zersprengen?
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Nathan. Laß mich!--Meiner Recha wär'
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Es Wunders nicht genug, daß sie ein Mensch
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Gerettet, welchen selbst kein kleines Wunder
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Erst retten müssen? Ja, kein kleines Wunder!
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Denn wer hat schon gehört, daß Saladin
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Je eines Tempelherrn verschont? daß je
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Ein Tempelherr von ihm verschont zu werden
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Verlangt? gehofft? ihm je für seine Freiheit
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Mehr als den ledern Gurt geboten, der
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Sein Eisen schleppt; und höchstens seinen Dolch?
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|
|
Recha.
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|
Das schließt für mich, mein Vater.--Darum eben
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|
War das kein Tempelherr; er schien es nur.--
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|
Kömmt kein gefangner Tempelherr je anders
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|
Als zum gewissen Tode nach Jerusalem;
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Geht keiner in Jerusalem so frei
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|
Umher: wie hätte mich des Nachts freiwillig
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Denn einer retten können?
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Nathan. Sieh! wie sinnreich.
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|
Jetzt, Daja, nimm das Wort. Ich hab es ja
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|
Von dir, daß er gefangen hergeschickt
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|
Ist worden. Ohne Zweifel weißt du mehr.
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|
Daja.
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Nun ja.--So sagt man freilich;--doch man sagt
|
|
Zugleich, daß Saladin den Tempelherrn
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|
Begnadigt, weil er seiner Brüder einem,
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Den er besonders lieb gehabt, so ähnlich sehe.
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|
Doch da es viele zwanzig Jahre her,
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|
Daß dieser Bruder nicht mehr lebt,--er hieß,
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Ich weiß nicht wie;--er blieb, ich weiß nicht wo:--
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|
So klingt das ja so gar--so gar unglaublich,
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|
Daß an der ganzen Sache wohl nichts ist.
|
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|
|
Nathan.
|
|
Ei, Daja! Warum wäre denn das so
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|
Unglaublich? Doch wohl nicht--wie's wohl geschieht--
|
|
Um lieber etwas noch Unglaublichers
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|
Zu glauben?--Warum hätte Saladin,
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|
Der sein Geschwister insgesamt so liebt,
|
|
In jüngern Jahren einen Bruder nicht
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Noch ganz besonders lieben können?--Pflegen
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Sich zwei Gesichter nicht zu ähneln?--Ist
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Ein alter Eindruck ein verlorner?--Wirkt
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|
Das Nämliche nicht mehr das Nämliche?
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|
Seit wenn?--Wo steckt hier das Unglaubliche?
|
|
Ei freilich, weise Daja, wär's für dich
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|
Kein Wunder mehr; und deine Wunder nur
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|
Bedürf... verdienen, will ich sagen, Glauben.
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|
|
Daja.
|
|
Ihr spottet.
|
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|
|
Nathan. Weil du meiner spottest.--Doch
|
|
Auch so noch, Recha, bleibet deine Rettung
|
|
Ein Wunder, dem nur möglich, der die strengsten
|
|
Entschlüsse, die unbändigsten Entwürfe
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|
Der Könige, sein Spiel--wenn nicht sein Spott--
|
|
Gern an den schwächsten Fäden lenkt.
|
|
|
|
Recha. Mein Vater!
|
|
Mein Vater, wenn ich irr, Ihr wißt, ich irre
|
|
Nicht gern.
|
|
|
|
Nathan. Vielmehr, du läßt dich gern belehren.
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|
Sieh! eine Stirn, so oder so gewölbt;
|
|
Der Rücken einer Nase, so vielmehr
|
|
Als so geführet; Augenbraunen, die
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|
Auf einem scharfen oder stumpfen Knochen
|
|
So oder so sich schlängeln; eine Linie,
|
|
Ein Bug, ein Winkel, eine Falt', ein Mal,
|
|
Ein Nichts, auf eines wilden Europäers
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Gesicht:--und du entkommst dem Feu'r, in Asien!
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|
Das wär' kein Wunder, wundersücht'ges Volk?
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|
Warum bemüht ihr denn noch einen Engel?
|
|
|
|
Daja.
|
|
Was schadet's--Nathan, wenn ich sprechen darf--
|
|
Bei alledem, von einem Engel lieber
|
|
Als einem Menschen sich gerettet denken?
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|
Fühlt man der ersten unbegreiflichen
|
|
Ursache seiner Rettung nicht sich so
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|
Viel näher?
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|
Nathan. Stolz! und nichts als Stolz! Der Topf
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|
Von Eisen will mit einer silbern Zange
|
|
Gern aus der Glut gehoben sein, um selbst
|
|
Ein Topf von Silber sich zu dünken.--Pah!--
|
|
Und was es schadet, fragst du? was es schadet?
|
|
Was hilft es? dürft' ich nur hinwieder fragen.--
|
|
Denn dein "Sich Gott um so viel näher fühlen"
|
|
Ist Unsinn oder Gotteslästerung.--
|
|
Allein es schadet; ja, es schadet allerdings.--
|
|
Kommt! hört mir zu.--Nicht wahr? dem Wesen, das
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|
Dich rettete,--es sei ein Engel oder
|
|
Ein Mensch,--dem möchtet ihr, und du besonders,
|
|
Gern wieder viele große Dienste tun?--
|
|
Nicht wahr?--Nun, einem Engel, was für Dienste,
|
|
Für große Dienste könnt ihr dem wohl tun?
|
|
Ihr könnt ihm danken; zu ihm seufzen, beten;
|
|
Könnt in Entzückung über ihn zerschmelzen;
|
|
Könnt an dem Tage seiner Feier fasten,
|
|
Almosen spenden.--Alles nichts.--Denn mich
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|
Deucht immer, daß ihr selbst und euer Nächster
|
|
Hierbei weit mehr gewinnt, als er. Er wird
|
|
Nicht fett durch euer Fasten; wird nicht reich
|
|
Durch eure Spenden; wird nicht herrlicher
|
|
Durch eu'r Entzücken; wird nicht mächtiger
|
|
Durch eu'r Vertraun. Nicht wahr? Allein ein Mensch!
|
|
|
|
Daja.
|
|
Ei freilich hätt' ein Mensch, etwas für ihn
|
|
Zu tun, uns mehr Gelegenheit verschafft.
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|
Und Gott weiß, wie bereit wir dazu waren!
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|
Allein er wollte ja, bedurfte ja
|
|
So völlig nichts; war in sich, mit sich so
|
|
Vergnügsam, als nur Engel sind, nur Engel
|
|
Sein können.
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|
|
|
Recha. Endlich, als er gar verschwand...
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Verschwand?--Wie denn verschwand?--Sich untern Palmen
|
|
Nicht ferner sehen ließ?--Wie? oder habt
|
|
Ihr wirklich schon ihn weiter aufgesucht?
|
|
|
|
Daja.
|
|
Das nun wohl nicht.
|
|
|
|
Nathan. Nicht, Daja? nicht?--Da sieh
|
|
Nun was es schad't!--Grausame Schwärmerinnen!
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Wenn dieser Engel nun--nun krank geworden!...
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Recha.
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Krank!
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Daja. Krank! Er wird doch nicht!
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Recha. Welch kalter Schauer
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Befällt mich!--Daja!--Meine Stirne, sonst
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So warm, fühl! ist auf einmal Eis.
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Nathan. Er ist
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Ein Franke, dieses Klimas ungewohnt;
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Ist jung; der harten Arbeit seines Standes,
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Des Hungerns, Wachens ungewohnt.
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Recha. Krank! krank!
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Daja.
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Das wäre möglich, meint ja Nathan nur.
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Nathan.
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Nun liegt er da! hat weder Freund, noch Geld
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Sich Freunde zu besolden.
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Recha. Ah, mein Vater!
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Nathan.
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Liegt ohne Wartung, ohne Rat und Zusprach',
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Ein Raub der Schmerzen und des Todes da!
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Recha.
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Wo? wo?
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Nathan. Er, der für eine, die er nie
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Gekannt, gesehn--genug, es war ein Mensch
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Ins Feu'r sich stürzte...
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Daja. Nathan, schonet ihrer!
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Nathan.
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Der, was er rettete, nicht näher kennen,
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Nicht weiter sehen mocht',--um ihm den Dank
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Zu sparen...
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Daja. Schonet ihrer, Nathan!
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Nathan. Weiter
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Auch nicht zu sehn verlangt',--es wäre denn,
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Daß er zum zweitenmal es retten sollte--
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Denn g'nug, es ist ein Mensch...
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Daja. Hört auf, und seht!
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Nathan.
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Der, der hat sterbend sich zu laben, nichts
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Als das Bewußtsein dieser Tat!
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Daja. Hört auf!
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Ihr tötet sie!
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Nathan. Und du hast ihn getötet!--
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Hättst so ihn töten können.--Recha! Recha!
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Es ist Arznei, nicht Gift, was ich dir reiche.
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Er lebt!--komm zu dir!--ist auch wohl nicht krank:
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Nicht einmal krank!
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Recha. Gewiß?--nicht tot? nicht krank?
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Nathan.
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Gewiß, nicht tot! Denn Gott lohnt Gutes, hier
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Getan, auch hier noch.--Geh!--Begreifst du aber,
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Wieviel andächtig schwärmen leichter, als
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Gut handeln ist? wie gern der schlaffste Mensch
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Andächtig schwärmt, um nur,--ist er zu Zeiten
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Sich schon der Absicht deutlich nicht bewußt--
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Um nur gut handeln nicht zu dürfen?
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Recha. Ah,
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Mein Vater! laßt, laßt Eure Recha doch
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Nie wiederum allein!--Nicht wahr, er kann
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Auch wohl verreist nur sein?--
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Nathan. Geht!--Allerdings.--
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Ich seh, dort mustert mit neugier'gem Blick
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Ein Muselmann mir die beladenen
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Kamele. Kennt Ihr ihn?
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Daja. Ha! Euer Derwisch.
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Nathan.
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Wer?
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Daja. Euer Derwisch; Euer Schachgesell!
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Nathan.
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Al-Hafi? das Al-Hafi?
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Daja. Itzt des Sultans
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Schatzmeister.
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Nathan. Wie? Al-Hafi? Träumst du wieder?
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Er ist's!--wahrhaftig, ist's!--kömmt auf uns zu.
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Hinein mit Euch, geschwind!--Was werd ich hören!
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|
Dritter Auftritt
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Nathan und der Derwisch.
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Derwisch.
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Reißt nur die Augen auf, so weit Ihr könnt!
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Nathan.
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Bist du's? Bist du es nicht?--In dieser Pracht,
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Ein Derwisch!...
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Derwisch. Nun? warum denn nicht? Läßt sich
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Aus einem Derwisch denn nichts, gar nichts machen?
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Nathan.
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Ei wohl, genug!--Ich dachte mir nur immer,
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Der Derwisch--so der rechte Derwisch--woll'
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Aus sich nichts machen lassen.
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Derwisch. Beim Propheten
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Daß ich kein rechter bin, mag auch wohl wahr sein.
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Zwar wenn man muß--
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Nathan. Muß! Derwisch!--Derwisch muß?
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Kein Mensch muß müssen, und ein Derwisch müßte?
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Was müßt' er denn?
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Derwisch. Warum man ihn recht bittet,
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Und er für gut erkennt: das muß ein Derwisch.
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Nathan.
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Bei unserm Gott! da sagst du wahr.--Laß dich
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Umarmen, Mensch.--Du bist doch noch mein Freund?
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Derwisch.
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Und fragt nicht erst, was ich geworden bin?
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Nathan.
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Trotzdem, was du geworden!
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Derwisch. Könnt' ich nicht
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Ein Kerl im Staat geworden sein, des Freundschaft
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Euch ungelegen wäre?
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Nathan. Wenn dein Herz
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Noch Derwisch ist, so wag ich's drauf. Der Kerl
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Im Staat, ist nur dein Kleid.
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Derwisch. Das auch geehrt
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Will sein.--Was meint Ihr? ratet!--Was wär' ich
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An Eurem Hofe?
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Nathan. Derwisch; weiter nichts.
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Doch nebenher, wahrscheinlich--Koch.
|
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|
Derwisch. Nun ja!
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Mein Handwerk bei Euch zu verlernen.--Koch!
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Nicht Kellner auch?--Gesteht, daß Saladin
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|
Mich besser kennt.--Schatzmeister bin ich bei--
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Ihm worden.
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Nathan. Du?--bei ihm?
|
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Derwisch. Versteht:
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Des kleinern Schatzes,--denn des größern wartet
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Sein Vater noch--des Schatzes für sein Haus.
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Nathan.
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Sein Haus ist groß.
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Derwisch. Und größer, als Ihr glaubt;
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Denn jeder Bettler ist von seinem Hause.
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|
Nathan.
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Doch ist den Bettlern Saladin so feind--
|
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Derwisch.
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Daß er mit Strumpf und Stiel sie zu vertilgen
|
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Sich vorgesetzt,--und sollt' er selbst darüber
|
|
Zum Bettler werden.
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Nathan. Brav!--So mein ich's eben.
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Derwisch.
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Er ist's auch schon, trotz einem!--Denn sein Schatz
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Ist jeden Tag mit Sonnenuntergang
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Viel leerer noch, als leer. Die Flut, so hoch
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Sie morgens eintritt, ist des Mittags längst
|
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Verlaufen--
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Nathan. Weil Kanäle sie zum Teil
|
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Verschlingen, die zu füllen oder zu
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|
Verstopfen, gleich unmöglich ist.
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Derwisch. Getroffen!
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|
Nathan.
|
|
Ich kenne das!
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|
|
Derwisch. Es taugt nun freilich nichts,
|
|
Wenn Fürsten Geier unter Äsern sind.
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Doch sind sie Äser unter Geiern, taugt's
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|
Noch zehnmal weniger.
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Nathan. O nicht doch, Derwisch!
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|
Nicht doch!
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|
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|
Derwisch. Ihr habt gut reden, Ihr!--Kommt an:
|
|
Was gebt Ihr mir? so tret ich meine Stell'
|
|
Euch ab.
|
|
|
|
Nathan. Was bringt dir deine Stelle?
|
|
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|
Derwisch. Mir?
|
|
Nicht viel. Doch Euch, Euch kann sie trefflich wuchern.
|
|
--Denn ist es Ebb' im Schatz,--wie öfters ist,
|
|
So zieht Ihr Eure Schleusen auf: schießt vor,
|
|
Und nehmt an Zinsen, was Euch nur gefällt.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Auch Zins vom Zins der Zinsen?
|
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|
|
Derwisch. Freilich!
|
|
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|
Nathan. Bis
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|
Mein Kapital zu lauter Zinsen wird.
|
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|
|
Derwisch.
|
|
Das lockt Euch nicht?--So schreibet unsrer Freundschaft
|
|
Nur gleich den Scheidebrief! Denn wahrlich hab
|
|
Ich sehr auf Euch gerechnet.
|
|
|
|
Nathan. Wahrlich? Wie
|
|
Denn so? wieso denn?
|
|
|
|
Derwisch. Daß Ihr mir mein Amt
|
|
Mit Ehren würdet führen helfen; daß
|
|
Ich allzeit offne Kasse bei Euch hätte.--
|
|
Ihr schüttelt?
|
|
|
|
Nathan. Nun, verstehn wir uns nur recht!
|
|
Hier gibt's zu unterscheiden.--Du? warum
|
|
Nicht du? Al-Hafi Derwisch ist zu allem,
|
|
Was ich vermag, mir stets willkommen.--Aber
|
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Al-Hafi Defterdar des Saladin,
|
|
Der--dem--
|
|
|
|
Derwisch. Erriet ich's nicht? Daß Ihr doch immer
|
|
So gut als klug, so klug als weise seid!--
|
|
Geduld! Was Ihr am Hafi unterscheidet,
|
|
Soll bald geschieden wieder sein.--Seht da
|
|
Das Ehrenkleid, das Saladin mir gab.
|
|
Eh' es verschossen ist, eh' es zu Lumpen
|
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Geworden, wie sie einen Derwisch kleiden,
|
|
Hängt's in Jerusalem am Nagel, und
|
|
Ich bin am Ganges, wo ich leicht und barfuß
|
|
Den heißen Sand mit meinen Lehrern trete.
|
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|
Nathan.
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|
Dir ähnlich g'nug!
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|
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|
Derwisch. Und Schach mit ihnen spiele.
|
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|
Nathan.
|
|
Dein höchstes Gut!
|
|
|
|
Derwisch. Denkt nur, was mich verführte!--
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|
Damit ich selbst nicht länger betteln dürfte?
|
|
Den reichen Mann mit Bettlern spielen könnte?
|
|
Vermögend wär' im Hui den reichsten Bettler
|
|
In einen armen Reichen zu verwandeln?
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|
Nathan.
|
|
Das nun wohl nicht.
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|
|
|
Derwisch. Weit etwas Abgeschmackters!
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|
Ich fühlte mich zum erstenmal geschmeichelt;
|
|
Durch Saladins gutherz'gen Wahn geschmeichelt--
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Der war?
|
|
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|
Derwisch. "Ein Bettler wisse nur, wie Bettlern
|
|
Zumute sei; ein Bettler habe nur
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|
Gelernt, mit guter Weise Bettlern geben.
|
|
Dein Vorfahr, sprach er, war mir viel zu kalt,
|
|
Zu rauh. Er gab so unhold, wenn er gab;
|
|
Erkundigte so ungestüm sich erst
|
|
Nach dem Empfänger; nie zufrieden, daß
|
|
Er nur den Mangel kenne, wollt' er auch
|
|
Des Mangels Ursach' wissen, um die Gabe
|
|
Nach dieser Ursach' filzig abzuwägen.
|
|
Das wird Al-Hafi nicht! So unmild mild
|
|
Wird Saladin im Hafi nicht erscheinen!
|
|
Al-Hafi gleicht verstopften Röhren nicht,
|
|
Die ihre klar und still empfangnen Wasser
|
|
So unrein und so sprudelnd wiedergeben.
|
|
Al-Hafi denkt; Al-Hafi fühlt wie ich!"--
|
|
So lieblich klang des Voglers Pfeife, bis
|
|
Der Gimpel in dem Netze war.--Ich Geck!
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|
Ich eines Gecken Geck!
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|
Nathan. Gemach, mein Derwisch,
|
|
Gemach!
|
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|
|
Derwisch. Ei was!--Es wär' nicht Geckerei,
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|
Bei Hunderttausenden die Menschen drücken,
|
|
Ausmergeln, plündern, martern, würgen; und
|
|
Ein Menschenfreund an einzeln scheinen wollen?
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|
Es wär' nicht Geckerei, des Höchsten Milde,
|
|
Die sonder Auswahl über Bös' und Gute
|
|
Und Flur und Wüstenei, in Sonnenschein
|
|
Und Regen sich verbreitet,--nachzuäffen,
|
|
Und nicht des Höchsten immer volle Hand
|
|
Zu haben? Was? es wär' nicht Geckerei...
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Genug! hör auf!
|
|
|
|
Derwisch. Laßt meiner Geckerei
|
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Mich doch nur auch erwähnen!--Was? es wäre
|
|
Nicht Geckerei, an solchen Geckereien
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|
Die gute Seite dennoch auszuspüren,
|
|
Um Anteil, dieser guten Seite wegen,
|
|
An dieser Geckerei zu nehmen? He?
|
|
Das nicht?
|
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|
Nathan. Al-Hafi, mache, daß du bald
|
|
In deine Wüste wieder kömmst. Ich fürchte,
|
|
Grad unter Menschen möchtest du ein Mensch
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Zu sein verlernen.
|
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|
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Derwisch. Recht, das fürcht ich auch.
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|
Lebt wohl!
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Nathan. So hastig?--Warte doch, Al-Hafi.
|
|
Entläuft dir denn die Wüste?--Warte doch!--
|
|
Daß er mich hörte!--He, Al-Hafi! hier!--
|
|
Weg ist er; und ich hätt' ihn noch so gern
|
|
Nach unserm Tempelherrn gefragt. Vermutlich,
|
|
Daß er ihn kennt.
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|
Vierter Auftritt
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Daja eilig herbei. Nathan.
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|
Daja. O Nathan, Nathan!
|
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|
Nathan. Nun?
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|
Was gibt's?
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|
Daja. Er läßt sich wieder sehn! Er läßt
|
|
Sich wieder sehn!
|
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|
Nathan. Wer, Daja? wer?
|
|
|
|
Daja. Er! Er!
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|
|
Nathan.
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|
Er? Er?--Wann läßt sich der nicht sehn!--Ja so,
|
|
Nur euer Er heißt er.--Das sollt' er nicht!
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|
Und wenn er auch ein Engel wäre, nicht!--
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|
|
Daja.
|
|
Er wandelt untern Palmen wieder auf
|
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Und ab; und bricht von Zeit zu Zeit sich Datteln.
|
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|
Nathan.
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Sie essend?--und als Tempelherr?
|
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|
Daja. Was quält
|
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Ihr mich?--Ihr gierig Aug' erriet ihn hinter
|
|
Den dicht verschränkten Palmen schon; und folgt
|
|
Ihm unverrückt. Sie läßt Euch bitten,--Euch
|
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Beschwören,--ungesäumt ihn anzugehn.
|
|
O eilt! Sie wird Euch aus dem Fenster winken,
|
|
Ob er hinauf geht oder weiter ab
|
|
Sich schlägt. O eilt!
|
|
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Nathan. So wie ich vom Kamele
|
|
Gestiegen?--Schickt sich das?--Geh, eile du
|
|
Ihm zu; und meld ihm meine Wiederkunft.
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Gib acht, der Biedermann hat nur mein Haus
|
|
In meinem Absein nicht betreten wollen;
|
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Und kömmt nicht ungern, wenn der Vater selbst
|
|
Ihn laden läßt. Geh, sag, ich laß ihn bitten,
|
|
Ihn herzlich bitten...
|
|
|
|
Daja. All umsonst! Er kömmt
|
|
Euch nicht.--Denn kurz; er kömmt zu keinem Juden.
|
|
|
|
Nathan.
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|
So geh, geh wenigstens ihn anzuhalten;
|
|
Ihn wenigstens mit deinen Augen zu
|
|
Begleiten.--Geh, ich komme gleich dir nach.
|
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(Nathan eilet hinein, und Daja heraus.)
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|
Fünfter Auftritt
|
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Szene: ein Platz mit Palmen, unter welchen der Tempelherr auf und
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|
nieder geht. Ein Klosterbruder folgt ihm in einiger Entfernung von
|
|
der Seite, immer als ob er ihn anreden wolle.
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|
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|
|
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Tempelherr.
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Der folgt mir nicht vor langer Weile!--Sieh,
|
|
Wie schielt er nach den Händen!--Guter Bruder,...
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|
Ich kann Euch auch wohl Vater nennen; nicht?
|
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|
Klosterbruder.
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Nur Bruder--Laienbruder nur; zu dienen.
|
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|
Tempelherr.
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Ja, guter Bruder, wer nur selbst was hätte!
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|
Bei Gott! bei Gott! Ich habe nichts--
|
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|
|
Klosterbruder. Und doch
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|
Recht warmen Dank! Gott geb' Euch tausendfach,
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|
Was Ihr gern geben wolltet. Denn der Wille
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Und nicht die Gabe macht den Geber.--Auch
|
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Ward ich dem Herrn Almosens wegen gar
|
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Nicht nachgeschickt.
|
|
|
|
Tempelherr. Doch aber nachgeschickt?
|
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|
Klosterbruder.
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|
Ja; aus dem Kloster.
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|
Tempelherr. Wo ich eben jetzt
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|
Ein kleines Pilgermahl zu finden hoffte?
|
|
|
|
Klosterbruder.
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|
Die Tische waren schon besetzt; komm' aber
|
|
Der Herr nur wieder mit zurück.
|
|
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|
Tempelherr. Wozu?
|
|
Ich habe Fleisch wohl lange nicht gegessen:
|
|
Allein was tut's? Die Datteln sind ja reif.
|
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|
|
Klosterbruder.
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|
Nehm' sich der Herr in acht' mit dieser Frucht.
|
|
Zu viel genossen taugt sie nicht; verstopft
|
|
Die Milz; macht melancholisches Geblüt.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Wenn ich nun melancholisch gern mich fühlte?--
|
|
Doch dieser Warnung wegen wurdet Ihr
|
|
Mir doch nicht nachgeschickt?
|
|
|
|
Klosterbruder. O nein!--Ich soll
|
|
Mich nur nach Euch erkunden; auf den Zahn
|
|
Euch fühlen.
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|
|
|
Tempelherr. Und das sagt Ihr mir so selbst?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Warum nicht?
|
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|
|
Tempelherr. (Ein verschmitzter Bruder!)--Hat
|
|
Das Kloster Euresgleichen mehr?
|
|
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|
Klosterbruder. Weiß nicht.
|
|
Ich muß gehorchen, lieber Herr.
|
|
|
|
Tempelherr. Und da
|
|
Gehorcht Ihr denn auch ohne viel zu klügeln?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Wär's sonst gehorchen, lieber Herr?
|
|
|
|
Tempelherr. (Daß doch
|
|
Die Einfalt immer Recht behält!)--Ihr dürft
|
|
Mir doch auch wohl vertrauen, wer mich gern
|
|
Genauer kennen möchte?--Daß Ihr's selbst
|
|
Nicht seid, will ich wohl schwören.
|
|
|
|
Klosterbruder. Ziemte mir's?
|
|
Und frommte mir's?
|
|
|
|
Tempelherr. Wem ziemt und frommt es denn,
|
|
Daß er so neubegierig ist? Wem denn?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Dem Patriarchen; muß ich glauben.--Denn
|
|
Der sandte mich Euch nach.
|
|
|
|
Tempelherr. Der Patriarch?
|
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Kennt der das rote Kreuz auf weißem Mantel
|
|
Nicht besser?
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|
Klosterbruder. Kenn ja ich's!
|
|
|
|
Tempelherr. Nun, Bruder? nun?--
|
|
Ich bin ein Tempelherr; und ein gefangner.--
|
|
Setz ich hinzu: gefangen bei Tebnin,
|
|
Der Burg, die mit des Stillstands letzter Stunde
|
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Wir gern erstiegen hätten, um sodann
|
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Auf Sidon loszugehn;--setz ich hinzu:
|
|
Selbzwanzigster gefangen und allein
|
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Vom Saladin begnadiget: so weiß
|
|
Der Patriarch, was er zu wissen braucht;
|
|
Mehr, als er braucht.
|
|
|
|
Klosterbruder. Wohl aber schwerlich mehr,
|
|
Als er schon weiß.--Er wüßt' auch gern, warum
|
|
Der Herr vom Saladin begnadigt worden;
|
|
Er ganz allein.
|
|
|
|
Tempelherr. Weiß ich das selber?--Schon
|
|
Den Hals entblößt, kniet' ich auf meinem Mantel,
|
|
Den Streich erwartend: als mich schärfer Saladin
|
|
Ins Auge faßt, mir näher springt, und winkt.
|
|
Man hebt mich auf; ich bin entfesselt; will
|
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Ihm danken; seh sein Aug' in Tränen: stumm
|
|
Ist er, bin ich; er geht, ich bleibe.--Wie
|
|
Nun das zusammenhängt, enträtsle sich
|
|
Der Patriarche selbst.
|
|
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|
Klosterbruder. Er schließt daraus,
|
|
Daß Gott zu großen, großen Dingen Euch
|
|
Müss' aufbehalten haben.
|
|
|
|
Tempelherr. Ja, zu großen!
|
|
Ein Judenmädchen aus dem Feu'r zu retten;
|
|
Auf Sinai neugier'ge Pilger zu
|
|
Geleiten; und dergleichen mehr.
|
|
|
|
Klosterbruder. Wird schon
|
|
Noch kommen!--Ist inzwischen auch nicht übel.--
|
|
Vielleicht hat selbst der Patriarch bereits
|
|
Weit wicht'gere Geschäfte für den Herrn.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
So? meint Ihr, Bruder?--Hat er gar Euch schon
|
|
Was merken lassen?
|
|
|
|
Klosterbruder. Ei, Jawohl!--Ich soll
|
|
Den Herrn nur erst ergründen, ob er so
|
|
Der Mann wohl ist.
|
|
|
|
Tempelherr. Nun ja; ergründet nur!
|
|
(Ich will doch sehn, wie der ergründet!)--Nun?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Das Kürzste wird wohl sein, daß ich dem Herrn
|
|
Ganz gradezu des Patriarchen Wunsch
|
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Eröffne.
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Tempelherr. Wohl!
|
|
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Klosterbruder. Er hätte durch den Herrn
|
|
Ein Briefchen gern bestellt.
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Tempelherr. Durch mich? Ich bin
|
|
Kein Bote.--Das, das wäre das Geschäft,
|
|
Das weit glorreicher sei, als Judenmädchen
|
|
Dem Feu'r entreißen?
|
|
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|
Klosterbruder. Muß doch wohl! Denn--sagt
|
|
Der Patriarch--an diesem Briefchen sei
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Der ganzen Christenheit sehr viel gelegen.
|
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Dies Briefchen wohl bestellt zu haben,--sagt
|
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Der Patriarch,--werd einst im Himmel Gott
|
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Mit einer ganz besondern Krone lohnen.
|
|
Und dieser Krone,--sagt der Patriarch,
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Sei niemand würd'ger, als mein Herr.
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Tempelherr. Als ich?
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Klosterbruder.
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Denn diese Krone zu verdienen,--sagt
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Der Patriarch,--sei schwerlich jemand auch
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Geschickter, als mein Herr.
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Tempelherr. Als ich?
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Klosterbruder. Er sei
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Hier frei; könn' überall sich hier besehn;
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Versteh', wie eine Stadt zu stürmen und
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Zu schirmen; könne,--sagt der Patriarch,--
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Die Stärk' und Schwäche der von Saladin
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Neu aufgeführten, innern, zweiten Mauer
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Am besten schätzen, sie am deutlichsten
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Den Streitern Gottes,--sagt der Patriarch,--
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Beschreiben.
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Tempelherr. Guter Bruder, wenn ich doch
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Nun auch des Briefchens nähern Inhalt wüßte.
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Klosterbruder.
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Ja den,--den weiß ich nun wohl nicht so recht.
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Das Briefchen aber ist an König Philipp.--
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Der Patriarch... Ich hab mich oft gewundert,
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Wie doch ein Heiliger, der sonst so ganz
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Im Himmel lebt, zugleich so unterrichtet
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Von Dingen dieser Welt zu sein herab
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Sich lassen kann. Es muß ihm sauer werden.
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Tempelherr.
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Nun dann? der Patriarch?
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Klosterbruder. Weiß ganz genau,
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Ganz zuverlässig, wie und wo, wie stark,
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Von welcher Seite Saladin, im Fall
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Es völlig wieder losgeht, seinen Feldzug
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Eröffnen wird.
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Tempelherr. Das weiß er?
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Klosterbruder. Ja, und möcht'
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Es gern dem König Philipp wissen lassen:
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Damit der ungefähr ermessen könne,
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Ob die Gefahr denn gar so schrecklich, um
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Mit Saladin den Waffenstillestand,
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Den Euer Orden schon so brav gebrochen,
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Es koste was es wolle, wiederher-
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Zustellen.
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Tempelherr. Welch ein Patriarch!--Ja so!
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Der liebe tapfre Mann will mich zu keinem
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Gemeinen Boten; will mich--zum Spion.
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Sagt Euerm Patriarchen, guter Bruder,
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Soviel Ihr mich ergründen können, wär'
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Das meine Sache nicht.--Ich müsse mich
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Noch als Gefangenen betrachten; und
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Der Tempelherren einziger Beruf
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Sei mit dem Schwerte dreinzuschlagen, nicht
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Kundschafterei zu treiben.
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Klosterbruder. Dacht' ich's doch!--
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Will's auch dem Herrn nicht eben sehr verübeln.--
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Zwar kömmt das Beste noch.--Der Patriarch
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Hiernächst hat ausgegattert, wie die Feste
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Sich nennt, und wo auf Libanon sie liegt,
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In der die ungeheuern Summen stecken,
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Mit welchen Saladins vorsicht'ger Vater
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Das Heer besoldet, und die Zurüstungen
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Des Kriegs bestreitet. Saladin verfügt
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Von Zeit zu Zeit auf abgelegnen Wegen
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Nach dieser Feste sich, nur kaum begleitet.--
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Ihr merkt doch?
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Tempelherr. Nimmermehr!
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Klosterbruder. Was wäre da
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Wohl leichter, als des Saladins sich zu
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Bemächtigen? den Garaus ihm zu machen?--
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Ihr schaudert?--O es haben schon ein paar
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Gottsfürcht'ge Maroniten sich erboten,
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Wenn nur ein wackrer Mann sie führen wolle,
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Das Stück zu wagen.
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Tempelherr. Und der Patriarch
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Hätt' auch zu diesem wackern Manne mich
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Ersehn?
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Klosterbruder. Er glaubt, daß König Philipp wohl
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Von Ptolemais aus die Hand hierzu
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Am besten bieten könne.
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Tempelherr. Mir? mir, Bruder?
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Mir? Habt Ihr nicht gehört? nur erst gehört,
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Was für Verbindlichkeit dem Saladin
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Ich habe?
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Klosterbruder. Wohl hab ich's gehört.
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Tempelherr. Und doch?
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Klosterbruder.
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Ja,--meint der Patriarch,--das wär' schon gut:
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Gott aber und der Orden...
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Tempelherr. Ändern nichts!
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Gebieten mir kein Bubenstück!
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Klosterbruder. Gewiß nicht!--
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Nur,--meint der Patriarch,--sei Bubenstück
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Vor Menschen, nicht auch Bubenstück vor Gott.
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Tempelherr.
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Ich wär' dem Saladin mein Leben schuldig:
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Und raubt' ihm seines?
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Klosterbruder. Pfui!--Doch bliebe,--meint
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Der Patriarch,--noch immer Saladin
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Ein Feind der Christenheit, der Euer Freund
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Zu sein, kein Recht erwerben könne.
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Tempelherr. Freund?
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An dem ich bloß nicht will zum Schurken werden;
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Zum undankbaren Schurken?
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Klosterbruder. Allerdings!--
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Zwar,--meint der Patriarch,--des Dankes sei
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Man quitt, vor Gott und Menschen quitt, wenn uns
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Der Dienst um unsertwillen nicht geschehen.
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Und da verlauten wolle,--meint der Patriarch,--
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Daß Euch nur darum Saladin begnadet,
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Weil ihm in Eurer Mien', in Euerm Wesen
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So was von seinem Bruder eingeleuchtet...
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Tempelherr.
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Auch dieses weiß der Patriarch; und doch?--
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|
Ah! wäre das gewiß! Ah, Saladin!--
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Wie? die Natur hätt' auch nur einen Zug
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Von mir in deines Bruders Form gebildet:
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Und dem entspräche nichts in meiner Seele?
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Was dem entspräche, könnt' ich unterdrücken,
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Um einem Patriarchen zu gefallen?--
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Natur, so leugst du nicht! So widerspricht
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Sich Gott in seinen Werken nicht!--Geht, Bruder!
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Erregt mir meine Galle nicht!--Geht! geht!
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Klosterbruder.
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Ich geh; und geh vergnügter, als ich kam.
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Verzeihe mir der Herr. Wir Klosterleute
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Sind schuldig, unsern Obern zu gehorchen.
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Sechster Auftritt
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Der Tempelherr und Daja, die den Tempelherrn schon eine Zeitlang von
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weiten beobachtet hatte und sich nun ihm nähert.
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Daja.
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Der Klosterbruder, wie mich dünkt, ließ in
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Der besten Laun' ihn nicht.--Doch muß ich mein
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Paket nur wagen.
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Tempelherr. Nun, vortrefflich!--Lügt
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Das Sprichwort wohl: daß Mönch und Weib, und Weib
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Und Mönch des Teufels beide Krallen sind?
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Er wirft mich heut aus einer in die andre.
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Daja.
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Was seh ich?--Edler Ritter, Euch?--Gott Dank!
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|
Gott tausend Dank!--Wo habt Ihr denn
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Die ganze Zeit gesteckt?--Ihr seid doch wohl
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Nicht krank gewesen?
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Tempelherr. Nein.
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Daja. Gesund doch?
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Tempelherr. Ja.
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Daja.
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Wir waren Euertwegen wahrlich ganz
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Bekümmert.
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Tempelherr. So?
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Daja. Ihr wart gewiß verreist?
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|
Tempelherr.
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Erraten!
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Daja. Und kamt heut erst wieder?
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Tempelherr. Gestern.
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Daja.
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Auch Rechas Vater ist heut angekommen.
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Und nun darf Recha doch wohl hoffen?
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Tempelherr. Was?
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Daja.
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Warum sie Euch so öfters bitten lassen.
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Ihr Vater ladet Euch nun selber bald
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Aufs dringlichste. Er kömmt von Babylon.
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Mit zwanzig hochbeladenen Kamelen,
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Und allem, was an edeln Spezereien,
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An Steinen und an Stoffen, Indien
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Und Persien und Syrien, gar Sina,
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Kostbares nur gewähren.
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Tempelherr. Kaufe nichts.
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Daja.
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Sein Volk verehret ihn als einen Fürsten.
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Doch daß es ihn den Weisen Nathan nennt
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Und nicht vielmehr den Reichen, hat mich oft
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Gewundert.
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Tempelherr. Seinem Volk ist reich und weise
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Vielleicht das Nämliche.
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Daja. Vor allen aber
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Hätt's ihn den Guten nennen müssen. Denn
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|
Ihr stellt Euch gar nicht vor, wie gut er ist.
|
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Als er erfuhr, wieviel Euch Recha schuldig:
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Was hätt', in diesem Augenblicke, nicht
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Er alles Euch getan, gegeben!
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Tempelherr. Ei!
|
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Daja.
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Versucht's und kommt und seht!
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Tempelherr. Was denn? wie schnell
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Ein Augenblick vorüber ist?
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Daja. Hätt' ich,
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Wenn er so gut nicht wär', es mir so lange
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Bei ihm gefallen lassen? Meint Ihr etwa,
|
|
Ich fühle meinen Wert als Christin nicht?
|
|
Auch mir ward's vor der Wiege nicht gesungen,
|
|
Daß ich nur darum meinem Ehgemahl
|
|
Nach Palästina folgen würd', um da
|
|
Ein Judenmädchen zu erziehn. Es war
|
|
Mein lieber Ehgemahl ein edler Knecht
|
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In Kaiser Friedrichs Heere--
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|
|
Tempelherr. Von Geburt
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Ein Schweizer, dem die Ehr' und Gnade ward,
|
|
Mit Seiner Kaiserlichen Majestät
|
|
In einem Flusse zu ersaufen.--Weib!
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Wievielmal habt Ihr mir das schon erzählt?
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Hört Ihr denn gar nicht auf mich zu verfolgen?
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|
Daja.
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Verfolgen! lieber Gott!
|
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|
Tempelherr. Ja, ja, verfolgen.
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Ich will nun einmal Euch nicht weiter sehn!
|
|
Nicht hören! Will von Euch an eine Tat
|
|
Nicht fort und fort erinnert sein, bei der
|
|
Ich nichts gedacht; die, wenn ich drüber denke,
|
|
Zum Rätsel von mir selbst mir wird. Zwar möcht'
|
|
Ich sie nicht gern bereuen. Aber seht;
|
|
Ereignet so ein Fall sich wieder: Ihr
|
|
Seid schuld, wenn ich so rasch nicht handle; wenn
|
|
Ich mich vorher erkund--und brennen lasse,
|
|
Was brennt.
|
|
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|
Daja. Bewahre Gott!
|
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|
|
Tempelherr. Von heut an tut
|
|
Mir den Gefallen wenigstens, und kennt
|
|
Mich weiter nicht. Ich bitt Euch drum. Auch laßt
|
|
Den Vater mir vom Halse. Jud' ist Jude.
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|
Ich bin ein plumper Schwab. Des Mädchens Bild
|
|
Ist längst aus meiner Seele; wenn es je
|
|
Da war.
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|
|
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Daja. Doch Eures ist aus ihrer nicht.
|
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|
|
Tempelherr.
|
|
Was soll's nun aber da? was soll's?
|
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|
Daja. Wer weiß!
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|
Die Menschen sind nicht immer, was sie scheinen.
|
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|
|
Tempelherr.
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Doch selten etwas Bessers. (Er geht.)
|
|
|
|
Daja. Wartet doch!
|
|
Was eilt Ihr?
|
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|
|
Tempelherr. Weib, macht mir die Palmen nicht
|
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Verhaßt, worunter ich so gern sonst wandle.
|
|
|
|
Daja.
|
|
So geh, du deutscher Bär! so geh!--Und doch
|
|
Muß ich die Spur des Tieres nicht verlieren.
|
|
|
|
(Sie geht ihm von weiten nach.)
|
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|
|
Zweiter Aufzug
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|
Erster Auftritt
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(Die Szene: des Sultans Palast.)
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Saladin und Sittah spielen Schach.
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Sittah.
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|
Wo bist du, Saladin? Wie spielst du heut?
|
|
|
|
Saladin.
|
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Nicht gut? Ich dächte doch.
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|
Sittah. Für mich; und kaum.
|
|
Nimm diesen Zug zurück.
|
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|
Saladin. Warum?
|
|
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|
Sittah. Der Springer
|
|
Wird unbedeckt.
|
|
|
|
Saladin. Ist wahr. Nun so!
|
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|
Sittah. So zieh
|
|
Ich in die Gabel.
|
|
|
|
Saladin. Wieder wahr.--Schach dann!
|
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|
|
Sittah.
|
|
Was hilft dir das? Ich setze vor: und du
|
|
Bist, wie du warst.
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|
Saladin. Aus dieser Klemme seh
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|
Ich wohl, ist ohne Buße nicht zu kommen.
|
|
Mag's! nimm den Springer nur.
|
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Sittah. Ich will ihn nicht.
|
|
Ich geh vorbei.
|
|
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|
Saladin. Du schenkst mir nichts. Dir liegt
|
|
An diesem Plane mehr, als an dem Springer.
|
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|
|
Sittah.
|
|
Kann sein.
|
|
|
|
Saladin. Mach deine Rechnung nur nicht ohne
|
|
Den Wirt. Denn sieh! Was gilt's, das warst du nicht
|
|
Vermuten?
|
|
|
|
Sittah. Freilich nicht. Wie konnt' ich auch
|
|
Vermuten, daß du deiner Königin
|
|
So müde wärst?
|
|
|
|
Saladin. Ich meiner Königin?
|
|
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|
Sittah.
|
|
Ich seh nun schon.--ich soll heut meine tausend
|
|
Dinar', kein Naserinchen mehr gewinnen.
|
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|
|
Saladin.
|
|
Wieso?
|
|
|
|
Sittah. Frag noch!--Weil du mit Fleiß, mit aller
|
|
Gewalt verlieren willst.--Doch dabei find
|
|
Ich meine Rechnung nicht. Denn außer, daß
|
|
Ein solches Spiel das unterhaltendste
|
|
Nicht ist: gewann ich immer nicht am meisten
|
|
Mit dir' wenn ich verlor? Wenn hast du mir
|
|
Den Satz, mich des verlornen Spieles wegen
|
|
Zu trösten, doppelt nicht hernach geschenkt?
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Ei sieh! so hättest du ja wohl, wenn du
|
|
Verlorst, mit Fleiß verloren, Schwesterchen?
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Zum wenigsten kann gar wohl sein, daß deine
|
|
Freigebigkeit, mein liebes Brüderchen,
|
|
Schuld ist, daß ich nicht besser spielen lernen.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Wir kommen ab vom Spiele. Mach ein Ende!
|
|
|
|
Sittah.
|
|
So bleibt es? Nun dann: Schach! und doppelt Schach!
|
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|
|
Saladin.
|
|
Nun freilich; dieses Abschach hab ich nicht
|
|
Gesehn, das meine Königin zugleich
|
|
Mit niederwirft.
|
|
|
|
Sittah. War dem noch abzuhelfen?
|
|
Laß sehn.
|
|
|
|
Saladin. Nein, nein; nimm nur die Königin.
|
|
Ich war mit diesem Steine nie recht glücklich.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Bloß mit dem Steine?
|
|
|
|
Saladin. Fort damit!--Das tut
|
|
Mir nichts. Denn so ist alles wiederum
|
|
Geschützt.
|
|
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|
Sittah. Wie höflich man mit Königinnen
|
|
Verfahren müsse: hat mein Bruder mich
|
|
Zu wohl gelehrt. (Sie läßt sie stehen.)
|
|
|
|
Saladin. Nimm, oder nimm sie nicht!
|
|
Ich habe keine mehr.
|
|
|
|
Sittah. Wozu sie nehmen?
|
|
Schach!--Schach!
|
|
|
|
Saladin. Nur weiter.
|
|
|
|
Sittah. Schach!--und Schach!--und Schach!--
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Und matt!
|
|
|
|
Sittah. Nicht ganz; du ziehst den Springer noch
|
|
Dazwischen; oder was du machen willst.
|
|
Gleichviel!
|
|
|
|
Saladin. Ganz recht!--Du hast gewonnen: und
|
|
Al-Hafi zahlt.--Man lass' ihn rufen! gleich!
|
|
Du hattest, Sittah, nicht so unrecht; ich
|
|
War nicht so ganz beim Spiele; war zerstreut.
|
|
Und dann: wer gibt uns denn die glatten Steine
|
|
Beständig? die an nichts erinnern, nichts
|
|
Bezeichnen. Hab ich mit dem Iman denn
|
|
Gespielt?--Doch was? Verlust will Vorwand. Nicht
|
|
Die umgeformten Steine, Sittah, sind's,
|
|
Die mich verlieren machten: deine Kunst,
|
|
Dein ruhiger und schneller Blick...
|
|
|
|
Sittah. Auch so
|
|
Willst du den Stachel des Verlusts nur stumpfen.
|
|
Genug, du warst zerstreut; und mehr als ich.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Als du? Was hätte dich zerstreuet?
|
|
|
|
Sittah. Deine
|
|
Zerstreuung freilich nicht!--O Saladin,
|
|
Wenn werden wir so fleißig wieder spielen.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
So spielen wir um so viel gieriger!--
|
|
Ah! weil es wieder losgeht, meinst du?--Mag's!--
|
|
Nur zu!--Ich habe nicht zuerst gezogen;
|
|
Ich hätte gern den Stillestand aufs neue
|
|
Verlängert; hätte meiner Sittah gern,
|
|
Gern einen guten Mann zugleich verschafft.
|
|
Und das muß Richards Bruder sein: er ist
|
|
Ja Richards Bruder.
|
|
|
|
Sittah. Wenn du deinen Richard
|
|
Nur loben kannst!
|
|
|
|
Saladin. Wenn unserm Bruder Melek
|
|
Dann Richards Schwester wär' zu Teile worden:
|
|
Ha! welch ein Haus zusammen! Ha, der ersten,
|
|
Der besten Häuser in der Welt das beste!
|
|
Du hörst, ich bin mich selbst zu loben, auch
|
|
Nicht faul. Ich dünk mich meiner Freunde wert.
|
|
Das hätte Menschen geben sollen! das!
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Hab ich des schönen Traums nicht gleich gelacht?
|
|
Du kennst die Christen nicht, willst sie nicht kennen.
|
|
Ihr Stolz ist: Christen sein; nicht Menschen. Denn
|
|
Selbst das, was, noch von ihrem Stifter her,
|
|
Mit Menschlichkeit den Aberglauben würzt,
|
|
Das lieben sie, nicht weil es menschlich ist:
|
|
Weil's Christus lehrt; weil's Christus hat getan.--
|
|
Wohl ihnen, daß er so ein guter Mensch
|
|
Noch war! Wohl ihnen, daß sie seine Tugend
|
|
Auf Treu und Glaube nehmen können!--Doch
|
|
Was Tugend?--Seine Tugend nicht; sein Name
|
|
Soll überall verbreitet werden; soll
|
|
Die Namen aller guten Menschen schänden,
|
|
Verschlingen. Um den Namen, um den Namen
|
|
Ist ihnen nur zu tun.
|
|
|
|
Saladin. Du meinst: warum
|
|
Sie sonst verlangen würden, daß auch ihr,
|
|
Auch du und Melek, Christen hießet, eh'
|
|
Als Ehgemahl ihr Christen lieben wolltet?
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Jawohl! Als wär' von Christen nur, als Christen,
|
|
Die Liebe zu gewärtigen, womit
|
|
Der Schöpfer Mann und Männin ausgestattet!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Die Christen glauben mehr Armseligkeiten,
|
|
Als daß sie die nicht auch noch glauben könnten!
|
|
Und gleichwohl irrst du dich.--Die Tempelherren,
|
|
Die Christen nicht, sind schuld: sind nicht, als Christen,
|
|
Als Tempelherren schuld. Durch die allein
|
|
Wird aus der Sache nichts. Sie wollen Acca,
|
|
Das Richards Schwester unserm Bruder Melek
|
|
Zum Brautschatz bringen müßte, schlechterdings
|
|
Nicht fahren lassen. Daß des Ritters Vorteil
|
|
Gefahr nicht laufe, spielen sie den Mönch,
|
|
Den albern Mönch. Und ob vielleicht im Fluge
|
|
Ein guter Streich gelänge: haben sie
|
|
Des Waffenstillestandes Ablauf kaum
|
|
Erwarten können.--Lustig! Nur so weiter!
|
|
Ihr Herren, nur so weiter!--Mir schon recht!--
|
|
Wär' alles sonst nur, wie es müßte.
|
|
|
|
Sittah. Nun?
|
|
Was irrte dich denn sonst? Was könnte sonst
|
|
Dich aus der Fassung bringen?
|
|
|
|
Saladin. Was von je
|
|
Mich immer aus der Fassung hat gebracht.--
|
|
Ich war auf Libanon, bei unserm Vater.
|
|
Er unterliegt den Sorgen noch...
|
|
|
|
Sittah. O weh!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Er kann nicht durch; es klemmt sich allerorten;
|
|
Es fehlt bald da, bald dort--
|
|
|
|
Sittah. Was klemmt? was fehlt?
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Was sonst, als was ich kaum zu nennen würd'ge?
|
|
Was, wenn ich's habe, mir so überflüssig,
|
|
Und hab ich's nicht, so unentbehrlich scheint.--
|
|
Wo bleibt Al-Hafi denn? Ist niemand nach
|
|
Ihm aus?--Das leidige, verwünschte Geld!--
|
|
Gut, Hafi, daß du kömmst.
|
|
|
|
|
|
|
|
Zweiter Auftritt
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|
|
Der Derwisch Al-Hafi. Saladin. Sittah.
|
|
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Al-Hafi. Die Gelder aus
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Ägypten sind vermutlich angelangt.
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Wenn's nur fein viel ist.
|
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Saladin. Hast du Nachricht?
|
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Al-Hafi. Ich?
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Ich nicht. Ich denke, daß ich hier sie in
|
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Empfang soll nehmen.
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Saladin. Zahl an Sittah tausend
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Dinare! (In Gedanken hin und her gebend.)
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Al-Hafi. Zahl! anstatt empfang! O schön!
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Das ist für Was noch weniger als Nichts.--
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An Sittah?--wiederum an Sittah? Und
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Verloren?--wiederum im Schach verloren?--
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|
Da steht es noch das Spiel!
|
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Sittah. Du gönnst mir doch
|
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Mein Glück?
|
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|
Al-Hafi (das Spiel betrachtend).
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Was gönnen? Wenn--Ihr wißt ja wohl.
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Sittah (ihm winkend).
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Bst! Hafi! bst!
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Al-Hafi (noch auf das Spiel gerichtet).
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Gönnt's Euch nur selber erst!
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Sittah.
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Al-Hafi; bst!
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Al-Hafi (zu Sittah). Die Weißen waren Euer?
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Ihr bietet Schach?
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Sittah. Gut, daß er nichts gehört.
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Al-Hafi.
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Nun ist der Zug an ihm?
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Sittah (ihm nähertretend). So sage doch,
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Daß ich mein Geld bekommen kann.
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Al-Hafi (noch auf das Spiel geheftet).
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Nun ja;
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Ihr sollt's bekommen, wie Ihr's stets bekommen.
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Sittah.
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Wie? bist du toll?
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Al-Hafi. Das Spiel ist ja nicht aus.
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Ihr habt ja nicht verloren, Saladin.
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Saladin (kaum hinhörend).
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Doch! doch! Bezahl! bezahl!
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Al-Hafi. Bezahl! bezahl!
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Da steht ja Eure Königin.
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Saladin (noch so). Gilt nicht;
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Gehört nicht mehr ins Spiel.
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Sittah. So mach und sag,
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Daß ich das Geld mir nur kann holen lassen.
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Al-Hafi (noch immer in das Spiel vertieft).
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Versteht sich, so wie immer.--Wenn auch schon;
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Wenn auch die Königin nichts gilt: Ihr seid
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Doch darum noch nicht matt.
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Saladin (tritt hinzu und wirft das Spiel um).
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Ich bin es; will
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Es sein.
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Al-Hafi. Ja so!--Spiel wie Gewinst! So wie
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Gewonnen, so bezahlt.
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Saladin (zu Sittah). Was sagt er? was?
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Sittah (von Zeit zu Zeit dem Hafi winkend).
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Du kennst ihn ja. Er sträubt sich gern; läßt gern
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Sich bitten; ist wohl gar ein wenig neidisch.--
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Saladin.
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Auf dich doch nicht? Auf meine Schwester nicht?
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Was hör ich, Hafi? Neidisch? du?
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Al-Hafi. Kann sein!
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Kann sein!--Ich hätt' ihr Hirn wohl lieber selbst;
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Wär' lieber selbst so gut, als sie.
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Sittah. Indes
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Hat er doch immer richtig noch bezahlt.
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Und wird auch heut bezahlen. Laß ihn nur!--
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|
Geh nur, Al-Hafi, geh! Ich will das Geld
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Schon holen lassen.
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Al-Hafi. Nein; ich spiele länger
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Die Mummerei nicht mit. Er muß es doch
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Einmal erfahren.
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Saladin. Wer? und was?
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Sittah. Al-Hafi!
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Ist dieses dein Versprechen? Hältst du so
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Mir Wort?
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Al-Hafi. Wie konnt' ich glauben, daß es so
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Weit gehen würde.
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Saladin. Nun? erfahr ich nichts?
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Sittah.
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Ich bitte dich, Al-Hafi; sei bescheiden.
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Saladin.
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Das ist doch sonderbar! Was könnte Sittah
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So feierlich, so warm bei einem Fremden,
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Bei einem Derwisch lieber, als bei mir,
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Bei ihrem Bruder, sich verbitten wollen.
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|
Al-Hafi, nun befehl ich.--Rede, Derwisch!
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|
Sittah.
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Laß eine Kleinigkeit, mein Bruder, dir
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Nicht näher treten, als sie würdig ist.
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Du weißt, ich habe zu verschiednen Malen
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Dieselbe Summ' im Schach von dir gewonnen.
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Und weil ich itzt das Geld nicht nötig habe;
|
|
Weil itzt in Hafis Kasse doch das Geld
|
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Nicht eben allzuhäufig ist: so sind
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Die Posten stehngeblieben. Aber sorgt
|
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Nur nicht! Ich will sie weder dir, mein Bruder,
|
|
Noch Hafi, noch der Kasse schenken.
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|
Al-Hafi. Ja,
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|
Wenn's das nur wäre! das!
|
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|
Sittah. Und mehr dergleichen.--
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|
Auch das ist in der Kasse stehngeblieben,
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Was du mir einmal ausgeworfen; ist
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Seit wenig Monden stehngeblieben.
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Al-Hafi. Noch
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Nicht alles.
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Saladin. Noch nicht?--Wirst du reden?
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Al-Hafi.
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Seit aus Ägypten wir das GeId erwarten,
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Hat sie...
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Sittah (zu Saladin). Wozu ihn hören?
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Al-Hafi. Nicht nur nichts
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Bekommen...
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Saladin. Gutes Mädchen!--Auch beiher
|
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Mit vorgeschossen. Nicht?
|
|
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|
Al-Hafi. Den ganzen Hof
|
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Erhalten; Euern Aufwand ganz allein
|
|
Bestritten.
|
|
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|
Saladin. Ha! das, das ist meine Schwester!
|
|
(Sie umarmend.)
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|
Sittah.
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Wer hatte, dies zu können, mich so reich
|
|
Gemacht, als du, mein Bruder?
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Al-Hafi. Wird schon auch
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So bettelarm sie wieder machen, als
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|
Er selber ist.
|
|
|
|
Saladin. Ich arm? der Bruder arm?
|
|
Wenn hab ich mehr? wenn weniger gehabt?--
|
|
Ein Kleid, Ein Schwert, Ein Pferd,--und Einen Gott!
|
|
Was brauch ich mehr? Wenn kann's an dem mir fehlen?
|
|
Und doch, Al-Hafi, könnt' ich mit dir schelten.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Schilt nicht, mein Bruder. Wenn ich unserm Vater
|
|
Auch seine Sorgen so erleichtern könnte!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Ah! Ah! Nun schlägst du meine Freudigkeit
|
|
Auf einmal wieder nieder!--Mir, für mich
|
|
Fehlt nichts, und kann nichts fehlen. Aber ihm,
|
|
Ihm fehlet; und in ihm uns allen.--Sagt,
|
|
Was soll ich machen?--Aus Ägypten kommt
|
|
Vielleicht noch lange nichts. Woran das liegt,
|
|
Weiß Gott. Es ist doch da noch alles ruhig.--
|
|
Abbrechen, einziehn, sparen, will ich gern,
|
|
Mir gern gefallen lassen; wenn es mich,
|
|
Bloß mich betrifft; bloß mich, und niemand sonst
|
|
Darunter leidet.--Doch was kann das machen?
|
|
Ein Pferd, Ein Kleid, Ein Schwert, muß ich doch haben.
|
|
Und meinem Gott ist auch nichts abzudingen.
|
|
Ihm gnügt schon so mit wenigem genug;
|
|
Mit meinem Herzen.--Auf den Überschuß
|
|
Von deiner Kasse, Hafi, hatt' ich sehr
|
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Gerechnet.
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|
|
|
Al-Hafi. Überschuß?--Sagt selber, ob
|
|
Ihr mich nicht hättet spießen, wenigstens
|
|
Mich drosseln lassen, wenn auf Überschuß
|
|
Ich von Euch wär' ergriffen worden. Ja,
|
|
Auf Unterschleif! das war zu wagen.
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|
|
|
Saladin. Nun,
|
|
Was machen wir denn aber?--Konntest du
|
|
Vorerst bei niemand andern borgen, als
|
|
Bei Sittah?
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|
|
Sittah. Würd' ich dieses Vorrecht, Bruder,
|
|
Mir haben nehmen lassen? Mir von ihm?
|
|
Auch noch besteh ich drauf. Noch bin ich auf
|
|
Dem Trocknen völlig nicht.
|
|
|
|
Saladin. Nur völlig nicht!
|
|
Das fehlte noch!--Geh gleich, mach Anstalt, Hafi!
|
|
Nimm auf bei wem du kannst! und wie du kannst!
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|
Geh, borg, versprich.--Nur, Hafi, borge nicht
|
|
Bei denen, die ich reich gemacht. Denn borgen
|
|
Von diesen, möchte wiederfordern heißen.
|
|
Geh zu den Geizigsten; die werden mir
|
|
Am liebsten leihen. Denn sie wissen wohl,
|
|
Wie gut ihr Geld in meinen Händen wuchert.
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Ich kenne deren keine.
|
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|
Sittah. Eben fällt
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Mir ein, gehört zu haben, Hafi, daß
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|
Dein Freund zurückgekommen.
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Al-Hafi (betroffen). Freund? mein Freund?
|
|
Wer wär' denn das?
|
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|
Sittah. Dein hochgepriesner Jude.
|
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|
|
Al-Hafi.
|
|
Gepriesner Jude? hoch von mir?
|
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|
|
Sittah. Dem Gott,--
|
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Mich denkt des Ausdrucks noch recht wohl, des einst
|
|
Du selber dich von ihm bedientest,--dem
|
|
Sein Gott von allen Gütern dieser Welt
|
|
Das Kleinst' und Größte so in vollem Maß
|
|
Erteilet habe.--
|
|
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|
Al-Hafi. Sagt' ich so?--Was meint'
|
|
Ich denn damit?
|
|
|
|
Sittah. Das Kleinste: Reichtum. Und
|
|
Das Größte: Weisheit.
|
|
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|
Al-Hafi. Wie? von einem Juden?
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|
Von einem Juden hätt' ich das gesagt?
|
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|
Sittah.
|
|
Das hättest du von deinem Nathan nicht
|
|
Gesagt?
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|
Al-Hafi. Ja so! von dem! vom Nathan!--Fiel
|
|
Mir der doch gar nicht bei.--Wahrhaftig? Der
|
|
Ist endlich wieder heimgekommen? Ei!
|
|
So mag's doch gar so schlecht mit ihm nicht stehn.--
|
|
Ganz recht: den nannt' einmal das Volk den Weisen!
|
|
Den Reichen auch.
|
|
|
|
Sittah. Den Reichen nennt es ihn
|
|
Itzt mehr als je. Die ganze Stadt erschallt,
|
|
Was für Kostbarkeiten, was für Schätze
|
|
Er mitgebracht.
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|
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|
Al-Hafi. Nun, ist's der Reiche wieder:
|
|
So wird's auch wohl der Weise wieder sein.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Was meinst du, Hafi, wenn du diesen angingst?
|
|
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|
Al-Hafi.
|
|
Und was bei ihm?--Doch wohl nicht borgen?--Ja,
|
|
Da kennt Ihr ihn.--Er borgen!--Seine Weisheit
|
|
Ist eben, daß er niemand borgt.
|
|
|
|
Sittah. Du hast
|
|
Mir sonst doch ganz ein ander Bild von ihm
|
|
Gemacht.
|
|
|
|
Al-Hafi. Zur Not wird er Euch Waren borgen.
|
|
Geld aber, Geld? Geld nimmermehr.--Es ist
|
|
Ein Jude freilich übrigens, wie's nicht
|
|
Viel Juden gibt. Er hat Verstand; er weiß
|
|
Zu leben; spielt gut Schach. Doch zeichnet er
|
|
Im Schlechten sich nicht minder, als im Guten
|
|
Von allen andern Juden aus.--Auf den,
|
|
Auf den nur rechnet nicht.--Den Armen gibt
|
|
Er zwar; und gibt vielleicht trotz Saladin.
|
|
Wenn schon nicht ganz so viel; doch ganz so gern;
|
|
Doch ganz so sonder Ansehn. Jud' und Christ
|
|
Und Muselmann und Parsi, alles ist
|
|
Ihm eins.
|
|
|
|
Sittah. Und so ein Mann...
|
|
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|
Saladin. Wie kommt es denn,
|
|
Daß ich von diesem Manne nie gehört?...
|
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|
Sittah.
|
|
Der sollte Saladin nicht borgen? nicht
|
|
Dem Saladin, der nur für andre braucht,
|
|
Nicht sich?
|
|
|
|
Al-Hafi. Da seht nun gleich den Juden wieder;
|
|
Den ganz gemeinen Juden!--Glaubt mir's doch!--
|
|
Er ist aufs Geben Euch so eifersüchtig,
|
|
So neidisch! Jedes Lohn von Gott, das in
|
|
Der Welt gesagt wird, zög' er lieber ganz
|
|
Allein. Nur darum eben leiht er keinem,
|
|
Damit er stets zu geben habe. Weil
|
|
Die Mild' ihm im Gesetz geboten; die
|
|
Gefälligkeit ihm aber nicht geboten: macht
|
|
Die Mild' ihn zu dem ungefälligsten
|
|
Gesellen auf der Welt. Zwar bin ich seit
|
|
Geraumer Zeit ein wenig übern Fuß
|
|
Mit ihm gespannt; doch denkt nur nicht, daß ich
|
|
Ihm darum nicht Gerechtigkeit erzeige.
|
|
Er ist zu allem gut: bloß dazu nicht;
|
|
Bloß dazu wahrlich nicht. Ich will auch gleich
|
|
Nur gehn, an andre Türen klopfen... Da
|
|
Besinn ich mich soeben eines Mohren,
|
|
Der reich und geizig ist.--Ich geh; ich geh.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Was eilst du, Hafi?
|
|
|
|
Saladin. Laß ihn! laß ihn!
|
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|
Dritter Auftritt
|
|
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Sittah. Saladin.
|
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Sittah. Eilt
|
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Er doch, als ob er mir nur gern entkäme!
|
|
Was heißt das?--Hat er wirklich sich in ihm
|
|
Betrogen, oder--möcht' er uns nur gern
|
|
Betrügen?
|
|
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|
Saladin. Wie? das fragst du mich? Ich weiß
|
|
Ja kaum, von wem die Rede war; und höre
|
|
Von euerm Juden, euerm Nathan heut
|
|
Zum erstenmal.
|
|
|
|
Sittah. Ist's möglich? daß ein Mann
|
|
Dir so verborgen blieb, von dem es heißt,
|
|
Er habe Salomons und Davids Gräber
|
|
Erforscht, und wisse deren Siegel durch
|
|
Ein mächtiges geheimes Wort zu lösen?
|
|
Aus ihnen bring' er dann von Zeit zu Zeit
|
|
Die unermeßlichen Reichtümer an
|
|
Den Tag, die keinen mindern Quell verrieten.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Hat seinen Reichtum dieser Mann aus Gräbern,
|
|
So waren's sicherlich nicht Salomons,
|
|
Nicht Davids Gräber. Narren lagen da
|
|
Begraben!
|
|
|
|
Sittah. Oder Bösewichter!--Auch
|
|
Ist seines Reichtums Quelle weit ergiebiger,
|
|
Weit unerschöpflicher, als so ein Grab
|
|
Voll Mammon.
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Saladin. Denn er handelt; wie ich hörte.
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Sittah.
|
|
Sein Saumtier treibt auf allen Straßen, zieht
|
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Durch alle Wüsten; seine Schiffe liegen
|
|
In allen Häfen. Das hat mir wohl eh'
|
|
Al-Hafi selbst gesagt; und voll Entzücken
|
|
Hinzugefügt, wie groß, wie edel dieser
|
|
Sein Freund anwende, was so klug und emsig
|
|
Er zu erwerben für zu klein nicht achte.
|
|
Hinzugefügt, wie frei von Vorurteilen
|
|
Sein Geist; sein Herz wie offen jeder Tugend,
|
|
Wie eingestimmt mit jeder Schönheit sei.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Und itzt sprach Hafi doch so ungewiß,
|
|
So kalt von ihm.
|
|
|
|
Sittah. Kalt nun wohl nicht; verlegen.
|
|
Als halt' er's für gefährlich, ihn zu loben,
|
|
Und woll' ihn unverdient doch auch nicht tadeln.--
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|
Wie? oder wär' es wirklich so, daß selbst
|
|
Der Beste seines Volkes seinem Volke
|
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Nicht ganz entfliehen kann? daß wirklich sich
|
|
Al-Hafi seines Freunds von dieser Seite
|
|
Zu schämen hätte?--Sei dem, wie ihm wolle!--
|
|
Der Jude sei mehr oder weniger
|
|
Als Jud', ist er nur reich: genug für uns!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Du willst ihm aber doch das Seine mit
|
|
Gewalt nicht nehmen, Schwester?
|
|
|
|
Sittah. Ja, was heißt
|
|
Bei dir Gewalt? Mit Feu'r und Schwert? Nein, nein,
|
|
Was braucht es mit den Schwachen für Gewalt,
|
|
Als ihre Schwäche?--Komm vor itzt nur mit
|
|
In meinen Haram, eine Sängerin
|
|
Zu hören, die ich gestern erst gekauft.
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|
Es reift indes bei mir vielleicht ein Anschlag,
|
|
Den ich auf diesen Nathan habe.--Komm!
|
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|
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|
|
|
|
Vierter Auftritt
|
|
|
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(Szene: vor dem Hause des Nathan, wo es an die Palmen stößt.)
|
|
|
|
Recha und Nathan kommen heraus. Zu ihnen Daja.
|
|
|
|
|
|
Recha.
|
|
Ihr habt Euch sehr verweilt, mein Vater. Er
|
|
Wird kaum noch mehr zu treffen sein.
|
|
|
|
Nathan. Nun, nun;
|
|
Wenn hier, hier untern Palmen schon nicht mehr:
|
|
Doch anderwärts.--Sei itzt nur ruhig.--Sieh!
|
|
Kömmt dort nicht Daja auf uns zu?
|
|
|
|
Recha. Sie wird
|
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Ihn ganz gewiß verloren haben.
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Nathan. Auch
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Wohl nicht.
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Recha. Sie würde sonst geschwinder kommen.
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|
|
Nathan.
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Sie hat uns wohl noch nicht gesehn...
|
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Recha. Nun sieht
|
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Sie uns.
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|
|
Nathan. Und doppelt ihre Schritte. Sieh!
|
|
Sei doch nur ruhig! ruhig!
|
|
|
|
Recha. Wolltet Ihr
|
|
Wohl eine Tochter, die hier ruhig wäre?
|
|
Sich unbekümmert ließe, wessen Wohltat
|
|
Ihr Leben sei? Ihr Leben,--das ihr nur
|
|
So lieb, weil sie es Euch zuerst verdanket.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ich möchte dich nicht anders, als du bist:
|
|
Auch wenn ich wüßte, daß in deiner Seele
|
|
Ganz etwas anders noch sich rege.
|
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|
|
Recha. Was,
|
|
Mein Vater?
|
|
|
|
Nathan. Fragst du mich? so schüchtern mich?
|
|
Was auch in deinem Innern vorgeht, ist
|
|
Natur und Unschuld. Laß es keine Sorge
|
|
Dir machen. Mir, mir macht es keine. Nur
|
|
Versprich mir: wenn dein Herz vernehmlicher
|
|
Sich einst erklärt, mir seiner Wünsche keinen
|
|
Zu bergen.
|
|
|
|
Recha. Schon die Möglichkeit, mein Herz
|
|
Euch lieber zu verhüllen, macht mich zittern.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Nichts mehr hiervon! Das ein für allemal
|
|
Ist abgetan.--Da ist ja Daja.--Nun?
|
|
|
|
Daja.
|
|
Noch wandelt er hier untern Palmen; und
|
|
Wird gleich um jene Mauer kommen.--Seht,
|
|
Da kömmt er!
|
|
|
|
Recha. Ah! und scheinet unentschlossen,
|
|
Wohin? ob weiter? ob hinab? ob rechts?
|
|
Ob links?
|
|
|
|
Daja. Nein, nein; er macht den Weg ums Kloster
|
|
Gewiß noch öfter; und dann muß er hier
|
|
Vorbei.--Was gilt's?
|
|
|
|
Recha. Recht! recht!--Hast du ihn schon
|
|
Gesprochen? Und wie ist er heut?
|
|
|
|
Daja. Wie immer.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
So macht nur, daß er Euch hier nicht gewahr
|
|
Wird. Tretet mehr zurück. Geht lieber ganz
|
|
Hinein.
|
|
|
|
Recha. Nur einen Blick noch!--Ah! die Hecke,
|
|
Die mir ihn stiehlt.
|
|
|
|
Daja. Kommt! kommt! Der Vater hat
|
|
Ganz recht. Ihr lauft Gefahr, wenn er Euch sieht,
|
|
Daß auf der Stell' er umkehrt.
|
|
|
|
Recha. Ah! die Hecke!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Und kömmt er plötzlich dort aus ihr hervor:
|
|
So kann er anders nicht, er muß Euch sehn.
|
|
Drum geht doch nur!
|
|
|
|
Daja. Kommt! kommt! Ich weiß ein Fenster,
|
|
Aus dem wir sie bemerken können.
|
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|
Recha. Ja?
|
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|
|
(Beide hinein.)
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Fünfter Auftritt
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Nathan und bald darauf der Tempelherr.
|
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|
|
Nathan.
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Fast scheu ich mich des Sonderlings. Fast macht
|
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Mich seine rauhe Tugend stutzen. Daß
|
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Ein Mensch doch einen Menschen so verlegen
|
|
Soll machen können!--Ha! er kömmt.--Bei Gott!
|
|
Ein Jüngling wie ein Mann. Ich mag ihn wohl
|
|
Den guten, trotz'gen Blick! den prallen Gang!
|
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Die Schale kann nur bitter sein: der Kern
|
|
Ist's sicher nicht.--Wo sah ich doch dergleichen?--
|
|
Verzeihet, edler Franke...
|
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|
Tempelherr. Was?
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Nathan. Erlaubt...
|
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|
|
Tempelherr.
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Was, Jude? was?
|
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Nathan. Daß ich mich untersteh,
|
|
Euch anzureden.
|
|
|
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Tempelherr. Kann ich's wehren? Doch
|
|
Nur kurz.
|
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Nathan. Verzieht, und eilet nicht so stolz,
|
|
Nicht so verächtlich einem Mann vorüber,
|
|
Den Ihr auf ewig Euch verbunden habt.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Wie das?--Ah, fast errat ich's. Nicht? Ihr seid...
|
|
|
|
Nathan.
|
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Ich heiße Nathan; bin des Mädchens Vater,
|
|
Das Eure Großmut aus dem Feu'r gerettet;
|
|
Und komme...
|
|
|
|
Tempelherr. Wenn zu danken:--spart's! Ich hab
|
|
Um diese Kleinigkeit des Dankes schon
|
|
Zu viel erdulden müssen.--Vollends Ihr,
|
|
Ihr seid mir gar nichts schuldig. Wußt' ich denn,
|
|
Daß dieses Mädchen Eure Tochter war?
|
|
Es ist der Tempelherren Pflicht, dem ersten
|
|
Dem besten beizuspringen, dessen Not
|
|
Sie sehn. Mein Leben war mir ohnedem
|
|
In diesem Augenblicke lästig. Gern,
|
|
Sehr gern ergriff ich die Gelegenheit,
|
|
Es für ein andres Leben in die Schanze
|
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Zu schlagen: für ein andres--wenn's auch nur
|
|
Das Leben einer Jüdin wäre.
|
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|
Nathan. Groß!
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Groß und abscheulich!--Doch die Wendung läßt
|
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Sich denken. Die bescheidne Größe flüchtet
|
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Sich hinter das Abscheuliche, um der
|
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Bewundrung auszuweichen.--Aber wenn
|
|
Sie so das Opfer der Bewunderung
|
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Verschmäht: was für ein Opfer denn verschmäht
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Sie minder?--Ritter, wenn Ihr hier nicht fremd
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Und nicht gefangen wäret, würd' ich Euch
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So dreist nicht fragen. Sagt, befehlt: womit
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Kann man Euch dienen?
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Tempelherr. Ihr? Mit nichts.
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Nathan. Ich bin
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Ein reicher Mann.
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Tempelherr. Der reichre Jude war
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Mir nie der beßre Jude.
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Nathan. Dürft Ihr denn
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Darum nicht nützen, was dem ungeachtet
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Er Beßres hat? nicht seinen Reichtum nützen?
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Tempelherr.
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Nun gut, das will ich auch nicht ganz verreden;
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Um meines Mantels willen nicht. Sobald
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Der ganz und gar verschlissen; weder Stich
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Noch Fetze länger halten will: komm ich
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Und borge mir bei Euch zu einem neuen,
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Tuch oder Geld.--Seht nicht mit eins so finster!
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Noch seid Ihr sicher; noch ist's nicht so weit
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Mit ihm. Ihr seht; er ist so ziemlich noch
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Im Stande. Nur der eine Zipfel da
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Hat einen garstigen Fleck; er ist versengt.
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Und das bekam er, als ich Eure Tochter
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Durchs Feuer trug.
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Nathan (der nach dem Zipfel greift und ihn betrachtet).
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Es ist doch sonderbar,
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Daß so ein böser Fleck, daß so ein Brandmal
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Dem Mann ein beßres Zeugnis redet, als
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Sein eigner Mund. Ich möcht' ihn küssen gleich--
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Den Flecken!--Ah, verzeiht!--Ich tat es ungern.
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Tempelherr.
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Was?
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Nathan. Eine Träne fiel darauf.
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Tempelherr. Tut nichts!
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Er hat der Tropfen mehr.--(Bald aber fängt
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Mich dieser Jud' an zu verwirren.)
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Nathan. Wärt
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Ihr wohl so gut, und schicktet Euern Mantel
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Auch einmal meinem Mädchen?
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Tempelherr. Was damit?
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Nathan.
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Auch ihren Mund an diesen Fleck zu drücken.
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|
Denn Eure Kniee selber zu umfassen,
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Wünscht sie nun wohl vergebens.
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Tempelherr. Aber, Jude--
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Ihr heißet Nathan?--Aber, Nathan--Ihr
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Setzt Eure Worte sehr--sehr gut--sehr spitz--
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Ich bin betreten--Allerdings--ich hätte...
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Nathan.
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Stellt und verstellt Euch, wie Ihr wollt. Ich find
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Auch hier Euch aus. Ihr wart zu gut, zu bieder,
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Um höflicher zu sein.--Das Mädchen, ganz
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Gefühl; der weibliche Gesandte, ganz
|
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Dienstfertigkeit; der Vater weit entfernt--
|
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Ihr trugt für ihren guten Namen Sorge;
|
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Floht ihre Prüfung; floht, um nicht zu siegen.
|
|
Auch dafür dank ich Euch--
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Tempelherr. Ich muß gestehn,
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Ihr wißt, wie Tempelherren denken sollten.
|
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|
|
Nathan.
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Nur Tempelherren? sollten bloß? und bloß
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Weil es die Ordensregeln so gebieten?
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Ich weiß, wie gute Menschen denken; weiß,
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Daß alle Länder gute Menschen tragen.
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Tempelherr.
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|
Mit Unterschied, doch hoffentlich?
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Nathan. Jawohl;
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An Farb', an Kleidung, an Gestalt verschieden.
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|
|
Tempelherr.
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|
Auch hier bald mehr, bald weniger, als dort.
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|
|
|
Nathan.
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Mit diesem Unterschied ist's nicht weit her.
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|
Der große Mann braucht überall viel Boden;
|
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Und mehrere, zu nah gepflanzt, zerschlagen
|
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Sich nur die Äste. Mittelgut, wie wir,
|
|
Find't sich hingegen überall in Menge.
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Nur muß der eine nicht den andern mäkeln.
|
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Nur muß der Knorr den Knuppen hübsch vertragen.
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Nur muß ein Gipfelchen sich nicht vermessen,
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Daß es allein der Erde nicht entschossen.
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Tempelherr.
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Sehr wohl gesagt!--Doch kennt Ihr auch das Volk,
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Das diese Menschenmäkelei zuerst
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Getrieben? Wißt Ihr, Nathan, welches Volk
|
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Zuerst das auserwählte Volk sich nannte?
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Wie? wenn ich dieses Volk nun, zwar nicht haßte,
|
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Doch wegen seines Stolzes zu verachten,
|
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Mich nicht entbrechen könnte? Seines Stolzes;
|
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Den es auf Christ und Muselmann vererbte,
|
|
Nur sein Gott sei der rechte Gott!--Ihr stutzt,
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|
Daß ich, ein Christ, ein Tempelherr, so rede?
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Wenn hat, und wo die fromme Raserei,
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|
Den bessern Gott zu haben, diesen bessern
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Der ganzen Welt als besten auf zudringen,
|
|
In ihrer schwärzesten Gestalt sich mehr
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Gezeigt, als hier, als itzt? Wem hier, wem itzt
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|
Die Schuppen nicht vom Auge fallen... Doch
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|
Sei blind, wer will!--Vergeßt, was ich gesagt;
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|
Und laßt mich! (Will gehen.)
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|
Nathan. Ha! Ihr wißt nicht, wie viel fester
|
|
Ich nun mich an Euch drängen werde.--Kommt,
|
|
Wir müssen, müssen Freunde sein!--Verachtet
|
|
Mein Volk so sehr Ihr wollt. Wir haben beide
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|
Uns unser Volk nicht auserlesen. Sind
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|
Wir unser Volk? Was heißt denn Volk?
|
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Sind Christ und Jude eher Christ und Jude,
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|
Als Mensch? Ah! wenn ich einen mehr in Euch
|
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Gefunden hätte, dem es gnügt, ein Mensch
|
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Zu heißen!
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|
|
Tempelherr. Ja, bei Gott, das habt Ihr, Nathan!
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|
Das habt Ihr!--Eure Hand!--Ich schäme mich,
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|
Euch einen Augenblick verkannt zu haben.
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Nathan.
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|
Und ich bin stolz darauf. Nur das Gemeine
|
|
Verkennt man selten.
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Tempelherr. Und das Seltene
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Vergißt man schwerlich.--Nathan, ja;
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|
Wir müssen, müssen Freunde werden.
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|
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|
Nathan. Sind
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Es schon.--Wie wird sich meine Recha freuen!--
|
|
Und ah! welch eine heitre Ferne schließt
|
|
Sich meinen Blicken auf!--Kennt sie nur erst.
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|
Tempelherr.
|
|
Ich brenne vor Verlangen.--Wer stürzt dort
|
|
Aus Euerm Hause? Ist's nicht ihre Daja?
|
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|
Nathan.
|
|
Jawohl. So ängstlich?
|
|
|
|
Tempelherr. Unsrer Recha ist
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Doch nichts begegnet?
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|
Sechster Auftritt
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Die Vorigen und Daja eilig.
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|
Daja. Nathan! Nathan!
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|
Nathan. Nun?
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|
|
Daja.
|
|
Verzeihet, edler Ritter, daß ich Euch
|
|
Muß unterbrechen.
|
|
|
|
Nathan. Nun, was ist's?
|
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|
|
Tempelherr. Was ist's?
|
|
|
|
Daja.
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|
Der Sultan hat geschickt. Der Sultan will
|
|
Euch sprechen. Gott, der Sultan!
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|
Nathan. Mich? der Sultan?
|
|
Er wird begierig sein, zu sehen, was
|
|
Ich Neues mitgebracht. Sag nur, es sei
|
|
Noch wenig oder gar nichts ausgepackt.
|
|
|
|
Daja.
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|
Nein, nein; er will nichts sehen; will Euch sprechen,
|
|
Euch in Person, und bald; sobald Ihr könnt.--
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|
|
|
Nathan.
|
|
Ich werde kommen.--Geh nur wieder, geh!
|
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|
|
Daja.
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|
Nehmt ja nicht übel auf, gestrenger Ritter--
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|
Gott, wir sind so bekümmert, was der Sultan
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Doch will.
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Nathan. Das wird sich zeigen. Geh nur, geh!
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Siebenter Auftritt
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Nathan und der Tempelherr.
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Tempelherr.
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|
So kennt Ihr ihn noch nicht?--ich meine, von
|
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Person.
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Nathan. Den Saladin? Noch nicht. Ich habe
|
|
Ihn nicht vermieden, nicht gesucht zu kennen.
|
|
Der allgemeine Ruf sprach viel zu gut
|
|
Von ihm, daß ich nicht lieber glauben wollte,
|
|
Als sehn. Doch nun,--wenn anders dem so ist,
|
|
Hat er durch Sparung Eures Lebens...
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|
Tempelherr. Ja;
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Dem allerdings ist so. Das Leben, das
|
|
ich leb, ist sein Geschenk.
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Nathan. Durch das er mir
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Ein doppelt, dreifach Leben schenkte. Dies
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|
Hat alles zwischen uns verändert; hat
|
|
Mit eins ein Seil mir umgeworfen, das
|
|
Mich seinem Dienst auf ewig fesselt. Kaum,
|
|
Und kaum, kann ich es nun erwarten, was
|
|
Er mir zuerst befehlen wird. Ich bin
|
|
Bereit zu allem; bin bereit ihm zu
|
|
Gestehn, daß ich es Euertwegen bin.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Noch hab ich selber ihm nicht danken können:
|
|
Sooft ich auch ihm in den Weg getreten.
|
|
Der Eindruck, den ich auf ihn machte, kam
|
|
So schnell, als schnell er wiederum verschwunden.
|
|
Wer weiß, ob er sich meiner gar erinnert.
|
|
Und dennoch muß er, einmal wenigstens,
|
|
Sich meiner noch erinnern, um mein Schicksal
|
|
Ganz zu entscheiden. Nicht genug, daß ich
|
|
Auf sein Geheiß noch bin, mit seinem Willen
|
|
Noch leb: ich muß nun auch von ihm erwarten,
|
|
Nach wessen Willen ich zu leben habe.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Nicht anders; um so mehr will ich nicht säumen.--
|
|
Es fällt vielleicht ein Wort, das mir, auf Euch
|
|
Zu kommen, Anlaß gibt.--Erlaubt, verzeiht--
|
|
Ich eile--Wenn, wenn aber sehn wir Euch
|
|
Bei uns?
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|
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Tempelherr. Sobald ich darf.
|
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|
Nathan. Sobald Ihr wollt.
|
|
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|
Tempelherr.
|
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Noch heut.
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|
|
|
Nathan. Und Euer Name?--muß ich bitten.
|
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|
|
Tempelherr.
|
|
Mein Name war--ist Curd von Stauffen.--Curd!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Von Stauffen?--Stauffen?--Stauffen?
|
|
|
|
Tempelherr. Warum fällt
|
|
Euch das so auf?
|
|
|
|
Nathan. Von Stauffen?--Des Geschlechts
|
|
Sind wohl noch mehrere...
|
|
|
|
Tempelherr. O ja! hier waren,
|
|
Hier faulen des Geschlechts schon mehrere.
|
|
Mein Oheim selbst,--mein Vater will ich sagen,
|
|
Doch warum schärft sich Euer Blick auf mich
|
|
Je mehr und mehr?
|
|
|
|
Nathan. O nichts! o nichts! Wie kann
|
|
Ich Euch zu sehn ermüden?
|
|
|
|
Tempelherr. Drum verlaß
|
|
Ich Euch zuerst. Der Blick des Forschers fand
|
|
Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.
|
|
Ich fürcht ihn, Nathan. Laßt die Zeit allmählich,
|
|
Und nicht die Neugier, unsre Kundschaft machen.
|
|
|
|
(Er geht.)
|
|
|
|
Nathan (der ihm mit Erstaunen nachsieht).
|
|
"Der Forscher fand nicht selten mehr, als er
|
|
Zu finden wünschte."--Ist es doch, als ob
|
|
In meiner Seel' er lese!--Wahrlich ja;
|
|
Das könnt' auch mir begegnen.--Nicht allein
|
|
Wolfs Wuchs, Wolfs Gang: auch seine Stimme. So,
|
|
Vollkommen so, warf Wolf sogar den Kopf;
|
|
Trug Wolf sogar das Schwert im Arm'; strich Wolf
|
|
Sogar die Augenbraunen mit der Hand,
|
|
Gleichsam das Feuer seines Blicks zu bergen.
|
|
Wie solche tiefgeprägte Bilder doch
|
|
Zu Zeiten in uns schlafen können, bis
|
|
Ein Wort, ein Laut sie weckt.--Von Stauffen!--
|
|
Ganz redet, ganz recht; Filnek und Stauffen.--
|
|
Ich will das bald genauer wissen; bald.
|
|
Nur erst zum Saladin.--Doch wie? lauscht dort
|
|
Nicht Daja?--Nun so komm nur näher, Daja.
|
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|
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|
|
|
Achter Auftritt
|
|
|
|
Daja. Nathan.
|
|
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Was gilt's? nun drückt's euch beiden schon das Herz,
|
|
Noch ganz was anders zu erfahren, als
|
|
Was Saladin mir will.
|
|
|
|
Daja. Verdenkt Ihr's ihr?
|
|
Ihr fingt soeben an, vertraulicher
|
|
Mit ihm zu sprechen: als des Sultans Botschaft
|
|
Uns von dem Fenster scheuchte.
|
|
|
|
Nathan. Nun, so sag
|
|
Ihr nur, daß sie ihn jeden Augenblick
|
|
Erwarten darf.
|
|
|
|
Daja. Gewiß? gewiß?
|
|
|
|
Nathan. Ich kann
|
|
Mich doch auf dich verlassen, Daja? Sei
|
|
Auf deiner Hut; ich bitte dich. Es soll
|
|
Dich nicht gereuen. Dein Gewissen selbst
|
|
Soll seine Rechnung dabei finden. Nur
|
|
Verdirb mir nichts in meinem Plane. Nur
|
|
Erzähl und frage mit Bescheidenheit,
|
|
Mit Rückhalt...
|
|
|
|
Daja. Daß Ihr doch noch erst so was
|
|
Erinnern könnt!--Ich geh; geht Ihr nur auch.
|
|
Denn seht! ich glaube gar, da kömmt vom Sultan
|
|
Ein zweiter Bot', Al-Hafi, Euer Derwisch. (Geht ab.)
|
|
|
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|
|
Neunter Auftritt
|
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|
Nathan. Al-Hafi.
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|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Ha! ha! zu Euch wollt' ich nun eben wieder.
|
|
|
|
Nathan.
|
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Ist's denn so eilig? Was verlangt er denn
|
|
Von mir?
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|
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|
Al-Hafi. Wer?
|
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Nathan. Saladin.--Ich komm, ich komme.
|
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|
|
Al-Hafi.
|
|
Zu wem? Zum Saladin?
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Nathan. Schickt Saladin
|
|
Dich nicht?
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Al-Hafi. Mich? nein. Hat er denn schon geschickt?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ja freilich hat er.
|
|
|
|
Al-Hafi. Nun, so ist es richtig.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Was? was ist richtig?
|
|
|
|
Al-Hafi. Daß... ich bin nicht schuld;
|
|
Gott weiß, ich bin nicht schuld.--Was hab ich nicht
|
|
Von Euch gesagt, gelogen, um es abzuwenden!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Was abzuwenden? Was ist richtig?
|
|
|
|
Al-Hafi. Daß
|
|
Nun Ihr sein Defterdar geworden. Ich
|
|
Bedaur' Euch. Doch mit ansehn will ich's nicht.
|
|
Ich geh von Stund an; geh. Ihr habt es schon
|
|
Gehört, wohin; und wißt den Weg.--Habt Ihr
|
|
Des Wegs was zu bestellen, sagt: ich bin
|
|
Zu Diensten. Freilich muß es mehr nicht sein,
|
|
Als was ein Nackter mit sich schleppen kann.
|
|
Ich geh, sagt bald.
|
|
|
|
Nathan. Besinn dich doch, Al-Hafi.
|
|
Besinn dich, daß ich noch von gar nichts weiß.
|
|
Was plauderst du denn da?
|
|
|
|
Al-Hafi. Ihr bringt sie doch
|
|
Gleich mit, die Beutel?
|
|
|
|
Nathan. Beutel?
|
|
|
|
Al-Hafi. Nun, das Geld,
|
|
Das Ihr dem Saladin vorschießen sollt.
|
|
Nathan.
|
|
Und weiter ist es nichts?
|
|
|
|
Al-Hafi. Ich sollt' es wohl
|
|
Mit ansehn, wie er Euch von Tag zu Tag
|
|
Aushöhlen wird bis auf die Zehen? Sollt'
|
|
Es wohl mit ansehn, daß Verschwendung aus
|
|
Der weisen Milde sonst nie leeren Scheuern
|
|
So lange borgt, und borgt, und borgt, bis auch
|
|
Die armen eingebornen Mäuschen drin
|
|
Verhungern?--Bildet Ihr vielleicht Euch ein,
|
|
Wer Euers Gelds bedürftig sei, der werde
|
|
Doch Euerm Rate wohl auch folgen?--Ja;
|
|
Er Rate folgen! Wenn hat Saladin
|
|
Sich raten lassen?--Denkt nur, Nathan, was
|
|
Mir eben itzt mit ihm begegnet.
|
|
|
|
Nathan. Nun?
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Da komm ich zu ihm, eben daß er Schach
|
|
Gespielt mit seiner Schwester. Sittah spielt
|
|
Nicht übel; und das Spiel, das Saladin
|
|
Verloren glaubte, schon gegeben hatte,
|
|
Das stand noch ganz so da. Ich seh Euch hin,
|
|
Und sehe, daß das Spiel noch lange nicht
|
|
Verloren.
|
|
|
|
Nathan. Ei! das war für dich ein Fund!
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Er durfte mit dem König an den Bauer
|
|
Nur rücken, auf ihr Schach.--Wenn ich's Euch gleich
|
|
Nur zeigen könnte!
|
|
|
|
Nathan. O ich traue dir!
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Denn so bekam der Roche Feld: und sie
|
|
War hin.--Das alles will ich ihm nun weisen
|
|
Und ruf ihn.--Denkt!...
|
|
|
|
Nathan. Er ist nicht deiner Meinung?
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Er hört mich gar nicht an, und wirft verächtlich
|
|
Das ganze Spiel in Klumpen.
|
|
|
|
Nathan. Ist das möglich?
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Und sagt: er wolle matt nun einmal sein;
|
|
Er wolle! Heißt das spielen?
|
|
|
|
Nathan. Schwerlich wohl;
|
|
Heißt mit dem Spielen spielen.
|
|
|
|
Al-Hafi. Gleichwohl galt
|
|
Es keine taube Nuß.
|
|
|
|
Nathan. Geld hin, Geld her!
|
|
Das ist das wenigste. Allein dich gar
|
|
Nicht anzuhören! über einen Punkt
|
|
Von solcher Wichtigkeit dich nicht einmal
|
|
Zu hören! deinen Adlerblick nicht zu
|
|
Bewundern! das, das schreit um Rache; nicht?
|
|
|
|
Al-Hafi.
|
|
Ach was! Ich sage Euch das nur, damit
|
|
Ihr sehen könnt, was für ein Kopf er ist.
|
|
Kurz, ich, ich halt's mit ihm nicht länger aus.
|
|
Da lauf ich nun bei allen schmutz'gen Mohren
|
|
Herum, und frage, wer ihm borgen will.
|
|
Ich, der ich nie für mich gebettelt habe,
|
|
Soll nun für andre borgen. Borgen ist
|
|
Viel besser nicht als betteln: so wie leihen,
|
|
Auf Wucher leihen, nicht viel besser ist,
|
|
Als stehlen. Unter meinen Ghebern, an
|
|
Dem Ganges, brauch ich beides nicht, und brauche
|
|
Das Werkzeug beider nicht zu sein. Am Ganges,
|
|
Am Ganges nur gibt's Menschen. Hier seid Ihr
|
|
Der einzige, der noch so würdig wäre,
|
|
Daß er am Ganges lebte.--Wollt Ihr mit?--
|
|
Laßt ihm mit eins den Plunder ganz im Stiche,
|
|
Um den es ihm zu tun. Er bringt Euch nach
|
|
Und nach doch drum. So wär' die Plackerei
|
|
Auf einmal aus. Ich schaff Euch einen Delk.
|
|
Kommt! kommt!
|
|
|
|
Nathan. Ich dächte zwar, das blieb' uns ja
|
|
Noch immer übrig. Doch, Al-Hafi, will
|
|
Ich's überlegen. Warte...
|
|
|
|
Al-Hafi. Überlegen?
|
|
Nein, so was überlegt sich nicht.
|
|
|
|
Nathan. Nur bis
|
|
Ich von dem Sultan wiederkomme; bis
|
|
Ich Abschied erst...
|
|
|
|
Al-Hafi. Wer überlegt, der sucht
|
|
Bewegungsgründe, nicht zu dürfen. Wer
|
|
Sich Knall und Fall, ihm selbst zu leben, nicht,
|
|
Entschließen kann, der lebet andrer Sklav'
|
|
Auf immer.--Wie Ihr wollt!--Lebt wohl! wie's Euch
|
|
Wohl dünkt.--Mein Weg liegt dort; und Eurer da.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Al-Hafi! Du wirst selbst doch erst das Deine
|
|
Berichtigen?
|
|
|
|
Al-Hafi. Ach Possen! Der Bestand
|
|
Von meiner Kass' ist nicht des Zählens wert;
|
|
Und meine Rechnung bürgt--Ihr oder Sittah.
|
|
Lebt wohl! (Ab.)
|
|
|
|
Nathan (ihm nachsehend).
|
|
Die bürg ich!--Wilder, guter, edler--
|
|
Wie nenn ich ihn?--Der wahre Bettler ist
|
|
Doch einzig und allein der wahre König!
|
|
(Von einer andern Seite ab.)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Dritter Aufzug
|
|
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|
Erster Auftritt
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|
(Szene: in Nathans Hause.)
|
|
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|
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|
Recha und Daja.
|
|
|
|
Recha.
|
|
Wie, Daja, drückte sich mein Vater aus?
|
|
"Ich dürf' ihn jeden Augenblick erwarten?"
|
|
Das klingt--nicht wahr?--als ob er noch so bald
|
|
Erscheinen werde.--Wieviel Augenblicke
|
|
Sind aber schon vorbei!--Ah nun: wer denkt
|
|
An die verflossenen?--Ich will allein
|
|
In jedem nächsten Augenblicke leben.
|
|
Er wird doch einmal kommen, der ihn bringt.
|
|
|
|
Daja.
|
|
O der verwünschten Botschaft von dem Sultan!
|
|
Denn Nathan hätte sicher ohne sie
|
|
Ihn gleich mit hergebracht.
|
|
|
|
Recha. Und wenn er nun
|
|
Gekommen, dieser Augenblick; wenn denn
|
|
Nun meiner Wünsche wärmster, innigster
|
|
Erfüllet ist: was dann?--was dann?
|
|
|
|
Daja. Was dann?
|
|
Dann hoff ich, daß auch meiner Wünsche wärmster
|
|
Soll in Erfüllung gehen.
|
|
|
|
Recha. Was wird dann
|
|
In meiner Brust an dessen Stelle treten,
|
|
Die schon verlernt, ohn' einen herrschenden
|
|
Wunsch aller Wünsche sich zu dehnen?--Nichts?
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Ah, ich erschrecke!...
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Daja. Mein, mein Wunsch wird dann
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An des erfüllten Stelle treten; meiner.
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Mein Wunsch, dich in Europa, dich in Händen
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Zu wissen, welche deiner würdig sind.
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Recha.
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Du irrst.--Was diesen Wunsch zu deinem macht,
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Das nämliche verhindert, daß er meiner
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Je werden kann. Dich zieht dein Vaterland:
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Und meines, meines sollte mich nicht halten?
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Ein Bild der Deinen, das in deiner Seele
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Noch nicht verloschen, sollte mehr vermögen,
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Als die ich sehn, und greifen kann, und hören,
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Die Meinen?
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Daja. Sperre dich, soviel du willst!
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Des Himmels Wege sind des Himmels Wege.
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Und wenn es nun dein Retter selber wäre,
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Durch den sein Gott, für den er kämpft, dich in
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Das Land, dich zu dem Volke führen wollte,
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Für welche du geboren wurdest?
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Recha. Daja!
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Was sprichst du da nun wieder, liebe Daja!
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Du hast doch wahrlich deine sonderbaren
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Begriffe! "Sein, sein Gott! für den er kämpft!"
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Wem eignet Gott? was ist das für ein Gott,
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Der einem Menschen eignet? der für sich
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Muß kämpfen lassen?--Und wie weiß
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Man denn, für welchen Erdkloß man geboren,
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Wenn man's für den nicht ist, auf welchem man
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Geboren?--Wenn mein Vater dich so hörte!--
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Was tat er dir, mir immer nur mein Glück
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So weit von ihm als möglich vorzuspiegeln?
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Was tat er dir, den Samen der Vernunft,
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Den er so rein in meine Seele streute,
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Mit deines Landes Unkraut oder Blumen
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So gern zu mischen?--Liebe, liebe Daja,
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Er will nun deine bunten Blumen nicht
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Auf meinem Boden!--Und ich muß dir sagen,
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Ich selber fühle meinen Boden, wenn
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Sie noch so schön ihn kleiden, so entkräftet,
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So ausgezehrt durch deine Blume; fühle
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In ihrem Dufte, sauersüßem Dufte,
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Mich so betäubt, so schwindelnd!--Dein Gehirn
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Ist dessen mehr gewohnt. Ich tadle drum
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Die stärkern Nerven nicht, die ihn vertragen.
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Nur schlägt er mir nicht zu; und schon dein Engel,
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Wie wenig fehlte, daß er mich zur Närrin
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Gemacht?--Noch schäm ich mich vor meinem Vater
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Der Posse!
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Daja. Posse!--Als ob der Verstand
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Nur hier zu Hause wäre! Posse! Posse!
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Wenn ich nur reden dürfte!
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Recha. Darfst du nicht?
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Wenn war ich nicht ganz Ohr, sooft es dir
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Gefiel, von deinen Glaubenshelden mich
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Zu unterhalten? Hab ich ihren Taten
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Nicht stets Bewunderung; und ihren Leiden
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Nicht immer Tränen gern gezollt? Ihr Glaube
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Schien freilich mir das Heldenmäßigste
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An ihnen nie. Doch so viel tröstender
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War mir die Lehre, daß Ergebenheit
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In Gott von unserm Wähnen über Gott
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So ganz und gar nicht abhängt.--Liebe Daja,
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Das hat mein Vater uns so oft gesagt;
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Darüber hast du selbst mit ihm so oft
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Dich einverstanden: warum untergräbst
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Du denn allein, was du mit ihm zugleich
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Gebauet?--Liebe Daja, das ist kein
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Gespräch, womit wir unserm Freund' am besten
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Entgegensehn. Für mich zwar, ja! Denn mir,
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Mir liegt daran unendlich, ob auch er...
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Horch, Daja!--Kommt es nicht an unsre Türe?
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Wenn Er es wäre! horch!
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Zweiter Auftritt
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Recha. Daja und der Tempelherr, dem jemand von außen die Türe öffnet,
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mit den Worten:
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Nur hier herein!
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Recha (fährt zusammen, faßt sich und will ihm zu Füßen fallen).
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Er ist's!--Mein Retter, ah!
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Tempelherr. Dies zu vermeiden
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Erschien ich bloß so spät: und doch--
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Recha. Ich will
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Ja zu den Füßen dieses stolzen Mannes
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Nur Gott noch einmal danken; nicht dem Manne.
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Der Mann will keinen Dank; will ihn so wenig
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Als ihn der Wassereimer will, der bei
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Dem Löschen so geschäftig sich erwiesen.
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Der ließ sich füllen, ließ sich leeren, mir
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Nichts, dir nichts: also auch der Mann. Auch der
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Ward nur so in die Glut hineingestoßen;
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Da fiel ich ungefähr ihm in den Arm;
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Da blieb ich ungefähr, so wie ein Funken
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Auf seinem Mantel, ihm in seinen Armen;
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Bis wiederum, ich weiß nicht was, uns beide
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Herausschmiß aus der Glut.--Was gibt es da
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Zu danken?--In Europa treibt der Wein
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Zu noch weit andern Taten.--Tempelherren,
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Die müssen einmal nun so handeln; müssen
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Wie etwas besser zugelernte Hunde,
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Sowohl aus Feuer, als aus Wasser holen.
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Tempelherr (der sie mit Erstaunen und Unruhe die Zeit über betrachtet).
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O Daja, Daja! Wenn in Augenblicken
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Des Kummers und der Galle, meine Laune
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Dich übel anließ, warum jede Torheit,
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Die meiner Zung' entfuhr, ihr hinterbringen?
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Das hieß sich zu empfindlich rächen, Daja!
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Doch wenn du nur von nun an besser mich
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Bei ihr vertreten willst.
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Daja. Ich denke, Ritter
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Ich denke nicht, daß diese kleinen Stacheln,
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Ihr an das Herz geworfen, Euch da sehr
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Geschadet haben.
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Recha. Wie? Ihr hattet Kummer?
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Und wart mit Euerm Kummer geiziger
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Als Euerm Leben?
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Tempelherr. Gutes, holdes Kind!--
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Wie ist doch meine Seele zwischen Auge
|
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Und Ohr geteilt!--Das war das Mädchen nicht,
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Nein, nein, das war es nicht, das aus dem Feuer
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Ich holte.--Denn wer hätte die gekannt,
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Und aus dem Feuer nicht geholt? Wer hätte
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Auf mich gewartet?--Zwar--verstellt--der Schreck.
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(Pause, unter der er, in Anschauung ihrer, sich wie verliert.)
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Recha.
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Ich aber find Euch noch den nämlichen.--
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(Dergleichen; bis sie fortfährt, um ihn in seinem Anstaunen zu
|
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unterbrechen.)
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Nun, Ritter, sagt uns doch, wo Ihr so lange
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Gewesen?--Fast dürft' ich auch fragen: wo
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Ihr itzo seid?
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Tempelherr. Ich bin,--wo ich vielleicht
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Nicht sollte sein.--
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Recha. Wo Ihr gewesen?--Auch
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Wo Ihr vielleicht nicht solltet sein gewesen?
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Das ist nicht gut.
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Tempelherr. Auf--auf--wie heißt der Berg?
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Auf Sinai.
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Recha. Auf Sinai?--Ah schön!
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Nun kann ich zuverlässig doch einmal
|
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Erfahren, ob es wahr...
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Tempelherr. Was? was? Ob's wahr,
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Daß noch daselbst der Ort zu sehn, wo Moses
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Vor Gott gestanden, als...
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Recha. Nun das wohl nicht.
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|
Denn wo er stand, stand er vor Gott. Und davon
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Ist mir zur Gnüge schon bekannt.--Ob's wahr,
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Möcht' ich nur gern von Euch erfahren, daß--
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Daß es bei weitem nicht so mühsam sei,
|
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Auf diesen Berg hinaufzusteigen, als
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Herab?--Denn seht; soviel ich Berge noch
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Gestiegen bin, war's just das Gegenteil.--
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|
Nun, Ritter?--Was?--Ihr kehrt Euch von mir ab?
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Wollt mich nicht sehn?
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Tempelherr. Weil ich Euch hören will.
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Recha.
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Weil Ihr mich nicht wollt merken lassen, daß
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Ihr meiner Einfalt lächelt; daß Ihr lächelt,
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Wie ich Euch doch so gar nichts Wichtigers
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|
Von diesem heiligen Berg' aller Berge
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Zu fragen weiß? Nicht wahr?
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Tempelherr. So muß
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Ich doch Euch wieder in die Augen sehn.--
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Was? Nun schlagt Ihr sie nieder? nun verbeißt
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Das Lächeln Ihr? wie ich noch erst in Mienen,
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|
In zweifelhaften Mienen lesen will,
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Was ich so deutlich hör, Ihr so vernehmlich
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|
Mir sagt--verschweigt?--Ah Recha! Recha! Wie
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Hat er so wahr gesagt: "Kennt sie nur erst!"
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Recha.
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Wer hat?--von wem?--Euch das gesagt?
|
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Tempelherr. "Kennt sie
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Nur erst!" hat Euer Vater mir gesagt;
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Von Euch gesagt.
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Daja. Und ich nicht etwa auch?
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Ich denn nicht auch?
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Tempelherr. Allein wo ist er denn?
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Wo ist denn Euer Vater? Ist er noch
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Beim Sultan?
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Recha. Ohne Zweifel.
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Tempelherr. Noch, noch da?--
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O mich Vergeßlichen! Nein, nein; da ist
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Er schwerlich mehr.--Er wird dort unten bei
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Dem Kloster meiner warten; ganz gewiß.
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So red'ten, mein ich, wir es ab. Erlaubt!
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|
Ich geh, ich hol ihn...
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|
Daja. Das ist meine Sache.
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Bleibt, Ritter, bleibt. Ich bring ihn unverzüglich.
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|
Tempelherr.
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Nicht so, nicht so! Er sieht mir selbst entgegen;
|
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Nicht Euch. Dazu, er könnte leicht... wer weiß? ...
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Er könnte bei dem Sultan leicht,... Ihr kennt
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Den Sultan nicht!... leicht in Verlegenheit
|
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Gekommen sein.--Glaubt mir; es hat Gefahr,
|
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Wenn ich nicht geh.
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Recha. Gefahr? was für Gefahr?
|
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Tempelherr.
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Gefahr für mich, für Euch, für ihn: wenn ich
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Nicht schleunig, schleunig geh. (Ab.)
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|
Dritter Auftritt
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Recha und Daja.
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Recha. Was ist das, Daja?--
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So schnell?--Was kömmt ihm an? Was fiel ihm auf?
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Was jagt ihn?
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Daja. Laßt nur, laßt. Ich denk, es ist
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Kein schlimmes Zeichen.
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Recha. Zeichen? und wovon?
|
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|
Daja.
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Daß etwas vorgeht innerhalb. Es kocht,
|
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Und soll nicht überkochen. Laßt ihn nur.
|
|
Nun ist's an Euch.
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|
Recha. Was ist an mir? Du wirst,
|
|
Wie er, mir unbegreiflich.
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|
Daja. Bald nun könnt
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Ihr ihm die Unruh' all vergelten, die
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|
Er Euch gemacht hat. Seid nur aber auch
|
|
Nicht allzu streng, nicht allzu rachbegierig.
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Recha.
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Wovon du sprichst, das magst du selber wissen.
|
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|
Daja.
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Und seid denn Ihr bereits so ruhig wieder?
|
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|
Recha.
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|
Das bin ich; ja das bin ich...
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|
Daja. Wenigstens
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Gesteht, daß Ihr Euch seiner Unruh' freut;
|
|
Und seiner Unruh' danket, was Ihr itzt
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Von Ruh' genießt.
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Recha. Mir völlig unbewußt!
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Denn was ich höchstens dir gestehen könnte,
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Wär', daß es mich--mich selbst befremdet, wie
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|
Auf einen solchen Sturm in meinem Herzen
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|
So eine Stille plötzlich folgen können.
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Sein voller Anblick, sein Gespräch, sein Ton
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Hat mich...
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|
Daja. Gesättigt schon?
|
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Recha. Gesättigt, will
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Ich nun nicht sagen; nein--bei weitem nicht.
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|
Daja.
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Den heißen Hunger nur gestillt.
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Recha. Nun ja:
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Wenn du so willst.
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Daja. Ich eben nicht.
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Recha. Er wird
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Mir ewig wert; mir ewig werter, als
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Mein Leben bleiben: wenn auch schon mein Puls
|
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Nicht mehr bei seinem bloßen Namen wechselt;
|
|
Nicht mehr mein Herz, sooft ich an ihn denke,
|
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Geschwinder, stärker schlägt.--Was schwatz ich? Komm,
|
|
Komm, liebe Daja, wieder an das Fenster,
|
|
Das auf die Palmen sieht.
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Daja. So ist er doch
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Wohl noch nicht ganz gestillt, der heiße Hunger.
|
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Recha.
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Nun werd ich auch die Palmen wieder sehn:
|
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Nicht ihn bloß untern Palmen.
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Daja. Diese Kälte
|
|
Beginnt auch wohl ein neues Fieber nur.
|
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Recha.
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Was Kält'? Ich bin nicht kalt. Ich sehe wahrlich
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|
Nicht minder gern, was ich mit Ruhe sehe.
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Vierter Auftritt
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(Szene: ein Audienzsaal in dem Palaste des Saladin.)
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Saladin und Sittah.
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Saladin (im Hereintreten, gegen die Türe).
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Hier bringt den Juden her, sobald er kömmt.
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Er scheint sich eben nicht zu übereilen.
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Sittah.
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Er war auch wohl nicht bei der Hand; nicht gleich
|
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Zu finden.
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Saladin. Schwester! Schwester!
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Sittah. Tust du doch,
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Als stünde dir ein Treffen vor.
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Saladin. Und das
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Mit Waffen, die ich nicht gelernt zu führen.
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Ich soll mich stellen; soll besorgen lassen;
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Soll Fallen legen; soll auf Glatteis führen.
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|
Wenn hätt' ich das gekonnt? Wo hätt' ich das
|
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Gelernt?--Und soll das alles, ah, wozu?
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|
Wozu?--Um Geld zu fischen; Geld!--Um Geld,
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Geld einem Juden abzubangen; Geld!
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Zu solchen kleinen Listen wär' ich endlich
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Gebracht, der Kleinigkeiten kleinste mir
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Zu schaffen?
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Sittah. Jede Kleinigkeit, zu sehr
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Verschmäht, die rächt sich, Bruder.
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Saladin. Leider wahr.--
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Und wenn nun dieser Jude gar der gute,
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Vernünft'ge Mann ist, wie der Derwisch dir
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Ihn ehedem beschrieben?
|
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|
Sittah. O nun dann!
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Was hat es dann für Not! Die Schlinge liegt
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Ja nur dem geizigen, besorglichen,
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Furchtsamen Juden: nicht dem guten, nicht
|
|
Dem weisen Manne. Dieser ist ja so
|
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Schon unser, ohne Schlinge. Das Vergnügen,
|
|
Zu hören, wie ein solcher Mann sich ausred't;
|
|
Mit welcher dreisten Stärk' entweder er
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Die Stricke kurz zerreißet; oder auch
|
|
Mit welcher schlauen Vorsicht er die Netze
|
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Vorbei sich windet: dies Vergnügen hast
|
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Du obendrein.
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|
Saladin. Nun, das ist wahr. Gewiß;
|
|
Ich freue mich darauf.
|
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|
|
Sittah. So kann dich ja
|
|
Auch weiter nichts verlegen machen. Denn
|
|
Ist's einer aus der Menge bloß; ist's bloß
|
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Ein Jude, wie ein Jude: gegen den
|
|
Wirst du dich doch nicht schämen, so zu scheinen,
|
|
Wie er die Menschen all sich denkt? Vielmehr;
|
|
Wer sich ihm besser zeigt, der zeigt sich ihm
|
|
Als Geck, als Narr.
|
|
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|
Saladin. So muß ich ja wohl gar
|
|
Schlecht handeln, daß von mir der Schlechte nicht
|
|
Schlecht denke?
|
|
|
|
Sittah. Traun! wenn du schlecht handeln nennst,
|
|
Ein jedes Ding nach seiner Art zu brauchen.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Was hätt' ein Weiberkopf erdacht, das er
|
|
Nicht zu beschönen wüßte!
|
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|
|
Sittah. Zu beschönen!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Das feine, spitze Ding, besorg ich nur,
|
|
In meiner plumpen Hand zerbricht!--So was
|
|
Will ausgeführt sein, wie's erfunden ist:
|
|
Mit aller Pfiffigkeit, Gewandtheit.--Doch,
|
|
Mag's doch nur, mag's! Ich tanze, wie ich kann;
|
|
Und könnt' es freilich lieber--schlechter noch
|
|
Als besser.
|
|
|
|
Sittah. Trau dir auch nur nicht zu wenig!
|
|
Ich stehe dir für dich! Wenn du nur willst.--
|
|
Daß uns die Männer deinesgleichen doch
|
|
So gern bereden möchten, nur ihr Schwert,
|
|
Ihr Schwert nur habe sie so weit gebracht.
|
|
Der Löwe schämt sich freilich, wenn er mit
|
|
Dem Fuchse jagt:--des Fuchses, nicht der List.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Und daß die Weiber doch so gern den Mann
|
|
Zu sich herunter hätten!--Geh nur, geh!--
|
|
Ich glaube meine Lektion zu können.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Was? ich soll gehn?
|
|
|
|
Saladin. Du wolltest doch nicht bleiben?
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Wenn auch nicht bleiben... im Gesicht euch bleiben--
|
|
Doch hier im Nebenzimmer--
|
|
|
|
Saladin. Da zu horchen?
|
|
Auch das nicht, Schwester; wenn ich soll bestehn.--
|
|
Fort, fort! der Vorhang rauscht; er kömmt!--doch daß
|
|
Du ja nicht da verweilst! Ich sehe nach.
|
|
|
|
(Indem sie sich durch eine Türe entfernt, tritt Nathan zu der andern
|
|
herein; und Saladin hat sich gesetzt.)
|
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|
|
Fünfter Auftritt
|
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|
|
Saladin und Nathan.
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|
|
Saladin.
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|
Tritt näher, Jude!--Näher!--Nur ganz her!
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|
Nur ohne Furcht!
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|
Nathan. Die bleibe deinem Feinde!
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|
Saladin.
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Du nennst dich Nathan?
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Nathan. Ja.
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|
Saladin. Den weisen Nathan?
|
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|
Nathan.
|
|
Nein.
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|
Saladin. Wohl! nennst du dich nicht; nennt dich das Volk.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Kann sein; das Volk!
|
|
|
|
Saladin. Du glaubst doch nicht, daß ich
|
|
Verächtlich von des Volkes Stimme denke?--
|
|
Ich habe längst gewünscht, den Mann zu kennen,
|
|
Den es den Weisen nennt.
|
|
|
|
Nathan. Und wenn es ihn
|
|
Zum Spott so nennte? Wenn dem Volke weise
|
|
Nichts weiter wär' als klug? und klug nur der,
|
|
Der sich auf seinen Vorteil gut versteht?
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Auf seinen wahren Vorteil, meinst du doch?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Dann freilich wär' der Eigennützigste
|
|
Der Klügste. Dann wär' freilich klug und weise
|
|
Nur eins.
|
|
|
|
Saladin. Ich höre dich erweisen, was
|
|
Du widersprechen willst.--Des Menschen wahre
|
|
Vorteile, die das Volk nicht kennt, kennst du.
|
|
Hast du zu kennen wenigstens gesucht;
|
|
Hast drüber nachgedacht: das auch allein
|
|
Macht schon den Weisen.
|
|
|
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Nathan. Der sich jeder dünkt
|
|
Zu sein.
|
|
|
|
Saladin. Nun der Bescheidenheit genug!
|
|
Denn sie nur immerdar zu hören, wo
|
|
Man trockene Vernunft erwartet, ekelt.
|
|
(Er springt auf.)
|
|
Laß uns zur Sache kommen! Aber, aber
|
|
Aufrichtig, Jud', aufrichtig!
|
|
|
|
Nathan. Sultan, ich
|
|
Will sicherlich dich so bedienen, daß
|
|
Ich deiner fernern Kundschaft würdig bleibe.
|
|
|
|
Saladin. Bedienen? wie?
|
|
|
|
Nathan. Du sollst das Beste haben
|
|
Von allem; sollst es um den billigsten
|
|
Preis haben.
|
|
|
|
Saladin. Wovon sprichst du? doch wohl nicht
|
|
Von deinen Waren?--Schachern wird mit dir
|
|
Schon meine Schwester. (Das der Horcherin!)--
|
|
Ich habe mit dem Kaufmann nichts zu tun.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
So wirst du ohne Zweifel wissen wollen,
|
|
Was ich auf meinem Wege von dem Feinde,
|
|
Der allerdings sich wieder reget, etwa
|
|
Bemerkt, getroffen?--Wenn ich unverhohlen...
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Auch darauf bin ich eben nicht mit dir
|
|
Gesteuert. Davon weiß ich schon, so viel
|
|
Ich nötig habe.--Kurz-,--
|
|
|
|
Nathan. Gebiete, Sultan.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Ich heische deinen Unterricht in ganz
|
|
Was anderm; ganz was anderm.--Da du nun
|
|
So weise bist: so sage mir doch einmal--
|
|
Was für ein Glaube, was für ein Gesetz
|
|
Hat dir am meisten eingeleuchtet?
|
|
|
|
Nathan. Sultan,
|
|
Ich bin ein Jud'.
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Saladin. Und ich ein Muselmann.
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|
Der Christ ist zwischen uns.--Von diesen drei
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Religionen kann doch eine nur
|
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Die wahre sein.--Ein Mann, wie du, bleibt da
|
|
Nicht stehen, wo der Zufall der Geburt
|
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Ihn hingeworfen: oder wenn er bleibt,
|
|
Bleibt er aus Einsicht, Gründen, Wahl des Bessern.
|
|
Wohlan! so teile deine Einsicht mir
|
|
Dann mit. Laß mich die Gründe hören, denen
|
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Ich selber nachzugrübeln, nicht die Zeit
|
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Gehabt. Laß mich die Wahl, die diese Gründe
|
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Bestimmt,--versteht sich, im Vertrauen--wissen,
|
|
Damit ich sie zu meiner mache. Wie?
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Du stutzest? wägst mich mit dem Auge?--Kann
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Wohl sein, daß ich der erste Sultan bin,
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Der eine solche Grille hat; die mich
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Doch eines Sultans eben nicht so ganz
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Unwürdig dünkt.--Nicht wahr?--So rede doch!
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Sprich!--Oder willst du einen Augenblick,
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Dich zu bedenken? Gut, ich geb ihn dir.
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(Ob sie wohl horcht? Ich will sie doch belauschen;
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Will hören, ob ich's recht gemacht.--) Denk nach.
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Geschwind denk nach! Ich säume nicht, zurück-
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Zukommen.
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(Er geht in das Nebenzimmer, nach welchem sich Sittah begeben.)
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Sechster Auftritt
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Nathan allein.
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Hm! hm!--wunderlich!--Wie ist
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Mir denn?--Was will der Sultan? was?--Ich bin
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Auf Geld gefaßt; und er will--Wahrheit. Wahrheit!
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Und will sie so,--so bar, so blank,--als ob
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Die Wahrheit Münze wäre!--ja, wenn noch
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Uralte Münze, die gewogen ward!--
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Das ginge noch! Allein so neue Münze,
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Die nur der Stempel macht, die man aufs Brett
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Nur zählen darf, das ist sie doch nun nicht!
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Wie Geld in Sack, so striche man in Kopf
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Auch Wahrheit ein? Wer ist denn hier der Jude?
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Ich oder er?--Doch wie? Sollt' er auch wohl
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Die Wahrheit nicht in Wahrheit fodern?--Zwar,
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Zwar der Verdacht, daß er die Wahrheit nur
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Als Falle brauche, wär' auch gar zu klein!--
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Zu klein?--Was ist für einen Großen denn
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Zu klein?--Gewiß, gewiß: er stürzte mit
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Der Türe so ins Haus! Man pocht doch, hört
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Doch erst, wenn man als Freund sich naht.--Ich muß
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Behutsam gehn!--Und wie? wie das?--So ganz
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Stockjude sein zu wollen, geht schon nicht.--
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Und ganz und gar nicht Jude, geht noch minder.
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Denn, wenn kein Jude, dürft' er mich nur fragen,
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Warum kein Muselmann?--Das war's! Das kann
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Mich retten!--Nicht die Kinder bloß, speist man
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Mit Märchen ab.--Er kommt. Er komme nur!
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Siebenter Auftritt
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Saladin und Nathan.
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Saladin.
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(So ist das Feld hier rein!)--Ich komm dir doch
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Nicht zu geschwind zurück? Du bist zu Rande
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Mit deiner Überlegung.--Nun so rede!
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Es hört uns keine Seele.
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Nathan. Möcht' auch doch
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Die ganze Welt uns hören.
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Saladin. So gewiß
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Ist Nathan seiner Sache? Ha! das nenn
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Ich einen Weisen! Nie die Wahrheit zu
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Verhehlen! für sie alles auf das Spiel
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Zu setzen! Leib und Leben! Gut und Blut!
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Nathan.
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Ja! Ja! wann's nötig ist und nutzt.
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Saladin. Von nun
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An darf ich hoffen, einen meiner Titel,
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Verbesserer der Welt und des Gesetzes,
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Mit Recht zu führen.
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Nathan. Traun, ein schöner Titel!
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Doch, Sultan, eh' ich mich dir ganz vertraue,
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Erlaubst du wohl, dir ein Geschichtchen zu
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Erzählen?
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Saladin. Warum das nicht? Ich bin stets
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Ein Freund gewesen von Geschichtchen, gut
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Erzählt.
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Nathan. Ja, gut erzählen, das ist nun
|
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Wohl eben meine Sache nicht.
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Saladin. Schon wieder
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So stolz bescheiden?--Mach! erzähl, erzähle!
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Nathan.
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Vor grauen Jahren lebt' ein Mann in Osten,
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Der einen Ring von unschätzbarem Wert
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Aus lieber Hand besaß. Der Stein war ein
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Opal, der hundert schöne Farben spielte,
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Und hatte die geheime Kraft, vor Gott
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Und Menschen angenehm zu machen, wer
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In dieser Zuversicht ihn trug. Was Wunder,
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Daß ihn der Mann in Osten darum nie
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Vom Finger ließ; und die Verfügung traf,
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Auf ewig ihn bei seinem Hause zu
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Erhalten? Nämlich so. Er ließ den Ring
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Von seinen Söhnen dem geliebtesten;
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Und setzte fest, daß dieser wiederum
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Den Ring von seinen Söhnen dem vermache,
|
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Der ihm der liebste sei; und stets der liebste,
|
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Ohn' Ansehn der Geburt, in Kraft allein
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Des Rings, das Haupt, der Fürst des Hauses werde.--
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Versteh mich, Sultan.
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Saladin. Ich versteh dich. Weiter!
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Nathan.
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So kam nun dieser Ring, von Sohn zu Sohn,
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Auf einen Vater endlich von drei Söhnen;
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Die alle drei ihm gleich gehorsam waren,
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Die alle drei er folglich gleich zu lieben
|
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Sich nicht entbrechen konnte. Nur von Zeit
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Zu Zeit schien ihm bald der, bald dieser, bald
|
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Der dritte,--sowie jeder sich mit ihm
|
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Allein befand, und sein ergießend Herz
|
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Die andern zwei nicht teilten,--würdiger
|
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Des Ringes; den er denn auch einem jeden
|
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Die fromme Schwachheit hatte, zu versprechen.
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Das ging nun so, solang es ging.--Allein
|
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Es kam zum Sterben, und der gute Vater
|
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Kömmt in Verlegenheit. Es schmerzt ihn, zwei
|
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Von seinen Söhnen, die sich auf sein Wort
|
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Verlassen, so zu kränken.--Was zu tun?--
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|
Er sendet in geheim zu einem Künstler,
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|
Bei dem er, nach dem Muster seines Ringes,
|
|
Zwei andere bestellt, und weder Kosten
|
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Noch Mühe sparen heißt, sie jenem gleich,
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Vollkommen gleich zu machen. Das gelingt
|
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Dem Künstler. Da er ihm die Ringe bringt,
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Kann selbst der Vater seinen Musterring
|
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Nicht unterscheiden. Froh und freudig ruft
|
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Er seine Söhne, jeden insbesondre;
|
|
Gibt jedem insbesondre seinen Segen,--
|
|
Und seinen Ring,--und stirbt.--Du hörst doch, Sultan?
|
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Saladin (der sich betroffen von ihm gewandt).
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|
Ich hör, ich höre!--Komm mit deinem Märchen
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Nur bald zu Ende.--Wird's?
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|
Nathan. Ich bin zu Ende.
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|
Denn was noch folgt, versteht sich ja von selbst.--
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|
Kaum war der Vater tot, so kömmt ein jeder
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Mit seinem Ring, und jeder will der Fürst
|
|
Des Hauses sein. Man untersucht, man zankt,
|
|
Man klagt. Umsonst; der rechte Ring war nicht
|
|
Erweislich;--
|
|
(nach einer Pause, in welcher er des Sultans Antwort erwartet)
|
|
Fast so unerweislich, als
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Uns itzt--der rechte Glaube.
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|
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|
Saladin. Wie? das soll
|
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Die Antwort sein auf meine Frage?...
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Nathan. Soll
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Mich bloß entschuldigen, wenn ich die Ringe
|
|
Mir nicht getrau zu unterscheiden, die
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|
Der Vater in der Absicht machen ließ,
|
|
Damit sie nicht zu unterscheiden wären.
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|
Saladin.
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Die Ringe!--Spiele nicht mit mir!--Ich dächte,
|
|
Daß die Religionen, die ich dir
|
|
Genannt, doch wohl zu unterscheiden wären.
|
|
Bis auf die Kleidung, bis auf Speis' und Trank!
|
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|
Nathan.
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Und nur von seiten ihrer Gründe nicht.
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|
Denn gründen alle sich nicht auf Geschichte?
|
|
Geschrieben oder überliefert!--Und
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Geschichte muß doch wohl allein auf Treu
|
|
Und Glauben angenommen werden?--Nicht?--
|
|
Nun, wessen Treu und Glauben zieht man denn
|
|
Am wenigsten in Zweifel? Doch der Seinen?
|
|
Doch deren Blut wir sind? doch deren, die
|
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Von Kindheit an uns Proben ihrer Liebe
|
|
Gegeben? die uns nie getäuscht, als wo
|
|
Getäuscht zu werden uns heilsamer war?--
|
|
Wie kann ich meinen Vätern weniger
|
|
Als du den deinen glauben? Oder umgekehrt.--
|
|
Kann ich von dir verlangen, daß du deine
|
|
Vorfahren Lügen strafst, um meinen nicht
|
|
Zu widersprechen? Oder umgekehrt.
|
|
Das nämliche gilt von den Christen. Nicht?--
|
|
|
|
Saladin.
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(Bei dem Lebendigen! Der Mann hat recht.
|
|
Ich muß verstummen.)
|
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Nathan. Laß auf unsre Ring'
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Uns wieder kommen. Wie gesagt: die Söhne
|
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Verklagten sich; und jeder schwur dem Richter,
|
|
Unmittelbar aus seines Vaters Hand
|
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Den Ring zu haben.--Wie auch wahr!--Nachdem
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|
Er von ihm lange das Versprechen schon
|
|
Gehabt, des Ringes Vorrecht einmal zu
|
|
Genießen.--Wie nicht minder wahr!--Der Vater,
|
|
Beteurt' jeder, könne gegen ihn
|
|
Nicht falsch gewesen sein; und eh' er dieses
|
|
Von ihm, von einem solchen lieben Vater,
|
|
Argwohnen lass': eh' müss' er seine Brüder,
|
|
So gern er sonst von ihnen nur das Beste
|
|
Bereit zu glauben sei, des falschen Spiels
|
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Bezeihen; und er wolle die Verräter
|
|
Schon auszufinden wissen; sich schon rächen.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Und nun, der Richter?--Mich verlangt zu hören,
|
|
Was du den Richter sagen lässest. Sprich!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Der Richter sprach: Wenn ihr mir nun den Vater
|
|
Nicht bald zur Stelle schafft, so weis ich euch
|
|
Von meinem Stuhle. Denkt ihr, daß ich Rätsel
|
|
Zu lösen da bin? Oder harret ihr,
|
|
Bis daß der rechte Ring den Mund eröffne?--
|
|
Doch halt! Ich höre ja, der rechte Ring
|
|
Besitzt die Wunderkraft beliebt zu machen;
|
|
Vor Gott und Menschen angenehm. Das muß
|
|
Entscheiden! Denn die falschen Ringe werden
|
|
Doch das nicht können!--Nun; wen lieben zwei
|
|
Von Euch am meisten?--Macht, sagt an! Ihr schweigt?
|
|
Die Ringe wirken nur zurück? und nicht
|
|
Nach außen? Jeder liebt sich selber nur
|
|
Am meisten?--Oh, so seid ihr alle drei
|
|
Betrogene Betrüger! Eure Ringe
|
|
Sind alle drei nicht echt. Der echte Ring
|
|
Vermutlich ging verloren. Den Verlust
|
|
Zu bergen, zu ersetzen, ließ der Vater
|
|
Die drei für einen machen.
|
|
|
|
Saladin. Herrlich! herrlich!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Und also, fuhr der Richter fort, wenn ihr
|
|
Nicht meinen Rat, statt meines Spruches, wollt:
|
|
Geht nur!--Mein Rat ist aber der: ihr nehmt
|
|
Die Sache völlig wie sie liegt. Hat von
|
|
Euch jeder seinen Ring von seinem Vater:
|
|
So glaube jeder sicher seinen Ring
|
|
Den echten.--Möglich; daß der Vater nun
|
|
Die Tyrannei des einen Rings nicht länger
|
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In seinem Hause dulden willen!--Und gewiß;
|
|
Daß er euch alle drei geliebt, und gleich
|
|
Geliebt: indem er zwei nicht drücken mögen,
|
|
Um einen zu begünstigen.--Wohlan!
|
|
Es eifre jeder seiner unbestochnen
|
|
Von Vorurteilen freien Liebe nach!
|
|
Es strebe von euch jeder um die Wette,
|
|
Die Kraft des Steins in seinem Ring' an Tag
|
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Zu legen! komme dieser Kraft mit Sanftmut,
|
|
Mit herzlicher Verträglichkeit, mit Wohltun,
|
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Mit innigster Ergebenheit in Gott
|
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Zu Hilf'! Und wenn sich dann der Steine Kräfte
|
|
Bei euern Kindes-Kindeskindern äußern:
|
|
So lad ich über tausend tausend Jahre
|
|
Sie wiederum vor diesen Stuhl. Da wird
|
|
Ein weisrer Mann auf diesem Stuhle sitzen
|
|
Als ich; und sprechen. Geht!--So sagte der
|
|
Bescheidne Richter.
|
|
|
|
Saladin. Gott! Gott!
|
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Nathan. Saladin,
|
|
Wenn du dich fühlest, dieser weisere
|
|
Versprochne Mann zu sein:...
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Saladin (der auf ihn zustürzt und seine Hand ergreift, die er bis zu
|
|
Ende nicht wieder fahren läßt).
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Ich Staub? Ich Nichts?
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O Gott!
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|
Nathan. Was ist dir, Sultan?
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|
Saladin. Nathan, lieber Nathan!--
|
|
Die tausend tausend Jahre deines Richters
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Sind noch nicht um.--Sein Richterstuhl ist nicht
|
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Der meine.--Geh!--Geh!--Aber sei mein Freund.
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|
|
Nathan.
|
|
Und weiter hätte Saladin mir nichts
|
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Zu sagen?
|
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|
Saladin. Nichts.
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|
|
Nathan. Nichts?
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Saladin. Gar nichts.--Und warum?
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|
Nathan.
|
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Ich hätte noch Gelegenheit gewünscht,
|
|
Dir eine Bitte vorzutragen.
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Saladin. Braucht's
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|
Gelegenheit zu einer Bitte?--Rede!
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Nathan.
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Ich komm von einer weiten Reis', auf welcher
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Ich Schulden eingetrieben.--Fast hab ich
|
|
Des baren Gelds zuviel.--Die Zeit beginnt
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Bedenklich wiederum zu werden;--und
|
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Ich weiß nicht recht, wo sicher damit hin.--
|
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Da dacht' ich, ob nicht du vielleicht,--weil doch
|
|
Ein naher Krieg des Geldes immer mehr
|
|
Erfordert,--etwas brauchen könntest.
|
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|
Saladin (ihm steif in die Augen sehend).
|
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Nathan!--
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Ich will nicht fragen, ob Al-Hafi schon
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Bei dir gewesen;--will nicht untersuchen,
|
|
Ob dich nicht sonst ein Argwohn treibt, mir dieses
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Erbieten freierdings zu tun:...
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|
Nathan. Ein Argwohn?
|
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Saladin.
|
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Ich bin ihn wert.--Verzeih mir!--Denn was hilft's?
|
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Ich muß dir nur gestehen,--daß ich im
|
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Begriffe war--
|
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Nathan. Doch nicht, das Nämliche
|
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An mich zu suchen?
|
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|
Saladin. Allerdings.
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Nathan. So wär'
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|
Uns beiden ja geholfen!--Daß ich aber
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|
Dir alle meine Barschaft nicht kann schicken,
|
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Das macht der junge Tempelherr. Du kennst
|
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Ihn ja. Ihm hab ich eine große Post
|
|
Vorher noch zu bezahlen.
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|
Saladin. Tempelherr?
|
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Du wirst doch meine schlimmsten Feinde nicht
|
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Mit deinem Geld auch unterstützen wollen?
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Nathan.
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Ich spreche von dem einen nur, dem du
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Das Leben spartest...
|
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Saladin. Ah! woran erinnerst
|
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Du mich!--Hab ich doch diesen Jüngling ganz
|
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Vergessen!--Kennst du ihn?--Wo ist er?
|
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|
Nathan. Wie?
|
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So weißt du nicht, wieviel von deiner Gnade
|
|
Für ihn, durch ihn auf mich geflossen? Er,
|
|
Er mit Gefahr des neu erhaltnen Lebens,
|
|
Hat meine Tochter aus dem Feu'r gerettet.
|
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|
|
Saladin.
|
|
Er? Hat er das?--Ha! darnach sah er aus.
|
|
Das hätte traun mein Bruder auch getan,
|
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Dem er so ähnelt!--Ist er denn noch hier?
|
|
So bring ihn her!--Ich habe meiner Schwester
|
|
Von diesem ihren Bruder, den sie nicht
|
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Gekannt, so viel erzählet, daß ich sie
|
|
Sein Ebenbild doch auch muß sehen lassen!--
|
|
Geh, hol ihn!--Wie aus einer guten Tat,
|
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Gebar sie auch schon bloße Leidenschaft,
|
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Doch so viel andre gute Taten fließen!
|
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Geh, hol ihn!
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Nathan (indem er Saladins Hand fahren läßt).
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|
Augenblicks! Und bei dem andern
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Bleibt es doch auch? (Ab.)
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Saladin. Ah! daß ich meine Schwester
|
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Nicht horchen lassen!--Zu ihr! zu ihr!--Denn
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Wie soll ich alles das ihr nun erzählen?
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(Ab von der andern Seite.)
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Achter Auftritt
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Die Szene: unter den Palmen, in der Nähe des Klosters, wo der
|
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Tempelherr Nathans wartet.
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Tempelherr (geht, mit sich selbst kämpfend, auf und ab; bis er
|
|
losbricht).
|
|
--Hier hält das Opfertier ermüdet still.--
|
|
Nun gut! Ich mag nicht, mag nicht näher wissen,
|
|
Was in mir vorgeht; mag voraus nicht wittern,
|
|
Was vorgehn wird.--Genug, ich bin umsonst
|
|
Geflohn! umsonst.--Und weiter konnt' ich doch
|
|
Auch nichts, als fliehn!--Nun komm', was kommen soll!--
|
|
Ihm auszubeugen, war der Streich zu schnell
|
|
Gefallen; unter den zu kommen, ich
|
|
So lang und viel mich weigerte.--Sie sehn,
|
|
Die ich zu sehn so wenig lüstern war,
|
|
Sie sehn, und der Entschluß, sie wieder aus
|
|
Den Augen nie zu lassen.--Was Entschluß?
|
|
Entschluß ist Vorsatz, Tat: und ich, ich litt',
|
|
Ich litte bloß.--Sie sehn, und das Gefühl
|
|
An sie verstrickt, in sie verwebt zu sein,
|
|
War eins.--Bleibt eins.--Von ihr getrennt
|
|
Zu leben, ist mir ganz undenkbar; wär'
|
|
Mein Tod,--und wo wir immer nach dem Tode
|
|
Noch sind, auch da mein Tod.--Ist das nun Liebe:
|
|
So--liebt der Tempelritter freilich,--liebt
|
|
Der Christ das Judenmädchen freilich.--Hm!
|
|
Was tut's?--Ich hab in dem gelobten Lande,--
|
|
Und drum auch mir gelobt auf immerdar!--
|
|
Der Vorurteile mehr schon abgelegt.--
|
|
Was will mein Orden auch? Ich Tempelherr
|
|
Bin tot; war von dem Augenblick ihm tot,
|
|
Der mich zu Saladins Gefangnen machte.
|
|
Der Kopf, den Saladin mir schenkte, wär'
|
|
Mein alter?--Ist ein neuer; der von allem
|
|
Nichts weiß, was jenem eingeplaudert ward,
|
|
Was jenen band.--Und ist ein beßrer; für
|
|
Den väterlichen Himmel mehr gemacht.
|
|
Das spür ich ja. Denn erst mit ihm beginn
|
|
Ich so zu denken, wie mein Vater hier
|
|
Gedacht muß haben; wenn man Märchen nicht
|
|
Von ihm mir vorgelegen.--Märchen?--doch
|
|
Ganz glaubliche; die glaublicher mir nie,
|
|
Als itzt geschienen, da ich nur Gefahr
|
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Zu straucheln laufe, wo er fiel.--Er fiel?
|
|
Ich will mit Männern lieber fallen, als
|
|
Mit Kindern stehn.--Sein Beispiel bürget mir
|
|
Für seinen Beifall. Und an wessen Beifall
|
|
Liegt mir denn sonst?--An Nathans?--O an dessen
|
|
Ermuntrung mehr, als Beifall, kann es mir
|
|
Noch weniger gebrechen.--Welch ein Jude!--
|
|
Und der so ganz nur Jude scheinen will!
|
|
Da kömmt er; kömmt mit Hast; glüht heitre Freude.
|
|
Wer kam vom Saladin je anders?--He!
|
|
He, Nathan!
|
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|
|
|
|
Neunter Auftritt
|
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|
Nathan und der Tempelherr.
|
|
|
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|
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Nathan. Wie? seid Ihr's?
|
|
|
|
Tempelherr. Ihr habt
|
|
Sehr lang' Euch bei dem Sultan aufgehalten.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
So lange nun wohl nicht. Ich ward im Hingehn
|
|
Zu viel verweilt.--Ah, wahrlich, Curd; der Mann
|
|
Steht seinen Ruhm. Sein Ruhm ist bloß sein Schatten.
|
|
Doch laßt vor allen Dingen Euch geschwind
|
|
Nur sagen...
|
|
|
|
Tempelherr. Was?
|
|
|
|
Nathan. Er will Euch sprechen; will,
|
|
Daß ungesäumt Ihr zu ihm kommt. Begleitet
|
|
Mich nur nach Hause, wo ich noch für ihn
|
|
Erst etwas anders zu verfügen habe:
|
|
Und dann, so gehn wir!
|
|
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|
Tempelherr. Nathan, Euer Haus
|
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Betret ich wieder eher nicht...
|
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|
Nathan. So seid
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Ihr doch indes schon da gewesen? habt
|
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Indes sie doch gesprochen?--Nun?--Sagt: wie
|
|
Gefällt Euch Recha?
|
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|
Tempelherr. Über allen Ausdruck!
|
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Allein,--sie wiedersehn--das werd ich nie!
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Nie! nie!--Ihr müßtet mir zur Stelle denn
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Versprechen:--daß ich sie auf immer, immer--
|
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Soll können sehn.
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Nathan. Wie wollt Ihr, daß ich das
|
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Versteh?
|
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Tempelherr (nach einer kurzen Pause ihm plötzlich um den Hals fallend).
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Mein Vater!
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Nathan.--Junger Mann!
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Tempelherr (ihn ebenso plötzlich wieder lassend).
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Nicht Sohn?--
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Ich bitt Euch, Nathan!--
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Nathan. Lieber junger Mann!
|
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Tempelherr.
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Nicht Sohn?--Ich bitt Euch, Nathan!--Ich beschwör
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Euch bei den ersten Banden der Natur!--
|
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Zieht ihnen spätre Fesseln doch nicht vor!--
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Begnügt Euch doch ein Mensch zu sein!--Stoßt mich
|
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Nicht von Euch!
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Nathan. Lieber, lieber Freund!...
|
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|
Tempelherr. Und Sohn?
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Sohn nicht?--Auch dann nicht, dann nicht einmal, wenn
|
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Erkenntlichkeit zum Herzen Eurer Tochter
|
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Der Liebe schon den Weg gebahnet hätte?
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Auch dann nicht einmal, wenn in eins zu schmelzen,
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Auf Euern Wink nur beide warteten?--
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Ihr schweigt?
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Nathan. Ihr überrascht mich, junger Ritter.
|
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|
|
Tempelherr.
|
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Ich überrasch Euch?--überrasch Euch, Nathan,
|
|
Mit Euern eigenen Gedanken?--Ihr
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Verkennt sie doch in meinem Munde nicht?--
|
|
Ich überrasch Euch?
|
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Nathan. Eh' ich einmal weiß,
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Was für ein Stauffen Euer Vater denn
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Gewesen ist!
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|
Tempelherr. Was sagt Ihr, Nathan? was?
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|
In diesem Augenblicke fühlt Ihr nichts
|
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Als Neubegier?
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Nathan. Denn seht! Ich habe selbst
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Wohl einen Stauffen ehedem gekannt,
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Der Conrad hieß.
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Tempelherr. Nun,--wenn mein Vater denn
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Nun ebenso geheißen hätte?
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Nathan. Wahrlich?
|
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|
Tempelherr.
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Ich heiße selber ja nach meinem Vater: Curd
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Ist Conrad.
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Nathan. Nun--so war mein Conrad doch
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Nicht Euer Vater. Denn mein Conrad war,
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Was Ihr; war Tempelherr; war nie vermählt.
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Tempelherr.
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O darum!
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Nathan. Wie?
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Tempelherr. O darum könnt' er doch
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Mein Vater wohl gewesen sein.
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Nathan. Ihr scherzt.
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Tempelherr.
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Und Ihr nehmt's wahrlich zu genau!--Was wär's
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Denn nun? So was von Bastard oder Bankert!
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Der Schlag ist auch nicht zu verachten.--Doch
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Entlaßt mich immer meiner Ahnenprobe.
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Ich will Euch Eurer wiederum entlassen.
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Nicht zwar, als ob ich den geringsten Zweifel
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In Euern Stammbaum setzte. Gott behüte!
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Ihr könnt ihn Blatt vor Blatt bis Abraham
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Hinauf belegen. Und von da so weiter,
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Weiß ich ihn selbst; will ich ihn selbst beschwören.
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Nathan.
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Ihr werdet bitter.--Doch verdien ich's?--Schlug
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Ich denn Euch schon was ab?--Ich will Euch ja
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Nur bei dem Worte nicht den Augenblick
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So fassen.--Weiter nichts.
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Tempelherr. Gewiß?--Nichts weiter?
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O so vergebt!...
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Nathan. Nun kommt nur, kommt!
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Tempelherr. Wohin?
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Nein!--Mit in Euer Haus?--Das nicht! das nicht!--
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Da brennt's!--Ich will Euch hier erwarten. Geht!--
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Soll ich sie wiedersehn: so seh ich sie
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Noch oft genug. Wo nicht: so sah ich sie
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Schon viel zu viel...
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Nathan. Ich will mich möglichst eilen.
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Zehnter Auftritt
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Der Tempelherr und bald darauf Daja.
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Tempelherr.
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Schon mehr als g'nug!--Des Menschen Hirn faßt so
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Unendlich viel; und ist doch manchmal auch
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So plötzlich voll! von einer Kleinigkeit
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So plötzlich voll!--Taugt nichts, taugt nichts; es sei
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Auch voll wovon es will.--Doch nur Geduld!
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Die Seele wirkt den aufgedunsnen Stoff
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Bald ineinander, schafft sich Raum, und Licht
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Und Ordnung kommen wieder.--Lieb ich denn
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Zum ersten Male?--Oder war, was ich
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Als Liebe kenne, Liebe nicht?--Ist Liebe
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Nur was ich itzt empfinde?...
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Daja (die sich von der Seite herbeigeschlichen).
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Ritter! Ritter!
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Tempelherr.
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Wer ruft?--Ha, Daja, Ihr?
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Daja. Ich habe mich
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Bei ihm vorbeigeschlichen. Aber noch
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Könnt' er uns sehn, wo Ihr da steht.--Drum kommt
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Doch näher zu mir, hinter diesen Baum.
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Tempelherr.
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Was gibt's denn?--So geheimnisvoll?--Was ist's?
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Daja.
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Ja wohl betrifft es ein Geheimnis, was
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Mich zu Euch bringt; und zwar ein doppeltes.
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Das eine weiß nur ich; das andre wißt
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Nur Ihr.--Wie wär' es, wenn wir tauschten?
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Vertraut mir Euers: so vertrau ich Euch
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Das meine.
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Tempelherr. Mit Vergnügen.--Wenn ich nur
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Erst weiß, was Ihr für meines achtet. Doch
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Das wird aus Euerm wohl erhellen.--Fangt
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Nur immer an.
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Daja. Ei denkt doch!--Nein, Herr Ritter.
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Erst Ihr; ich folge.--Denn versichert, mein
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Geheimnis kann Euch gar nichts nutzen, wenn
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Ich nicht zuvor das Eure habe.--Nur
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Geschwind!--Denn frag ich's Euch erst ab: so habt
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Ihr nichts vertrauet. Mein Geheimnis dann
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Bleibt mein Geheimnis; und das Eure seid
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Ihr los.--Doch armer Ritter!--Daß Ihr Männer
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Ein solch Geheimnis vor uns Weibern haben
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Zu können, auch nur glaubt!
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Tempelherr. Das wir zu haben
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Oft selbst nicht wissen.
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Daja. Kann wohl sein. Drum muß
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Ich freilich erst, Euch selbst damit bekannt
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Zu machen, schon die Freundschaft haben.--Sagt--
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Was hieß denn das, daß Ihr so Knall und Fall
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Euch aus dem Staube machtet? daß Ihr uns
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So sitzenließet?--daß Ihr nun mit Nathan
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Nicht wiederkommt?--Hat Recha denn so wenig
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Auf Euch gewirkt? wie? oder auch, so viel?--
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So viel! so viel!--Lehrt Ihr des armen Vogels,
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Der an der Rute klebt, Geflattre mich
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Doch kennen!--Kurz: gesteht es mir nur gleich,
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Daß Ihr sie liebt, liebt bis zum Unsinn; und
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Ich sag Euch was...
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Tempelherr. Zum Unsinn? Wahrlich; Ihr
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Versteht Euch trefflich drauf.
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Daja. Nun gebt mir nur
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Die Liebe zu; den Unsinn will ich Euch
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Erlassen.
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Tempelherr. Weil er sich von selbst versteht?--
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Ein Tempelherr ein Judenmädchen lieben!...
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Daja.
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Scheint freilich wenig Sinn zu haben.--Doch
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Zuweilen ist des Sinns in einer Sache
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Auch mehr, als wir vermuten; und es wäre
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So unerhört doch nicht, daß uns der Heiland
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Auf Wegen zu sich zöge, die der Kluge
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Von selbst nicht leicht betreten würde.
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Tempelherr. Das
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So feierlich?--(Und setz ich statt des Heilands
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Die Vorsicht: hat sie denn nicht recht?--) Ihr macht
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Mich neubegieriger, als ich wohl sonst
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Zu sein gewohnt bin.
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Daja. Oh! das ist das Land
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Der Wunder!
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Tempelherr. (Nun!--des Wunderbaren. Kann
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Es auch wohl anders sein? Die ganze Welt
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Drängt sich ja hier zusammen.)--Liebe Daja,
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Nehmt für gestanden an, was Ihr verlangt:
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Daß ich sie liebe; daß ich nicht begreife,
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Wie ohne sie ich leben werde; daß...
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Daja.
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Gewiß? gewiß?--So schwört mir, Ritter, sie
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Zur Eurigen zu machen; sie zu retten:
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Sie zeitlich hier, sie ewig dort zu retten.
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Tempelherr.
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Und wie?--Wie kann ich?--Kann ich schwören, was
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In meiner Macht nicht steht?
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Daja. In Eurer Macht
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Steht es. Ich bring es durch ein einzig Wort
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In Eure Macht.
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Tempelherr. Daß selbst der Vater nichts
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Dawider hätte?
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Daja. Ei, was Vater! Vater!
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Der Vater soll schon müssen.
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Tempelherr. Müssen, Daja?--
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Noch ist er unter Räuber nicht gefallen.
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Er muß nicht müssen.
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Daja. Nun, so muß er wollen;
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Muß gern am Ende wollen.
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Tempelherr. Muß und gern!--
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|
Doch, Daja, wenn ich Euch nun sage, daß
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|
Ich selber diese Sait' ihm anzuschlagen
|
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Bereits versucht?
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|
Daja. Was? und er fiel nicht ein?
|
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|
Tempelherr.
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Er fiel mit einem Mißlaut ein, der mich--
|
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Beleidigte.
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Daja. Was sagt Ihr?--Wie? Ihr hättet
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Den Schatten eines Wunsches nur nach Recha
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Ihm blicken lassen: und er wär' vor Freuden
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Nicht aufgesprungen? hätte frostig sich
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Zurückgezogen? hätte Schwierigkeiten
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Gemacht?
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Tempelherr. So ungefähr.
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|
Daja. So will ich denn
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Mich länger keinen Augenblick bedenken.
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(Pause.)
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|
Tempelherr.
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|
Und Ihr bedenkt Euch doch?
|
|
|
|
Daja. Der Mann ist sonst
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|
So gut!--Ich selber bin so viel ihm schuldig!--
|
|
Daß er doch gar nicht hören will!--Gott weiß,
|
|
Das Herze blutet mir, ihn so zu zwingen.
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|
Tempelherr.
|
|
Ich bitt Euch, Daja, setzt mich kurz und gut
|
|
Aus dieser Ungewißheit. Seid Ihr aber
|
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Noch selber ungewiß; ob, was Ihr vorhabt,
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Gut oder böse, schändlich oder löblich
|
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Zu nennen:--schweigt!--Ich will vergessen, daß
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Ihr etwas zu verschweigen habt.
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Daja. Das spornt,
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Anstatt zu halten. Nun; so wißt denn: Recha
|
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Ist keine Jüdin; ist--ist eine Christin.
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Tempelherr (kalt).
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So? Wünsch Euch Glück! Hat's schwer gehalten? Laßt
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Euch nicht die Wehen schrecken!--Fahret ja
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Mit Eifer fort, den Himmel zu bevölkern:
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Wenn Ihr die Erde nicht mehr könnt!
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|
Daja. Wie, Ritter?
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Verdienet meine Nachricht diesen Spott?
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Daß Recha eine Christin ist: das freuet
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Euch, einen Christen, einen Tempelherrn,
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Der Ihr sie liebt, nicht mehr?
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Tempelherr. Besonders, da
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Sie eine Christin ist von Eurer Mache.
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Daja.
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|
Ah! so versteht Ihr's? So mag's gelten!--Nein!
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Den will ich sehn, der die bekehren soll!
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Ihr Glück ist, längst zu sein, was sie zu werden
|
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Verdorben ist.
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Tempelherr. Erklärt Euch, oder--geht!
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Daja.
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Sie ist ein Christenkind, von Christeneltern
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Geboren; ist getauft...
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Tempelherr (hastig). Und Nathan?
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|
Daja. Nicht
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Ihr Vater!
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Tempelherr. Nathan nicht ihr Vater?--Wißt
|
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Ihr, was Ihr sagt?
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Daja. Die Wahrheit, die so oft
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Mich blut'ge Tränen weinen machen.--Nein,
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|
Er ist ihr Vater nicht...
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Tempelherr. Und hätte sie
|
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Als seine Tochter nur erzogen? hätte
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Das Christenkind als eine Jüdin sich
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Erzogen?
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Daja. Ganz gewiß.
|
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|
Tempelherr. Sie wüßte nicht,
|
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Was sie geboren sei?--Sie hätt' es nie
|
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Von ihm erfahren, daß sie eine Christin
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Geboren sei, und keine Jüdin?
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|
Daja. Nie!
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Tempelherr.
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Er hätt' in diesem Wahne nicht das Kind
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Bloß auferzogen? ließ das Mädchen noch
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In diesem Wahne?
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|
Daja. Leider!
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Tempelherr. Nathan--Wie?
|
|
Der weise gute Nathan hätte sich
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Erlaubt, die Stimme der Natur so zu
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Verfälschen?--Die Ergießung eines Herzens
|
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So zu verrenken, die, sich selbst gelassen,
|
|
Ganz andre Wege nehmen würde?--Daja,
|
|
Ihr habt mir allerdings etwas vertraut--
|
|
Von Wichtigkeit,--was Folgen haben kann,--
|
|
Was mich verwirrt,--worauf ich gleich nicht weiß,
|
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Was mir zu tun.--Drum laßt mir Zeit.--Drum geht!
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Er kömmt hier wiederum vorbei. Er möcht'
|
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Uns überfallen. Geht!
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|
Daja. Ich wär' des Todes!
|
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|
Tempelherr.
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Ich bin ihn itzt zu sprechen ganz und gar
|
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Nicht fähig. Wenn Ihr ihm begegnet, sagt
|
|
Ihm nur, daß wir einander bei dem Sultan
|
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Schon finden würden.
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Daja. Aber laßt Euch ja
|
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Nichts merken gegen ihn.--Das soll nur so
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Den letzten Druck dem Dinge geben; soll
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Euch, Rechas wegen, alle Skrupel nur
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Benehmen!--Wenn Ihr aber dann sie nach
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Europa führt: so laßt Ihr doch mich nicht
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Zurück?
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Tempelherr. Das wird sich finden. Geht nur, geht!
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Vierter Aufzug
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Erster Auftritt
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(Szene: in den Kreuzgängen des Klosters.)
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Der Klosterbruder und bald darauf der Tempelherr.
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Klosterbruder.
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Ja, ja! er hat schon recht, der Patriarch!
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Es hat mir freilich noch von alledem
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Nicht viel gelingen wollen, was er mir
|
|
So aufgetragen.--Warum trägt er mir
|
|
Auch lauter solche Sachen auf?--Ich mag
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Nicht fein sein; mag nicht überreden; mag
|
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Mein Näschen nicht in alles stecken; mag
|
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Mein Händchen nicht in allem haben.--Bin
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Ich darum aus der Welt geschieden, ich
|
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Für mich; um mich für andre mit der Welt
|
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Noch erst recht zu verwickeln?
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Tempelherr (mit Hast auf ihn zukommend).
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Guter Bruder!
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Da seid Ihr ja. Ich hab Euch lange schon
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Gesucht.
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Klosterbruder. Mich, Herr?
|
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|
Tempelherr. Ihr kennt mich schon nicht mehr?
|
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|
Klosterbruder.
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Doch, doch! Ich glaubte nur, daß ich den Herrn
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|
In meinem Leben wieder nie zu sehn
|
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Bekommen würde. Denn ich hofft' es zu
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Dem lieben Gott.--Der liebe Gott, der weiß,
|
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Wie sauer mir der Antrag ward, den ich
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Dem Herrn zu tun verbunden war. Er weiß,
|
|
Ob ich gewünscht, ein offnes Ohr bei Euch
|
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Zu finden; weiß, wie sehr ich mich gefreut,
|
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Im Innersten gefreut, daß Ihr so rund
|
|
Das alles, ohne viel Bedenken, von
|
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Euch wies't, was einem Ritter nicht geziemt.--
|
|
Nun kommt Ihr doch; nun hat's doch nachgewirkt!
|
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|
|
Tempelherr.
|
|
Ihr wißt es schon, warum ich komme? Kaum
|
|
Weiß ich es selbst.
|
|
|
|
Klosterbruder. Ihr habt's nun überlegt;
|
|
Habt nun gefunden, daß der Patriarch
|
|
So unrecht doch nicht hat; daß Ehr' und Geld
|
|
Durch seinen Anschlag zu gewinnen; daß
|
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Ein Feind ein Feind ist, wenn er unser Engel
|
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Auch siebenmal gewesen wäre. Das,
|
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Das habt Ihr nun mit Fleisch und Blut erwogen,
|
|
Und kommt, und tragt Euch wieder an.--Ach Gott!
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|
|
Tempelherr.
|
|
Mein frommer, lieber Mann! gebt Euch zufrieden.
|
|
Deswegen komm ich nicht; deswegen will
|
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Ich nicht den Patriarchen sprechen. Noch,
|
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Noch denk ich über jenen Punkt, wie ich
|
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Gedacht, und wollt' um alles in der Welt
|
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Die gute Meinung nicht verlieren, deren
|
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Mich ein so grader, frommer, lieber Mann
|
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Einmal gewürdiget.--Ich komme bloß,
|
|
Den Patriarchen über eine Sache
|
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Um Rat zu fragen...
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Klosterbruder. Ihr den Patriarchen?
|
|
Ein Ritter, einen--Pfaffen?
|
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(Sich schüchtern umsehend.)
|
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|
Tempelherr. Ja;--die Sach'
|
|
Ist ziemlich pfäffisch.
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Klosterbruder. Gleichwohl fragt der Pfaffe
|
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Den Ritter nie, die Sache sei auch noch
|
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So ritterlich.
|
|
|
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Tempelherr. Weil er das Vorrecht hat,
|
|
Sich zu vergehn; das unsereiner ihm
|
|
Nicht sehr beneidet.--Freilich, wenn ich nur
|
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Für mich zu handeln hätte; freilich, wenn
|
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Ich Rechenschaft nur mir zu geben hätte:
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|
Was braucht' ich Euers Patriarchen? Aber
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Gewisse Dinge will ich lieber schlecht,
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|
Nach andrer Willen, machen; als allein
|
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Nach meinem, gut.--Zudem, ich seh nun wohl,
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|
Religion ist auch Partei; und wer
|
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Sich drob auch noch so unparteiisch glaubt,
|
|
Hält, ohn' es selbst zu wissen, doch nur seiner
|
|
Die Stange. Weil das einmal nun so ist:
|
|
Wird's so wohl recht sein.
|
|
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Klosterbruder. Dazu schweig ich lieber.
|
|
Denn ich versteh den Herrn nicht recht.
|
|
|
|
Tempelherr. Und doch!--
|
|
(Laß sehn, warum mir eigentlich zu tun!
|
|
Um Machtspruch oder Rat?--Um lautern, oder
|
|
Gelehrten Rat?)--Ich dank Euch, Bruder; dank
|
|
Euch für den guten Wink.--Was Patriarch?--
|
|
Seid Ihr mein Patriarch! Ich will ja doch
|
|
Den Christen mehr im Patriarchen, als
|
|
Den Patriarchen in dem Christen fragen.--
|
|
Die Sach' ist die...
|
|
|
|
Klosterbruder. Nicht weiter, Herr, nicht weiter!
|
|
Wozu?--Der Herr verkennt mich.--Wer viel weiß,
|
|
Hat viel zu sorgen; und ich habe ja
|
|
Mich einer Sorge nur gelobt.--O gut!
|
|
Hört! seht! Dort kömmt, zu meinem Glück, er selbst.
|
|
Bleibt hier nur stehn. Er hat Euch schon erblickt.
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|
|
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|
|
|
|
Zweiter Auftritt
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|
|
Der Patriarch, welcher mit allem geistlichen Pomp den einen Kreuzgang
|
|
heraufkommt, und die Vorigen.
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|
|
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|
Tempelherr.
|
|
Ich wich' ihm lieber aus.--Wär' nicht mein Mann!
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|
Ein dicker, roter, freundlicher Prälat!
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|
Und welcher Prunk!
|
|
|
|
Klosterbruder. Ihr solltet ihn erst sehn
|
|
Nach Hofe sich erheben. Itzo kömmt
|
|
Er nur von einem Kranken.
|
|
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|
Tempelherr. Wie sich da
|
|
Nicht Saladin wird schämen müssen!
|
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|
Patriarch (indem er näherkommt, winkt dem Bruder). Hier!--
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|
Das ist ja wohl der Tempelherr. Was will
|
|
Er?
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|
Klosterbruder. Weiß nicht.
|
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|
|
Patriarch (auf ihn zugehend, indem der Bruder und das Gefolge
|
|
zurücktreten).
|
|
Nun, Herr Ritter!--Sehr erfreut,
|
|
Den braven jungen Mann zu sehn!--Ei, noch
|
|
So gar jung!--Nun, mit Gottes Hilfe, daraus
|
|
Kann etwas werden.
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|
Tempelherr. Mehr, ehrwürd'ger Herr,
|
|
Wohl schwerlich, als schon ist. Und eher noch,
|
|
Was weniger.
|
|
|
|
Patriarch. Ich wünsche wenigstens,
|
|
Daß so ein frommer Ritter lange noch
|
|
Der lieben Christenheit, der Sache Gottes
|
|
Zu Ehr' und Frommen blühn und grünen möge!
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|
Das wird denn auch nicht fehlen, wenn nur fein
|
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Die junge Tapferkeit dem reifen Rate
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Des Alters folgen will!--Womit wär' sonst
|
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Dem Herrn zu dienen?
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Tempelherr. Mit dem nämlichen,
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Woran es meiner Jugend fehlt: mit Rat.
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Patriarch.
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Recht gern!--Nur ist der Rat auch anzunehmen.
|
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|
Tempelherr.
|
|
Doch blindlings nicht?
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Patriarch. Wer sagt denn das?--Ei freilich
|
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Muß niemand die Vernunft, die Gott ihm gab,
|
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Zu brauchen unterlassen,--wo sie hin-
|
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Gehört.--Gehört sie aber überall
|
|
Denn hin?--O nein!--Zum Beispiel: wenn uns Gott
|
|
Durch einen seiner Engel,--ist zu sagen,
|
|
Durch einen Diener seines Worts,--ein Mittel
|
|
Bekannt zu machen würdiget, das Wohl
|
|
Der ganzen Christenheit, das Heil der Kirche,
|
|
Auf irgendeine ganz besondre Weise
|
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Zu fördern, zu befestigen: wer darf
|
|
Sich da noch unterstehn, die Willkür des,
|
|
Der die Vernunft erschaffen, nach Vernunft
|
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Zu untersuchen? und das ewige
|
|
Gesetz der Herrlichkeit des Himmels, nach
|
|
Den kleinen Regeln einer eiteln Ehre
|
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Zu prüfen?--Doch hiervon genug.--Was ist
|
|
Es denn, worüber unsern Rat für itzt
|
|
Der Herr verlangt?
|
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Tempelherr. Gesetzt, ehrwürd'ger Vater,
|
|
Ein Jude hätt' ein einzig Kind,--es sei
|
|
Ein Mädchen,--das er mit der größten Sorgfalt
|
|
Zu allem Guten auferzogen, das
|
|
Er liebe mehr als seine Seele, das
|
|
Ihn wieder mit der frömmsten Liebe liebe.
|
|
Und nun würd' unsereinem hinterbracht,
|
|
Dies Mädchen sei des Juden Tochter nicht;
|
|
Er hab' es in der Kindheit aufgelesen,
|
|
Gekauft, gestohlen,--was Ihr wollt; man wisse,
|
|
Das Mädchen sei ein Christenkind, und sei
|
|
Getauft; der Jude hab' es nur als Jüdin
|
|
Erzogen; lass' es nur als Jüdin und
|
|
Als seine Tochter so verharren:--sagt,
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|
Ehrwürd'ger Vater, was wär' hierbei wohl
|
|
Zu tun?
|
|
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|
Patriarch. Mich schaudert!--Doch zu allererst
|
|
Erkläre sich der Herr, ob so ein Fall
|
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Ein Faktum oder eine Hypothes'.
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Das ist zu sagen: ob der Herr sich das
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Nur bloß so dichtet, oder ob's geschehn,
|
|
Und fortfährt zu geschehn.
|
|
|
|
Tempelherr. Ich glaubte, das
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Sei eins, um Euer Hochehrwürden Meinung
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|
Bloß zu vernehmen.
|
|
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|
Patriarch. Eins?--Da seh' der Herr
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|
Wie sich die stolze menschliche Vernunft
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Im Geistlichen doch irren kann.--Mitnichten!
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Denn ist der vorgetragne Fall nur so
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Ein Spiel des Witzes: so verlohnt es sich
|
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Der Mühe nicht, im Ernst ihn durchzudenken.
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Ich will den Herrn damit auf das Theater
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Verwiesen haben, wo dergleichen pro
|
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Et contra sich mit vielem Beifall könnte
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Behandeln lassen.--Hat der Herr mich aber
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Nicht bloß mit einer theatral'schen Schnurre
|
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Zum besten; ist der Fall ein Faktum; hätt'
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|
Er sich wohl gar in unsrer Diözes',
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In unsrer lieben Stadt Jerusalem
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Ereignet:--ja alsdann--
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Tempelherr. Und was alsdann?
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Patriarch.
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Dann wäre an dem Juden fördersamst
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Die Strafe zu vollziehn, die päpstliches
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Und kaiserliches Recht so einem Frevel,
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So einer Lastertat bestimmen.
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Tempelherr. So?
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Patriarch.
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Und zwar bestimmen obbesagte Rechte
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Dem Juden, welcher einen Christen zur
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Apostasie verführt,--den Scheiterhaufen,
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Den Holzstoß--
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Tempelherr. So?
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Patriarch. Und wieviel mehr dem Juden,
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Der mit Gewalt ein armes Christenkind
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Dem Bunde seiner Tauf' entreißt! Denn ist
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Nicht alles, was man Kindern tut, Gewalt?--
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Zu sagen:--ausgenommen, was die Kirch'
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An Kindern tut.
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Tempelherr. Wenn aber nun das Kind,
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Erbarmte seiner sich der Jude nicht,
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Vielleicht im Elend umgekommen wäre?
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Patriarch.
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Tut nichts! der Jude wird verbrannt!--Denn besser,
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Es wäre hier im Elend umgekommen,
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Als daß zu seinem ewigen Verderben
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Es so gerettet ward.--Zudem, was hat
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Der Jude Gott denn vorzugreifen? Gott
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Kann, wen er retten will, schon ohn' ihn retten.
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Tempelherr.
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Auch trotz ihm, sollt' ich meinen,--selig machen.
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Patriarch.
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Tut nichts! der Jude wird verbrannt.
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Tempelherr. Das geht
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Mir nah'! Besonders, da man sagt, er habe
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Das Mädchen nicht sowohl in seinem, als
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Vielmehr in keinem Glauben auferzogen,
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Und sie von Gott nicht mehr nicht weniger
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Gelehrt, als der Vernunft genügt.
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Patriarch. Tut nichts!
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Der Jude wird verbrannt... Ja, wär' allein
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Schon dieserwegen wert, dreimal verbrannt
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Zu werden!--Was? ein Kind ohn' allen Glauben
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Erwachsen lassen?--Wie? die große Pflicht,
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Zu glauben, ganz und gar ein Kind nicht lehren?
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Das ist zu arg! Mich wundert sehr, Herr Ritter,
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Euch selbst...
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Tempelherr. Ehrwürd'ger Herr, das übrige,
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Wenn Gott will, in der Beichte. (Will gehn.)
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Patriarch. Was? mir nun
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Nicht einmal Rede stehn?--Den Bösewicht,
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Den Juden mir nicht nennen?--mir ihn nicht
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Zur Stelle schaffen?--O da weiß ich Rat!
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Ich geh sogleich zum Sultan.--Saladin,
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Vermöge der Kapitulation,
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Die er beschworen, muß uns, muß uns schützen;
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Bei allen Rechten, allen Lehren schützen,
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Die wir zu unsrer Allerheiligsten
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Religion nur immer rechnen dürfen!
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Gottlob! wir haben das Original.
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Wir haben seine Hand, sein Siegel. Wir!--
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Auch mach ich ihm gar leicht begreiflich, wie
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Gefährlich selber für den Staat es ist,
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Nichts glauben! Alle bürgerliche Bande
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Sind aufgelöset, sind zerrissen, wenn
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Der Mensch nichts glauben darf.--Hinweg! hinweg
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Mit solchem Frevel!...
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Tempelherr. Schade, daß ich nicht
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Den trefflichen Sermon mit beßrer Muße
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Genießen kann! Ich bin zum Saladin
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Gerufen.
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Patriarch. Ja?--Nun so--Nun freilich--Dann--
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Tempelherr.
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Ich will den Sultan vorbereiten, wenn
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Es Eurer Hochehrwürden so gefällt.
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Patriarch.
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Oh, oh!--Ich weiß, der Herr hat Gnade funden
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Vor Saladin!--Ich bitte meiner nur
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Im Besten bei ihm eingedenk zu sein.--
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Mich treibt der Eifer Gottes lediglich.
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Was ich zuviel tu, tu ich ihm.--Das wolle
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Doch ja der Herr erwägen!--Und nicht wahr,
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Herr Ritter? das vorhin Erwähnte von
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Dem Juden, war nur ein Problema?--ist
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Zu sagen--
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Tempelherr. Ein Problema. (Geht ab.)
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Patriarch. (Dem ich tiefer
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Doch auf den Grund zu kommen suchen muß.
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Das wär' so wiederum ein Auftrag für
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Den Bruder Bonafides.)--Hier, mein Sohn!
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(Er spricht im Abgehn mit dem Klosterbruder.)
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Dritter Auftritt
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(Szene: ein Zimmer im Palaste des Saladin, in welches von Sklaven
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eine Menge Beutel getragen, und auf dem Boden nebeneinandergestellt
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werden.)
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Saladin und bald darauf Sittah.
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Saladin (der dazukömmt).
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Nun wahrlich! das hat noch kein Ende.--Ist
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Des Dings noch viel zurück?
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Ein Sklave. Wohl noch die Hälfte.
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Saladin.
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So tragt das übrige zu Sittah.--Und
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Wo bleibt Al-Hafi? Das hier soll sogleich
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Al-Hafi zu sich nehmen.--Oder ob
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Ich's nicht vielmehr dem Vater schicke? Hier
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Fällt mir es doch nur durch die Finger.--Zwar
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Man wird wohl endlich hart; und nun gewiß
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Soll's Künste kosten, mir viel abzuzwacken.
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Bis wenigstens die Gelder aus Ägypten
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Zur Stelle kommen, mag das Armut sehn,
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Wie's fertig wird!--Die Spenden bei dem Grabe,
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Wenn die nur fortgehn! Wenn die Christenpilger
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Mit leeren Händen nur nicht abziehn dürfen!
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Wenn nur--
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Sittah. Was soll nun das? Was soll das Geld
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Bei mir?
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Saladin. Mach dich davon bezahlt; und leg
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Auf Vorrat, wenn was übrigbleibt.
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Sittah. Ist Nathan
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Noch mit dem Tempelherrn nicht da?
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Saladin. Er sucht
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Ihn aller Orten.
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Sittah. Sieh doch, was ich hier,
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Indem mir so mein alt Geschmeide durch
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Die Hände geht, gefunden.
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(Ihm ein klein Gemälde zeigend.)
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Saladin. Ha! mein Bruder!
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Das ist er, ist er!--War er! war er! ah!--
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Ah wackrer lieber Junge, daß ich dich
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So früh verlor! Was hätt' ich erst mit dir,
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An deiner Seit' erst unternommen!--Sittah,
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Laß mir das Bild. Auch kenn ich's schon: er gab
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Es deiner ältern Schwester, seiner Lilla,
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Die eines Morgens ihn so ganz und gar
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Nicht aus den Armen lassen wollt'. Es war
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Der letzte, den er ausritt.--Ah, ich ließ
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Ihn reiten, und allein!--Ah, Lilla starb
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Vor Gram, und hat mir's nie vergeben, daß
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Ich so allein ihn reiten lassen.--Er
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Blieb weg!
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Sittah. Der arme Bruder!
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Saladin. Laß nur gut
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Sein!--Einmal bleiben wir doch alle weg!--
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Zudem,--wer weiß? Der Tod ist's nicht allein,
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Der einem Jüngling seiner Art das Ziel
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Verrückt. Er hat der Feinde mehr; und oft
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Erliegt der Stärkste gleich dem Schwächsten.--Nun,
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Sei wie ihm sei!--Ich muß das Bild doch mit
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Dem jungen Tempelherrn vergleichen; muß
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Doch sehn, wieviel mich meine Phantasie
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Getäuscht.
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Sittah. Nur darum bring ich's. Aber gib
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Doch, gib! Ich will dir das wohl sagen; das
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Versteht ein weiblich Aug' am besten.
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Saladin (zu einem Türsteher, der hereintritt).
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Wer
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Ist da?--der Tempelherr?--Er komm'!
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Sittah. Euch nicht
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Zu stören: ihn mit meiner Neugier nicht
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Zu irren--
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(Sie setzt sich seitwärts auf einen Sofa und läßt den Schleier fallen.)
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Saladin. Gut so! gut!--(Und nun sein Ton!
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Wie der wohl sein wird!--Assads Ton
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Schläft auch wohl wo in meiner Seele noch!)
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Vierter Auftritt
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Der Tempelherr und Saladin.
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Tempelherr.
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Ich, dein Gefangner, Sultan...
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Saladin. Mein Gefangner?
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Wem ich das Leben schenke, werd ich dem
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Nicht auch die Freiheit schenken?
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Tempelherr. Was dir ziemt
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Zu tun, ziemt mir, erst zu vernehmen, nicht
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Vorauszusetzen. Aber, Sultan,--Dank,
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Besondern Dank dir für mein Leben zu
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Beteuern, stimmt mit meinem Stand und meinem
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Charakter nicht.--Es steht in allen Fällen
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Zu deinen Diensten wieder.
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Saladin. Brauch es nur
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Nicht wider mich!--Zwar ein paar Hände mehr,
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Die gönnt' ich meinem Feinde gern. Allein
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Ihm so ein Herz auch mehr zu gönnen, fällt
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Mir schwer.--Ich habe mich mit dir in nichts
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Betrogen, braver junger Mann! Du bist
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Mit Seel' und Leib mein Assad. Sieh! ich könnte
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Dich fragen: wo du denn die ganze Zeit
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Gesteckt? in welcher Höhle du geschlafen?
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In welchem Ginnistan, von welcher guten
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Div diese Blume fort und fort so frisch
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Erhalten worden? Sieh! ich könnte dich
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Erinnern wollen, was wir dort und dort
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Zusammen ausgeführt. Ich könnte mit
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Dir zanken, daß du ein Geheimnis doch
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Vor mir gehabt! Ein Abenteuer mir
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Doch unterschlagen:--Ja das könnt' ich; wenn
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Ich dich nur säh', und nicht auch mich.--Nun, mag's!
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Von dieser süßen Träumerei ist immer
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Doch so viel wahr, daß mir in meinem Herbst
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Ein Assad wieder blühen soll.--Du bist
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Es doch zufrieden, Ritter?
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Tempelherr. Alles, was
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Von dir mir kömmt,--sei was es will--das lag
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Als Wunsch in meiner Seele.
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Saladin. Laß uns das
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Sogleich versuchen.--Bliebst du wohl bei mir?
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Um mir?--Als Christ, als Muselmann: gleichviel!
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Im weißen Mantel, oder Jamerlonk;
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Im Tulban, oder deinem Filze: wie
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Du willst! Gleichviel! Ich habe nie verlangt,
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Daß allen Bäumen eine Rinde wachse.
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Tempelherr.
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Sonst wärst du wohl auch schwerlich, der du bist:
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Der Held, der lieber Gottes Gärtner wäre.
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Saladin.
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Nun dann; wenn du nicht schlechter von mir denkst:
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So wären wir ja halb schon richtig?
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Tempelherr Ganz!
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Saladin (ihm die Hand bietend).
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Ein Wort?
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Tempelherr (einschlagend).
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Ein Mann!--Hiermit empfange mehr
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Als du mir nehmen konntest. Ganz der Deine!
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Saladin.
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Zuviel Gewinn für einen Tag! zuviel!
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Kam er nicht mit?
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Tempelherr. Wer?
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Saladin. Nathan.
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Tempelherr (frostig). Nein. Ich kam
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Allein.
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Saladin. Welch eine Tat von dir! Und welch
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Ein weises Glück, daß eine solche Tat
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Zum Besten eines solchen Mannes ausschlug.
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Tempelherr.
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Ja, ja!
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Saladin. So kalt?--Nein, junger Mann! wenn Gott
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Was Gutes durch uns tut, muß man so kalt
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Nicht sein!--selbst aus Bescheidenheit so kalt
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Nicht scheinen wollen!
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Tempelherr. Daß doch in der Welt
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Ein jedes Ding so manche Seiten hat!--
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Von denen oft sich gar nicht denken läßt,
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Wie sie zusammenpassen!
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Saladin. Halte dich
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Nur immer an die best', und preise Gott!
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Der weiß, wie sie zusammenpassen.--Aber,
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Wenn du so schwierig sein willst, junger Mann:
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So werd auch ich ja wohl auf meiner Hut
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Mich mit dir halten müssen? Leider bin
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Auch ich ein Ding von vielen Seiten, die
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Oft nicht so recht zu passen scheinen mögen.
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Tempelherr.
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Das schmerzt!--Denn Argwohn ist so wenig sonst
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Mein Fehler--
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Saladin. Nun, so sage doch, mit wem
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Du's hast?--Es schien ja gar, mit Nathan. Wie?
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Auf Nathan Argwohn? du?--Erklär dich! sprich!
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Komm, gib mir deines Zutrauns erste Probe.
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Tempelherr.
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Ich habe wider Nathan nichts. Ich zürn
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Allein mit mir--
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Saladin. Und über was?
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Tempelherr. Daß mir
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Geträumt, ein Jude könn' auch wohl ein Jude
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Zu sein verlernen; daß mir wachend so
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Geträumt.
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Saladin. Heraus mit diesem wachen Traume!
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Tempelherr.
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Du weißt von Nathans Tochter, Sultan. Was
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Ich für sie tat, das tat ich,--weil ich's tat.
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Zu stolz, Dank einzuernten, wo ich ihn
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Nicht säete, verschmäht' ich Tag für Tag,
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Das Mädchen noch einmal zu sehn. Der Vater
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War fern; er kömmt; er hört; er sucht mich auf;
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Er dankt; er wünscht, daß seine Tochter mir
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Gefallen möge; spricht von Aussicht, spricht
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Von heitern Fernen.--Nun, ich lasse mich
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Beschwatzen, komme, sehe, finde wirklich
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Ein Mädchen... Ah, ich muß mich schämen, Sultan!--
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Saladin.
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Dich schämen?--daß ein Judenmädchen auf
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Dich Eindruck machte: doch wohl nimmermehr?
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Tempelherr.
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Daß diesem Eindruck, auf das liebliche
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Geschwätz des Vaters hin, mein rasches Herz
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So wenig Widerstand entgegensetzte!--
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Ich Tropf! ich sprang zum zweitenmal ins Feuer.
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Denn nun warb ich, und nun ward ich verschmäht.
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Saladin.
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Verschmäht?
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Tempelherr. Der weise Vater schlägt nun wohl
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Mich platterdings nicht aus. Der weise Vater
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Muß aber doch sich erst erkunden, erst
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Besinnen. Allerdings! Tat ich denn das
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Nicht auch? Erkundete, besann ich denn
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Mich erst nicht auch, als sie im Feuer schrie?--
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|
Fürwahr! bei Gott! Es ist doch gar was Schönes,
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So weise, so bedächtig sein!
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Saladin. Nun, nun!
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So sieh doch einem Alten etwas nach!
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Wie lange können seine Weigerungen
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Denn dauern? Wird er denn von dir verlangen,
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Daß du erst Jude werden sollst?
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Tempelherr. Wer weiß!
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Saladin.
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Wer weiß?--der diesen Nathan besser kennt.
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Tempelherr.
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Der Aberglaub', in dem wir aufgewachsen,
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Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum
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Doch seine Macht nicht über uns.--Es sind
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Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.
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Saladin.
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Sehr reif bemerkt! Doch Nathan wahrlich, Nathan...
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Tempelherr.
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Der Aberglauben schlimmster ist, den seinen
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Für den erträglichern zu halten...
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|
Saladin. Mag
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Wohl sein! Doch Nathan...,
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Tempelherr. Dem allein
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Die blöde Menschheit zu vertrauen, bis
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Sie hellern Wahrheitstag gewöhne; dem
|
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Allein...
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Saladin. Gut! Aber Nathan!--Nathans Los
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Ist diese Schwachheit nicht.
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Tempelherr. So dacht' ich auch! ...
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Wenn gleichwohl dieser Ausbund aller Menschen
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So ein gemeiner Jude wäre, daß
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Er Christenkinder zu bekommen suche,
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Um sie als Juden aufzuziehn:--wie dann?
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Saladin.
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Wer sagt ihm so was nach?
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Tempelherr. Das Mädchen selbst,
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Mit welcher er mich körnt, mit deren Hoffnung
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|
Er gern mir zu bezahlen schiene, was
|
|
Ich nicht umsonst für sie getan soll haben:--
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|
Dies Mädchen selbst ist seine Tochter--nicht;
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|
Ist ein verzettelt Christenkind.
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Saladin. Das er
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Dem ungeachtet dir nicht geben wollte?
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Tempelherr (heftig).
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Woll' oder wolle nicht! Er ist entdeckt.
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Der tolerante Schwätzer ist entdeckt!
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Ich werde hinter diesen jüd'schen Wolf
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Im philosoph'schen Schafpelz Hunde schon
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Zu bringen wissen, die ihn zausen sollen!
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|
Saladin (ernst).
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Sei ruhig, Christ!
|
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|
|
Tempelherr. Was? ruhig Christ?--Wenn Jud'
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Und Muselmann, auf Jud', auf Muselmann
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Bestehen: soll allein der Christ den Christen
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Nicht machen dürfen?
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|
Saladin (noch ernster). Ruhig, Christ!
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Tempelherr (gelassen). Ich fühle
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Des Vorwurfs ganze Last,--die Saladin
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In diese Silbe preßt! Ah, wenn ich wüßte,
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|
Wie Assad,--Assad sich an meiner Stelle
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Hierbei genommen hätte!
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Saladin. Nicht viel besser!--
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Vermutlich ganz so brausend!--Doch, wer hat
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|
Denn dich auch schon gelehrt, mich so wie er
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|
Mit einem Worte zu bestechen? Freilich
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Wenn alles sich verhält, wie du mir sagest:
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Kann ich mich selber kaum in Nathan finden.--
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Indes, er ist mein Freund, und meiner Freunde
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Muß keiner mit dem andern hadern.--Laß
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Dich weisen! Geh behutsam! Gib ihn nicht
|
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Sofort den Schwärmern deines Pöbels preis!
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Verschweig, was deine Geistlichkeit, an ihm
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Zu rächen, mir so nahe legen würde!
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Sei keinem Juden, keinem Muselmanne
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Zum Trotz ein Christ!
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Tempelherr. Bald wär's damit zu spät!
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Doch dank der Blutbegier des Patriarchen,
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|
Des Werkzeug mir zu werden graute!
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Saladin. Wie?
|
|
Du kamst zum Patriarchen eher, als
|
|
Zu mir?
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Tempelherr. Im Sturm der Leidenschaft, im Wirbel
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|
Der Unentschlossenheit!--Verzeih!--Du wirst
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|
Von deinem Assad, fürcht ich, ferner nun
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|
Nichts mehr in mir erkennen wollen.
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Saladin. Wär'
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Es diese Furcht nicht selbst! Mich dünkt, ich weiß,
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Aus welchen Fehlern unsre Tugend keimt.
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Pfleg diese ferner nur, und jene sollen
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Bei mir dir wenig schaden.--Aber geh!
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Such du nun Nathan, wie er dich gesucht;
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Und bring ihn her. Ich muß euch doch zusammen
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Verständigen.--Wär' um das Mädchen dir
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Im Ernst zu tun: sei ruhig. Sie ist dein!
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Auch soll es Nathan schon empfinden, daß
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Er ohne Schweinefleisch ein Christenkind
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Erziehen dürfen!--Geh!
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(Der Tempelherr geht ab, und Sittah verläßt den Sofa.)
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Fünfter Auftritt
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Saladin und Sittah.
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Sittah. Ganz sonderbar!
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Saladin.
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Gelt, Sittah? Muß mein Assad nicht ein braver,
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|
Ein schöner junger Mann gewesen sein?
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Sittah.
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Wenn er so war, und nicht zu diesem Bilde
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Der Tempelherr vielmehr gesessen!--Aber
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Wie hast du doch vergessen können dich
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Nach seinen Eltern zu erkundigen?
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Saladin.
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Und insbesondre wohl nach seiner Mutter?
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Ob seine Mutter hierzulande nie
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Gewesen sei?--Nicht wahr?
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Sittah. Das machst du gut!
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|
Saladin.
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Oh, möglicher wär' nichts! Denn Assad war
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Bei hübschen Christendamen so willkommen,
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Auf hübsche Christendamen so erpicht,
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Daß einmal gar die Rede ging--Nun, nun;
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Man spricht nicht gern davon.--Genug; ich hab
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Ihn wieder!--will mit allen seinen Fehlern,
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Mit allen Launen seines weichen Herzens
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Ihn wieder haben!--Oh! das Mädchen muß
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Ihm Nathan geben. Meinst du nicht?
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Sittah. Ihm geben?
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Ihm lassen!
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Saladin. Allerdings! Was hätte Nathan,
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Sobald er nicht ihr Vater ist, für Recht
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Auf sie? Wer ihr das Leben so erhielt,
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Tritt einzig in die Rechte des, der ihr
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Es gab.
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Sittah. Wie also, Saladin? wenn du
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Nur gleich das Mädchen zu dir nähmst? Sie nur
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Dem unrechtmäßigen Besitzer gleich
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Entzögest?
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Saladin. Täte das wohl not?
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Sittah. Not nun
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Wohl eben nicht!--Die liebe Neubegier
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Treibt mich allein, dir diesen Rat zu geben.
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Denn von gewissen Männern mag ich gar
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Zu gern, so bald wie möglich, wissen, was
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Sie für ein Mädchen lieben können.
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Saladin. Nun,
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So schick und laß sie holen.
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Sittah. Darf ich, Bruder?
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|
Saladin.
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Nur schone Nathans! Nathan muß durchaus
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Nicht glauben, daß man mit Gewalt ihn von
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Ihr trennen wolle.
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Sittah. Sorge nicht.
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Saladin. Und ich,
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Ich muß schon selbst sehn, wo Al-Hafi bleibt.
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Sechster Auftritt
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(Szene: die offne Flur in Nathans Hause, gegen die Palmen zu; wie im
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ersten Auftritte des ersten Aufzuges. Ein Teil der Waren und
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Kostbarkeiten liegt ausgekramt, deren ebendaselbst gedacht wird.)
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Nathan und Daja.
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Daja. Oh, alles herrlich! alles auserlesen!
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Oh, alles--wie nur Ihr es geben könnt.
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Wo wird der Silberstoff mit goldnen Ranken
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Gemacht? Was kostet er?--Das nenn ich noch
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Ein Brautkleid! Keine Königin verlangt
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Es besser.
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Nathan. Brautkleid? Warum Brautkleid eben?
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Daja.
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Je nun! Ihr dachtet daran freilich nicht,
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Als Ihr ihn kauftet.--Aber wahrlich, Nathan,
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Der und kein andrer muß es sein! Er ist
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Zum Brautkleid wie bestellt. Der weiße Grund;
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Ein Bild der Unschuld: und die goldnen Ströme,
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Die allerorten diesen Grund durchschlängeln;
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Ein Bild des Reichtums. Seht Ihr? Allerliebst!
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Nathan.
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Was witzelst du mir da? Von wessen Brautkleid
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Sinnbilderst du mir so gelehrt?--Bist du
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Denn Braut?
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Daja. Ich?
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Nathan. Nun wer denn?
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Daja. Ich?--lieber Gott!
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Nathan.
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Wer denn? Von wessen Brautkleid sprichst du denn?
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Das alles ist ja dein, und keiner andern.
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Daja.
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Ist mein? Soll mein sein?--Ist für Recha nicht?
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|
Nathan.
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Was ich für Recha mitgebracht, das liegt
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In einem andern Ballen. Mach! nimm weg!
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Trag deine Siebensachen fort!
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Daja. Versucher!
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Nein, wären es die Kostbarkeiten auch
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Der ganzen Welt! Nicht rühr an! wenn Ihr mir
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Vorher nicht schwört, von dieser einzigen
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Gelegenheit, dergleichen Euch der Himmel
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Nicht zweimal schicken wird, Gebrauch zu machen.
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Nathan.
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Gebrauch? von was?--Gelegenheit? wozu?
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|
Daja.
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O stellt Euch nicht so fremd!--Mit kurzen Worten!
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Der Tempelherr liebt Recha: gebt sie ihm,
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So hat doch einmal Eure Sünde, die
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Ich länger nicht verschweigen kann, ein Ende.
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So kömmt das Mädchen wieder unter Christen;
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Wird wieder, was sie ist; ist wieder, was
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Sie ward: und Ihr, Ihr habt mit all dem Guten,
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Was wir Euch nicht genug verdanken können,
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Nicht Feuerkohlen bloß auf Euer Haupt
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Gesammelt.
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Nathan. Doch die alte Leier wieder?--
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Mit einer neuen Saite nur bezogen,
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Die, fürcht ich, weder stimmt noch hält.
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|
Daja. Wieso?
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|
Nathan.
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Mir wär' der Tempelherr schon recht. Ihm gönnt'
|
|
Ich Recha mehr als einem in der Welt.
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Allein... Nun, habe nur Geduld.
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|
|
Daja. Geduld?
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|
Geduld ist Eure alte Leier nun
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Wohl nicht?
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|
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Nathan. Nur wenig Tage noch Geduld! ...
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Sieh doch!--Wer kömmt denn dort?
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|
Ein Klosterbruder?
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Geh, frag ihn was er will.
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Daja. Was wird er wollen?
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(Sie geht auf ihn zu und fragt.)
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|
Nathan.
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So gib!--und eh' er bittet.--(Wüßt' ich nur
|
|
Dem Tempelherrn erst beizukommen, ohne
|
|
Die Ursach' meiner Neugier ihm zu sagen!
|
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Denn wenn ich sie ihm sag', und der Verdacht
|
|
Ist ohne Grund: so hab ich ganz umsonst
|
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Den Vater auf das Spiel gesetzt.)--Was ist's?
|
|
|
|
Daja.
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Er will Euch sprechen.
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|
Nathan. Nun, so laß ihn kommen;
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|
Und geh indes.
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|
Siebenter Auftritt
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|
Nathan und der Klosterbruder.
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Nathan. (Ich bliebe Rechas Vater
|
|
Doch gar zu gern!--Zwar kann ich's denn nicht bleiben,
|
|
Auch wenn ich aufhör, es zu heißen?--Ihr,
|
|
Ihr selbst werd ich's doch immer auch noch heißen,
|
|
Wenn sie erkennt, wie gern ich's wäre.)--Geh!--
|
|
Was ist zu Euern Diensten, frommer Bruder?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Nicht eben viel.--Ich freue mich, Herr Nathan,
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|
Euch annoch wohl zu sehn.
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|
Nathan. So kennt Ihr mich?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Je nu; wer kennt Euch nicht? Ihr habt so manchem
|
|
Ja Euern Namen in die Hand gedrückt.
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|
Er steht in meiner auch, seit vielen Jahren.
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|
|
Nathan (nach seinem Beutel langend).
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|
Kommt, Bruder, kommt; ich frisch ihn auf.
|
|
|
|
Klosterbruder. Habt Dank!
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Ich würd' es Ärmern stehlen; nehme nichts.--
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|
Wenn Ihr mir nur erlauben wollt, ein wenig
|
|
Euch meinen Namen aufzufrischen. Denn
|
|
Ich kann mich rühmen, auch in Eure Hand
|
|
Etwas gelegt zu haben, was nicht zu
|
|
Verachten war.
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|
|
|
Nathan. Verzeiht!--Ich schäme mich--
|
|
Sagt, was?--und nehmt zur Buße siebenfach
|
|
Den Wert desselben von mir an.
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|
|
Klosterbruder. Hört doch
|
|
Vor allen Dingen, wie ich selber nur
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|
Erst heut an dies mein Euch vertrautes Pfand
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|
Erinnert worden.
|
|
|
|
Nathan. Mir vertrautes Pfand?
|
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|
|
Klosterbruder.
|
|
Vor kurzem saß ich noch als Eremit
|
|
Auf Quarantana, unweit Jericho.
|
|
Da kam arabisch Raubgesindel, brach
|
|
Mein Gotteshäuschen ab und meine Zelle
|
|
Und schleppte mich mit fort. Zum Glück entkam
|
|
Ich noch und floh hierher zum Patriarchen,
|
|
Um mir ein ander Plätzchen auszubitten,
|
|
Allwo ich meinem Gott in Einsamkeit
|
|
Bis an mein selig Ende dienen könne.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ich steh auf Kohlen, guter Bruder. Macht
|
|
Es kurz. Das Pfand! das mir vertraute Pfand!
|
|
|
|
Klosterbruder.
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|
Sogleich, Herr Nathan.--Nun, der Patriarch
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|
Versprach mir eine Siedelei auf Tabor,
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|
Sobald als eine leer; und hieß inzwischen
|
|
Im Kloster mich als Laienbruder bleiben.
|
|
Da bin ich itzt, Herr Nathan; und verlange
|
|
Des Tags wohl hundertmal auf Tabor. Denn
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|
Der Patriarch braucht mich zu allerlei,
|
|
Wovor ich großen Ekel habe. Zum
|
|
Exempel:
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|
Nathan. Macht, ich bitt Euch!
|
|
|
|
Klosterbruder. Nun, es kömmt!--
|
|
Da hat ihm jemand heut ins Ohr gesetzt:
|
|
Es lebe hier herum ein Jude, der
|
|
Ein Christenkind als seine Tochter sich
|
|
Erzöge.
|
|
|
|
Nathan. Wie? (Betroffen.)
|
|
|
|
Klosterbruder. Hört mich nur aus!--Indem
|
|
Er mir nun aufträgt, diesem Juden stracks,
|
|
Wo möglich, auf die Spur zu kommen, und
|
|
Gewaltig sich ob eines solchen Frevels
|
|
Erzürnt, der ihm die wahre Sünde wider
|
|
Den heil'gen Geist bedünkt;--das ist, die Sünde,
|
|
Die aller Sünden größte Sünd' uns gilt,
|
|
Nur daß wir, Gott sei Dank, so recht nicht wissen,
|
|
Worin sie eigentlich besteht:--da wacht
|
|
Mit einmal mein Gewissen auf; und mir
|
|
Fällt bei, ich könnte selber wohl vor Zeiten
|
|
Zu dieser unverzeihlich großen Sünde
|
|
Gelegenheit gegeben haben.--Sagt:
|
|
Hat Euch ein Reitknecht nicht vor achtzehn Jahren
|
|
Ein Töchterchen gebracht von wenig Wochen?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Wie das?--Nun freilich--allerdings--
|
|
|
|
Klosterbruder. Ei, seht
|
|
Mich doch recht an!--Der Reitknecht, der bin ich.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Seid ihr?
|
|
|
|
Klosterbruder. Der Herr, von welchem ich's Euch brachte,
|
|
War--ist mir recht--ein Herr von Filnek.--Wolf
|
|
Von Filnek!
|
|
|
|
Nathan. Richtig!
|
|
|
|
Klosterbruder. Weil die Mutter kurz
|
|
Vorher gestorben war; und sich der Vater
|
|
Nach--mein ich--Gazza plötzlich werfen mußte,
|
|
Wohin das Würmchen ihm nicht folgen konnte:
|
|
So sandt' er's Euch. Und traf ich Euch damit
|
|
Nicht in Darun?
|
|
|
|
Nathan. Ganz recht!
|
|
|
|
Klosterbruder. Es wär' kein Wunder,
|
|
Wenn mein Gedächtnis mich betrög'. Ich habe
|
|
Der braven Herrn so viel gehabt; und diesem
|
|
Hab ich nur gar zu kurze Zeit gedient.
|
|
Er blieb bald drauf bei Askalon: und war
|
|
Wohl sonst ein lieber Herr.
|
|
|
|
Nathan. Ja wohl! Ja wohl!
|
|
Dem ich so viel, so viel zu danken habe!
|
|
Der mehr als einmal mich dem Schwert entrissen!
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
O schön! So werd't Ihr seines Töchterchens
|
|
Euch um so lieber angenommen haben.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Das könnt Ihr denken.
|
|
|
|
Klosterbruder. Nun, wo ist es denn?
|
|
Es ist doch wohl nicht etwa gar gestorben?--
|
|
Laßt's lieber nicht gestorben sein!--Wenn sonst
|
|
Nur niemand um die Sache weiß: so hat
|
|
Es gute Wege.
|
|
|
|
Nathan. Hat es?
|
|
|
|
Klosterbruder. Traut mir, Nathan!
|
|
Denn seht, ich denke so! Wenn an das Gute,
|
|
Das ich zu tun vermeine, gar zu nah
|
|
Was gar zu Schlimmes grenzt: so tu ich lieber
|
|
Das Gute nicht; weil wir das Schlimme zwar
|
|
So ziemlich zuverlässig kennen, aber
|
|
Bei weiten nicht das Gute.--War ja wohl
|
|
Natürlich; wenn das Christentöchterchen
|
|
Recht gut von Euch erzogen werden sollte:
|
|
Daß Ihr's als Euer eigen Töchterchen
|
|
Erzögt.--Das hättet Ihr mit aller Lieb'
|
|
Und Treue nun getan, und müßtet so
|
|
Belohnet werden? Das will mir nicht ein.
|
|
Ei freilich, klüger hättet Ihr getan;
|
|
Wenn Ihr die Christin durch die zweite Hand
|
|
Als Christin auferziehen lassen: aber
|
|
So hättet Ihr das Kindchen Eures Freunds
|
|
Auch nicht geliebt. Und Kinder brauchen Liebe,
|
|
Wär's eines wilden Tieres Lieb' auch nur,
|
|
In solchen Jahren mehr, als Christentum.
|
|
Zum Christentume hat's noch immer Zeit.
|
|
Wenn nur das Mädchen sonst gesund und fromm
|
|
Vor Euern Augen aufgewachsen ist,
|
|
So blieb's vor Gottes Augen, was es war.
|
|
Und ist denn nicht das ganze Christentum
|
|
Aufs Judentum gebaut? Es hat mich oft
|
|
Geärgert, hat mir Tränen g'nug gekostet,
|
|
Wenn Christen gar so sehr vergessen konnten,
|
|
Daß unser Herr ja selbst ein Jude war.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ihr, guter Bruder, müßt mein Fürsprach sein,
|
|
Wenn Haß und Gleisnerei sich gegen mich
|
|
Erheben sollten,--wegen einer Tat--
|
|
Ah, wegen einer Tat!--Nur Ihr, Ihr sollt
|
|
Sie wissen!--Nehmt sie aber mit ins Grab!
|
|
Noch hat mich nie die Eitelkeit versucht,
|
|
Sie jemand andern zu erzählen. Euch
|
|
Allein erzähl ich sie. Der frommen Einfalt
|
|
Allein erzähl ich sie. Weil die allein
|
|
Versteht, was sich der gottergebne Mensch
|
|
Für Taten abgewinnen kann.
|
|
|
|
Klosterbruder. Ihr seid
|
|
Gerührt, und Euer Auge steht voll Wasser?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ihr traft mich mit dem Kinde zu Darun.
|
|
Ihr wißt wohl aber nicht, daß wenig Tage
|
|
Zuvor, in Gath die Christen alle Juden
|
|
Mit Weib und Kind ermordet hatten; wißt
|
|
Wohl nicht, daß unter diesen meine Frau
|
|
Mit sieben hoffnungsvollen Söhnen sich
|
|
Befunden, die in meines Bruders Hause,
|
|
Zu dem ich sie geflüchtet, insgesamt
|
|
Verbrennen müssen.
|
|
|
|
Klosterbruder. Allgerechter!
|
|
|
|
Nathan. Als
|
|
Ihr kamt, hatt' ich drei Tag' und Nächt' in Asch'
|
|
Und Staub vor Gott gelegen, und geweint.--
|
|
Geweint? Beiher mit Gott auch wohl gerechtet,
|
|
Gezürnt, getobt, mich und die Welt verwünscht;
|
|
Der Christenheit den unversöhnlichsten
|
|
Haß zugeschworen--
|
|
|
|
Klosterbruder. Ach! Ich glaub's Euch wohl!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Doch nun kam die Vernunft allmählich wieder.
|
|
Sie sprach mit sanfter Stimm': "und doch ist Gott!
|
|
Doch war auch Gottes Ratschluß das! Wohlan!
|
|
Komm! übe, was du längst begriffen hast,
|
|
Was sicherlich zu üben schwerer nicht,
|
|
Als zu begreifen ist, wenn du nur willst.
|
|
Steh auf!"--Ich stand! und rief zu Gott: ich will!
|
|
Willst du nur, daß ich will!--Indem stiegt Ihr
|
|
Vom Pferd, und überreichtet mir das Kind,
|
|
In Euern Mantel eingehüllt.--Was Ihr
|
|
Mir damals sagtet; was ich Euch: hab ich
|
|
Vergessen. Soviel weiß ich nur; ich nahm
|
|
Das Kind, trug's auf mein Lager, küßt' es, warf
|
|
Mich auf die Knie und schluchzte: Gott! auf Sieben
|
|
Doch nun schon Eines wieder!
|
|
|
|
Klosterbruder. Nathan! Nathan!
|
|
Ihr seid ein Christ!--Bei Gott, Ihr seid ein Christ!
|
|
Ein beßrer Christ war nie!
|
|
|
|
Nathan. Wohl uns! Denn was
|
|
Mich Euch zum Christen macht, das macht Euch mir
|
|
Zum Juden!--Aber laßt uns länger nicht
|
|
Einander nur erweichen. Hier braucht's Tat!
|
|
Und ob mich siebenfache Liebe schon
|
|
Bald an dies einz'ge fremde Mädchen band,
|
|
Ob der Gedanke mich schon tötet, daß
|
|
Ich meine sieben Söhn' in ihr aufs neue
|
|
Verlieren soll:--wenn sie von meinen Händen
|
|
Die Vorsicht wieder fordert,--ich gehorche!
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Nun vollends!--Eben das bedacht' ich mich
|
|
So viel, Euch anzuraten! Und so hat's
|
|
Euch Euer guter Geist schon angeraten!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Nur muß der erste beste mir sie nicht
|
|
Entreißen wollen!
|
|
|
|
Klosterbruder. Nein, gewiß nicht!
|
|
|
|
Nathan. Wer
|
|
Auf sie nicht größre Rechte hat, als ich,
|
|
Muß frühere zum mind'sten haben--
|
|
|
|
Klosterbruder. Freilich!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Die ihm Natur und Blut erteilen.
|
|
|
|
Klosterbruder. So
|
|
Mein ich es auch!
|
|
|
|
Nathan. Drum nennt mir nur geschwind
|
|
Den Mann, der ihr als Bruder oder Ohm,
|
|
Als Vetter oder sonst als Sipp' verwandt.--
|
|
Ihm will ich sie nicht vorenthalten--Sie,
|
|
Die jedes Hauses, jedes Glaubens Zierde
|
|
Zu sein erschaffen und erzogen ward.--
|
|
Ich hoff, Ihr wißt von diesem Euern Herrn
|
|
Und dem Geschlechte dessen, mehr als ich.
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Das, guter Nathan, wohl nun schwerlich!--Denn
|
|
Ihr habt ja schon gehört, daß ich nur gar
|
|
Zu kurze Zeit bei ihm gewesen.
|
|
|
|
Nathan. Wißt
|
|
Ihr denn nicht wenigstens, was für Geschlechts
|
|
Die Mutter war?--War sie nicht eine Stauffin?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Wohl möglich!--Ja, mich dünkt.
|
|
|
|
Nathan. Hieß nicht ihr Bruder
|
|
Conrad von Stauffen?--und war Tempelherr?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Wenn mich's nicht trügt. Doch halt! Da fällt mir ein,
|
|
Daß ich vom sel'gen Herrn ein Büchelchen
|
|
Noch hab. Ich zog's ihm aus dem Busen, als
|
|
Wir ihn bei Askalon verscharrten.
|
|
|
|
Nathan. Nun?
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
Es sind Gebete drin. Wir nennen's ein
|
|
Brevier.--Das, dacht' ich, kann ein Christenmensch
|
|
Ja wohl noch brauchen.--Ich nun freilich nicht
|
|
Ich kann nicht lesen--
|
|
|
|
Nathan. Tut nichts!--Nur zur Sache.
|
|
|
|
Klosterbruder.
|
|
In diesem Büchelchen stehn vorn und hinten,
|
|
Wie ich mir sagen lassen, mit des Herrn
|
|
Selbsteigner Hand, die Angehörigen
|
|
Von ihm und ihr geschrieben.
|
|
|
|
Nathan. O erwünscht!
|
|
Geht! lauft! holt mir das Büchelchen. Geschwind!
|
|
Ich bin bereit mit Gold es aufzuwiegen;
|
|
Und tausend Dank dazu! Eilt! lauft!
|
|
|
|
Klosterbruder. Recht gern!
|
|
Es ist Arabisch aber, was der Herr
|
|
Hineingeschrieben. (Ab.)
|
|
|
|
Nathan. Einerlei! Nur her!--
|
|
Gott! wenn ich doch das Mädchen noch behalten,
|
|
Und einen solchen Eidam mir damit
|
|
Erkaufen könnte!--Schwerlich wohl!--Nun, fall'
|
|
Es aus, wie's will!--Wer mag es aber denn
|
|
Gewesen sein, der bei dem Patriarchen
|
|
So etwas angebracht? Das muß ich doch
|
|
Zu fragen nicht vergessen.--Wenn es gar
|
|
Von Daja käme?
|
|
|
|
|
|
|
|
Achter Auftritt
|
|
|
|
Daja und Nathan.
|
|
|
|
|
|
Daja (eilig und verlegen).
|
|
Denkt doch, Nathan!
|
|
|
|
Nathan. Nun?
|
|
|
|
Daja.
|
|
Das arme Kind erschrak wohl recht darüber!
|
|
Da schickt...
|
|
|
|
Nathan. Der Patriarch?
|
|
|
|
Daja. Des Sultans Schwester,
|
|
Prinzessin Sittah...
|
|
|
|
Nathan. Nicht der Patriarch?
|
|
|
|
Daja.
|
|
Nein, Sittah!--Hört Ihr nicht!--Prinzessin Sittah
|
|
Schickt her, und läßt sie zu sich holen?
|
|
|
|
Nathan. Wen?
|
|
Läßt Recha holen?--Sittah läßt sie holen?--
|
|
Nun; wenn sie Sittah holen läßt, und nicht
|
|
Der Patriarch...
|
|
|
|
Daja. Wie kommt Ihr denn auf den?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
So hast du kürzlich nichts von ihm gehört?
|
|
Gewiß nicht? Auch ihm nichts gesteckt?
|
|
|
|
Daja. Ich? ihm?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Wo sind die Boten?
|
|
|
|
Daja. Vorn.
|
|
|
|
Nathan. Ich will sie doch
|
|
Aus Vorsicht selber sprechen. Komm!--Wenn nur
|
|
Vom Patriarchen nichts dahintersteckt. (Ab.)
|
|
|
|
Daja.
|
|
Und ich--ich fürchte ganz was anders noch.
|
|
Was gilt's? die einzige vermeinte Tochter
|
|
So eines reichen Juden wär' auch wohl
|
|
Für einen Muselmann nicht übel?--Hui,
|
|
Der Tempelherr ist drum. Ist drum: wenn ich
|
|
Den zweiten Schritt nicht auch noch wage; nicht
|
|
Auch ihr noch selbst entdecke, wer sie ist!--
|
|
Getrost! Laß mich den ersten Augenblick,
|
|
Den ich allein sie habe, dazu brauchen!
|
|
Und der wird sein--vielleicht nun eben, wenn
|
|
Ich sie begleite. So ein erster Wink
|
|
Kann unterwegens wenigstens nicht schaden.
|
|
Ja, ja! Nur zu! Itzt oder nie! Nur zu! (Ihm nach.)
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
|
Fünfter Aufzug
|
|
|
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|
|
Erster Auftritt
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|
(Szene: das Zimmer in Saladins Palaste, in welches die Beutel mit
|
|
Geld getragen worden, die noch zu sehen.)
|
|
|
|
Saladin und bald darauf verschiedne Mamelucken.
|
|
|
|
|
|
Saladin (im Hereintreten).
|
|
Da steht das Geld nun noch! Und niemand weiß
|
|
Den Derwisch aufzufinden, der vermutlich
|
|
Ans Schachbrett irgendwo geraten ist,
|
|
Das ihn wohl seiner selbst vergessen macht;--
|
|
Warum nicht meiner?--Nun, Geduld! Was gibt's?
|
|
|
|
Ein Mameluck.
|
|
Erwünschte Nachricht, Sultan! Freude, Sultan! ...
|
|
Die Karawane von Kahira kommt,
|
|
Ist glücklich da! mit siebenjährigem
|
|
Tribut des reichen Nils.
|
|
|
|
Saladin. Brav, Ibrahim!
|
|
Du bist mir wahrlich ein willkommner Bote!--
|
|
Ha! endlich einmal! endlich!--Habe Dank
|
|
Der guten Zeitung.
|
|
|
|
Der Mameluck (wartend). (Nun? nur her damit!)
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Was wartst du?--Geh nur wieder.
|
|
|
|
Der Mameluck. Dem Willkommnen
|
|
Sonst nichts?
|
|
|
|
Saladin. Was denn noch sonst?
|
|
|
|
Der Mameluck. Dem guten Boten
|
|
Kein Botenbrot?--So wär' ich ja der erste,
|
|
Den Saladin mit Worten abzulehnen
|
|
Doch endlich lernte?--Auch ein Ruhm!--der erste,
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Mit dem er knickerte.
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Saladin. So nimm dir nur
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Dort einen Beutel.
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Der Mameluck. Nein, nun nicht! Du kannst
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Mir sie nun alle schenken wollen.
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Saladin. Trotz!--
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Komm her! Da hast du zwei.--Im Ernst? er geht?
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Tut mir's an Edelmut zuvor?--Denn sicher
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Muß ihm es saurer werden, auszuschlagen,
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Als mir zu geben.--Ibrahim!--Was kommt
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Mir denn auch ein, so kurz vor meinem Abtritt
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Auf einmal ganz ein andrer sein zu wollen?--
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Will Saladin als Saladin nicht sterben?--
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So mußt' er auch als Saladin nicht leben.
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Ein zweiter Mameluck.
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Nun, Sultan!...
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Saladin. Wenn du mir zu melden kommst...
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Zweiter Mameluck.
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Daß aus Ägypten der Transport nun da!
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Saladin.
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Ich weiß schon.
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Zweiter Mameluck. Kam ich doch zu spät!
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Saladin. Warum
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Zu spät?--Da nimm für deinen guten Willen
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Der Beutel einen oder zwei.
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Zweiter Mameluck. Macht drei!
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Saladin.
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Ja, wenn du rechnen kannst!--So nimm sie nur.
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Zweiter Mameluck.
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Es wird wohl noch ein Dritter kommen,--wenn
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Er anders kommen kann.
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Saladin. Wie das?
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Zweiter Mameluck. Je nu;
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Er hat auch wohl den Hals gebrochen! Denn
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Sobald wir drei der Ankunft des Transports
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Versichert waren, sprengte jeder frisch
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Davon. Der Vorderste, der stürzt'; und so
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Komm ich nun vor, und bleib auch vor bis in
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Die Stadt; wo aber Ibrahim, der Lecker,
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Die Gassen besser kennt.
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Saladin. Oh, der gestürzte!
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Freund, der gestürzte!--Reit ihm doch entgegen.
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Zweiter Mameluck.
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Das werd ich ja wohl tun!--Und wenn er lebt:
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So ist die Hälfte dieser Beutel sein. (Geht ab.)
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Saladin.
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Sieh, welch ein guter, edler Kerl auch das!--
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Wer kann sich solcher Mamelucken rühmen?
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Und wär' mir denn zu denken nicht erlaubt,
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Daß sie mein Beispiel bilden helfen?--Fort
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Mit dem Gedanken, sie zu guter Letzt
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Noch an ein anders zu gewöhnen!...
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Ein dritter Mameluck. Sultan....
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Saladin.
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Bist du's, der stürzte?
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Dritter Mameluck. Nein. Ich melde nur,--
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Daß Emir Mansor, der die Karawane
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Geführt, vom Pferde steigt...
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Saladin. Bring ihn! geschwind!--
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Da ist er ja!--
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Zweiter Auftritt
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Emir Mansor und Saladin.
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Saladin. Willkommen, Emir! Nun,
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Wie ist's gegangen?--Mansor, Mansor, hast
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|
Uns lange warten lassen!
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Mansor. Dieser Brief
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Berichtet, was dein Abulkassem erst
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Für Unruh' in Thebais dämpfen müssen:
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Eh, wir es wagen durften abzugehen.
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Den Zug darauf hab ich beschleuniget
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Soviel, wie möglich war.
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Saladin. Ich glaube dir!
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Und nimm nur, guter Mansor, nimm sogleich...
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Du tust es aber doch auch gern?... nimm frische
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Bedeckung nur sogleich. Du mußt sogleich
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Noch weiter; mußt der Gelder größern Teil
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Auf Libanon zum Vater bringen.
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Mansor. Gern!
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Sehr gern!
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Saladin. Und nimm dir die Bedeckung ja
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Nur nicht zu schwach. Es ist um Libanon
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Nicht alles mehr so sicher. Hast du nicht
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Gehört? Die Tempelherrn sind wieder rege.
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Sei wohl auf deiner Hut!--Komm nur! Wo hält
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Der Zug? Ich will ihn sehn; und alles selbst
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Betreiben.--Ihr! ich bin sodann bei Sittah.
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|
Dritter Auftritt
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Szene: die Palmen vor Nathans Hause, wo der Tempelherr auf- und
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niedergeht.
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Ins Haus nun will ich einmal nicht.--Er wird
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Sich endlich doch wohl sehen lassen!--Man
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Bemerkte mich ja sonst so bald, so gern!--
|
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Will's noch erleben, daß er sich's verbittet,
|
|
Vor seinem Hause mich so fleißig finden
|
|
Zu lassen.--Hm!--ich bin doch aber auch
|
|
Sehr ärgerlich.--Was hat mich denn nun so
|
|
Erbittert gegen ihn?--Er sagte ja:
|
|
Noch schlüg' er mir nichts ab. Und Saladin
|
|
Hat's über sich genommen, ihn zu stimmen.--
|
|
Wie? sollte wirklich wohl in mir der Christ
|
|
Noch tiefer nisten, als in ihm der Jude?--
|
|
Wer kennt sich recht? Wie könnt' ich ihm denn sonst
|
|
Den kleinen Raub nicht gönnen wollen, den
|
|
Er sich's zu solcher Angelegenheit
|
|
Gemacht, den Christen abzujagen?--Freilich;
|
|
Kein kleiner Raub, ein solch Geschöpf!--Geschöpf?
|
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Und wessen?--Doch des Sklaven nicht, der auf
|
|
Des Lebens öden Strand den Block geflößt,
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|
Und sich davongemacht? Des Künstlers doch
|
|
Wohl mehr, der in dem hingeworfnen Blocke
|
|
Die göttliche Gestalt sich dachte, die
|
|
Er dargestellt?--Ach! Rechas wahrer Vater
|
|
Bleibt, trotz dem Christen, der sie zeugte,--bleibt
|
|
In Ewigkeit der Jude.--Wenn ich mir
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Sie lediglich als Christendirne denke,
|
|
Sie sonder alles das mir denke, was
|
|
Allein ihr so ein Jude geben konnte:--
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|
Sprich, Herz,--was wär' an ihr, das dir gefiel?
|
|
Nichts! Wenig! Selbst ihr Lächeln, wär' es nichts
|
|
Als sanfte schöne Zuckung ihrer Muskeln;
|
|
Wär', was sie lächeln macht, des Reizes unwert,
|
|
In den es sich auf ihrem Munde kleidet:--
|
|
Nein; selbst ihr Lächeln nicht! Ich hab es ja
|
|
Wohl schöner noch an Aberwitz, an Tand,
|
|
An Höhnerei, an Schmeichler und an Buhler
|
|
Verschwenden sehn!--Hat's da mich auch bezaubert?
|
|
Hat's da mir auch den Wunsch entlockt, mein Leben
|
|
In seinem Sonnenscheine zu verflattern?--
|
|
Ich wüßte nicht. Und bin auf den doch launisch,
|
|
Der diesen höhern Wert allein ihr gab?
|
|
Wie das? warum?--Wenn ich den Spott verdiente,
|
|
Mit dem mich Saladin entließ! Schon schlimm
|
|
Genug, daß Saladin es glauben konnte!
|
|
Wie klein ich ihm da scheinen mußte! wie
|
|
Verächtlich!--Und das alles um ein Mädchen?--
|
|
Curd! Curd! das geht so nicht. Lenk ein! Wenn vollends
|
|
Mir Daja nur was vorgeplaudert hätte,
|
|
Was schwerlich zu erweisen stünde?--Sieh,
|
|
Da tritt er endlich, im Gespräch vertieft,
|
|
Aus seinem Hause!--Ha! mit wem!--Mit ihm?
|
|
Mit meinem Klosterbruder?--Ha! so weiß
|
|
Er sicherlich schon alles! ist wohl gar
|
|
Dem Patriarchen schon verraten!--Ha!
|
|
Was hab ich Querkopf nun gestiftet!--Daß
|
|
Ein einz'ger Funken dieser Leidenschaft
|
|
Doch unsers Hirns so viel verbrennen kann!--
|
|
Geschwind entschließ dich, was nunmehr zu tun!
|
|
Ich will hier seitwärts ihrer warten;--ob
|
|
Vielleicht der Klosterbruder ihn verläßt.
|
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|
Vierter Auftritt
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|
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|
Nathan und der Klosterbruder.
|
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Nathan (im Näherkommen).
|
|
Habt nochmals, guter Bruder, vielen Dank!
|
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|
Klosterbruder.
|
|
Und Ihr desgleichen!
|
|
|
|
Nathan. Ich? von Euch? wofür?
|
|
Für meinen Eigensinn, Euch aufzudrängen,
|
|
Was Ihr nicht braucht?--Ja, wenn ihm Eurer nur
|
|
Auch nachgegeben hätt'; Ihr mit Gewalt
|
|
Nicht wolltet reicher sein, als ich.
|
|
|
|
Klosterbruder. Das Buch
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Gehört ja ohnedem nicht mir; gehört
|
|
Ja ohnedem der Tochter; ist ja so
|
|
Der Tochter ganzes väterliches Erbe.
|
|
Je nu, sie hat ja Euch.--Gott gebe nur,
|
|
Daß Ihr es nie bereuen dürft, so viel
|
|
Für sie getan zu haben!
|
|
|
|
Nathan. Kann ich das?
|
|
Das kann ich nie. Seid unbesorgt!
|
|
|
|
Klosterbruder. Nu, nu!
|
|
Die Patriarchen und die Tempelherren...
|
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|
|
Nathan.
|
|
Vermögen mir des Bösen nie so viel
|
|
Zu tun, daß irgend was mich reuen könnte:
|
|
Geschweige, das!--Und seid Ihr denn so ganz
|
|
Versichert, daß ein Tempelherr es ist,
|
|
Der Euern Patriarchen hetzt?
|
|
|
|
Klosterbruder. Es kann
|
|
Beinah kein andrer sein. Ein Tempelherr
|
|
Sprach kurz vorher mit ihm; und was ich hörte,
|
|
Das klang darnach.
|
|
|
|
Nathan. Es ist doch aber nur
|
|
Ein einziger itzt in Jerusalem.
|
|
Und diesen kenn ich. Dieser ist mein Freund.
|
|
Ein junger, edler, offner Mann!
|
|
|
|
Klosterbruder. Ganz recht;
|
|
Der nämliche!--Doch was man ist, und was
|
|
Man sein muß in der Welt, das paßt ja wohl
|
|
Nicht immer.
|
|
|
|
Nathan. Leider nicht.--So tue, wer's
|
|
Auch immer ist, sein Schlimmstes oder Bestes!
|
|
Mit Euerm Buche, Bruder, trotz ich allen;
|
|
Und gehe graden Wegs damit zum Sultan.
|
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|
|
Klosterbruder.
|
|
Viel Glücks! Ich will Euch denn nur hier verlassen.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Und habt sie nicht einmal gesehn?--Kommt ja
|
|
Doch bald, doch fleißig wieder.--Wenn nur heut
|
|
Der Patriarch noch nichts erfährt!--Doch was?
|
|
Sagt ihm auch heute, was Ihr wollt.
|
|
|
|
Klosterbruder. Ich nicht.
|
|
Lebt wohl! (Geht ab.)
|
|
|
|
Nathan. Vergeßt uns ja nicht, Bruder!--Gott!
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|
Daß ich nicht hier gleich unter freiem Himmel
|
|
Auf meine Kniee sinken kann! Wie sich
|
|
Der Knoten, der so oft mir bange machte,
|
|
Nun von sich selber löset!--Gott! wie leicht
|
|
Mir wird, daß ich nun weiter auf der Welt
|
|
Nichts zu verbergen habe! daß ich vor
|
|
Den Menschen nun so frei kann wandeln, als
|
|
Vor dir, der du allein den Menschen nicht
|
|
Nach seinen Taten brauchst zu richten, die
|
|
So selten seine Taten sind, o Gott!--
|
|
|
|
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|
|
|
Fünfter Auftritt
|
|
|
|
Nathan und der Tempelherr, der von der Seite auf ihn zukommt.
|
|
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|
|
|
Tempelherr.
|
|
He! wartet, Nathan; nehmt mich mit!
|
|
|
|
Nathan. Wer ruft?--
|
|
Seid Ihr es, Ritter? Wo gewesen, daß
|
|
Ihr bei dem Sultan Euch nicht treffen lassen?
|
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|
Tempelherr.
|
|
Wir sind einander fehlgegangen. Nehmt's
|
|
Nicht übel.
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|
|
|
Nathan. Ich nicht; aber Saladin...
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Ihr wart nur eben fort...
|
|
|
|
Nathan. Und spracht ihn doch?
|
|
Nun, so ist's gut.
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|
|
|
Tempelherr. Er will uns aber beide
|
|
Zusammen sprechen.
|
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|
|
Nathan. Desto besser. Kommt
|
|
Nur mit. Mein Gang stand ohnehin zu ihm.
|
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|
|
Tempelherr.
|
|
Ich darf ja doch wohl fragen, Nathan, wer
|
|
Euch da verließ?
|
|
|
|
Nathan. Ihr kennt ihn doch wohl nicht?
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
War's nicht die gute Haut, der Laienbruder,
|
|
Des sich der Patriarch so gern zum Stöber
|
|
Bedient?
|
|
|
|
Nathan. Kann sein! Beim Patriarchen ist
|
|
Er allerdings.
|
|
|
|
Tempelherr. Der Pfiff ist gar nicht übel:
|
|
Die Einfalt vor der Schurkerei voraus-
|
|
Zuschicken.
|
|
|
|
Nathan. Ja, die dumme;--nicht die fromme.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
An fromme glaubt kein Patriarch.
|
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|
|
Nathan. Für den
|
|
Nun steh ich. Der wird seinem Patriarchen
|
|
Nichts Ungebührliches vollziehen helfen.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
So stellt er wenigstens sich an.--Doch hat
|
|
Er Euch von mir denn nichts gesagt?
|
|
|
|
Nathan. Von Euch?
|
|
Von Euch nun namentlich wohl nichts.--Er weiß
|
|
Ja wohl auch schwerlich Euern Namen?
|
|
|
|
Tempelherr. Schwerlich.
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Von einem Tempelherren freilich hat
|
|
Er mir gesagt...
|
|
|
|
Tempelherr. Und was?
|
|
|
|
Nathan. Womit er Euch
|
|
Doch ein für allemal nicht meinen kann!
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Wer weiß? Laßt doch nur hören.
|
|
|
|
Nathan. Daß mich einer
|
|
Bei seinem Patriarchen angeklagt...
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Euch angeklagt?--Das ist, mit seiner Gunst--
|
|
Erlogen.--Hört mich, Nathan!--Ich bin nicht
|
|
Der Mensch, der irgend etwas abzuleugnen
|
|
Imstande wäre. Was ich tat, das tat ich!
|
|
Doch bin ich auch nicht der, der alles, was
|
|
Er tat, als wohlgetan verteid'gen möchte.
|
|
Was sollt' ich eines Fehls mich schämen? Hab
|
|
Ich nicht den festen Vorsatz ihn zu bessern?
|
|
Und weiß ich etwa nicht, wie weit mit dem
|
|
Es Menschen bringen können?--Hört mich, Nathan!--
|
|
Ich bin des Laienbruders Tempelherr,
|
|
Der Euch verklagt soll haben, allerdings.--
|
|
Ihr wißt ja, was mich wurmisch machte! was
|
|
Mein Blut in allen Adern sieden machte!
|
|
Ich Gauch!--ich kam, so ganz mit Leib und Seel'
|
|
Euch in die Arme mich zu werfen. Wie
|
|
Ihr mich empfingt--wie kalt--wie lau--denn lau
|
|
Ist schlimmer noch als kalt; wie abgemessen
|
|
Mir auszubeugen Ihr beflissen wart;
|
|
Mit welchen aus der Luft gegriffnen Fragen
|
|
Ihr Antwort mir zu geben scheinen wolltet:
|
|
Das darf ich kaum mir itzt noch denken, wenn
|
|
Ich soll gelassen bleiben.--Hört mich, Nathan!--
|
|
In dieser Gärung schlich mir Daja nach,
|
|
Und warf mir ihr Geheimnis an den Kopf
|
|
Das mir den Aufschluß Euers rätselhaften
|
|
Betragens zu enthalten schien.
|
|
|
|
Nathan. Wie das?
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Hört mich nur aus!--Ich bildete mir ein,
|
|
Ihr wolltet, was Ihr einmal nun den Christen
|
|
So abgejagt, an einen Christen wieder
|
|
Nicht gern verlieren. Und so fiel mir ein,
|
|
Euch kurz und gut das Messer an die Kehle
|
|
Zu setzen.
|
|
|
|
Nathan. Kurz und gut? und gut?--Wo steckt
|
|
Das Gute?
|
|
|
|
Tempelherr. Hört mich, Nathan!--Allerdings:
|
|
Ich tat nicht recht!--Ihr seid wohl gar nicht schuldig.--
|
|
Die Närrin Daja weiß nicht was sie spricht--
|
|
Ist Euch gehässig--sucht Euch nur damit
|
|
In einen bösen Handel zu verwickeln--
|
|
Kann sein! kann sein!--Ich bin ein junger Laffe,
|
|
Der immer nur an beiden Enden schwärmt;
|
|
Bald viel zuviel, bald viel zuwenig tut--
|
|
Auch das kann sein! Verzeiht mir, Nathan.
|
|
|
|
Nathan. Wenn
|
|
Ihr so mich freilich fasset--
|
|
|
|
Tempelherr. Kurz, ich ging
|
|
Zum Patriarchen!--hab Euch aber nicht
|
|
Genannt. Das ist erlogen, wie gesagt!
|
|
Ich hab ihm bloß den Fall ganz allgemein
|
|
Erzählt, um seine Meinung zu vernehmen.--
|
|
Auch das hätt' unterbleiben können: ja doch!--
|
|
Denn kannt' ich nicht den Patriarchen schon
|
|
Als einen Schurken? Konnt' ich Euch nicht selber
|
|
Nur gleich zur Rede stellen?--Mußt' ich der
|
|
Gefahr, so einen Vater zu verlieren,
|
|
Das arme Mädchen opfern?--Nun, was tut's?
|
|
Die Schurkerei des Patriarchen, die
|
|
So ähnlich immer sich erhält, hat mich
|
|
Des nächsten Weges wieder zu mir selbst
|
|
Gebracht.--Denn hört mich, Nathan; hört mich aus!--
|
|
Gesetzt; er wüßt' auch Euern Namen: was
|
|
Nun mehr, was mehr?--Er kann Euch ja das Mädchen
|
|
Nur nehmen, wenn sie niemands ist, als Euer.
|
|
Er kann sie doch aus Euerm Hause nur
|
|
Ins Kloster schleppen.--Also--gebt sie mir!
|
|
Gebt sie nur mir; und laßt ihn kommen. Ha!
|
|
Er soll's wohl bleibenlassen, mir mein Weib
|
|
Zu nehmen.--Gebt sie mir; geschwind!--Sie sei
|
|
Nun Eure Tochter, oder sei es nicht!
|
|
Sei Christin, oder Jüdin, oder keines!
|
|
Gleichviel! gleichviel! Ich werd Euch weder itzt
|
|
Noch jemals sonst in meinem ganzen Leben
|
|
Darum befragen. Sei, wie's sei!
|
|
|
|
Nathan. Ihr wähnt
|
|
Wohl gar, daß mir die Wahrheit zu verbergen
|
|
Sehr nötig?
|
|
|
|
Tempelherr. Sei, wie's sei!
|
|
|
|
Nathan. Ich hab es ja
|
|
Euch--oder wem es sonst zu wissen ziemt--
|
|
Noch nicht geleugnet, daß sie eine Christin,
|
|
Und nichts als meine Pflegetochter ist.--
|
|
Warum ich's aber ihr noch nicht entdeckt?--
|
|
Darüber brauch ich nur bei ihr mich zu
|
|
Entschuldigen.
|
|
|
|
Tempelherr. Das sollt Ihr auch bei ihr
|
|
Nicht brauchen.--Gönnt's ihr doch, daß sie Euch nie
|
|
Mit andern Augen darf betrachten! Spart
|
|
Ihr die Entdeckung doch!--Noch habt Ihr ja,
|
|
Ihr ganz allein, mit ihr zu schalten. Gebt
|
|
Sie mir! Ich bitt Euch, Nathan; gebt sie mir!
|
|
Ich bin's allein, der sie zum zweiten Male
|
|
Euch retten kann--und will.
|
|
|
|
Nathan. Ja--konnte! konnte!
|
|
Nun auch nicht mehr. Es ist damit zu spät.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Wieso? zu spät?
|
|
|
|
Nathan. Dank sei dem Patriarchen...
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Dem Patriarchen? Dank? ihm Dank? wofür?
|
|
Dank hätte der bei uns verdienen wollen?
|
|
Wofür? wofür?
|
|
|
|
Nathan. Daß wir nun wissen, wem
|
|
Sie unverwandt; nun wissen, wessen Händen
|
|
Sie sicher ausgeliefert werden kann.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Das dank' ihm--wer für mehr ihm danken wird!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Aus diesen müßt Ihr sie nun auch erhalten;
|
|
Und nicht aus meinen.
|
|
|
|
Tempelherr. Arme Recha! Was
|
|
Dir alles zustößt, arme Recha! Was
|
|
Ein Glück für andre Waisen wäre, wird
|
|
Dein Unglück!--Nathan!--Und wo sind sie, diese
|
|
Verwandte?
|
|
|
|
Nathan. Wo sie sind?
|
|
|
|
Tempelherr. Und wer sie sind?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Besonders hat ein Bruder sich gefunden,
|
|
Bei dem Ihr um sie werben müßt.
|
|
|
|
Tempelherr. Ein Bruder?
|
|
Was ist er, dieser Bruder? Ein Soldat?
|
|
Ein Geistlicher?--Laßt hören, was ich mir
|
|
Versprechen darf.
|
|
|
|
Nathan. Ich glaube, daß er keines
|
|
Von beiden--oder beides ist. Ich kenn
|
|
Ihn noch nicht recht.
|
|
|
|
Tempelherr. Und sonst?
|
|
|
|
Nathan. Ein braver Mann
|
|
Bei dem sich Recha gar nicht übel wird
|
|
Befinden.
|
|
|
|
Tempelherr. Doch ein Christ!--Ich weiß zuzeiten
|
|
Auch gar nicht, was ich von Euch denken soll:--
|
|
Nehmt mir's nicht ungut, Nathan.--Wird sie nicht
|
|
Die Christin spielen müssen, unter Christen?
|
|
Und wird sie, was sie lange g'nug gespielt,
|
|
Nicht endlich werden? Wird den lautern Weizen,
|
|
Den Ihr gesät, das Unkraut endlich nicht
|
|
Ersticken?--Und das kümmert Euch so wenig?
|
|
Dem ungeachtet könnt Ihr sagen--Ihr?
|
|
Daß sie bei ihrem Bruder sich nicht übel
|
|
Befinden werde?
|
|
|
|
Nathan. Denk ich! hoff ich!--Wenn
|
|
Ihr ja bei ihm was mangeln sollte, hat
|
|
Sie Euch und mich denn nicht noch immer?--
|
|
|
|
Tempelherr. Oh!
|
|
Was wird bei ihm ihr mangeln können! Wird
|
|
Das Brüderchen mit Essen und mit Kleidung,
|
|
Mit Naschwerk und mit Putz, das Schwesterchen
|
|
Nicht reichlich g'nug versorgen? Und was braucht
|
|
Ein Schwesterchen denn mehr?--Ei freilich: auch
|
|
Noch einen Mann!--Nun, nun, auch den, auch den
|
|
Wird ihr das Brüderchen zu seiner Zeit
|
|
Schon schaffen; wie er immer nur zu finden!
|
|
Der Christlichste der Beste!--Nathan, Nathan!
|
|
Welch einen Engel hattet Ihr gebildet,
|
|
Den Euch nun andre so verhunzen werden!
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Hat keine Not! Er wird sich unsrer Liebe
|
|
Noch immer wert genug behaupten.
|
|
|
|
Tempelherr. Sagt
|
|
Das nicht! Von meiner Liebe sagt das nicht!
|
|
Denn die läßt nichts sich unterschlagen; nichts.
|
|
Es sei auch noch so klein! Auch keinen Namen!
|
|
Doch halt!--Argwohnt sie wohl bereits, was mit
|
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Ihr vorgeht?
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Nathan. Möglich; ob ich schon nicht wüßte,
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Woher?
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Tempelherr. Auch eben viel; sie soll--sie muß
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In beiden Fällen, was ihr Schicksal droht,
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Von mir zuerst erfahren. Mein Gedanke,
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Sie eher wieder nicht zu sehn, zu sprechen,
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Als bis ich sie die Meine nennen dürfe,
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Fällt weg. Ich eile...
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Nathan. Bleibt! wohin?
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Tempelherr. Zu ihr!
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Zu sehn, ob diese Mädchenseele Manns genug
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Wohl ist, den einzigen Entschluß zu fassen,
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Der ihrer würdig wäre!
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Nathan. Welchen?
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Tempelherr. Den:
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Nach Euch und ihrem Bruder weiter nicht
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Zu fragen--
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Nathan. Und?
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Tempelherr. Und mir zu folgen;--wenn
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Sie drüber eines Muselmannes Frau
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Auch werden müßte.
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Nathan. Bleibt! Ihr trefft sie nicht.
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Sie ist bei Sittah, bei des Sultans Schwester.
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Tempelherr.
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Seit wenn? warum?
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Nathan. Und wollt Ihr da bei ihnen
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Zugleich den Bruder finden: kommt nur mit.
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Tempelherr.
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Den Bruder? welchen? Sittahs oder Rechas?
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Nathan.
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Leicht beide. Kommt nur mit! Ich bitt Euch, kommt!
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(Er führt ihn fort.)
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Sechster Auftritt
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(Szene: in Sittahs Harem.)
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Sittah und Recha in Unterhaltung begriffen.
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Sittah.
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Was freu ich mich nicht deiner, süßes Mädchen!--
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Sei so beklemmt nur nicht! so angst! so schüchtern!--
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Sei munter! sei gesprächiger! vertrauter!
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Recha.
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Prinzessin....
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Sittah. Nicht doch! nicht Prinzessin! Nenn
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Mich Sittah,--deine Freundin,--deine Schwester.
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Nenn mich dein Mütterchen!--Ich könnte das
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Ja schier auch sein.--So jung! so klug! so fromm!
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Was du nicht alles weißt! nicht alles mußt
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Gelesen haben!
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Recha. Ich gelesen?--Sittah,
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Du spottest deiner kleinen albern Schwester.
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Ich kann kaum lesen.
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Sittah. Kannst kaum, Lügnerin!
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Recha.
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Ein wenig meines Vaters Hand!--Ich meinte,
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Du sprächst von Büchern.
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Sittah. Allerdings! von Büchern.
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Recha.
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Nun, Bücher wird mir wahrlich schwer zu lesen!
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Sittah. Im Ernst?
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Recha. In ganzem Ernst. Mein Vater liebt
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Die kalte Buchgelehrsamkeit, die sich
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Mit toten Zeichen ins Gehirn nur drückt,
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Zu wenig.
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Sittah. Ei, was sagst du!--Hat indes
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Wohl nicht sehr unrecht!--Und so manches, was
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Du weißt...?
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Recha. Weiß ich allein aus seinem Munde
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Und könnte bei dem meisten dir noch sagen,
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Wie? wo? warum? er mich's gelehrt.
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Sittah. So hängt
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Sich freilich alles besser an. So lernt
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Mit eins die ganze Seele.--
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Recha. Sicher hat
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Auch Sittah wenig oder nichts gelesen!
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Sittah.
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Wieso?--Ich bin nicht stolz aufs Gegenteil.
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Allein wieso? Dein Grund! Sprich dreist. Dein Grund?
|
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|
Recha.
|
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Sie ist so schlecht und recht; so unverkünstelt;
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|
So ganz sich selbst nur ähnlich...
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Sittah. Nun?
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Recha. Das sollen
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Die Bücher uns nur selten lassen! sagt
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Mein Vater.
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Sittah. O was ist dein Vater für
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Ein Mann!
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Recha. Nicht wahr?
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Sittah. Wie nah er immer doch
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Zum Ziele trifft!
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Recha. Nicht wahr?--Und diesen Vater--
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Sittah.
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Was ist dir, Liebe?
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Recha. Diesen Vater--
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Sittah. Gott!
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Du weinst?
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Recha. Und diesen Vater--Ah! es muß
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Heraus! Mein Herz will Luft, will Luft...
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(Wirft sich, von Tränen überwältiget, zu ihren Füßen.)
|
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|
Sittah. Kind, was
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Geschieht dir? Recha?
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|
Recha. Diesen Vater soll--
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Soll ich verlieren!
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|
Sittah. Du? verlieren? ihn?
|
|
Wie das?--Sei ruhig!--Nimmermehr!--Steh auf!
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|
Recha.
|
|
Du sollst vergebens dich zu meiner Freundin,
|
|
Zu meiner Schwester nicht erboten haben!
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|
Sittah.
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|
Ich bin's ja! bin's!--Steh doch nur auf! Ich muß
|
|
Sonst Hilfe rufen.
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Recha (die sich ermannt und aufsteht).
|
|
Ah! verzeih! vergib!
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|
Mein Schmerz hat mich vergessen machen, wer
|
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Du bist. Vor Sittah gilt kein Winseln, kein
|
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Verzweifeln. Kalte, ruhige Vernunft
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Will alles über sie allein vermögen.
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Wes Sache diese bei ihr führt, der siegt!
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|
Sittah.
|
|
Nun dann?
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|
Recha. Nein; meine Freundin, meine Schwester
|
|
Gibt das nicht zu! Gibt nimmer zu, daß mir
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|
Ein andrer Vater aufgedrungen werde!
|
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|
Sittah.
|
|
Ein andrer Vater? aufgedrungen? dir?
|
|
Wer kann das? kann das auch nur wollen, Liebe?
|
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|
|
Recha.
|
|
Wer? Meine gute böse Daja kann
|
|
Das wollen,--will das können.--ja; du kennst
|
|
Wohl diese gute böse Daja nicht?
|
|
Nun, Gott vergeb' es ihr!--belohn' es ihr!
|
|
Sie hat mir so viel Gutes,--so viel Böses
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|
Erwiesen!
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|
Sittah. Böses dir?--So muß sie Gutes
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Doch wahrlich wenig haben.
|
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|
Recha. Doch! recht viel,
|
|
Recht viel!
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|
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|
Sittah. Wer ist sie?
|
|
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Recha. Eine Christin, die
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|
In meiner Kindheit mich gepflegt; mich so
|
|
Gepflegt!--Du glaubst nicht!--Die mir eine Mutter
|
|
So wenig missen lassen!--Gott vergelt'
|
|
Es ihr!--Die aber mich auch so geängstet!
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|
Mich so gequält!
|
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Sittah. Und über was? warum?
|
|
Wie?
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|
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|
Recha. Ach! die arme Frau--ich sag dir's ja
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Ist eine Christin;--muß aus Liebe quälen;
|
|
Ist eine von den Schwärmerinnen, die
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|
Den allgemeinen, einzig wahren Weg
|
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Nach Gott zu wissen wähnen!
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Sittah. Nun versteh ich!
|
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|
Recha.
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Und sich gedrungen fühlen, einen jeden,
|
|
Der dieses Wegs verfehlt, darauf zu lenken.--
|
|
Kaum können sie auch anders. Denn ist's wahr,
|
|
Daß dieser Weg allein nur richtig führt:
|
|
Wie sollen sie gelassen ihre Freunde
|
|
Auf einem andern wandeln sehn,--der ins
|
|
Verderben stürzt, ins ewige Verderben?
|
|
Es müßte möglich sein, denselben Menschen
|
|
Zur selben Zeit zu lieben und zu hassen.--
|
|
Auch ist's das nicht, was endlich laute Klagen
|
|
Mich über sie zu führen zwingt. Ihr Seufzen,
|
|
Ihr Warnen, ihr Gebet, ihr Drohen hätt'
|
|
Ich gern noch länger ausgehalten; gern!
|
|
Es brachte mich doch immer auf Gedanken,
|
|
Die gut und nützlich. Und wem schmeichelt's doch
|
|
Im Grunde nicht, sich gar so wert und teuer,
|
|
Von wem's auch sei, gehalten fühlen, daß
|
|
Er den Gedanken nicht ertragen kann,
|
|
Er müss' einmal auf ewig uns entbehren!
|
|
|
|
Sittah.
|
|
Sehr wahr!
|
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|
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Recha. Allein--allein--das geht zu weit!
|
|
Dem kann ich nichts entgegensetzen; nicht
|
|
Geduld, nicht Überlegung; nichts!
|
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|
Sittah. Was? wem?
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Recha.
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Was sie mir eben itzt entdeckt will haben.
|
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Sittah.
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Entdeckt? und eben itzt?
|
|
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|
Recha. Nur eben itzt!
|
|
Wir nahten, auf dem Weg hierher, uns einem
|
|
Verfallnen Christentempel. Plötzlich stand
|
|
Sie still; schien mit sich selbst zu kämpfen; blickte
|
|
Mit nassen Augen bald gen Himmel, bald
|
|
Auf mich. Komm, sprach sie endlich, laß uns hier
|
|
Durch diesen Tempel in die Richte gehn!
|
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Sie geht; ich folg ihr, und mein Auge schweift
|
|
Mit Graus die wankenden Ruinen durch.
|
|
Nun steht sie wieder; und ich sehe mich
|
|
An den versunknen Stufen eines morschen
|
|
Altars mit ihr. Wie ward mir? als sie da
|
|
Mit heißen Tränen, mit gerungnen Händen
|
|
Zu meinen Füßen stürzte...
|
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Sittah. Gutes Kind!
|
|
|
|
Recha.
|
|
Und bei der Göttlichen, die da wohl sonst
|
|
So manch Gebet erhört, so manches Wunder
|
|
Verrichtet habe, mich beschwor;--mit Blicken
|
|
Des wahren Mitleids mich beschwor, mich meiner
|
|
Doch zu erbarmen!--Wenigstens, ihr zu
|
|
Vergeben, wenn sie mir entdecken müsse,
|
|
Was ihre Kirch' auf mich für Anspruch habe.
|
|
|
|
Sittah.
|
|
(Unglückliche!--Es ahnte mir!)
|
|
|
|
Recha. Ich sei
|
|
Aus christlichem Geblüte; sei getauft;
|
|
Sei Nathans Tochter nicht; er nicht mein Vater!--
|
|
Gott! Gott! Er nicht mein Vater!--Sittah! Sittah!
|
|
Sieh mich aufs neu' zu deinen Füßen...
|
|
|
|
Sittah. Recha!
|
|
Nicht doch! steh auf!--Mein Bruder kömmt! steh auf!
|
|
|
|
|
|
|
|
Siebenter Auftritt
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|
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|
Saladin und die Vorigen.
|
|
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Was gibt's hier, Sittah?
|
|
|
|
Sittah. Sie ist von sich! Gott!
|
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|
Saladin.
|
|
Wer ist's?
|
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Sittah. Du weißt ja...
|
|
|
|
Saladin. Unsers Nathans Tochter?
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|
Was fehlt ihr?
|
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|
Sittah. Komm doch zu dir, Kind!--Der Sultan...
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Recha (die sich auf den Knien zu Saladins Füßen schleppt, den Kopf
|
|
zur Erde gesenkt).
|
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Ich steh nicht auf! nicht eher auf!--mag eher
|
|
Des Sultans Antlitz nicht erblicken!--eher
|
|
Den Abglanz ewiger Gerechtigkeit
|
|
Und Güte nicht in seinen Augen, nicht
|
|
Auf seiner Stirn bewundern...
|
|
|
|
Saladin. Steh... steh auf!
|
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|
Recha.
|
|
Eh' er mir nicht verspricht...
|
|
|
|
Saladin. Komm! ich verspreche...
|
|
Sei was es will!
|
|
|
|
Recha. Nicht mehr, nicht weniger,
|
|
Als meinen Vater mir zu lassen; und
|
|
Mich ihm!--Noch weiß ich nicht, wer sonst mein Vater
|
|
Zu sein verlangt;--verlangen kann. Will's auch
|
|
Nicht wissen. Aber macht denn nur das Blut
|
|
Den Vater? nur das Blut?
|
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|
Saladin (der sie aufhebt).
|
|
Ich merke wohl!--
|
|
Wer war so grausam denn, dir selbst--dir selbst
|
|
Dergleichen in den Kopf zu setzen? Ist
|
|
Es denn schon völlig ausgemacht? erwiesen?
|
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|
Recha.
|
|
Muß wohl! Denn Daja will von meiner Amm'
|
|
Es haben.
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|
Saladin. Deiner Amme!
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|
Recha. Die es sterbend
|
|
Ihr zu vertrauen sich verbunden fühlte.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Gar sterbend!--Nicht auch faselnd schon? Und wär's
|
|
Auch wahr!--Jawohl: das Blut, das Blut allein
|
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Macht lange noch den Vater nicht! macht kaum
|
|
Den Vater eines Tieres! gibt zum höchsten
|
|
Das erste Recht, sich diesen Namen zu
|
|
Erwerben!--Laß dir doch nicht bange sein!
|
|
Und weißt du was? Sobald der Väter zwei
|
|
Sich um dich streiten:--laß sie beide; nimm
|
|
Den dritten!--Nimm dann mich zu deinem Vater!
|
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|
Sittah.
|
|
O tu's! o tu's!
|
|
|
|
Saladin. Ich will ein guter Vater,
|
|
Recht guter Vater sein!--Doch halt! mir fällt
|
|
Noch viel was Bessers bei.--Was brauchst du denn
|
|
Der Väter überhaupt? Wenn sie nun sterben?
|
|
Beizeiten sich nach einem umgesehn,
|
|
Der mit uns um die Wette leben will!
|
|
Kennst du noch keinen?...
|
|
|
|
Sittah. Mach sie nicht erröten!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Das hab ich allerdings mir vorgesetzt.
|
|
Erröten macht die Häßlichen so schön:
|
|
Und sollte Schöne nicht noch schöner machen?--
|
|
Ich habe deinen Vater Nathan; und
|
|
Noch einen--einen noch hierher bestellt.
|
|
Errätst du ihn?--Hierher! Du wirst mir doch
|
|
Erlauben, Sittah?
|
|
|
|
Sittah. Bruder!
|
|
|
|
Saladin. Daß du ja
|
|
Vor ihm recht sehr errötest, liebes Mädchen!
|
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|
|
Recha.
|
|
Vor wem? erröten?...
|
|
|
|
Saladin. Kleine Heuchlerin!
|
|
Nun, so erblasse lieber!--Wie du willst
|
|
Und kannst!--
|
|
|
|
(Eine Sklavin tritt herein und nahet sich Sittah.)
|
|
|
|
Sie sind doch etwa nicht schon da?
|
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|
|
Sittah (zur Sklavin).
|
|
Gut! laß sie nur herein.--Sie sind es, Bruder!
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|
|
Letzter Auftritt
|
|
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|
Nathan und der Tempelherr zu den Vorigen.
|
|
|
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|
|
Saladin.
|
|
Ah, meine guten lieben Freunde!--Dich,
|
|
Dich, Nathan, muß ich nur vor allen Dingen
|
|
Bedeuten, daß du nun, sobald du willst,
|
|
Dein Geld kannst wieder holen lassen!
|
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|
|
Nathan. Sultan!
|
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|
|
Saladin.
|
|
Nun steh ich auch zu deinen Diensten.
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Nathan. Sultan!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Die Karawan' ist da. Ich bin so reich
|
|
Nun wieder, als ich lange nicht gewesen.
|
|
Komm, sag mir, was du brauchst, so recht was Großes
|
|
Zu unternehmen! Denn auch ihr, auch ihr,
|
|
Ihr Handelsleute, könnt des baren Geldes
|
|
Zuviel nie haben!
|
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|
|
Nathan. Und warum zuerst
|
|
Von dieser Kleinigkeit?--Ich sehe dort
|
|
Ein Aug' in Tränen, das zu trocknen, mir
|
|
Weit angelegner ist. (Geht auf Recha zu.)
|
|
Du hast geweint?
|
|
Was fehlt dir?--bist doch meine Tochter noch?
|
|
|
|
Recha.
|
|
Mein Vater!...
|
|
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|
Nathan. Wir verstehen uns. Genug!--
|
|
Sei heiter! Sei gefaßt! Wenn sonst dein Herz
|
|
Nur dein noch ist! Wenn deinem Herzen sonst
|
|
Nur kein Verlust nicht droht!--Dein Vater ist
|
|
Dir unverloren!
|
|
|
|
Recha. Keiner, keiner sonst!
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Sonst keiner?--Nun! so hab ich mich betrogen.
|
|
Was man nicht zu verlieren fürchtet, hat
|
|
Man zu besitzen nie geglaubt, und nie
|
|
Gewünscht.--Recht wohl! recht wohl!--Das ändert, Nathan,
|
|
Das ändert alles!--Saladin, wir kamen
|
|
Auf dein Geheiß. Allein, ich hatte dich
|
|
Verleitet; itzt bemüh dich nur nicht weiter!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Wie gach nun wieder, junger Mann!--Soll alles
|
|
Dir denn entgegenkommen? Alles dich
|
|
Erraten?
|
|
|
|
Tempelherr. Nun du hörst ja! siehst ja, Sultan!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Ei wahrlich!--Schlimm genug, daß deiner Sache
|
|
Du nicht gewisser warst!
|
|
|
|
Tempelherr. So bin ich's nun.
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Wer so auf irgendeine Wohltat trotzt,
|
|
Nimmt sie zurück. Was du gerettet, ist
|
|
Deswegen nicht dein Eigentum. Sonst wär'
|
|
Der Räuber, den sein Geiz ins Feuer jagt,
|
|
So gut ein Held wie du!
|
|
|
|
(Auf Recha zugehend, um sie dem Tempelherrn zuzuführen.)
|
|
|
|
Komm, liebes Mädchen,
|
|
Komm! Nimm's mit ihm nicht so genau. Denn wär'
|
|
Er anders; wär' er minder warm und stolz:
|
|
Er hätt' es bleibenlassen, dich zu retten.
|
|
Du mußt ihm eins fürs andre rechnen.--Komm!
|
|
Beschäm ihn! tu, was ihm zu tun geziemte!
|
|
Bekenn ihm deine Liebe! trage dich ihm an!
|
|
Und wenn er dich verschmäht; dir's je vergißt,
|
|
Wie ungleich mehr in diesem Schritte du
|
|
Für ihn getan, als er für dich... Was hat
|
|
Er denn für dich getan? Ein wenig sich
|
|
Beräuchern lassen! ist was Rechts!--so hat
|
|
Er meines Bruders, meines Assad, nichts!
|
|
So trägt er seine Larve, nicht sein Herz.
|
|
Komm, Liebe...
|
|
|
|
Sittah. Geh! geh, Liebe, geh! Es ist
|
|
Für deine Dankbarkeit noch immer wenig;
|
|
Noch immer nichts.
|
|
|
|
Nathan. Halt Saladin! halt Sittah!
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Auch du?
|
|
|
|
Nathan. Hier hat noch einer mitzusprechen...
|
|
|
|
Saladin.
|
|
Wer leugnet das?--Unstreitig, Nathan, kömmt
|
|
So einem Pflegevater eine Stimme
|
|
Mit zu! Die erste, wenn du willst.--Du hörst,
|
|
Ich weiß der Sache ganze Lage.
|
|
|
|
Nathan. Nicht so ganz!--
|
|
Ich rede nicht von mir. Es ist ein andrer;
|
|
Weit, weit ein andrer, den ich, Saladin,
|
|
Doch auch vorher zu hören bitte.
|
|
|
|
Saladin.--Wer?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ihr Bruder!
|
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|
Saladin. Rechas Bruder?
|
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Nathan. Ja!
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|
|
Recha. Mein Bruder?
|
|
So hab ich einen Bruder?
|
|
|
|
Tempelherr (aus seiner wilden, stummen Zerstreuung auffahrend).
|
|
Wo? wo ist
|
|
Er, dieser Bruder? Noch nicht hier? Ich sollt'
|
|
Ihn hier ja treffen.
|
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|
|
Nathan. Nur Geduld!
|
|
|
|
Tempelherr (äußerst bitter). Er hat
|
|
Ihr einen Vater aufgebunden:--wird
|
|
Er keinen Bruder für sie finden?
|
|
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|
Saladin. Das
|
|
Hat noch gefehlt! Christ! ein so niedriger
|
|
Verdacht wär' über Assads Lippen nicht
|
|
Gekommen.--Gut! fahr nur so fort!
|
|
|
|
Nathan. Verzeih
|
|
Ihm!--Ich verzeih ihm gern.--Wer weiß, was wir
|
|
An seiner Stell', in seinem Alter dächten!
|
|
(Freundschaftlich auf ihn zugehend.)
|
|
Natürlich, Ritter!--Argwohn folgt auf Mißtraun!--
|
|
Wenn Ihr mich Eures wahren Namens gleich
|
|
Gewürdigt hättet...
|
|
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|
Tempelherr. Wie?
|
|
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|
Nathan. Ihr seid kein Stauffen!
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Wer bin ich denn?
|
|
|
|
Nathan. Heißt Curd von Stauffen nicht!
|
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|
|
Tempelherr.
|
|
Wie heiß ich denn?
|
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|
Nathan. Heißt Leu von Filnek.
|
|
|
|
Tempelherr. Wie?
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Ihr stutzt?
|
|
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|
Tempelherr. Mit Recht! Wer sagt das?
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Nathan. Ich; der mehr,
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|
Noch mehr Euch sagen kann. Ich straf indes
|
|
Euch keiner Lüge.
|
|
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|
Tempelherr. Nicht?
|
|
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|
Nathan. Kann doch wohl sein,
|
|
Daß jener Nam' Euch ebenfalls gebührt.
|
|
|
|
Tempelherr.
|
|
Das sollt' ich meinen!--(Das hieß Gott ihn sprechen!)
|
|
|
|
Nathan.
|
|
Denn Eure Mutter--die war eine Stauffin.
|
|
Ihr Bruder, Euer Ohm, der Euch erzogen,
|
|
Dem Eure Eltern Euch in Deutschland ließen,
|
|
Als, von dem rauhen Himmel dort vertrieben,
|
|
Sie wieder hierzulande kamen:--Der
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Hieß Curd von Stauffen; mag an Kindes Statt
|
|
Vielleicht Euch angenommen haben!--Seid
|
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Ihr lange schon mit ihm nun auch herüber-
|
|
Gekommen? Und er lebt doch noch?
|
|
|
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Tempelherr. Was soll
|
|
Ich sagen?--Nathan!--Allerdings! So ist's!
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Er selbst ist tot. Ich kam erst mit der letzten
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Verstärkung unsers Ordens.--Aber, aber--
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Was hat mit diesem allen Rechas Bruder
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Zu schaffen?
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Nathan. Euer Vater...
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Tempelherr. Wie? auch den
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Habt Ihr gekannt? Auch den?
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Nathan. Er war mein Freund.
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Tempelherr.
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War Euer Freund? Ist's möglich, Nathan!...
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Nathan. Nannte
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Sich Wolf von Filnek; aber war kein Deutscher...
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Tempelherr.
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Ihr wißt auch das?
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Nathan. War einer Deutschen nur
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Vermählt; war Eurer Mutter nur nach Deutschland
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Auf kurze Zeit gefolgt...
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Tempelherr. Nicht mehr! Ich bitt
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Euch!--Aber Rechas Bruder? Rechas Bruder...
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Nathan.
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Seid Ihr!
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Tempelherr. Ich? ich ihr Bruder?
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Recha. Er mein Bruder?
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Sittah.
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Geschwister!
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Saladin. Sie Geschwister!
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Recha (will auf ihn zu). Ah! mein Bruder!
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Tempelherr (tritt zurück).
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Ihr Bruder!
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Recha (hält an, und wendet sich zu Nathan).
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Kann nicht sein! nicht sein! Sein Herz
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Weiß nichts davon!--Wir sind Betrüger! Gott!
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Saladin (zum Tempelherrn).
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Betrüger? wie? Das denkst du? kannst du denken?
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Betrüger selbst! Denn alles ist erlogen
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An dir: Gesicht und Stimm' und Gang! Nichts dein!
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So eine Schwester nicht erkennen wollen! Geh!
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Tempelherr (sich demütig ihm nahend).
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Mißdeut auch du nicht mein Erstaunen, Sultan!
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Verkenn in einem Augenblick', in dem
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Du schwerlich deinen Assad je gesehen,
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Nicht ihn und mich! (Auf Nathan zueilend.)
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Ihr nehmt und gebt mir, Nathan!
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Mit vollen Händen beides!--Nein! Ihr gebt
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Mir mehr, als Ihr mir nehmt! unendlich mehr!
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(Recha um den Hals fallend.)
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Ah! meine Schwester! meine Schwester!
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Nathan. Blanda
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Von Filnek.
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Tempelherr. Blanda? Blanda?--Recha nicht?
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Nicht Eure Recha mehr?--Gott! Ihr verstoßt
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Sie! gebt ihr ihren Christennamen wieder!
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Verstoßt sie meinetwegen!--Nathan! Nathan!
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Warum es sie entgelten lassen? sie!
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Nathan.
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Und was?--O meine Kinder! meine Kinder!
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Denn meiner Tochter Bruder wär' mein Kind
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Nicht auch,--sobald er will?
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(Indem er sich ihren Umarmungen überläßt, tritt Saladin mit unruhigem
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Erstaunen zu seiner Schwester.)
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Saladin. Was sagst du, Schwester?
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Sittah.
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Ich bin gerührt...
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Saladin. Und ich,--ich schaudere
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Vor einer größern Rührung fast zurück!
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Bereite dich nur drauf, so gut du kannst.
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Sittah.
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Wie?
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Saladin. Nathan, auf ein Wort! ein Wort!
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(Indem Nathan zu ihm tritt, tritt Sittah zu dem Geschwister, ihm
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ihre Teilnahme zu bezeigen; und Nathan und Saladin sprechen leiser.)
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Hör! hör doch, Nathan! Sagtest du vorhin
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Nicht--?
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Nathan. Was?
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Saladin. Aus Deutschland sei ihr Vater nicht
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Gewesen; ein geborner Deutscher nicht.
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Was war er denn? Wo war er sonst denn her?
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Nathan.
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Das hat er selbst mir nie vertrauen wollen.
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Aus seinem Munde weiß ich nichts davon.
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Saladin.
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Und war auch sonst kein Frank? kein Abendländer?
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Nathan.
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Oh! daß er der nicht sei, gestand er wohl.
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Er sprach am liebsten Persisch...
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Saladin. Persisch? Persisch?
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Was will ich mehr?--Er ist's! Er war es!
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Nathan. Wer?
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Saladin.
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Mein Bruder! ganz gewiß! Mein Assad! ganz
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Gewiß!
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Nathan. Nun, wenn du selbst darauf verfällst:--
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Nimm die Versichrung hier in diesem Buche!
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(Ihm das Brevier überreichend.)
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Saladin (es begierig aufschlagend).
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Ah! seine Hand! Auch die erkenn ich wieder!
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Nathan.
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Noch wissen sie von nichts! Noch steht's bei dir
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Allein, was sie davon erfahren sollen!
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Saladin (indes er darin geblättert).
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Ich meines Bruders Kinder nicht erkennen?
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Ich meine Neffen--meine Kinder nicht?
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Sie nicht erkennen? ich? Sie dir wohl lassen?
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(Wieder laut.)
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Sie sind's! Sie sind es, Sittah, sind's! Sie sind's!
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Sind beide meines... deines Bruders Kinder!
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(Er rennt in ihre Umarmungen.)
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Sittah (ihm folgend).
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Was hör ich!--Konnt's auch anders, anders sein!--
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Saladin (zum Tempelherrn).
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Nun mußt du doch wohl, Trotzkopf, mußt mich lieben!
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(Zu Recha.)
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Nun bin ich doch, wozu ich mich erbot?
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Magst wollen, oder nicht!
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Sittah. Ich auch! ich auch!
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Saladin (zum Tempelherrn zurück).
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Mein Sohn! mein Assad! meines Assads Sohn!
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Tempelherr.
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Ich deines Bluts!--So waren jene Träume,
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Womit man meine Kindheit wiegte, doch--
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Doch mehr als Träume!
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(Ihm zu Füßen fallend.)
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Saladin (ihn aufhebend).
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Seht den Bösewicht!
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Er wußte was davon, und konnte mich
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Zu seinem Mörder machen wollen! Wart!
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(Unter stummer Wiederholung allseitiger Umarmungen fällt der Vorhang.)
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Ephraim Lessing.
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